Kompass Drogenhilfe Kompass Kompakt Augsburg

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1 Institut für Psychologie und Pädagogik Berufspraktikum: 16. Februar- 15. März 2015 Betreuerin: Diplom Psychologin Edyta Lucia/ Ph. Dr. Univ. Prag Milena Hadek Anzahl Wörter: Praktikumskurzbericht Kompass Drogenhilfe Kompass Kompakt Augsburg Ramona Yvonne Stehle Martrikelnummer: Psychologie

2 1. Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung bzw. Institution 1.1. Beschreibung der Institution Die Einrichtung Kompass Kompakt ist eine vollstationäre medizinische Rehabilitationseinrichtung zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen für Erwachsene. Behandelt werden Abhängigkeitserkrankungen von illegalen, wie von legalen Suchtmitteln. Neben der Kurzzeittherapie (4 Monate) werden Elemente einer Modultherapie, sowie Stabilisierungstherapien (8-13 Wochen) angeboten. Kompass Kompakt ist ein Mitglied des Fachverbands Drogen und Rauschmittel e.v., welche am südlichen Stadtrand Augsburgs liegt. Das Konzept ist tiefenpsychologisch orientiert, ergänzt durch Elementen der Verhaltenstherapie und der Systematischen Therapie. Einbezogen werden auch Ansätze anderer Therapieschulen, vor allem die humanistischen Therapien Funktionsverteilung, Entscheidungsstrukturen, Kooperation untereinander und mit anderen Einrichtungen Kompass Kompakt ist eine von acht Einrichtungen der Kompass Drogenhilfe GmbH, die seit 20 Jahren existiert. Allen Einrichtungen ist es zum Ziel, Menschen mit Suchterkranken zurück ins Leben zu helfen. Die Einrichtungen begleiten diese Menschen von Anfang der Entgiftung bis in die Adaptionsphase bei Kompass Direkt, die dabei unterstützt nach der Therapie Wohnung und Beruf zu finden. Bei Kompass Kompakt werden Klienten nach ihrer Entgiftung stationär aufgenommen und werden über ihre Suchterkrankung therapiert. So genannte Netzwerke während dem Therapieaufenthalt gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Zusammenarbeit und Kooperation mit Bildungsträgern, Arbeitgeber und Behörden beginnt schon während der Therapie. Nicht zuletzt die enge und konstruktive Zusammenarbeit innerhalb der Lehmbaugruppe eröffnet den Klienten ein großes Spektrum an Chancen und Möglichkeiten des beruflichen Wiedereinstiegs, der Aus- und Weiterbildung, weitergehender Betreuung und positiver Nutzung vorhandener Kontakt Ressourcen. Die Augsburger Gesellschaft für Lehmbau, Bildung und Arbeit e.v. wurde 1986 mit der Zielsetzung gegründet, benachteiligte Jugendliche auf ihrem Weg in den ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen. 1.4 Ziel der Einrichtung Das Ziel der Einrichtung ist die erfolgreiche Therapie von illegalen Drogen als Hauptdiagnose und eventueller Alkoholabhängigkeit als Zusatzdiagnose. Somit soll Drogenfreiheit erreicht und Kontakts zur Drogenszene vorgebeugt werden. Das therapeutische Angebot basiert auf

3 vier Säulen: der Psychotherapien, der Sport- und Arbeitstherapie und der Freizeit. AM meisten vertreten im Rahmen der Psychotherapie ist die Kurzzeittherapie. Die übergeordneten Ziele sind hierbei: Vertiefung von Krankheits- und Behandlungseinsicht und Stabilisierung von innerer Ausstiegsmotivation Auseinandersetzung mit der eigenen Suchtentwicklung Stärkung der Abgrenzungsfähigkeit Verbesserung der Konflikt- und Krisenbewältigung Rückfallbearbeitung/Rückfallprophylaxe Förderung vorhandener Ressourcen Stärkung des Selbstwertgefühles Förderung sozialer Kompetenzen Klärung der Beziehungen innerhalb der Herkunftsfamilie 2. Darstellung des Tätigkeits-/Aufgabenfeldes 1.2 Spezifischen Tätigkeiten und Zusammenarbeit der Mitarbeiter Der Aufenthalt in der Einrichtung ist stationär. Das heißt, dass sich die Klienten überwiegend in der Einrichtung aufhalten. Das Gelände von Kompass Kompakt ist also für mindestens 4 Monate das Zuhause von 30 Klienten. Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter ist es die Klienten so gut wie möglich in ihrem Alltag in der Einrichtung zu begleiten. Dabei setzt sich das Team aus Psychologen, einem Arzt, Mitarbeiter im Pflegeteam und Hauswirtschaftlern/ Arbeitsanleitern (=Arbeitstherapie), sowie Sporttherapeuten (=Sporttherapie) zusammen. Der Arzt führt alle medizinischen Untersuchungen und Gespräche durch, die innerhalb der Einrichtung behandelbar sind. Das Pflegeteam besteht überwiegend aus Studenten der Erziehungswissenschaften, die sich in der Zeit außerhalb der Therapiestunden um die Patienten kümmern. Dazu gehört es die Zimmer auf Drogenfreiheit zu kontrollieren, Patienten zu Einkäufen/Amtsbesuchen etc. zu begleiten und als Bindeglied zwischen Klient und Therapeut zu fungieren. Die Nachtdienste werden ebenfalls übernommen. Die Therapeuten im Sport und Arbeitsbereich arbeiten eng mit den Klienten zusammen, so soll die körperliche Fitness und der Wiedereinstieg ins Berufsleben wieder hergestellt bzw. erleichtert werden. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Psychotherapie. In diesem Bereich gibt

4 es drei Kleingruppen, die aus höchstens 8 Klienten bestehen. In diesen werden dreimal wöchentlich persönliche Themen erarbeitet und reflektiert. Die ersten zwei Wochen befindet man sich allerdings in einer Orientierungsgruppe, die gerade für Ersttherapiebestreiter sehr wichtig ist. IN diesen lernt man was Therapie- und Therapiegemeinschaft bedeutet, was Abhängigkeit heißt und was persönliche Kurz- und Langzeitziele sind. Ein bis zwei Mal findet eine Gruppenstunde statt. In dieser werden Anliegen der Klienten besprochen, aber auch gruppenstärkende Übungen durchgeführt. Eine Übung die sehr beliebt ist, ist der sogenannte Therapiezug. Hierbei werden die Klienten ihrem Stand in der Gruppe entsprechend in Zugabteile eingeteilt. Es gibt die 1. Klasse, für besonders motivierte Klienten, die 2. Klasse, den Schlafwagon aber auch den Lokführer, sowie die Bremsen. Anschließend werden diese Positionen diskutiert und Wege erarbeitet, wie man in das nächste bessere Abteil wechseln kann. Nebenbei finden je nach Bedarf Einzel-gespräche statt. Außerdem fanden Themenzentrierte Gruppen, wie gesunde Ernährung statt und Sitzungen bezüglich Rückfallprophylaxen statt. Die Arbeitsbereiche in der Einrichtung arbeiten sehr eng zusammen. Informationen werden in einer Teamsitzung am Mittag besprochen. Alle arbeiten sehr engagiert und helfen sich gegenseitig. Gerade wenn es Neuaufnahmen gibt, muss vieles beachtet werden. So müssen therapeutische Erstgespräche, Erstanamnesen und Diagnostiken erstellt werden. Ebenfalls muss eine körperliche Untersuchung, Urinkontrollen, Gepäckdurchsuchungen gemacht werden. Diese Aufgaben fordern das gesamte Team. 2.2 Darstellung der eigenen Tätigkeit Auf Grund vieler Krankheitsfälle im Team wurde ich sehr schnell in die Arbeiten der Einrichtung integriert. Am Anfang meines Praktikums wurde jeden Tag eine Großgruppe einberufen, in der ich zunächst anwesend, dann aber auch selber Übungen vorschlagen durfte. Da ich nicht mit die Kleingruppen durfte, bekam ich das Angebot mit der Orientierungsgruppe zu helfen. Ich durfte zu jeder Zeit kritische Fragen stellen und das Verhalten der Klienten in der Gruppe reflektieren. Diese Orientierungsgruppe bot auch Platz für Entspannungsübungen. In der Diagnostik durfte ich teilweise alleine wirken. Nach einer Einführung durch die zuständige Therapeutin durfte ich mit Hilfe der BID, PSSI und SCL-60-S Fragebögen selbstständig erheben und auswerten. Ich bekam außerdem die Möglichkeit selbstständig eine themenzentrierte Gruppenstunde zu leiten, was aber auf Grund der damals vorherrschenden Haussituation (Rückfall) nicht möglich war. Im Rahmen der Arbeitstherapie half ich mit, indem ich Essensbestellungen aufgab, Arbeitszeiten mit Hilfe eines Computerprogramms vermerkte und an Besprechungen teilnahm. Mit der Sporttherapie hatte ich an sich wenig zu tun. Bei den medizinischen Untersuchen begleitete ich Frauen, da

5 es sich beim Stationsarzt um einen Mann handelte. Im Rahmen der Teamarbeit lieferte ich Beiträge in den Teambesprechungen und half bestimmte Abläufe zu organisieren. Besonders wirkte ich bei den Aufnahmen neuer Klienten. Bei deren Ankunft wurde von mir das Gepäck durchsucht und die Einrichtung gezeigt, ebenfalls half ich beim Erstgespräch, in der auch die Sozial- und Krankheitsanamnese erhoben wurde. Außerhalb des psychotherapeutischen Bereichs war ich im Pflegeteam zuständig und arbeitete auch zweimal am Wochenende, um die Abläufe außerhalb der Woche zu erfahren. Am Wochenende fanden Heimfahrten und Besuche statt. Medikamentenausgaben mussten notiert und auffällige Vorkommnisse dokumentiert werden. 2.3 Kritische Auseinandersetzung Alles in allem habe ich der kurzen Zeit einen sehr guten und breiten Einblick in die Tätigkeiten der Einrichtung bekommen. Mir wurde sehr viel Verantwortung übertragen und die Möglichkeit gegeben eigenständig Übungen und Gruppen zu führen. Ich fühlte mich sofort in das Team integriert und empfand, dass meine Mithilfe dankbar entgegen genommen wird. Die Bestätigung der anderen Mitarbeitern, vor allem der Psychologen, sowie die überaus angenehme Zusammenarbeit mit den Klienten ließen mich jeden Tag gerne in die Arbeit gehen. Gerade am Anfang machte ich mir Sorgen, als weibliche, noch sehr junge Praktikantin nicht respektiert zu werden. Diese Zweifel wurden vom ersten Tag an über Bord geworfen. Die Klienten sahen mich als Respektsperson an und Unterstützung durch andere Mitarbeiter wurde zudem zu jeder Zeit angeboten. Mit jedem Tag wurde ich in meiner Arbeit sicherer und fühlte mich immer wohler. Befriedigend war, dass ich viele theoretische Inhalte in der Praxis wieder erkannte. Als sehr positiv empfand ich die Zusammenarbeit mit der Einrichtungsleiterin, die mir Bücher zu Kurzzeittherapie auslieh (was mir viele neue theoretische Inputs zu psychologischen Therapie brachte) und außerdem viele Möglichkeiten geboten hat, mich mit ihr über die therapeutische Vorgehensweise auszutauschen. Ich habe sehr viel für mein Studium, sowie für mich persönlich, mitnehmen können. 3. Zusammenfassende Einschätzung Wer sich für die Arbeit mit Drogenabhängigen interessiert, ist in einer der acht Kompasseinrichtungen sehr gut aufgehoben! Die gute Zusammenarbeit im Team, die direkte Arbeit mit den Klienten, der Austausch mit den Kollegen, sowie der Einblick in die therapeutische Arbeit und Verantwortungsübertragung übertrafen meine Erwartungen im hohen Maß! Eigene Computerzugänge und Nutzungsrechte für Computerprogramme ermöglichten mir auch in diesem Bereich eigenständiges Arbeiten. Es wird einem ein großer Vertrauensvorschuss gegeben. Dadurch muss einem bewusst sein, dass man auf einem sehr hohen Niveau, sehr

6 genau und gründlich arbeiten muss! Flexibilität bezüglich Arbeitszeiten und Aufgabenbereiche müssen vorhanden sein. Einfühlungsvermögen, aber auch Wachsamkeit in Bezug auf die Klienten ist sehr wichtig. Wer sich engagiert und tatkräftig mitarbeitet wird am Ende mit Anerkennung belohnt! Königsbrunn, den Datum, Ort Ramona Stehle