Titel: Jugendgewalt - Soziale Arbeit im Kontext einer gesellschaftlichen Personalie
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- Tomas Roth
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1 Abstract Titel: Jugendgewalt - Soziale Arbeit im Kontext einer gesellschaftlichen Personalie Kurzzusammenfassung: Die Arbeit setzt sich mit der Thematik Jugendgewalt im Kontext der Gesellschaft auseinander. Autor(en): Referent/-in: Matthias Weber Publikationsformat: BATH MATH Semesterarbeit Forschungsbericht Anderes Veröffentlichung (Jahr): 2013 Sprache: Deutsch Zitation: Gabathuler, Ursina. (2013). Jugendgewalt. Soziale Arbeit im Kontext einer gesellschaftlichen Personalie. Unveröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St.Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit. Schlagwörter (Tags): Jugendgewalt, Gesellschaft, Soziale Arbeit
2 Ausgangslage: Die Jugendgewalt hat sich in den letzten Jahren zu einem Phänomen entwickelt, welches in der Gesellschaft breit diskutiert und immer wieder Teil öffentlicher Diskussionen wird. In den Medien werden Schreckensmeldungen über gewalttätige Jugendliche verbreitet, und dadurch härtere Massnahmen im Umgang mit der ausser Kontrolle geratenen Jugend gefordert. Teile der Bevölkerung sind verunsichert und nehmen Jugendliche im öffentlichen Raum als Sicherheitsrisiko wahr. Es werden Massnahmen gefordert, die den Auftrag haben die Sicherheit zu erhöhen. Durch die besondere Position in der sich die Jugendlichen befinden, zwischen Kindheit, Erwachsenenwelt, Schule und Beruf, kann diese vermehrt in eine marginale Position geraten. Ziel Verschiedene Instanzen wie Medien, Politik, Soziale Arbeit sind auf der Suche nach Ursachen, Verantwortlichen und Lösungen. Sie prägen zu einem grossen Teil die Wahrnehmung von Jugendgewalt in der Gesellschaft. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Blickwinkel von Jugendgewalt weg von der individualisierten Ebene, auf eine gesamtgesellschaftliche Perspektive zu bringen und aufzuzeigen wie diese Gewalthandlungen in der Gesellschaft verortet sind. Die Aufgabe der Sozialen Arbeit im gesellschaftlichen Gefüge und ihr Möglichkeitsraum im Hinblick auf die Bearbeitung von Jugendgewalt werden analysiert. Folgende Fragestellungen dienten der Orientierung: - Welchen Einfluss hat die Stellung der Jugendlichen in der Gesellschaft auf den Umgang mit Jugendgewalt? - Welchen Einfluss hat die öffentliche Thematisierung auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Jugendgewalt? - Wie wird der Möglichkeitsraum der Sozialen Arbeit im Hinblick auf die Bearbeitung von Jugendgewalt von gesellschaftlichen Faktoren beeinflusst? Vorgehensweise Das erste Kapitel befasst sich mit dem Gewaltbegriff und seinem etymologischen Ursprung. Der gesellschaftliche Stellenwert von Gewalt wird in den Fokus gestellt und die verschiedenen Gewaltformen unserer Sozialstruktur werden aufgezeigt. Auf diese Weise soll dargestellt werden, wie weit der Gewaltbegriff gefasst werden kann, und dass er Teil einer Wirklichkeitskonstruktion und somit abhängig von gesellschaftlichen Prozessen ist. Eine Abgrenzung von Gewalt und Kriminalität dient der Unterscheidung und Klärung dieser 1
3 oftmals undifferenziert verwendeten Begriffe. Die Folgen der Thematisierung von Gewalt in der Öffentlichkeit werden zum Schluss dieses Kapitels behandelt. Im zweiten Kapitel setzt sich die Autorin mit der Lebensphase Jugend auseinander. Der Stellenwert der Jugend in unserer Gesellschaft und welche Anforderungen an sie gestellt werden, wird betrachtet. Mit der gesellschaftlichen Ambivalenz der die Jugend ausgesetzt ist, wird der Übergang zur Thematik Jugendgewalt vollzogen. Die Verbindung von Jugend und Gewalt wird im dritten Kapitel hergestellt. Die Illegitimität die der Jugendgewalt zugeschrieben wird, setzt den Anstoss für die Auseinandersetzung im Kontext des staatlichen Gewaltmonopols. Jugendgewalt unter dem Gesichtspunkt von Moralpanik untermalt, inwiefern die Thematisierung der Gewalt in den Medien und der Politik die Wahrnehmung im Hinblick auf diese Materie beeinflussen kann. Jugendgewalt im Kontext der Geschichte soll klären, dass sie nicht nur eine Erscheinung der Neuzeit ist. Um einen ganzheitlichen Überblick in der Gewaltthematik zu erhalten dient zum Schluss dieses Kapitels die Stellung der Jugendlichen in der Rechtsdogmatik. Die verschiedenen Theorien die der Ursachenfindung des Phänomens Jugendgewalt dienen, und unter anderem auch für die Soziale Arbeit von grosser Relevanz sind, werden in den darauffolgenden Punkten kurz beschrieben. Im Anschluss an dieses Kapitel wird die Verbindung zum nächsten Punkt hergestellt, der erläutert welche Wettbewerbssituation verschiedener Instanzen in der Bearbeitung von Jugendgewalt herrscht. Diese Thematik spannt den Bogen zur Kriminalprävention, in dessen Zeichen das Kapitel vier steht. Die Autorin setzt sich mit der Bearbeitung von Jugendgewalt durch die Kriminalprävention auseinander. Inwiefern die Kriminalstatistiken unter dem Einfluss von gesellschaftlichen Mechanismen stehen, die Kriminalitätsfurcht in der Bevölkerung schüren und das Bedürfnis nach Sicherheit erhöhen, ist in gleicher Weise Thema dieses Kapitels. Dazu gehört auch die Frage ob Jugendgewalt, wie oft in den Medien thematisiert wird, tatsächlich angestiegen ist oder die Wahrnehmung im Hinblick dieses Sachverhalts sensibilisiert wurde. Ein kurzer Einschub der Subjektwissenschaft soll aufzeigen, dass die Handlungen der Jugendlichen wesentlich von ihrem Möglichkeitsraum beeinflusst werden. Im darauffolgenden Kapitel wird die Verbindung zur Sozialen Arbeit hergestellt und ihre Stellung im gesellschaftlichen Gefüge analysiert. Die Frage welche bearbeitet wird ist, inwiefern die Soziale Arbeit im Dilemma zwischen Problemregulierung und Problembearbeitung steckt und ob sie bereits zu einer Instanz der Sozialen Kontrolle 2
4 gediehen ist. Das Spannungsfeld zwischen Subjekt und Gesellschaft in dem sich die Soziale Arbeit befindet und die Frage nach Partizipation werden im Anschluss dargelegt. Nachfolgend wird expliziert, dass auch die Soziale Arbeit nicht frei von der gesellschaftlich geprägten Strafmentalität ist. Das letzte Kapitel steht im Zeichen eines sozialarbeiterischen Instrumentes gegen Gewalt, der Prävention. Ihr Stellenwert in der Sozialen Arbeit wird hinterfragt und aufgezeigt inwiefern sie unter dem Einfluss von verschiedenen Interessensansprüchen steht. Zum Abschluss dieses Kapitels wird thematisiert, ob Prävention im Sinne ihrer vorbeugenden und vorsorgenden Tätigkeit überhaupt durchführbar ist und welche negativen Folgen die Präventionseuphorie mit sich ziehen kann. Abschliessend werden zu den Schlussfolgerungen noch Perspektiven für eine weiterführende Bearbeitung der Thematik ausgearbeitet, die sowohl kritisch, als auch eröffnend sind. Erkenntnisse Die Tatsache, dass Gewalt ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft ist, gerät vermehrt in den Hintergrund. Zivilisatorische Prozesse haben bewirkt, dass Gewalt an den Staat delegiert und körperliche Gewalt verurteilt wird. Im Besonderen gilt Gewalt ausgeübt durch Jugendliche als ein Tabu und löst bei der Bevölkerung ein Bedrohtheits- und Ohnmachtsgefühl aus. Betrachtet man im Vergleich dazu den gesellschaftlichen Stellenwert von Jugendlichen zeigt sich, dass in Folge dessen die Einstellung gegenüber Jugendgewalt beeinflusst wird. Die marginale Position von Jugendlichen in der Gesellschaft fördert die Wahrnehmung dieser Sozialgruppe als vermehrtes Sicherheitsrisiko. Wenn Jugendliche zusätzlich zu ihrer Randposition noch gewalttätig werden, schliesst sich der Kreis. Eine unzivilisierte Handlungsform die durch unkontrollierbare und unberechenbare Individuen ausgeführt wird und somit eine Gefahr für das Gewaltmonopol des Staates und die gesellschaftlichen Strukturen darstellt. Dieses vermeintliche Sicherheitsrisiko dient verschiedenen Instanzen wie Medien, Politik und Justiz der Legitimierung ihrer Relevanz und der Entwicklung härterer Massnahmen. Die Thematisierung der komplexen Thematik Jugendgewalt in der Öffentlichkeit löst ein Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung aus und führt wiederum dazu, dass die polizeiliche wie auch die sozialarbeiterische Instanz in ihrer Regulierung gefordert ist und neue Massnahmen entwickelt werden müssen. Die Schwierigkeit in der Bearbeitung des Phänomens Jugendgewalt hat sich im Laufe dieser Arbeit gezeigt. Sie stellt im Grunde kein Phänomen im individuellen Sinne dar, sondern steht 3
5 unter einem gesellschaftlichen Einfluss. Die Allgemeinheit schiebt die Verantwortung in dieser Hinsicht auf das Individuum, das heisst den gewalthandelnden Jugendlichen ab. Die Ursachen werden mehrheitlich im nahen sozialen Umfeld gesucht oder werden, wenn überhaupt auf unveränderbare Faktoren der Modernisierung zurückgeführt. Die Erfassung dieses komplexen Themas, dessen Ursprung zu einem wesentlichen Teil in den gesellschaftlichen Strukturen zu finden ist, wird durch diese Individualisierung erschwert bis verunmöglicht. Die Soziale Arbeit kann sich nicht frei von gesellschaftlichen Ausschlussprozessen bewegen. Im Umgang mit Jugendgewalt hat sie den Auftrag die Ordnung wieder herzustellen und in einem gewissen Masse Normalisierung zu vollziehen. Die Gewalt soll vermindert und die Anpassung der Jugendlichen an die gesellschaftlichen Vorgaben mit Hilfe der Sozialen Arbeit verbessert werden. Hierdurch besteht die Gefahr, dass diese vermehrt zu einer Instanz der sozialen Kontrolle heranwächst. Sie steht zwischen dem Spannungsfeld der Unterstützung der Jugendlichen und den Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Dies zeigt sich auch im begrenzten Möglichkeitsraum den die Soziale Arbeit im Themenbereich Jugend und Gewalt nutzt. Die Prävention als prominentestes Aushängeschild wird als Wundermittel gegen Gewalt angepriesen und verspricht die Verhinderung von zukünftigen negativen Handlungen. Es gilt jedoch dieses Instrument kritisch zu hinterfragen. Zentrale Literaturquellen: Autrata, Otger & Scheu, Bingfriede (2009). Jugendgewalt. Interdisziplinäre Sichtweisen (1. Aufl.) (S ) Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Dollinger Bernd, Schmidt-Semisch Henning (Hrsg.) (2011). Gerechte Ausgrenzung? Wohlfahrtsproduktion und die neue Lust am Strafen (1. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Kilb, Rainer (2009). Jugendgewalt im städtischen Raum. Strategien und Ansätze im Umgang mit Gewalt (1. Aufl.) Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 4
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