Leseregion Straubing Stadt und Land. Eine Zwischenbilanz
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- Gert Beutel
- vor 6 Jahren
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1 Leseregion Straubing Stadt und Land Eine Zwischenbilanz Für die nachhaltige Förderung der Lese- und Informationskompetenz sind angesichts begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen Kooperationen auf regionaler Ebene dringend erforderlich. Dieser Einsicht folgend haben die Stadtbibliothek Straubing und die Staatlichen Schulämter für die Stadt Straubing und den Landkreis Straubing-Bogen vor drei Jahren das Konzept für eine Leseregion Straubing Stadt und Land entwickelt. Ziel war die Schaffung eines Netzwerks für das Lesen mit entsprechender Infrastruktur, damit sich das große Engagement und der Ideenreichtum von Lehrkräften, Erzieherinnen, Bibliothekaren und Ehrenamtlichen frei entfalten können. Zur Erreichung dieser Ziele wurde von der Stadtbibliothek Straubing ein detailliertes Aufgabenprofil erarbeitet, dass bei Bedarf jedoch jederzeit erweitert werden kann. Ausbau des Straubinger Klassensatzverbundes Unterstützung von regionalen Leseförderaktionen Individuelle Leseförderung in der Grundschule (Lesepaten) Förderung der Lese- und Informationskompetenz ab dem 5. Schuljahr / Lebenslanges Lernen Organisation von Lesereisen Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen, Lehrkräfte und Ehrenamtliche Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Lesefrühförderung Angebote für erwachsene Leser Schaffung einer gemeinsamen Informationsplattform Akquisition von Fördermitteln und Spenden Auf der Grundlage dieses Konzepts schlossen sich im Mai 2012 die Stadt Straubing und der Landkreis Straubing-Bogen zur Leseregion Straubing Stadt und Land zusammen und schufen damit ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt zur Förderung der Lese- und Informationskompetenz im ländlichen Raum. Nach zweieinhalb Jahren und damit einem Drittel des Projektzeitraums ist es nun an der Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. 1. Das Netzwerk Grundlage jeder erfolgreichen Netzwerkarbeit ist die Kommunikation zwischen den Partnern. Im Unterschied zu großstädtischen Lesenetzwerken, sind im ländlichen Raum regelmäßige Treffen aller Netzwerkpartner nicht so ohne weiteres möglich. Konzentriertes Arbeiten und Anwesenheit aller Beteiligten vorausgesetzt, kann auch mit wenigen Treffen viel bewegt werden.
2 Um den notwendigen Erfahrungsaustausch zwischen Bibliothek und Schule zu gewährleisten, gibt es zwei Gremien, die einmal pro Jahr zusammenkommen: Treffen mit den Lesebeauftragten für die Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis als Beratungsgremium für die Anschaffung neuer Klassensätze und die Durchführung von Lehrerfortbildungen Treffen der BibKoop-Beauftragten, die in jeder Schule des Schulamtsbezirks für die Zusammenarbeit mit der Leseregion benannt wurden. Sie weisen z.b. im Lehrerkollegium auf Bibliotheksangebote wie Autorenlesungen hin und geben der Bibliothek, als Organisator der Leseregion, wichtige Hinweise für die Angebotsoptimierung. Bitte achten sie als Schulleiterinnen bzw. -leiter darauf, dass ihre Schule bei diesen BibKoop-Treffen vertreten ist. 2. Die Weiterentwicklung bestehender Leseförderangebote im Rahmen der Leseregion Bei der Schaffung eines Netzwerks für das Lesen konnte auf bereits bestehende Angebote aufgebaut werden, die jetzt im Rahmen der Leseregion Straubing Stadt und Land gezielt weiterentwickelt werden. An erster Stelle zu nennen ist hier unser Straubinger Klassensatzverbund, der landesweit bisher einmalige Zusammenschluss von 35 Grund-, Mittel und Förderschulen der Stadt Straubing und des Landkreises Straubing-Bogen zur
3 gemeinsamen Anschaffung und Nutzung von Klassensätzen. Durch die Mehrfachnutzung von Klassensätzen entlastet er die Eltern und Sachaufwandsträger von zusätzlichen Kosten. Dank der für die Leseregion Straubing - Stadt und Land bereitgestellten Hauhaltsmittel, der Kostenbeteiligung aller Schulen (alle drei Jahre 100,00 Euro pro Schule) und staatliche Fördermittel konnte der Klassensatzbestand auf aktuell 125 Titel (á 30 Exemplare) erhöht werden. Damit erreicht das Angebot an Klassensätzen fast Großstadtniveau. Die erfreuliche Nutzung (2013: Ausleihen) hat jedoch auch eine Kehrseite. Bei häufig entliehenen Klassensätzen ist der Verschleiß deutlich sichtbar. Die im nächsten Jahr anstehende Anschaffungsrunde sollte deshalb dazu genutzt werden, den Klassensatzbestand wieder attraktiver zu machen. In diesem Zusammenhang darf ich sie darauf hinweisen, dass im nächsten Jahr wieder die bereits erwähnte Kostenbeteiligung in Höhe von 100,00 Euro pro Schule zu bezahlen ist. Die Lektüre von Ganzschriften gehört nach wie vor zum Standardprogramm schulischer Leseförderung. Bei der Nutzung dieses Angebots sind große lokale Unterschiede festzustellen. An dieser Stelle möchten wir die Lehrkräfte ermuntern, das umfangreiche und vielfältige Angebot zu nutzen. Interessierten Schulen stellen wir deshalb auf Wunsch Ansichtssendungen mit besonders empfehlenswerten Klassensätzen zur Verfügung.
4 Lesepaten in der individuellen Leseförderung Auch in der individuellen Leseförderung in Grundschulen hat sich viel getan. Wie sie der Grafik entnehmen können, unterstützen inzwischen mehr als 130 ehrenamtliche Lesepaten in 25 Schulen in Stadt und Landkreis Kinder bei der Bewältigung ihrer Leseprobleme und versuchen, sie für das Lesen zu motivieren. In dieser Statistik nicht enthalten sind die bisher in zwei Schulen eingesetzten Schülerlesepaten. Dieses Modell sollte aus zwei Gründen in der Zukunft unbedingt weiter verfolgt werden. Einerseits sind ältere Schülerlesepaten wegen ihrer Vorbildfunktion für jüngere Schüler wichtig, andererseits ist die Zahl erwachsener ehrenamtlicher Lesepaten nicht beliebig vermehrbar. Bei der Verwaltung von mehr als 130 Freiwilligen und über 170 Lesepatenkindern stoßen wir mittlerweile an unsere Grenzen. Um den personellen Aufwand in Grenzen zu halten, sind wir deshalb auf die Mitarbeit der beteiligten Schulen angewiesen und hoffen auf ihr Verständnis. Führungen zur Förderung der Lese- und Informationskompetenz Zur Förderung der Lese- und Informationskompetenz bietet die Stadtbibliothek Straubing, als zentrale Organisationseinheit der Leseregion, den Schulen ein umfangreiches Führungsprogramm zur Förderung der Lese- und Informationskompetenz. Mit thematischen Führungen wie der Ägypten-Rallye (5. Kl.), der Römer-Rallye (6. Kl.) oder der gemeinsam mit Lehrkräften entwickelten Reise um die Welt (7./8. Kl.) wurde ein speziell für die Bedürfnisse der Mittelstufe ausgerichtetes Angebot geschaffen, das auch gerne genutzt wird.
5 Mit insgesamt 89 Klassenführungen sind wir aber noch weit von dem Ziel entfernt, dass jeder Schüler im Abstand von zwei Jahren mit seiner Klasse an einer Führung teilnimmt, die sich längst nicht mehr auf die die Betrachtung einer Büchersammlung und das Aufzählen von Verhaltensregeln beschränkt. Um diese Veränderung für Lehrkräfte sichtbar zu machen, erarbeiten wir derzeit ein Spiralcurriculum, aus dem hervorgeht, welches didaktischmethodische Konzept hinter der jeweiligen Führung steht. Noch in diesem Herbst wollen wir mit einer neuen Führung für die 4. Jahrgangsstufe gezielt die Kompetenz im Umgang mit Sachbüchern fördern (z.b. Erkennen von Ordnungsprinzipien, Umgang mit Inhaltsverzeichnissen und alphabetischen Registern). Leserakete Nicht unerwähnt soll in diesem Zusammenhang die Aktion Leserakete bleiben. Sie wurde speziell für die 2. Jahrgangsstufe konzipiert, um Kinder zum Viellesen zu animieren, da eine Automatisierung des Leseprozesses nur über entsprechende Übung erreicht werden kann. Da die Teilnahme bisher zu wünschen übrig lässt, wird aktuell über eine Neukonzeption nachgedacht. Organisation von Lesereisen Neben der Weiterentwicklung bestehender Projekte hat sich die Leseregion in den vergangenen zweieinhalb Jahren selbstverständlich auch mit der Entwicklung neuer Angebote befasst. Zu nennen ist hier an erster Stelle die Organisation von Lesereisen. Im Vergleich zu einer selbstorganisierten Autorenlesung ergeben sich für die beteiligten Schulen Kostenvorteile von bis zu 40 %. Darüber hinaus gilt bei der Durchführung das Prinzip Autor frei Haus. Das heißt, die Lehrkräfte können sich ganz auf die notwendige Vorbzw. Nachbereitung einer Lesung konzentrieren. Jährlich finden zwischen Lesungen mit 4-5 Autoren statt. Damit hat sich Angebot und Nachfrage auf hohem Niveau eingependelt. Immer wieder sorgte der Preis pro Lesung für Diskussion. Da bekannte Kinderbuchautoren, trotz Mengenrabatt und Zuschüssen kaum unter 240,00 Euro zu haben sind, hat sich die Leseregion auf Wunsch der Schulen entschlossen, in das Angebot für das Jahr 2015 weniger bekannte aber dennoch empfehlenswerte Autoren aufzunehmen. (Lesung mit Kinderbuchautor Fabian Lenk)
6 Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte, Erzieher und Ehrenamtliche Zum Aufgabenprofil der Leseregion Straubing Stadt und Land gehört auch die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte, Erzieher und Ehrenamtliche. Als Ausbildungsstätte der Stiftung Lesen hat sich die Stadtbibliothek Straubing in den vergangenen zweieinhalb Jahren besonders in der Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen Lesepaten engagiert. Gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt und den Lesemultiplikatorinnen in der Stadt Straubing und dem Landkreis Straubing-Bogen wurde im Jahr 2013 der 2. Niederbayerische Lesetag in Straubing durchgeführt, der mit einer Fülle an interessanten Vorträge aufwartete. Angesichts der zahlreichen Fortbildungs-veranstaltungen im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Lehrplans für die Grundschulen wurde in diesem Jahr ganz bewusst auf weitere Fortbildungen verzichtet. Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Lesefrühförderung Die Literacy-Erziehung im Elternhaus ist für die Entwicklung von Sprach- und Schreibkompetenz von zentraler Bedeutung. Deshalb hat es sich die Leseregion Straubing Stadt und Land auch zur Aufgabe gemacht, Eltern und Großeltern darüber zu informieren, wie schon in der frühen Kindheit der Grundstein für eine erfolgreiche Sprach- und Leseentwicklung gelegt werden kann. Im Rahmen des Projekts Lesestart Drei Meilensteine für das Lesen, einer bundesweiten Kampagne der Stiftung Lesen, erhalten derzeit alle Eltern dreijähriger Kinder Lesestart-Sets, die ein altersgemäßes Bilderbuch und Informationsmaterial beinhalten.
7 Pilotprojekt Leseclub Trotz der eben geschilderten Vielfalt des Angebots zur Förderung der Leseund Informationskompetenz muss in der Leseregion Straubing Stadt und Land auch immer Platz für Neues sein. Deshalb beteiligt sich die Leseregion auch am Projekt Leseclub, das die Stiftung Lesen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung durchführt. Leseclubs sind ein freizeitorientiertes, freiwilliges Angebot für Kinder und Jugendliche, das einen positiven Einfluss auf die psychosoziale Entwicklung der jungen Menschen ausüben kann. Leseclubs tragen zur Chancengleichheit und sozialen Integration bei beruhend auf einem niederschwelligen und nicht-defizitorientiertem Ansatz, welcher jedes Kind anhand seiner Stärken individuell in den Blick nimmt. Ziel der Leseclubs ist es Lesefreude zu vermitteln, Schlüsselkompetenzen zu stärken und Lese-Infrastrukturen zu schaffen. Leseclubs passen unseres Erachtens hervorragend in das im Aufbau befindliche Ganztagesportfolio von Schulen. Um entsprechende Erfahrungen sammeln zu können, wurde in der Stadtteilbibliothek Straubing Ost im März ein Leseclub mit drei Gruppen eingerichtet. Im Oktober 2014 startet in der Stadtbibliothek im Salzstadel ein Leseclub speziell für die 3. Jahrgangsstufe. Außerdem wollen wir in der Straubinger Grundschule St. Jakob testen, wie sich ein Leseclub in das Konzept eines gebundenen Ganztagesangebots einfügen lässt. Zusammenfassung Insgesamt betrachtet können alle Beteiligten mit der Zwischenbilanz sehr zufrieden sein. Dennoch gilt auch für die Leseregion Straubing Stadt und Land der Satz des bekannten Industriellen Philpp Rosenthal: Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein. In der Freude über das bisher Erreichte sollten wir nicht vergessen, dass noch immer fast 20 % unserer Schulabgänger erhebliche Schwierigkeiten haben, Texte Sinn erfassend zu lesen. Gerade im Hinblick auf die kommenden geburtenschwachen Jahrgänge und schon jetzt spürbaren Mangel an qualifizierten Auszubildenden besteht dringender Handlungsbedarf. Das Ziel einer nachhaltigen Förderung der Lese- und Informationskompetenz wird nur zu erreichen sein, wenn sich alle Partner der Leseregion Straubing Stadt und Land auch in Zukunft intensiv in diesem Netzwerk engagieren. Stand: September 2014
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