Neue Morbiditäten kindliche Entwicklungshemmnisse. Armin Pampel Sozialpädiatrisches Zentrum Johannes-Wesling-Klinikum Minden
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- Maximilian Hochberg
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1 Neue Morbiditäten kindliche Entwicklungshemmnisse Armin Pampel Sozialpädiatrisches Zentrum Johannes-Wesling-Klinikum Minden
2 Übersicht Wovon sprechen wir Neue Morbiditäten Kindliche Entwicklung Entwicklungsstörung Zusammenhang Entwicklung und Krankheit Was können wir tun
3 Schlaglichter auf das Kindsein Zwei Millionen Kinder und Jugendliche von den "Neuen Morbiditäten" betroffen, Sozialpädiater fordern neue Versorgungsansätze für sozial benachteiligte Kinder. (DGSPJ, ) Fünf Millionen Kinder in Äthiopien benötigen nach wiederholtem Ausbleiben der Regenfälle dringend Hilfe. (Dt. Liga für das Kind, )
4 Schlaglichter 60 % der von sexuellem Missbrauch Betroffenen haben keine Therapie oder keinen Zugang dazu (Fegeler, Ärzteblatt April 2018) Bundesvereinigung Lebenshilfe nimmt Stellung zum Vorbericht für den Bluttest auf Down-Syndrom hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen Vorbericht für den Bluttest auf Down-Syndrom vorgelegt. Dieser Bericht stützt sich ganz wesentlich auf Studien, bei denen das Institut selbst große Verzerrungen festgestellt hat das ist wissenschaftlich nicht seriös, kritisiert Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, Schon bei Berücksichtigung aller Studien ist das positive Testergebnis bei 18 Prozent der Frauen falsch sie erwarten gar kein Kind mit Down-Syndrom.
5 Thesen Die neue Morbidität betrifft Kinder und ist von Erwachsenen verursacht. (Verantwortung) Die neue Morbidität muss von den Betroffenen bewältigt werden. (Verantwortlichkeit)
6 Neue Morbidität
7 Neue Morbiditäten Begriff Schlack 2004 Epidemiologie: Morbidität: Anteil der Population, der an einer bestimmten Krankheit leidet. Mortalität: Anteil der Population, der an einer best. Krankheit stirbt Letalität: Anteil der an einer Krankheit Erkrankten, die daran sterben neue Morbiditäten : die Verteilungshäufigkeit von kindlichen Erkrankungen hat sich im historischen Vergleich geändert
8 Neue Morbiditäten Verschiebung von den somatischen zu den psychischen Störungen und von den akuten zu den chronischen Störungen Beispiele heute Lernstörungen, Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen, Psychische Störungen (20%, 6% klinisch krank) Vgl. Erwachsene 28% Entwicklungsstörungen Suchtmittelmissbrauch Aber auch chronische Erkrankungen wie: Adipositas (15% übergewichtig) Asthma Funktionelle Störungen wie Kopfschmerzen, Bauschmerzen, Schlafstörungen
9 KIGGS-Daten Basiserhebung Welle Welle Messinstrument für psychische Gesundheit Strength and Difficulties Questionnaire (SDQ) Emotionale Pbl., Verhaltenspbl., Pbl. mit Gleichaltrigen, Hyperaktivität, Prosoziales Verhalten
10 Daten - KIGGS-Studien
11
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13 Jungen mehr Verhaltensprobleme, mehr Hyperaktivität. In ca. ¾ der Fälle dauern die Probleme schon länger als ein Jahr. Ein Fünftel der Familien fühlt sich dadurch schwer belastet Kinder mit Migration um 50% höhere Raten. Psychische Auffälligkeiten (SDQ) sind mit einem defizitären Familienklima assoziiert. Bei defizitärem Familienklima erhöhtes gesundheitliches Risikoverhalten (Rauchen, Alkohol-, Drogenkonsum).
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15 Einfluss der Familie Kinder in unvollständigen Familien zeigen mehr Auffälligkeiten als solche in vollständigen Familien. Kinder arbeitsloser bzw. nicht berufstätiger alleinerziehender Mütter haben mehr Auffälligkeiten als Kinder alleinerziehender, berufstätiger Mütter.
16 ADHS (KIGGS Basis Welle1) Eltern von 5% der 3- bis 17-Jährigen gaben an, dass ihr Kind jemals eine ADHS-Diagnose von einem Arzt oder Psychologen erhalten hat; Jungen sind >4x häufiger betroffen als Mädchen Starkes soziales Gefälle bei der Prävalenz: 8% in Familien mit niedrigem Sozialstatus versus 3% in Familien mit hohem Sozialstatus Die meisten Diagnosen werden ab dem Schuleintritt bis zum Ende des Grundschulalters gestellt
17 Essstörung Bei 21,9% der 11-bis 17-Jährigen bestehen Symptome einer Essstörung; Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen Es zeigt sich ein starkes soziales Gefälle bei der Prävalenz: 27,6% in Familien mit niedrigem Sozialstatus vs. 15,6% in Familien mit hohem Sozialstatus Fehlwahrnehmung im Körperbild: trotz Normalgewicht schätzen sich >3/4 der Auffälligen als viel oder etwas zu dick ein, Unauffällige nur zu 28,6%
18 Kindliche Entwicklung
19 Entwicklung ist genetisch kodiert Der genetische Code ist veränderbar (Epigenetik) folgt Gesetzmäßigkeiten Und nicht Normen > Variabilität Grenzsteine, nicht Meilensteine findet im sozialen Rahmen statt Bildung erfordert Bindung Das Ergebnis des Zusammenspiels der einzelnen Modalitäten (Sprache, Motorik, Kognition )
20 Neurobiologie - Hirnentwicklung
21 Neuroplastizität ist nicht nur gut Belsky 2011 Differential Susceptibility
22 Meltzoff, Moore 1977
23 Kein lineares KU-Wachstum - keine lineare Entwicklung 2 heiße Phasen im 1. Lebensjahr Sprunghafte Entwicklung motorischer und neuro-kognitiver Kompetenzen
24 Phase Monat Selbstregulation Zunahme inhibitorischer Neurotransmitter Interaktionsfähigkeit > face to face-still face - Paradigma (Tronick 1989) Arbeitsgedächtnis Hippocampus > visual recognition test Blinzelreflex Sehbahn unter corticaler Kontrolle General movements zu Willkürmotorik
25 Phase Monat Fremdeln Amygdala Triangulation Hippocampusdendriten, Assoziations- und Projektionsfasern Objektpermanenz Motorische Fortbewegung
26 Entwicklungs-Bereiche
27 Entwicklung von Kommunikation und Sprache Triangulation (nach B. Zollinger) ICH DU ES
28 Entwicklungsbereich sozialemotional Umschriebener aber nicht eigenständiger Entwicklungsbereich Bezüge zu allen anderen Modalitäten (Motorik, Sprache, Kognition ) Enge Beziehung zwischen emotionaler Entwicklung und sozialen Kompetenzen
29 Emotionale Entwicklungsphasen 1. Bindungsverhalten 2. Transitorische Objekte 3. Magische Phase 4. Individualisation Akzeptanz Realitäten
30 1. Bindungsentwicklung 4. Monat: spezifische Bindung an wenige Bezugspersonen 7. Monat: personalisierte Bindung 8. Monat: Fremdeln Ab 4. Jahr: partnerschaftliche Bindung Bindungskompetenz
31 Konzept der Secure Base ICH Selbstbewußtsein, Emotionenbewußtsein DU Exploration, Lernen Sozialverhalten, Empathie, Theory of mind
32 Bindungstypen M. Ainsworth: Fremde Situation Monate Sichere Bindung Unsicher-vermeidend Unsicher-ambivalent Desorganisiert Folgen für emotionale und soziale Kompetenzen, Selbstbewußtsein, Lernen, Strategien
33 2. Transitorische Objekte 1. Schritt zur Lösung von der Bindungsperson Internalisierung der Bindungsperson (u.a. Übernahme moralischer Maßstäbe) Beginn Symbolisierung Kognitiver Prozess Wichtig für Sprachentwicklung
34 3. Magische Phase 3. bis 6. Lebensjahr Magische Logik, frühes Logik-Konzept Egozentrisch
35 4. Individualisation - Selbstständigkeit Separate stabile Ich-Struktur, Selbstwertgefühl Akzeptanz des Geschlechtes Akzeptanz der lebenswichtigen Realitäten Partnerschaftliche Bindungsfähigkeit (sichere Bindung) Engste Bindungspersonen internalisiert Körperkontakt nicht mehr notwendig Emotionen können reguliert werden z.b. Bedürfnisaufschub Leistungsbereitschaft, Motivation Soziale Kompetenz
36 Alle Entwicklungsbereiche können durch eine emotionale Störung beeinträchtigt werden und vice versa
37 Entwicklungsstörung
38 Was ist Entwicklungsstörung? Nicht jede Absonderlichkeit Störung = Beeinträchtigung Alltagsfunktionen Entwicklungsaufgaben Soziale Teilhabe Subjektives Leiden Nichterreichen von Entwicklungsstufen?
39 Entwicklungsstörungen Globale Entwicklungsstörung Intelligenzminderung Lernbehinderung Umschriebene Entwicklungsstörung Motorik (UEMF) Expressive Sprachentwicklungsstörung Spezieller kognitiver Funktionen (Exekutive) Teilleistungsstörungen Tiefgreifende Entwicklungsstörung (Autismus) Emotionale Entwicklungsstörung?
40 Entwicklungsdiagnostik im SPZ Mehrdimensionale Bereichsdiagnostik o E ntwicklungsstand / Intelligenz o K örperlicher, neurologischer Befund o P sychischer Befund o S ozialer Hintergrund o A etiologische Abklärung (Ursache) o T eilhabe (ICF)
41 Störungsverständnis Bio Psycho Sozial welche Ursachen führen zum Problem welche Folgen / Funktion hat das Problem
42 Modell Entwicklung und neue Morbiditäten Soziale Umwelt Entwicklungsbeeinträchtigung v.a. der emotionalen Entwicklung Vegetative / somatische Akutfolgen Stresssystem Chronifizierung -somatisch - Psychisch -Neuroplastisch - genetisch
43 Erarbeitung Workshop
44 Workshop Im Workshop wurde der Zusammenhang zwischen Beeinträchtigter emotionaler Entwicklung Stress mit den vegetativen Folgen Chronifiziertem Stress Und körperlichen sowie psychischen und psychosomatischen Beschwerden erarbeitet
45 Lösungsansätze liegen prinzipiell darin Dem Kind eine authentische Beziehung anzubieten Das Kind aber für sein Verhalten verantwortlich zu machen Die Einbindung der Familie gelingt unterschiedlich gut Professionelle müssen auch die Grenze erkennen, ab wann sie für einekind und seine Situation keine Verantwortung mehr übernehmen können und die Jugendhilfe oder medizinisch-therapeutische Maßnahmen empfehlen
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