Heute weiterhin: Verteilungstheorie und -politik
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- Dirk Arnold
- vor 6 Jahren
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1 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung Übung zur Vorlesung SAM III im SoSe 2008 Heute weiterhin: Verteilungstheorie und -politik Dipl.-Volkswirtin Edith Batta Campus II, H634
2 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 1 Funktionelle Verteilung - Wiederholung p N l A p Y r l/p ausgehend von Unterbeschäftigung LS Yr Yr l Δ p +Δ A> +ΔY A Δ Y r l < Δ p => Lohnquote r A
3 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 2 Funktionelle Verteilung - Wiederholung p N l/p Yr LS Yr Komplette Dynamik beachten: Effekt als Zusammenspiel aus: - Preisentwicklung - Lohnentwicklung - Produktivitätsentwicklung A
4 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 3 Funktionelle Verteilung - Wiederholung Zusammenfassung nach Knappe/Funk (1993), S. 437: G/Y = Gewinnquote p AV NV Yr Yr Nachfrageverschiebung nach oben: - Vollbeschäftigung: L/Y sinkt stark - Unterbeschäftigung: L/Y sinkt weniger stark - extreme Unterbeschäftigung/Rezession im keynesianischen Sinne: L/Y bleibt konstant Keynesianische Unterbeschäftigung Neoklassische Synthese (Neo-)klassik langfristig Keynesianische Vollauslastung der Produktionsfaktoren (Vollbeschäftigung) nach Kaldor
5 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 4 Funktionelle Verteilung - Wiederholung p N l/p Yr Lohnsumme vorher Verlust für Arbeitnehmer LS Yr Vollbeschäftigung A
6 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 5 Funktionelle Verteilung Immer noch: nachfragetheoretische Erklärung der Einkommensverteilung (keynesianisch) N, P, Reallöhne, keine Ausdehnung der Produktion => Lohnquote (Veränderung der Einkommensverteilung) Einkommensverteilung beeinflusst jedoch auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Gesamtmodell nach Kaldor (1955)
7 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 6 Kaldormodell Annahmen des Kaldormodells: 1. Vollbeschäftigung autonom gegebenes reales Sozialprodukt 2. Y r = L + G Einkommensverteilungsgleichung 3. s L < s G höhere Sparquote der Unternehmer 4. I r autonom gegebene Investitionshöhe keine Kapazitätseffekte von Investitionen 5. Preisflexibilität, Lohnunflexibilität Flexibilität der Preise höher als die der Löhne
8 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 7 Kaldormodell SL S s L = ;sg = L G G Sparquoten SL = sl L;SG = sg G Sparsummen S= SL + SG = sl L+ sg G Sparsumme gesamt S L G = s + s Y Y Y L G r r r Sparquote gesamt Gesamtwirtschaftliche Sparquote abhängig von der Lohn- bzw. Gewinnquote
9 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 8 L/Y r 1 0 Kaldormodell S/Y r I r /Y r S L G = s + s Y Y Y L G r r r s G < s L 0 1 G/Y r Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht: I = S <=> I/Y = S/Y gleichgewichtige Gewinnquote?
10 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 9 Kaldormodell - Hintergrund Warum gilt im Gleichgewicht I = S? Y r = C Nachfrage + S Y r = C Angebot + I r => Einkommensverwendung => Einkommensentstehung Vorstellung eines Gleichgewichts von ex ante Größen. Sparen entzieht Konsum. Absatz des geplanten Angebots nur über entsprechend geplante Investitionsnachfrage möglich. GG bei I = S C = C 0 + c*y S = Y - C 0 -c*y
11 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 10 Kaldormodell - Hintergrund S, I S = - C 0 + (1-c)*Y I Y S < I S > I Nachfrageüberhang Angebotsüberhang
12 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 11 Kaldormodell S/Y r I r /Y r 0 1 S < I S > I Nachfrageüberhang Angebotsüberhang G/Y r
13 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 12 Kaldormodell S/Y r I r /Y r * Anstieg der autonomen Investitionsquote 0 1 G/Y r * S < I Nachfrageüberhang => inflatorische Lücke (Vollbeschäftigung, Preisanstieg, Lohnträgheit, Windfall profits, steigende Gewinnquote) G/Y => Sparquote (bei höherem Sparanteil) => neues gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
14 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 13 Kaldormodell Summa Summarum: Nachfrageerhöhungen (durch: - Investitionsquote - Konsumquote - Exportquote ) führen im Kaldormodell zu einer inflatorischen Lücke und somit zu einem Anstieg der Gewinnquote (= Sinken der Lohnquote) bis durch höheres Sparen ein neues Gleichgewicht erreicht ist. Kritik: - Unverändertes Volkseinkommen nach unten (bei Angebotsüberhängen) unrealistisch - wahrscheinlicher: Preis- und somit Verteilungsanpassungen sowie Mengenanpassungen - Investitionen nicht autonom gegeben sein müssen
15 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 14 Anpassungsreaktionen auf Ungleichgewichte Kaldor: Verteilungsanpassungen (Vollbeschäftigung) Keynes: Hauptsächlich über Mengenreaktionen (Unterbeschäftigung) Multiplikator Klassik: Preisreaktionen
16 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 15 Multiplikator - Auffrischung gegeben: Gleichgewichtsbedingungen: C = ,8 Y Y = C+ I I = 100 Y = C+ S +Δ I = 50 Y1 = ,8 Y Y1 = = 1000 (1 0,8) Y2 = ,8 Y Y2 = = 1250 (1 0,8) Y2 Y1 = (1 0,8) (1 0,8) = = Y Y = = (1 0,8) (1 0,8) Δ Y = ΔI (1 c)
17 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 16 Multiplikator - Auffrischung Primäreffekt: Einkommen unmittelbar durch Investitionsanstieg Multiplikatoreffekt: zusätzliches Einkommen wird zum Teil konsumiert; Nachfrage, Produktion, weiteres Einkommen entsteht; dieser Prozess wiederholt sich + 50I + 50Y + (50 0,8 = 40) + (40 0,8 = 32) + (32 0,8 = 25,6) , , , ,8 i= 0 i
18 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 17 Funktionelle Verteilung Gesamtwirtschaftliche Investitionsquoten 2007 in % am Bruttoinlandsprodukt ,8 18,3 21,6 21,7 18,5 22,8 37,9 USA D I F UK CND developing Asia Nach IMF (Hrsg.): World Economic Outlook 2008, Tabelle A16
19 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 18 Instrumente der Verteilungspolitik Wirkung einer exogenen Lohnerhöhung (über Kaldor): - höhere Arbeitnehmereinkommen - sinkende gesamtwirtschaftliche Sparquote - inflatorische Lücke (Nachfrageüberhang) - Anstieg des Preisniveaus - höhere Gewinneinkommen allerdings: wenn Unternehmen auf die eingangs geringere Gewinnquote mit einer Verringerung der Investitionen reagieren, kann im Rahmen dieses Modells die Lohnquote steigen jedoch: Mengenreaktion nach unten; Abweichung von Vollbeschäftigung
20 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 19 Instrumente der Verteilungspolitik Lohnquote langfristig bedingt durch: - technologischen Fortschritt - Wettbewerb auf den Arbeitsmärkten Aktuelle Vorschläge zum Ausgleich einer sinkenden Lohnquote: soziale Kapitalpartnerschaft / Deutschlandfonds Kapitalbeteiligung Fremd- oder Eigenkapital (Mitarbeiterdarlehen, Belegschaftsaktien, Aktienoptionen) Gewinnbeteiligung gewinn- oder erlösbezogen Mitarbeiterbeteiligung
21 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 20 Instrumente der Verteilungspolitik Wirkung einer Kapitalbeteiligung (Investivlohn) (über Kaldor): - höhere Sparquote der Arbeitnehmer - Verschiebung der Sparquotenkurve nach oben - Rückgang der Gewinnquote aber: Kompensationsreaktion bei freiwilligem Sparen möglich, so dass Sparquote nicht steigen muss Wirkung einer Gewinnbeteiligung (direkte Ausschüttung) (über Kaldor): - Nachfrageschübe führen eventuell wieder zu einem Ansteigen der Gewinnquote - eher wirkungslos (Vollbeschäftigung)
22 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 21 Instrumente der Verteilungspolitik Wirkung einer Kapitalbeteiligung (Investivlohn) (über angebotstheoret. Aspekte nach Berthold): - Löhne: fixer Lohn, fixe (Lohn-)kapitalkosten - keine sinkenden Grenzkosten - geringe Flexibilität - Produktivitätswirkungen? Wirkung einer Gewinnbeteiligung (direkte Ausschüttung) (über angebotstheoretische Aspekte): - Grenzkosten können sinken, wenn fixe Lohnbestandteile gesenkt und zum Teil durch flexible Bestandteile ersetzt werden können - Stabilisierung von Beschäftigung - größere Flexibilität - positive Produktivitätswirkungen? (Motivation unmittelbarer; aber: Trittbrettfahrerverhalten ) - bessere Abschöpfung der Differentialgewinne vor allem bei dezentralen Regelungen (ohne Erhöhung der Arbeitslosigkeit)
23 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 22 Instrumente der Verteilungspolitik Investive Gewinnbeteiligung (Henschel/Knappe): - Investiv zur Vermeidung von Nachfrageüberhängen und der daraus eventuell resultierenden negativen Lohnquotendynamik - als Anteil am Gewinn unternehmensspezifisch - Grenzunternehmen (mit Gewinn von Null) unbelastet - Gewinnverhältnisse bei unterschiedlichen Produktionsniveaus unverändert - daher keine Verzerrung des Angebots/ der Arbeitsnachfrage Allerdings: lange Frist?
24 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 23 Der Verteilungskampf der Zukunft findet weniger zwischen Arbeit und Kapital statt. Er spielt sich immer mehr in der Gruppe der Arbeitnehmer ab. (Berthold 2007) - Technologischer Fortschritt - Öffnung der Märkte (Real-)Kapital wird knapper Arbeit? hochqualifizierte Arbeit wird knapper geringqualifizierte Arbeit wird relativ weniger knapp Lohnquote?
25 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 24 Quelle: Dustmann et al., IZA Discussion Paper 2685 (2007), S. 59
26 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 25 Quelle: Dustmann et al., IZA Discussion Paper 2685 (2007), S. 54
27 5. Übung: Verteilung und Soziale Sicherung 26 Personelle Verteilung Quelle: Dustmann et al., IZA Discussion Paper 2685 (2007), S. 53
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