Kurzbericht (1239 Wörter) Name: Eileen Nathalie Wieland Matrikelnummer:
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- Hella Esser
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1 Praktikum in der politischen Bildungsarbeit beim Netzwerk für Demokratie und Courage e.v. im Rahmen des Projekts Service-Learning & Zivilcourage der Universität Ulm Kurzbericht (1239 Wörter) Name: Eileen Nathalie Wieland Matrikelnummer:
2 1. Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung Seit Herbst 2015 war und bin ich studienbegleitend beim Netzwerk für Demokratie und Courage e.v. (NDC) aktiv. 1.1 Beschreibung der Institution Das NDC ist bundesweit in sehr vielen Ländern vertreten. Organisatorisch sind die Bundesländer weitgehend unabhängig, lediglich die Konzepte der durchgeführten Projekttage sind einheitlich. An der Basis des NDC stehen fünf Regionalgruppen in Ulm, Freiburg, Nordbaden (Mannheim-Heidelberg), Stuttgart-Tübingen und Karlsruhe. 1.2 Personal In Ulm besteht das Regionalteam aufgrund der Kooperation mit dem Institut für Psychologie und Pädagogik überwiegend aus Psychologie-Studierenden, es sind aber Teamer*innen mit anderem beruflichen Hintergrund dabei. 1.3 Klientel, Arbeitsauftrag und Arbeitsschwerpunkte der Institution Das NDC bietet schwerpunktmäßig drei Projekttage für Jugendliche und junge Erwachsene ab 14 Jahren zu den Themen Diskriminierung, soziale Teilhabe und menschenverachtende Einstellungen an. 2. Darstellung des Tätigkeitsfeldes 2.1 Zielsetzung und Vorbereitung für die eigene Tätigkeit Meine primären Zielsetzungen bei dem Praktikum waren, meine didaktischen Methoden im Bereich interaktiver d.h. nicht-frontaler Bildungsarbeit zu erweitern, Praxiserfahrung im pädagogischen Bereich zu sammeln und mich gegen Diskriminierung zu engagieren. In Bezug auf die psychotherapeutische Arbeit, die den Inhalt meiner beiden weiteren studienbegleitenden Praktika darstellte, fand ich die Reflektion des Themas Diskriminierung essentiell, da zum einen generell sehr viele Menschen davon betroffen sind und zum anderen diskriminierte Personengruppen aufgrund des Minderheitenstresses ein höheres Risiko für psychische Störungen aufweisen (Meyer, 2003). Dies spricht für eine sehr hohe Prävalenz von Diskriminierungserfahrungen auch solche, die sich nicht nur auf das Vorhandensein einer psychischen Störung beziehen in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken und psychotherapeutischen Praxen. Der erste Teil meines Praktikums beim NDC bestand aus einer
3 siebentägigen Schulung im Haus der Landeszentrale für politische Bildung in Bad Urach, auf die im folgenden Abschnitt näher eingegangen wird. 2.2 Darstellung der eigenen Tätigkeit Bei der einwöchigen Schulung, die die Voraussetzung für das spätere eigenständige Durchführen der Projekttage darstellt, wurde anfangs das Projekt vorgestellt und die behandelten Themen (Stereotype, Vorurteile, Diskriminierung, die Rolle von Sprache) allgemein besprochen. Wir haben uns auch damit auseinandergesetzt, was unsere persönlichen Ziele sind, die wir im Rahmen unserer Tätigkeit im NDC erreichen möchten. Später wurde näher auf menschenverachtende Einstellungen bzw. geläufige Ressentiments sowie mögliche Gegenargumente eingegangen. Bei der Erarbeitung dieser Inhalte wurde in der Großgruppe stets viel diskutiert. Manche Teile wurden anhand von Literatur erarbeitet. Zur Vorbereitung auf den nächsten Abschnitt der Schulung haben wir auch gute und schlechte Präsentationstechniken sowie Tipps zum Feedbackgeben und annehmen besprochen. Der nächste große Teil der Schulung bestand in der Erarbeitung der Projekttage. Hierbei wurden wir in Teams von jeweils zwei Personen eingeteilt, die sich anschließend einen Teil des Projekttags erarbeiteten und diesen anschließend vor der Großgruppe präsentierten (dabei hatte die Großgruppe jeweils die Rolle der Schulklasse inne). So wurde in abwechselnden Rollen der komplette Projekttag durchgeführt. Nach den ersten beiden Projekttagen kam ein theoretischer Abschnitt zu Widerständen von Schüler*innen und möglichen Umgangsweisen damit. Bei der Erarbeitung des dritten Projekttags wurde der Großgruppe die Aufgabe gegeben, mögliche Widerstände zu spielen, damit die Teamer*innen die Gelegenheit hatten, den Umgang damit praktisch zu üben. Abschließend sind wir auf die praktischen Aspekte der Vor- und Nachbereitung der einzelnen Projekttage eingegangen. Durch die Schulung sind in meinem Kopf viele Themen mit offenen Fragen aufgeworfen worden, weshalb ich äußerst dankbar war um den Umstand, dass wir in unserem Regio-Team regelmäßig auch inhaltliche Themen besprechen. So haben wir beispielsweise bei einem Treffen den Film White Charity geschaut und über die Replikation von Stereotypen über Menschen mit dunkler Hautfarbe durch Hilfsorganisationen gesprochen. Im Verlauf der Tätigkeit im NDC habe ich auch das Konzept der sogenannten Critical Whiteness kennengelernt, also des kritischen Hinterfragens von Privilegien durch Menschen, die weiß sind. Auch als die schlimmen Vorfälle in der Kölner Silvesternacht 2015 waren, konnten wir auf dem nächsten Regio-Treffen darüber diskutieren. Ferner sprachen wir über Themen wie häufige Unklarheiten in Schulklassen, die Position des NDC zu Parteipolitik, die Rolle des Ulmer Teams im NDC Baden-Württemberg, den Beitrag des NDC beim Festival Contre Le
4 Racisme, die Organisation des Transfers der neuen Projekttags-Konzepte, welcher Ende März in Ulm stattfindet etc.. Das NDC sieht vor, dass vor der ersten eigenständigen Durchführung eines Projekttags eine Hospitation stattfindet. Meine Hospitation hatte ich im November 2015 bei einer FSJ- Seminargruppe. An diesem Tag war ich sehr nervös, was sich erstaunlicherweise bei meinen späteren selbst durchgeführten Projekttagen ziemlich schnell gelegt hat. Ich habe später zwei der drei Projekttags-Konzepte in mehreren Schulklassen eines Gymnasiums, einer Realschulklasse sowie verschiedenen FSJ-Seminargruppen durchgeführt. Zwei bis drei Mal jährlich findet beim NDC ein sogenanntes Teamwochenende statt, bei dem Teamer*innen aus ganz Baden-Württemberg meist in Stuttgart zusammenkommen und im NDC aktuelle Themen bearbeiten. Ich nahm am Teamwochenende im Dezember 2016 teil, im Rahmen dessen wir mögliche Änderungen bei der Konzeptüberarbeitung besprachen sowie die Frage, wie wir mehr People of Color für das NDC gewinnen können. Letztere Frage speiste sich unter anderem auch aus einem People-of-Color-Empowerment-Workshop, der ebenfalls im Rahmen des Teamwochenendes stattfand. 2.3 Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Die Tätigkeit beim NDC hat mich meiner Meinung nach nicht nur zu einem besseren Menschen, sondern vor allem auch zu einer besseren Psychologin, gemacht, weil ich gelernt habe, auf meine eigenen Vorurteile besser zu achten und diesen schneller etwas entgegen zu setzen, wenn ich feststelle, dass ich in vereinfachenden Denkmuster verfalle. Dies wird mir, so denke ich, in jedem möglichen psychologischen Betätigungsfeld, welches ich einmal ausüben werde, ein Vorteil sein. Die Durchführung der Projekttage hat mich mit der Zeit außerdem immer selbstsicherer gemacht im Umgang mit Gruppen, was ebenfalls ein wertvolles Gut in einer Vielzahl psychologischer Arbeitsfelder darstellt. Da ich in meinen bisherigen Praktika immer mit Erwachsenen gearbeitet habe, hat mir das Praktikum beim NDC die Gruppe der Jugendlichen als weitere Zielgruppe meiner Arbeit zugänglich gemacht und ich habe festgestellt, dass mir die Arbeit mit jungen Menschen viel mehr Spaß macht als ich vorher gedacht hätte. Ferner haben die ausgeklügelten Projekttags-Konzepte für mich die gewünschte Erweiterung meiner didaktischen Kompetenzen mit sich gebracht. Ich hatte im Rahmen meines Engagements beim NDC nicht das Gefühl, nur eine Praktikantin zu sein, weil ich alle Projekttage selbstständig im Team durchgeführt und hierfür ein Honorar bekommen habe.
5 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung 3.1 Voraussetzungen, die Praktikant_innen mitbringen sollten, Lernmöglichkeiten, konstruktive Kritik Praktikant*innen beim NDC sollten eine Offenheit mitbringen, ihre eigenen Einstellungen zu diversen Personengruppen zu reflektieren. Eine wichtige Erkenntnis aus der Schulung sowie der nachfolgenden Projektarbeit war nämlich für mich und viele andere, dass jeder Mensch Gefahr läuft, unabsichtlich in Stereotype, Vorurteile und diskriminierende Denkmuster zu verfallen. Weil das menschliche Gehirn diese Mechanismen aus ökonomischen Gründen nutzt, kann niemand sich über diese Mechanismen hinwegsetzen, ohne permanent die eigenen Einstellungen zu reflektieren. Das Praktikum beim NDC war für mich nicht nur aufgrund der Schulung über diese für unsere Gesellschaft und meine berufliche Praxis als Psychologin essentiellen Themen von äußerst hohem Wert, sondern auch aufgrund der Chance, in Schulklassen selbstständig praktisch tätig zu sein. Die regelmäßigen (etwa alle ein bis zwei Monate) stattfindenden Regio-Treffen, auf denen auch inhaltliche Themen vorgestellt und diskutiert wurden, waren für mich eine sehr große Hilfe, die Inhalte und Projekttags- Erfahrungen zu reflektieren. Ich kann dieses Praktikum nur wärmstens weiterempfehlen, da es für mich eine der lohnenswertesten Erfahrungen meines kompletten Studiums darstellt. 4. Literatur Meyer, I.H. (2003). Prejudice, social stress, and mental health in lesbian, gay, and bisexual populations: Conceptual issues and research evidence. Psychological Bulletin, 129, Ulm, Eileen Wieland
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