Bundessortenamt Hannover, April 2017 Referat 204
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- Karin Becker
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1 Bundessortenamt Hannover, April 2017 Referat 204 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Lehrgangsteilnehmer, eigentlich sollte die Lehrgangsmappe längst fertig und verteilt sein. Aber ein erhöhtes Arbeitsaufkommen bei dünner Personaldecke und ein unerwartet hoher Krankenstand haben dies leider verhindert. Aber es gilt der Grundsatz: Besser spät als nie! Hiermit erhalten Sie also die Unterlagen und Beiträge vom Lehrgang für die Betreuer von Rapswertprüfungen am 14. und 15. Juni 2016 in Grünseiboldsdorf. Die Lehrgangsmappe von 2008 gilt weiterhin ( Service für Prüfungsansteller Unterlagen zu Wertprüfungslehrgängen) und wird durch diese Unterlagen lediglich ergänzt, die ebenfalls als Datei auf unserer Homepage abrufbar ist. Schwerpunkte des Lehrgangs waren: - Planung, Anlage und Pflege - Krankheitsbonituren - Scheitel- und Erntetechnik - Berichterstattung Unser Dank gilt: Herrn Salzeder (LfL Freising / inzwischen im Ruhestand), der allen Teilnehmern viele wertvolle Tipps aus seinem langen und sehr erfolgreichem Versuchstechnikerleben mit auf den Weg geben konnte. Frau Dr. Zamani-Noor und Herr Acalski vom Julius Kühn-Institut in Braunschweig, die sehr anschaulich theoretisch und praktisch das Erkennen und die Bonitur von Rapskrankheiten zeigen konnten. Herrn Zellner und allen Mitarbeitern der Versuchsstation Grünseiboldsdorf, die mit vielen Sachbeiträgen die Diskussionen bereicherten und durch die Bereitstellung von Versuchsfläche, Tagungsraum und der sehr lieben praktischen Unterstützung den Lehrgang in dieser Form erst möglich gemacht haben. Mit freundlichen Grüßen Dr. Richard Manthey 1
2 Inhalt Erläuterungen zur Richtlinie Seite 3 bis 7 Erfahrungen aus 40 Jahren Rapsprüfungen Seite 8 bis 28 (von Georg Salzeder) Resistenzprüfungen bei Winterraps Seite 29 bis 45 (von Dr. Zamani-Noor) Fotoimpressionen Seite 46 bis 57 2
3 Ergänzungen und Erläuterungen zur Richtlinie für die Durchführung von Wertprüfungen mit Winterraps (Ausgabe 2000) 1. Vorbedingungen Flächenauswahl: - Fruchtfolge beachten Um starken Durchwuchs zu vermeiden, einen Abstand von mindestens vier Jahren einhalten, optimal sind sechs bis acht Jahre. - Flächen mit Hanglage, Bodenverdichtungen, Staunässe vermeiden. Schutz vor Mäusen: - Eine rechtzeitige und regelmäßige Kontrolle sowie entsprechende Bekämpfung ist notwendig. 2. Düngung - In den Richtlinien wird für Winterraps zur Körnernutzung eine Stickstoffdüngung von kg N/ha vorgegeben. In den Wertprüfungen wurde in den letzten Jahren nicht selten über 200 kg N/ha gedüngt. Im Hinblick auf die neue Düngeverordnung und dem Bestreben, Sorten mit einer besseren Stickstoffeffizienz zu fördern soll die Stickstoffdüngung in Wertprüfungen reduziert werden. Die genauen Durchführungsbestimmungen werden mit den Länderdienststellen und Verbänden abgestimmt. Bereits für die nächste Wertprüfung (Ernte 2018) sollten eine Stickstoffgabe von kg N/ha angestrebt werden. N-Gaben über 200 kg N/ha sind in jedem Fall zu vermeiden. 3. Teilstückgröße + 4. Aussaat Anlage: - Die Teilstückgröße bei Ernte soll mindestens 10 m² betragen - Angestrebt sind Pflanzen/m². Es sollte eher dünner als zu dicht ausgesät werden. - Bei Kerndrusch sollte die Rand- und Kernparzelle die gleiche Breite haben. - Der Abstand zwischen Kern- und Randparzelle soll so breit sein, dass durch den Maschineneinsatz keine Reihen überfahren werden. 3
4 6.2. Mängelbonituren - Mängelbonituren geben Auskunft über den Zustand eines Teilstücks, sie geben Hinweise zur Wertbarkeit eines Teilstücks. - Mängel können z.b. Lückigkeit durch schlechten Aufgang, auch Schäden durch Mäuse, andere Wildschäden sein. - Teilen Sie uns im Textbericht mit, was für Mängel aufgetreten sind. - Wenn Schäden durch Auswinterung klar abgrenzbar sind, soll dies als Auswinterungsbonitur in einer freien Spalte erfasst werden. Entwicklung vor Winter - Die Erläuterung zur Bonitur Entwicklung vor Winter steht in den Anbauhinweisen auf der Anbauliste. Die Bonitur soll zu Beginn der Winterruhe (ab Mitte November) erfolgen. Die Bonitur soll mögliche Unterschiede in der Entwicklungsgeschwindigkeit der Sorten erfassen. APS 1 = geringe Entwicklung; keine Streckung APS 5 = mittlere Entwicklung APS 9 = sehr schnelle und massenwüchsige Entwicklung; verstärkte Stängelbildung 6.3 Krankheitsbonituren - Hinweise zu allen wichtigen Krankheitsbonituren können der vom JKI und BSA herausgebenen Boniturhilfe entnommen werden. Die Datei kann auf unserer Homepage abgerufen werden ( Service für Prüfungsansteller Unterlagen zu Wertprüfungslehrgängen) Phoma lingam (Zählbonitur) - Phoma muss im Herbst nicht bonitiert werden (Hinweise im Text sind aber hilfreich) - Phoma muss bonitiert (Zählbonitur) werden, wenn bei der auf der Anbauliste genannten Zeigersorte (zur Ernte 2017 ist das die Sorte Elektra!) zum Entwicklungsstadium BBCH der Befallswert die Ausprägungsstufe 5 erreicht wird. Die Ergebnisse der Phomabonitur der Zeigersorte aus allen Wiederholungen sind im Bericht festzuhalten auch wenn sie unter der APS 5 liegen. Sclerotinia - Eine Bonitur von Sclerotinia bei einem Befall von unter 10% der Pflanzen in einem Teilstück ist sehr schwer, hier reicht eine Mitteilung im Text. 4
5 6.7 Lager nach Blüte/ 6.9 Lager vor Ernte - Bei Lager im Textbericht bitte mitteilen, ob es sich um sortendifferenziertes Lager handelt oder ob durch bestimmte Ereignisse (Inhomogenität der Fläche, Sturm, Hagel, Gewitter etc.) regionales Lager entstanden ist. - Das Zusammensacken von gescheitelten Teilstücken soll nicht als Lager bonitiert werden. Bitte Ursache ergründen (z.b. Phoma oder Sclerotinia) und im Text oder Freispalte festhalten welche Teilstücke betroffen sind Reife (Datum) - Diese soll in der Prüfung einheitlich am mittleren Schotenpaket festgestellt werden 6.11 Reifeverzögerung des Strohs (1-9) - Diese Bonitur wird für die Beschreibung von Rapssorten immer wichtiger, da einige Sorten ein sehr ungünstiges Reifeverhältnis von Schoten zu Stängel zeigen. Bei dieser Bonitur geht es nicht um Reifeunterschiede (diese werden ausschließlich an der Schote und den Körnern bestimmt) sondern um den Zustand der Stängel zum Zeitpunkt der optimalen Druschreife der Schoten. Dies kann bedeuten, dass frühe und späte Sorten nicht zu einem Termin bonitiert werden können. - Die Bonitur wird in der Regel kurz vor Ernte durchgeführt. - Note 9 = sehr reife Schoten mit grünen Stängeln Note 1 = sehr reife Schoten und Stängel komplett abgestorben 5
6 Praktische Übungen: 1. Scheiteln Maschinelles Scheiteln: - Bei der Aussaat sollten genügend Randparzellen angelegt werden, um eine optimale Scheitelqualität zu ermitteln und den Scheitler einstellen zu können. - Bei der Prüfungsanlage sollte berücksichtigt werden, dass genügend Platz zum geraden Ein- und Ausfahren bzw. zum Wenden ist (ca. 7 m). Auch zwischen den Wiederholungen sollte ein ausreichender Abstand sein (ca. 3 m). - Zum Einfahren: Beginn und Ende der Parzelle markieren. Danach ist es am günstigsten Spur in Spur zu fahren. - Optimal ist es die Randparzellen beim Scheiteln stärker zu drücken und die Kernparzellen nur locker zu scheiteln. Voraussetzung ist dabei, dass Kern- und Randparzelle gleich breit sind. - Das Scheiteln sollte sehr früh am Morgen beginnen und bevor der Bestand trocknet (Mittagssonne) beendet werden. - Scheitelfehler (z.b. Beschädigung der Außenreihe durch Scheitlerräder) sind im Textbericht aufzuführen. 2. Phoma (Proben ziehen) - Im Entwicklungsstadium BBCH sind aus dem Bestand pro Teilstück 25 Stoppeln (mit Wurzelhals) fortlaufend aus einer Reihe auszugraben. - Die Stängel sollen möglichst homogen dick sein. Lückige Teilstücke mit sehr dünnen oder sehr dicken Stängeln bzw. verzweigte Stängel eignen sich nicht für eine Probenahme. - Wenn eine Pflanze bei der Entnahme oberhalb der Wurzeln abreißt, auch die Wurzel entnehmen und dies entsprechend vermerken. Ist der Stängel infolge eines starken Phomabefalls morsch, ist dies bei der späteren Zählbonitur zu berücksichtigen. - Das Schotenpaket soll im Bestand bleiben, der Stängel wird in ca. 30 cm Höhe abgeschnitten. - Die Proben können gebündelt oder in Beuteln vom Feld transportiert werden. - Bei entsprechend kühler Lagerung ist eine Bonitur der Stängel auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich. 6
7 3. Sclerotinia bonitieren im stehenden Bestand - Im Entwicklungsstadium 81 ist die Wertprüfung auf Sclerotinia zu überprüfen und gegebenenfalls zu bonitieren (Parzellenbonitur 1-9) - Die Bonitur soll unterbleiben: Bei Lager, bei sehr geringem Befall (weniger als 10% der Stängel sind befallen) und bei starker Reifeverzögerung des Strohs von einigen Sorten. - Jedes Teilstück muss von verschiedenen Seiten betrachtet und bonitiert werden. 7
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46 Fotoimpressionen Grünseiboldsdorf (Station der Saaten Union) 46
47 Herr Salzeder beim Vortrag Herr Zellner beim Vortrag 47
48 Raps Scheiteln Erfahrungsaustausch 48
49 Testen unterschiedlicher Walzeneinstellungen am Haldrup-Scheitler 49
50 Locker gescheitelt, ohne Stängelknicken (Kernparzelle). 50
51 Stärker zusammengedrückt mit tief gestellten Walzen (für Ränder). 51
52 Phomaprobenahme Nach dem Schneiden verbleibt der obere Pflanzenabschnitt mit dem Schotenpaket im Bestand und wird mitbeerntet. 52
53 Die gezogenen und oben abgeschnittenen Stängel werden gesammelt, gebündelt, etikettiert und in der Regel in der Station bonitiert (s. Vorträge von Herrn Salzeder und Frau Dr. Zamani-Noor) 53
54 Bei sehr lückigen Parzellen sollen nur Stängel mit normalem Wuchs und normalem Umfang beprobt werden. Keine ungewöhnlich dicke oder verzweigte oder sehr dünne Stängel. Wichtig: Bei sehr starkem Phomabefall können die Stängel häufig nicht ohne Bruch gezogen werden. Die Anzahl der abgebrochenen Pflanzen ist zu notieren und später bei der Zählbonitur mit zu berücksichtigen. 54
55 Parzellenbonitur von Sclerotinia sclerotiorum Zum Zeitpunkt der Bonitur (BBCH 81, s.s.39) ist es sehr schwierig die Parzelle korrekt zu beurteilen. Es reicht nicht aus nur von einer Seite in das Teilstück zu schauen. Für eine korrekte Sclerotinia-Bonitur muss tief in die Knie gegangen und von mehreren Seiten in das Teilstück hineingesehen werden. Sollten die Stängel der Sorten in einer Prüfung sehr unterschiedlich abgereift sein ( bei vergleichbarer Abreife der Schoten ), ist eine Sclerotinia-Bonitur nicht sinnvoll. In diesem Fall ist im Text auf die Reifeverzögerung des Strohs hinzuweisen und die Sorten zu benennen, die durch stärkeren Sclerotiniabefall aufgefallen sind. 55
56 Frau Dr. Zamani-Noor mit Rapspflanzen mit starkem Alternariabefall 56
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