Prof. Dr. Wolfgang Auffermann. Gesundheitswesen Deutschland
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1 Prof. Dr. Wolfgang Auffermann Gesundheitswesen Deutschland
2 Drei verschiedene Typen OECD unterscheidet die Gesundheitssysteme nach drei Typen: 1. Typ Nationaler Gesundheitsdienst : Finanzierung aus Steuermitteln (z. B. Großbritannien, Italien) 2. Typ Sozialversicherung : Finanzierung durch gesetzliche Krankenversicherung/gesetzliche Pflichtversicherung, (z. B. Deutschland, Frankreich) 3. Typ Privatversicherung : Finanzierung individuell oder durch Beiträge der Unternehmer (z. B. USA).
3 Kosten des Gesundheitssystems der verschiedenen Länder Rangfolge nach Kosten des Gesundheitswesens, 2003, (in % des Bruttoinlandsprodukts, BIP) 1. USA: 15% des BIP 2. Schweiz: 11.5% 3. Deutschland: 11.1% 4. Frankreich: 10.1% 5. Italien: 8.4% 6. Großbritannien: 7.7%
4 Facts & Figures zum Gesundheitsbereich in Deutschland 82 Millionen Einwohner: Pro-Kopf Ausgaben für Gesundheit/Medizin: Euro (= 11% BIP) Öffentlicher Anteil = 77%, privater Anteil = 23% Lebenserwartung: 79 Jahre 1 Arzt pro 256 Einwohner Im Vergleich verfügt Deutschland über überdurchschnittlich viele Ärzte, Fachärzte, Psychotherapeuten, Pflegepersonen und Krankenhausbetten. Dazu kommen Angehörige anderer Heilberufe, Apotheker und ihr Personal. -> Direkt oder indirekt sind im Gesundheitswesen in Deutschland rund 4,1 Millionen Menschen beschäftigt. Dies entspricht rund 10,3% aller Erwerbstätigen.
5 Facts & Figures zum stationären Gesundheitsbereich Zahl der Krankenhausbetten in Kliniken = rund Betten (zusätzlich ca Reha-Kliniken) durchschnittliche Betten-Anzahl: 250 (= 5,7 Betten pro Einwohner) Behandelte Fälle in Krankenhäusern: Durchschnittliche Verweildauer : 16,5 Millionen 9,8 Tage Ärztliches Personal in den Kliniken: Nichtärztliches Personal in den Kliniken: Gesamtpersonal in den Krankenhäusern: Gesamtumsatz der Krankenhäuser: Beschäftigte 1,1 Millionen Beschäftigte ca. 54 Milliarden p.a.
6 Facts & Figures zum ambulanten Gesundheitsbereich Zahl der niedergelassenen Haus- und Fachärzte: lt. Kassenärztlicher Bundesvereinigung Ca Hausärzte, ca Fachärzte plus ca Psychotherapeuten Arbeitsbelastung: Verdienst: Zahl des nichtärztlichen Personals : 50 bis 70 h/woche bis /Jahr (davon ca Teilzeit) Zahl der Apotheken: circa Zahl der Beschäftigten in Apotheken: ca
7 Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems I Knapp 90% der Bevölkerung sind gesetzlich versichert Beiträge orientieren sich an der Einkommens-Höhe (ca. 15,5 % des Gehalts). Familienmitglieder sind u.u. beitragsfrei mitversichert Leistungsanspruch ist unabhängig von der Höhe der gezahlten Beiträge, allerdings begrenzt auf Leistungen, die notwendig, ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sind Ca. 9% sind privat versichert. Beiträge richten sich nach Leistungsumfang, allgemeinem Gesundheitszustand, Geschlecht und Eintrittsalter. 2,3 % sind anderweitig versichert (z. B. Bundeswehrangehörige, Zivildienstleistende, Sozialhilfeempfänger)
8 Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems II Nur ca. 0,1 bis 0,3 % der deutschen Bevölkerung sind ohne Krankenversicherungsschutz Neben Versicherungsleistungen machen Eigenbeteiligungen oder Zuzahlungen einen wachsenden Anteil an der Finanzierung des Gesundheitssystems aus. Ferner hat sich ein erheblicher privater Gesundheitsmarkt für IGeL ("Individuelle Gesundheitsleistungen"), Fitness, Wellness, Anti-Aging, Schönheits-OPs, Kosmetik und alternative Heilverfahren entwickelt.
9 Finanzierung des deutschen stationären Gesundheitssystems Deutsche Krankenhäuser unterliegen den Vorgaben des Fünften Sozialgesetzbuchs (SGB V) zur Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dieses Versicherungssystem geht auf Otto von Bismark zurück und hat folgende Kennzeichen: 1. Solidaritätsprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung ( 1 SGB V), 2. Beitragsfinanzierung durch Arbeitgeber und Mitglieder der Krankenversicherungen ( 3 SGB V), 3. Postulat der Beitragssatzstabilität ( 71 SGB V). Stationäres System wird zu je einem Drittel privat, staatlich und von non-profit Einrichtungen (Kirchen etc.) finanziert. In Deutschland gilt seit 1972 das Prinzip der Dualen Finanzierung : -> Krankenhaus-Investitionen werden finanziert von den (16) Bundesländern bzw. Privaten Trägern -> Betriebskosten werden finanziert von Versicherten bzw. Krankenkassen
10 Finanzierung des deutschen stationären Gesundheitssystems: DRG Fianzierung der laufenden Kosten der Krankenhäuser basiert seit 2003 auf Diagnosis Related Groups (DRG, = Diagnosebezogene Fallgruppen) In Deutschland wurde das DRG-System zu einem Fallpauschalsystem umgestaltet und seither zur Abrechnung von Preisen für die einzelnen Behandlungstypen der einzelnen Behandlungsfälle verwendet. Jede DRG Sie bildet den durchschnittlichen Ressourcenaufwand auf Grund der Fallschwere ab. Weitere Erlöskomponenten (Zusatzentgelte, sonstige Entgelte, Zuund Abschläge, tagesgleiche Entgelte oberhalb Grenzverweildauer) sind gesetzlich verankert. Darüber existiert ein landesweit gültiger Basisfallwert für alle Krankenhäuser. Basisfallwert + DRG multipliziert mit der Fallzahl = Erlösbudget des Krankenhauses
11 Kosten des deutschen Gesundheitssystems Die höchsten Ausgaben entfallen auf: Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems: Krankheiten des Verdauungssystems: Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems: Psychische Erkrankungen: ca. 35,4 Milliarden Euro ca. 31 Milliarden Euro ca. 25 Milliarden Euro ca. 22 Milliarden Euro Menschen ab 65 Jahren (derzeit ca. 17 % der Bevölkerung) verursachen knapp 43 % der Gesamtausgaben. 5% der Bevölkerung verursachen ca. 53% der gesamten Kosten!
12 Herausforderungen für den stationären Gesundheitsbereich in Deutschland I 1. Weiter steigender Kostendruck bei gleichzeitig wachsenden Qualiäts- und Serviceanforderungen 2. Effizienz- und Kostendruck führt zu Markt-Konsolidierungen auf der Anbieterseite: Zusammenschlüsse, Übernahmen etc. 3. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern nimmt zu -> Marktpositionierungen werden immer wichtiger 4. Gefordert sind integrierte Behandlungs- und Diagnoseangebote mit dem Ziel mehr Effizienz bei zugleich sinkenden Kosten zu schaffen: Einerseits über Fachgrenzen hinaus, andererseits zwischen ambulanten und stationären Angeboten 5. Gesonderte Vereinbarungen (z.b. Integrierte Versorungsverträge ) zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen werden zunehmen
13 Herausforderungen für den stationären Gesundheitsbereich in Deutschland II 1. Gefordert sind medizinische und organisatorische Innovationen (z.b. Innovative Behandlungsverfahren, IT-Einsatz, Telemedizin etc.), strukturierte Behandlungspläne und verzahnte Diagnostik sowie professionelleres Management anstelle bloßer Verwaltung. 2. Veränderte Patientenprofile verlangen neue Services: -> Patienten werden zunehmend medizinisch kompetent und interessierter an Gesundheitsinformationen -> die immer anspruchsvolleren Patienten verlangen neben exzellenten Behandlungen auch erstklassige Informationen und Services
14 Facts & Figures zur Mediziner-Ausbildung 1. Medizin in Deutschland ist ausschließlich Universitätsstudium (Anzahl der Studenten liegt derzeit bei rund ) 2. Anzahl der Universitätskliniken: Dauer des Studiums: 6,25 Jahre (Durchschnittlich 6,5 Jahre) 4. Medizinstudium ist unterteilt in drei Abschnitte: - Vorklinischer Teil: Erste 2 Jahre (Abschluß mit dem 1. Staatsexamen oder Physikum ) - Klinischer Teil: 4,25 Jahre (schließt im letzten Studienjahr ein Praktisches Jahr (48 Wochen) ein und wird mit einer ärztlichen Prüfung ( 2. Staatsexamen ) abgeschlossen. Danach kann die staatliche Zulassung (Approbation) zur Berufsausübung als Arzt / Ärztin beantragt werden. - Facharzt/Asssistenzzeit: 5-6 Jahre (33 Haupt-Spezialisierungen, weitere Subspezialisierungen), Gehalt durchschnittlich )
15 Herausforderungen der Mediziner-Ausbildung - Aktuell hohe Mediziner-Knappheit (insb. In Ost-Deutschland) - Durchschnittsalter der Mediziner steigt kontinuierlich an (2009 bereits 20% aller Mediziner über 60 Jahre) - Anzahl der Medizin-Absolventen geht zurück Absolventen orientieren sich zunehmend in Bereiche jenseits der praktischen Medizin (z.b. Beratungs- oder Vertriebsaufgaben) - Steigende Zahl weiblicher Mediziner bringt vermehrt Teilzeit- Beschäftigungsverhältnisse und geringere Bereitschaft zur Niederlassung mit sich - Steigende Zahl von Multimorbiditäten der alternden Bevökerung - Technologischer Fortschritt und neue Behandlungsmöglichkeiten erfordert entsprechende Aus- und Weiterbildung
16 Medizin in Deutschland wird weiblich : Steigende Anzahl der weiblichen Ärzte in Deutschland
17 Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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