SANTIAGO DE CHILE. Nere Guarrotxena. Universität Stuttgart. Pontifica Universidad Católica de Chile. Architektur. 6. Semester.

Transkript

1 SANTIAGO DE CHILE NAME: Nere Guarrotxena HEIMATHOCHSCHULE: GASTHOCHSCHULE: Universität Stuttgart Pontifica Universidad Católica de Chile STUDIENFACH: Architektur SEMESTER: Sommersemester 2013 ZEITPUNKT: März 2013 Juli 2013 JAHRGANG: 6. Semester

2 VORBEREITUNG DES AUFENTHALTES Als ich mich für den Ort für mein Auslandsemester entscheiden musste, war mir bereits klar, dass dieser irgendwo in Südamerika liegen würde. Indem ich mich mit vielen Menschen unterhielt und nach Informationen suchte, hat mir Chile ein sehr positives Gefühl vermittelt. Bevor ich nach Santiago ging hatte ich einige Chilenen kennengelernt, die mir über das Leben in Chile berichteten und mir dadurch einen ersten Eindruck übermittelten. Chile ist ein sehr eigenartiges Land, das sich über die gesamte Westseite des Kontinents erstreckt und somit eine besondere Vielfalt an Klimazonen und Landschaften unterbringt - Von Gebirgen und Küsten bis zu Gletschern und Wüsten. Wirtschaftlich gesehen, spielt Chile eine sehr wichtige Rolle für ganz Lateinamerika: Das Land besitzt eine gut funktionierende Wirtschaft und sehr gute Lebensbedingungen im Vergleich zu den anderen Ländern Südamerikas. Da ich vorher noch nie außerhalb Europas gewesen war, war es für mich wichtig zu wissen, dass ich mich in dieser Stadt, Santiago de Chile, als Ausländerin sicher fühlen werde. Ebenfalls war es mir sehr wichtig eine Universität zu besuchen, in der ich mich fachlich weiterbilden kann und wo ich durch Methoden, die an der Universität Stuttgart anders gelehrt und vermittelt werden, vieles neues dazu lernen kann. Obwohl ich einen Auslandsaufenthalt eigentlich als Möglichkeit ansehe, eine neue Sprache zu lernen oder eine bekannte Fremdsprache zu verbessern, empfand ich es in diesem Fall doch als sehr hilfreich und wichtig, bereits Spanisch zu können, vor allem um kommunikative Hindernisse zu vermeiden und dem Verlauf des Studiums folgen zu können. Ich hatte das Glück an meiner Fakultät in Stuttgart einen Chilenen kennen zu lernen, der aus der PUC kam und seinen Austausch mit unserer Fakultät in Stuttgart machte. Als ich in Santiago ankam, hat er sich um mich gekümmert und hat es ermöglicht, dass ich die ersten Wochenin seiner Familie leben konnte. Dies war natürlich sehr erleichternd für mich, denn es waren auf einmal viele Angelegenheiten, die man zu erledigen hatte. Dazu gehörte beispielsweise sich beim Bürgeramt zu melden und die dazu erforderlichen Dokumente abzugeben, eine Wohnung finden, die Kurse wählen, sich in der neuen Stadt einzuleben und sich an die Menschen und die Kultur gewöhnen,... da ist es natürlich sehr von Vorteil jemanden zu haben, der einem alles persönlich erklärt und einen unterstützt. STUDIUM Ich sehe es als ein besonderes Privileg, an einer so anerkannten Universität wie der PUC ein Semester studiert zu haben. Die PUC gehört zu den besten Universitäten für das Fach Architektur und auf diese Weise war sie auch wahrzunehmen. Nur eine auserwählte Anzahl an Studenten bekommt die Chance jedes Semester dort angenommen zu werden und die Studiengebühren sind für die meisten Menschen

3 unbezahlbar. Einige der Professoren der Fakultät sind sehr rennomierte Architekten in ganz Chile, aber dennoch ist das Verhältnis zwischen Student und Professor sehr nah. Der Professor kennt jeden Studenten mit seinem Namen und es herrscht eine sehr nette und offene Atmosphäre. Schon seit der ersten Woche an der Universität hat mich der Professor mt meinem Namen brgrüßt. Außerdem besitzt der Campus eine sehr beispielhafte Infrakstruktur. Ich war sehr beeindruckt als ich das erste Mal dort war; die Sauberkeit, Modernität, gute Erhaltung der Gebäude und die gute Lage machen die Fakultät zu einem sehr angenehmen Ort für jeden Studenten. Die Entwurfsauswahl für Auslandsstudenten war sehr groß, allerdings waren viele Studenten aufgrund mangelnder Informationen sehr unzufrieden. Für Austauschstudenten ist es am Anfang an sehr schwer zu verstehen wie das ganze Syste dort funktioniert (die Aufteilung der Fächer, Organisation der unterschiedlichen Semester, etc.). Da es auch für mich sehr neu und unbekannt war, fand ich die Wahl der Fächer sehr beschwerlich, vor allem da niemand die erforderliche Kenntnis besaß mich zu beraten. Trotzdem war ich im Gegensatz zu vielen anderen Studenten sehr zufrieden mit meiner Wahl. In dem Entwurf, bei dem ich letztendlich mitarbeitete, waren keine weiteren Austtauschstudenten, d.h. ich war ausschließlich unter Chilenen. Ich fand es sehr bereichernd, denn sie waren von Anfang an sehr offen und hilfbereit. So fühlte ich mich bereits seit der ersten Woche wie eine Studentin ihres Jahrgangs. Die Gruppenarbeiten an dieser Universität verliefen so, wie ich sie in Stuttgart bis jetzt noch nie erebt habe. Jeder hat mir mit einem Lächeln auf den Lippen weitergeholfen, wenn ich nach Hilfe oder Information gefragt habe. Alle Studenten waren so freundlich zu mir, dass ich in kürzester Zeit unheimlich viele Menschen kennen gelernt habe. Die Arbeitsaufforderung an der PUC ist sehr groß und zeitaufwändig. Ich wurde bereits davor gewarnt, aber viele andere Austauschstudenten mussten die Fächer abbrechen. Aus diesem Grund hatte ich leider nur sehr wenig Zeit zur Verfügung, um mich intensiver mit der Stadt und dem Land auseinander zu setzen. Dennoch habe ich die freie Zeit so gut es geht ausgenutzt und trotz Projektarbeit an der Universität sehr viel von Santiago gesehen. AUFENTHALT Die Stadt Santiago de Chile ist für europäische Verhältnisse sehr groß, der Großteil der Chilenen wohnt in der Hauptstadt. An sich ist die Stadt nicht besonders schön, doch es gibt viele schöne Ecken, die man allerdings zuerst entdecken muss. Das Zentrum der Stadt ist schmutzig und unordentlich und es herrscht ein ständiger Verkehr. Aber ich habe diese Unordnung geliebt. Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren sehr gut, sind leider aber sehr teuer. Insgesamt ist Santiago sehr teuer, vor allem im Vergleich zu den Lohnverhältnisse der Menschen dort. Man muss sagen, dass in der Stadt eine sichtbare soziale Segregation erkennbar ist und Santiago in Bevölkerungsgruppen unterteilt ist, die sich

4 nach Einkommen ordnen. Die Menschen mit höheren Einkommen wohnen in einem bestimmten Sektor und leben unter ganz anderen Bedingungen als die Mehrheit der Bevölkerung, die zwar in Chile als Mittelschicht gilt, nach europäischen Verhältnissen allerdings als untere Schicht angesehen werden würde. Was die kulinarische Seite angeht war ich im Allgemeinen ziemlich enttäuscht. Da Chile sehr viele unterschiedliche Klimazonen und dementsprechen sehr verschiedenartige Produktionsbedingungen besitzt, hatte ich hatte erwartet, dass die Auswahl an Essen sehr umfangreich und qualitativ sein würde. Natürlich gab es vieles zu finden, allerdings nur an bestimmten Orten und zu einem sehr hohen Preis. Die meisten Chilenen hatten keine besonders gesunden Essgewohnheiten, was für mich unverständlich ist, da Chile im Vergleich zu Europa eine unheimliche Vielzahl an Obst- und Gemüsesorten anzubieten hat. Interessant ist, dass Chile das Land in Südamerika ist, wo die größte Menge an Brot pro Person konsumiert wird. Ein anderer Aspekt, der mich jedes Mal schockiert hat, ist die große Anzahl an Hunden, die auf der Straße leben und niemand ergreift Maßnahmen. Egal wo ich war, überall waren Hunde zu sehen. Insgesamt hatte ich aber eine sehr schöne Zeit und ein gutes Leben dort. Meine Wohnung befand sich im schönsten Bereich der Stadt und ich konnte jeden Tag mit dem Fahrrad zur Uni fahren. Eigentlich bin ich immer überall mit dem Fahrrad gefahren. Man muss allerdings sehr auf die Autos achten, da die Schilder und Ampeln nicht so respektiert werden, wie man es aus Europa gewöhnt ist, was sehr gefährlich werden kann. Erst jetzt fängt die Stadt an, Fahrradwege anzulegen und so die Fahrradnutzung zu unterstützen. In Santiago regnet es sehr selte, die Sonne scheint fast jeden Tag, doch im Winter wird es sehr kalt. Obwohl die Temperaturen im Winter nicht anders sind als in Deutschland, sind die Häuser in Chile nicht warmgedämmt, sodass es im Haus sehr kalt wird. Die Chilenen beheizen ihre Häuser mit Ofenheizungen, die mit Paraffin funktionieren. Santiago ist keine gefährliche Stadt, sie zählt zu den sichersten Städten Südamerikas. Allerdings muss man wissen, wo man sich aufhalten kann und zu welchen Uhrzeiten. Abends kann man sich durchaus eine Taxifahrt leisten, wenn die Distanz nicht zu groß ist wird es auch nicht teuer. Das Gute an Santiago ist, dass es immer etwas zu tun gibt. Ich habe in sehr wenig Zeit sehr viele Leute kennen gelernt, mit denen ich mich gut angefreundet habe und die mir viele Ecken in Santiago gezeigt haben. Das Angebot an Kultur ist nicht das größte, aber es gibt gute Museem, die sehr sehenswert sind, meistens muss man sogar nicht mal Eintritt zahlen.

5 PRAKTISCHE TIPPS Wenn man als Auslandsstudent nach Chile geht muss man beachten, dass die Chilenen zwar Spanisch sprechen, allerdings mit sehr starkem Akzent reden und auch teilweise andere Wörter benutzen. Außerdem reden sie so schnell, dass es sogar für mich als Spanisch-Muttersprechlerin am Anfang sehr schwer war sie zu verstehen. Irgendwann habe ich dann aber angefangen genau so zu reden wie die Menschen um mich herum. Wenn man kein Spanisch redet, ist es schwer sich mit den Chilenen zu unterhalten, denn die meisten sprechen kein besonders gutes Englisch. Dennoch wird am Ende jeder in der Lage sein, Spanisch zu sprechen. Was immer wieder vorkommt, ist dass alle ausländischen Studenten die Zeit während des Auslandsaufenthalts nur unter sich verbringen. Doch dabei kommt man nicht in den Kontakt mit der dortigen Kultur, weshalb ich meine gesamte Zeit ausschließlich mit Chilenen verbracht habe, da ich erfahren wollte, wie unterschiedlich die Menschen dort denken. Ich fand die Chilenen sehr ruhig und freundlich. Obwohl viele sehr viel arbeiten müssen und nur wenig Geld haben, haben sie immer ein Lächeln auf den Lippen und sind offen und hilfbereit. Das zeigte mir, dass wir Europäer viel von ihnen lernen können. Wenn man schon in Chile ist, dann darf man nicht die Chance verpassen, die Gegend außerhalb Santiagos zu besichtigen. Reisen innerhalb Chiles sind zwar teuer, lohnen sich aber auf alle Fälle. Sonderbare Orte wie Patagonia oder Chiloe im Süden und die Wüste von San pedro de Atacama im Norden sollte man bei Gelegenheit auf jeden Fall besuchen. Auch wenn man nicht viel Zeit hat, kann man ein Wochenende nach Mendoza (die nächste argentinische Stadt) fahren, denn schon alleine die Fahrt durch den Anden ist sehr beeindruckend. PERSÖNLICHE WERTUNG Insgesamt hatte ich eine sehr schöne und interessante Zeit in Santiago. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich nie vergessen werde, weil ich unheimlich viel dazu gelernt habe und sehr viel erwachsener grworden bin in dem halben Jahr. Lange Zeit habe ich überlegt, ob ich nicht dort bleiben will, weil ich mich so wohl gefühlt habe und ich das Leben dort so angenehm fand. Ich bin sehr zufrieden mit der Erfahrung und habe viele neue Freunde und Kenntnisse für mein Studium mitgenommen, sowie eine Annäherung zu einer neuen Kultur und Bereicherung für das Leben. Die Zeit, die mir jetzt noch bleibt, bevor das neue Semester beginnt, nutze ich, um so viele Orte Südamerikas wie nur möglich kennen zu lernen und so meine Chile- Erfahrung noch ein wenig zu erweitern.