Neue empirische Ergebnisse zur Entwicklung von Einkommensverteilung und Armut
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- Beate Pfeiffer
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1 Neue empirische Ergebnisse zur Entwicklung von Einkommensverteilung und Armut Markus M. Grabka (DIW Berlin / SOEP) Workshop: Neues von der Verteilungsfront. Absturz in die Ungleichheit 10. Februar 2009, Frankfurt/Main 1
2 Ausgangslage Berichte zur Einkommensentwicklung und -ungleichheit Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung ( Lebenslagen in Deutschland 2001, 2005, 2008) OECD-Report: Growing unequal (2008) Problem: generell vergleichsweise alte Datengrundlagen ökonomische Situation in Deutschland 2006/2007 2
3 Datenbasis Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) Größte Längsschnittsstudie in Deutschland Seit 1984 jährliche Erhebung / konsistente Zeitreihe 2007: Befragungspersonen objektive Lebensbedingungen & subjektiv wahrgenommene Lebensqualität Einkommenskonzept gemäß EU-Standards: Haushaltseinkommen inklusive dem Mietwert selbstgenutzten Wohneigentums Vor-Jahreseinkommen (real in Preisen von 2000 =100) Bedarfsgewichtung: modifizierte OECD-Äquivalenzskala Bevölkerung in Privathaushalten Author: Max Mustermann 3
4 Reale verfügbare Einkommen in Euro Arithmetisches Mittel Median Quelle: SOEP, Personen in Privathaushalten, Einkommen in Preisen von
5 Verfügbare Einkommen nach Dezilen in Euro Mean Quelle: SOEP, in Preisen von
6 Verfügbare Einkommen nach Dezilen ,3 25,0 20,0 15,0 in Euro ,0-4,4-1,7 0,3 2,8 3,4 5,1 2,9 10,0 5,0 0,0-5, d2000/07 in % ,5-12,0-10,0-15, , Mean -25,0 Quelle: SOEP, in Preisen von
7 Schrumpfende Mittelschicht % % 20% 40% 60% 80% 100% <50% 50% to <70% 70% to <90% 90% to <110% 110% to <130% 130% to <150% 150% to <200% >200% Quelle: SOEP 7
8 Schrumpfende Mittelschicht % % % 20% 40% 60% 80% 100% <50% 50% to <70% 70% to <90% 90% to <110% 110% to <130% 130% to <150% 150% to <200% >200% Quelle: SOEP 8
9 Schrumpfende Mittelschicht % % % % 20% 40% 60% 80% 100% <50% 50% to <70% 70% to <90% 90% to <110% 110% to <130% 130% to <150% 150% to <200% >200% Quelle: SOEP 9
10 Welche Personengruppen sind betroffen? in Tsd Mehrgenerationen und sonstige Haushalte Paar mit Kindern bis zu 16 Jahren und erwachsenen Kindern Paar mit Kindern im Alter von 16 u. m. Jahren Paar mit Kindern bis 16 Jahre Alleinerziehende Ehe-Paar ohne Kinder Personen Haushalt Armtsgefährdete (<70%) Mittelschicht (70 bis unter 150%) Einkommensstarke (150% u.m.) Quelle: SOEP 10
11 Welche Personengruppen sind betroffen? in Tsd Mehrgenerationen und sonstige Haushalte Paar mit Kindern bis zu 16 Jahren und erwachsenen Kindern Paar mit Kindern im Alter von 16 u. m. Jahren Paar mit Kindern bis 16 Jahre Alleinerziehende Ehe-Paar ohne Kinder Personen Haushalt Armtsgefährdete (<70%) Mittelschicht (70 bis unter 150%) Einkommensstarke (150% u.m.) Quelle: SOEP 11
12 2007 Ungleichheit der Markteinkommen 0,55 Gini-Koeffizient 0,50 0,45 0,40 0,35 Quelle: SOEP alte Länder neue Länder D-Insgesamt
13 Ungleichheit der verfügbaren Einkommen 0,340 Gini-Koeffizient 0,320 0,300 0,280 0,260 0,240 0,220 0,200 0,180 Quelle: SOEP alte Länder neue Länder D-Insgesamt 13
14 Armutsrisikoquote 24,0 22,0 20,0 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8, alte Länder neue Länder D. Insgesamt Quelle: SOEP : Anstieg um > 40% 14
15 2005/ /07 Armutsmobilität 24,0 22,0 20,0 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 Analyse von jeweils 2-Jahresübergängen (z.b & 1993) Quelle: SOEP /05 Anteil der in mind. einem Jahr Armen in % 1992/ / / / / / / / / / / /04 Stabil arm Rein in Armut Raus aus Armut
16 Individuelles Vermögen nach Dezilen des verfügbaren Haushaltseinkommens durchschnittliches Vermögen in Euro Dezil: rückläufig Dezil: + 20% 0 1. Dezil Dezil Einkommensdezil 2002 Mittelw ert 2007 Mittelw ert Quelle: SOEP 16
17 Vermögensungleichheit Relative Einkommensarmut & relative Vermögensarmut % 90% Bevölkerungsanteil 80% 70% 60% 50% 40% 30% 36,7 43,6 59,7 59,9 25,5 25,5 51,7 31,0 Nicht einkommensarm & nicht vermögensarm Nicht einkommensarm & vermögensarm Einkommensarm & nicht vermögensarm 20% 10% 0% 3,9 4,4 4,9 7,8 15,8 10,4 12,4 6, Jahre Jahre 65 Jahre und mehr Insgesamt Einkommensarm & vermögensarm Alter des Haushaltsvorstands Quelle: SOEP Unter allen Einkommensarmen sind 2/3 auch vermögensarm 17
18 Ursachen für zunehmende Ungleichheit Haushaltsstruktur zunehmende Zahl Alleinlebender (33,6% (1991) 38,7% (2007)) zunehmende Zahl Alleinerziehender Trennungs- bzw. Scheidungsverhalten Partnerschaftsfindungsverhalten (bildungs-homogeneren Partnerschaften) (selektives) Zu- und Abwanderungsverhalten Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit Erosion des Normalarbeitsverhältnisses Teilzeit / GfB / Solo-Selbständige / Working poor / Leih- und Zeitarbeit rückläufige Lohnquote Politik Steuerreformen / Spitzensteuersatz / kalte Progression Einführung von Hartz IV Kein Inflationsausgleich für staatliche Transfers (Kindergeld, Wohngeld, Pflege, Renten,...) / keine Anpassung der Bemessungsgrenze für Transfers (Wohngeld) 18
19 Ursachen für zunehmende Ungleichheit Arbeitsmarkt Veränderung der Struktur der Erwerbspersonen Abhängig Beschäftigte in Vollzeit Abhängig Beschäftigte in Ausbildung, Teilzeit oder geringf. Beschäftigung ,9 63,4 63,8 61,1 60,0 58,4 56,8 55,8 55,2 22,8 23,7 23,1 25,3 26,4 26,9 27,4 28,0 29,0-14% Arbeitslos 4 2,7 2,3 2,6 2,7 2,7 2,9 2,9 3,3 2,9 Rentner / Pensionäre 1,4 0,8 0,9 1,0 1,7 2,4 2,7 2,9 2,4 Selbständige 5 9,2 9,8 9,7 9,9 9,2 9,5 10,2 10,0 10,5 Insgesamt 3 in % 100,0 100,0 100, 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Erwerbspersonen insgesamt 3 in Quelle: SOEP, Personen im erwerbsfähigen Alter von 16 bis 74 Jahren 19
20 Anteil der Vollerwerbstätigen mit Niedrigeinkommen 30 in % aller Vollerwerbstätigen USA Deutschland Niedrigeinkommensschwelle: 2/3 des Brutto-Medianeinkommens der jeweiligen Gruppe. Quelle: IAB Kurzbericht 1/2009, S. 6 20
21 Armut & Arbeitsmarktbeteiligung 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 Armutsrisikoquoten von Personen in Haushalten mit Kindern nach Erwerbsbeteiligung ,0 0 0,5 1 1,5 2 Total Erwerbsbeteiligung in VZ-Äquivalenten Kinderarmut abhängig von der Erwerbsbeteiligung der Eltern Risiko für zunehmende Kinderarmut: - Veränderung der Erwerbsstrukturen / Working poor - Zunahme der Alleinerziehenden-Haushalte Quelle: SOEP
22 Ursachen für zunehmende Ungleichheit Politik Steuerreformen: - Steuertarife: Absenkung des Spitzensteuersatz - kalte Progression - Abgeltungssteuer - Erbschaftssteuer Einführung von Hartz IV (Goebel & Richter 2007) kein Inflationsausgleich für staatliche Transfers (Kindergeld, Wohngeld, Pflege, Renten,...) keine Anpassung der Bemessungsgrenze für Transfers (Wohngeld) Arbeitsmarktreformen: - geringfügige Beschäftigung - Leih- und Zeitarbeit 22
23 Verfehlte Integrations- & Bildungspolitik Berufliche Bildungsabschlüsse von 26- bis 35-Jährigen* nach Migrationsstatus 2005 Deutsche ohne Migrationshintergrund (Spät-)Aussiedler Deutsche türkischer Herkunft Deutsche sonstiger Herkunft Türkische Staatsangehörigkeit Sonstige Ausländer % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ohne Abschluss Berufsbildung Fach-/Hochschulabschluss *nur Westdeutschland und Berlin, nur Bildungsinländer, nur Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Quelle: Seibert, IAB-Kurzbericht 17/ Author: Max Mustermann 23
24 Der deutsche Sozialstaat wirkt!? Armutsrisikoquoten vor und nach staatlichen Transfers i.e.s. 50 Armutsrisikoquote Reduktion der Armut durch Transfers i.e.s. in % vor Transfers i.e.s. Nach Transfers i.e.s. prozentuale Reduktion Quelle: SOEP 24
25 Gewachsene Distanz zur sozialen Marktwirtschaft "Hat sich die soziale Marktwirtschaft bislang bewährt?" ja nein in % / /2008 Quelle: Bankenverband ; Angaben in %, Restkategorie weiss nicht. 25
26 Fazit & Ausblick Fazit: Stagnation der Markt- / verfügbaren Einkommen Steigende Einkommens- & Vermögensungleichheit Mittelschicht um rd. 5 Mio. Personen geschrumpft vorrangig klassische Familienhaushalte Abnehmende Einkommensmobilität Reduzierter Erfolg staatlicher Umverteilung Ausblick: sozialer Konsens in Gefahr: Das gebrochene Versprechen von der Leistung, die sich lohne Finanzkrise? 26
27 Ausblick Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % (saisonbereinigt, 2000=100) 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0-5,0-10,0-15,0-20,0-25,0 Veränderung geg. Vorjahr in % Derzeitiger Beobachtungszeitraum mit dem SOEP -30, Quelle: Deutsche Bundesbank
28 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 28
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