Neurotoxische Medikamente
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- Marielies Bachmeier
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1 Neurotoxische Medikamente Stand: (12/2016) (fa/bn) Die folgenden Medikamente können Polyneuropathien () auslösen. Bei bestehenden, auch bei einer HMSN, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Nervenschädigung durch die genannten Medikamente. Eine Einnahme dieser Substanzen sollte aus diesem Grund streng abgewogen und mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Substanz Neurotoxische Wirkung Therapie, Verlauf Almitrin nach 9 12 Mon. Amiodaron Absetzen, meist komplette Remission Amitriptylin Schwerpunktpolyneuropathie, zum Teil keine komplette Rückbildung Amphotericin B Absetzen Atorvastatin Carbimazol Geruchs- und Geschmacksstörung, Polyradikuloneuri- tis Chloramphenicol, Optikusneuropathie Absetzen, Prognose günstig Chloroquin Reizleitungsstörung am Herzen, Neuromyopathie Absetzen, Prognose günstig, meist vollständige Remission der Symptome Chlorprothixen Cholchicin Neuromyopathie Absetzen, schnelle Remission der myopathischen, verzögerte Rückbildung der neurogenen Ausfälle Cimetidin Cisplatin, ototoxischer Effekt Clonidin Colistin Cytarabin Dapson Absetzen, meist schnelle Rückbildung der Ausfälle Diamidine Absetzen Dichloroacetate Absetzen, kompl. Remission nach 6 Monaten Didanosine (ddi) Antiretrovirale Therapie kann bei symptomatischer Therapie der weitergeführt werden Diphenylhydantoin (DPH), Phenytoin Ausschluss anderer Ursachen (z.b. interferierende Begleitmedikation) vor Umsetzung der Medikation. Bei Vit. B-Mangel-Substitution Dihydrazalin Seite 1 von 5
2 Disopyramid Absetzen, meist komplette Remission Disulfiram (Antabus), exogene Psychosen, extrapyrammot. Störungen Absetzen, meist komplette Rem., auch Verbleib von Residualsymptomen Enalapril Absetzen, vollständige Remission Ergotalkaloide, Gefäßspasmen Absetzen, bei frühzeitigem Absetzen Remission möglich Ethambutol, Optikus-NP, Absetzen Prognose günstig Ethionamid Absetzen, Prognose günstig Ethoglucid, Stick-Stoff- lokale Nervenschädigung Absetzen, z. T. inkomplette Remission Lost, Mephalan, Dactinomycin Etretinat Fibrate (Beza-, Clo- Fenofibrat) FK506 Absetzen meist komplette Remission Fluoroquinolone Absetzen, z. T. inkomplette Remission Furmethonol, Isolierte Hirnnervenausfälle Absetzen, oft verzögerte und unvollständige Rückbildung der Symptome Gentamycin, vestibulo- u. ototoxische Wirkung Glutethimid (selten) Absetzen, Remission unvollständig und verzögert Gold, ZNS-Störungen Absetzen meist komplette u. schnelle Remission Griseofulvin Absetzen, komplette Remission Hydralazin, Lupus erythematodis (selten) Absetzen, Gabe Vit. B6, komplette u. schnelle Remission Hydrochlorotonicum Absetzen, kompl. Remission Hydroxychinoline (halogeniert), SMON (subakute Myelo optiko-neuropathie) Seite 2 von 5 Absetzen, motorische Ausfälle bilden sich schnell zurück. Sensible u. sensorische Defizite zeigen oft verzögerte u. unvollständige Rückbildung Imipramin Indometacin Interferone, Mononeurop.,IFN- Induzierte Enzephalop., Autoimmunopathien Absetzen, allg. rasche Remission, im Einzelfall persistierende Schäden Isoniazid Absetzen, oft unvollständige Remission, Prophylaxe und Therapie mit Vitamin B6 Lachgas Absetzen komplette Remission Linezolid Absetzen, häufig Residualsymptome Lithium Tremor, epileptische Anfälle, extrapyramidalmotor. Störungen, (selten) Absetzen, Remission teilweise nur unvollständig
3 Metamizol Metformin Verschlechterung der sensiblen? Funktion; Einzelbericht bei Pat. mit HMSN Methaqualon Absetzen, Remission meist vollständig, oft verzögert Metronidazol (5-Nitroimidazol), Symptome können lange Zeit bestehen bleiben Misomidazol Natriumcyanat Absetzen, kompl. Remission Nialamid Nitrofurantin, Cave: Einnahme bei Niereninsuffizienz Seite 3 von 5 Absetzen, bei sofort. Absetzen bei Symptombeginn ist Prognose für Remission am besten, später nur geringe Rückbildungstendenz Nitrofurazon Absetzen, oft verzögerte u. unvollständige Rückbildung der Symptome Nitroimidazole Absetzen, evtl. sind Thiaminpyrophosphat u. Vitamin E prophylaktisch wirksam, langsame Rückbildung Paclitaxel Absetzen, langsame Rückbildung Penicillin Mononeuropathia multiplex Absetzen, Prognose günstig Perhexilinmaleat Absetzen, meist kompl. u. schnelle Rem. Procainamid (selten) Absetzen, meist komplette Remission Procarbazin ZNS-Toxizität, Absetzen, kompl. Rem. Pyritinol Absetzen,komplette Remission Region.anästh mit Lokalanästhetika Spinalanästh. Mit Lokalanäth. Statine Mononeuropath. Mening-Myelo-radikulopath. Chron. Arachnopath. Absetzen, Rückbildungstendenz innerhalb der ersten 6 Monate (selten), Mononeuropathia Absetzen; komplette Remission nur in einem multiplex (sehr sel- Teil der Fälle ten) Stavudine (d4t) Antiretrovirale Therapie kann bei symptomatischer Therapie der meist weitergeführt werden. Streptomycin u. and. Aminoglyosidantibiotika Mononeurop. des N. statoacusticus, sehr selten Sulfonamide, Residualsymptome teilweise noch nach Monaten vorhanden Sultiam
4 Suramin Absetzen, meist komplette Remission Thalidomid, embryotox. Wirkung Absetzen, Remission meist über Jahre unvollständig und sehr langsam Thiouracile (Propylthiouracil, Methylthiouracil), Trigeminusneuropathie Tobramycin Trichloräthylen Hinnervenausfälle, Valproinsäure Vidarabinphosphat Absetzen, Prognose günstig, teilweise lange bestehende Missempfindungen Vinblastin Absetzen komplette Remission Vincristin Absetzen meist komplette Remission Vitamin B6- Absetzen, meist komplette Remission Überdosierung Zalcitabine (ddc) antiretrovirale Therapie kann bei symptomatischer Therapie meist weitergeführt werden. Seite 4 von 5
5 Weiterhin gibt es einige neurotoxische Stoffe in der Umwelt die unter besonderen Bedingungen (in der Regel längere Expositionszeit, höhere Konzentrationen) Schäden an den Nerven auslösen können. Die Entwicklung der Störungen kann aber auch innerhalb weniger Stunden auftreten, unter Umständen auch nach Beendigung der Exposition noch über Tage oder Wochen bestehen bleiben oder sogar verschlechtern. Eine Rückbildung dieser Neuropathien kann sehr langsam über Monate und Jahre erfolgen. Auch bei diesen Substanzen gilt, dass vorgeschädigte Nerven unter Umständen empfindlicher auf die Schadstoffe reagieren können. Metalle und Metalloide Gase Lösungsmittel Pestizide Technische Hilfsstoffe und Verunreinigungen Sonstige organische Verbindungen Arsen, Blei, Thallium, Quecksilber Kohlenmonoxid Kohlenwasserstoffe: Pentan, Heptan, Octan, Hexacarbone, Ketone, Ethylenglycol, Tetrachlorkohlenstoff, Trichlorethylen, Trichloretan, Perchlorethylen, Benzol, Toluol, Xylol, Styrol, PCP, PCB, Schwefelkohlenstoff Alkylphosphate, Monobrommethan, Dinitrophenolderivate, Hexachlorophen, Dichlordiphenyltrichloraethan, Hexachlorcyclohexanderivate, Pentachlorphenol, Dichlorphenoxyessigsäure polychlorierte Biphenyle, Dioxine, Furane Triarylphosphate, Ethylenoxid, Akrylamid, Dimethylaminoproprionitril = Polyneuropathie Zusammenfassung auf der Grundlage einer Auflistung in: B. Neundörfer, D.F. Heuß: Polyneuropathien. G. Thieme-Verlag, Stuttgart, New York 2007, S Seite 5 von 5
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