Tierärztliche Hochschule Hannover

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1 Tierärztliche Hochschule Hannover Regelmäßige Beurteilung von Lahmheiten bei Milchkühen und die Auswirkung von Lahmheit auf die Milchleistung, die Fruchtbarkeit und den Gesundheitsstatus in verschiedenen Milchviehbetrieben INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae - (Dr. med. vet.) vorgelegt von Corina Orgel Ratzeburg Hannover 21

2 Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. M. Hoedemaker, Ph.D. Klinik für Rinder 1. Gutachterin: Prof. Dr. M. Hoedemaker, Ph.D. 2. Gutachter: Prof. Dr. P. Stadler Tag der mündlichen Prüfung:

3 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis... VI 1 Einleitung Literaturübersicht Lahmheitsursachen und Vorkommen Häufige Erkrankungen der Klaue und der Zehe Erosio ungulae (Ballenhornfäule) Dermatitis-digitalis-Komplex Dermatitis digitalis (Mortellaro`sche Krankheit) Dermatitis interdigitalis (Fäule) Phlegmona interdigitalis ( Panaritium, Zwischenklauenphlegmone) Hyperplasia interdigitalis (Limax) Fissura ungulae verticalis (vertikale Hornspalten) Fissura ungulae horizontalis (horizontale Hornspalten) Pododermatitis aseptica diffusa (Klauenrehe) Pododermatitis septica circumscripta (Rusterholzsches Sohlengeschwür) Pododermatitis septica circumscripta abaxialis (White Line Disease) Verschiedene Beurteilungsschemata von Lahmheiten Visuelle Lahmheitsbeurteilungssysteme Lahmheitsbeurteilung anhand der Gliedmaßenstellung und Gliedmaßenwinkelung Computergestütze Methoden zur Lahmheitserkennung Häufigkeiten von zu Lahmheit führenden Erkrankungen Häufigkeit von Lahmheiten Faktoren der Lahmheit Lahmheitshäufigkeiten in Betrieben Lahmheitshäufigkeiten in verschiedenen Haltungssystemen Lahmheitshäufigkeiten in Bezug zur Fütterung Lahmheitshäufigkeiten in verschiedenen Laktationsstadien Lahmheitshäufigkeiten in Abhängigkeit vom Alter der Tiere Lahmheitshäufigkeiten in Abhängigkeit von der Jahreszeit Einfluss von Lahmheiten Lahmheiten und Abkalbung Lahmheiten und Milchleistung Lahmheit und tägliche Milchleistung Lahmheit und 1-Tage-Leistung Lahmheit und 35-Tage-Leistung I

4 Inhaltsverzeichnis Lahmheiten und somatischer Zellgehalt der Milch Lahmheiten und Fruchtbarkeit Lahmheit und Rastzeit Lahmheit und Güstzeit Lahmheit und Zwischenkalbezeit Lahmheit und Gesamtträchtigkeitsrate Lahmheit und Trächtigkeitsindex Lahmheit und Erstbesamungserfolg Lahmheit und Konzeptionsrate Lahmheit und Krankheitshäufigkeiten Lahmheit und Milchfieber Lahmheit und Nachgeburtsverhaltung Lahmheit und Mastitis Lahmheit und Endometritis Lahmheit und Stoffwechselstörung Lahmheit und Labmagenverlagerung Lahmheit und Fruchtbarkeitsstörungen Material und Methoden Beschreibung der untersuchten Betriebe Allgemeines Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Vergleich der Betriebe Datenerhebung Aufbau der Studie Milchleistungsprüfung der Betriebe Ermittlung der Lahmheitsnoten Erfassung der Abkalbedaten, Erkrankungen und Abgänge Datenaufbereitung und statistische Analyse Datenaufbereitung Tage-Milchleistung Erkrankungen II

5 Inhaltsverzeichnis Krankheitsparameter Krankheitsinzidenz Inzidenzdichte Fruchtbarkeitsparameter Einteilung der Daten in Laktationsmonate Einteilung der Lahmheitsnoten Einteilung nach Anzahl der Laktationen Statistische Analyse Survival Analysis Multifaktorielle Varianzanalyse Logistische Regressionsanalyse Ergebnisse Beobachtete Population Lahmheitsnoten Lahmheitsnoten im Verlauf des Beobachtungszeitraums Lahmheitnoten im Laktationsverlauf Abkalbungen Milchleistung und somatische Zellgehalte Testtag-Milchleistung Tage- und 35-Tage-Leistung Milchzellgehalte Fruchtbarkeitskennzahlen Rast-, Güst- und Zwischenkalbezeiten Gesamtträchtigkeitsrate, Konzeptionsrate und Erstbesamungserfolg Trächtigkeitsindex Krankheitshäufigkeiten Krankheitsinzidenzen Laktationsinzidenzen Inzidenzdichten Einfluss der Lahmheitsnote Lahmheitsnoten und Aborte, Schwer- und Totgeburten Logistische Regression der Aborte, Schwer- und Totgeburten Lahmheitsnoten und Milchleistung Testtag-Milchleistungen Primipare Tiere Pluripare Tiere Multifaktorielle Varianzanalyse der Testtag-Milchleistungen III

6 Inhaltsverzeichnis Lahmheitsnoten und 1-Tage-Leistung Primipare Tiere Pluripare Tiere Multifaktorielle Varianzanalyse der 1-Tage-Leistung Lahmheitsnoten und 35-Tage-Leistung Primipare Tiere Pluripare Tiere Multifaktorielle Varianzanalyse der 35-Tage-Leistung Lahmheitsnoten und somatische Zellzahlen Alle Laktationen Primipare Tiere Pluripare Tiere Multifaktorielle Varianzanalyse des Zellgehaltes Lahmheitsnote und Fruchtbarkeit Rastzeit Kumulative Lahmheitsnoten Survival Analysis der Rastzeit Multifaktorielle Varianzanalyse der Rastzeit Güstzeit Kumulative Lahmheitsnoten Survival Analysis der Güstzeit Multifaktorielle Varianzanalyse der Güstzeit Zwischenkalbezeit Kumulative Lahmheitsnoten Multifaktorielle Varianzanalyse der Zwischenkalbezeit Gesamtträchtigkeitsrate Logistische Regression der Gesamtträchtigkeitsrate Konzeptionsrate Erstbesamungserfolg Logistische Regression des Erstbesamungserfolges Lahmheitsnote und Trächtigkeitsindex Multifaktorielle Varianzanalyse des Trächtigkeitsindex Lahmheitsnoten und Krankheitshäufigkeiten Krankheitshäufigkeiten innerhalb der einzelnen Laktationsmonate Primipare Tiere Pluripare Tiere Lahmheitsnoten im 1. Laktationsmonat und Krankheitshäufigkeiten im Verlauf der Laktation Primipare Tiere Pluripare Tiere Logistische Regression der Krankheitshäufigkeiten im Laktationsverlauf IV

7 Inhaltsverzeichnis Einfluss der Laktationsgruppe und der Lahmheitsnoten auf die untersuchten Parameter in der Übersicht Diskussion Datenerhebung Betriebe Methode der Lahmheitsbeurteilung Lahmheitshäufigkeiten in der untersuchten Population Lahmheitsprävalenz im Beobachtungszeitraum Lahmheitsprävalenzen bei primiparen und pluriparen Tieren im Laktationsverlauf Einfluss der Lahmheitsnote Lahmheit und Abkalbung Lahmheit und Milchleistung Lahmheit und Milchzellgehalte Lahmheit und Fruchtbarkeit Lahmheit und Krankheitshäufigkeiten Lahmheit und Milchfieber Lahmheit und Nachgeburtsverhaltung Lahmheit und Mastitis Lahmheit und Endometritis Lahmheit und Stoffwechselstörung Lahmheit und Labmagenverlagerung Lahmheit und Fruchtbarkeitsstörungen Schlussfolgerungen und Ausblicke Zusammenfassung Summary Literaturverzeichnis Anhang Tabellen und Abbildungen Fragebogen Betrieb Fragebogen Kuhdaten Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Danksagung V

8 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung ACTH Adrenocorticotropes Hormon BCS Body Condition Note BE Ballenerosionen BHV-1 Bovine Herpesvirus Typ 1 BVDV Bovine Virusdiarrhoe-Virus CRH Corticotropin-Releasing Hormon d Tag DCAD Dietary Cation Anion Difference DD Dermatitis digitalis E-% Milcheiweißgehalt in % e.v. eingetragener Verein EBE Erstbesamungserfolg EM Endometritis et al. et alii F-% Milchfettgehalt in % FS Fruchtbarkeitsstörung FSH follikelstimulierendes Hormon GHT Zellgehalt größer als Hunderttausend /ml Milch GnRH Gonadotropin-Releasing Hormon GTR Gesamtträchtigkeitsrate ID Dermatitis interdigitalis IH interdigitale Hyperplasie IP interdigitale Phlegmone ITB Integrierte tierärztliche Bestandbetreuung kg Kilogramm KHT Zellgehalt kleiner als Hunderttausend /ml Milch KL Klauenhornläsionen KR Konzeptionsrate L Laminitis LH luteinisierendes Hormon LMV Labmagenverlagerung LG1 Laktationsgruppe 1 (Laktationen primiparer Tiere) LG2 Laktationsgruppe 2 (Laktationen pluriparer Tiere) log1 Dekadischer Logarithmus VI

9 Abkürzungsverzeichnis Mas 1 geringgradige Mastitis (Schweregrad 1) Mas 2 mittelgradige Mastitis (Schweregrad 2) Mas 3 hochgradige Mastitis (Schweregrad 3) Mas ges. Mastitis gesamt Max Maximum MF Milchfieber Min Minimum Mkg Milch kg ml Milliliter MLP Milchleistungsprüfung NGV Nachgeburtsverhaltung OLK obere Leistungskategorie OR Odds Ratio P Statistische Irrtumswahrscheinlichkeit p.p. post partum P3 Periode 3 ppm parts per million S Läsionen der Sohle SD Standardabweichung SE Standardfehler SG Sohlengeschwür SON Sonstige Erkrankungen SW Stoffwechselerkrankung Tab. Tabelle TI Trächtigkeitsindex TS Trockensubstanz ULK untere Leistungskategorie VIT Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.v. Verden VMEW Verband für Milchleistungs- und Qualitätsprüfungen Elbe-Weser e.v vs. versus WD Defekte der Weißen Linie ZKZ Zwischenkalbezeit VII

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11 Einleitung 1 Einleitung Zahlreiche Studien untersuchten die Auswirkungen von Lahmheiten bei Milchkühen auf die Fruchtbarkeit, die Milchleistung und auf Krankheitshäufigkeiten und konnten belegen, dass Lahmheiten durch Einbrüche in der Milchleistung, in der Reproduktionsleistung und durch erhöhte Abgangsraten zu hohen wirtschaftlichen Verlusten führen. Zur Erfassung von Lahmheiten wurden unterschiedliche Methoden verwendet. Studien mit hohen Tierzahlen ließen die Landwirte oder die behandelnden Tierärzte ohne eine besondere Vorgehensweise die Kühe in lahm oder nicht lahm einteilen. Zur Standardisierung der Lahmheitsbeurteilung wurden zahlreiche Beurteilungssysteme entwickelt. Ein in den USA entwickeltes System ist das Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997), dass das Ausmaß der Belastung der Gliedmaßen und der Rückenkrümmung im Stand und in der Fortbewegung und folglich die Schmerzhaftigkeit einer Läsion bewertet, und sich damit durch eine besonders präzise Beurteilung der Lahmheit auszeichnet. Einige Studien in den USA haben unter Verwendung dieses Systems die Zusammenhänge zwischen Fruchtbarkeit und Lahmheit oder zwischen Milchleistung und Lahmheit mit teilweise geringen Tierzahlen oder nur innerhalb einer Herde untersucht. In Europa wurde dieses System bisher nur in wenigen Studien verwendet. Ziel der hier vorliegenden Studie war es, unter Anwendung des Locomotion Scoring System eine möglichst detaillierte Untersuchung der Auswirkungen von Lahmheiten auf die Parameter der Milchleistung, der Fruchtbarkeit sowie der Tiergesundheit anhand einer größeren Tierpopulation durchzuführen. Hierzu wurden die Kühe im Laufe ihrer Laktation monatlich auf Lahmheit überprüft und die erhobenen Lahmheitsnoten den zeitlich korrelierenden Milchleistungs- und Krankheitsmerkmalen zugeordnet. 1

12 Literaturübersicht 2 Literaturübersicht 2.1 Lahmheitsursachen und Vorkommen In diesem Kapitel soll zum einen ein Überblick über lahmheitsverursachende Krankheiten und deren Vorkommen in Milchviehherden und zum anderen eine Übersicht über die Häufigkeiten von Lahmheiten gegeben werden. Klauenerkrankungen sind die hauptsächliche Ursache für schmerzhafte Lahmheiten (MURRAY et al. 1996). Nach WEAVER et al. (25), RUSSELL et al. (1982) und McLENNAN (1988) ist bei Lahmheiten der distale Teil der Gliedmaße, die Zehe, zu mindestens 8 % ursächlich involviert. Bis zu 9 % aller Lahmheiten treten an der Beckengliedmaße auf (SCOTT 1988, MANSON u. LEAVER 1988, BARKEMA et al. 1994). Von den an der Beckengliedmaße lokalisierten Erkrankungen ist bei 7 % das Horngewebe der Außenklaue von pathologischen Veränderungen betroffen (WEAVER et al. 25) Häufige Erkrankungen der Klaue und der Zehe Im Folgenden werden die zu Lahmheit führenden Erkrankungen unter Verwendung der internationalen Terminologie (ESPINASSE et al. 1984) beschrieben. Auf Erkrankungen und Traumata, die zum Festliegen führen und damit unweigerlich die schwerste Form von Lahmheit darstellen, soll hier nicht weiter eingegangen werden, da solche meist zum sehr baldigem Abgang des Tieres führen und die Auswirkungen auf die Leistung nicht untersucht werden können Erosio ungulae (Ballenhornfäule) Unter Ballenhornfäule sind Zersetzungsprozesse des Ballenhorns zu verstehen (NUSS u. STEINER 24), die zunächst nur das oberflächliche Horn betreffen. Dabei wird der Zellverband aufgelockert, so dass unregelmäßige Oberflächen und Furchen entstehen. Die Ballenfäule zählt zu den häufigsten Klauenläsionen (ENEVOLDSEN et al. 1991) und wird unter den beschriebenen Klauenerkrankungen als Wegbereiter für andere Erkrankungen angesehen. Das Auftreten von Zusammenhangstrennungen im Sohlenhorn und die Besiedlung des Sohlenhorns mit Bakterien kann zum 2

13 Literaturübersicht Ablösen von Sohlenhornschichten und zu einer sich ausbreitenden Infektion des umliegenden Gewebes führen. Besonders am Übergang vom harten zum weichen Ballenhorn kommt es dann häufig zu einer Dermatitis digitalis. Außerdem beeinträchtigen die Ballenerosionen den Ballen in seiner tragenden Funktion und sorgen somit für ein Absinken der Klaue im hinteren Bereich, wodurch unphysiologische Druckverhältnisse auf die Lederhaut wirken. Diese wiederum begünstigen das Entstehen von Sohlengeschwüren und doppelter Sohle (BLOWEY 27) Dermatitis-digitalis-Komplex In der Literatur werden die Erkrankungen Dermatitis digitalis und interdigitalis auch als Dermatitis-digitalis-Komplex zusammengefasst (NUSS u. STEINER 24), da sie sich beide als schmerzhafte und nässende Hautveränderungen auszeichnen und in ihrer Ätiologie und Art der histologischen Veränderungen am Gewebe übereinstimmen. Ätiologisch wird bei beiden Erkrankungen ein multifaktorielles Geschehen angenommen, das sich u.a. aus Überbelegung, mangelhafter Klauenpflege, Fütterungsfehlern, allgemein schlechten hygienischen Bedingungen und der Stallbodenbeschaffenheit zusammensetzt (SOMERS et al. 23, 25b). Verantwortlich ist eine Vorschädigung der Haut durch Urin und Kot (DE KRUIF et al. 27), die vor dem Hintergrund des multifaktoriellen Geschehens das Eindringen von Erregern ermöglicht. Diskutiert wird neben der Beteiligung von Spirochäten (WALKER et al. 1995, DÖPFER et al. 1997), von Borrelia burgdorferi (MURRAY et al. 22) und Treponema spp. (WALKER et al. 1995) die Wegbereitung durch Fusobacterium necrophorum, Dichelobacter spp. und Sphaerophorus necrophorus in Form von Mazeration der Haut unter anaeroben Bedingungen. Die beiden Erkrankungen verhalten sich lediglich in ihrer Lokalisation und in ihrem Verlauf verschieden Dermatitis digitalis (Mortellaro`sche Krankheit) Die zunächst oberflächliche Hautentzündung betrifft überwiegend die Ballenfurchen und den Kronsaum und kann sich auch flächenhaft auf die Zwischenklauenhaut als ulzerös-granulomatöse Dermatitis ausbreiten (DIRKSEN 22). Die Erkrankung wurde als erstes von CHELI und MORTELLARO (1986) beschrieben. Bei Erstkalbin- 3

14 Literaturübersicht nen (SOMERS et al. 25b) zeigt sich eine höhere Inzidenz als bei Kühen, weshalb der Erwerb einer Immunität nach einer Erkrankung diskutiert wird. Dieser mit Hyperämie und serofibrinösen Ausschwitzungen einhergehende keratolytische Entzündungsprozess dringt tief in die Epidermis ein und kann die Lederhaut befallen. Unter der flächig abgelösten Epidermis sorgt das sichtbare Granulationsgewebe mit seiner körnigen Oberfläche für das typische erdbeerartige Aussehen (DIRKSEN 22), das von einem weißlichen Rand aus hypertrophischem Gewebe umgeben wird. Die entzündeten Hautareale sind besonders druckschmerzhaft. In schweren Fällen werden die betroffenen Tiere durch ausgeprägte Stützbeinlahmheit auffällig. Bei leichteren Fällen zeigen die Tiere keine Lahmheit. Der Schweregrad der beobachteten Lahmheit ist aber kein Maß für die tatsächliche Ausdehnung und Schwere der krankhaften Veränderungen. Therapeutisch kann der parenterale und lokale Einsatz von Antibiotika mit Wirkungsspektrum im grampositiven Bereich sinnvoll sein. Bei der lokalen Anwendung sollten die Klauen gründlich gereinigt und abgetrocknet werden. Hier empfiehlt sich die lokale Anwendung von Chlortetrazyklinen (METZNER et al. 1995). Parenteral können Penicillin und Ceftiofur (DIRKSEN 22) eingesetzt werden. Zur Prophylaxe wird neben der Verbesserung der Haltungsbedingungen der Einsatz von Klauenbädern empfohlen, die mit keimhemmenden und adstringierenden Substanzen versetzt werden (BLOWEY 27) Dermatitis interdigitalis (Fäule) Die Dermatitis interdigitalis ist eine entzündlich-nekrotische Erkrankung der Zwischenklauenhaut, die hinsichtlich der begünstigenden Faktoren und des beteiligten Erregerspektrums der Dermatitis digitalis gleicht. Beide Erkrankungen können auch gleichzeitig an einem Fuß auftreten. Zunächst erscheint die Zwischenklauenhaut hyperämisch und gespannt (DIRKSEN 22). Der in einen nekrotisch-granulomatösen Prozess übergehende Verlauf fällt durch den stinkend-süßlichen Geruch im Zwischenklauenspalt auf. Bei Ausbreitung in tiefere Hautschichten bis in die Unterhaut kann die Dermatitis interdigitalis in eine Phlegmona interdigitalis übergehen (NUSS u. STEINER 24). Meistens zeigen die betroffenen Tiere nur eine geringgradige Lahmheit. 4

15 Literaturübersicht Lokal muss das unterminierte Horn abgetragen, antiseptische Salben oder Sprays aufgetragen und der Fuß möglicherweise mehrere Tage unter Verband gehalten werden (DIRKSEN 22). Der Einsatz von Klauenbädern dient bei Bestandsproblemen zur Pro- und Metaphylaxe. Außerdem müssen die Haltungsbedingungen verbessert werden Phlegmona interdigitalis ( Panaritium, Zwischenklauenphlegmone) Eine Phlegmona interdigitalis entsteht durch das Eindringen der bei Dermatitis digitalis und interdigitalis auftretenden Erreger wie z.b. Fusobacterium necrophorum in tiefere Gewebeschichten (VAN AMSTEL u. SHEARER 26) und verursacht eine Entzündung der Unterhaut. Häufig werden Sehnen- und Knochengewebe in das Entzündungsgeschehen involviert (FAJT u. APLEY 21), was schwere Lahmheiten und ein gestörtes Allgemeinbefinden mit Fieber hervorrufen kann. Dies erfordert ein langes und hochdosiertes parenterales Einsetzen von Antibiotika und nichtsteroidalen Antiphlogistika. Lokal sollte das nekrotische Gewebe bis in das gesunde Gewebe hinein abgetragen werden, Spülungen vorgenommen und vorhandene Abzesse gespalten und drainiert werden (DIRKSEN 22). Regelmäßige Kontrollen und wiederholte Behandlungen sind erforderlich Hyperplasia interdigitalis (Limax) Die auch als Zwischenklauenwulst oder Limax bezeichnete Hypertrophie setzt sich aus Bindegewebe und stark verhornter Epidermis zusammen, die sich paarig oder einzeln als Wulst im Zwischenklauenspalt hervorhebt. An der dorsalen Klauenwand ist die Ausprägung am stärksten und nimmt im Zwischenklauenspalt nach kaudal hin ab. Mit zunehmendem Alter und Gewicht und bei Spreizklauen steigt die Prävalenz. Die Hypertrophie des Bindegewebes und der Epidermis ist eine Reaktion auf eine starke Belastung und chronische Reizung des interdigitalen Bandapparates (MANSKE et al. 22), die durch das Zusammentreffen von genetisch disponierter Schwäche des bindegewebigen Halteapparates und dessen dauerhafte Fehlbelastung auf glatten Stallböden und durch mangelnde Klauenpflege hervorgerufen wird (DIRKSEN 22). Als weitere Ursachen werden vorangegangene Infektionen der Zwischenklauenhaut 5

16 Literaturübersicht wie die Dermatitis oder Phlegmona interdigitalis angenommen (TOUSSANT RAVEN 1985, ENEVOLDSEN et al. 1991). Die Zwischenklauenwulste verursachen als solche keine Lahmheit, können aber zu einem veränderten, unsicheren Gangbild führen. Zur Entlastung des Zwischenklauenspaltes sollten bei funktioneller Klauenpflege die Sohlen geglättet werden, so dass die Klauenwände senkrecht zum Boden stehen und der Dorsalwandwinkel nicht zu flach ist. Eine Therapie ist normalerweise nicht erforderlich, es sei denn, das Tier wird beim Gehen durch Reibung der Schwiele an den axialen Klauenwänden behindert. Häufig kommt es auf rauhen Böden zu Verletzungen und/oder Infektion des Wulstes, die Komplikationen hervorrufen können. Falls erforderlich kann eine chirurgische Entfernung mit Thermocauter (NUSS u. STEINER 24), mittels Kryochirugie oder mit dem Skalpell vorgenommen werden. Dabei sollte der Kronsaum, bzw. die Lederhaut geschont werden. Eine Naht der OP- Wunde reduziert die Rezidivgefahr (DIRKSEN 22) Fissura ungulae verticalis (vertikale Hornspalten) Ein parallel zum Zwischenklauenspalt verlaufender Hornspalt wird als Fissura ungulae verticalis bezeichnet und kann sich auf das Horn beschränken oder die Lederhaut mitbetreffen. Am häufigsten werden Hornspalten, für die Defekte im Kronsaum verantwortlich sind, an der Außenklaue der Schultergliedmaße beobachtet (CLARK et al. 24). Durch Schädigung des Kronsaums kommt es zu Hornbildungsstörungen des Wandhorns, so dass ungünstige Umwelt- und Haltungsbedingungen letztlich die Spaltbildung fördern. Dabei muss zwischen oberflächlichen und tiefen Hornspalten unterschieden werden (NUSS u. STEINER 24). Therapeutisch sollte die Ausbreitung des Spaltes verhindert werden, in dem das Horn entlang des Spaltes und das Sohlenhorn am distalen Ende des Spaltes soweit wie möglich abgetragen wird, damit beim Aufsetzen der Klaue keine weiteren Scherkräfte auf den Defekt wirken können (WEAVER et al. 25). Diese Korrekturen müssen regelmäßig wiederholt werden, damit die Klauenwand in Form von gesundem und geschlossenem Horn vom Kronsaum her nachwachsen kann. Bei frühzeitigem Eingreifen haben auch durchdringende Hornspalten eine gute Prognose. 6

17 Literaturübersicht Fissura ungulae horizontalis (horizontale Hornspalten) Als Fissura ungulae horizontalis wird ein horizontal verlaufender Spalt im Klauenhorn bezeichnet. Als Ursache kommen Verletzungen der Klauenspitze durch Spaltenböden (NUSS u. STEINER 24), Verletzungen des Kronsaumes oder Hornbildungsstörungen durch Fütterungsfehler sowie systemische Erkrankungen mit anschließender Klauenrehe in Frage. Der Spalt kann günstigstenfalls nur das oberflächliche Horn betreffen oder schlimmstenfalls bis zur Lederhaut reichen. Letzteres geht häufig mit deutlichen Lahmheiten einher. Therapeutisch müssen das lose Horn und infiziertes und nekrotisches Gewebe entfernt sowie tieferliegende Gewebeverletzungen durch einen Verband geschützt werden. Sollte die Infektion des tieferliegenden Gewebes bereits das Knochengewebe involvieren und zu einer Klauenbeinosteitis geführt haben oder sogar eine Fraktur des Klauenbeins vorliegen, ist eine Resektion oder eine Zehenamputation erforderlich. Eine Entlastung der betroffenen Klaue durch Hochstellen kann auch bei nur oberflächlichen Zusammenhangstrennungen angezeigt sein (WEAVER et al. 25) Pododermatitis aseptica diffusa (Klauenrehe) Die auch als Klauenrehe oder Laminitis bezeichnete Erkrankung wird als häufigste Klauenerkrankung angesehen (OSSENT u. LISCHER 1998). BLOWEY (27) hält den Begriff der Laminitis für unzureichend, da das gesamte Corium und damit die hornproduzierenden Teile der Epidermis betroffen sind und spricht von Coriosis. Die Ursache dieser Erkrankung ist die Störung der Mikrozirkulation in der Lederhaut (DIRKSEN 22). Der genaue pathologische Prozess ist nicht vollständig geklärt (VERMUNT u. GREENOUGH 1994). Durch fütterungsbedingte Erkrankungen wie Pansenazidosen (NOCEK 1997, MOSER u. DIVERS 1987) oder schwere Mastitiden und Endometritiden entstehen schädigende Noxen, die eine Kaskade von pathologischen Prozessen im Gefäßsystem der Lederhaut initiieren. Diese Noxen sind vasoaktive Substanzen wie Histamin, Nitrit und Endotoxine, die eine Vasokonstriktion und/oder Thromboisie- 7

18 Literaturübersicht rung des Gefäßsystems und folglich eine verminderte Durchblutung des Kapillarnetzes der Lederhaut hervorrufen. Die daraus entstehende Ischämie des umliegenden Gewebes resultiert in einem mehr oder minder ausgeprägten Untergang der hornproduzierenden Zellen. Dadurch entsteht qualitativ mangelhaftes Horn und ein verminderter Zusammenhalt zwischen verhornter und unverhornter Epidermis. Die akute Verlaufsform ist eher selten und geht mit einer besonderen Schwere der Erkrankung einher. Die Degeneration des Aufhängeapparats des Klauenbeins kann zu einer Absenkung und Rotation des Klauenbeins führen. Dadurch kommt es besonders im Bereich der Sohlenspitze zu einer Kompression der Lederhaut. Die schmerzhaften Prozesse, die häufig an mehreren Gliedmaßen gleichzeitig stattfinden, spiegeln sich in Entlastungshaltungen, unruhigem Stand ( Trippeln ), steifem Gang, Freßunlust und Milchrückgang wieder (NUSS u. STEINER 24). Die akute Verlaufsform betrifft Erstkalbinnen häufiger als pluripare Tiere, da diese in der Frühlaktation stärkerem Stress in der Herde ausgesetzt sind als die älteren Tiere (GREENOUGH u. WEAVER 1997). Als subklinisch werden Verlaufsformen bezeichnet, die sich durch typische Veränderungen wie z.b. Hämorrhagien im Sohlenhorn auszeichnen, ohne dass die Tiere klinisch auffällig sind oder zuvor auffällig waren. Die chronischen Verlaufsformen werden häufig anhand von Klauendeformationen wie z.b. parallel zum Kronsaum verlaufende Reheringe und konkave Dorsalwände diagnostiziert. Häufig tritt die Rehe an mehreren Klauen gleichzeitig auf und kann mitverantwortlich für das Auftreten von Sohlengeschwüren sein (TOUSSAINT RAVEN 1985). Bei der Klauenrehe steht nicht ihre Behandlung sondern die Verhinderung von Ursachen wie Fütterungsfehler und schwere systemische Allgemeinerkrankungen mit Endotoxämien im Vordergrund. Akut erkrankte Tiere sollten in eine Krankenbox mit weicher Einstreu verbracht und mit Infusionen versorgt werden. Der Einsatz von nichtsteroidalen Antiphlogistika ist umstritten, da die Tiere unter nachlassenden Schmerzen die Gliedmaßen nicht ausreichend schonen. Bei chronischen Verlaufsformen können durch regelmäßige Klauenpflege die durch Klauendeformationen entstehenden Fehl- und Überbelastungen eingedämmt werden. 8

19 Literaturübersicht Pododermatitis septica circumscripta (Rusterholzsches Sohlengeschwür) Das Sohlengeschwür ist eine Pododermatitis septica circumscripta mit typischer Lokalisation im Bereich des Tuberculum flexorium des Klauenbeins (RUSTERHOLZ 192), das mit einer Ischämie und Nekrose der Lederhaut an dieser Stelle einhergeht. Die häufigste Lokalisation befindet sich an der Außenklaue der Hintergliedmaße (WHAY et al. 1997, COLLICK et al. 1989). Dafür werden zum einen mechanische und zum anderen systemische Ursachen verantwortlich gemacht (NUSS u. STEINER 24). Als mechanische Ursache ist eine vorangegangene Kompression der Lederhaut anzusehen, die durch unsachgemäße bzw. mangelhafte Klauenpflege verursacht werden kann. Zu lange Klauen verlagern den Belastungsschwerpunkt an der Sohle nach kaudal. Zusätzlich verstärkt hypertrophisches Ballenhorn und ein zu hohes abaxiales Wandhorn den Druck auf das axiale Sohlenhorn im Bereich des Tuberculum flexoriums (NUSS u. STEINER 24). Eine vorangegangene Klauenrehe, verursacht durch systemische Erkrankungen, kann zu einer Absenkung des Klauenbeins führen und im Bereich des Tuberculum flexoriums die Lederhaut der Sohle zusätzlich quetschen (LISCHER u. OSSENT 22). TOUSSAINT RAVEN (1985) sieht in einer vorangegangenen bzw. in einer unvollständig abgeheilten Rehe (NILSSON 1966) grundsätzlich einen Mitverursacher eines Sohlengeschwürs, da das Horn im Bereich der Sohle durch eine Reheerkrankung allgemein von minderer Qualität ist. Auch HOLZHAUER et al. (28) sieht in Hämorrhagien im Sohlenhorn die Ursache für das Entstehen von Sohlengeschwüren. Die leichteste Form des Rusterholzschen Sohlengeschwürs wird meistens bei der routinemäßig durchgeführten Klauenpflege in Form von Hämorrhagien im Sohlenhorn an der typischen Lokalisation festgestellt. Sie verursacht keine oder nur selten Lahmheiten, da die Lederhaut noch von Horn bedeckt ist. Da das an dieser Stelle gebildete Horn von mangelhafter Qualität ist, kommt es im fortschreitenden Prozess zusammen mit dem einseitigen Abrieb des axialen Teils der Sohle zum Vorschein des von der Lederhaut gebildeten Granulationsgewebes. Die nun freiliegende Lederhaut wird infiziert und kann sich pilzförmig vorfallend über die Oberfläche des Sohlenhorns erheben. Mit dem Aufsteigen der Infektion verstärkt sich das Lahmheitsbild 9

20 Literaturübersicht zusehends. Nach BECKER (1983) treten ab diesem Zeitpunkt mögliche Komplikationen wie die Bildung eines Ballenabszesses, eine aufsteigende Sehnenscheidenentzündung oder/und eine Klauengelenksentzündung auf. Bei einem unkompliziertem Sohlengeschwür kann durch trichterförmiges Ausdünnen des umliegenden Sohlenhorns Abhilfe verschafft werden. Je nach Haltung kann durch ein Hochstellen der Klaue mittels Anbringen eines Klotzes an der gesunden Klaue (BLOWEY 1998) und/oder durch einen schützenden Verband die Heilung gefördert werden (NUSS u. STEINER 24). Die Therapie komplizierter Sohlengeschwüre richtet sich nach dem Ausmaß der aufsteigenden Infektion und nach der Wirtschaftlichkeit. Im Falle einer Beteiligung des Tuberculum flexorium kann eine Sesambeinexstirpation und bei Ausdehnung auf das gesamte Klauengelenk eine anschließende Resektion desselben angezeigt sein. Eine aufgestiegene Infektion, die zu eine Tendovaginitis geführt hat, kann mit einer Resektion der oberflächlichen und tiefen Beugesehne innerhalb der gemeinsamen Fesselbeugesehnenscheide behandelt werden. Eine weitere mögliche Folge einer schweren Pododermatitis septica circumscripta kann eine Osteomyelitis des Klauenbeins sein, die die Amputation der Zehe erforderlich macht (NUSS u. STEINER 24) Pododermatitis septica circumscripta abaxialis (White Line Disease) Die auch als eitrig hohle Wand bezeichnete Lederhautentzündung ist meistens an der abaxialen Sohlenfläche der Beckengliedmaße lokalisiert. Die Verbindung zwischen Sohlenhorn und Klauenwandhorn, die als Weiße Linie bezeichnet wird, wird strukturell als mechanischer Schwachpunkt der Klaue angesehen, da diese aus sehr weichem Horn besteht. Durch Störungen der Hornproduktion im Rahmen einer Klauenrehe können Fissuren in der Weißen Linie entstehen (OSSENT et al. 1997). Unter äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit und Schmutz dringen Erreger bis zur Lederhaut vor (BLOWEY 1998, WEAVER 2). Der entzündliche Prozess kann sich entlang der Lederhaut nach proximal fortsetzen und sich durch Kronsaumschwellungen auszeichnen. Unter dem Horn liegende Eiteransammlungen rufen mittelgradige bis schwere Lahmheiten hervor (NUSS u. STEINER 24). Der entstehende Eiter findet oft in Form von einer Kronsaumfistel Abfluss. 1

21 Literaturübersicht Therapeutisch müssen die Eintrittspforte und die entzündete Lederhaut freigelegt und lose Wandsegmente müssen entfernt werden. Nach Entfernen des nekrotischen Gewebes und nach Spülen mit geeigneten Desinfektionslösungen soll ein schützender Verband angelegt, regelmäßig kontrolliert und gewechselt werden (BECKER 1983). Auch bei Defekten in der Weißen Linie können bei aufsteigender Infektion Komplikationen wie beim Rusterholzschen Sohlengeschwür auftreten Verschiedene Beurteilungsschemata von Lahmheiten Zur Erfassung und Beurteilung von Lahmheiten wurden zahlreiche verschiedene Methoden entwickelt. Sie können in solche unterteilt werden, in denen dem Betrachter durch Charakteristika des Gangbildes eine Einteilung in Lahmheitsgrade ermöglicht werden soll, in solche, die die Stellung der Gliedmaßen und Gelenkswinkelungen berücksichtigen und in die, die computergestützter Analysemethoden bedürfen. Besonders um die Entwicklung und Evaluierung letzterer wurde sich in den letzten zehn Jahren bemüht, da mit dieser Vorgehensweise eine personenunabhängige und folglich eine objektivere Beurteilung von Lahmheit möglich ist. Im Folgenden sollen beispielhaft ausgewählte Studien vorgestellt werden Visuelle Lahmheitsbeurteilungssysteme Bei den meisten Lahmheitsbeurteilungsystemen wurde die Art der Fortbewegung der Kuh als wesentliches Beobachtungskriterium zugrunde gelegt. MANSON und LEAVER (1988) legten in dem von ihnen entwickelten 9-Punkte- Schema neben der Schrittverkürzung wert auf die Beurteilung der Gliedmaßenführung in der Bewegung, wie z.b. Ausmaß der Ab- oder Adduktion (Tab. 1). 11

22 Literaturübersicht Tabelle 1: Lahmheitsbeurteilungssystem nach MANSON und LEAVER (1988) Note Klinische Beschreibung 1, minimale Ab-/Adduktion, keine Unregelmäßigkeit des Ganges 1,5 leichte Ab-/Adduktion, keine Unregelmäßigkeit des Ganges 2, Ab-/Adduktion vorhanden, unregelmäßiger Gang 2,5 Ab-/Adduktion vorhanden, unregelmäßiger Gang, Empfindlichkeit des Fußes 3, leichte Lahmheit, Verhalten nicht betroffen 3,5 4, offensichtliche Lahmheit, Schwierigkeiten beim Wenden, Verhalten nicht betroffen offensichtliche Lahmheit, Schwierigkeiten beim Wenden, Verhalten betroffen 4,5 Schwierigkeiten beim Aufstehen und Gehen, Verhalten betroffen 5, extreme Schwierigkeiten beim Aufstehen und Gehen, negative Auswirkungen auf das Verhalten Unter zusätzlicher Berücksichtigung der Rückenkrümmung im Stehen und im Gehen entwickelten SPRECHER et al. (1997) ein Schema zur Einteilung in fünf Lahmheitskategorien (Tab. 2). Tabelle 2: Das Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) Note Klinische Beschreibung 1 normal 2 leicht lahm 3 mittelmäßig lahm 4 lahm 5 schwer lahm Beurteilungskriterien Rücken ist im Stehen und beim Laufen ungekrümmt. Kuh tritt normal auf. Rücken ist im Stehen ungekrümmt, beim Gehen jedoch gekrümmt, Gang ist leicht abnormal. Rücken ist im Stehen und beim Laufen gekrümmt. Kuh macht mit einem oder mehreren Beinen kürzere Schritte. Rücken ist im Stehen und beim Laufen gekrümmt. Kuh tritt auf einem oder mehreren Beinen nur noch teilweise auf. Rücken ist gekrümmt. Kuh belastet ein Bein nicht mehr. Kuh steht nicht mehr oder nur noch unter großen Schwierigkeiten auf. 12

23 Literaturübersicht AMORY et al. (26) haben das System nach SPRECHER et al. (1997) zu einem 3- Punkte-Schema vereinfacht, in dem sie die Beurteilung der Lahmheit ausschließlich nach der Rückenkrümmung vornahmen. Damit entsprach in ihrem System ein gerader Rücken im Stehen und im Gehen der Note 1 und eine nur im Gehen ausgeprägte Rückenkrümmung der Note 2. Eine Rückenkrümmung im Stehen und im Gehen wurde von AMORY et al. (26) mit Note 3 versehen. Damit wurden die ursprünglichen Note 3, 4 und 5 von SPRECHER et al. (1997) zu einer Note 3 zusammengefasst. Zu dem System nach SPRECHER et al. (1997) fügten GARBARINO et al. (24) hingegen eine weitere Note hinzu, so dass insgesamt sechs verschiedene Noten vergeben werden konnten. Die hinzugefügte Note sollte die Einordnung der Tiere ermöglichen, die das Kriterium des geraden Rückens im Stehen und des aufgekrümmten Rückens im Gehen erfüllten, aber im Gegensatz zu der klinischen Beschreibung nach SPRECHER et al. (1997), einen normalen Gang aufwiesen. Somit wurde die zusätzlichen Kategorie kaum lahm eingeführt. Auch bei COOK et al. (24) kam es zu weiteren Abänderungen des Systems nach SPRECHER et al. (1997). Unter der Einbeziehung weiterer Beurteilungsschemata (MANSON u. LEAVER 1988, WELLS et al. 1993) entwickelten sie ein 4-Punkte- System, in dem Tiere mit Note 3 und 4 als klinisch lahm bezeichnet wurden. In der Tabelle 3 wurde versucht, diese modifizierten Systeme dem Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) vergleichend gegenüber zustellen. 13

24 Literaturübersicht Tabelle 3: Vergleich des Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) mit Modifikationen durch andere Autoren SPRECHER et al GARBARINO et al. 24 COOK et al. 24 AMORY et al. 26 Note Klinische Beschreibung Note Klinische Beschreibung Note Klinische Beschreibung Note Klinische Beschreibung normal 1 normal 1 gesund 1 normal 1 kaum lahm 2 leicht lahm 2 leicht lahm 2 leicht lahm 2 leicht lahm 3 mittelmäßig lahm 3 mittelmäßig lahm 3 mittelmäßig lahm 4 lahm 4 lahm 3 lahm 4 schwer lahm 5 schwer lahm 5 schwer lahm BERRY et al. (28) übernahmen Kriterien zur Lahmheitsbeurteilung aus den Systemen von SPRECHER et al. (1997) und MANSON und LEAVER (1988) und entwickelten so ein 5-Punkte-System für die Beurteilung der Bewegungsabläufe. Zusätzlich fügten sie diesem ein 3-Punkte-System für die Beurteilung der Geschwindigkeit der Fortbewegung hinzu. Die Note 1 wurde an Kühe vergeben, die sich zügig fortbewegten und die Note 3 denjenigen, die nur sehr langsam gingen. Diese Geschwindigkeitsnote wurde zu der erhobenen Lahmheitsnote addiert. Daraus ergab sich ein sogenannter Lameness-Speed Index, dessen Notenskala von 2 bis 8 reichte. Der Entwicklung von Beurteilungsschemata von Lahmheiten liegen unterschiedlichste Kriterien zugrunde. Während WELLS et al. (1993) vor allem das Ausmaß der Gangabnormalität zur Hilfe nahmen, um Lahmheiten nach einem 5-Punkte-System zu beurteilen, verwendeten TRANTER und MORRIS (1991) das Ausmaß von Ab- 14

25 Literaturübersicht und Adduktion der Gliedmaßen in der Schrittbewegung, Grad und Ausmaß der Kopfbewegungen beim Laufen und Ausmaß des Fallens auf die gesunde Gliedmaße, um den Lahmheitsgrad zu bewerten. Aus dem Locomotion Scoring System von SPRECHER et al. (1997) und WELLS et al. (1993) entwickelten DYER et al. (27) ebenfalls ein 5-Punkte-System. Bei dem von WINCKLER und WILLEN (21) erarbeiteten System stand vor allem das Ausmaß der Schrittverkürzung als Kriterium im Vordergrund (Tab. 4). Tabelle 4: Lahmheitsbeurteilungssystem nach WINCKLER und WILLEN (21) Note Klinische Beschreibung 1 Normaler Gang 2 Ungleicher Gang (steif, vorsichtig) Kaum erkennbare, leichte Schrittverkürzung mit einer Gliedmaße Schrittverkürzung bei mehreren Gliedmaßen oder deutliche Verkürzung, um eine Gliedmaße zu schonen. Eine Gliedmaße wird nicht belastet oder starke Schrittverkürzung bei mehreren Gliedmaßen erkennbar. Hochhalten einer Klaue. COLLICK et al. (1989) stuften in ihrer Untersuchung Lahmheiten anhand geschätzter Belastungsreduktion der betroffenen Gliedmaße ein. Kühe mit einer Verminderung der Belastung unter 3 % erhielten die Lahmheitsnote 1, eine Reduktion um 3 bis 5 % führte zu der Lahmheitsnote 2, um 5 bis 7 % zur Lahmheitsnote 3, und eine Reduktion um 7 % bis zur vollständigen Schonung der Gliedmaße führte zu der Lahmheitsnote 4. Bei der Untersuchung der Klauen wurden die erhobenen Läsionen anhand ihrer Lokalisation anhand von sogenannten Strukturnoten unterteilt, wobei Läsionen, die nur die Klaue betrafen, die Note 1 erhielten, und Läsionen, die sogar mit einer 15

26 Literaturübersicht Schwellung im Bereich der Fessel einhergingen, zu der höchsten Strukturnote (Note 4) führten. Zusammen mit der Anzahl der Tage, an denen die Kuh an der Klauenläsion litt, entwickelten sie einen sogenannten Clinical Effect Note, der sich durch folgende Formel berechnen ließ: Clinical Effect Note= Anzahl der lahmen Tage x (Lahmheitsnote + Strukturnote). Tiere mit einer Punktzahl über 4 galten in dieser Untersuchung als lahm. FLOWER und WEARY (26) arbeiteten unter anderem durch den Vergleich mit einem Numerical Rating System (NRS) vier spezifische Merkmale des Gangbildes heraus, durch die Kühe mit Sohlengeschwüren am besten identifiziert werden konnten. Dafür wurden Kühe mit Sohlenhämorrhagien und Kühe mit Sohlengeschwüren beurteilt. Durch die Beurteilung der Rückenkrümmung, der Kopfbewegungen beim Gehen, Schrittverkürzungen und der Gewichtsverteilung auf die einzelnen Gliedmaßen während des Gehens kam es zu der größten Übereinstimmung zwischen den als lahm identifizierten Tieren und den Tieren, die tatsächlich an einem Sohlengeschwür litten (Tab. 5). Tabelle 5: Numerical Rating System nach FLOWER und WEARY (26) Note Klinische Beschreibung 1 Glatte und flüssige Bewegung. 2 Ungleiche Fortbewegung, Möglichkeit zur freien Bewegung ist nicht eingeschränkt. 3 Fortbewegung möglich, Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. 4 Bewegungsfreiheit ist offensichtlich eingeschränkt. 5 Bewegungsfreiheit ist deutlich eingeschränkt. Kuh muss zur Fortbewegung angetrieben werden. THOMSEN et al. (28) entwickelten aus den Beurteilungsystemen nach SPRECHER et al. (1997), FLOWER und WEARY (26), HASKELL et al. (26) und 16

27 Literaturübersicht RAJKONDAWAR et al. (26) ein 5-Punkte-System. Den Autoren war wichtig, das System einfach zu halten. Jede Kuh sollte einer Kategorie klar zugeordnet werden können. Außerdem schien es ihnen erforderlich, dass das System ohne Beobachtungen des Aufstehens oder des Niederlegens der Kuh auskommt. Dazu fügten sie den Kriterien für die Zuordnung zu den einzelnen Kategorien die Anmerkung in den meisten Fällen hinzu. Das System ermöglichte dadurch Einordnungen solcher Kühe, die beispielsweise aufgrund von abdominalem Schmerz und nicht aufgrund von Lahmheit einen aufgekrümmten Rücken zeigten. Auch Tiere, die anhand von Schrittlängenverkürzung als lahm identifiziert wurden, obwohl der Rücken ungekrümmt blieb, konnten so einer Lahmheitskategorie zugeordnet werden. Fünf verschiedene Personen wurden mit der Anwendung dieses Beurteilungssystems bei den gleichen Tieren beauftragt. Die simple 5-Punkte-Skala zeigte eine gute Übereinstimung zwischen den Ergebnissen der Testpersonen und eine sehr viel bessere Wiederholbarkeit durch die gleiche Person (Tab. 6). Tabelle 6: Lahmheitsbeurteilungssystem nach THOMSEN et al. (28) Kategorie Unregelmäßiges Gangbild Rücken im Gehen gekrümmt Rücken im Stehen gekrümt Schrittlänge verkürzt Normal Unregelmäßig Milde Lahmheit Lahmheit Schwere Lahmheit nein ja ja ja ja nein ja ja ja ja nein nein ja ja ja nein ja/nein ja ja ja Kopfnicken nein nein nein ja ja Betroffenes Bein erkennbar Belastung der Gliedmaße wird vermieden nein nein nein ja ja nein nein nein nein ja 17

28 Literaturübersicht Lahmheitsbeurteilung anhand der Gliedmaßenstellung und Gliedmaßenwinkelung Zur Entwicklung weiterer Methoden zur Lahmheitserkennung wurde in folgenden Studien die Korrelation zwischen einem bewährten visuellem Beurteilungssystem und dem Bewegungsausmaß verschiedener Gelenke oder verschiedener Abmessungen an der Gliedmaße untersucht. Bei GOMEZ et al. (23) wurde der Zusammenhang zwischen milden Lahmheiten und dem Brunstverhalten bei Kühen untersucht. Die Ergebnisse aus der Verwendung des Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) wurden mit den detektierten Klauenläsionen und mit verschiedenen Abmessungen am Fuß wie z.b. der Außenrotation der Klaue beim Aufsetzen und des Winkels zwischen dorsaler Klauenwand und Sohlenfläche verglichen. Während Korrelationen zwischen vorhandenen Klauenläsionen und der Lahmheitsnote nachgewiesen werden konnten, ergaben sich aus dem Vergleich der Läsionen und der verschiedenen Klauenabmessungen keine signifikanten Korrelationen. Außerdem konnte kein Zusammenhang zwischen Brunstverhalten und Lahmheitsnote, Klauenläsionen oder Klauenabmessungen festgestellt werden. Hingegen konnten BOETTCHER et al. (1998) hohe Korrelationen zwischen klinischer Lahmheit und Trachtenhöhe oder der Winkelung der Hintergliedmaße feststellen. HOLZHAUER et al. (24) entwickelten einen sogenannten Leg Score, dessen Parameter die Rotation der Hintergliedmaße im Vergleich zum Verlauf der Wirbelsäule darstellte. Note 1 stellte eine Außenrotation von bis 17, Note 2 eine Rotation zwischen 17 bis 24 und Note 3 eine Außenrotation von über 24 dar. Anhand dieses 3-Punkte-Systems sollte einem objektiven Betrachter ermöglicht werden, die Notwendigkeit einer baldigen Bestandsklauenpflege zu erkennen. Dazu testeten insgesamt 11 Personen dieses System an zwei verschiedenen Tiergruppen. Hinsichtlich der ausgesprochenen Empfehlungen zur Klauenpflege und der vergebenen Notes gab es starke Unterschiede zwischen den Versuchspersonen. 18

29 Literaturübersicht Computergestütze Methoden zur Lahmheitserkennung Heutzutage wird vermehrt die Entwicklung computergestützter Verfahren zur Lahmheitserkennung verfolgt. Die im folgenden beschriebenen Methoden verwenden beispielsweise zwei in den Boden eingelassene Kraftmessplatten, deren gewonnene Daten mit entsprechender Software verarbeitet werden. Eine andere Methode nutzt die digitale Videotechnik, um eine objektivere Beurteilung von Bewegungsabläufen zu ermöglichen. SCOTT (1988) führte Ganganalysen mittels Mehrkomponentenkraftmessplatten in Kombination mit einem Pedobaroskop durch. Dadurch ließen sich die Druckverteilungen auf der Auftrittsfläche der einzelnen Klaue und die gemessenen vertikalen Kräfte in einer Kraft-Zeitkurve darstellen. In der Studie wurden Kühe vor und nach der Abkalbung hinsichtlich der Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hintergliedmaßen untersucht. Eine Trächtigkeit führte dabei nicht wie erwartet zu einer veränderten Gewichtsverteilung zwischen den Gliedmaßen. Vor und nach der Abkalbung übernahmen die Vordergliedmaßen 55 % bis 57 % des Körpergewichtes, während die Hintergliedmaßen mit 45 % bis 47 % des Körpergewichtes belastet wurden. CHAPINAL et al. (28) versuchten anhand der Gewichtsverteilung im Stand ein automatisches Lahmheitserkennungssystem zu entwickeln. Sie nahmen an, dass bei lahmen Kühen sich die Gewichtsverteilung verändert und aufgrund dieser Tatsache sich so lahme Kühe detektieren lassen. Die Versuche zeigten, dass lahme Kühe zwar die Gewichtsverteilung zwischen den kontralateralen Gliedmaßen, nicht aber die von SCOTT (1988) beschriebene generelle Gewichtsverteilung zwischen Vorderund Hintergliedmaßen verändern. Die lahmen Kühe neigten vielmehr dazu, die Gewichtsverteilung zwischen den Gliedmaßen frequenter zu wechseln als nicht lahme Kühe. RAJKONDAWAR et al. (26) entwickelten das RFD-System (Reaction Force Detection), dass aus zwei in den Boden eines Laufganges (Racegate) eingelassenen Kraftmessplatten bestand. Die Anordnung der Meßplatten im Laufgang garantierte, dass die linken Gliedmaßen auf der links angeordneten Platte und die rechten Gliedmaßen auf der rechten Messplatte aufsetzten. Zum Vergleich wurden Läsionen an den Klauen diagnostiziert und die Bewegungsnote nach SPRECHER et al. (1997) 19

30 Literaturübersicht erhoben. Dabei zeigten gemessene Gewichtsreduktionen und der Schweregrad der Klauenläsionen die engste Korrelation. Die Ergebnisse waren aber aus folgenden Gründen noch unbefriedigend: individuelle Merkmale wie Körpergewicht und Körpergröße sowie Belastung der anderen Gliedmaßen mussten hinzugefügt werden, damit die Software die betroffene Klaue erkannte. Das System eignete sich nicht zur Erkennung von Kühen, die an mehreren Klauen schmerzhafte Läsionen aufwiesen. Zur effektiven Lahmheitserkennung müsste nach Ansicht der Verfasser das System zunächst individuell an die Herde, den Stallboden, die Fütterung und das Management des Betriebes angeglichen werden. Mit einer optischen Methode versuchten BAHR et al. (28) ein automatisches Lahmheitserkennungssystem zu entwickeln. Zum einen wurde anhand von digitalen Videoaufnahmen die Fußung der Gliedmaßen auf einer definierten Strecke aufgezeichnet. Der sogenannte Trackway Overlap wurde definiert als der Abstand zwischen der Position der Fußung der Hintergliedmaße und der Position der Fußung der Vordergliedmaße zu einem Zeitpunkt. Diese Strecke entsprach damit der Substraktion der Position der Hintergliedmaße von der der Vordergliedmaße in Gangrichtung. Die Software machte aber zunächst eine manuelle Definition der Gliedmaßenpositionen erforderlich. Die Ergebnisse des Trackway Overlap zeigten enge Korrelationen zu dem zur Evaluation benutzen Beurteilungssystem nach WINCKLER und WILLEN (21). Auch O CALLAGHAN et al. (23) konnten zufriedenstellende Ergebnisse aus einer Studie mit Trackway Overlap zur Lahmheitserkennung liefern. Zusätzlich versuchten BAHR et al. (28) anhand der Rückenkrümmung ein System zur automatischen Lahmheitserkennung zu entwickeln. Dazu wurden an digitalen Videoaufnahmen zunächst die Hüfte (Punkt A), die Schulter (Punkt C) und ein Punkt auf der Hälfte des Abstandes zwischen A und C (Punkt B) manuell definiert. Die entwickelte Software berechnete nun die Länge und den Radius der Rückenkrümmung. Die Aufkrümmung des Rückens korrelierte mit den nach WINCKLER und WILLEN (21) erhobenen Lahmheitsnoten. Die Autoren bewerteten ihre eigenen 2

31 Literaturübersicht Ergebnisse dennoch vorsichtig, da die Tierzahl, an der die Messungen durchgeführt wurden, sich auf zehn Kühe beschränkte. Neben der noch nicht ausgereiften Praxistauglichkeit der beschriebenen computergestützten Untersuchungsmethoden spielt bei der Anwendbarkeit der Kostenfaktor noch eine große Rolle. 21

32 Literaturübersicht Häufigkeiten von zu Lahmheit führenden Erkrankungen Bei der Untersuchung von lahmen Kühen diagnostizierte MCLENNAN (1988) zu 83,2 % Läsionen, die den Fuß der Tiere befielen. 37 % der Läsionen traten an abnormal geformten Klauen auf. 95 % aller Läsionen, die an der Zehe lokalisiert waren, befanden sich an der Hintergliedmaße (MANSON u. LEAVER 1988). Aus verschiedenen Studien sind die Angaben zu den Klauenläsionen zusammengefasst, die bei den Tieren dieser Studien am häufigsten zu Lahmheit geführt haben (Tab. 7). Tabelle 7: Häufigkeiten der zu Lahmheit führenden Läsionen in % Autor Jahr KL % Eddy u. Scott Russell et al. Choquette- Lévy et al. S % SG % WD % DD % ID % IP % 198 2,4 11,4 34,9 14, ,4 13,6 15,6 16, , 57, McLennan ,6 8,4 15, Manson u. Leaver 1988 * 7, Tranter u. Morris Barkema et al. Fleischer et al. Hernandez et al. Melendez et al. Hernandez et al , 39, ,5 2, 12,5 1, , 26, 18, 9, 22 6, 31, 9, 23 87,7 ** 4,6 7,7 25a 1,5 5,3 1,5 54,1 3,8 KL= Klauenhornläsionen, S= Läsionen der Sohle, SG= Sohlengeschwür, WD= Defekte der Weißen Linie, DD= Dermatitis digitalis, ID= Dermatitis interdigitalis; IP= interdigitale Phlegmone, IH= interdigitale Hyperplasie, L= Laminitis/ Klauenrehe, BE= Ballenerosionen * Sohlengeschwür oder Klauenrehe ** Klauenhornläsion oder subklinische Klauenrehe IH % L % BE % 22

33 Literaturübersicht Die häufigsten Erkrankungen, die zu Lahmheiten führen, sind Sohlengeschwüre, bzw. Läsionen des Sohlenhorns, Defekte der Weißen Linie, Dermatitis digitalis und interdigitale Phlegmone (HEDGES et al. 21, WARNICK et al. 21, GREEN et al. 22, BLOWEY et al. 24). In Norwegen stellte eine Studie von FJELDAAS et al. (27) fest, dass bei 18 % der lahmen Tiere Klauenläsionen mit Klauenrehe einhergehen. 16,6 % der lahmen Tiere litten an infektionsbedingten Läsionen. In der Studie von MELENDEZ et al. (23) wiesen sogar 87,7 % aller lahmen Tiere Klauenrehe oder subklinische Klauenrehe auf, während in der Studie von CHOQUETTE-LÉVY et al. (1985) Klauenrehe sehr selten zu Lahmheit führte. Da in dieser Studie lahme Kühe vom Landwirt vorgestellt wurden, gehen die Autoren davon aus, dass eine an Klauenrehe erkrankte Kuh nur leichte Gangabnormalitäten aufwies und diese vom Besitzer übersehen wurden. Als Ursache für das häufige Auftreten von Sohlengeschwüren sehen die Autoren unvollständig ausgeheilte Reheerkrankungen (NILSSON 1966, MELENDEZ et al. 23). KATSOULOS und CHRISTODOULOPOULOS (29) fanden bei lahmen Kühen, bei denen der Lahmheitsgrad durch das Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) erhoben wurde, am häufigsten Klauendeformationen und Dermatitiden als Ursache Häufigkeit von Lahmheiten In der Epidemiologie werden zwei verschiedene Konzepte verwendet, um die Häufigkeit von Erkrankungen angeben zu können. Die Prävalenz beschreibt das Verhältnis der erkrankten Individuen zur gesamten beobachteten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt, während die Inzidenz die Anzahl der Neuerkrankungen innerhalb eines definierten Zeitraumes wiedergibt (KREIENBROCK u. SCHACH 25). Die Lahmheitsinzidenzen werden häufig pro Monat, pro Laktation oder als jährliche Inzidenzen angegeben. Die Angaben zu Lahmheitshäufigkeiten weisen zum Teil sehr große Spannweiten auf. Während LEECH et al. (196) eine Inzidenz von 4 % und RUSSELL et al. (1982) eine mittlere Inzidenz von 5,5 % pro Jahr feststellten, erfassten ESSLEMONT und KOSSAIBATI (1996) in England eine mittlere jährliche Inzidenz von 17,4 %. 23

34 Literaturübersicht HEDGES et al. (21) zeigten eine Lahmheitsinzidenz von bis zu 68,9 % pro Jahr. Somit wird deutlich, dass die Häufigkeit von Lahmheitserkrankungen in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat. Dafür werden vor allem die Zunahme der Herdengrößen und die veränderten Haltungsbedingungen (von Weidehaltung zu überwiegender Stallhaltung) verantwortlich gemacht (BLOWEY 27). WHITAKER et al. (1983) beobachteten in ihrer Studie abweichende Inzidenzen, abhängig von den Personengruppen, die die Daten erfassten. Wegen Lahmheit wurden 18,7 % aller Tiere vom Landwirt und nur 6,3 % vom Tierarzt behandelt. Durch die Gesamtheit dieser Daten ermittelten sie eine jährliche Inzidenz von 25 % in England und Wales. Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Angaben zu Lahmheitshäufigkeiten sind die Methoden, mit denen Lahmheiten diagnostiziert wurden. Während in einigen Studien solche Tiere in die Auswertung eingingen, die vom Betriebspersonal als lahm vorgestellt wurden oder bestenfalls vom Tierarzt als lahm diagnostiziert worden waren, bemühten sich andere Studien unter Verwendung verschiedener Lahmheitsbeurteilungsschemata um möglichst einheitliche und damit objektivere Einteilung der Tiere in lahm und nicht lahm. Von weiteren Autoren angegebene jährliche Inzidenzen sind in der Tabelle 8 aufgeführt. 24

35 Literaturübersicht Tabelle 8: Jährliche Inzidenzen von Lahmheiten Autor Jahr Inzidenz Land Leech et al , % GB Prentice u. Neal ,% GB Eddy u. Scott 198 7,3 % GB Russell et al ,5 % GB Barnouin et al ,9 % Frankreich Whitaker et al , % GB Harris et al , % Australien Kaneene u. Hurd 199 6,6 % USA Esslemont u. Kossaibati ,4 % GB Kümper 2 18, % Deutschland Hedges et al ,9 % GB Green et al. 22 9, bis 11, % GB Blowey et al , % GB Eine weitere häufig verwendete Zeiteinheit zur Darstellung von Lahmheitshäufigkeiten ist die Laktationsinzidenz, bei der die Anzahl der Erkrankungsfälle im Zeitraum der gesamten Laktation erfasst werden. Die Studien, die diese Maßzahl verwendeten, sind vergleichend in der Tabelle 9 aufgelistet. Tabelle 9: Laktationsinzidenzen von Lahmheiten Autor Jahr Inzidenz Land Gearhart et al ,9 % USA Barkema et al , % Niederlande Enting et al ,2 % Niederlande Kelton et al ,8 % Kanada Heuer et al ,4 % Niederlande Zu einem Zeitpunkt festgestellte Lahmheitshäufigkeiten werden als Prävalenz angegeben (Tab. 1). 25

36 Literaturübersicht Tabelle 1: Prävalenzen von Lahmheiten Autor Jahr Prävalenz Land Barnouin et al ,9 % Frankreich Smits et al ,6 % Niederlande Wells et al , % USA Clarkson et al ,6 % GB Sprecher et al ,2 % USA Warnick et al. 21 8, % USA Whay et al ,1 % GB Hernandez et al , % USA Manske et al. 22 5, % Schweden Mülleder et al , % Österreich Winckler u. Brill 24 45, % Deutschland Bielfeldt et al. 25 1, % Schweiz Espejo et al ,6 % USA Sogstad et al. 26 1,2 % Norwegen Fjeldaas et al. 27 1,1 % Norwegen Katsoulos u. Christodoulopoulosa 29 18,7 % Griechenland Faktoren der Lahmheit Viele Faktoren wurden bisher in verschiedenen Studien hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die Lahmheitshäufigkeit identifiziert. Diese lassen sich nicht immer klar von einander trennen, da sie sich in ihrem Einflussbereich überschneiden oder sich gegenseitig beeinflussen. Im Folgenden werden die Faktoren Betrieb, Haltung, Fütterung, Laktationsstadium, Alter und Jahreszeit beschrieben, wobei beispielsweise die Fütterung und die Haltungssysteme nicht unabhängig vom Betrieb, und die Jahreszeiten nicht unabhängig von der Haltung (saisonale Weidehaltung) betrachtet werden können. 26

37 Literaturübersicht Lahmheitshäufigkeiten in Betrieben Die Angaben zur Spannweite der Lahmheitshäufigkeiten in Milchviehherden ist in der Literatur sehr groß. Bei der Erfassung der Lahmheitshäufigkeiten in den einzelnen Herden wurden in den verschiedenen Studien sowohl Inzidenzen als auch Prävalenzen erhoben. BARKEMA et al. (1994) verglichen in einer Studie in den Niederlanden die Inzidenzen zwischen 13 Betrieben in Form von Laktationsinzidenzen. Bei diesen Betrieben reichten die Inzidenzen von 9,3 bis 49,2 % pro Laktation. Weitere Studien, die die Lahmheitsprävalenzen oder -inzidenzen zwischen Betrieben verglichen haben, sind in den Tabellen 11 und 12 vorgestellt. Tabelle 11: Vergleich der jährlichen Lahmheitsinzidenzen in Herden Autor Jahr Inzidenz Land Russell et al ,8 bis 11,8 % GB Harris et al. 1988, bis 3,9 % Australien Tabelle 12: Vergleich der Lahmheitsprävalenzen in Herden Autor Jahr Prävalenz Land Clarkson et al , bis 53,9 % GB Whay et al. 22, bis 5, % GB Manske et al. 22, bis 33, % Schweden Cook 23 7,9 bis 51,9 % USA Mülleder et al. 24, bis 77, % Österreich Winckler u. Brill 24 25, bis 58, % Deutschland Espejo et al. 26 3,3 bis 57,3 % USA 27

38 Literaturübersicht Der Einfluss des Betriebes auf die Lahmheitshäufigkeit setzt sich neben den Faktoren Haltung und Fütterung aus folgenden betriebspezifischen Faktoren zusammen (ENEVOLDSEN et al. 1991): Betriebsleiter (Motivation und Engagement, Dokumentation, Zeitmanagement etc.) Herdengröße Stall (z.b. Bodenbeschaffenheit, Ausstattung/ Kuhkomfort) Auftreten von infektiösen Klauenerkrankungen wie z.b. Dermatitis digitalis Management hinsichtlich klauenpflegender Maßnahmen Bei dem Vergleich der geschätzten Lahmheitshäufigkeiten durch die Betriebsleiter und der im Rahmen der Studie tatsächlichen Anzahl von Lahmheitsfällen stellten WHAY et al. (22) fest, dass ein großer Anteil der Betriebsleiter nur ein Viertel aller Lahmheiten wahrnahmen. Die Studie von ESPEJO et al. (26) führte zu ähnlichen Ergebnissen. Die von den Landwirten geschätzten Prävalenzen war in letzterer um etwa ein Drittel niedriger als die von den Untersuchern erhobenen Prävalenzen. Mit steigender Herdengröße stieg in den Untersuchungen von HARRIS et al. (1988), ROWLANDS et al. (1983) und KATSOULOS und CHRISTODOULOPOULOSA (29) die Lahmheitsinzidenz an. Einige Studien konnten belegen, dass die Bodenbeschaffenheiten im Stallgebäude (SOMERS et al. 23, KATSOULOS u. CHRISTODOULOPOULOSA 29) oder den zum Melkstand führenden Wegen das Auftreten von Klauenerkrankungen oder Lahmheiten beeinflussen (HARRIS et al. 1988). VOKEY et al. (21) fanden keine Unterschiede in den Lahmheitsprävalenzen von Tieren, die auf Gummimatten, Sand oder Beton gehalten wurden. COOK (23) stellte beim Vergleich von Kühen aus 3 verschiedenen Betrieben in den USA sowohl für die Anbindehaltung als auch für die Haltung in Laufställen signifikant geringere Lahmheitsprävalenzen in den Ställen fest, deren Böden mit Sand ausgestreut waren. Deutlich wurde in der Untersuchung von WHAY et al. (22), dass das Auftreten von Erkrankungen an Dermatitis digitalis positiv mit den Lahmheitsprävalenzen der Her- 28

39 Literaturübersicht den korreliert. Betriebe, in denen Dermatitis digitalis auftrat, hatten eine Lahmheitsprävalenz von 23,9 %, während die Betriebe, bei denen die Tiere frei von Dermatitis digitalis waren, eine Lahmheitsprävalenz von 16,9 % aufwiesen. Auch SOGSTAD et al. (26) stellten signifikante Unterschiede bei den Prävalenzen der verschiedenen Klauenläsionen in den einzelnen Betrieben fest. Besonders galt dies für Ballenerosionen. Die Prävalenz der verschiedenen Klauenerkrankungen wurde in dieser Studie vor allem als bestandspezifisches Problem und als Störfaktor in der Auswertung angesehen. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass regelmäßige Klauenpflege mit geringeren Prävalenzen einhergeht (HUBER 22, FAYE u. LESCOURRET 1989, ESPEJO u. ENDRES 27, SATO et al. 28, KATSOULOS u. CHRISTODOULOPOULOSA 29). Die positive Auswirkung von regelmäßiger Klauenpflege auf die Lahmheitsprävalenz bewiesen auch AMORY et al. (26) in ihrer Studie und stellten zusätzlich fest, dass sich das Vorhandensein eines Klauenbades oder eines Klauenpflegestandes im Betrieb negativ auf die Klauengesundheit auswirkte. Die Autoren vermuteten, dass dafür eine fehlerhafte Nutzung des Klauenbades und eine unsachgemäße Durchführung der Klauenpflege durch den Landwirt verantwortlich waren. Der gleichen Auffassung waren FAYE und LESCOURRET (1989), die ebenfalls höhere Inzidenzen von Klauenläsionen bei Benutzung eines Klauenbades nachwiesen. ESPEJO und ENDRES (27) konnten keinen Zusammenhang zwischen Verwendung eines Klauenbades und der Lahmheitsprävalenz auf dem Betrieb aufzeigen. HUBER (22) besuchte zehn Betriebe in Österreich und erhob unter anderem mittels eines Fragebogens die wirtschaftlichen, baulichen und haltungstechnischen Gegebenheiten der Betriebe. Anhand eines Betriebsscorings konnte er zeigen, dass grundsätzlich bessere Haltungsbedingungen mit einem besseren Zustand der Klauen der Tiere korrelierten Lahmheitshäufigkeiten in verschiedenen Haltungssystemen ROWLANDS et al. (1983) stellten bei der Untersuchung von Klauenläsionen in Strohställen eine monatliche Lahmheitsinzidenz von,71 Fällen pro 1 Kühe und in Boxenlaufställen von,93 Fällen pro 1 Kühe fest. Ebenso ermittelten HASKELL et 29

40 Literaturübersicht al. (26), SOMERS et al. (23) sowie KATSOULOS und CHRISTODOULOPOU- LOSA (29), dass in Laufställen die Lahmheitsprävalenzen höher waren als in Strohställen. VAARST et al. (1998) stellten keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeiten von Klauenläsionen in unterschiedlichen Haltungssystemen (Strohtiefstall, Anbindung oder Laufstall) fest. HASKELL et al. (26) verglichen die Lahmheitsprävalenzen zwischen verschiedenen Haltungssystemen und stellten bei Herden ohne Weidegang Lahmheitsprävalenzen von 39 % und bei Herden mit Weidegang Lahmheitsprävalenzen von 15 % fest. COOK (23) zeigte durch die Auswertung von Daten, die von professionellen Klauenpflegern erhoben worden waren, dass die Lahmheitsprävalenzen in Anbindeställen signifikant höher waren als in Laufställen. Ebenso belegte eine auf 29 Betrieben durchgeführte Studie in der Schweiz (BIELFELDT et al. 25), dass Kühe, die in Laufställen gehalten wurden, geringere Lahmheitsprävalenzen aufwiesen als Kühe, die in der Anbindung standen. FAYE und LESCOURRET (1989) fanden in Laufställen besonders hohe Inzidenzen infektiöser Klauenläsionen, während HUBER (22) bei Kühen in Anbindehaltung besonders häufig Dermatitis digitalis feststellte Lahmheitshäufigkeiten in Bezug zur Fütterung Für den Einfluss der Fütterung auf die Lahmheitshäufigkeit im Betrieb wurden die Grundfutterzusammensetzung, der Gehalt an Vitaminen und an Mineralstoffen verantwortlich gemacht. FAYE und LESCOURRET (1989) zeigten, dass während der Stallperiode eine zweiwöchige Fütterung von Maissilage im Vergleich zu einer Fütterung von Grassilage zu einem Anstieg der Inzidenz von Klauenläsionen um 12 bis 16 % führte. Durchschnittlich höhere Lahmheitsnoten wiesen AMORY et al. (26) unter Verwendung des Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) bei den Herden nach, denen vermehrt Maissilagen gefüttert wurde. Beim Vergleich von zwei Versuchsgruppen, die unterschiedliche Mengen von Kraftfutter erhielten, belegten MANSON und LEAVER (1988), dass eine tägliche Fütterung von 11 kg Kraftfutter zu durchschnittlich höheren Lahmheitsnoten und zu häufigerem Auftreten von klinischen Lahmheiten führte als eine Fütterung von 7 kg. 3

41 Literaturübersicht Durchschnittlich niedrigere Lahmheitsnoten konnten AMORY et al. (26) in den Betrieben nachweisen, die die zu fütternden Ration mit Vitaminen und Mineralstoffen supplementierten. Die Studie von FAYE und LESCOURRET (1989) zeigte ähnliche Ergebnisse. HEDGES et al. (21) führten in England eine Studie über die Auswirkung von Biotin auf die Klauengesundheit durch. Hierzu wurden 457 Kühen 2 mg Biotin pro Tag zugefüttert. Als Kontrollgruppe erhielten 447 Tiere kein Biotin. Durch eine Biotinzufütterung über einen Zeitraum von 18 Monaten wurde eine Abnahme der Häufigkeit von Zusammenhangstrennungen in der Weißen Linie erreicht. FITZGERALD et al. (2) zeigten, dass die Tiere aus Herden, in denen Biotin zugefüttert wurde, bessere Lahmheitsnoten aufwiesen als Tiere aus Herden, die kein zusätzliches Biotin erhielten Lahmheitshäufigkeiten in verschiedenen Laktationsstadien EDDY und SCOTT (198) stellten in einer dreijährigen Studie in England ein häufigeres Auftreten von Lahmheiten in der frühen Laktationsphase fest. Die höchsten Lahmheitshäufigkeiten wiesen sowohl BARKEMA et al. (1994) als auch ESPEJO et al. (26) im ersten Laktationsmonat auf, mit dem Unterschied, dass ESPEJO et al. (26) diese Ergebnisse unter Verwendung des Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) erzielten, während in der Studie von BARKEMA et al. (1994) Landwirte und Tierärzte die Lahmheitshäufigkeiten erhoben. In Kanada untersuchten CHOQUETTE-LÉVY et al. (1985) bei 225 Kühen die Prävalenz von Klauenläsionen. Dabei traten 42,5 % aller Läsionen im ersten Laktationsmonat und 66 % in den ersten drei Laktationsmonaten auf. SMITS et al. (1992) erhoben die höchsten Prävalenzen von Klauenläsionen im zweiten Laktationsmonat. GREEN et al. (22), BLOWEY et al. (24) und ROWLANDS et al. (1985) stellten Lahmheiten am häufigsten in den ersten drei bzw. ersten vier Laktationsmonaten fest. Den Peak der Lahmheitsprävalenz drei Monate nach Abkalbung erklärten BLOWEY et al. (24) damit, dass mit der Abkalbung und den damit einhergehenden Veränderungen wie z.b. dem Einsetzen der Milchproduktion und der Umstellung der Ration, erhöhte Anforderungen an den Stoffwechsel der Kuh gestellt wurden. Dies verursachte die Produktion von mangelhaftem Horn, das bei einem Sohlenhorn- 31

42 Literaturübersicht wachstum von 5 mm pro Monat nach zwei Monaten die Oberfläche der Sohle erreichte und das Auftreten von Klauenläsionen begünstigte. Diese Theorie wird von der Studie von CAPION et al. (29) unterstützt. Sie untersuchten die Lahmheitsprävalenz bei Färsen vor und nach der Abkalbung und konnten belegen, dass die Lahmheitsprävalenz nach der Abkalbung anstieg. HIRST et al. (22) wies die höchste Lahmheitsprävalenz im vierten Laktationsmonat nach. Hingegen ergab eine Studie in Spanien die höchsten monatlichen Inzidenzen zwischen dem vierten und achten Laktationsmonat (BACH et al. 27) Lahmheitshäufigkeiten in Abhängigkeit vom Alter der Tiere Zahlreiche Studien untersuchten die Unterschiede des Auftretens von Lahmheiten zwischen Erstlaktierenden und pluriparen Kühen und konnten belegen, dass innerhalb einer Herde die älteren Kühe grundsätzlich häufiger an Lahmheit erkranken als Erstlaktierende (ROWLANDS et al. 1985, BARKEMA et al. 1994, WARNICK et al. 21, HIRST et al. 22, ESPEJO et al. 26, HASKELL et al. 26, BACH et al. 27, BICALHO et al. 27b). Einige Studien verglichen Häufigkeiten von Klauenläsionen zwischen Erstlaktierenden und älteren Tieren, unabhängig davon, ob diese Läsionen auch zu Lahmheiten führten (SMITS et al. 1992, YERUHAM et al. 2, SOMERS et al. 25a u. 25b, ETTEMA et al. 27), während wiederum andere Studien nur die Häufigkeitsverteilung von Klauenläsionen bei lahmen Tieren verglichen (BARKEMA et al. 1994, BLOWEY et al. 24, ENEVOLDSEN et al. 1991). Häufigkeiten von Lahmheiten: ROWLANDS et al. (1985) zeigten in ihrer Studie, dass Kühe ab einem Alter von fünf bis acht Jahren am häufigsten an Lahmheit erkrankten, während ALBAN (1995) für Kühe in der ersten und in der vierten Laktation das höchste Risiko, an Lahmheiten zu erkranken, nachweisen konnte. Auch in der Untersuchung von WARNICK et al. (21) waren ältere Kühe deutlich häufiger an Lahmheiten erkrankt als jüngere. Studien, die Lahmheitshäufigkeiten zwischen Kühen in der ersten Laktation und Kühen in späteren Laktationen verglichen haben, sind in der Tabelle 13 aufgeführt. 32

43 Literaturübersicht Tabelle 13: Vergleich der Lahmheitshäufigkeiten in der ersten Laktation mit Lahmheithäufigkeiten in späteren Laktationen in % Autor Jahr Lahmheitshäufigkeit in 1. Laktation Lahmheitshäufigkeit in späteren Laktationen Häufigkeitsparameter Haskell et al , % 38, % ab 5. Laktation Prävalenz Espejo et al ,8 % +8, % Zunahme der Prävalenz mit jeder weiteren Prävalenz Laktation Bicalho et al. 27b 21,9 % 62,2 % ab 3. Laktation Prävalenz Barkema et al ,3 % 31,8 % ab 4. Laktation Bach et al ,7 % 28,7 % ab 2. Laktation Laktationsinzidenz Laktationsinzidenz Häufigkeiten von Klauenläsionen: Studien, die das Auftreten von Dermatitis digitalis zwischen Altersgruppen verglichen, sind die von HOLZHAUER et al. (26), SOMERS et al. (25a) und ETTEMA et al. (27). Wie auch die Studie von SMITS et al. (1992) konnten diese Studien häufiger Dermatitis digitalis an den Klauen der Erstlaktierenden als bei älteren Kühen feststellen. Vergleichend sind einige Studien in der Tabelle 14 vorgestellt. Tabelle 14: Vergleich der Prävalenzen von Dermatitis digitalis in der ersten Laktation mit Prävalenzen in späteren Laktationen in % Autor Jahr Prävalenz von Dermatitis digitalis 1. Laktation spätere Laktationen Häufigkeitsparameter Yeruham et al. 2 25, % 18, % ab 2. Laktation Prävalenz Somers et al. 25a 3,2 % 18,8 % ab 4. Laktation Prävalenz Ettema et al ,3 % 21,3 % ab 2. Laktation Prävalenz MANSKE et al. (22), KÖNIG et al. (25), ETTEMA et al. (27) und HOLZHAUER et al. (28) stellten besonders häufig Sohlengeschwüre bei älteren 33

44 Literaturübersicht Tieren fest. MANSKE et al. (22) erfassten in ihrer Studie bei Tieren ab der 2. Laktation außerdem auffallend häufig Defekte der Weißen Linie (ETTEMA et al. 27). KÖNIG et al. (25) zeigten im Vergleich zu den Erstlaktierenden signifikant höhere Laktationsinzidenzen von Defekten des Wandhorns bei Tieren in der 2. und ab der 3. Laktation auf. Interdigitale Hyperplasien traten auch nach ENEVOLDSEN et al. (1991) am häufigsten bei Kühen ab der 2. Laktation auf. Ähnlich auch die Ergebnisse bei ETTEMA et al. (27). Verschiedene Studien konnten Altersdispositionen bei Laminitiden aufweisen (FRAN- KENA et al. 1992). Erstlaktierende Tiere scheinen häufiger unter Klauenrehe zu leiden als ältere Kühe (NILSSON 1963). ETTEMA et al. (27) stellten bei Tieren in der ersten Laktation zu 4,4 % Sohlenhämorrhagien fest, während diese bei Kühen ab der 2. Laktation nur zu 35,8 % vorkamen. Bei der Datenerhebung für ihre Studie fassten SOMERS et al. (25b) die Läsionen interdigitale Dermatitis und Ballenerosionen zusammen, da ihrer Meinung nach beide Läsionen die gleiche Ätiologie aufweisen. Bei Tieren ab der 2. Laktation zeigte sich eine vielfach höhere Prävalenz als bei Erstlaktierenden. BIELFELDT et al. (25) konnten hingegen keinen signifikanten Einfluss der Laktation auf die Prävalenz von Klauenläsionen feststellen. Tiere mit hohen Leistungen in der vorangegangen Laktation hatten häufiger Läsionen als Tiere mit niedriger Leistung in der vorangegangenen Laktation. Häufigkeiten von zu Lahmheit führenden Klauenläsionen: MANSKE et al. (22) stellten bei der Untersuchung von schwedischen Milchviehherden fest, dass bei einer mittleren Lahmheitsprävalenz von 5,1 % die meisten Klauenläsionen keine Lahmheit hervorriefen. Dennoch haben einige Studien Kühe auf die Ursache ihrer Lahmheit hin untersucht und stellten Unterschiede zwischen den Altersgruppen fest. In einer Studie von ROWLANDS et al. (1985) wurde festgestellt, dass bei Erstkalbinnen neben Läsionen an den Beinen vorwiegend interdigitale Phlegmone zu Lahmheiten führten. Abzesse in der Weißen Linie, Sohlengeschwüre und interdigitale Hy- 34

45 Literaturübersicht perplasien waren hingegen hauptsächlich bei den älteren Kühen verantwortlich für das Auftreten von Lahmheiten. HERNANDEZ et al. (22) wiesen in einer Herde mit 55 Tieren nach, dass bei lahmen Tieren zu 6 % das Klauenhorn Läsionen aufwies. Dermatitis digitalis war hingegen zu 31 % und interdigitale Phlegmone zu 9 % für Lahmheiten verantwortlich. Alle drei Ursachen kamen auch bei Erstlaktierenden am häufigsten vor. In der Studie von CHOQUETTE-LÉVY et al. (1985) in Kanada wurden zu Lahmheit führende Klauenläsionen untersucht. Nur die Tiere wurden auf Klauenerkrankungen untersucht, die durch den Landwirt als lahm diagnostiziert worden waren. Diese Studie zeigte, dass die größte Prävalenz von Erkrankungen wie Sohlengeschwüre, Defekte der Weißen Linie und Ballenerosionen bei Rindern in einem Alter von zwei Jahren zu beobachten war. Der nächste Prävalenz-Peak, der genauso hoch war wie der bei den zweijährigen Tieren, wurde bei Kühen im Alter von 5 Jahren nachgewiesen. Am häufigsten allerdings traten Läsionen bei Kühen im Alter von 7 Jahren auf. Mehr als die Hälfte aller durch Sohlengeschwüre (6 %) und Ballenerosionen (57 %) lahm gewordenen Tiere waren zwischen 5 und 8 Jahre alt. Ähnlich aufgebaut wie die Untersuchung von CHOQUETTE-LÉVY et al. (1985) war die Studie von BLOWEY et al. (24), in der nur Tiere untersucht wurden, die der Landwirt als lahm vorstellte. Dabei wiesen Erstlaktierende im Vergleich zu älteren Tieren häufiger Dermatitis digitalis auf Lahmheitshäufigkeiten in Abhängigkeit von der Jahreszeit Lahmheitshäufigkeiten werden insofern von den Jahreszeiten beeinflusst, als dass entweder die Tiere ganzjährig auf der Weide gehalten werden (TRANTER u. MORRIS 1991, FITZGERALD et al. 2) und folglich Lahmheitshäufigkeiten in den Monaten mit hoher Niederschlagsmenge zunehmen, oder, dass Kühe in den Sommermonaten ganztägig oder für mehrere Stunden Weidegang erhalten, während sie im Winter ausschließlich im Stall gehalten werden. Somit überschneiden sich die Faktoren Jahreszeit und Fütterung hinsichtlich ihres Einflussbereiches. Unterschiedliche Lahmheitsprävalenzen in der Weide- und der Stallperiode können aber auf einen höheren Infektionsdruck und auf stärkere Exposition der begünstigenden Faktoren wie vermehrter Kontakt der Klauenhaut und des Klauenhorns mit Kot 35

46 Literaturübersicht und Urin hinweisen (BLOWEY et al. 24, SOMERS et al. 25b). VAARST et al. (1998) verglichen die Häufigkeiten von Klauenläsionen, die bei der routinemäßigen Klauenpflege festgestellt wurden, und erkannten, dass in den Monaten Dezember und Januar signifikant häufiger Läsionen festgestellt worden waren als in den anderen Monaten. HIRST et al. (22) stellten in ihrer Studie die niedrigsten Lahmheitsprävalenzen im Sommer fest. Weitere die Prävalenzen im Sommer und Winter vergleichende Studien sind in der Tabelle 15 aufgeführt. Tabelle 15: Vergleich von Lahmheitshäufigkeiten im Sommer und im Winter in % Autor Jahr Sommer Winter Häufigkeitsparameter Land Wells et al ,7 % 16,7 % Prävalenz USA Clarkson et al ,6 % 25, % Prävalenz GB Cook et al ,1 % 23,9 % Prävalenz USA Katsoulos u. Christodoulopoulosa 29 17,1 % 2,4 % Prävalenz Griechenland Faye u. Lescourret ,1 % 21,3 % Inzidenz in den beiden Perioden Frankreich Einige Studien konnten für das Auftreten einzelner Klauenerkrankungen saisonale Unterschiede nachweisen. EDDY und SCOTT (198) fanden beispielsweise in den Monaten Februar bis Mai häufiger Sohlengeschwüre vor, während interdigitale Phlegmone und Defekte der Weißen Linie im Herbst und Abzesse in der Weißen Linie und Defekte des Sohlenhorns im Herbst und im Winter gehäuft auftraten. Im Gegensatz dazu konnten BLOWEY et al. (24) keine saisonalen Häufungen von Sohlengeschwüren feststellen, während infektiöse Klauerkrankungen wie Dermatitis digitalis und interdigitalis vor allem im Winter auftraten. SOMERS et al. (25a u. 25b) belegten ebenfalls höhere Prävalenzen von Dermatitis digitalis und Dermatitis interdigitalis zusammengefasst mit Ballenerosionen nach Ende der Stallperiode. Dermatitis digitalis trat zum Ende der Weideperiode zu 27,3 % und am Ende der Stallperiode zu 28,5 % auf. Auffälliger war der Unterschied 36

47 Literaturübersicht bei der Prävalenz von Dermatitis interdigitalis zusammen mit Ballenerosionen, die mit 23,4 % am Ende der Weidesaison deutlich geringer war als zum Ende der Stallperiode (46,1 %). 2.2 Einfluss von Lahmheiten Um die Auswirkungen von Lahmheiten auf die Parameter der Leistung und der Tiergesundheit zu untersuchen, wurde die Erhebung der Daten in den verschiedenen Studien sehr unterschiedlich gestaltet. Viele Studien untersuchten bei vom Personal der Betriebe oder durch einen Tierarzt als lahm diagnostizierten Kühen auf einen Zusammenhang zwischen Lahmheit und beispielsweise Leistung. Um differenziertere Ergebnisse zu erhalten, wurde in manchen Studien bei als lahm gemeldeten Tieren die zu der Lahmheit führenden Klauenläsionen erhoben. Andere Studien ließen durch geschultes Personal Lahmheitsbeurteilungen durchführen, so dass die Auswirkung des Lahmheitsgrades in der Untersuchung berücksichtigt werden konnte, ohne dass die ursächliche Klauenerkrankung im Vordergrund stand. Wiederum andere Studien ließen bei der routinemäßigen Klauenpflege Art oder auch Ausmaß der Läsionen dokumentieren und verglichen die Auswirkung auf die Leistungs- und Gesundheitsparameter zwischen Kühen mit und ohne Läsionen, ohne die Tiere auf Lahmheit zu untersuchen. Um einen möglichst großen Überblick über Studien hinsichtlich der Auswirkungen von Lahmheiten geben zu können, wurden hier auch letztere Studien vorgestellt, die nicht ausdrücklich auf Lahmheit untersucht haben, da mindestens 92 % aller Lahmheiten durch Erkrankungen des Fußes bzw. der Zehe entstehen (EDDY u. SCOTT 198) Lahmheiten und Abkalbung Einen Hinweis auf mögliche Zusammenhänge zwischen schwerem Abkalbeverlauf und Lahmheiten ergab eine Studie an 34 Herden, die vom College of Verterinary Medicine der Cornell University New York betreut wurden. Anhand von 7763 Laktationen wurden Faktoren, die die Abgangshäufigkeit beeinflussten, untersucht (MILIAN- SUAZO et al. 1989). Bei 658 Abkalbungen gab der Farmer an, dass er selbst oder der Tierarzt bei der Abkalbung Hilfe geleistet hatte. Diese Abkalbungen wurden unter 37

48 Literaturübersicht dem Begriff Dystokie (abnormaler Geburtsverlauf) erfasst. Bei der statistischen Auswertung wurde deutlich, dass Kühe mit Dystokie mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit (OR= 2,1) wegen Gliedmaßenproblemen abgehen als Kühe ohne Dystokie. Als mögliche Folge der Dystokie wurde eine Quetschung des Nervus tibialis im Becken vermutet, die bei den Tieren zu anhaltender Lahmheit führte. In einer Untersuchung auf neun Betrieben im Bundesstaat New York erhoben GEARHART et al. (199) aus 561 Laktationen Daten über den Verlauf der Kondition der Tiere, Krankheitshäufigkeiten und Fruchtbarkeitsdaten. Dystokie trat in diesen Betrieben in 9,9 % der beobachteten Laktationen auf. In dem statistischen Modell einer Regressionsanalyse, in der der Betrieb als zufällige Variable untersucht wurde, konnte belegt werden, dass überkonditionierte Tiere mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Dystokie, Abort, Nachgeburtsverhaltung, Metritis, Pyometra oder Ovarialzysten aufwiesen als normalkonditionierte Tiere. Während metabolische Erkrankungen einen Risikofaktor für eine Lahmheitserkrankung darstellten, galt dies für Dystokie nicht. In einer Studie aus Florida erhoben HERNANDEZ et al. (21) in einer Herde mit 837 Kühen unter anderem Faktoren, die für die Häufigkeiten von Lahmheiten und Reproduktionsleistungen relevant schienen. Die durch das Farmpersonal und einen Tierarzt als lahm eingestuften Kühe wurden auf Klauenerkrankungen untersucht und die Läsionen dokumentiert. In dieser Studie war der Anteil der Kühe mit Störungen im Abkalbeverlauf (Dystokie) bei den gesunden Kühen mit 5 % genauso hoch wie bei den Tieren mit Klauenläsionen. Das Vorliegen einer Dystokie, einer Nachgeburtsverhaltung oder einer Metritis wirkte sich auch nicht auf die Güstzeit aus. PRIEN (26) konnte in einer Studie in Schleswig-Holstein bei Kühen mit Dystokie keine signifikant höheren Lahmheitsinzidenzen feststellen als bei Kühen mit unauffälligem Abkalbeverlauf. PEELER et al. (1994) untersuchten 363 Laktationen aus zehn Betrieben im Südwesten Englands, die von der gleichen Tierarztpraxis betreut wurden. Als Totgeburt galten alle Abkalbungen, bei denen das Kalb innerhalb von 24 Stunden verstarb oder tot geboren wurde. Abkalbungen, bei denen der Landwirt oder der Tierarzt Hilfe leisteten, wurden auch in dieser Studie als Dystokie bezeichnet. Lahmheiten und Masti- 38

49 Literaturübersicht tiden diagnostizierte der Landwirt. In einer logistischen Regressionsanalyse wurden Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und Betrieb, Laktation und Abkalbeverlauf untersucht. Beim Vorliegen einer Dystokie kamen Fälle von Lahmheiten vor der ersten Besamung signifikant häufiger vor (OR= 1,47) als bei Kühen mit unkompliziertem Geburtsverlauf. Totgeburten und Zwillinge wurden als Risikofaktoren für Dystokie identifiziert, wobei sich nur das Vorliegen einer Totgeburt als statistisch signifikant herausstellte. Zwillinge und Dystokie galten als Risikofaktoren für Totgeburten (OR= 2,92 und 2,2). Erstkalbinnen zeigten eine signifikant höhere Häufigkeit von Dystokie (18,1 %) und Totgeburten (8,4 %) als ältere Kühe. Zwillinge waren bei Erstkalbinnen selten (,7 %) während sie bei älteren Kühen bis zu 5 % vorkamen. In fünf Herden im Staat New York wurden 1799 Kühe dem Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) unterzogen (BICALHO et al. 27b). Die Lahmheitsbeurteilung fand in den ersten 7 Laktationstagen statt. Zwillingsgeburten, die in der Regel mit vermehrten Tot- oder Schwergeburten einhergehen, führten in dieser Untersuchung nicht zu signifikant häufigeren Lahmheiten Lahmheiten und Milchleistung Zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Lahmheit und Milchleistung wurden in der Regel die tägliche Milchleistung, die 1-Tage-Leistung oder die 35- Tage-Leistung im Vergleich zu den Lahmheitshäufigkeiten aus der selben Laktation ausgewertet. HASKELL et al. (26) verglichen Milchleistung und Lahmheiten auf Herdenebene, indem sie die mittlere jährliche Leistung und die Lahmheitsprävalenz von 37 Herden untersuchten. Nach Einteilung in niedrig-, mittel- und hochleistenden Herden konnte statistisch kein Zusammenhang zwischen Lahmheitsprävalenz und Milchleistung nachgewiesen werden. BIELFELDT et al. (25) verglichen die Milchleistungen aus vorangegangenen Laktationen mit Prävalenzen von Klauenläsionen aus den nachfolgenden Laktationen und kamen zu dem Schluss, dass Tiere mit hohen Laktationsleistungen einem erhöhten Risiko unterlagen, in der nächsten Laktation an Klauenerkrankungen zu leiden. 39

50 Literaturübersicht Lahmheit und tägliche Milchleistung Auf Herdenebene konnten WHITAKER et al. (2) in ihrer Studie keine Beziehung zwischen Lahmheitshäufigkeiten und Milchleistungen aus der gleichen Laktation herstellen. COULON et al. (1996) schätzten anhand der Milchleistungen am 4. bis 6. Laktationstag den weiteren Verlauf der Milchleistungskurve von gesunden und an Klauenläsionen erkrankten Tieren. Für den Vergleich wurden nur solche Tiere mit Klauenläsionen ausgewählt, die neben den Klauenerkrankungen in einem Abstand von fünf Wochen frei von jeglichen anderen Erkrankungen geblieben waren. Bei der Hälfte der Kühe mit Klauenläsionen konnten keine Milchleistungseinbußen festgestellt werden, möglicherweise deshalb, weil alle Läsionen nach Diagnose einer Behandlung unterzogen wurden. Studien, die bei lahmen Kühen oder zusammen mit dem Auftreten von Klauenläsionen erhöhte tägliche Milchleistungen nachweisen konnten, sind in der Tabelle 16 aufgelistet, Studien, die hingegen veringerte Leistungen erhoben, gibt die Tabelle 17 wieder. Tabelle 16: Studien, die bei Lahmheiten oder Klauenläsionen erhöhte tägliche Milchleistungen nachwiesen Studie Jahr Tägl. Milchleistung Erkrankung Lucey et al. 1986a erhöht Läsionen im Interdigitalspalt Heuer et al erhöht Lahmheit König et al. 25 erhöht Klauenläsionen 4

51 Literaturübersicht Tabelle 17: Studien, die bei Lahmheiten oder Klauenläsionen verringerte tägliche Milchleistungen nachwiesen Studie Jahr Tägl. Milchleistung Erkrankung Lucey et al. 1986a verringert Lahmheit Moser u. Divers 1987 verringert Laminitis bei Erstlaktierenden Nutter u. Moffit 199 verringert Dermatitis digitalis Deluyker et al verringert Lahmheit Enting et al ,3 kg weniger Abgang wegen Lahmheit Argáez-Rodríguez et al verringert Dermatitis digitalis Rajala-Schultz et al ,5 bis 2,8 kg weniger Lahmheit Yeruham et al. 2 1,7 % weniger Dermatitis digitalis Warnick et al. 21,8 bis 1,5 kg weniger Lahmheit Margerison et al. 24 3,6 kg weniger Lahmheit Bach et al kg weniger Lahmheit Ettema et al. 27 verringert Dermatitis digitalis bei Erstlaktierenden WARNICK et al. (21) und BACH et al. (27) beobachteten, dass, je stärker eine Lahmheit ausgeprägt war, die Milchleistung umso stärker abfiel. BACH et al. (27) verglichen nach Beurteilung der Lahmheit nach dem Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) die Milchleistungen von Kühen mit Note 1 mit denen von Kühen mit Note 5 und konnten stark herabgesetzte Leistungen bei den lahmen Tieren feststellen. Kühe ab der 2. Laktation schienen mit ihrer Milchleistung insgesamt weniger ausgeprägt auf den Lahmheitsgrad zu reagieren als Erstlaktierende. In der Studie von WARNICK et al. (21) zeigten sich hingegen die lahmen Kühe ab 2. Laktation hinsichtlich des Abfalls der Leistung empfindlicher als die Erstlaktierenden. Außerdem standen Abzesse und Sohlengeschwüre mit stärkeren Leistungsabfällen in Beziehung als beispielsweise digitale oder interdigitale Dermatitiden. Einige Studien ließen die Autoren schlussfolgern, dass eine hohe Leistung zu einem erhöhtem Risiko führte, an Klauenläsionen und folglich an Lahmheiten zu erkranken 41

52 Literaturübersicht (DELUYKER et al. 1991, GREEN et al. 22, ETTEMA et al. 27). So zeigte sich in einer Studie an 9 Kühen aus fünf verschiedenen Herden zunächst, dass Kühe, die im Mittel 1,12 kg mehr Milch pro Tag gaben, häufiger im Verlauf der gesamten Laktation an Lahmheiten erkrankten (GREEN et al. 22). Durch den Vergleich der Milchleistungskurven von lahmen und nicht lahmen Tieren konnte aber nachgewiesen werden, dass Kühe schon bis zu vier Monate vor der Lahmheitserkrankung nicht das Milchleistungsniveau erreichten, das sie theoretisch erlangt hätten, wenn sie nicht lahm geworden wären. Teilweise hielt die reduzierte Leistung bis zu fünf Monate nach der Behandlung an. Entscheidend für die Milchleistung ist auch nach der Untersuchung von ETTEMA et al. (27) der Zeitpunkt, an dem die Tiere an Klauenläsionen erkranken. In den ersten 1 Laktationstagen hatten Erkrankungen wie Dermatitis digitalis bei Erstlaktierenden negative Auswirkungen auf die tägliche Milchleistung. Im Gegensatz dazu konnten bei Kühen ab der 2. Laktation in Verbindung mit anderen Klauenläsionen sogar höhere Leistungen beobachtet werden als bei den gesunden Kühen. Weiterhin werden auf genetischer Ebene positive Korrelationen zwischen hoher Milchleistung und Anfälligkeit für Erkrankungen des Bewegungsapparates diskutiert (HANSEN et al. 1979). KÖNIG et al. (25) untersuchten genetische Korrelationen zwischen bestimmten Klauenerkrankungen und Milchleistung, indem die ersten beiden Milchleistungsprüfungen der Laktation von 4 Kühen und mindestens 4 weiblichen Nachkommen mit den Krankheitshäufigkeiten verglichen wurden. Klauenerkrankungen schienen genetisch untereinander positiv korreliert zu sein. Außerdem wiesen Sohlengeschwüre, Wanddefekte und interdigitale Hyperplasien die höchsten positiven genetischen Korrelationen zu hoher Milchleistung in der zweiten Milchleistungsprüfung auf. Eine Vererbbarkeit von Klauenerkrankungen konnten die Autoren aber nicht feststellen. LANDMANN und KÖNIG (28) wiesen nach, dass an Klauenläsionen leidende Kühe in der ersten und zweiten Milchleistungsprüfung eine höhere mittlere Milchleistung aufwiesen als die nicht erkrankten Kühe. Die Erkrankung an Dermatitis digitalis, an einem Sohlengeschwür, einer Wandläsion oder an interdigitaler Hyperplasie führ- 42

53 Literaturübersicht te aber zu einem stärkerem Abfall der Milchleistungskurve als bei den gesunden Kühen. Den unterschiedlichen Verlauf der Milchleistungskurve von lahmen und nicht lahmen Kühen konnten auch DELUYKER et al. (1991) aufzeigen. Sie berechneten die kumulative Milchleistung der ersten 21 Laktationstage und die kumulative Milchleistung vom 22. bis 49. und vom 5. bis zum 119. Laktationstag. Die Leistung der ersten 21 Tage war bei den Kühen, die in den ersten 49 Laktationstagen an Lahmheit erkrankten, höher als bei den nicht lahmen, während die Leistung vom 5. bis zum 119. Tag bei den lahmen Kühen um 3,9 % niedriger war Lahmheit und 1-Tage-Leistung Im Vergleich zu den anderen Milchleistungsparametern wie der täglichen Milchleistung und der 35-Tage-Leistung verwendeten nur wenige Studien die 1-Tage- Leistung, um Beziehungen zwischen Lahmheit und Leistungen aufzuzeigen. DELUYKER et al. (1991) verglichen die kumulative Milchleistung aus den ersten 119 Tagen zwischen Kühen, die innerhalb der ersten 49 Laktationstage an einer Lahmheit erkrankten und Kühen, die nicht lahm wurden. Obwohl Kühe, die innerhalb der ersten 49 Tage eine Lahmheit entwickelten, eine bis zu 21 Tage andauernde höhere tägliche Milchleistung erbrachten, fiel ab dem Zeitpunkt der Lahmheitsdiagnose bis zum Ende des Behandlungszeitraumes die Leistung bei diesen Tieren deutlich ab. Dadurch ließ sich kein Unterschied in der 119-Tage-Leistung zwischen lahmen und nicht lahmen Kühen nachweisen. Daraus folgerten die Autoren, dass eine hohe Milchleistung zu Beginn der Laktation als Risikofaktor für die Entstehung von Lahmheiten betrachtet werden muss. Dies belegt auch die Studie von HEUER et al. (1999), die einen Zusammenhang zwischen hoher Leistung bei der ersten Milchleistungsprüfung in der Laktation mit hohen Lahmheitsinzidenzen im Verlauf der weiteren Laktation nachweisen konnte. Diese Studie zeigte aber auch, dass lahme Kühe eine um 17 kg niedrigere 1-Tage-Leistung lieferten als nicht lahme Kühe. BARKEMA et al. (1994) stellten fest, dass mit einer um 1 kg über dem Herdenmittel liegenden 1-Tage-Leistung, die Wahrscheinlichkeit für eine Kuh, in der Laktation an Lahmheit zu erkranken, um das 1,6-fache ansteigt. Kühe mit Sohlengeschwüren wiesen in dieser Studie unter Berücksichtigung des Laktations- und Betriebsef- 43

54 Literaturübersicht fektes und unter der Berücksichtigung der Leistung in der vorangegangenen Laktation eine um 77 kg höhere 1-Tage-Leistung als nicht lahme Kühe auf. Auch die 27- Tage-Leistung war bei diesen Tieren um 171 kg höher Lahmheit und 35-Tage-Leistung ORESNIK (1995) untersuchte bei 1153 Laktationen aus fünf verschiedenen Herden, ob Milchleistung und Fruchtbarkeit oder Krankheitshäufigkeiten miteinander korrelierten. Die in dieser Studie durch Tierärzte identifizierten lahmen Kühe hatten dabei im Vergleich zu den nicht lahmen Kühen weder eine höhere noch eine niedrigere mittlere 35-Tage-Leistung. Beim Vergleich von Kühen gleichen Alters konnten COBO- ABREU et al. (1979) ebenfalls bei Tieren mit Klauenläsionen keine Unterschiede in der Laktationsleistung zu Kühen ohne Klauenprobleme erkennen. Dem gegenübergestellt sei die Studie von TRANTER und MORRIS (1991), die Laktationsleistungen lahmer und nicht lahmer Tiere mit gleicher Laktationslänge miteinander verglichen. Die Leistung der lahmen Tiere erwies sich in dieser Studie als signifikant geringer. Andere Studien, die sowohl geringere als auch höhere Milchleistungen bei lahmen Tieren feststellten, sind in den Tabellen 18 und 19 aufgeführt. Tabelle 18: Studien, die bei Lahmheiten oder Klauenläsionen verringerte 35-Tage- Leistung nachwiesen Studie Jahr 35-Tage-Leistung Erkrankung Whitaker et al kg weniger Lahmheit Warnick et al kg weniger Lamheit Green et al kg weniger Lahmheit Hernandez et al kg weniger Interdigitale Phlegmone Hernandez et al. 25b 874 kg weniger Lahmheit 44

55 Literaturübersicht Tabelle 19: Studien, die bei Lahmheiten oder Klauenläsionen erhöhte 35-Tage- Leistung nachwiesen Studie Jahr 35-Tage-Leistung Erkrankung Dohoo u. Martin ,6 % mehr Lahmheit Rowlands u. Lucey 1986 erhöht Lahmheit Hultgren et al kg mehr Sohlengeschwüre In der Studie von GREEN et al. (22) wurden die täglichen Milchleistungen, der Verlauf der Milchleistungskurve und die 35-Tage-Leistungen von lahmen und nicht lahmen Tieren erfasst und verglichen. Am Verlauf der Milchleistungskurve der lahmen Tiere konnte gezeigt werden, dass lahme Kühe zwar durchschnittlich 1,12 kg Milch pro Tag mehr gaben, aber sie bis zu vier Monate, bevor sie lahm wurden, einen Einbruch ihrer Leistung erfuhren. Auf die 35-Tage-Leistung hochgerechnet bedeutete dies für den Landwirt einen mittleren Verlust von 36 kg pro lahmer Kuh. In einer Untersuchung auf neun Betrieben im Bundesstaat New York erhoben GEARHART et al. (199) aus 561 Laktationen Daten zu den Körperkonditionen, Krankheitshäufigkeiten und Fruchtbarkeitsdaten der Tiere. Dabei zeigte sich, dass Kühe, die überkonditioniert trockengestellt wurden, sieben mal häufiger in der folgenden Laktation an Klauenproblemen litten. Außerdem stellten GEARHART et al. (199), FLEISCHER et al. (21) und BIELFELDT et al. (25) fest, dass Kühe mit überdurchschnittlichen 35-Tage-Leistungen in der nächsten Laktation häufiger Lahmheiten bzw. Klauenerkrankungen aufwiesen als Kühe mit mittelmäßigen Leistungen Lahmheiten und somatischer Zellgehalt der Milch Einige Studien konnten einen Zusammenhang zwischen somatischem Zellgehalt in der Milch und Lahmheiten oder einzelnen Klauenerkrankungen feststellen. MATZKE et al. (1992) untersuchten in Bayern bei dem Vergleich verschiedener Betriebe mit Euterproblemen insgesamt Kühe aus Anbinde- und Laufställen. Auf Herdenebene wurden die Häufigkeiten von Klauen- und Beinschäden und die Häufigkeit von Zitzenverletzungen, von mit Mastitiserregern infizierten Eutervierteln und Eutervier- 45

56 Literaturübersicht teln mit erhöhtem Zellgehalt erhoben und verglichen. Infizierte Euter und frische Zitzenverletzungen kamen in den Betrieben, in denen Klauen- und Beinschäden vorkamen, signifikant häufiger vor als in Betrieben, in denen keine Schäden an Klauen oder Beinen festgestellt werden konnten. Außerdem traten in Betrieben mit zweimal jährlich durchgeführter Klauenpflege weniger Viertel mit erhöhten Zellgehalten auf als in Betrieben ohne regelmäßige oder nur einmal jährlich durchgeführter Klauenpflege. Bei ihrer Untersuchung von 12 schwedischen Herden im Rahmen der routinemäßig durchgeführten Klauenpflege konnten HULTGREN et al. (24) keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Sohlengeschwüren und dem somatischen Zellgehalt erkennen. Auch MAIER (26) stellte bei Tieren aus einer Herde keine Auswirkung von Lahmheit auf den somatischen Zellgehalt fest. YERUHAM et al. (2) verglichen den somatischen Zellgehalt der Milch zwischen Kühen, die an Dermatitis digitalis erkrankt waren, und nicht erkrankten Kühen. In dieser Studie waren 25 % der Erstlaktierenden und 18 % der pluriparen Tiere befallen. Der somatische Zellgehalt war bei diesen Tieren doppelt so hoch wie bei den gesunden Kühen. Außerdem war ein Milchverlust von 1,7 % pro Tag und Tier feststellbar. Die Studie von VAARST et al. (1998) aus Dänemark beschränkte sich auch nur auf die bei der Klauenpflege diagnostizierten Läsionen, ohne zu untersuchen, ob diese auch zu Lahmheiten führten. Dennoch zeigte die statistische Auswertung, dass pluripare Kühe, die an Erkrankungen litten, die das Euter betrafen, signifikant häufiger an mindestens zwei Gliedmaßen ein Sohlengeschwür aufwiesen. Das Odds Ratio betrug in diesem Fall 1, Lahmheiten und Fruchtbarkeit Zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Lahmheiten und Reproduktion wurden in vielen Studien entweder Zeitintervalle wie die Rast- und Güstzeit oder Häufigkeiten wie Erstbesamungserfolg und Konzeptionsrate verwendet, während andere Studien gezielt das Brunstverhalten oder die Ovaraktivität zwischen lahmen und nicht lahmen Kühen verglichen. In der Untersuchung von GOMEZ et al. (23) wurden fünf Monate lang 45 Kühe verschiedenen Verfahren zur Ermittlung der 46

57 Literaturübersicht Gliedmaßengesundheit und einer konsequenten Brunstbeobachtung unterzogen. Neben dem Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) wurde wöchentlich Beurteilungen vorhandener Klauenläsionen und Messungen der Gliedmaßenstellung und an den Klauen durchgeführt. Die Autoren konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Brunstverhalten und den erhobenen Lahmheitsparametern erkennen, möglicherweise weil in dieser Herde im Untersuchungszeitraum keine schweren Lahmheiten auftraten. Hingegen stellten SOOD und NANDA (26) fest, dass sich lahme und nicht lahme Tiere zwar nicht in der Häufigkeit vom Duldungsreflex, wohl aber in der Häufigkeit des Aufspringens auf andere Tiere signifikant unterschieden. GARBARINO et al. (24) bestimmten nach Ablauf der freiwilligen Wartezeit die Ovaraktivität von 253 Kühen anhand von Messungen des Progesteronspiegels im Blut. Das Intervall von Abkalbung bis zur ersten Lutealphase war bei den lahmen Tieren um sieben Tage länger als bei den nicht lahmen. Außerdem unterlagen die als lahm eingestuften Tiere einem dreifach höheren Risiko (OR= 3,9) an verminderter Ovaraktivität zu leiden als nicht lahme Tiere. Auch OPSOMER et al. (2) konnten anhand der zweimal wöchentlich gemessenen Progesteronspiegel bei 334 hochleistenden Kühen einen Zusammenhang zwischen Erkrankungen an Mastitis, Lahmheit oder Pneumonie im ersten Laktationsmonat und unphysiologisch verlängerten Lutealphase bzw. einer verminderten Ovaraktivität erkennen. DOBSON und SMITH (2) wollten in ihrer Studie untersuchen, inwiefern sich Lahmheit als Stressfaktor auf die Fruchtbarkeit negativ auswirkt. Dafür wurde bei Schafen der Einfluss von erhöhten Konzentrationen von den Stresshormonen wie ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) und CRH (Corticotropin-releasing Hormon) auf die GnRH- und LH-Sekretion im Blut gemessen. Erhöhte Ausschüttung von diesen Stresshormonen führte in dieser Studie zu einem suppressiven Effekt auf die Frequenz und Amplitude der GnRH-Sekretion und auf den zur Ovulation führenden LH- Peak, wodurch sowohl das Follikelwachstum als auch die Ovulation beeinträchtigt wurde. In einer Studie von LOPEZ-GATIUS et al. (22) wurden 61 Kühe per Ultraschall am 38. bis 44. Tag nach der Besamung als tragend diagnostiziert und bei diesen 47

58 Literaturübersicht Tieren zwischen dem 9. und 96. Trächtigkeitstag eine Kontrolluntersuchung durchgeführt. Damit sollte der Einfluss von Mastitiden und Lahmheiten auf das Fortbestehen der Trächtigkeit untersucht werden. In dieser Untersuchung ergab sich kein Unterschied hinsichtlich der Trächtigkeitsverluste zwischen Tieren mit klinischen Mastitiden oder Lahmheiten und den nicht erkrankten Kühen Lahmheit und Rastzeit SPRECHER et al. (1997) untersuchten bei 66 Kühen in einer prospektiven Kohortenstudie die Zusammenhänge zwischen Lahmheitsnoten und Fruchtbarkeit. Dabei erhielten 66 Kühe während der freiwilligen Wartezeit von 6 Tagen eine Note nach einem von den Autoren entwickeltem Locomotion Scoring System. Anschließend wurde die Lahmheitsbeurteilung alle vier Wochen bis zur Feststellung einer Trächtigkeit des Tieres wiederholt. Aus den erhobenen Lahmheitsnoten wurde für jedes Tier der Mittelwert errechnet. Die mittlere Rastzeit aller Tiere betrug 96,2 Tage, die mittlere Lahmheitsnote 2,8. In der statistische Analyse ergab sich für Kühe mit einer Lahmheitsnote schlechter als 2 ein 2,8-fach höheres Risiko, eine überdurchschnittlich längere Rastzeit aufzuweisen. HERNANDEZ et al. (21) benutzten in einer Herde in den USA bei 837 Kühen das Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) und vergaben bei 245 Kühen die Lahmheitsnote 3. Die so als lahm definierten Tiere stellten 3 % der beobachteten Population dar. Bei diesen Tieren wurden die Klauen auf Läsionen untersucht. Der Vergleich der Rastzeit zwischen nicht lahmen und lahmen Tieren zeigte, dass besonders lahme Kühe mit multiplen Klauenläsionen eine um acht Tage längere Rastzeit aufwiesen als die gesunden Tiere. Eine verlängerte mittlere Rastzeit bei lahmen Tieren stellte ebenfalls ORESNIK (1995) fest. Diese Beobachtung konnte statistisch aber nicht verifiziert werden. Bei 226 Kühe erhoben SOGSTAD et al. (26) die Lahmheitsprävalenz und dokumentierten bei der anschließenden Klauenuntersuchung die Befunde und das Ausmaß der Läsionen. Die Gruppe der lahmen Tiere wiesen bei keiner der untersuchten Fruchtbarkeitsparameter signifikant schlechtere Ergebnisse als die Gruppe der nicht lahmen Tiere auf. Eine Methode, nach der die Lahmheiten hier diagnostiziert wurden, erwähnen die Autoren aber nicht. Hinsichtlich der gefundenen Läsionen konnte in 48

59 Literaturübersicht dieser Studie festgestellt werden, dass Kühe mit mittel- oder hochgradigen Sohlengeschwüren längere mittlere Rastzeiten zeigten als Kühe ohne Läsionen. Durch die Untersuchung von 1491 Laktationen aus fünf Herden in Großbritannien stellten LUCEY et al. (1986b) einen Zusammenhang zwischen Lahmheiten und verminderter Fruchtbarkeit her. Dabei wurden die Tiere, die vom veterinärmedizinischem Personal als lahm erkannt wurden, auf Klauenläsionen untersucht und der Zeitpunkt des Auftretens in der Laktation ermittelt. Kühe mit Sohlen- und Weiße-Linie-Defekte wiesen dabei eine um sieben Tage längere mittlere Rastzeit auf. Beim Auftreten dieser Läsionen zwischen dem 36. und 7. Tag p.p. zeigten diese Tiere eine um 17 Tage verlängerte Rastzeit. Im gleichen Zeitraum auftretende Läsionen im Interdigitalspalt gingen ebenfalls mit verlängerten Rastzeiten einher. Auch Ballenerosionen führten unabhängig vom Zeitpunkt des Auftretens zu signifikant längeren Intervallen zwischen Abkalbung und erster Besamung. Zu ähnlichen Resultaten kamen COLLICK et al. (1989) in ihrer Studie, die im Aufbau der von LUCEY et al. (1986b) ähnelt. Auch hier zeigte der Zeitpunkt des Auftretens der Läsionen einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Die mittlere Rastzeit war bei lahmen Tieren im allgemeinen um vier Tage länger. Wurde die Lahmheit zwischen dem 36. und 7. Tag p.p. festgestellt, war die Rastzeit um acht Tage länger. Durch Sohlengeschwüre zwischen dem 71. bis 12. Tag p.p. kam es sogar zu einer Verlängerung um elf Tage. Im Gegensatz dazu stehen die Ergebnisse einer Untersuchung an 65 lahmen und 13 nicht lahme Kühen (MELENDEZ et al. 23), die hinsichtlich der Inzidenz von Ovarialzysten, des Erstbesamungserfolges, der Trächtigkeitsrate und der Rastzeit verglichen worden waren. Bei den lahmen Kühen wurde zwar ein signifikant schlechterer Erstbesamungserfolg und eine signifikant höhere Inzidenz von Ovarialzysten ermittelt, die mittlere Rastzeit der beiden Tiergruppen ließ aber keine signifikanten Unterschiede erkennen. Auch in der Studie von BARKEMA et al. (1994) zeigten als lahm eingestufte Kühe im Vergleich zu gesunden Kühen zunächst eine um 2,9 Tage längere Rastzeit. In einer linearen Regressionsanalyse wurden anschließend die festgestellten Rastzeiten auf die Milchleistung der vorangegangenen Laktation korrigiert. In diesem Modell traten die signifikanten Unterschiede in den mittleren Rastzeiten nicht mehr auf. 49

60 Literaturübersicht Lahmheit und Güstzeit SPRECHER et al. (1997) untersuchten bei 66 Tieren den Einfluss der Lahmheit auf die Güstzeit und mussten feststellen, dass die mittlere Güstzeit bei Kühen mit Lahmheitsnoten schlechter als 2 höher war als bei Kühen mit besseren Lahmheitsnoten. Bei der Berechnung des OR stellte sich heraus, dass für lahme Kühe das Risiko, eine längere Güstzeit aufzuweisen, um den Faktor 15,6 höher war als bei den nicht lahmen Kühen. HERNANDEZ et al. (21) stufte von 837 Kühen 245 Kühe anhand des aufgekrümmten Rückens im Gehen und im Stehen und dem abnormalen Gang als lahm ein. Diese Beurteilungskriterien hatte er dem von SPRECHER et al. (1997) entwickeltem Locomotion Scoring System entnommen. Sie entsprachen der Lahmheitsnote 3. Die lahmen Tiere wurden auf Klauenläsionen untersucht und die Unterschiede hinsichtlich der Fruchtbarkeitsparameter unter Berücksichtigung der 35-Tage- Leistung und anderen Faktoren ermittelt. Kühe mit Klauenläsionen zeigten eine um 4 Tage längere mediane Güstzeit als nicht lahme Kühe. Außerdem wiesen Kühe mit multiplen Klauenläsionen (z.b. Sohlenläsionen und papillomatöse Dermatitis digitalis) eine um sogar 7 Tage längere Güstzeit als nicht lahme Kühe auf. In einer weiteren Studie, die HERNANDEZ et al. (25a) durchführten, konnten die Autoren bei Kühen, die vor der ersten Besamung als lahm eingestuft worden waren, eine um 5 Tage längere Güstzeit ermitteln. Zur Darstellung der Auswirkung von Lahmheit auf die Güstzeit nutzten einige Autoren die Survival Analysis, bei der die Anzahl der Tage bis zum Eintritt eines Ereignisses und der prozentuale Anteil der Tiere, bei denen das Ereignis noch nicht eingetreten ist, auf der X- bzw. Y-Achse aufgetragen wird. Bei der Güstzeit entspricht dieses Ereignis dem Laktationstag, an dem die zur Trächtigkeit führende Besamung vorgenommen wurde. Die beiden Kurvenverläufe veranschaulichen dabei die Unterschiede zwischen lahmen und nicht lahmen Tieren. LEE et al. (1989) zeigten mit dieser Methode eine bei lahmen Tieren um 28 Tage verlängerte Güstzeit. Auch BICALHO et al. (27b) verwendeten bei Tieren aus fünf Herden in den ersten 7 Laktationstagen das Beurteilungssystem von SPRECHER et al. (1997) und stellten in der Survival Analysis fest, dass Tiere, die in diesem Zeitraum mindestens 5

61 Literaturübersicht einmal die Lahmheitsnote 3 bekommen hatten, eine 3 Tage längere Güstzeit aufwiesen als Tiere mit durchgehend besseren Note. Bei Tieren, die mindestens einmal die Lahmheitsnote 4 erhalten hatten, betrug die mediane Güstzeit sogar 159 Tage und war damit um 41 Tage länger als bei den Tieren mit besseren Lahmheitsnoten. In der Untersuchung von SOGSTAD et al. (26) wurden die lahmen Tiere nach diagnostizierten Läsionen unterteilt. Dadurch kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass bei älteren Kühen mit mittelgradigen und schweren Sohlengeschwüren und bei Erstkalbinnen mit nur geringgradigen Sohlengeschwüren die Güstzeiten verlängert waren. ARGÁEZ-RODRíGUEZ et al. (1997) verglichen ebenfalls verschiedene Klauenläsionen und deren Auswirkungen auf die Güstzeit und ermittelten bei Tieren, die an Dermatitis digitalis litten, eine längere Güstzeit (Median 113 Tagen) als bei gesunden Tieren (Median 94 Tage). Auch LUCEY et al. (1986b) untersuchten die Güstzeit von Tieren mit und ohne Klauenläsionen. Die Autoren stellten bei der Auswertung von Daten aus 1284 Laktationen unter anderem fest, dass Läsionen, die zwischen dem 36. bis 7. Tag p.p. auftraten, mit um 3 Tage verlängerten Güstzeiten einhergingen, während COLLICK et al. (1989) beobachteten, dass allgemein schwere Läsionen der Klauen zwischen dem 71. bis 12. Tag p.p. für 31 Tage längere Güstzeit sorgten. In diesem Zeitraum zeigten Tiere mit Sohlengeschwüren die höchste mittlere Güstzeit, die um 4 Tage länger war als die der gesunden Kühe (COLLICK et al. 1989). In einer komplexeren statistischen Analyse versuchten HEUER et al. (1999) die Zusammenhänge zwischen Gewichtsverlust in der Frühlaktation, Tagesmilchleistung und Fett-Eiweiß-Quotient bei der ersten Milchleistungskontrolle und Laktationsleistung, Fertilität und Erkrankungen im weiteren Verlauf der Laktation darzustellen. Hohe Milchleistung am ersten Testtag erhöhte die Lahmheitsinzidenz und die Inzidenz von Ovarialzysten. Gleichzeitig verstärkten Lahmheiten und Zysten als Kofaktoren den vorhandenen Effekt der hohen Milchleistung auf eine Verlängerung der Güstzeit. Im Gegensatz dazu konnte ORESNIK (1995) in der Untersuchung von 1153 Laktationen aus fünf verschiedenen Herden keine signifikant längeren Güstzeiten bei an Lahmheit erkrankten Tieren feststellen. 51

62 Literaturübersicht Lahmheit und Zwischenkalbezeit Die Zwischenkalbezeit ist in den meisten Studien ein weniger gebräuchlicher Parameter, den Einfluss der Lahmheit auf die Fruchtbarkeitsleistung der Tiere darzustellen, da dafür ein längerer Beobachtungszeitraum erforderlich ist als für die Untersuchung der Rast- oder Güstzeit. Dennoch gibt es einige Studien, in denen versucht wurde, diesen Zusammenhang herzustellen. ENTING et al. (1997) hatten bei 2183 Kühen aus 21 Betrieben 6273 Laktationen beobachtet. Bei durch den Betriebsleiter oder den Tierarzt als lahm diagnostizierten Kühen wurde auf vorhandene Klauenläsionen untersucht und die Zusammenhänge zwischen Lahmheiten und Milchleistung, anderen Erkrankungen und Abgängen untersucht. Bei den Kühen, die wegen Lahmheit den Betrieb verließen, konnten ENTING et al. (1997) im Vergleich zu allen anderen Tieren eine um neun Tage längere Zwischenkalbezeit feststellen. HULTGREN et al. (24) ermittelten bei Tieren mit Klauenläsionen eine um 2 % längere Zwischenkalbezeit als bei Tieren ohne Läsionen. Eine signifikant verlängerte Zwischenkalbezeit konnten auch SOGSTAD et al. (26) bei älteren Kühen und Erstlaktierenden mit Sohlengeschwüren nachweisen. In dieser Studie führten bei Erstkalbinnen auch mittelgradige und schwere Ballenerosionen zu einer längeren Zwischenkalbezeit. Hingegen stellten COBO-ABREU et al. (1979) keinen Zusammenhang zwischen Zwischenkalbezeit und Klauenproblemen fest Lahmheit und Gesamtträchtigkeitsrate In einer retrospektiven Studie beobachteten LEE et al. (1989) in fünf verschiedenen Herden in Pennsylvania 159 Laktationen von der Abkalbung bis zur Konzeption oder bis zum Abgang der Kuh aus der Herde. Die in der Laktation festgestellten Erkrankungen, unter anderem Lahmheiten, wurden auf ihre Auswirkung auf Güstzeiten und Konzeptionsraten untersucht. In der Gruppe der Tiere, die innerhalb der ersten 15 Tage p.p. an einer Lahmheit erkrankt waren, wurde eine niedrigere Konzeptionsrate errechnet als in der Gruppe der Tiere, die keiner Erkrankung exponiert waren. Im gleichen Jahr wurde eine Studie von COLLICK et al. (1989) veröffentlicht, in der 52

63 Literaturübersicht lahme Tiere eine um 1 % erniedrigte Trächtigkeitsrate aufwiesen als die nicht lahmen Tiere. MELENDEZ et al. (23) zeigten, dass lahme Kühe doppelt so häufig (relatives Risiko) nicht tragend wurden als nicht lahme Kühe und dass Erstkalbinnen, unabhängig ob lahm oder nicht, eher tragend wurden als Kühe mit mehreren Laktationen. Ähnliche Ergebnisse erhielten HERNANDEZ et al. (21) bei der Untersuchung der Auswirkung von Klauenläsionen auf die Gesamtträchtigkeitsrate, denn in dieser Untersuchung konzipierten Kühe mit Läsionen nur halb so häufig wie Kühe ohne Klauenläsionen. BICALHO et al. (27b) verwendeten bei 1799 Kühen das Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) alle 14 Tage, so dass die Tiere in den ersten 7 Laktationstagen mindestens zweimal benotet wurden. Zur Auswertung wurden solche Kühe als lahm bezeichnet, bei denen mindestens einmal die Lahmheitsnote 3 vergeben worden war. Dies führte hinsichtlich der Fruchtbarkeit zu dem Ergebnis, dass lahme Kühe mit einer um 15 % verringerten Wahrscheinlichkeit tragend wurden Lahmheit und Trächtigkeitsindex Durch den sogenannten Trächtigkeitsindex lässt sich die mittlere Anzahl der künstlichen Besamungen ermitteln, die durchgeführt werden mussten, bis die Kühe tragend sind. HEUER et al. (1999) und ORESNIK (1995) konnten nachweisen, das die Anzahl der Besamungen pro Konzeption in der Gruppe der lahmen Tiere höher war als bei nicht lahmen Tieren. In der Studie von ORESNIK (1995) betrug der Trächtigkeitsindex bei den an Lahmheit erkrankten Kühen 2,1 während der der gesunden Kühe bei 1,88 lag. Bei der Einteilung lahmer Kühe nach Lahmheitsgraden und anschließender Untersuchung auf Läsionen stellten COLLICK et al. (1989) bei lahmen Kühen unabhängig vom Lahmheitsgrad eine höhere Anzahl an erforderlichen Besamungen pro Konzeption fest. Dabei konnten bei Erstkalbinnen mit interdigitalen Erkrankungen keine Unterschiede zu den gesunden Erstkalbinnen nachweisen werden. Bei der routinemäßigen Klauenpflege in schwedischen Herden erfassten HULTGREN et al. (24) bei 2368 Kühen die Häufigkeit von Klauenläsionen. Sie 53

64 Literaturübersicht konnten nur eine tendenziell signifikante Korrelation zwischen der Anzahl der Besamungen pro Konzeption und dem Auftreten von Sohlengeschwüren nachweisen. Beziehungen zu anderen Klauenläsionen ließen sich nicht ermitteln. Genauer untersuchten SPRECHER et al. (1997) die Auswirkung von Lahmheit durch das Locomotion Scoring System, anhand dessen 66 Kühen eine Lahmheitsnote vergeben wurde. In der statistischen kategorialen Analyse wiesen die Autoren für Kühe mit schlechteren Noten als 2 ein neunmal höheres Risiko nach, mehr Besamungen pro Konzeption zu benötigen als die nicht lahmen Kühe. In einem linearen Regressionsmodell war die Anzahl der Besamungen zwischen lahmen und nicht lahmen Tieren aber nicht signifikant Lahmheit und Erstbesamungserfolg Der Erstbesamungserfolg ist ein präziser Parameter, anhand dessen die Fruchtbarkeit bei Kühen gemessen werden kann. Während BARKEMA et al. (1994) in einer Studie auf 13 niederländischen Farmen bei lahmen Kühen keinen signifikant niedrigeren Erstbesamungserfolg feststellen konnten, zeigten LOEFFLER et al. (1999) eine deutliche Auswirkung von Lahmheit auf diesen Fruchtbarkeitsparameter. Mastitiden, Ovarialzysten, Lahmheiten und Metritiden hatten einen um so höheren Einfluss auf den Erstbesamungserfolg, je näher die Erkrankung am Zeitpunkt der ersten Besamung auftrat. In einer Studie von HULTRGEN et al. (24) konnte nur im ersten Studienjahr ein Zusammenhang zwischen dem Erstbesamungserfolg und Sohlengeschwüren, die zwischen dem 6. bis 18. Laktationstag diagnostiziert wurden, festgestellt werden. Die Autoren errechneten für diese Tiere ein OR von,59 durch die erste Besamung tragend zu werden. COLLICK et al. (1989) ermittelten bei lahmen Tieren einen Erstbesamungserfolg von 46 % und bei nicht lahmen Tieren von 56 %. Diese Unterschiede stellten sich als statistisch signifikant heraus. Weniger deutlich sind Ergebnisse von MELENDEZ et al. (23), die in der univariaten Analyse signifikant schlechtere Erstbesamungserfolge bei lahmen Kühen feststellten. In der Regressionsanalyse, in deren Modell weitere Faktoren hinsichtlich ihres Einflusses auf die Fruchtbarkeit berücksichtigt wurden, zeigten lahme Kühe neben einem signifikant schlechteren Erstbesamungserfolg 54

65 Literaturübersicht zusätzlich eine höhere Inzidenz von Ovarialzysten. Wurden die Ovarialzysten aus dem Modell entfernt, zeigte sich der Erstbesamungserfolg von lahmen und nicht lahmen Tieren nicht mehr als signifikant verschieden Lahmheit und Konzeptionsrate ORESNIK (1995) nutzte die Konzeptionsrate bei 1153 Laktationen aus fünf verschiedenen Betrieben, um die Auswirkung von Lahmheit auf die Fruchtbarkeit untersuchen zu können und erhob eine Konzeptionsrate von 49,8 % bei lahmen Tieren und eine Konzeptionsrate von 53,2 % bei nicht an Lahmheit erkrankten Kühen. CHEBEL et al. (24) untersuchten ebenfalls den Einfluss verschiedener Faktoren, u.a. Hitzestress und Erkrankungen, auf die Konzeptionsrate. Für Lahmheiten, die innerhalb des Zeitraumes von 3 Tagen vor der künstlichen Besamung bis zum Tag der Trächtigkeitsdiagnose auftraten, konnten sie keinen Einfluss auf die Konzeptionsrate feststellen. Hingegen beobachteten SURIYASATHAPORN et al. (1998), dass Mastitiden, Lahmheiten oder Milchfieber, die in den ersten 45 Tagen p.p. auftraten, für geringere Konzeptionsraten verantwortlich waren. Damit wiesen sie nach, dass der Zeitpunkt einer Erkrankung entscheidend für den Erfolg einer Besamung sein kann. In der Studie von LUCEY et al. (1986b) zeigten Kühe, die wegen Läsionen im Interdigitalspalt lahm waren, eine um 9 % geringere Konzeptionsrate als nicht lahme Kühe (31 % vs. 4 %) Lahmheit und Krankheitshäufigkeiten In einer Studie in Norwegen untersuchten SOGSTAD et al. (26), welche Klauenläsionen Lahmheiten verursachen und ob es Zusammenhänge zwischen Lahmheit, bzw. bestimmten Klauenläsionen und Reproduktionsleistung oder anderen Erkrankungen gibt. Die Lahmheitsprävalenz der untersuchten 2583 Kühe betrug 1,2 %. Die Autoren konnten bei lahmen Kühen keine Unterschiede in den Krankheitshäufigkeiten zu den nicht lahmen feststellen. Einige Klauenläsionen gingen aber gehäuft mit bestimmten Krankheitsbildern einher. FLEISCHER et al. (21) untersuchten in einem logistischen Regressionsmodell die Wechselwirkungen zwischen Krankheitshäufigkeiten wie z.b. Klauenerkrankungen, 55

66 Literaturübersicht Milchfieber, Labmagenverlagerungen und Ovarialzysten und deren Auswirkungen auf die Milchleistung und stellten dabei keinen Einfluss der verschiedenen Erkrankungen aufeinander fest. Bei der Untersuchung von Risikofaktoren der Lahmheiten konnten ALBAN (1995) sowie ENEVOLDSEN et al. (1991) nicht nachweisen, dass bestimmte Erkrankungen das Auftreten von Lahmheiten begünstigen Lahmheit und Milchfieber Obwohl die lahmen Tiere in ihrer Untersuchung nicht häufiger an Milchfieber erkrankten als die nicht lahmen Tiere, stellten SOGSTAD et al. (26) fest, dass Milchfieber mit mittelgradigen und schweren Hämorrhagien im Sohlenhorn einhergingen. Die Autoren vermuteten, dass Schwankungen des Calciumspiegels im Blut zu Keratinisierungsstörungen der epidermalen Zellen führten (MÜLLING et al. 1999) bzw. dass ein erniedrigter Calciumspiegel Störungen der Blutgerinnung verursachte und es somit zum Austritt von Blut in das Gewebe kam. Obwohl die Lahmheitshäufigkeit in der Studie von MELENDEZ et al. (23) sehr viel höher war, konnten keine Beziehungen zwischen Lahmheit und Milchfieber hergestellt werden. FLEISCHER et al. (21) beobachteten häufigeres Auftreten von Milchfieber bei Kühen mit hohen Milchleistungen. Das Auftreten von Lahmheiten wirkte sich aber nicht auf die Häufigkeit von Milchfiebererkrankungen aus Lahmheit und Nachgeburtsverhaltung HERNANDEZ et al. (22) untersuchten die Beziehungen zwischen Milchleistung und Lahmheit unter der Berücksichtigung des Auftretens von weiteren Erkrankungen innerhalb einer Herde. Dabei konnten sie keine Unterschiede zwischen lahmen und nicht lahmen Tieren hinsichtlich Krankheitshäufigkeiten wie Nachgeburtsverhaltung erfassen. Auch ENTING et al. (1997) und MELENDEZ et al. (23) stellten keinen Zusammenhang zwischen Lahmheit und Nachgeburtsverhaltung fest Lahmheit und Mastitis In Zusammenarbeit mit mehreren Tierarztpraxen im Südwesten Englands erhoben PEELER et al. (1994) Daten von 363 Laktationen aus 1 Betrieben und ermittelten 56

67 Literaturübersicht ebenfalls die Krankheitshäufigkeiten der Tiere. Im Zeitraum von der Abkalbung bis zur ersten Besamungen wurde besonders das gleichzeitige gehäufte Auftreten von Lahmheiten und Mastitiden deutlich. Eine logistische Regressionsanalyse der Daten belegte, dass eine Mastitis vor der ersten Besamung für die Kuh zu einem erhöhten Risiko führte, lahm zu werden (OR= 1,47). Umgekehrt führte aber auch eine Lahmheit vor der ersten Besamung zu einem erhöhten Risiko an einer Mastitis zu erkranken (OR= 1,44). Diese Beobachtung machten auch GRÖHN et al. (1988), die in Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen einen Risikofaktor (OR= 2,) für das Auftreten von Eutererkrankungen erkannten. In der Untersuchung von VAARST et al. (1998) in Dänemark stellten Erkrankungen, die das Euter betrafen, für Kühe ab der 2. Laktation ein erhöhtes Risiko (OR= 1,5) dar, an zwei Gliedmaßen Sohlengeschwüre zu entwickeln. Im Gegensatz dazu konnten HULTGREN et al. (24) keinen Zusammenhang zwischen Sohlengeschwüren und klinischen Mastitiden herstellen. SOGSTAD et al. (26) zeigten, dass abhängig von der Laktation der Tiere, klinische Mastitiden und Zitzenverletzungen gehäuft mit Schwellungen im Bereich des Tarsus einhergingen. HERNANDEZ et al. (22) und MAIER (26) konnten keine Unterschiede in der Häufigkeit von Mastitiden zwischen lahmen und nicht lahmen Kühen erheben. Zur Identifizierung der Faktoren klinischer Mastitiden untersuchten SATO et al. (28) 94 verschiedene Management- und Leistungsparameter in 18 Betrieben Dänemarks. Dabei fiel den Autoren in der Gruppe der Kühe mit Klauenläsionen eine höhere Mastitisinzidenz als bei Kühen ohne Klauenläsionen auf. Nach Ansicht von SATO et al. (28) sind dafür weniger kausale Zusammenhänge als gemeinsame Ursachen wie Laktationsphase, Alter und Milchleistung und Umweltbedingungen verantwortlich Lahmheit und Endometritis In einer Studie aus Finnland, in der die Effekte der Haltung, Leistung und Krankheitsdiagnosen auf ihre Auswirkung auf reproduktive Erkrankungen untersucht werden sollten, konnten Daten von Kühen ausgewertet werden (GRÖHN et al. 199). Schäden und Läsionen am Fuß oder am Bein stellten sich in dieser Untersu- 57

68 Literaturübersicht chung als Risikofaktoren für Metritiden in der frühen Laktation heraus. Beim Vergleich der Häufigkeiten von Endometritiden zwischen Kühen mit purulenten Klauenerkrankungen und einer Kontrollgruppe konnten BADURA et al. (1992) nachweisen, dass Endometritiden doppelt so häufig auftraten, wenn die Tiere an Klauenproblemen litten. Dabei stellte sich bei der Infektion des Uterus ein nahezu identisches Erregerspektrum heraus wie das, welches für die purulenten Prozesse an der Gliedmaße verantwortlich war (z.b. Arcanobacterium pyogenes, Pseudomonas aeruginosa, Fusobacterium necrophorum). Folglich zeigten die Kühe mit Klauenerkrankungen höhere Besamungsindices als die klauengesunden Tiere. MELENDEZ et al. (23) konnten bei 65 lahmen Kühen zwar deutlich schlechtere Fruchtbarkeitsleistungen in Vergleich zu 13 nicht lahmen Kühen nachweisen, den Autoren gelang es aber nicht, Zusammenhänge zwischen Lahmheit und Nachgeburtsverhaltungen oder Metritiden aufzuzeigen. Vergleichbare Ergebnisse lieferte auch die Studie von HERNANDEZ et al. (22). VAARST et al. (1998) verglichen die auftretenden Klauenläsionen und Krankheitshäufigkeiten während der klauenpflegenden Maßnahmen auf sieben ökologischen und sechs konventionellen Betrieben in Dänemark. Während sie Korrelationen zwischen Häufigkeiten von Erkrankungen des Euters und dem Auftreten bestimmter Klauenläsionen feststellen konnten, gelang ihnen dies bei den reproduktiven Erkrankungen nicht Lahmheit und Stoffwechselstörung Durch die Erhebung von Milchleistungsdaten, Krankheitshäufigkeiten und der regelmäßigen Beurteilung von Körperkonditionen im Verlauf der Laktation versuchten HEUER et al. (1999) Zusammenhänge zwischen diesen Parametern aufzudecken. Unter anderem zeigten sie, dass lahme Kühe unter einem 6,3-fach erhöhtem Risiko standen, an Ketosen zu erkranken als nicht lahme Kühe. HERNANDEZ et al. (22) versuchten innerhalb einer Herde, Korrelationen zwischen Lahmheit und der Häufigkeit von Ketosen aufzuweisen, konnten aber keine signifikanten Unterschiede feststellen. ENTING et al. (1997) wiesen nach, dass digitale Läsionen häufiger mit metabolischen Erkrankungen einhergingen. 58

69 Literaturübersicht Lahmheit und Labmagenverlagerung LOEFFLER et al. (1999) konnten bei der Untersuchung von 9369 Laktationen eine signifikante Häufung von Labmagenverlagerungen bei Kühen, bei denen eine Lahmheit diagnostiziert worden war, nachweisen. HEUER et al. (1999) gelang zwar der Nachweis, dass Labmagenverlagerungen mit Ketosen einhergingen, und, dass Lahmheiten in der frühen Laktation das Risiko der Kühe, an Ketosen zu erkranken erhöhten. Der direkte Zusammenhang zwischen Labmagenverlagerungen und Lahmheiten konnte jedoch nicht hergestellt werden Lahmheit und Fruchtbarkeitsstörungen Während SOGSTAD et al. (26) unter Berücksichtigung der Milchleistung bei Kühen mit Sohlenhämorrhagien häufigere hormonelle Behandlungen wegen Fruchtbarkeitsstörungen beobachteten, zeigten HULTGREN et al. (24) Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Sohlengeschwüren und Behandlungen wegen Anöstrie auf. Besonders deutlich war diese Korrelation bei Erstlaktierenden, bei denen Sohlengeschwüre zwischen dem 6. und 18. Laktationstag auftraten. PEELER et al. (1994) konnten allgemein bei lahmen Erstkalbinnen feststellen, dass diese einem höheren Risiko unterlagen (OR= 3,66) wegen ausbleibender Brunst behandelt zu werden, als lahme Kühe ab der 2. Laktation. Bei eitrigen Erkrankungen der Klauen stellten BADURA et al. (1992) fest, dass mit diesen ovariale Zysten, Zyklusstörungen sowie Uterusatonien gehäuft einhergingen. Unter Verwendung einer genaueren Diagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen konnten MELENDEZ et al. (23) belegen, dass lahme Kühe signifikant häufiger an Ovarialzysten litten als nicht lahme Kühe. Die Autoren suchten eine Erklärung für diese Beobachtung zum einen in der Störung der LH-Sekretion, die durch eine Pansenazidose und daraus resultierender Endotoxinausschüttung verursacht wurde (BATTAGLIA et al. 2). Zum anderen war ihrer Meinung nach der Anstieg von Katecholaminen und Glykokortikoiden, bedingt durch die schmerzhaften Prozesse an der Klaue, für die gehemmte GnRH- und LH-Ausschüttung verantwortlich (NANDA et al. 199, DOBSON u. SMITH 2). 59

70 Material und Methoden 3 Material und Methoden 3.1 Beschreibung der untersuchten Betriebe Allgemeines Für die Datenerhebung wurden Milchviehbetriebe aus dem Kreis Cuxhaven ausgesucht, die von der selben Tierarztpraxis betreut wurden. Durch diese Praxis, die unter anderem integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung hinsichtlich Reproduktion anbot, kam die Zusammenarbeit mit Betriebsleitern zustande, die an dem Projekt interessiert waren und deren Milchviehherden in Boxenlaufställen gehalten wurden. Die Datenerhebung fand von Juli/ August 25 bis Februar 27 auf acht Betrieben statt. Die Größe dieser Betriebe variierte zwischen 7 und 19 Tieren der Rasse Deutsche Holstein (Schwarzbunt). Bis auf Betrieb 8, dessen Stalllaufflächen teilweise planbefestigt und mit einem Mistschieber ausgestattet waren, besaßen die Laufställe Vollspalten. Alle Betriebe verfütterten an die Milchkühe eine angereicherte Mischration, deren Grundfutterbestandteile aus Gras- und Maissilage bestanden und die über leistungsgerechte Zugabe von Kraftfutter mittels Transponder ergänzt wurde. Die Rationen wurden von Fütterungsberatern berechnet. Die Intensität der Beratung durch Futtermittelberater war in den einzelnen Betrieben unterschiedlich. In allen Betrieben wurden die trockenstehenden Kühe separat von den laktierenden gehalten und erhielten eine eigens für diese Tiergruppe angemischte Ration. In den Betrieben 1, 5 und 7 wurden ausschließlich künstliche Besamungen durchgeführt. Die Betriebe 2, 3, 4 und 6 ließen überwiegend künstliche Besamungen durchführen, hielten aber zusätzlich einen Deckbullen. Alle künstliche Besamungen wurden von Besamungstechnikern durchgeführt. Betrieb 8 verzichtete gänzlich auf künstliche Besamungen und hielt mehrere Deckbullen. Bis auf die Betriebe 4 und 5 wurden alle Betriebe mindestens zweimal jährlich von einem professionellen Klauenpfleger besucht. Anhand eines Fragebogens (s. Anhang) konnten die verschiedenen Betriebe genau- 6

71 Material und Methoden er charakterisiert werden. In diesem sollte der Betriebsleiter unter anderem Angaben zur Geburtshilfe, zu Häufigkeiten von Totgeburten und zu eigenen Einschätzungen hinsichtlich Krankheitshäufigkeiten bei Kälbern und Milchkühen festhalten. Als Totgeburt galten alle tot geborenen oder innerhalb von 24 Stunden p.p. verstorbenen Kälber. Zur Übersicht sind die Unterschiede zwischen den Betrieben in den Tabellen 2 bis 24 dargestellt Betrieb 1 Betrieb 1 hatte im Zeitraum der Datenerhebung den BHV-1-Status (Bovine Herpesvirus Typ 1) eines kontrollierten Impfbestandes. Durch die bereits abgeschlossenen Sanierungsmaßnahmen zur BVDV-Bekämpfung (Bovine Virusdiarrhoe-Virus) hatte dieser Betrieb den Status eines BVDV-unverdächtigen Bestandes erreicht. Er bestand aus 125 Milchkühen, 75 Rindern (weibliche Tiere älter als ein Jahr) und 13 Masttieren. Während im Winter laktierende und trockenstehende Tiere ganztags im Boxenlaufstall gehalten wurden, stand allen Tieren im Sommer halbtags Weidegang auf einer intensiv genutzten Weide mit Sandboden zur Verfügung. Im Boxenlaufstall befanden sich insgesamt 11 Hoch- und Tiefboxen, die mit Sägespänen und Stroh eingestreut waren. Aufgrund von Futteranalysen wurde die Zusammensetzung der Ration von einem Futtermittelberater berechnet und regelmäßig kontrolliert. Die im Futtermischwagen angemischte Ration aus Gras- und Maissilage wurde durch eine Kraftfuttervormischung aus gequetschtem Weizen, Raps und Sojaschrot aufgewertet. Für die laktierenden Kühe wurde dieser Ration ein Mineralfutter speziell für laktierende Kühe hinzugefügt. Durch Kraftfutterzugaben über eine Transponderfütterung wurden die Tiere leistungsgerecht zugefüttert. Die Fütterung der trockenstehenden Tiere erfolgte in zwei Gruppen. Bis zehn Tage vor dem erwarteten Abkalbetermin bestand die Ration aus Grassilage des dritten Schnittes und einem Mineralfutter für trockenstehende Kühe. Anschließend wurden die Kühe auf Stroh umgestallt und erhielten bis zur Abkalbung die mit einem Mineralfutter für Trockensteher versehene Ration der laktierenden. Nach Angaben des Landwirtes wurden drei bis vier Brunstbeobachtungen pro Tag 61

72 Material und Methoden durchgeführt, die unter anderem während der Fütterungszeiten stattfanden und anhand eines Brunstkalenders dokumentiert wurden. Im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung wurde der Betrieb alle zwei bis drei Monate besucht und die vorgestellten Kühe auf ihren Fruchtbarkeitsstatus hin untersucht. Die Trächtigkeitsuntersuchungen führte der Besamungstechniker durch. Zur Klauenpflege wurde zweimal jährlich ein professioneller Klauenpfleger beauftragt. Bei Bedarf führte jedoch auch der Betriebsleiter klauenpflegende Maßnamen durch Betrieb 2 Im Rahmen der BHV-1-Sanierung besaß der Betrieb 2 den Status eines kontrollierten Impfbestandes. Eine Erhebung des BVDV-Status hatte auf diesem Betrieb bisher nicht stattgefunden. Im Durchschnitt besaß der Betrieb 73 Milchkühe, 6 Rinder und ca. 5 Masttiere. Die trockenstehenden Kühe wurden im Sommer ganztägig auf der Weide mit Sandboden und im Winter ganztägig im Boxenlaufstall gehalten. Die laktierenden Tiere standen im Sommer tagsüber auf der Weide. Von insgesamt 12 Boxen bestand die eine Hälfte aus Tiefboxen und die andere Hälfte aus mit Gummimatten ausgelegten Hochboxen. Beide Boxentypen wurden mit Spänen und Kalk eingestreut. Mit dem Futterverteilwagen wurde den laktierenden Kühen eine mit Roggenmehl angereicherte Gras- und Maissilage vorgelegt. Die in zwei Gruppen gehaltenen trockenstehenden Kühe erhielten zunächst Grassilage vom zweiten und dritten Schnitt und wurden durch Umstallung 14 Tage vor dem Kalben auf die Ration der laktierenden umgestellt. Bei der einmal jährlich erstellten Rationsberechnung berücksichtigte der Fütterungsberater die regelmäßig durchgeführten Futteranalysen. Der betriebseigene Deckbulle wurde in der Regel nach der dritten oder vierten erfolglosen künstlichen Besamung und je nach Leistung der Kuh eingesetzt. Zur Erhebung des Fruchtbarkeitsstatus wurde dieser Betrieb alle vier bis sechs Wochen von der bestandsbetreuenden Tierärztin besucht. Neben der halbjährlichen professionellen Klauenpflege des gesamten Milchviehbestandes führte der Betriebsleiter je nach Bedarf selbst Klauenpflege und regelmäßige Klauenbäder durch. 62

73 Material und Methoden Betrieb 3 Der BHV-1-freie Bestand setzte sich aus 1 Milchkühen, 7 Rindern und 6 Masttieren zusammen. Hinsichtlich des BVDV-Status waren auf diesem Betrieb bisher keine Untersuchungen durchgeführt worden. Die trockenstehenden Kühe wurden im Sommer ganztags auf intensiv genutzten Moorweiden gehalten und verbrachten den Winter in Anbindehaltung oder im Boxenlaufstall. Die laktierenden Kühe standen ganzjährig im Boxenlaufstall, kamen im Sommer aber tagsüber auf Weiden mit Sandboden. Den laktierenden Kühen standen 85 Hochboxen zur Verfügung, die mit Matten ausgestattet und mit Spänen eingestreut waren. Das mit Weizen, Raps, Soja und Mineralfutter versetzte Grundfutter (Gras- und Maissilage) wurde mit einem Futterverteilwagen vorgelegt. An die trockengestellten Tiere wurde Grassilage verfüttert und zur Mineralstoffversorgung ein Leckeimer mit hohem Phosphorgehalt aufgestellt. Vierzehn Tage vor der Abkalbung wurden die Kühe umgestallt und erhielten das Futter der laktierenden, das mit einem Mineralfutter für die Trockenstehperiode versetzt war. Mit der Rationsberechnung, der regelmäßige Futteranalysen zugrunde lagen, wurde ein Futtermittelberater beauftragt. Der betriebseigene Bulle wurde hauptsächlich für die Rinder oder nach erfolglosen künstlichen Besamungen eingesetzt. Nach Angaben des Betriebsleiters wurden die Brunstbeobachtungen nicht nur zu Fütterungszeiten, sondern auch spätabends durchgeführt. Die Dokumentation in einem Brunstkalender blieb aber aus. Auch dieser Betrieb wurde im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung alle vier bis sechs Wochen besucht. Dabei wurden sowohl Trächtigkeitsuntersuchungen der belegten Kühe und Rinder als auch eine Kontrolle der frischabgekalbten und der zur Belegung anstehenden Kühe durchgeführt. Die Klauenpflege übernahm ein professioneller Klauenpfleger zweimal jährlich und bei Bedarf der Betriebsleiter selbst. Klauenbäder kamen nicht zum Einsatz. 63

74 Material und Methoden Betrieb 4 Der nicht auf BVDV untersuchte Betrieb bestand aus 9 Milchkühen und 45 Rindern und galt hinsichtlich der BHV-1-Sanierung als kontrollierter Impfbestand. Die Trockenstehperiode verbrachten die Kühe im Sommer ganztägig auf intensiv genutzten Weiden mit Sandboden, während laktierende Tiere nur tagsüber auf der Weide standen. Den Winter verbrachten beide Gruppen im Boxenlaufstall, der mit 1 Tiefboxen ausgestattet war. Die Einstreu bestand aus Spänen und gehäckseltem Stroh. Diesem Betrieb stand ein Futterverteilwagen zur Verfügung, mit dem die aus Maisund Grassilage, Raps, Soja und Mineralfutter zusammengesetzte Ration auf dem Futtertisch angeboten wurde. Die trockenstehenden Kühe bekamen zunächst Grassilage des zweiten und dritten Schnittes. Ihnen wurde kein Mineralfutter vorgelegt. Ab dem achten Tag vor dem erwarteten Abkalbetermin fand die Umstallung auf Stroh und die Umstellung der Fütterung auf die Ration der laktierenden statt. Während bei den Kühen nur künstliche Besamungen durchgeführt wurden, hielt der Betrieb einen Deckbullen, der für die Belegung der Rinder eingesetzt wurde. Die Anzahl der Brunstbeobachtungen lag bei vier- bis fünfmal pro Tag. Ein Brunstkalender wurde nicht geführt. Die Klauenpflege übernahm der Betriebsleiter selbst und führte diese nur bei Bedarf durch. Klauenbäder kamen auf diesem Betrieb nicht zum Einsatz Betrieb 5 Dieser Betrieb bestand aus 7 Milchkühen, 5 Rindern und 5 Masttieren und war sowohl BHV-1-frei als auch BVDV-unverdächtig. Sowohl die milchliefernden als auch die trockenstehenden Kühe bekamen im Sommer tagsüber Auslauf auf intensiv genutzten Geestweiden. Im Winter standen alle Kühe ganztags im Boxenlaufstall. Zum Winter 26/27 wurde die Anzahl der Hochboxen von 62 auf 8 aufgestockt. Diese waren mit Matten und Spänen ausgestattet. Dem Grundfutter (Gras- und Maissilage) wurde Möhrentrester, Rapsschrot und ein Mineralfutter bestehend aus einem Standardmineralfutter, Futterkalk und Futterhefe hinzugefügt und den Kühen mittels Futtermischwagen vorgelegt. 64

75 Material und Methoden Frühlaktierende Tiere wurden zusätzlich mit Glycerin oder Propylenglykol versorgt. Trockenstehende Kühe bekamen zunächst 8 % Grassilage, 2 % Maissilage, Rapsschrot, Mineralfutter für Trockensteher und 4 kg Stroh pro Tier und Tag angeboten. Zehn bis 14 Tage vor der Abkalbung wurden die Kühe umgestallt und mit der Ration der laktierenden Tiere, Stroh und Kraftfutter angefüttert. Ein Futtermittelberater berücksichtigte in seiner Rationsberechnung die Ergebnisse von Futteranalysen und kontrollierte die Fütterung nach acht Wochen. Die Brunstbeobachtungen wurden über den Tag verteilt ca. fünfmal durchgeführt und in einen Brunstkalender eingetragen. Auf diesem Betrieb wurde nur künstlich besamt. Die durch den Betriebsleiter durchgeführte Klauenpflege fand überwiegend zu Beginn der Trockenstehperiode statt und wurde zweimal pro Jahr oder bei Bedarf wiederholt Betrieb 6 Der aus 16 Kühen, 13 Rindern und 8 Masttieren bestehende Betrieb galt als BHV-1-Sanierungsbestand. Hinsichtlich der BVDV-Bekämpfung war dieser Betrieb bisher nicht untersucht. Den laktierenden Kühen stand im Winter ein Auslauf und im Sommer tagsüber Weidegang zur Verfügung, während die trockenstehenden im Winter ganztags im Laufstall und im Sommer auf der Weide gehalten wurden. Die intensiv genutzten Weiden besaßen Sandboden. In insgesamt 145 Hoch- und Tiefboxen wurden mit Kalk versetzte Sägespänen ausgestreut. Mit der Rationsberechnung und überwachung wurde ein Futtermittelberater beauftragt, der regelmäßige Futteranalysen mit in die Kalkulation einbezog. Für die laktierenden Kühe wurde der Futtermischwagen mit Mais- und Grassilage, Soja, Rapsschrot, Roggen, Mineralfutter und Futterkalk befüllt. Die trockenstehenden Kühe wurden in zwei Gruppen gehalten. Ihre Ration bestand zu gleichen Teilen aus Gras- und Maissilage. Zur Mineralstoffversorgung standen Leckwannen zur Verfügung. Zwei Wochen vor der Abkalbung fand die Umstallung auf Stroh statt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Trockensteherration durch ein Transitkraftfutter ergänzt. Über den Tag verteilt wurde insgesamt eine Stunde lang Brunstbeobachtung durch- 65

76 Material und Methoden geführt und diese in einem Kuhplaner 1 festgehalten. Der Betrieb besaß einen eigenen Deckbullen, der nach der dritten oder vierten künstlichen Besamung oder bei Kühen mit besonders langer Güstzeit zum Einsatz kam. Dieser Betrieb nahm die tierärztliche Bestandsbetreuung alle vier Wochen in Anspruch. Neben Trächtigkeitsuntersuchungen fand auch die Kontrolle der im Puerperium befindlichen Kühe und der zur Besamung anstehenden Tiere statt. Alle sechs Monate wurde der Betrieb von einem professionellen Klauenpfleger aufgesucht, während der Betriebsleiter nur bei Bedarf Klauen pflegte. Klauenbäder kamen regelmäßig zur Anwendung Betrieb 7 Dieser BHV-1-freie Bestand setzte sich aus 95 Milchkühen und 85 Rindern zusammen. Im Zeitraum der Datenerhebung wurden auf diesem Betrieb noch Sanierungsmaßnahmen zur BVDV-Bekämpfung durchgeführt, so dass die Statuserhebung noch nicht als abgeschlossen bezeichnet werden konnte. Die laktierenden Kühe wurden ganzjährig im Laufstall gehalten und erhielten im Sommer ca. eine Stunde Auslauf auf einer Weide. Trockenstehende Kühe wurden im Boxenlaufstall und in Anbindung aufgestallt. Für beide Gruppen standen 14 Hochboxen, mit Matten und Spänen ausgestattet, zur Verfügung. Für die Rationsberechnung und -kontrolle wurde ein Futtermittelberater beauftragt, der sich regelmäßige Futtermittelanalysen vorlegen ließ. Zur Herstellung der angereicherten Ration stand ein Futtermischwagen zur Verfügung. Sie bestand neben dem Grundfutter aus Roggen, Raps, Soja, Mineralfutter und Futterkalk. An die trockenstehenden Kühe verfütterte der Betriebsleiter eine Ration, die zu einem Drittel aus der Ration der laktierenden Kühe und zu zwei Dritteln Grassilage bestand. Bei der Mineralstoffversorgung der Trockenstehenden wurde das DCAD-Konzept 2 berücksichtigt. 1 Softwareprogramm für Landwirte mit Viehhaltung 2 DCAD = Dietary Cation Anion Difference: Fütterungskonzept, das durch Zugabe von Anionischen Salzen zur Ration den Calciumspiegel im Blut ansteigen lässt und so die Gefahr von Gebärparesen reduziert (BLOCK 1984). 66

77 Material und Methoden Dieser Betrieb hielt keinen Deckbullen. Gleichmäßig über den Tag verteilt wurden die Brunstbeobachtungen zwei- bis dreimal durchgeführt und im Brunstkalender festgehalten. Auch dieser Betriebsleiter ließ die Kühe alle vier Wochen im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung auf Trächtigkeit oder auf ihren Fruchtbarkeitsstatus hin untersuchen. Zur Klauenpflege kam ein professioneller Klauenpfleger zweimal jährlich auf den Hof. Bei Bedarf übernahm der Betriebsleiter zwischen diesen Terminen die Klauenpflege einzelner Tiere und setzte regelmäßig Klauenbäder ein Betrieb 8 Dieser BVDV-unverdächtige Betrieb galt hinsichtlich der BHV-1-Bekämpfung als kontrollierter Impfbestand. Der Bestand setzte sich im August 25 aus 153 Milchkühen, 124 Rindern und 2 Masttieren zusammen. Bis Februar 27 wurde er auf 195 Milchkühe, 134 Rinder und 235 Masttiere aufgestockt. Trockenstehende Kühe verbrachten den Sommer ganztags auf extensiv genutzten Weiden, die zu einem Naturschutzgebiet im Außendeichvorland gehörten. Zum Winter verbrachte der Landwirt diese Kühe in einen Strohstall oder in den Boxenlaufstall. Die laktierenden Kühe wurden im Stall gehalten und verfügten im Sommer am Tag über Weidegang auf intensiv genutzten Marschweiden. Der Stallboden bestand aus planbefestigtem Betonboden und Vollspalten und wurde durch Mistschieber von Kot befreit. Die 21 Hochboxen waren mit Matten und Spänen ausgestattet. Dem Betrieb stand ein Futtermittelberater zur Seite, der die berechnete Ration und die verwendeten Futtermittel regelmäßig kontrollierte. Im Futtermischwagen wurden dem Grundfutter Biertreber, Weizen, Soja, Raps, Futterkalk und Weizenstroh, sowie ein Mineralfutter mit hohem Selengehalt und Hefen hinzugefügt. Über Transponderfütterung erhielten die Kühe zusätzlich Kraftfutter und über sechs Wochen post partum Propylenglykol. Während der Trockenstehperiode wurden die Kühe in zwei Gruppen gefüttert. Zunächst erhielten sie, wenn sie nicht auf der Weide standen, Heu ad libitum und ein Mineralfutter für trockenstehende Tiere. Auch dieser Betrieb gestaltete die Mineralstoffversorgung nach dem DCAD- Konzept. Ungefähr 18 Tage vor dem erwarteten Abkalbedatum wurden die Tiere auf Stroh 67

78 Material und Methoden umgestallt und erhielten die Ration der laktierenden Tiere, Heu zur freien Verfügung und das o.g. Mineralfutter. Obwohl dieser Betrieb mehrere Deckbullen besaß, dokumentierten die Betriebsleiter beobachtetes Brunstverhalten und Decksprünge in einem Brunstkalender und verglichen diese Daten mit den Ergebnissen aus den regelmäßigen Trächtigkeitsuntersuchungen der bestandsbetreuenden Tierärztin. Dieser Betrieb wurde alle vier bis sechs Wochen besucht. Dabei wurden der Tierärztin auch Kühe mit gestörtem Puerperium vorgestellt. Alle Kühe erhielten mindestens zweimal im Jahr professionelle Klauenpflege, wobei ein Klauenpfleger den Betrieb im Abstand von vier bis sechs Wochen regelmäßig besuchte. Zu diesen Terminen wurden ihm auch akut lahme Tiere vorgestellt. Zwischen diesen Terminen behandelte der Betriebsleiter akut auftretende Klauenerkrankungen. Außerdem wurden regelmäßig Klauenbäder eingesetzt Vergleich der Betriebe Zur besseren Übersicht sind die Eigenschaften der Betriebe in den Tabellen 2 und 21 zusammengefasst. Tabelle 2: Status der einzelnen Betriebe hinsichtlich staatlicher Tierseuchenbekämpfung von BHV-1 (BHV1-Verordnung vom ) und BVDV (BVDV-Verordnung vom ) BHV-1-Status BVDV-Status Betrieb 1 kontrollierter Impfbestand unverdächtiger Betrieb Betrieb 2 kontrollierter Impfbestand nicht untersucht Betrieb 3 frei nicht untersucht Betrieb 4 kontrollierter Impfbestand nicht untersucht Betrieb 5 frei unverdächtiger Betrieb Betrieb 6 Sanierungsbestand nicht untersucht Betrieb 7 frei in Sanierung Betrieb 8 kontrollierter Impfbestand unverdächtiger Betrieb BHV-1: Bovine Herpesvirus Typ 1 BVDV: Bovine Virusdiarrhoe-Virus 68

79 Material und Methoden Tabelle 21: Betriebsmerkmale Betrieb Anzahl der Milchkühe AMR + Transponderfütterung Futtermischwagen Futterverteilwagen Künstliche Besamung x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Deckbulle x x x x Brunstkalender x x x x x ITB x x x x x x AMR= angereicherte Mischration, ITB= integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung 69

80 Material und Methoden Die Landwirte wurden auch zu den Häufigkeiten von Erkrankungen auf ihrem Betrieb befragt. In den Tabellen 22 bis 24 sind ihre eigenen Einschätzungen festgehalten. Tabelle 22: Geschätzter prozentualer Anteil der Abkalbungen, bei denen Geburtshilfe geleistet wurde, üblicher Zeitpunkt des geburtshilflichen Eingriffes und geschätzter Anteil an Totgeburten Betrieb Geleistete Geburtshilfe vor Fruchtblasensprung nach Fruchtblasensprung 15 % 15 % 1 % 2 % 7 % 25 % 1 % 1 % x x x x x x x x Totgeburten <5 % <5 % <5 % <5 % >5 % >5 % <5 % <5 % Tabelle 23: Geschätzte Häufigkeiten einiger Kälberkrankheiten Betrieb Durchfall Pneumonie Andere* + + k. A selten, ++ hin und wieder, +++ häufiger, k.a. = keine Angaben * z.b. Tympanien und Kälberflechte 7

81 Material und Methoden Tabelle 24: Geschätzte Häufigkeit einiger Erkrankungen bei Milchkühen Betrieb Ketose Festliegen Nachgeburtsverhaltungen Mastitiden /+++ Geburtsstörungen Geburtsbedingte Verletzungen Klauenerkrankungen Fruchtbarkeitsstörungen allgemein Stillbrünstigkeit Gebärmutterentzündung Umrindern Ovarialzysten Unregelmäßige Brunst k. A. ( + selten, ++ hin und wieder, +++ häufiger, k.a. = keine Angaben) 71

82 Material und Methoden 3.2 Datenerhebung Aufbau der Studie In der vorliegenden Studie wurden Kühe im Verlauf der Laktation auf das Auftreten von Lahmheiten hin beobachtet. Dazu wurden den Kühen je nach Gangbild und Schweregrad der Lahmheit Lahmheitsnoten von 1 bis 5 (s. Tab. 25) vergeben. Die Beobachtung der Kühe und die Dokumentation der Lahmheitsnoten erfolgte alle vier Wochen. Ziel der Studie war es, das Auftreten von Lahmheitsnoten im Verlauf der Laktation und den Zusammenhang zwischen Lahmheitsnoten und verschiedenen Parametern der Tiergesundheit und der Leistung zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde mit dem Abkalbedatum beginnend die Laktation eines jeden Tieres in 3-Tage-Intervalle (Laktationsmonate) unterteilt und die Lahmheitsnoten, der Abkalbeverlauf, die Milchleistung, die Milchzellgehalte, die Fruchtbarkeitsdaten und das Auftreten von Krankheiten den einzelnen Laktationsmonaten zugeordnet Milchleistungsprüfung der Betriebe Alle an dieser Studie beteiligten Betriebe wurden vom Milchkontrollverein Verband für Milchleistungs- und Qualitätsprüfungen Elbe-Weser e.v. (VMEW Elbe-Weser) betreut. Mit Beginn der Datenerhebung wurden die Ohrmarke, das Abkalbedatum, die einmal monatlich ermittelte Testtag-Milchleistung, Fett- und Eiweißgehalt, Harnstoffgehalt, Zellgehalt und die 35-Tageleistung aus den Milchleistungsprüfungsdaten in EXCEL-Tabellen (Microsoft Office 2, Redmond, Washington, USA) eingegeben. In den Betrieben 1 bis 4 begann die Datenerhebung im Juli 25 und in den Betrieben 5 bis 8 im August 25. Im Juli führte der VMEW Elbe-Weser betriebsbedingt keine Milchleistungsprüfungen (MLP) durch Ermittlung der Lahmheitsnoten Die Beurteilung der Lahmheiten fand bei möglichst allen Kühen des Betriebes, auch den trockenstehenden, statt. Bei den hochtragenden Rindern konnte aufgrund des unterschiedlichen Haltungs- und Weidemanagements der Betriebe nicht immer eine 72

83 Material und Methoden Lahmheitsnote erfasst werden. Die laktierenden Kühe wurden stets im Boxenlaufstall hinsichtlich ihres Lahmheitsgrades überprüft. Dazu wurden die Tiere im Fressgitter fixiert, nacheinander aus diesem freigelassen, nach dem System nach SPRECHER et al. (1997) beurteilt und eine den Kriterien entsprechende Lahmheitsnote vergeben (Tab. 25). Die Betriebsleiter waren dabei anwesend. Die so erhobenen Lahmheitsnoten der Kühe wurden zusammen mit den jeweiligen Ohrmarken- und Stallnummern in EXCEL-Tabellen eingegeben. Tabelle 25: Modifiziertes Locomotion Scoring System nach SPRECHER et al. (1997) Lahmheitsnote 1 normal Graduierung der Lahmheit 2 leicht lahm 3 mittelmäßig lahm 4 hochgradig lahm 5 höchstgradig lahm Klinisches Bild Rücken ist im Stehen und beim Laufen ungekrümmt. Kuh tritt normal auf. Rücken ist im Stehen ungekrümmt, beim Gehen jedoch gekrümmt, Gang ist leicht abnormal. Rücken ist im Stehen und beim Laufen gekrümmt. Kuh macht mit einem oder mehreren Beinen kürzere Schritte. Rücken ist im Stehen und beim Laufen gekrümmt. Kuh tritt auf einem oder mehreren Beinen nur noch teilweise auf. Rücken ist gekrümmt. Kuh belastet ein Bein nicht mehr. Kuh steht nicht mehr oder nur noch unter großen Schwierigkeiten auf Erfassung der Abkalbedaten, Erkrankungen und Abgänge Zur Dokumentation wurde den Landwirten ein Erfassungsbogen (s. Anhang) zur Verfügung gestellt, in dem sie Ohrmarke des Tieres, Daten zur Abkalbung, durchgeführte Behandlungen eventueller Erkrankungen, sowie Zeitpunkt und Grund für Abgänge eintragen sollten. Um eine möglichst einheitliche Dokumentation seitens der Landwirte zu erreichen, wurde in einer gemeinsamen Sitzung der Erfassungsbogen erklärt und die Definition der aufgeführten Erkrankungen besprochen. In dem Erfassungsbogen wurde hin- 73

84 Material und Methoden sichtlich des Abkalbeverlaufes zwischen leicht (= ohne oder mit geringer Hilfe) und schwer (= schwerer Auszug, Lage-, Haltungs- oder Stellungsanomalien, mit tierärztlicher Hilfe oder Sectio bzw. Fetotomie) unterschieden. Außerdem wurden Angaben über etwaige Zwillings- und Totgeburten abgefragt. Als Totgeburten wurden solche Abkalbungen dokumentiert, bei denen das Kalb entweder tot geboren oder in den ersten 24 Stunden nach der Geburt verstarb (PEELER et al. 1994). Anhand des Erfassungsbogens konnten folgende Erkrankungen einschließlich durchgeführter Behandlung dokumentiert werden: Unter dem Begriff Milchfieber wurden alle Diagnosen zusammengefasst, die aufgrund von unmittelbar vor oder nach der Kalbung auftretenden Symptomen wie z.b. kalte Peripherie, Inappetenz, schwankender Gang, Muskeltremor, gestörtes Allgemeinbefinden, vermehrtes Liegen oder sogar Festliegen gestellt wurden. Eine Nachgeburt, die nicht innerhalb von 24 Stunden abgegangen war, wurde als Nachgeburtsverhaltung definiert. Für die Erkrankung Mastitis waren im Erfassungsbogen Definitionen angegeben, die dem Landwirt eine detaillierte Einteilung dieser Erkrankung ermöglichte. Eine Mastitis sollte als geringgradig (Mastitis 1) angegeben werden, wenn das Milchsekret Flocken enthielt, das Euter und das Allgemeinbefinden der Kuh aber unauffällig waren. Bei Fieber, geschwollenem und heißem Viertel, Flocken im Sekret und sonst ungestörtem Allgemeinbefinden galt die Mastitis als mittelgradig (Mastitis 2). Im Falle eines gestörten Allgemeinbefindens und wässrigen Sekretes sollte die Mastitis als hochgradig (Mastitis 3) bezeichnet werden. Entzündliche Erkrankungen des Uterus wie Endometritiden bzw. Metritiden wurden mit dem Sammelbegriff Endometritis ohne Einteilung in Schweregrade zusammengefasst. In der Regel traten diese im Puerperium auf und wurden durch z.b. pathologischen Ausfluss in Form von Lochien oder Eiter, fluktuierendem Inhalt des Uterus oder abnormer Uterusbefunde gestellt. In den Betrieben mit integrierter tierärztlicher Bestandsbetreuung konnten diese Diagnosen durch sonographische Untersuchungen sicher gestellt werden. In den übrigen Betrieben wurde eitriger vaginaler Ausfluss als Endometritis eingestuft. 74

85 Material und Methoden Unter dem Begriff Stoffwechselerkrankung sind sowohl klinisch manifeste Ketosen als auch andere Erkrankungen zu verstehen, die sich für den Landwirt unter anderem als Inappetenz und als Abfall der Milchleistung darstellten, solange ein Tierarzt keine andere Diagnose feststellte. Als Labmagenverlagerung wurden sowohl die Verlagerung nach links als auch nach rechts verstanden. Unter dem Begriff Fruchtbarkeitsstörungen wurden alle Diagnosen zusammengefasst, die aufgrund von Zyklus- und Brunststörungen, wie z.b. bei Ovarialzysten oder -dystrophien gestellt wurden. Diese wurden hauptsächlich bei der im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung durchgeführten Besuche festgestellt und behandelt. Zusätzlich zählten zu dem Begriff Fruchtbarkeitsstörung solche Behandlungen, die wegen ausbleibender Konzeption trotz mehrfacher Besamungen (in der Regel mehr als vier künstliche Besamungen) stattfanden. Diese gestalteten sich z.b. in Form von Verwendung von Hormonpräparaten, um eine Brunst auszulösen oder um eine terminierte Besamung durchführen zu können. Zu den Lahmheiten zählten sowohl alle akuten als auch alle chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, denen eine Behandlung folgte. Unter dem Begriff Sonstige sind folgende Krankheitsbilder zu verstehen: Fremdkörpererkrankung, Enteritis, Pansentympanie, Prolaps vaginae und uteri, Verletzung, Abszess, Wundinfektion (z.b. nach Sectio oder Dammrissen), Listeriose und Abort. Außerdem wurden Behandlungen, die trotz unklarer Diagnose durchgeführt wurden, diesem Begriff zugeordnet. Wurde die Kuh durch einen Tierarzt behandelt, übertrug der Landwirt die Diagnose und die Behandlung in den Erfassungsbogen oder stellte eine Kopie des tierärztlichen Abgabebeleges zur Verfügung. Die im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung erfassten Daten wurden ebenfalls mit einbezogen. Außerdem wurden die vom Betriebsleiter erfassten Daten über Abkalbungen und Abgänge mit den Daten des Milchkontrollvereins verglichen, falls erforderlich ergänzt und ebenfalls in EXCEL-Tabellen festgehalten. Dank der Datenbereitstellung des Vereins Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.v. Verden (VIT) konnten diese Daten ergänzt und die Besamungsdaten hinzugefügt werden. 75

86 Material und Methoden Die Angaben der Abgangsgründen auf den Erfassungsbögen und die Abgangsgründe, die gegenüber dem VIT angegeben wurden, unterschieden sich in zahlreichen Fällen voneinander. Oft wurden in den Erfassungsbögen mehrere Abgangsgründe gleichzeitig genannt. Von einer Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Abgangsgründen und Lahmheitsnoten wurde wegen dieser Ungenauigkeiten abgesehen. Die Abgangsraten und der prozentualer Anteil der genannten Abgangsgründe werden für die beobachtete Population in der Tabelle 18 (s. Anhang) und die Häufigkeiten von Abgangsgründen in den einzelnen Betrieben in den Abbildungen 17 und 18 (s. Anhang) vorgestellt. 76

87 Material und Methoden 3.3 Datenaufbereitung und statistische Analyse Datenaufbereitung Tage-Milchleistung Die Berechnung der 1-Tage-Leistung wurde im Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover anhand des Woodschen Modells (WOOD 1967) durchgeführt. Die Voraussetzung für diese Berechnung war das Vorliegen der Ergebnisse einer Milchleistungskontrolle vor dem 7. Laktationstag und von zwei weiteren Kontrollen im Verlauf der Laktation. Aus diesen Daten konnte der Anstieg und der Abfall der individuellen Milchleistungskurve nach der folgenden Formel berechnet werden: y n = an b exp( cn) y n =mittlere Milchleistung am Tag n a= Niveau b= Anstieg c= Abfall der exponentiellen Wachstumsfunktion (e kx ) Die 1-Tage-Leistung ergab sich aus der Summierung der geschätzten Tagesmilchleistung vom 1. bis zum 1. Laktationstag. Falls die berechnete Kurve keinen Anstieg zeigte (b ), wurde diese anhand folgender Formel (SCHNEEBERGER 1978) neu berechnet: y n = a exp( cn) 77

88 Material und Methoden Erkrankungen Die von den Landwirten dokumentierten Erkrankungen wurden schon während des Erhebungszeitraumes auf Plausibilität überprüft. Litt eine Kuh mehrmals nacheinander an der gleichen Erkrankung, wurde die Folgeerkrankung erst dann wieder als Neuerkrankung gezählt, wenn der Zeitraum zwischen diesen beiden Ereignissen mindestens 21 Tage betrug. Bei Mastitiden wurde ein Mindestabstand von 14 Tagen gewählt, unabhängig vom Schweregrad der klinischen Symptomatik (LOEFFLER et al. 1999). Die Mastitiden wurden nach dem vom Landwirt eingestuften Schweregrad in die Auswertung überführt. Die im Erfassungsbogen dokumentierten Fälle von festliegenden Tieren wurden nur mit der zum Festliegen führenden Erkrankung (z.b. Milchfieber, Mastitis oder Stoffwechselerkrankung) in die Auswertung übernommen Krankheitsparameter Krankheitsinzidenz Zur Ermittlung der Krankheitsinzidenz (CI) im Beobachtungszeitraum wurde die Anzahl der Neuerkrankungen in Bezug zu der beobachteten Tierzahl oder der Anzahl der beobachteten Laktationen (Laktationsinzidenz) mit folgender Formel gesetzt: CI = I N CI = (kumulative) Inzidenz I = Anzahl der neu erkrankten Individuen N = Größe der Population (nach KREIENBROCK u. SCHACH 25) 78

89 Material und Methoden Inzidenzdichte Die Berechnung der Inzidenzdichte wurde mit folgender Formel vorgenommen: I ID = P ID = Inzidenzdichte I = Anzahl der neu erkrankten Individuen P = (Gesamt-) Risikozeit (nach KREIENBROCK u. SCHACH 25) Zur Berechnung der Inzidenzdichten der Erkrankungen musste die Risikozeit ermittelt werden, in der sich das einzelne Tier in der beobachteten Population befand. Kühe, die vor Beginn der Datenerhebung abkalbten, gingen also nur mit der Anzahl der Laktationstage in die Berechnung mit ein, die in dem Zeitraum der Beobachtung lag. Eine Laktation wurde durch vorzeitigen Abgang, durch erneute Abkalbung oder durch Ende des Beobachtungszeitraumes beendet. Damit gibt die Inzidenzdichte die Neuerkrankung pro Zeiteinheit an, die in dieser Untersuchung in Tagen angegeben wird. Die Angabe der Risikozeit in Tagen wird mit 1 multipliziert, um die Inzidenzdichte pro 1 Risikotage angeben zu können: x (Fälle) *1 y (Gesamtrisikotage) = z (Fälle) pro 1 Risikotage (KREIENBROCK u. SCHACH 25) 79

90 Material und Methoden Fruchtbarkeitsparameter Die folgenden Fruchtbarkeitskennzahlen wurden aus den MLP-Daten und anhand der vom VIT zur Verfügung gestellten Daten berechnet (Tab. 26): Tabelle 26: Verwendete Fruchtbarkeitskennzahlen Fruchtbarkeitsparameter Definition Sollwert Rastzeit: Anzahl der Tage zwischen Abkalbung Mittelwert und 1. Belegung <8-85 d (DE KRUIF et al. 27) Zwischenkalbezeit: Güstzeit: Anzahl der Tage zwischen Abkalbung und darauffolgender Abkalbung (DE KRUIF et al. 27) Anzahl der Tage zwischen Abkalbung und 1. Trächtigkeitstag (DE KRUIF et al. 27) Gesamtträchtigkeitsrate: Anzahl tragender Tiere x 1 / Anzahl besamter Tiere in % (BERCHTHOLD 1982) Konzeptionsrate: Anzahl tragender Tiere x 1 / Anzahl aller Besamungen in % (FOLMAN et al. 199) Erstbesamungserfolg: Trächtigkeitsindex: Anzahl tragender Tiere nach erster Besamung x 1 / Anzahl aller Erstbesamungen in % (DE KRUIF et al. 27) Anzahl der Besamungen bei tragenden Tieren (DE KRUIF et al. 27) Mittelwert: 385 d Mittelwert: 15 d 9 % 5-55 % >55 % 1,7 Von den acht Betrieben konnte bei Betrieb 1, 5 und 7 eine Belegung durch einen betriebseigenen Bullen sicher ausgeschlossen werden und alle Parameter, für deren Berechnung die Anzahl der Besamungen erforderlich ist, statistisch untersucht werden. Dies gilt sowohl für die Güstzeit, als auch für die Parameter Gesamtträchtigkeitsrate, Konzeptionsrate, Erstbesamungserfolg und Trächtigkeitsindex. In den Betrieben 2, 3, 4 und 6 wurde der bestandseigene Bulle aus unterschiedlichen Gründen eingesetzt. Je nach Betriebsmanagement kam er bei den Rindern, nach erfolglosen künstlichen Besamungen, bei Kühen mit niedriger Leistung und/oder aus züchterischen Gründen bei bestimmten Tieren zum Einsatz. Dadurch konnten nur die 8

91 Material und Methoden Besamungsdaten hinsichtlich Rastzeit und Zwischenkalbezeit als zuverlässig angesehen werden. Da über die Belegungen durch einen betriebseigenen Bullen keine Daten vorlagen, konnte die reelle Güstzeit in diesen Betrieben nicht sicher ermittelt werden. In Betrieb 8 wurden nur betriebseigene Bullen eingesetzt. Von diesem Betrieb wurden die Zwischenkalbezeiten, die aus den MLP-Daten und aus den Angaben in den Erfassungsbögen entnommen wurden, in die statistische Auswertung der Fruchtbarkeit übernommen Einteilung der Daten in Laktationsmonate Alle gesammelten Daten wurden in eine Datenbank (Microsoft Office 2 Access, Redmond, Washington, USA) überführt und darin verwaltet. Die fortlaufende Zuordnung der erhobenen Daten endete mit dem Abgang des Tieres, mit dem Ende des Beobachtungszeitraumes oder mit der nächsten Abkalbung. So lagen nicht von allen Laktationen vollständige Datensätze vor. Von zugekauften Erstlaktierenden fehlte demnach Daten vom Beginn ihrer Laktation, da sich diese Tiere zu dieser Zeit noch nicht im bebachteten Betrieb befanden. Ebenso verhielt es sich mit laufenden Laktationen von Kühen, die schon vor Beginn der Studie abgekalbt hatten. Auch von diesen Tieren fehlten Daten wie Lahmheitssnoten, Abkalbeverlauf und Erkrankungen aus dem Laktationsbeginn. Von einem Großteil der Tiere konnten Daten aus mehr als einer Laktation erhoben werden. Beispielhaft ist dies in Abbildung 1 veranschaulicht. 81

92 Material und Methoden Abbildung 1: Beispielhafte Darstellung der beobachteten Tierzahl und deren Laktationen im Beobachtungszeitraum Mit dem Abkalbedatum beginnend wurden alle ermittelten Daten eines Tieres aus der laufenden Laktation 3-Tage-Intervallen (Laktationsmonate) zugeordnet. Der 1. Laktationsmonat enthält damit beispielsweise eine im Zeitraum vom 1. bis zum 3. Laktationstag ermittelte Lahmheitsnote, Ergebnisse einer in diesem Zeitraum durchgeführten Milchleistungskontrolle und erhobene Erkrankungen wie z.b. Nachgeburtsverhaltung. Dem 2. Laktationsmonat wurden neben den am 31. bis 6. Laktationstag erhobenen Milchleistungsdaten beispielsweise zusätzlich Daten einer in diesem Zeitraum durchgeführten ersten Besamung und eventuelle Erkrankungen zugeordnet Einteilung der Lahmheitsnoten Die Autoren der Studie von SPRECHER et al. (1997) bezeichnen die Lahmheitsnote 2 in dem von ihnen entwickelten Locomotion Scoring System als subtile Variation der Lahmheitsnote 1. Zahlreiche Studien wie z.b. die von SPRECHER et al. (1997), HERNANDEZ et al. (21), MELENDEZ et al. (23), GABARINO et al. (24), BACH et. al. (26) und BICALHO et al. (27b) verwendeten ebenfalls dieses Beurteilungssystem zur Lahmheitserkennung und teilten die untersuchten Tiere anhand der erhobenen Lahmheitsnoten in zwei Gruppen ein. Dabei galten Tiere als nicht lahm, wenn sie die Lahmheitsnote 1 oder 2 erhalten hatten, und als 82

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