WAS BEWEGT JUNGE MENSCHEN? LEBENSFÜHRUNG UND SOLIDARISCHES HANDELN JUNGER BESCHÄFTIGTER UNTER 35 IM DIENSTLEISTUNGSBEREICH
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- Heinz Wagner
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1 WAS BEWEGT JUNGE MENSCHEN? LEBENSFÜHRUNG UND SOLIDARISCHES HANDELN JUNGER BESCHÄFTIGTER UNTER 35 IM DIENSTLEISTUNGSBEREICH
2 PROJEKTZIELE Projektziele Das Projekt soll den Organen der Mitbestimmung konkrete Hinweise liefern: welche subjektiven Voraussetzungen die jungen Beschäftigten mitbringen welche Formen von Solidarität von ihnen bevorzugt werden welche Milieubesonderheiten berücksichtigt werden müssen
3 4 Fokusgroups Baden-Württemberg Survey I: 921 Beschäftigte im Dienstleistungsbereich unter 35 J. FORSCHUNGSDESIG N 28 Interviews 5 Experteninterviews Baden-Württemberg Survey I Vergleichende Analyse Baden-Württemberg Fokusgroups + Interviews Berlin-Brandenburg Survey II Berlin-Brandenburg Fokusgroups + Interviews 2 Fokusgroups Survey II: 349 Beschäftigte im Dienstleistungsbereich unter 35 J. Berlin-Brandenburg 5 Experteninterviews 9 Interviews 3
4 THEORETISCHE GRUNDLAGEN Erweitertes Konzept der Lebensführung Solidarität als empirisches Konzept Modernisierungsdruck
5 THEORIEN ZUM MODERNISIERUNGSDRUCK Ökonomisierung Prekarisierung Umstrukturierung Subjektivierung
6 TOP DOWN MODELL Strukturelle Bedingungen Modernisierungsdruck Kurzschluss Lebensführung Subjekt
7 Erwerbssphäre (Arbeitssituation) LEBENSFÜHRUNG -Organisation des Alltags: zeitlich, sachlich, sozial -Rituale, Routinen, Pflichterfüllung -Bewältigung -Sinnerfülltes Handeln, Höhepunkte schaffen -Widerständiges Handeln -Solidarisches Handeln -gesellschaftlich konformes Handeln Autonomie Möglichkeitsraum Spannung/Probleme der Lebensführung Überforderung Privatsphäre (Lebenssituation)
8 UMGANG MIT DER OPTIONSVIELFALT Optionsvielfalt in der Arbeitssphäre und in der Privatsphäre: viele autonome Entscheidungen scheinen möglich Überforderung kann eintreten Entsprechend empfinden die jungen Beschäftigten weniger einen Druck von außen, sondern betonen eher, dass sie sich den Druck selbst machen
9 UMGANG MIT DRUCK Junge Beschäftigte zwischen sind zwar der Meinung, dass der Druck in allen Lebenslagen zugenommen hat, für sie persönlich gilt jedoch: Sie konzentrieren sich stark auf die Arbeit Sie zeigen sich eher zufrieden und optimistisch Sie haben eine Distanz zu öffentlichen Angelegenheiten
10 UNTER DRUCK?
11 PSYCHISCHE PROBLEME Sowohl die befragten Psychotherapeuten als auch die Befunde der gewerkschaftlichen Aktion Faire Arbeit Gute Arbeit bestätigen: Der Arbeitsbereich und die Probleme im Arbeitsbereich bilden oftmals den Ausgangspunkt für persönliche Probleme auch in der Privatsphäre Erschöpfungszustände und Depressionen sind zu Leitsymptomen bei den unter 35jährigen geworden
12 SELBSTVERWIRKLICHUNG Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung sind ein wesentlicher Anspruch geworden Hohe Identifizierung mit der Arbeit Die Qualität der Arbeit wird zu einem wichtigen Handlungsmotiv
13 ANERKENNUNG Anerkennung ist zu einem wichtigen Antrieb geworden Die starke Identifizierung mit der Arbeit ruft gleichzeitig das Bedürfnis hervor, dass ihre Arbeit auch anerkannt wird Mangelnde Anerkennung kann zu einem zentralen Motiv für Arbeitskämpfe werden
14 ICH-ORIENTIERUNG Durch die neuen Arbeitsverhältnisse wird die Ich-Orientierung gefördert Das drückt sich darin aus, dass viele junge Beschäftigte in ihrer Lebensführung stärker auf ihre eigenen Kräfte vertrauen und auf individuelle Eigenverantwortung setzen Gleichzeitig ist aber auch die Gemeinschaftsorientierung wichtig
15 SOLIDARITÄT Solidarität ist für die jungen Beschäftigten einerseits ein zu großes, andererseits ein unklares, diffuses Wort Dahinter steht die generelle Tendenz zu pragmatischem, nicht-ideologischem Handeln Solidarisches Handeln wird bevorzugt im unmittelbaren Nahbereich verortet, es beruht auf dem Bedürfnis selbst etwas bewegen zu wollen
16 STEHEN DIE JUNGEN BESCHÄFTIGE N UNTER DRUCK?
17 JUNGE FRAUEN Frauen zwischen 25 und 35 Jahren: 60% aller Befragten Vor allem Öffentlicher Dienst (73%) und Gesundheitswesen (70%) Sie sind mehr in Teilzeitstellen, sehen ihren Arbeitsplatz unsicherer und sind unzufriedener mit ihrem Lohn
18 JUNGE FRAUEN Frauen zwischen 25 und 35 Jahren Doppelte Orientierung : neben Beruf - Orientierung an Familie und sozialen Bezügen Auseinandersetzung mit Fragen der Vereinbarung von Beruf und Familie
19 JUNGE FRAUEN Index Index Index Index Familien- Karriere- Gutes Anerkennung orientierung orientierung Arbeitsklima in der Arbeit Frauen 60% 1,93 2,7 1,67 2,96 Männer 40% 2,20 2,51 1,8 2,78
20 JUNGE FRAUEN Index Index Index Psychischer Zukunfts- Gerechte-Welt- Druck angst Glaube Frauen 60% 3,38 4,42 4,03 Männer 40% 3,64 4,59 3,85
21 JUNGE FRAUEN Frauen zwischen 25 und 35 Jahren Mit Kindern: Steigende Anforderungen sowohl im Beruf als auch in der Familienarbeit Konservatives Bildungs- und Betreuungssystem Widersprüchliche Anforderungen: berufliches Engagement/Selbstverwirklichung -
22 Solidarität im privaten Umfeld Solidarität: Allgemeines soziales Verantwortu ngsgefühl JUNGE FRAUEN - SOLIDARITÄT Solidaritätssyndrom Unterstützung in Notsituationen Solidarismus Frauen 60% 2,26 1,32 2,38 2,75 2,26 Männer 40% 2,51 1,39 2,51 2,89 2,51
23 LEBENSFORMEN Allein leben und solidarisch sein Alleinstehende stehen mehr unter Zeit- und Arbeitsdruck leiden mehr unter Entgrenzung der Arbeit Hoher Stellenwert von sozialen Netzwerken
24 Arbeitslogiken und Branchen im Vergleich Die 3 Arbeitslogiken: interpersonelle technische administrative BRANCHENUNTERSCHI EDE Bei den Beschäftigten im Pflege- /Sozialbereich sind solidarische Orientierungen deutlich höher als in Berufen, die einer kaufmännischen bzw. technischen Logik folgen
25 Öffentlicher Dienst DIFFERENZIERTE ARBEITSLOGIKEN Verwaltung: organisatorische Arbeitslogik Pädagogischer Bereich: interpersonelle Arbeitslogik
26 Solidaritätssyndrom, differenzierte Arbeitslogiken im ÖD SOLIDARITÄT, (UNTERSCHIEDLICHE ARBEITSLOGIKEN IM ÖD) Ges ÖD/päd/sp IT ÖD/Verw. BV Zustimmung Ablehnung
27 Gerechtigkeitsorientierungen nach Branchen Leistungsprinzip Banken/Versicherungen BRANCHENUNTERS CHIEDE Gerechtigkeitsprinzip B/V und IT Soziales Prinzip Gesundheit/Soziale Dienste
28 Gewerkschaftsmitglieder unterscheiden sich in einigen Grundorientierungen von Nicht- Mitgliedern. So stimmen Gewerkschaftsmitglieder bei folgenden Indizes signifikant weniger zu: Ich-Orientierung GEWERKSCHAFTSMITG LIEDER Autorität Gerechte-Welt-Glaube
29 SOLIDARITÄT UND DAS VERHÄLTNIS ZU GEWERKSCHAFTEN Wie sinnvoll ist gewerkschaftliche Arbeit, um Ihre Interessen durchzusetzen? eher sinnvoll: 52% eher sinnlos : 48 %
30 SOLIDARITÄT UND DAS VERHÄLTNIS ZU GEWERKSCHAFTEN Problem in allen Branchen E n t s o l i d a r i s i e r u n g d u r c h betriebswirtschaftliche/ neoliberale Logik: Warum soll man jemand mitschleppen, der ständig krank ist Teilweise: Verinnerlichung neoliberaler Argumentationsmuster/Verhaltensweisen: Es ist kein Geld da. Solidarisierung mit Arbeitgeberseite Forderungen der Gewerkschaften werden als frech bezeichnet
31 GRÜNDE FÜR GEWERKSCHAFTLICHE INTERESSENDURCHSETZU Die gewerkschaftliche Interessendurchsetzung steht in NG Zusammenhang mit: Was bewegt junge Menschen? + - Zukunftsangst Unzufriedenheit Ich-Orientierung Gerechte-Welt- Glaube
32 Resümee Widerspruch zwischen beruflicher und berufsübergreifender Interessenvertretung Gesellschaftspolitisches Engagement gegen die umfassende neoliberale Logik Ich-Orientierung auch als Chance BEZIEHUNG ZU GEWERKSCHAFTEN
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