MP AV/IF WS07-08 Terlinden, Jungkunz Warcraft vs. Real Life Dokumentation von Andreas Fricke
Aufgabenstellung: In diesem Projekt sollen so genannte Machinimas entstehen. Ein Machinima ist ein Film, der mit Hilfe einer Videospiele-Engine erstellt wurde. Das Spiel dient dem Macher als virtuelles Filmset. Er benutzt die Szenarien, die Ausstattung und die Avatare eines Videospiels, um eine Geschichte zu erzählen (die nicht unbedingt etwas mit der Handlung des Spiels zu tun haben muss). Die Ästhetik und die gestalterischen Möglichkeiten für einen solchen Film hängen stark von der verwendeten Game-Engine ab (Quake, SIMS, Second Life, Everquest,...). Es ist eine besondere Herausforderung dieses Projektes mit den Rahmenbedingungen, die die Spielwelt vorgibt, kreativ umzugehen.
Idee: Die Inspiration für ein mögliches Machinima kam durch die z.zt. aktuelle Werbekampagne des weltweit größten Online-Computer- Multiplayer Rollenspiels World of Warcraft (WoW). Die dazu gedrehten ca. 35 sekündigen Videoclips zeigen einen prominenten Schauspieler, der von seiner Rolle in diesem Computerspiel spricht. Dabei wechselt die Ansicht immer wieder zwischen Real- Life Footage und In-Game Spielszenen. Der Schauspieler erklärt dabei seine Rolle in dem Spiel und fragt abschließend den Zuschauer, was dieser wohl spielen würde. Der Spot endet mit einer Packshot Animation und einem Slogan. Es folgt nun der Text des Spots mit William Shatner (amerikanischer Schauspieler, u.a. bekannt durch seine Rolle in Raumschiff Enterprise ), der einen Schamanen spielt: Ich bin William Shatner und ich bin Schamane. Was spielst du? World of Warcraft. Das Nr. 1-Online-Game. Gratistest unter www.warcraft.de! Für das Projekt habe ich mir überlegt, die Idee dieser Spots umzukehren: Spielcharaktere aus WoW stellen sich, aber vor allem die Personen von denen sie gespielt werden, vor und zeigen kurz und prägnant deren Leben. Am Ende des Spots stellt der Charakter dann die Frage an weitere Charaktere, von wem diese gespielt werden. Das ganze endet in einem Slogan, der dann das Real-Life bewirbt. Dazu sollen drei verschieden Spots kreiert werden. Hallo! Ich bin William Shatner. Ich bin Schamane. Ich beherrsche die uralten Kräfte der Natur! Ihr wollt bestimmt wissen: Hey, Shatner, wie schleudere ich einen Lichtblitz? Ganz einfach: Holt euch World of Warcraft. Dort könnt ihr alles sein.
Konzept: Um diese Idee umzusetzen bedarf es eine für Machinmas spezielle Vorbereitung. Die verwendete Game-Engine, bzw. das Spiel, womit die Spots gedreht werden, ist logischerweise WoW. Um aber die Charaktere besser zu steuern, wird zudem noch der speziell für WoW entwickelte Modell-Viewer benutzt. Um das Spielgeschehen aufzunehmen, wurde das Screen-Capture-Tool FRAPS verwendet. Die Real-Life Szenen habe ich mit einer Digital-Kamera aufgezeichnet und das Rohmaterial mit Adobe After Effects und Adobe Premiere nachbearbeitet. Die Vertonung und Synchronisierung geschah im KISD Tonstudio. Ein Storybord war nicht unbedingt erforderlich, da die Abfolge der Schnitte im Groben durch die Original Spots vorgegeben waren. Um drei Spots umzusetzen, benötigt man auch drei In-Game Charaktere und drei entsprechende Real-Life Pendants. Um den leicht ironischen Charme dieser Spots beizubehalten, entschied ich mich für folgende Charaktere: Eine Elfen Priesterin, die von einem Vollidioten gespielt wird, ein kleiner Gnomen Magier, der von einem großen Bodybuilder gesteuert wird und ein brutaler Orc Krieger, dem eine Studentin virtuelles Leben einhaucht. Diese Konstellationen sollten zum einen zeigen, dass bei weltweit 10 Millionen aktiven Spielern, jeder Schlag von Mensch vertreten ist, zum anderen sollte ein Kontrast zwischen Spielfigur und Mensch entstehen, der die Thematik des Rollenspiels verdeutlicht. Für den Packshot am Ende entschied ich mich für ein gewöhnliches Milch-Tetrapack, als Symbol für eine allgegenwärtigen Gegenstand des echten Lebens, versehen mit dem Markennamen REAL LIFE.
Machinima Umsetzung: Als erstes wurden die Gesten und Mimiken der WoW Figuren in dem Modell-Viewer programmiert und aus bestimmten Blickwinkeln mit FRAPS aufgezeichnet. Sie wurden vor Hintergründen gefilmt, die von der Anmutung her den original Spots entsprechen. Der Modell-Viewer bietet dabei Möglichkeiten, den Figuren eine große Auswahl an Bewegungen zu befehlen. Diese sind davon Abhängig, welche der Spielhersteller entwickelt hat. Bei einem Rollenspiel ist die Auswahl dabei entsprechend groß, da Gefühlsausdrücke ein entscheidendes Merkmal von Rollenspielen sind. Das Real-Life Material wurde vor entsprechender Kulisse gedreht. Aus Zeitgründen wurde dabei auf fertige Kulissen zurückgegriffen. Dies hatte den positiven Effekt einer extrem realistisch wirkenden Optik im krassen Kontrast zu der perfekt gerenderten virtuellen Kulisse der Spielwelt. Das ganze Footage wurde anschließend geschnitten und mit der Packshot Animation kombiniert. In einem letzten Schritt wurde der Ton eingesprochen und nachträglich unter das Videomaterial gemischt.
Resultat: Die am Ende entstandenen Spots sind von der Umsetzung recht gut gelungen. Die Verwandtheit zu den original Spots ist unverkennbar und der ironischen Beigeschmack ist auch vorhanden. Bei der Synchronisation der Stimmen mit den echten Menschen gibt es allerdings einigen Versatz, sodass es nicht mehr richtig Lippensynchron erscheint. Das lag vor allem daran, dass ich mir persönlich für die das Untermischen der Tonspur zu wenig Zeit genommen hatte.