Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen in Bremen: steigende Realeinkommen aber nur ein schwaches Plus im Dienstleistungsbereich

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Transkript:

Kammer kompakt: Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen in Bremen: steigende Realeinkommen aber nur ein schwaches Plus im Dienstleistungsbereich 1. Die bremischen Arbeitnehmer verdienten 2014 im Durchschnitt 4.112 Euro brutto (2. Quartal, Vollzeitbeschäftigte). Damit liegen die Verdienste wie auch in den Vorjahren leicht über dem Bundesdurchschnitt, der allerdings stark von den geringen Einkommen in den neuen Bundesländern beeinflusst wird. Im Vergleich mit den alten Bundesländern ist das Einkommen der bremischen Arbeitnehmer durchschnittlich. 2. Gegenüber dem Vorjahresquartal konnte damit ein Plus von 1,9 Prozent erzielt werden. Betrachtet man die mittelfristige Entwicklung seit 2010, wurde im Land Bremen beim Arbeitnehmereinkommen insgesamt ein Plus von 10,3 Prozent erzielt. 3. Der Gender Pay Gap hat sich im Land Bremen vergrößert. Während im Bundesgebiet die Arbeitnehmerverdienste von Männern und Frauen gleich stark gestiegen sind, stiegen die Verdienste der Männer im Land Bremen um rund zwölf Prozent; die Verdienste der Frauen dagegen nur um sieben Prozent. 4. Zwischen 2000 und 2010 war die Lohnentwicklung schwach; nach Abzug der Preissteigerungen war bundesweit kein Plus bei den Löhnen zu verzeichnen. Dieser Trend hat sich umgekehrt, auch im Land Bremen. Die realen Löhne steigen seit 2010 jedes Jahr leicht an. 5. Die stärkste (nominale) Lohnentwicklung hat das produzierende Gewerbe: Ein Plus von 14,3 Prozent war bundesweit zu verzeichnen. Im Vergleich der Bundesländer liegt hier Bremen (plus 18,5 Prozent) gemeinsam mit Baden-Württemberg und Bayern an der Spitze. 6. Deutlich schwächer als im produzierenden Gewerbe fällt das Wachstum der Arbeitnehmerverdienste im Dienstleistungsbereich mit einem Plus von 8,1 Prozent bundesweit aus. Bremen liegt hier mit einem Wachstum von 7,7 Prozent nur im Durchschnitt. 7. Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld machen rund zehn Prozent des gesamten Arbeitsverdienstes aus. Im produzierenden Gewerbe sind die Sonderzahlungen fast doppelt so hoch wie im Dienstleistungsbereich. 8. Nach wie vor reicht bei vielen Erwerbstätigen der Verdienst nicht für den Lebensunterhalt aus. Und die Zahl der sogenannten Aufstocker steigt weiter: Rund 20.000 Erwerbstätige im Land Bremen beziehen mittlerweile ergänzend Arbeitslosengeld.

1. Arbeitnehmerverdienste 2014 im Land Bremen Im Durchschnitt verdiente ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer im Land Bremen 4.112 Euro (2. Quartal; Vollzeitbeschäftigte; einschließlich Sonderzahlungen). 1 Damit liegen die Verdienste wie auch in den Vorjahren leicht über dem Bundesdurchschnitt von 3.961 Euro. Das Gesamtergebnis für den Bund wird allerdings stark von den geringen Einkommen in den neuen Bundesländern beeinflusst. Im Vergleich mit den alten Bundesländern ist das Einkommen der bremischen Arbeitnehmer durchschnittlich. Die Verdienste der Beschäftigten sind je nach Branche sehr unterschiedlich: An der Spitze liegen Wirtschaftszweige wie die Finanzdienstleistungen und das Verarbeitende Gewerbe; am anderen Ende der Skala liegt der Einzelhandel und das Gastgewerbe: So verdienen Beschäftigte in der Industrie einschließlich der Sonderzahlungen mit 5.175 Euro mehr als doppelt so gut wie Beschäftigte im Gastgewerbe (2003 Euro). Überdurchschnittliche Verdienste im Land Bremen Hamburg Hessen Baden-Württemberg Bayern Bremen Nordrhein-Westfalen Deutschland Rheinland-Pfalz Niedersachsen Saarland Berlin Schleswig-Holstein Brandenburg Sachsen Thüringen Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern 3 046 2 949 2 901 2 892 2 781 4 580 4 460 4 349 4 189 4 112 4 111 3 961 3 906 3 781 3 767 3 716 3 561 2 000 3 000 4 000 5 000 Quelle: Statistisches Bundesamt 2014 Vollzeitbeschäftigte 2014; Stand: 2. Quartal 1 Auch alle folgenden Ausführungen beziehen sich immer auf vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer.

2. Deutlicher Anstieg der Arbeitnehmerverdienste seit 2010 Gegenüber dem Vorjahresquartal konnte damit ein Plus von 1,9 Prozent nominal, das heißt ohne Berücksichtigung der Inflation, erzielt werden. Die jüngste Entwicklung setzt damit den Trend der letzten Jahre fort, in denen durchgehend Einkommenszuwächse zu verzeichnen waren. Betrachtet man die mittelfristige Entwicklung seit 2010, wurde im Land Bremen insgesamt ein Plus von 10,3 Prozent erzielt. Bremen liegt damit im Bundesdurchschnitt. Bei der Verdienstentwicklung ist Bremen durchschnittlich Baden-Württemberg Hamburg Bayern Thüringen Bremen Deutschland Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Saarland Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Hessen Schleswig-Holstein Sachsen Mecklenburg-Vorpommern Berlin Brandenburg 13,3% 12,6% 11,5% 10,9% 10,3% 10,3% 10,0% 9,6% 9,4% 9,4% 8,5% 8,2% 8,1% 7,9% 7,2% 7,1% 6,5% 0,0% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% 10,0% 12,0% 14,0% Quelle: Statistisches Bundesamt 2014; eigene Berechnungen Juni 2014 gegenüber Juni 2010

3. Gender Pay Gap hat sich vertieft Seit Jahren wird immer wieder auf den Lohnabstand zwischen Frauen und Männern hingewiesen, den sogenannten Gender Pay Gap. Die Entwicklung der zurückliegenden Jahre zeigt hier eine unterschiedliche Entwicklung im Land Bremen und dem Bundesgebiet: Bei den Vollzeitbeschäftigten hat sich der Gender Pay Gap im Land Bremen vergrößert: Hier stiegen die Verdienste der Männer um rund zwölf Prozent, die Verdienste der Frauen dagegen nur um sieben Prozent. Im Bundesgebiet sind die Arbeitnehmerverdienste von Männern und Frauen in etwa gleich stark gestiegen. 14,0% Deutlich geringere Lohnzuwächse bei den Frauen 12,0% 12,0% 10,0% 10,1% 10,5% 8,0% 7,1% 6,0% 4,0% 2,0% 0,0% Frauen Männer Frauen Männer Bremen Bund Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen Juni 2014 gegenüber Juni 2010

4. Sind die mageren Jahre vorbei? Reallöhne steigen seit 2010 Im Hinblick auf die Lohnentwicklung gilt die Dekade zwischen 2000 und 2010 als Jahrzehnt ohne Zuwachs (DIW): Sowohl die Bezieher geringer Entgelte wie auch die Arbeitnehmer in mittleren und höheren Einkommensgruppen blieben mit ihrer Lohnentwicklung hinter der Teuerung zurück. Nach Abzug der Preissteigerungen war also bundesweit und in allen Qualifikationsniveaus, trotz des moderaten Anstieges der Wirtschaftsleistung, ein Stagnieren der realen Löhne zu verzeichnen. Seit 2010 hat sich dieser Trend umgekehrt; bundesweit wie auch im Land Bremen. Nach Abzug der Inflation sind die realen Löhne jedes Jahr leicht gestiegen. Insgesamt zeigt der Reallohnindex 2 zwischen 2010 und 2013 insgesamt einen Anstieg von drei Prozent. Auch die ersten Ergebnisse für 2014 sind positiv, so dass mit einem weiteren Anstieg im Jahresdurchschnitt 2014 zu rechnen ist. Auch bei den Realeinkommen ein deutliches Plus 4,5% 4,2% 4,0% 3,5% 3,0% 3,1% 2,5% 2,0% 1,5% 2,0% 1,7% 2,1% Nominallohn Reallohn 1,0% 0,5% 0,6% 0,4% 1,0% 0,0% 2011 2012 2013 2014 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen alle Beschäftigten; Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum; 2014: 2. Quartal 2 Reallohnindex wird berechnet als Nominallohnindex*100/Verbraucherpreisindex. Für den Nominallohnindex werden die Bruttomonatsverdienste aller Beschäftigten (Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte, geringfügig Beschäftigte, Beamte) zugrunde gelegt.

5. Starkes Plus im produzierenden Gewerbe Die Arbeitnehmereinkommen haben sich nicht in allen Bereichen gleich stark entwickelt. Es ist vor allem das produzierende Gewerbe 3, in dem starke Lohnzuwächse zu verzeichnen sind. Bundesweit war zwischen 2010 und 2014 ein Plus von 14,3 Prozent zu verzeichnen. Der Vergleich der Bundesländer zeigt hier Bremen (plus 18,5 Prozent) gemeinsam mit Baden- Württemberg und Bayern an der Spitze der Bundesländer. Ein direkter Vergleich dieser Entwicklung mit dem Reallohnindex ist aus systematischen Gründen nicht möglich. 4 Doch vor dem Hintergrund des moderaten Anstiegs der Inflation um 6,9 Prozent seit 2010 zeigt dieses Plus im produzierenden Gewerbe: Die reale Einkommensentwicklung der Vollzeitbeschäftigten hier liegt deutlich über der Entwicklung aller Beschäftigten. Ein Plus von 18,5 Prozent im produzierenden Gewerbe Baden-Württemberg Bremen Bayern Niedersachsen Thüringen Rheinland-Pfalz Sachsen-Anhalt Deutschland Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Sachsen Saarland Hessen Schleswig-Holstein Nordrhein-Westfalen Berlin Brandenburg 6,9% 6,8% 18,7% 18,5% 17,3% 16,4% 16,3% 16,0% 14,5% 14,3% 14,1% 12,9% 12,3% 12,0% 11,4% 10,1% 10,0% 0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% Quelle: Statistisches Bundesamt 2014; eigene Berechnungen Juni 2014 gegenüber Juni 2010 3 Neben der Industrie findet sich hier auch das Baugewerbe sowie die Energie- und Wasserversorgung. 4 Zum einen wird hier das Einkommen zum Stichtag 30.6. verglichen (Nominallohnindex: Jahresdurchschnitte), zum anderen umfasst der Nominallohnindex alle Beschäftigungsarten.

6. Schwache Entwicklung im Dienstleistungsbereich Deutlich schwächer als im produzierenden Gewerbe ist dagegen das Wachstum der Arbeitnehmerverdienste im Dienstleistungsbereich mit einem Plus 8,1 Prozent. Eine Entwicklung, die nur knapp über der Inflation liegt. Der Vergleich der Bundesländer zeigt hier für Bremen eine durchschnittliche Entwicklung. Mit dem Plus von 7,7 Prozent zwischen 2010 und 2014 fällt der Einkommensanstieg der Vollzeitbeschäftigten im Dienstleistungsbereich im Land Bremen nicht einmal halb so stark wie im produzierenden Gewerbe aus. Ein Plus von 7,7 Prozent im Dienstleistungsbereich Hamburg Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Deutschland Bremen Bayern Thüringen Berlin Schleswig-Holstein Hessen Saarland Brandenburg Niedersachsen Sachsen-Anhalt Sachsen Rheinland-Pfalz Mecklenburg-Vorpommern 10,2% 9,0% 8,1% 7,7% 7,5% 7,3% 7,2% 7,0% 6,7% 6,6% 6,3% 5,2% 5,2% 5,1% 5,0% 4,6% 12,0% 0,0% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% 10,0% 12,0% 14,0% Quelle: Statistisches Bundesamt 2014; eigene Berechnungen Juni 2014 gegenüber Juni 2010

7. Sonderzahlungen: Starke Bedeutung, große Unterschiede Zum Bruttoverdienst der Arbeitnehmer kommen noch die unregelmäßigen Sonderzahlungen gemäß den Lohnsteuerrichtlinien hinzu: Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Prämien etc. Sie sind gerade vor dem Hintergrund der Weihnachtszeit von hoher Bedeutung für die Menschen, auch wenn die Arbeitnehmer sehr unterschiedlich daran partizipieren können. So wird zum Beispiel Weihnachtsgeld in Deutschland zwar in 71 Prozent der Unternehmen mit Tarifvertrag, aber nur in 42 Prozent aller Unternehmen ohne Tarifvertrag gezahlt. Alles in allem bekam bundesweit jeder vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer im Jahr 2013 rund 4.133 Euro an Sonderzahlungen zu seinem regulären Bruttojahresverdienst von 41.390 Euro dazu; in Bremen liegt das Niveau leicht darunter bei 3.912 Euro. Ein weiterer gravierender Unterschied betrifft die Branchen: So bekommen bremische Beschäftigte im produzierenden Gewerbe rund doppelt so viel Sonderzahlungen wie im Dienstleistungsbereich. Und während die Sonderzahlungen im produzierenden Gewerbe gegenüber 2010 um 17,9 Prozent zulegen konnten, sanken sie im Dienstleistungssektor um 5,6 Prozent. 7 000 6 000 Sonderzahlungen im Land Bremen: Deutliche Unterschiede in den Branchen! 5 975 5 000 4 000 3 000 3 024 2 000 1 000 0 Produzierendes Gewerbe Dienstleistungsbereich Quelle: Statistisches Bundesamt 2013 Sonderzahlungen2013 insgesamt, in Euro

8. Wenn das Einkommen nicht reicht: Rund 20.000 Beschäftigte sind Aufstocker Nach wie vor reicht bei vielen Erwerbstätigen der Verdienst nicht für den Lebensunterhalt aus: 19.600 Erwerbstätige im Land Bremen beziehen ergänzend Leistungen nach dem SGB II. Die Zahl der sogenannten Aufstocker nimmt im Land Bremen seit Jahren stetig zu; auch zwischen 2010 und 2014. In diesem Zeitraum nahm dagegen im Bundesgebiet die Zahl der Aufstocker leicht ab. Nicht nur Minijobber brauchen ergänzende Leistungen vom Arbeitsamt. In der Tat sind rund die Hälfte der Aufstocker geringfügig beschäftigt, aber rund 40 Prozent sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt: Rund 5.600 Aufstocker in Teilzeit; 2.500 in Vollzeit. 5 Und jeder neunte Aufstocker ist selbstständig. 20.000 Zahl der Aufstocker im Land Bremen steigt weiter 19.000 18.000 17.000 16.000 15.000 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2014 Erwerbstätige mit Leistungsbezug nach SGB II; 2007-2013 Jahresdurchschnitte; 2014: Juni 5 Aufgrund von Umstellungen im Meldeverfahren sind Vergleiche mit früheren Jahren nicht sinnvoll.

In der Reihe Kammer kompakt sind bisher erschienen: Wachstumskurs setzt sich fort Beschäftigungs- entwicklung aber unterdurchschnittlich April 2014 Industrie ist stabiler und stabilisierender Faktor der bremischen Wirtschaft Dezember 2013 Armutsgefährdung und Kinderarmut in Bremen November 2013 Entwicklung von Wirtschaft und Beschäftigung: Bremen im Bundesländervergleich Juni 2013 Frauen in der Bremer Arbeitswelt erschwerter Erwerbszugang, typisch atypisch, klaffende Verdienstlücken März 2013 Arbeitnehmereinkommen in Bremen: stagnierende Realeinkommen und wachsender Niedriglohnbereich aber zum Teil auch überdurchschnittliche Löhne Dezember 2012 Nach der Krise wieder auf Wachstumskurs Beschäftigungssituation aber unbefriedigend Juni 2012 Immer mehr Arbeitnehmer pendeln März 2012 Boombranche Leiharbeit Dezember 2011