Naturland Verband für ökologischen Landbau e.v.

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Transkript:

Herzlich willkommen! Naturland Verband für ökologischen Landbau e.v. Der Einfluss unterschiedlicher Haltungs- und Fütterungssysteme auf 3 verschiedene Tierwohlparameter bei Milchkühen in den USA Untersuchung von Prof. Dechow, veröffentlicht 2011 in Zeitschrift Animal Welfare, Heft 20 30.10.2015 Folie 1 www.naturland.de

Gegebenheiten und Entwicklungen in der Milchviehhaltung in Pennsylvania/USA Klima unseren Mittelgebirgen vergleichbar Starker Strukturwandel: 2/3 der Milchvieh Betriebe haben in den letzten 25 Jahre aufgehört Über 50% der Betrieb haben über 100 Kühe Durchschnittliche Milchleistung je Kuh ( 95% Holstein Frisian ) und Tag = 32 kg und je Jahr ca. 9800 kg. Gleich im Anbinde- und Laufstall Ca. 25% der Betriebe arbeiten im Anbindestall ( Durchschnitt 55 Kühe, einzelne bis 150 Kühe, oft mit Melkstand und Auslauf/ Weidegang) Ca. 75% im Laufstall ( Durchschnitt 130 Kühe, einzelne über 800 Kühe) Über 70% aller Milchviehbetriebe haben Auslauf ( 30%) oder Weidegang ( 70%). Nur 30% ganzjährige Stallhaltung. 40 % der Betriebe setzen BGH ( Bovine Growth Hormon) ein Nutzungsdauer in den vergangenen Jahren gesunken, ähnlich wie bei uns 30.10.2015 Folie 2 www.naturland.de

Untersuchte Tierwohlparameter in 314 Betrieben Durchgeführt von der landwirtschaftlichen Uni in Pennsylvania und dem amerikanischen LKV in 314 Betrieben ( 10% aller Betriebe in Pennsylvania wurden untersucht) Mortalität: Abgänge im Jahr durch Tod in % der Herde = Mortalität Abgänge ( Tod oder Verkauf zur Schlachten) 21 Tage vor und 60 Tage nach der Kalbung = % Abgang um die Kalbung ( Kalbe-, Fütterungs- Stoffwechselprobleme ) Anteil in % der Kühe über 6 Jahren am Gesamt Bestand= %Alte Kühe 30.10.2015 Folie 3 www.naturland.de

Welche Produktionsparameter wurden hinsichtlich der Tierwohlparameter untersucht? Betreuungsintensität- wie viel Kühe / AK Wer macht die Arbeit? Familie oder Angestellte Hormon/BGH Einsatz Weidegang/ ganzjähriger Stallhaltung TMR/ Einzelkomponenten Fütterung Heufütterung ja/ nein Anbindestall/ Laufstall 30.10.2015 Folie 4 www.naturland.de

Kühe / Arbeitskraft Kühe / AK % an 314 >35 Kühe Betrieben Mortalität ( %) Abgänge um die Kalbung ( %) Alte Kühe ( %) Bis 35 22 3.9 a 7,4 12,7 a 35-65 Kühe 35-65 44 4,7 ab 8,4 9,3 ab < 65 Kühe <65 Ursachen: 21 Betreuungsin tensität 5,3 b 8,8 8,9 b 30.10.2015 Folie 5 www.naturland.de

Anteil Familien AK an Gesamt AK Anteil Fam. AK an gesamt AK Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe 66-100% 4,5* 7,9 10,9* 0-66% 5,6 8,8 7,6 Ursachen: 1. Mehr Engagement 2. Viel schlecht bezahlte und motivierte Mexikaner 30.10.2015 Folie 6 www.naturland.de

Hormon ( BGH) Einsatz Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe ja 5,1 8,5 7,9* Nein 4,7 7,9 10,7 Ursachen: Tiere werden verheizt von nix kommt nix 30.10.2015 Folie 7 www.naturland.de

Weidegang versus ganzj. Stallhaltung Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe Ganzjährig im Stall 5,2 8,2 8,0 a Auslauf oder wenig Weide 4,7 8,0 9,5 b Weide 4,2 7,9 11,5 b Ursachen: 1. Kaum Rangkonflikte auf der Weide 2. Licht, Luft, Sonne 3. Weide bester Boden für Rinder 30.10.2015 Folie 8 www.naturland.de

Voll-TMR- oder Einzel Komponenten- Fütterung Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe TMR 5,4* 8,8* 8,0* Einzel 3,6 6,7 12,0 Ursachen: 1. Niedriges Fett/ Eiweißverhältniss = Acidose 2. Einmischen schlechter Futterbestandteile und / oder Schimmel/ Giftpflanzen. 3. Oft hohes fett nach der Kalbung= Kethose 30.10.2015 Folie 9 www.naturland.de

Reichliche Heufütterung Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe Kein oder kaum Heu ( <1 kgt ) 5,2* 8,5* 8,9* mind. 3 kg T -freie Aufnahme 3,9 7,1 10,6 Ursachen: 1. Weniger Azidose/ Heu puffert ph/ Ruktus 2. Anregung des Pansens durch grobesfutter 3. Kollege Elsasser: Gutes Heu ist wie Melissengeist 30.10.2015 Folie 10 www.naturland.de

Anbindestall mit Weide und Auslauf/ Laufstall Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe Anbindung 3,5* 6,4* 10,6* Laufstall 5,7 9,6 8,4 30.10.2015 Folie 11 www.naturland.de

Nähere Unterteilung in Gruppen Mortalität Abgänge um die Kalbung Alte Kühe Laufstallbetriebe, ohne Auslauf mit 100%TMR 10,6 a 18,4 a 6,4 a Laufstallbetriebe, 50% Weide,50% Auslauf mit 90%TMR ( Winter) 9,3 a 17,1 a 9,6 b Anbindestall, mit Auslauf ( 75%) oder Weide( 25%) mit 100% TMR 6,5 b 11,7 b 10,2 b Anbindestall mit 100% Weide und Auslauf ohne TMR 3,1 c 8,2 c 13,8 c 30.10.2015 Folie 12 www.naturland.de

Warum? Nicht alles ist auf Bayern übertragbar! Im Anbindestall: grün = auch in Bayern +- gültig auch bei Anbinde-Ställen mit ohne oder wenig Auslauf/ Weidegang oft Melkstand, dadurch Bewegung Bei mehr AK je Kuh, mehr Betreuung In Deutschland Hormoneinsatz verboten Weniger Rangkämpfe, weniger Gefahren weniger TMR Mehr Heu Mehr familiengeführte Unternehmen 30.10.2015 Folie 13 www.naturland.de

Schlussbetrachtung Anbinde-/ Laufstall Die Parameter Mortalität, Abgänge um die Kalbung und Alter der Tiere beschreibt nicht alle Tierwohlaspekte (z.b. Erkennen der Brunst, Besamungsindex, Zwischenkalbezeit, Verhaltensanomalien ) Die Vergrößerung der Kuh-Bestände und die sich daraus ergebende Entwicklung hin zu Laufstallsystemen ist vor allem motiviert durch besser Arbeitseffektivität und Arbeitserleichterung. Nicht per se durch Verbesserung aller Tierwohlaspekte. Plakative Aussage Anbindung ist schlecht und Laufstall ist gut scheint bez. der 3 untersuchten Tierwohl-Parameter falsch. Es liegt am Management und den Rahmenbedingungen ( Heu, Weide,TMR, Betreuung,.)! Bayrische Untersuchungen, nach ähnlichem Muster wie in USA, wären hilfreich 30.10.2015 Folie 14 www.naturland.de

Schlussbetrachtung aller Aspekte Bezüglich der untersuchten drei Tierwohlparameter ist/sind: bei über 50-60 Kühen je AK signifikant negative Wirkungen zu erwarten familiengeführte Unternehmen im Vorteil Hormonfütterung signifikant negativ bez. Alter der Tiere Heufütterung signifikant positiv Weidegang positiv, beim Anteil alter Kühe signifikant positiv Voll-TMR- Fütterung signifikant negativ Anbindestall, wenn Weidegang und Auslauf vorhanden, im Vergleich zum Laufstall signifikant positiv. Beide Stall-Systeme müssen differenzierter betrachtet werden. Keines von beiden ist per se gut oder schlecht 30.10.2015 Folie 15 www.naturland.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 30.10.2015 Folie 16 www.naturland.de