Europas Naturerbe sichern Bayerns Heimat bewahren
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- Paula Ursler
- vor 7 Jahren
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1 Europäisches Naturerbe Natura 2000 Allacher Forst und Angerlohe FFH-Gebiet im Landkreis München Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung des Managementplans am Foto: Liegendes Totholz mit Pilzkonsole im Eichen-Hainbuchenwald; D. Janker Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg in Zusammenarbeit mit Natura 2000-Kartierteam AELF Ebersberg, Regierung von Oberbayern, Sachgebiet 51 Naturschutz, Untere Naturschutzbehörde München
2 Programm Moderation Helmut Knauer Gebietsbetreuer Natura 2000 AELF Ebersberg Begrüßung Helmut Knauer Gebietsbetreuer Natura 2000 AELF Ebersberg NATURA 2000 Allgemeines und Hintergründe Überblick über das Gebiet, Lebensraumtypen im Wald, Grundzüge der Kartierung und Managementplanung Helmut Knauer Gebietsbetreuer Natura 2000 AELF Ebersberg Daniela Janker Regionales Kartierteam Oberbayern AELF Ebersberg Lebensraumtypen und Arten im Offenland Daniel Fuchs PAN GmbH, München Fragen, Wünsche und Diskussion alle Weiteres Vorgehen Zusammenfassung der Ergebnisse Helmut Knauer Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg in Zusammenarbeit mit Natura 2000-Kartierteam AELF Ebersberg, Regierung von Oberbayern, Sachgebiet 51 Naturschutz, Untere Naturschutzbehörde München
3 Was ist Natura 2000? In den europäischen Mitgliedsstaaten soll die biologische Vielfalt der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Pflanzen und Tiere aufrechterhalten werden. Grundlage für den Aufbau des europäischen Biotopverbundnetzes mit der Bezeichnung Natura 2000 sind die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG FFH-RL) und die Vogelschutz- Richtlinie 79/409/EWG (kurz VS-RL). Wesentliche Bestandteile beider Richtlinien sind Anhänge, in denen Lebensräume, Arten sowie einzelne Verfahrensschritte benannt und geregelt werden. Neuerung: Zum ist die Bayerische Natura 2000-Verordnung in Kraft getreten. Sie enthält die Regelungen zu den Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH-Gebieten) wie auch zu den Europäischen Vogelschutzgebieten. Die bisherige Bayerische Vogelschutzverordnung (VoGEV) vom 12. Juli 2006 tritt damit außer Kraft. Mit der Bayerischen Natura Verordnung wird die erforderliche Umsetzung der zugrundeliegenden europäischen Richtlinien (FFH-RL und VS-RL) sichergestellt. 1 Warum ein Managementplan? Die EU fordert einen guten Erhaltungszustand für die Natura 2000 Gebiete. Naturschutz- und Forstbehörden erfassen und bewerten dazu im sogenannten Managementplan Lebensräume und Arten und formulieren Vorschläge für zweckmäßige Erhaltungsmaßnahmen dieser Schutzgüter. Für Grundstückseigentümer und Nutzer hat der Managementplan lediglich Hinweischarakter, er ist nicht rechtsverbindlich. Bei der Nutzung ist allein das Verschlechterungsverbot maßgeblich. Die Durchführung geplanter Maßnahmen ist für die Eigentümer und Nutzer freiwillig und soll gegebenenfalls gegen Entgelt erfolgen. Information aller Beteiligten Zusammenarbeit am Runden Tisch Bereits vor der Erarbeitung des Managementplan-Entwurfs werden betroffene Grundeigentümer, Gemeinden, Träger öffentlicher Belange und Verbände durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg zusammen mit der Regierung von Oberbayern (ROB) und der unteren Naturschutzbehörde erstmals informiert. Federführend für das Gebietsmanagement im FFH-Gebiet "Allacher Forst und Angerlohe" ist die Forstverwaltung, die Naturschutzverwaltung erstellt den Fachbeitrag für die Offenlandflächen. Die Umsetzung von Natura 2000 ist grundsätzlich Staatsaufgabe. Natura 2000 bietet aber im Rahmen des Runden Tisches ein Gesprächs-forum, in dem alle Belange naturschutzfachliche, soziale und ökonomische eingebracht werden können. Denn: Ob als direkt betroffener Grundeigentümer oder Nutzer. Ob Behörden- oder Verbandsvertreter nur durch gemeinsames Handeln können wir unsere bayerische Natur- und Kulturlandschaft dauerhaft bewahren. 1 Weiterführende Infos: Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 2 von 10
4 Bedeutung des Gebiets Das FFH-Gebiet Allacher Forst und Angerlohe ( ) beherbergt die großflächigsten Lohwaldrestbestände des ehemaligen Lohwaldgürtels mit Hutewald- und Magerrasenrelikten auf der Münchner Schotterebene. Die Eichen-Hainbuchenwälder in diesem Gebiet bilden den Repräsentanz-Schwerpunkt dieses Lebensraumtyps im gesamten Naturraum Münchener Ebene. Für die Meldung als FFH-Gebiet waren vor allem die bereits erwähnten Eichen- Hainbuchenwälder sowie die Vielzahl von weiteren Biotopen und Lebensräumen und deren enge Verzahnung ausschlaggebend. Da der Lebensraumtyp Labkraut-Eichen- Hainbuchenwälder im südbayerischen Raum besonders selten ist (s. S. 7), hat er einen herausragenden Stellenwert und ist besonders erhaltenswert. Außerdem kommen naturnahe Kalk-Trockenrasen und Pfeifengraswiesen im Gebiet vor. Gesamtgröße: ca. 221 ha Wald: ca. 199 ha (90 %) Offenland: ca. 22 ha (10 %) Besitzverhältnisse Wald: Privat: ca. 109 ha (55 %) Freistaat Bayern: ca. 90 ha (45 %) Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 3 von 10
5 FFH-Schutzgüter im Gebiet Rechtsverbindliches Erhaltungsziel für das FFH-Gebiet ist die Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der im Standard-Datenbogen (SDB) 2 genannten FFH-Lebensraumtypen (Anhang I, FFH-RL) und FFH-Arten (Anhang II, FFH-RL). (Bayerische Natura 2000 Verordnung, Stand ) Lebensraumtypen im Gebiet nach FFH-RL (* = prioritäre LRT 3 ): LRT 6210* Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen) LRT 6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) LRT 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonigschluffigen Böden (Molinion caeruleae) LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum) Bestehende Schutzvorschriften neben Natura 2000 Naturschutzgebiet (NSG) Allacher Lohe Landschaftsschutzgebiet (LSG) Allacher Forst Landschaftsschutzgebiet (LSG) Angerlohe 2 Link zum Standarddatenbogen (SDB): 3 *) Definition prioritärer Lebensraumtyp (LRT) im Sinne der FFH-Richtlinie: die [ ] vom Verschwinden bedrohten natürlichen Lebensraumtypen, für deren Erhaltung der Gemeinschaft aufgrund der natürlichen Ausdehnung dieser Lebensraumtypen [ ] besondere Verantwortung zukommt Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 4 von 10
6 Lebensraumtypen im Offenland Kalkmagerrasen (LRT 6210/6210* Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)) Fotos: Kalkmagerrasen mit Karthäuser-Nelke, Natternkopf und Deutschem Backenklee (links); Helm-Knabenkraut (rechts); PAN GmbH Durch extensive Beweidung v. a. mit Schafen haben sich im Raum München auf flachgründigen und grundwasserfernen Böden artenreiche Kalkmagerrasen entwickelt. Von diesen sogenannten (Gras-)Haiden (nicht zu verwechseln mit den Zwergstrauchheiden bodensaurer Standorte) sind nach weitgehender Aufgabe der traditionellen Nutzung und dem Ausgreifen der Stadt ins Umland nur wenige Flächen übrig geblieben. So hat auch der Bau des Rangierbahnhofs München Nord zu erheblichen Verlusten an Haideflächen geführt. Umso wichtiger ist die Erhaltung der Kalkmagerrasen (LRT 6210) im FFH-Gebiet Allacher Forst und Angerlohe, die gemäß dem Arten- und Biotopschutzprogramm der Stadt München Teil von Biotopkomplexen überregionaler oder sogar landesweiter Bedeutung sind. Auf der Allacher Haide und den als Ausgleichsmaßnahme für den Rangierbahnhofsbau künstlich begründeten Biotopflächen nördlich der Angerlohe wachsen zwischen häufigen Arten wie Aufrechter Trespe (Bromus erectus), Schaf-Schwingel (Festuca ovina) und Gewöhnlichem Zittergras (Briza media) zahlreiche bayernweit gefährdete Pflanzenarten der Kalkmagerrasen, darunter der Deutsche Backenklee (Dorycnium germanicum), die Nelken- Sommerwurz (Orobanche caryophyllacea) und mehrere Arten, die Übergänge zu Pfeifengraswiesen anzeigen (LRT 6410, siehe S. 6); Orchideenvorkommen wie das des Helm- Knabenkrauts (Orchis militaris) können bei ausreichender Individuenzahl zur Ausweisung prioritärer Kalkmagerrasen (LRT 6210*) führen. Auch aus zoologischer Sicht sind die Haideflächen überaus wertvoll, leben hier doch mehrere stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Tagfalter-, Wildbienen- und Heuschreckenarten. Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 5 von 10
7 Pfeifengraswiesen (LRT 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig schluffigen Böden (Molinion-caeruleae)) Foto: Duft-Lauch auf einer wechseltrockenen Pfeifengraswiese; PAN GmbH Die auf Seite 5 im Zusammenhang mit dem LRT 6210 beschriebenen Haideflächen beherbergen auch Pflanzenarten, die typisch für wechseltrockene Pfeifengraswiesen sind, z. B. Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris), Gelbe Spargelerbse (Tetragonolobus maritimus) und Knollige Kratzdistel (Cirsium tuberosum). So verwundert es nicht, dass im späteren FFH- Gebiet Allacher Forst und Angerlohe während der Stadt-Biotopkartierung 1998 einige kleinflächige Pfeifengraswiesen (LRT 6410) erfasst worden sind. Diese Reste ehemals ungleich größerer Bestände stellen eine Besonderheit im Stadtgebiet dar, da gemäß dem Arten- und Biotopschutzprogramm aus ganz München lediglich 26 Pfeifengraswiesen mit zusammengenommen 2,5 ha Fläche bekannt sind (im Vergleich dazu 230 ha Kalkmagerrasen; Stand jeweils 1998). Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 6 von 10
8 Europas Naturerbe sichern Lebensraumtypen im Wald Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder auf wechseltrockenen Böden (LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)) Foto: Eichen-Hainbuchenwald im Allacher Forst; D. Janker Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder stocken auf frühjahrsfrischen, aber in der Vegetationsperiode immer wieder austrocknenden Standorten im warmen Hügelland. Sie weisen meist lichte Bestockungen auf. Die Basensättigung ist zumindest im Unterboden hoch, in Mulden und Tallagen besteht eine erhöhte Spätfrostgefahr. Die verminderte Konkurrenzkraft der Rotbuche (Fagus sylvatica) lässt lichtbedürftige Baumarten, wie z.b. Stieleiche (Quercus robur) zur Herrschaft gelangen. Typische Mischbaumarten sind Hainbuche (Carpinus betulus), Winterlinde (Tilia cordata) und Feldahorn (Acer campestre) sowie Kleinbäume und Sträucher wie Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea) und Strauch-Hasel (Corylus avellana). Eichen-Hainbuchenwälder zählen zu den holzarten- und strukturreichsten Wäldern in Bayern. Der natürliche Verbreitungsschwerpunkt dieses LRTs in Bayern liegt in den Becken- und Hügellagen Frankens. In Südbayern kommt er nur vereinzelt auf wärmebegünstigten aber meist spätfrostgefährdeten Lagen im Tertiären Hügelland und auf den Schotterplatten vor. Im FFH-Gebiet Allacher Forst und Angerlohe gehört der Lebensraumtyp somit zu den natürlichen Raritäten im südbayerischen Raum und ist daher besonders schützens- und erhaltenswert. Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 7 von 10
9 Gebietsbezogene Konkretisierungen der Erhaltungsziele Rechtsverbindliche Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet sind die Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der im Standarddatenbogen genannten Lebensraumtypen (Anhang I FFH-RL) und FFH-Arten (Anhang II FFH-RL). Die folgenden gebietsbezogenen Konkretisierungen 4 dienen der genaueren Interpretation dieser Erhaltungsziele aus Sicht der Naturschutzbehörden. Sie sind mit den Forst- und Wasserwirtschaftsbehörden abgestimmt. Tab. 1: Konkretisierte Erhaltungsziele (Stand: ) Erhalt des Allacher Forstes und der Angerlohe als großflächigsten Rest der Lohwälder im Raum München mit Resten ehemaliger Hutewälder und der Allacher Steppe. Erhalt des Biotopverbunds zwischen den Teilflächen sowie zu den Biotopen am Rangierbahnhof. 1. Erhalt ggf. Wiederherstellung der Grasheiden-Komplexe mit Naturnahen Kalk- Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), insbesondere der Bestände mit bemerkenswerten Orchideen, und der Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) in ihren wertgebenden, nutzungsgeprägten Ausbildungen sowie ihrer Übergangszonen zu Gehölzen (Waldmäntel und Säume) als Heiderelikte. Erhalt der (mäßig) nährstoffarmen Standorte, ohne Eutrophierung und Trittschäden. Erhalt der charakteristischen Arten. 2. Erhalt ggf. Wiederherstellung der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio- Carpinetum) mit ihren charakteristischen Arten. Erhalt ggf. Wiederherstellung der naturnahen Struktur, eines ausreichenden Angebots an Höhlenbäumen und Totholz sowie an lebensraumtypischen Altbäumen. 4 Link zur gebietsbezogenen Konkretisierung der Erhaltungsziele: 4_302.pdf Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 8 von 10
10 Ansprechpartner und weitere Informationen: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg, Bereich Forsten, Gebietsbetreuer Natura 2000 Ansprechpartner: Helmut Knauer Wasserburgerstraße 2, Ebersberg Tel Bearbeitung Wald und Gesamtbearbeitung: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg, Regionales Kartierteam Oberbayern Ansprechpartnerin: Daniela Janker Bahnhofstraße 23, Ebersberg Tel.: , Fax: Regierung von Oberbayern, Höhere Naturschutzbehörde, Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Hochhardt Maximilianstr. 39, München Tel.: , Fax: -2858, Bearbeitung Offenland: Planungsbüro PAN GmbH Rosenkavalierplatz 8, München Tel.: Untere Naturschutzbehörde München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung Hauptabteilung IV/5 Blumenstr München Tel Erstellung dieser Broschüre: Daniela Janker, AELF Ebersberg, Bahnhofstraße 23, Ebersberg Weitere Informationen zum europäischen Biotopverbund Natura 2000: Link des StMUV: Link des Bayer. LfU: Link der Bayer. LWF: Allacher Forst und Angerlohe ( ) Seite 9 von 10
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