Erfassung des Brutvogelbestandes im Umfeld des geplanten Windparks Wolfhagen

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Transkript:

SCHMAL + RATZBOR Ingenieurbüro für Umweltplanung Erfassung des Brutvogelbestandes im Umfeld des geplanten Windparks Wolfhagen 2009 bis 2011 Im Auftrag der Stadtwerke Wolfhagen

SCHMAL + RATZBOR Ingenieurbüro für Umweltplanung Erfassung des Brutvogelbestandes im Umfeld des geplanten Windparks Wolfhagen 2009 bis 2011 Auftraggeber: Auftragnehmer: Ingenieurbüro für Umweltplanung Stadtwerke Wolfhagen GmbH SCHMAL + RATZBOR Siemensstraße 10 Im Bruche 10 34466 Wolfhagen 31 275 Lehrte, OT Aligse Tel: 05692 / 99634-0 Tel: (05132) 588 99 40 Fax: 05692 / 99634-19 Fax: (05132) 82 37 79 email: info@schmal-ratzbor.de Lehrte, d. 13.09.2011 Bearbeitung: Günter Ratzbor Dr. Eckhard Denker Ulrich Brandt Gudrun Schmal \\SR1\alleprojekte\Wolfhagen\Kartierungen\Brutvögel\Endfassung\Brutvogelkartierung Wolfhagen Text 2011.wpd

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung........................................................... 1 2 Untersuchungsgebiet.................................................. 1 3 Methode............................................................ 3 4 Ergebnisse der Bestandserhebung........................................ 7 4.1 Brutvogelerfassung im Jahr 2009.................................. 7 4.1.1 Ergebnisse der Horstsuche.................................. 7 4.1.2 Brutvögel im engeren Untersuchungsgebiet.................... 8 4.1.3 Groß- und Greifvögel im weiteren Untersuchungsgebiet.......... 9 4.1.4 Hinweise Dritter auf Brutbestände und Nahrungsgäste........... 12 4.2 Brutvogelerfassung im Jahr 2010................................. 15 4.2.1 Ergebnisse der Horstsuche 2010............................ 15 4.2.2 Groß- und Greifvögel..................................... 15 4.2.3 Hinweise Dritter auf Brutbestände und Nahrungsgäste........... 19 4.2.4 Vermutete Vorkommen weiterer Arten....................... 21 4.3 Brutvogelerfassung im Jahr 2011................................. 22 4.3.1 Ergebnisse der Horstkontrolle 2011.......................... 22 4.3.2 Groß- und Greifvögel..................................... 24 4.3.3 Höhlenbäume........................................... 25 4.3.4 Eulen................................................. 25 4.3.5 Spechte................................................ 26 4.3.6 Sonstige Vogelarten...................................... 27 5 Bestandsbewertung.................................................. 27 6 Flächen- bzw. Raumnutzung........................................... 33 7 Prognose möglicher Auswirkungen des Vorhabens......................... 35 7.1 Feldlerche.................................................... 36 7.2 Rotmilan..................................................... 37 7.3 Wespenbussard............................................... 43 7.4 Schwarzstorch................................................ 46 7.5 Specht- und Eulenarten......................................... 51 8 Naturschutzfachliche Bewertung........................................ 53 9 Anhang............................................................ 55

Abbildungen Abbildung 1: Lage des geplanten Windparks Wolfhagen........................... 1 Abbildung 2: Untersuchungsgebiet Wolfhagen, 3 km - Umkreis um das Planungsgebiet.. 2 Abbildung 3: Horste von Groß- oder Greifvögel im Umfeld des geplanten Windparks.... 7 Abbildung 4: Verteilung der Brutpaare im engeren Untersuchungsgebiet (schwarz schraffiert: Vorhabengebiet, Sp: Sperber, Wls: Waldlaubsänger, Fl: Feldlerche, T: Teichrohrsänger).................................... 9 Abbildung 5: Verteilung der Greifvogelrevier im Untersuchungsgebiet 2009 (schwarz: Vorhabenfläche und Untersuchungsradius 3,5 km, blau: Greifvogelreviere mit Artkürzel).................................................... 12 Abbildung 6: Hinweise der Staatlichen Vogelschutzwarte zu Vorkommen planungsrelevanter Arten........................................ 14 Abbildung 7: Horste von Groß- oder Greifvögel im Umfeld des geplanten Windparks, Erfassung 2010 = blau, blau ausgefüllt = besetzt, blau hohl = unbesetzt, wenn möglich mit Hinweis zur Bauweise, Mb = Mäusebussard, Rm = Rotmilan, Wb = Wespenbussard, rot = nachrichtlich: Horste 2009 ohne Status......... 15 Abbildung 8: Verteilung der Greifvogelbrutplätze und der Rotmilanreviere im Untersuchungsgebiet 2010 (schwarz: Vorhabensfläche und Untersuchungsradius 3 km, blau: Greifvogelbrutplätze mit Artkürzel und Rotmilanreviere).............................................. 18 Abbildung 9: Hinweise der Staatlichen Vogelschutzwarte zu Vorkommen planungsrelevanter Arten mit 3km-Umfeld und 5km-Umfeld........... 20 Abbildung 10: Freigestellter und unbesetzter Horst in Rotmilanbauweise im Filtz..... 23 Abbildung 11: Verteilung der Rotmilanreviere und der genutzten Brutplätze im Jahr 2011 (schwarz: Vorhabensgebiet mit 3 km-radius; rote Linien: Rotmilanreviere 2011; rote Punkte ausgefüllt: besetzte Horste mit Artkürzel, rote Punkte hohl, unbesetzte Rotmilanhorste; blaue Punkte hohl: Horste ohne Statusangabe)............................................................ 24 Abbildung 12: Brutreviere im Jahr 2011 im 500 m-umkreis um das Vorhabensgebiet (schwarz: Anlagenstandorte; violett-wz=waldkauz, Bs=Buntspecht, Ssp=Schwarzspecht, Gü=Grünspecht, Wls=Waldlaubsänger)........... 26 Abbildung 13: Verbreitung des Rotmilan in Europa: links heute, rechts Prognose (HUNTLEY et al. 2008)................................................... 38 Abbildung 14: Schätzwerte des Wespenbussard-Brutbestandes in den Bundesländern (MEBS UND SCHMIDT 2006)............................................ 43 Abbildung 15: Entwicklung der Windenergienutzung und des Schwarzstorchbestandes... 50

Tabellen Tabelle 1: Kartiertermine Brutvogelerfassung 2009............................. 3 Tabelle 2: Tabelle 3: Kartiertermine Zug- und Rastvogelerfassung 2008/2009 mit Nebenbeobachtungen zu Horstplätzen, Balz- und Revierverhalten nicht ziehender Vogelarten........................................... 4 Kartiertermine Zug- und Rastvogelerfassung 2009/2010 mit Nebenbeobachtungen zu Horstplätzen, Balz- und Revierverhalten nicht ziehender Vogelarten........................................... 4 Tabelle 4: Kartiertermine Brutvogelerfassung 2010............................. 5 Tabelle 5: Kartiertermine Brutvogelerfassung 2011............................. 6 Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 9: Erfasste Arten der Brutvogeluntersuchung im engeren Untersuchungsgebiet sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006.......... 8 Erfasste Arten der Groß- Und Greifvogeluntersuchung 2009 sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006................... 10 Erfasste Arten der Brutvogelerfassung 2011 sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006................................ 22 Karten als Anlage im Format DIN A3 Karte 1: Brutvogelkartierung 2009 Karte 2: Brutvogelkartierung 2010 und Hinweise der VSW Hessen zu Greifvögeln und Uhu 2010 Karte 3: Waldarten-Vogelkartierung 2011 Karte 4: Brutvogelkartierung 2011 Karte 5: Greifvogelkartierung 2009 bis 2011

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 1 SCHMAL + RATZBOR 1 Einleitung Im Herbst 2008 wurde das Büro Schmal + Ratzbor beauftragt, den Vogelbestand im Bereich des geplanten Windparks Wolfhagen zu erfassen. Die Kartierung begann mit der Zugperiode 2008/2009 und setzte sich mit einer Erfassung des Brutvogelbestandes im Frühjahr/Sommer 2009 fort, deren Ergebnisse in einem ersten Brutvogelbericht (SCHMAL + RATZBOR, Dez. 2009) dargestellt wurden. In der Zugperiode 2009/2010 wurden erneut der Zug- und Rastvogelbestand, im Frühjahr/Sommer 2010 der Brutvogelbestand erfasst. Die Zug- und Rastvogelerfassung wurde während der Frühjahrszugperiode 2011 nochmals ergänzt durch gezielte Kranichzug- Beobachtungen, für die wie für die Zug- und Rastvogelerfassungen der vorangegangenen Perioden gesonderte Berichte abgefasst wurden. Der hier vorliegende Bericht umfasst die Brutvogelerfassungen der Jahre 2009 und 2010, ergänzt um eine weitere Erfassung während der Brutperiode 2011, so dass nunmehr für einige planungsrelevante Vogelarten Daten über drei Brutperioden vorliegen und somit eine besonders hohe Informationsdichte und -sicherheit erreicht wurde. Der Standort des geplanten Windparks liegt im Wald auf dem Rödeser Berg westlich von Nothfelden. Im Nahbereich sind als Brutvögel daher in erster Linie Waldvögel sowie am Waldrand horstende Großvögel zu erwarten. Besonderes Augenmerk sollte gemäß der Aufgabenstellung auf den Rotmilan sowie andere Groß- und Greifvögel als Brutvögel gelegt werden. Während der Brutperiode 2011 wurden darüber hinaus gezielt Eulen und Spechte erfasst. 2 Untersuchungsgebiet Abbildung 1: Lage des geplanten Windparks Wolfhagen

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 2 SCHMAL + RATZBOR Das Untersuchungsgebiet (UG) mit der Fläche des geplanten Windparks befindet sich im Stadtgebiet Wolfhagen am Nordrand des nordhessischen Mittelgebirgsraums ungefähr 45 Kilometer westlich von Kassel im Landkreis Kassel. Das Vorhabensgebiet auf dem Rödeser Berg liegt etwa auf 350-400 m ü. NN, die umgebende Feldflur liegt bei bewegtem Relief etwas niedriger bei etwa 250-320 m ü.nn. Der zusammenhängende Wald von etwa 1,5-2,5 km Breite und etwa 7 km Länge in NW-SO- Ausrichtung erstreckt sich westlich von Nothfelden bis kurz vor die Autobahn A44 bei Rhöda. Schmale Bachtälchen mit Grünlandflächen und vereinzelt vorkommenden Teichanlagen gliedern das Waldgebiet vor allem auf der westlichen Seite. Innerhalb der zusammenhängenden Waldflächen sind in dem z.t. steilen Gelände zahlreiche weitere Kerbtäler vorhanden, die nur teilweise bzw. zeitweise Wasser führen, aber das Gelände strukturieren. Abbildung 2: Untersuchungsgebiet Wolfhagen, 3 km - Umkreis um das Planungsgebiet Die Kreisstraße 90 durchquert den Wald etwa 1,5 km nördlich des Vorhabensgebietes und verbindet Ehringen mit Niederelsungen in einem offenen Taleinschnitt. An der Westseite des bewaldeten Höhenrückens verläuft eine Eisenbahnlinie und westlich parallel dazu die Landstraße L3075, an der Ostseite verlaufen zwei Hochspannungsfreileitungen.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 3 SCHMAL + RATZBOR Das Untersuchungsgebiet (UG) ist der 3km-Radius um die Fläche des geplanten Windparks und umfasst weite Teile der Feldfluren von Niederelsungen, Oberelsungen, Nothfelden, Elmarshausen, Vieseback und Ehringen sowie den bewaldeten Höhenrücken Rödeser Berg. Es wird zwischen dem engeren Untersuchungsgebiet im 1 km- bzw. 500 m-umkreis (vgl. Pkt. 3) um das Projektgebiet und einem erweiterten Untersuchungsgebiet im 3 km- Umkreis unterschieden. Das Projektgebiet ist durch die Grenzen des Windeignungsgebietes, wie es im Regionalplan dargestellt ist, bestimmt. Bedarfsweise wurde zusätzlich das Umfeld des Untersuchungsgebietes betrachtet. Dabei ergab sich die Dimension des jeweiligen Betrachtungsraum aus den sachlichen Zusammenhängen. 3 Methode Erfassung 2009 Die Erfassung 2009 wurde nach der Revierkartierungsmethode in Anlehnung an SÜDBECK et al. 1 (2005 ) durchgeführt. Im Waldbereich wurde der 500 m Radius um den geplanten Projektbereich auf gefährdete Brutvogelarten untersucht. In der offenen Landschaft im Osten des UG wurde dieser Bereich auf einen 1.000 m Abstand ausgedehnt. Im erweiterten Untersuchungsgebiet mit einem Radius von 3.500 m um das Vorhabensgebiet wurde der Bestand von Groß- und Greifvögeln erfasst. In einzelnen Fällen (Rotmilan) wurde dieser Bereich noch ausgedehnt. Bei der Kartierung wurde das gesamte Untersuchungsgebiet begangen bzw. befahren und die vorkommenden Brutpaare, insbesondere der Greifvögel kartiert. Durch Verfolgung ihres Fluges wurden ihre Brutplätze möglichst genau erfasst und in einer Karte dargestellt. Die Kartierung der Brutvögel erfolgte im Rahmen von regelmäßigen Begehungen in etwa zweiwöchigen Abständen zwischen März und Juli 2009. Entsprechend den Vorgaben erfolgte eine Kartierung der Brutvögel an den folgenden Terminen: Tabelle 1: Kartiertermine Brutvogelerfassung 2009 Termin Zeitraum Wetter 26.03.2009 06:30-12:00 ca. 5 C, leichter Niederschlag 07.04.2009 14:00-17:00 ca. 20 C, sonnig, 21.04.2009 06:30-12:30 ca. 15 C, sonnig 13.05.2009 11:30-15:30 ca. 10 C, bewölkt, 25.05.2009 06:00-14:00 12 C, sonnig 26.05.2009 18.00-21.00 20 C, bewölkt 09.06.2009 19:00-22:00 ca. 13 C, Regen, 01.07.2009 07:00-11:00 20 C, sonnig, 13.07.2009 06:00-10:00 ca.15 C, wechselnd bewölkt 14.07.2009 06:00-12:30 ca. 20 C, wechselnd bewölkt 1 SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K. SCHIKORE, T., SCHRÖDER, K. UND C. SUDFELDT (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 4 SCHMAL + RATZBOR Am 26.05.2009 und 09.06.2009 wurden die Erfassungen in den Abend- und frühen Nachtstunden durchgeführt, bei allen weiteren Terminen handelt es sich um Tageskartierungen. Zur Erleichterung der Lokalisierung von Brutplätzen der Groß- und Greifvögel wurden die Waldbereiche bis 3.500 m Entfernung zum geplanten Windparkstandort vor Laubaustrieb auf vorhandene Horste von Groß- und Greifvögeln abgesucht. Dabei wurden auch darüber hinaus im Sichtbereich vorkommende Horste vermerkt und es wurde Hinweisen örtlicher Naturschutzverbände oder Revierförster nachgegangen. Die frühzeitige Kartierung erlaubte zwar keine Unterscheidung von Horsten bzw. Nestern von Greifvogelarten, Graureihern oder Krähen, erleichterte aber später das Zuordnen der Tiere zu den Brutplätzen. Während der Zug- und Rastvogelerfassungen im Herbst/Winter 2008/2009 sowie 2009/2010 wurden ab Ende Januar zeitgleich Hinweise auf Balz- und Revierverhalten von Eulen, Spechten und nicht ziehenden Greifvögeln erhoben. Die Erfassungen erfolgten an den folgenden Kartierterminen. Tabelle 2: Kartiertermine Zug- und Rastvogelerfassung 2008/2009 mit Nebenbeobachtungen zu Horstplätzen, Balz- und Revierverhalten nicht ziehender Vogelarten Termin Zeitraum Wetter 27.01.2009 12.00-17.00 etwa -1 C, bedeckt, fast windstill 09.02.2009 12.00-17.30 etwa -2 C, wolkig, teilweise Schneefall, windig 04.03.2009 11.00-16.30 bis 6 C, vorm. sonnig, nachmittags bedeckt, leichter Wind 07.03.2009 09.00-16.30 etwa 4 C, Niesel, bedeckt, leichter Wind 26.03.2009 08.00-14.00 etwa 3 C, regnerisch, leichter Wind Tabelle 3: Kartiertermine Zug- und Rastvogelerfassung 2009/2010 mit Nebenbeobachtungen zu Horstplätzen, Balz- und Revierverhalten nicht ziehender Vogelarten Termin Zeitraum Wetter 26.01.2010 08.30-13.30-6 C, sonnig, leicht trüb, schwach windig, schneebedeckt 09.02.2010 08.30-13.45-7 C, bewölkt, stark windig, schneebedeckt Erfassung 2010 Die Bestandsaufnahme der Brutvögel 2010 wurde als selektive, qualitative Erfassung von störungsempfindlichen Vogelarten durchgeführt. Dabei wurde die Erkenntnislage aus der ersten Erfassungsperiode berücksichtigt. Die Ergebnisse der letztjährigen Kartierung wurden somit für die planungsrelevanten Vogelarten um eine zweite Brutzeit erweitert. Die störungsempfindlichen Arten sind in Anlage 1 der fachlichen Empfehlung aufgelistet. Im Untersuchungsgebiet mit einem Radius von 3.000 m um das Vorhabensgebiet wurde der Bestand der störungsempfindlichen Arten erfasst. Dabei handelt es sich im Gebiet ausschließlich um Groß- und Greifvögel. In einzelnen Fällen (Rotmilan) wurde dieser Bereich noch ausgedehnt. Bei der Kartierung wurde das gesamte Untersuchungsgebiet begangen bzw. befahren und die vorkommenden relevanten Brutvögel kartiert. Durch Verfolgung ihres Fluges wurden ihre Brutplätze möglichst genau erfasst und in einer Karte dargestellt. Einzelne Bereiche, wie der Filtz, wurde über mehrere Stunden auf an- oder abfliegende Greifvögel beobachtet.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 5 SCHMAL + RATZBOR Die Kartierung der Brutvögel erfolgte im Rahmen von regelmäßigen Begehungen in etwa zweiwöchigen Abständen zwischen März und Juli 2010 an den folgenden Terminen: Tabelle 4: Kartiertermine Brutvogelerfassung 2010 Termin Zeitraum Wetter 12.03.2010 07:30-12:00 bis 5 C, bewölkt, zeitweise leichter Regen 25.03.2010 06:30-12.00 bis 16, sonnig und trocken 07.04.2010 14:00-19:00 18 C, sonnig 21.04.2010 06:30-11:30 2 C, Regen, Graupel-, Schneeschauer, später aufklarend 27.04.2010 07:00-09:30 16 C, leicht bewölkt, viele sonnige Abschnitte, schwach windig 10.05.2010 06:00-13:30 8 C, bewölkt, trocken 17.05.2010 19:00-22:00 12 C, wechselnd bewölkt 10.06.2010 06:00-11:30 20 C, wechselnd bewölkt, Schauer 30.06.2010 07:00-13:00 24 C, sonnig, klar, windstill 08.07.2010 06:00-10:30 25 C, sonnig, windstill Zur Erleichterung der Lokalisierung von Brutplätzen der Groß- und Greifvögel wurden die Waldbereiche bis 3.000 m Entfernung zum geplanten Windparkstandort vor Laubaustriebgezielt auf vorhandene Horste von Groß- und Greifvögeln abgesucht. Dabei wurden auch darüber hinaus im Sichtbereich vorkommende Horste vermerkt und es wurde Hinweisen örtlicher Naturschutzverbände oder Revierförster nachgegangen. Erfassung 2011 Die Bestandsaufnahme während der Brutperiode 2011 wurde wiederum als selektive, qualitative Erfassung von störungsempfindlichen Vogelarten unter Berücksichtigung der Erkenntnislage der beiden Vorjahre durchgeführt. Dabei wurden erneut gezielt Horstbäume erfasst und auf ihre aktuelle Nutzung überprüft sowie die Raumnutzung von Großvögeln (Rot- und Schwarzmilan, Baumfalke, Schwarzstorch) im 3 km - Umkreis beobachtet. Zusätzlich wurden Höhlen- und Horstbäume im unmittelbaren Einwirkungsbereich der geplanten WEA gesucht und Eulen und Spechte sowie Waldlaubsänger im 500 m-radius um die Anlagenstandorte erfasst.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 6 SCHMAL + RATZBOR Tabelle 5: Kartiertermine Brutvogelerfassung 2011 Termin Zeitraum Wetter 15.03.2011 17:00-22:30 bis 12, wechselnd bewölkt, trocken 07.04.2011 19:30-23:30 bis 16, wechselnd bewölkt, trocken 08.04.2011 08:00-15:00 bis 14, sonnig 02.05.2011 12:00-24:00 bis 12, sonnig bzw. wolkenlos 12.05.2011 07:30-17:00 bis 19, wechselnd bewölkt, trocken 25.05.2011 10:30-18:30 bis 20, sonnig 20.06.2011 20:30-23:30 bis 15, wechselnd bewölkt, trocken 21.06.2011 09:00-14:00 bis 20, wechselnd bewölkt, vereinzelt leichte Schauer 04.07.2011 10:30-16:00 bis 15, bedeckt, trocken Zur Erfassung der Eulen im UG wurde mit Hilfe von Klangattrappen entsprechend SÜDBECK et al.(2005) gearbeitet. Dazu wurden verschiedene Punkte im UG ausgewählt, die zum einen nicht zu dicht beieinander lagen, zum anderen aber das gesamte UG im 500 Meter Radius abdeckten. Mit den Klangattrappen wurde auf Waldkauz, Raufusskauz und Waldohreule untersucht. Die Daten waren 15.03., 07.04., 02.05. und 20.06.11. Am 20.6.11 erfolgte kein Einsatz einer Klangattrappe mehr, statt dessen wurden Waldränder und Lichtungen auf das mögliche Vorkommen von Familienverbänden, vor allem der Waldohreule abgesucht. Drei Erfassungsterminen (08.04., 02.05. und 12.05.11) wurden gezielt zur Revierkartierung von Spechten im 500 Meter Radius genutzt. Beobachtungen und Erkenntnisse aller anderen Tage wurden berücksichtigt. Auch für Waldlaubsänger wurde eine Revierkartierung entsprechend den bei SÜDBECK et al.(2005) beschriebenen Methodenstandards durchgeführt. Durch die Kombination unterschiedlicher Kartierverfahren (Revierkartierungsmethode und selektive qualitative Erfassung störungsempfindlicher Vogelarten) wurde eine besonders hohe Informationsdichteerreicht. Beide Kartiermethoden sind in den Empfehlung der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (2010) über den fachlichen Untersuchungsrahmen zur Erfassung der Avifauna für die naturschutzrechtliche Beurteilung von geplanten Windkraftanlagen als geeignete Methoden dargestellt. Die Erfassung über drei Brutperioden bedingt darüber hinaus eine hohe Informationssicherheit.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 7 SCHMAL + RATZBOR 4 Ergebnisse der Bestandserhebung Im Folgenden werden die Ergebnisse der beiden Erfassungsjahre getrennt dargestellt. 4.1 Brutvogelerfassung im Jahr 2009 4.1.1 Ergebnisse der Horstsuche Im 1.000-m-Umfeld des Windparks wurden lediglich zwei vorhandene Horste gefunden, die möglicherweise von Greifvögeln errichtet oder genutzt wurden. Ein Horst befand sich in einer Buche auf dem Filtz knapp außerhalb des östlichen Randes des 1.000-m-Umkreises, ein weiterer Horst lag am Nordwestrand der vorgesehenen Windparkfläche. Drei weitere Horste befanden sich in etwa 3 km, ein vierter Horst in etwa 4 km Entfernung. Im Wäldchen westlich von Gasterfeld in etwa 4,5 km Entfernung könnte sich nach Aussage des Revierförsters KISSELBACH ein Rotmilanhorst befinden (vgl. Abb. 3). Abbildung 3: Horste von Groß- oder Greifvögel im Umfeld des geplanten Windparks

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 8 SCHMAL + RATZBOR Eine Nutzung der im Frühjahr gefundenen Horste wurde im Beobachtungszeitraum nicht festgestellt. Dem Hinweis auf den Rotmilanhorst bei Gasterfeld wurde auf Grund der großen Entfernung zum Vorhabensgebiet nicht weiter nachgegangen. 4.1.2 Brutvögel im engeren Untersuchungsgebiet Im engeren Untersuchungsgebiet bis 500 m bzw. in der offenen Feldflur bis 1.000 m wurden als gefährdete Brutvögel Waldlaubsänger als Waldart sowie die Feldlerche in den Offenlandbereichen ermittelt. Ein Revier des Teichrohrsängers als Gewässer bevorzugende Art wurde außerhalb des 500m-Untersuchungsgebietes an einem Teich am westlichen Waldrand gefunden. Die Lage der Reviere ist in Abbildung 4 dargestellt (vgl. Karte in der Anlage). Wahrscheinlich liegt der Brutplatz eines Mäusebussardpaares sowie der eines Sperberbrutpaares im 500 bzw. 1.000-m- Umkreis. Die Brutplätze der Rotmilane liegen außerhalb des engeren Untersuchungsraumes. Die weitere Beschreibung zu diesen Arten erfolgt im Kapitel Groß- und Greifvögel (4.1.3). Tabelle 6: Erfasste Arten der Brutvogeluntersuchung im engeren Untersuchungsgebiet sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006. Art Revierzahl RL Hessen Feldlerche (Alauda arvensis) 4 V Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) 1 V Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) 5 3 Artbezogen werden im Folgenden der Bestand und die Verteilung der Brutvögel im Untersuchungsgebiet beschrieben. Feldlerche (Alauda arvensis) Fl Die Reviere dieser Art liegen alle außerhalb des 500-m-Radius im Nordosten des UG in der offenen Agrarlandschaft. In den Feldern im südöstlichen Bereich wurden keine Feldlerchen festgestellt. Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) T Etwas außerhalb des 500-m-Radius wurde ein Revier dieser Art an einem Teich im Erpetal gefunden. Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) Wls Fünf Reviere dieser Art konnten in den Wäldern des UG im 500-m-Radius festgestellt werden. Die Reviere verteilen sich weitläufig im UG.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 9 SCHMAL + RATZBOR Abbildung 4: Verteilung der Brutpaare im engeren Untersuchungsgebiet (schwarz schraffiert: Vorhabengebiet, Sp: Sperber, Wls: Waldlaubsänger, Fl: Feldlerche, T: Teichrohrsänger) 4.1.3 Groß- und Greifvögel im weiteren Untersuchungsgebiet Das erweiterte Untersuchungsgebiet des 3.500 m-umkreises um die geplanten Anlagenstandorte wurde auf Vorkommen von Groß- und Greifvögeln untersucht. Anhand der beobachteten Flugbewegungen wurden die Reviere der einzelnen Arten abgegrenzt. Diese Reviergrenzen sind allerdings nicht statisch zu sehen, sondern verändern sich im Laufe der Brutzeit und in Abhängigkeit des Nahrungsangebotes. Es ist davon auszugehen, dass die Reviere insbesondere von Mäusebussard und Rotmilan ausgedehnt werden, wenn Ereignisse, wie die Mahd von Feldern, in der jeweiligen Umgebung eine verbesserte Nahrungsbeschaffung ermöglichen. Die konkreten Brutplätze konnten nicht ermittelt werden. Es konnten aber die Bereiche bestimmt werden, in denen die Brutplätze zu vermuten waren. Insgesamt konnten Reviere von vier Greifvogelarten festgestellt werden (s. Tab. 6), die Abgrenzung der Reviere ist in Abbildung 5 dargestellt (vgl. Karte in der Anlage).

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 10 SCHMAL + RATZBOR Tabelle 7: Erfasste Arten der Groß- Und Greifvogeluntersuchung 2009 sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006. Art Revierzahl RL Hessen Mäusebussard (Buteo buteo) 4 - Rotmilan (Milvus milvus) 3 - Sperber (Accipiter nisus) 1 - Turmfalke (Falco tinnunculus) 1 - Artbezogen werden im Folgenden der Bestand und die Verteilung der Greifvögel mit Brutvogelstatus im Untersuchungsgebiet beschrieben. Mäusebussard (Buteo buteo) Mb Die vier Reviere der Mäusebussarde befinden sich entsprechend der Ernährungsweise dieser Art überwiegend im Bereich der offenen Agrarlandschaft. Die Reviere reichen jedoch fast immer an Waldränder heran oder beinhalten Gehölze, auf welche die Mäusebussarde als Nist- und Rastplätze angewiesen sind. In den 500 m-radius ragt nur ein Revier im Osten des UG hinein. Zwei weitere Reviere berühren soeben noch den 1.000 m-radius, das vierte Revier liegt außerhalb des 1.000 m-radius. Kein Revier erstreckt sich über den Kamm des Rödeser Berges und damit über das eigentliche Projektgebiet. Südlich von Gasterfeld befindet sich ein weiteres Revier in mehr als 3,5 km Entfernung zum Vorhabensgebiet. Rotmilan (Milvus milvus) Rm Drei Reviere des Rotmilans liegen im 3.500 m-radius des Vorhabensgebietes. Sie verteilen sich auf den Nordwesten (Ehringen und Umgebung), den Nordosten (Niederelsungen bis Oberelsungen) und den Süden (Wolfhagen bis Elmarshausen). Außerhalb des Untersuchungsgebietes befindet sich ein weiteres Rotmilanrevier im Bereich Gasterfeld. Der Kernbereich des nordwestlichen Reviers zieht sich parallel zur Straße L 3075 bzw. der Bahnlinie bis etwa 1 km in die westlich gelegene Feldflur und umfasst auch die Ortschaft Ehringen. Während der Untersuchungsphase wurden vor allem die Fließgewässer und deren Umgebung regelmäßig abgeflogen, die Tiere waren aber auch in der Feldmark im Bereich Ischenhagen östlich von Viesebeck und dem dortigen Windpark häufig anzutreffen. Das Revier schließt das Tal entlang der Straße nach Niederelsungen (K 90) mit ein, dort kam es Anfang Mai im Bereich der Kläranlage zu einer Auseinandersetzung mit dem angrenzenden Revierpaar. Nach dem Abfliegen des Tales kommt es in diesem Revier teilweise auch zum Überfliegen der angrenzenden Waldbereiche. Der Nistplatz dieses Paares liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich des Waldstückes am Landsberg (nordöstlich Viesebeck). Im nordöstlichen Revier befindet sich der Kernbereich eindeutig entlang der Dase zwischen Nieder- und Oberelsungen. Hier waren mindestens einer der Rotmilane, oft sogar zwei Exemplare bei jeder Erfassung zu sehen. Ein Einflug in den westlichen Bereich des Revieres über den Frauenberg bis zum Burgberg konnte nur zweimal beobachtet werden, dabei kam es zur erwähnten Auseinandersetzung mit dem benachbarten Revierpaar. Der Nistplatz dieses

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 11 SCHMAL + RATZBOR Paares liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich des Üffel (südwestlich der Autobahn A44). Im südlichen Revier nutzen die Rotmilane kontinuierlich den Bereich entlang der Erpe, des Mühlenwassers und des Dusebaches zwischen Elmarshausen und Wolfhagen überwiegend bis zur L 3075. Nur einmal konnte die Querung der L 3075 beobachtet werden, so dass es auch zur Nutzung des westlichsten Revierteiles kam. Der Nistplatz liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit am Südrand des Waldgebietes. Das Rotmilanrevier im Bereich Gasterfeld liegt ganz überwiegend außerhalb des Untersuchungsgebietes. Die Rotmilane im Bereich Gasterfeld konnten durchgehend in den verschiedenen Bereichen ihres Reviers beobachtet werden. Eine intensive Beobachtung zur Auffindung des Nistplatzes wurde in diesem Revier aufgrund der Entfernung zum Projektgebiet nicht durchgeführt, wird aber in einem Waldstück nördlich der B 450 vermutet. Bei allen Rotmilanrevieren muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Nutzung der einzelnen Revierbereiche entsprechend der menschlichen Aktivitäten verändern kann. Sobald Mäharbeiten durchgeführt werden, sind diese Bereiche aufgrund der guten Sicht auf Beuteorganismen für die Rotmilane sehr interessant. Gerade während der Erntearbeiten können sich also Veränderungen der geschilderten Präferenzbereiche der einzelnen Revierpaare ergeben. Kein Revier erstreckt sich über den Kamm des Rödeser Berges und damit über das eigentliche Projektgebiet. Sperber (Accipiter nisus) Sp Diese Art war lediglich mit einem Revier im UG vertreten. Es lag am Nordrand des 500 m- Radius. Turmfalke (Falco tinnunculus) Tf Ein Revier des Turmfalken befand sich im westlichen Bereich des UG außerhalb des 1.000 m- Radius. Dort wurde die Agrarlandschaft zur Beutejagd benutzt. Während der Abend- bzw. Nachtkartierungen konnten im UG jeweils keine Rufe von Eulen registriert werden. Etwas weiter nördlich im Bereich des Heidelbeerenberges kommen zumindest Waldkauz und Raufußkauz vor. Nach Aussage des Revierförsters können Waldkäuze auch im Gebiet vorkommen (KISSELBACH mdl.).

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 12 SCHMAL + RATZBOR Abbildung 5: Verteilung der Greifvogelrevier im Untersuchungsgebiet 2009 (schwarz: Vorhabenfläche und Untersuchungsradius 3,5 km, blau: Greifvogelreviere mit Artkürzel) 4.1.4 Hinweise Dritter auf Brutbestände und Nahrungsgäste Im Rahmen der Diskussion um den Standort Rödeser Berg hat die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland mit Schreiben vom 15.06.2009 an die Obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Kassel eine Stellungnahme u.a. mit Hinweisen zu Brutvorkommen planungsrelevanter Vogelarten abgegeben. Es sind dies: - drei Rotmilanbrutpaare, die das umliegende Offenland als Nahrungshabitat nutzen; - ein Wespenbussardbrutpaar südlich des Heidelbeerenbergs; - ein Schwarzstorchbrutpaar östlich von Breuna und nordöstlich des Steinberges;

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 13 SCHMAL + RATZBOR - sowie Bruthinweise von Kolkrabe, Dohle, Mäusebussard und Habicht ohne konkrete Ortsangaben. Ein Schreiben von Dr. Horst Koenies (Wolfhagen) vom 29.04.2009, auf das sich die Stellungnahme der Staatlichen Vogelschutzwarte ausdrücklich bezieht, weist ebenfalls auf die o.g. Rotmilanvorkommen und die Bedeutung der Fischteiche im Bereich des Rödeser Bergs und des Erpetals als Nahrungshabitat für den Schwarzstorch hin. Die Sachverhaltsdarstellungen der Vogelschutzwarte aus o.g. Stellungnahme sowie nachträgliche Hinweise auf Horststandorte sind in Abbildung 6 zusammenfassend dargestellt. Die Angaben zu den Rotmilanrevieren decken sich von der Anzahl drei mit den von den Autoren erhobenen Daten. Allerdings deuten die räumlichen Angaben zu den Jagdrevieren und die späteren mündliche Hinweise zu Horststandorten durch Herrn Richarz von der Staatlichen Vogelschutzwarte darauf hin, dass möglicherweise ein zusätzliches Revier im 3500 m -Umfeld der geplanten Anlagenstandorte vorhanden ist. Die Angaben zu Horststandorten, die von Herrn Dr. Koenies bereits im April gemacht wurden, wurden von Herrn Richarz zu dem späteren Zeitpunkt nur zum Teil bestätigt. Wespenbussard und Schwarzstorch sowie Kolkrabe, Dohle und Habicht konnten während der Kartiertermine 2009 im Gelände nicht beobachtet bzw. als Brutvögel erfasst werden.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 14 SCHMAL + RATZBOR Abbildung 6: Hinweise der Staatlichen Vogelschutzwarte zu Vorkommen planungsrelevanter Arten

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 15 SCHMAL + RATZBOR 4.2 Brutvogelerfassung im Jahr 2010 4.2.1 Ergebnisse der Horstsuche 2010 Im 3.000-m-Umfeld des Windparks wurden vor Laubaustrieb 2010 elf Horste gefunden, die möglicherweise von Greifvögeln errichtet oder genutzt wurden und in einem guten baulichen Zustand waren. Im Zuge der folgenden Kartierungen in April und Mai wurde für neun der elf Horste festgestellt, dass sie in diesem Jahr besetzt waren. Dabei handelt es sich um drei Rotmilanbrutpaare und fünf Brutpaare des Mäusebussards (vgl. Abb. 7). Im weiteren Verlauf der Kartierung kam noch ein Horststandort des Wespenbussards hinzu. Abbildung 7: Horste von Groß- oder Greifvögel im Umfeld des geplanten Windparks, Erfassung 2010 = blau, blau ausgefüllt = besetzt, blau hohl = unbesetzt, wenn möglich mit Hinweis zur Bauweise, Mb = Mäusebussard, Rm = Rotmilan, Wb = Wespenbussard, rot = nachrichtlich: Horste 2009 ohne Status 4.2.2 Groß- und Greifvögel Das erweiterte Untersuchungsgebiet des 3.000 m-umkreises um die geplanten Anlagenstandorte wurde auf Vorkommen von störungsempfindlichen Vogelarten untersucht. Dabei handelt es sich im Gebiet ausschließlich um Groß- und Greifvögel Anhand der beobachteten Flugbewegungen

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 16 SCHMAL + RATZBOR wurden die Reviere der einzelnen Arten überprüft bzw. neu abgegrenzt. Die Brutplätze sind in Abbildung 8 dargestellt. Es konnten insgesamt zehn Brutreviere von drei Greifvogelarten festgestellt werden (s. Tab. 8), die Abgrenzung der Rotmilanreviere ist Abbildung 8 dargestellt. Drei der Reviere entsprechen weitgehend den im Jahr 2009 erfassten Revieren, zusätzlich wurde im Südosten ein Rotmilanrevier festgestellt, das in den 3 km-radius um das Vorhabensgebiet hineinragt. Tabelle 8: Erfasste Arten der Groß- Und Greifvogeluntersuchung sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006 Art Revierzahl RL Hessen Mäusebussard (Buteo buteo) 5 - Rotmilan (Milvus milvus) 4 - Wespenbussards (Pernis apivorus) 1 V Artbezogen wird im Folgenden der Bestand und die Verteilung der Greifvögel mit Brutvogelstatus im Untersuchungsgebiet beschrieben. Mäusebussard (Buteo buteo) Mb Im Jahr 2010 wurden fünf Brutplätze (besetzte Horste) des Mäusebussards innerhalb des Untersuchungsgebietes festgestellt. Die entsprechenden Jagdreviere der Mäusebussarde befinden sich analog der Ernährungsweise dieser Art überwiegend im Bereich der offenen Agrarlandschaft. Zwei Brutplätze liegen am Waldrand westlich von Niederelsungen, ein Brutplatz wurde am Filtz registriert. Ein Brutplatz befindet sich südlich von Ehringen am Rand des dortigen Windparks und ein weiterer Brutplatz liegt zentral im Waldbereich südwestlich des Rödeser Berges (vgl. Abb. 8). Für dieses letzte Brutpaar konnte das Revier wegen der schlechten Sichtbarkeit nicht abgegrenzt werden. Abfliegende Vögel orientierten sich erkennbar westlich. Kein Revier erstreckt sich über den Kamm des Rödeser Berges und damit über das eigentliche Projektgebiet. Rotmilan (Milvus milvus) Rm Analog zu den Ergebnisse der Kartierung aus dem Jahr 2009 befanden sich drei Reviere des Rotmilans im nördlichen und südwestlichen Teil des 3.000 m-umfeldes des Vorhabensgebietes. Anders als im Jahr 2009 konnte 2010 auch das Paar mit dem Neststandort bei Altenhasungen bei Nahrungsflügen in den 3000 Meter Radius beobachtet werden. Entsprechend sind bei diesem Revier nur die Einflugsgrenzen in den 3000 Meter Radius in der Karte dargestellt. Die drei bekannten Reviere verteilten sich wie im Jahr 2009 auf den Westen (Ehringen und Umgebung), den Nordosten (Niederelsungen bis Oberelsungen) und den Süden (Wolfhagen bis Elmarshausen) (vgl. Abb. 8). Das wie im Vorjahr vorhandene weitere Revier bei Gasterfeld berührte den 3.000 m- Radius nicht. Bei allen fünf Revieren war der Neststandort 2010 bekannt. Das von Seiten Dritter angeführte Revier bzw. besetzte Nest im Filtz konnte nicht bestätigt werden. In diesem Bereich sind zwei Nester in Rotmilanbauweise vorhanden. Weder konnten dort bei den Begehungen im zeitigen Frühjahr Rotmilane beobachtet werden, noch wurden an

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 17 SCHMAL + RATZBOR den Erfassungsterminen von Juni bis August im Bereich des Filtz fliegende Rotmilane nachgewiesen werden. Zur Versorgung der Brut wären aber regelmäßige Einflüge in den Waldbereich des Filtz zwingend notwendig gewesen. Der Kernbereich des nordwestlichen Reviers zieht sich parallel zur Straße L 3075 bzw. der Bahnlinie bis etwa 1 km in die westlich gelegene Feldflur und umfasst auch die Ortschaft Ehringen. Während der Untersuchungsphase wurden vor allem die Fließgewässer und deren Umgebung regelmäßig abgeflogen, die Tiere waren aber auch in der Feldmark im Bereich Ischenhagen östlich von Viesebeck und dem dortigen Windpark häufig anzutreffen. Der Nistplatz dieses Paares liegt im Bereich des Waldstückes am Landsberg (nordöstlich Viesebeck). Im nordöstlichen Revier befindet sich der Kernbereich eindeutig entlang der Dase zwischen Nieder- und Oberelsungen. Der Nistplatz dieses Paares befindet sich im Bereich des Üffel (südwestlich der Autobahn A44). Im südlichen Revier nutzen die Rotmilane kontinuierlich den Bereich entlang der Erpe, des Mühlenwassers und des Dusebaches zwischen Elmarshausen und Wolfhagen überwiegend bis zur L 3075. Der Nistplatz liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit am Waldrand nordöstlich von Elmarshausen. Der Brutplatz des Reviers, das östlich von Nothfelden in das UG hineinragt, entspricht mit hoher Wahrscheinlichkeit dem von der Staatlichen Vogelschutzwarte dargestellten Brutplatz östlich Altenhasungen außerhalb des 3.000 m-umfeldes um das Vorhabensgebiet (vgl. Abb 9). Bei allen Rotmilanrevieren muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Nutzung der einzelnen Revierbereiche entsprechend der menschlichen Aktivitäten verändern kann. Sobald Mäharbeiten durchgeführt werden, sind diese Bereiche aufgrund der guten Sicht auf Beuteorganismen für die Rotmilane sehr interessant. Gerade während der Erntearbeiten können sich also Veränderungen der geschilderten Präferenzbereiche der einzelnen Revierpaare ergeben. Kein Revier erstreckt sich über den Kamm des Rödeser Berges und damit über das eigentliche Projektgebiet.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 18 SCHMAL + RATZBOR Abbildung 8: Verteilung der Greifvogelbrutplätze und der Rotmilanreviere im Untersuchungsgebiet 2010 (schwarz: Vorhabensfläche und Untersuchungsradius 3 km, blau: Greifvogelbrutplätze mit Artkürzel und Rotmilanreviere) Wespenbussard (Pernis apivorus) Wb An den späteren Kartierterminen im Juni und Juli wurden zwei Brutpaare des Wespenbussards im Untersuchungsgebiet festgestellt. Ein Brutplatz dieser Art befand sich im Bereich des Waldstückes am Landsberg (nordöstlich Viesebeck), wo auch eine Mäusebussard und ein Rotmilan brüteten. Mehrere Sichtungen eines weiteren Brutpaares wurden westlich des Escheberges außerhalb des Untersuchungsgebietes gemacht. Der Brutplatz konnte nicht ermittelt werden. Die Reviergröße des Wespenbussards kann nach Blotzheim mehr als 16-25 km² betragen. Die Beobachtungen ließen eine Abgrenzung von Hauptaufenthaltsbereichen nicht zu.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 19 SCHMAL + RATZBOR Schwarzmilan (Milvus migrans) An keinem der Untersuchungstage wurde ein Schwarzmilan im Untersuchungsgebiet beobachtet. Schwarzstorch (Ciconia nigra) An keinem der Untersuchungstage wurde ein Schwarzstorch im Untersuchungsgebiet beobachtet. Nach Aussage des Grundbesitzers Herr von der Mahlsburg und des Revierförsters Ehmann (v.d. Mahlsburg / Ehmann 2010) hat ein Schwarzstorchpaar im Bereich westlich des Escheberges noch im Jahr 2008 erfolgreich gebrütet. In den Jahren 2009 und 2010 fand in diesem Bereich keine Brut des Schwarzstorches statt. Im Nestbereich wurde ein toter Schwarzstorch gefunden. Die Ursache für die Aufgabe der Brut liegt wahrscheinlich in gehäuften Störungen außerhalb der Waldarbeiten durch Erholungssuchende, Tierfotografen und Neugierige. Im Jahr 2010 war der ehemalige Brutplatz von Kolkraben besetzt. Gelegentlich wird ein überwiegend in Richtung des Warmebaches überfliegender Schwarzstorch gesehen. Der beobachtete Durchflug zur Erpe im Tälchen zwischen Niederelsungen und Ehringen wird bestätigt. 4.2.3 Hinweise Dritter auf Brutbestände und Nahrungsgäste Im Rahmen der Diskussion um den Standort Rödeser Berg übergab die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (VSW-FFM) im Juni 2010 eine Karte mit Hinweisen zu Brutvorkommen planungsrelevanter Vogelarten im weiteren Umfeld des geplanten Standortes in Wolfhagen. Dargestellt sind Hinweise auf Brutplätze der Arten Rotmilan, Schwarzmilan, Wespenbussard, Wanderfalke und Uhu. Die Hinweise auf die Horststandorte der Vogelschutzwarte sind in Abbildung 9 zusammenfassend dargestellt.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 20 SCHMAL + RATZBOR Abbildung 9: Hinweise der Staatlichen Vogelschutzwarte zu Vorkommen planungsrelevanter Arten mit 3km-Umfeld und 5km-Umfeld In der erläuternden Legende wird dargestellt, dass die Hinweise auf Brutplätze von Rotmilan und Schwarzmilan anhand sitzender Weibchen (am 18.05.2010) festgestellt wurden. Der Brutplatz des Wespenbussards (südlich von Ehringen) wird als Wespenbussardhorst ohne weitere Hinweise auf die aktuelle Nutzung beschrieben. Die Brutplätze von Uhu (westlich von Gasterfeld) und Wanderfalke (Autobahnbrücke bei Rhöda) werden als aktuelle Bruten erläutert. Für zwei Bereiche im Umfeld des Rödeser Berges (am Ofenberg bei Wolfhagen sowie an der Erpeniederung südlich von Ehringen) wird ein Brutverdacht für den Rotmilan ausgesprochen, aber nicht weiter erklärt. Aktuelle Hinweise für den Status des Schwarzstorches im Bereich des Escheberges werden nicht gegeben. Konkretere Angaben zum Status der Beobachtungen wurden auch auf Nachfrage nicht gemacht. Die Hinweise zu den Rotmilanbrutplätzen, die im Untersuchungsgebiet liegen, decken sich weitgehend mit den Erfassungsergebnissen dieser Untersuchung. Die Horste bei Gasterfeld, Elmarshausen und am Üffel stimmen mit den hier dargestellten Beobachtungen aus den beiden Kartierjahren 2009 und 2010 überein. Der Brutverdacht aus den Hinweisen der VSW-FFM südöstlich von Ehringen bezieht sich auf einen Rotmilanhorst, auf dem zumindest eine Brut

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 21 SCHMAL + RATZBOR begonnen wurde und der zu dem dort festgestellten Brutrevier gehört, der tatsächliche Brutplatz 2010 befindet sich aber etwa 750 m weiter westlich. Hinsichtlich der verbleibenden zwei seitens der Vogelschutzwarte beschriebenen möglichen Rotmilanbrutplätze ist Folgendes anzumerken: Am Filtz sind mit Sicherheit zwei Horste in Rotmilanbauweise vorhanden. Dort waren jedoch weder am 25.03.2010 noch am 07.04.2010 Rotmilane nachzuweisen. An beiden Terminen wurde jeweils vor der Einfahrt in den Filtz ein fliegender Rotmilan östlich bzw. nordöstlich des Filtz gesehen. Bei den Terminen am 10.06. und 30.06. 2010 wurde besonderes Augenmerk auf diesen Bereich gerichtet und hier fast 6 Stunden beobachtet. Während die ansässigen Mäusebussarde durchgehend in ihrem Revier waren, wurde kein Rotmilan am Filtz gesehen. Daher ist davon auszugehen, dass die Horste am Filtz auch 2010 nicht besetzt sind. Die Tiere, die am 25.03. und 07.04.2010 in der Umgebung des Üffel gesehen wurden, könnten durchaus aus den Revieren bei Elmarshausen oder vom Großen Bärenberg stammen. Im Großraum des von der VSW-FFM eingezeichneten Horstes westlich von Niederelsungen sind zwei besetzte Mäusebussardhorste, die Vögel wurden jeweils am 7.4.10 dort nachgewiesen. Am gleichen Tag kreiste ein Rotmilan im Bereich Niederelsungen und konnte ca. 30 Minuten beobachtet werden. Dieser Vogel flog dann östlich in Richtung Üffel ab und verschwand dort aus dem Sichtfeld. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kam dieser Vogel aus dem dortigen Revier. Ein Rotmilanhorst an eingezeichneter Stelle wurde im Rahmen dieser Untersuchung nicht gefunden. Möglicherweise ist die Einzeichnung etwas ungenau, sollte es einen Horst im Bereich des Heidelbeerenberges geben, könnte dieser unentdeckt geblieben sein, da er außerhalb des 3 km UG liegt. Die zwei eingezeichneten Horste des Schwarzmilans liegen weit außerhalb des UG. Schwarzmilane wurden an keinem Erfassungstermin im 3 km Umkreis gesehen. Der bei Rhoda eingezeichnete Horst des Wespenbussards liegt außerhalb des UG. Der Horst südlich von Ehringen entspricht dem in dieser Untersuchung erfassten Brutplatz. Der eingezeichnete Horst des Wanderfalken zwischen Breuna und Volkmarsen liegt weit außerhalb des UG. Wanderfalken wurden bisher bei keiner Begehung gesichtet. Auch die seitens der VSW-FFM eingezeichnete Brutstelle des Uhus liegt außerhalb des UG. Uhus wurden im Rahmen der Erfassung nicht im UG gesehen oder verhört. 4.2.4 Vermutete Vorkommen weiterer Arten Die Forsteinrichtung des Forstamtes Wolfhagen beschreibt im Umfeld der geplanten WEA- Standorte keine Bestände mit starkem Baumholz, in denen Höhlenbäume als Habitate für z.b. Spechte und Wald- sowie Raufußkäuze zu erwarten wären. Lediglich die Forstabteilungen 131 und 133, die am Nordwestrand des Vorhabensgebietes liegen, enthalten einige wenige Eichen- Überhälter. Einige alte Eichen als potentielle Höhlenbäume sind nach Auskunft des zuständigen Revierförsters Herr Treude auch im Bereich der Wegekreuzung nordwestlich des geplanten Anlagestandortes 2 sowie etwa 1 bis 1,5 km weiter nordwestlich am Weg vorhanden. Die Eichen an der Wegekreuzung wurden aus Verkehrssicherungsgründen vor einigen Jahren beschnitten. Auf Grund der Biotopausstattung ist zu schlussfolgern, dass weitere Arten im Gebiet vorkommen könnten. Eine gezielte Suche nach Höhlenbäumen innerhalb des Waldgebietes, die möglicherweise Hinweise auf das Vorkommen weiterer Arten, insbesondere Höhlenbrüter geliefert hätte, war im Jahr 2010 nicht möglich. Deshalb wurde zunächst für eine Bewertung des Brutvogelbestandes sowohl für den 1000 m Umkreis um das Vorhabensgebiet als auch für den 3.000 m-umkreis, ausgehend von den Angaben zur Siedlungsdichte der Arten in Hessen (HGON

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 22 SCHMAL + RATZBOR 2 Avifauna von Hessen ) ein durchschnittlicher Wert hinsichtlich der möglichen Brutpaarzahl der höhlenbrütenden Arten Waldkauz, Raufußkauz, Hohltaube, Schwarzspecht, Grauspecht und Grünspecht sowie als weitere mögliche Arten Waldohreule, Kolkrabe und Waldschnepfe angenommen. Die Vermutungen bezüglich des Vorkommens weiterer Arten wurden durch den zusätzlichen Erfassungsdurchgang im Jahr 2011 gezielt überprüft, jedoch nur in geringem Umfang bestätigt. 4.3 Brutvogelerfassung im Jahr 2011 Die in der folgenden Tabelle dargestellten Ergebnisse der selektiven Brutvogelkartierung 2011 beziehen sich mit Ausnahme des Rotmilans auf das Untersuchungsgebiet im 500 m-umfeld um das Vorhabensgebiet. Tabelle 9: Erfasste Arten der Brutvogelerfassung 2011 sowie deren Revierzahl und Status der Roten Liste Hessen 2006 Art Revierzahl RL Hessen Rotmilan (Milvus milvus) 4 (3.000 m-radius) - Waldkauz (Strix aluco) 2 - Grünspecht (Picus viridis) 1 - Schwarzspecht (Dryocopus martius) 1 V Buntspecht (Dendrocopos major) 2 - Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) 8 3 4.3.1 Ergebnisse der Horstkontrolle 2011 Im Jahr 2011 erfolgte eine zielgerichtete Kontrolle der bereits vorliegenden Daten und Hinweise aus den Vorjahren. Vor allem die mehrfach geäußerte Behauptung, dass es ein weiteres, bisher nicht erfasstes Brutpaar des Rotmilans im Filtz gebe, wurde noch einmal überprüft. In den Vorjahren wurden im Filtz zwei Horste des Mäusebussards gefunden, von denen einer besetzt war sowie zwei weitere Horste, die von der Bauweise her dem Rotmilan zuzuordnen waren. Im Jahr 2011 waren nach wie vor dort zwei Horste des Mäusebussards vorhanden, von denen der gleiche wie in den Vorjahren wieder besetzt war. Der brütende Mäusebussard wurde auf dem Nest gesehen. Von den ehemals zwei Nestern in Rotmilanbauweise war 2011 nur noch eines vorhanden. Im Filtz hatten im vergangenen Winterhalbjahr Fällarbeiten stattgefunden, bei denen offenbar ein Horstbaum mit gefällt wurde. 2 HESSISCHE GESLLSCHAFT FÜR ORNITHOLOGIE UND NATURSCHUTZ (HGON) (1993-2000): Avifauna von Hessen. Echzell.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 23 SCHMAL + RATZBOR Der zweite Horst ist noch vorhanden, der Baum steht inzwischen an einer geschlagenen Lichtung, somit ist der Horst frei sichtbar (s. Abb. 10). Der Horst war auch 2011 nicht besetzt. Außerdem wurde noch der im vergangenen Jahr (2010) entdeckte Rotmilanhorst westlich des UG an der Straße Ehringen Wolfhagen (L 3075) untersucht. Dieser war auch 2011 wieder vom Rotmilan besetzt, am 15.03. 2011 konnte dort ein Rotmilan beobachtet werden. An den weiteren Terminen wurden mehrere Einflüge in den Nestbereich beobachtet. Abbildung 10: Freigestellter und unbesetzter Horst in Rotmilanbauweise im Filtz

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 24 SCHMAL + RATZBOR 4.3.2 Groß- und Greifvögel Abbildung 11: Verteilung der Rotmilanreviere und der genutzten Brutplätze im Jahr 2011 (schwarz: Vorhabensgebiet mit 3 km-radius; rote Linien: Rotmilanreviere 2011; rote Punkte ausgefüllt: besetzte Horste mit Artkürzel, rote Punkte hohl, unbesetzte Rotmilanhorste; blaue Punkte hohl: Horste ohne Statusangabe) Auch im Jahr 2011 wurde die Raumnutzung der Groß- und Greifvögel erfasst. Anhand der beobachteten Flugbewegungen wurden die Reviere der einzelnen Arten überprüft bzw. neu abgegrenzt. Auch im Jahr 2011 konnten Schwarzmilan, Baumfalke und Schwarzstorch nicht im UG beobachtet werden. Ebenfalls nicht gesichtet wurde der Wespenbussard. Mäusebussarde wurden bei der Erfassung nicht berücksichtigt, so dass nur Rotmilanreviere kartiert wurden.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 25 SCHMAL + RATZBOR Rotmilan Beim Rotmilan entsprechen die Ergebnisse denen des Vorjahrs, so dass es im Jahr 2011 wieder vier Reviere im 3.000 m-umkreis um das Vorhabensgebiet sowie ein weiteres etwas außerhalb des 3.000 m-umkreises bei Gasterfeld gab. Das Revier im Westen des UG umfasste den gesamten Offenlandbereich zwischen Visebeck und Rödeser Berg bis nach Ehringen im Norden. Als zugehöriger Horst wurde der gleiche wie im Jahr 2010 genutzt. Die Beobachtungen der Milane in diesem Revier beziehen sich auf alle Erfassungstage bis zum 02.05.2011, danach wurde dort trotz intensiver weiterer Beobachtung kein Rotmilan mehr gesehen. Es ist anzunehmen, dass das Revier aufgegeben wurde und die Brut nicht erfolgreich verlief. Das Revier nördlich bis nordöstlich des Planungsgebietes im Bereich Niederelsungen/Oberelsungen war 2011 ebenfalls wieder besetzt. Die beobachteten Flugräume sind denen des Vorjahres sehr ähnlich. Da wiederum Einflüge in den Waldbereich des Üffel beobachtet wurden, ist davon auszugehen, dass auch im Jahr 2011 der dort vorhandene Horst genutzt wurde. Das Revier bei Altenhasungen reichte auch 2011 in den 3.000 m-umkreis hinein. Die beobachteten Flugräume entsprechen etwa den Beobachtungen des Jahres 2010. Die L 3214 zwischen Nothfelden und Oberelsungen wurde an keinem der Beobachtungstage nach NW überflogen. Die außerhalb des 3.000 m-umkreises liegenden Flugräume des sich weiter nach Südosten erstreckenden Reviers wurden nicht erfasst. Im Revier bei Elmarshausen gab es 2011 deutliche Veränderungen in der Nutzung des Flugraumes im Vergleich zu den Vorjahren. Die Reviergrenzen haben sich offenbar in Richtung Osten verschoben und erreichen Philippinenthal. Der in den Vorjahren so intensiv genutzte Flugraum bei Elmarshausen wurde nur am 25.5.11 kurz genutzt, an allen anderen Tagen wurden dort keine Rotmilane gesehen. Da auch keine Einflüge in den Wald im Bereich des aus den Vorjahren bekannten Horst registriert wurden, ist eine Nutzung im Jahr 2011 fraglich. 4.3.3 Höhlenbäume In den Bereichen der geplanten Anlagenstandorte wurden keine Höhlenbäume gefunden. 4.3.4 Eulen Die Untersuchung mit Hilfe von Klangattrappen ergab, dass im 500 m-radius um das Vorhabensgebiet mindestens zwei Reviere des Waldkauz existieren, möglicherweise grenzt ein drittes Revier an. An zwei Einsatzpunkten der Klangattrappe erfolgte eine Reaktion eines Revierinhabers direkt nach dem ersten Abspielen der Rufe innerhalb von 1-2 Minuten. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass mit der Wahl des Punktes relativ genau der Reviermittelpunkt getroffen wurde. Entsprechend sind diese zwei Punkte in der Karte (vgl. Abb. 12) eingetragen. Der dritte Eintrag (WZ in Klammern gesetzt) zeigt einen Punkt, an dem ein Waldkauz nach dem zweiten Abspielen der Klangattrappe reagierte, nach etwa 7-10 Minuten. Er war demnach von der Klangattrappe aus etwas größerer Entfernung angelockt worden, bevor er antwortete. Da dabei nicht die Richtung des Anflugs bekannt ist, handelte es sich möglicherweise um eines der revieranzeigenden Männchen aus den beiden sicher bestimmten Revieren. Davon befindet sich eins innerhalb des Vorhabensgebietes

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 26 SCHMAL + RATZBOR Die zuvor im UG vermuteten Vorkommen der Arten Waldohreule und Raufusskauz konnten nicht nachgewiesen werden. Es gab weder Sichtbeobachtungen noch Reaktionen auf die Klangattrappe. Abbildung 12: Brutreviere im Jahr 2011 im 500 m-umkreis um das Vorhabensgebiet (schwarz: Anlagenstandorte; violett-wz=waldkauz, Bs=Buntspecht, Ssp=Schwarzspecht, Gü=Grünspecht, Wls=W aldlaubsänger) 4.3.5 Spechte Es wurden zwei Reviere des Buntspechts und je eines des Schwarzspechts und des Grünspechts im 500 m-radius festgestellt. Keines der Reviere befindet sich im Bereich des Vorhabensgebietes. Das zuvor im UG vermuteten Vorkommen des Grauspechtes konnte nicht bestätigt werden.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 27 SCHMAL + RATZBOR 4.3.6 Sonstige Vogelarten Innerhalb des 500 m-radius um das Vorhabensgebiet konnten acht Reviere des Waldlaubsängers nachgewiesen werden. Nur eins der Reviere befindet sich innerhalb des Vorhabensgebietes im Bereich des geplanten WEA-Standortes 3. Die zuvor im UG vermuteten Vorkommen der Arten Hohltaube, Kolkrabe und Waldschnepfe konnten nicht bestätigt werden. 5 Bestandsbewertung Zur Feststellung, ob und inwieweit die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes durch das geplante Vorhaben erheblich beeinträchtigt werden könnte, ist die Bedeutung des Gebiets für Brutvögel sowie die Bewertung des vom Vorhaben möglicherweise betroffenen Brutvogelbestandes von entscheidungserheblicher Bedeutung. Diese wird im Folgenden dargestellt. Darüber hinaus könnte es im Zusammenhang mit weiteren fachgesetzlichen Zulassungsvoraussetzungen sowie zur Gewichtung der Naturschutzbelange von Bedeutung sein, ob und inwieweit die für das Gebiet wertbestimmenden Arten durch das Vorhaben konkret betroffen sein könnten. Aus diesem Grund wird im Weiteren fachlich beurteilt, ob durch das Vorhaben eine überdurchschnittliche - und damit möglicherweise erhebliche - nachteilige Auswirkung auf den wertbestimmenden örtlichen Bestand ausgehen könnte. Mit der Feldlerche und dem Waldlaubsänger sind im engeren Untersuchungsgebiet (500m bzw. 1km-Radius) zwei Arten erfasst worden, die in einer Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten in Kategorie 3 = gefährdet eingestuft sind. Für die Feldlerche gilt diese Einstufung für die RL Deutschlands, während sie in der RL Hessen in der Vorwarnstufe geführt wird. Der Waldlaubsänger ist auf der RL Deutschlands nicht als gefährdet geführt, wird aber auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Hessens als gefährdet geführt. Schwarzspecht, Teichrohrsänger und Wespenbussard (letzterer im erweiterten UG; 3km-Radius) werden in der Roten Liste Hessens in der Vorwarnstufe aufgeführt. Die seitens der Staatlichen Vogelschutzwarte für das weitere Umfeld zusätzlich angegebenen Arten Schwarzstorch, Wanderfalke und Uhu werden in der RL Hessens als gefährdet geführt, sind aber in der RL Deutschlands ohne Einstufung, der Schwarzmilan wird in Hessen in der Vorwarnliste geführt. Mäusebussard, Wespenbussard, Rotmilan, Sperber und Turmfalke sowie auch Schwarzstorch, Schwarzmilan, Wanderfalke und Uhu sind streng geschützte Arten nach Bundesnaturschutzgesetz.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 28 SCHMAL + RATZBOR Tabelle 10: Schutzstatus der Brutvögel des Untersuchungsgebietes Art Reviere* bevorzugter Lebensraum (BRUUN et al. 1979) RL Hes. RL D BNat SchG VS-RL Anh.I Rotmilan (Milvus milvus) 4 (im erweit. UG) offenes Gelände mit Baumgruppen, Gewässer mit Baumbeständen, Laubwälder - - x Mäusebussard (Buteo buteo) 5 (im erweit. UG) offene Landschaften mit Baumgruppen, aufgelockerte Waldungen - - Wespenbussard (Pernis apivorus) 1 (im erweit. UG) reich strukturierte Landschaften mit Offenlandbereichen (Jagd) und Waldrändern, Feldgehölzen und Auwäldern (Brutplatz) V V x Turmfalke (Falco tinninculus) Sperber (Accipiter nisus) Waldkauz (Strix aluco) Schwarzspecht (Dryocopus martius) Grünspecht (Picus viridis) Buntspecht (Dendrocopos major) Feldlerche (Alauda arvensis) Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix) Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) 1 (im erweit. UG) felsiges Gelände, offene Landschaften, Waldränder oder Wälder mit Lichtungen, Ortschaften 1 v.a. kleine Waldkomplexe im offenen Gelände, horstet in dichten Nadelholzbeständen 2 reich strukturierte Landschaften, lückige Altholzbestände, Parklandschaften, Höhlenbrüter 1 große Altholzbetände, v.a. aus Buche, als Nahrungsgebiete auch Nadel- und Mischwälder, Höhlenbrüter 1 am Rand von Laub- u. Mischwäldern, Streuobstwiesen, Feldgehölzen, Höhlenbrüter 2 Wälder aller Art, Parks, Obstbaumgelände und Gärten 2 Wiesengelände, Moore, Feldmark, Dünenlandschaften - - - - - - V - x - - - - V 3 8 Auwälder, Laub- und Mischwälder 3-1 Verlandungszonen von Gewässern mit Schilfund Binsenbeständen, gebietsweise auch abseit von Wasser in hochwüchsiger Vegetation Vorkommen im Umfeld des erweiterten Untersuchungsgebietes (z.t. nach Angaben Dritter) Rotmilan (Milvus milvus) Schwarzmilan (Milvus migrans) Schwarzstorch (Ciconia nigra) Wespenbussard (Pernis apivorus) Wanderfalke (Falco peregrinus) Uhu (Bubo bubo) 1 offenes Gelände mit Baumgruppen, Gewässer mit Baumbeständen, Laubwälder 2 Wälder und Baumgruppen im Umfeld von Gewässern V - - - x V - x 1 3 - x 1 reich strukturierte Landschaften mit Offenlandbereichen (Jagd) und Waldrändern, Feldgehölzen und Auwäldern (Brutplatz) 1 felsige Landschaften, Wälder mit Lichtungen, Bauwerke V V x 3 - x 1 felsiges Gelände, ausgedehnte Waldungen 3 - x *Revier-Höchstzahl der Erfassungsjahre

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 29 SCHMAL + RATZBOR Erläuterungen zu Tabelle 10: RL Hes.: Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens (STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND & HGON 2006), RL D: Rote Liste der gefährdeten Brutvögel Deutschlands (SÜDBECK et al 2007). In der Spalte BNatSchG sind die streng geschützten Arten durch zwei gekennzeichnet. Alle europäischen Vogelarten sind besonders geschützt (ein ). Bei den im Untersuchungsgebiet erfassten Brutvogelarten handelt es sich zumeist um solche mit stabilen oder ansteigenden Populationen und - mit Ausnahme des Rotmilans - mit großem Verbreitungsgebiet in Europa. Lediglich Feldlerche und Waldlaubsänger weisen für die letzten 3 15 Jahre (1980-2008) einen Bestandsrückgang von über 20 % auf (SÜDBECK et al 2007). Bewertungssystem der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen für die Bewertung von Vogelbrutgebieten Für eine Bewertung des Gebietes bietet sich als ein Bewertungssystem das der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen für die Bewertung von Vogelbrutgebieten (WILMS et al. 4 1997) an, das von der Methodik her nicht auf niedersächsische Verhältnisse beschränkt ist. Ein vergleichbares, von hessischen Stellen entwickeltes oder vorzugsweise angewendetes Verfahren liegt nicht vor. Das Bewertungsverfahren der Staatlichen Vogelschutzwarte Niedersachsen beruht auf Empfehlungen der ORNIS-Kommission und orientiert sich an der Anzahl der Rote-Liste- Arten in einem Gebiet. Bei unterschiedlichen Ergebnissen auf den verschiedenen Bezugsebenen (Bundesrepublik, Bundesland oder regionale Rote Listen) berücksichtigt das Bewertungssystem den jeweils höheren Wert. Die Bewertung wurde zum einen für das Untersuchungsgebiet im 3.000 m-radius um das Vorhabensgebiet durchgeführt, zum anderen auf das Gebiet im 500 m-umkreis des Vorhabensgebietes beschränkt berechnet. Bei der entsprechenden Auswertung anhand der Roten Listen ergibt sich sowohl für das engere Untersuchungsgebiet (500 m-umfeld) als auch für das erweiterte Untersuchungsgebiet (3-km-Umfeld) eine Bedeutung, welche die lokale Bedeutung als unterste Stufe des vierstufigen Bewertungssystems nicht erreicht. Das Verfahren und die eigentliche Bewertung sind im Anhang dargestellt. Das angewendete Verfahren berücksichtigt ausschließlich die Rote Liste als Bewertungskriterium. Neben den allgemeinen Schwächen dieser Klassifizierung der Gefährdung werden andere Kategorien, welche die Bedeutung von Arten als Belang des Naturschutzes beschreiben bzw. konkrete Rechtsfolgen auslösen, nicht herangezogen. Insofern könnte der Eindruck entstehen, dass Vogellebensräume eine höhere Bedeutung haben könnten als ermittelt wurde. Daher werden im Folgenden weitere Ansätze für eine Bewertung des Gebietes dargestellt. 3 4 SÜDBECK, P., BAUER H.G., BOSCHERT M., BOYE P., KNIEF W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung 30.Nov. 2007. IN: Berichte zum Vogelschutz (44), S. 23ff WILMS, U. et al. (1997): Verfahren zur Bewertung von Vogelbrutgebieten in Niedersachsen. In: Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 6/1997

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 30 SCHMAL + RATZBOR Vorkommen von Arten besonderer Bedeutungs- bzw. Schutzkategorien Das weitere Untersuchungsgebiet weist unter Einbeziehung der seitens der Staatlichen Vogelschutzwarte angeführten Art Schwarzstorch (nur als Nahrungsgast) insgesamt sieben nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Arten auf, die in Anhang A der EG Verordnung Nr. 338/97, zuletzt geändert durch EG Verordnung Nr. 709/2010, enthalten sind. Die Listung in Anhang A dieser Verordnung bezieht sich folglich auf das Besitz- und Vermarktungsverbot des besonderen Artenschutzrechtes. Das Schutzerfordernis für die in Anhang A der Verordnung gelisteten Arten ergibt sich gemäß der Intention der Verordnung aus der besonderen Attraktivität der Arten, sei es aus kulinarischen, therapeutischen oder ästhetischen Gründen oder aus ihrer Bedeutung als Trophäe. Da das Besitz- und Vermarktungsverbot des besonderen Artenschutzrechtes (BNatSchG 44 (2)) aber bereits für besonders geschützte Arten greift, stellt die Definition der in Anhang A der EG-Verordnung 338/97 gelisteten Arten in 7 (2) Nr. 14 BNatSchG als streng geschützt in diesem Sinne eine nicht notwendigerweise erfolgte Einstufung bei der Umsetzung der europäischen Vorschriften in bundesdeutsches Recht dar. Streng geschützt auf der Grundlage der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV), welche den Schutz im ursprünglich naturschutzfachlichen Sinn schutzbedürftiger Arten regelt, sind von den im Umfeld des erweiterten UG vorkommenden Arten nur der Schwarzstorch und die Spechte (Schwarzspecht und Grünspecht). Im Unterschied zu der Listung in Anhang A der EG Verordnung Nr. 338/97 ergibt sich das Schutzerfordernis der in der Bundesartenschutzverordnung als streng geschützt gelisteten Arten aus deren besonderer Empfindlichkeit. Für die streng geschützten Arten gelten neben den für besonders geschützte Arten gültigen Verboten des Nachstellens, Fangens, Verletzens oder Tötens des 44 Abs.1, Satz 1 BNatSchG auch die Vorschriften des 44 Abs.1, Satz 2. Danach ist es verboten, diese Arten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt jedoch nur dann vor, wenn sich durch diese Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Da den Bestimmungen des 44 Abs.1, Satz 2 BNatSchG auch die Europäischen Vogelarten unterliegen, also alle wildlebenden Vogelarten, die im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten heimisch sind, ergeben sich keine besonderen Schutzvorschriften hinsichtlich der artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote für streng geschützte Vogelarten. Vielmehr greifen die Verbotstatbestände gleichermaßen für alle heimischen Vogelarten. Unterschiede ergeben sich auch nicht hinsichtlich der in diesem Zusammenhang nicht relevanten Bestimmungen über den Handel mit Arten, da diese bereits für besonders geschützte Arten greifen. Rotmilan, Wespenbussard und Schwarzspecht als Brutvögel des erweiterten UG sowie Schwarzmilan, Schwarzstorch, Wanderfalke und Uhu als weitere Arten aus dem Umfeld des erweiterten UG, sind darüber hinaus in Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie (VS-RL) aufgeführt, d.h. für diese Arten sind besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihres Lebensraums anzuwenden, insbesondere sind die für die Erhaltung dieser Art zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete zu Schutzgebieten zu erklären und dort eine Verschmutzung oder Beeinträchtigung der Lebensräume durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden (Art. 4 Abs. 4 Satz 1). Ferner sind auch außerhalb der Schutzgebiete die Verschmutzung oder Beeinträchtigung der Lebensräume zu vermeiden (Art. 4 Abs. 4 Satz 2). Darüber hinaus entfaltet die Listung im Anhang I keine weiteren Rechtsfolgen. Das Vorkommen von Arten, die solchen Bedeutungs- bzw. Schutzkategorien zugeordnet sind, kann immer auch als Hinweis auf die besondere Bedeutung des örtlichen Brutvogelbestandes gewertet werden. Unter Berücksichtigung der oben dargelegten Zusammenhänge hinsichtlich der unterschiedlichen Verordnungen, auf denen die Einstufung als streng geschützt beruht und den sich daraus

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 31 SCHMAL + RATZBOR ergebenden unterschiedlichen Schutzerfordernissen würde sich mit drei aufgrund ihrer Empfindlichkeit nach BArtSchV streng geschützten Arten, von denen eine nur Nahrungsgast (Schwarzstorch) ist, eine geringe Bedeutung des Gebietes ergeben. Unabhängig von dieser Darlegung kann mit dem Vorkommen von sieben streng 5 geschützten Vogelarten gem. EG-Verordnung Nr. 709/2010 oder drei streng geschützten 6 Vogelarten gem. Bundesartenschutzverordnung und drei Arten des Anhangs I der 7 Vogelschutzrichtlinie dem Gebiet eine durchschnittliche, also mittlere Bedeutung, zugeordnet werden. Das Vorkommen von vier weiteren streng geschützten und in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie enthaltenen Vogelarten im Umfeld des erweiterten UG, also in Bereichen außerhalb des 3 km- Radius um das Vorhabensgebiet weist auf eine gegenüber seinem Umfeld geringere Wertigkeit des UG hin. Bei vier der streng geschützte Arten im erweiterten UG handelt es sich um Greifvögel mit weiter Verbreitung in Hessen, so dass daraus kein Hinweis auf eine höhere Bedeutung des Gebietes gewonnen werden kann. Lediglich beim Wespenbussard handelt es sich um eine seltenere Art, welche die Bedeutung des Gebietes steigern könnte (s. Kriterium Artenvielfalt gefährdeter Arten ). Dies würde auch für den von der Staatlichen Vogelschutzwarte zusätzlich genannten Schwarzstorch gelten, wenn er häufiger als nur sporadisch als Nahrungsgast auftreten würde. Artenvielfalt gefährdeter Arten als Kriterium der Strukturvielfalt Das engere Untersuchungsgebiet (1.000 m-radius) weist insgesamt je eine nachgewiesene, gefährdete Brutvogelart der Roten Listen Hessens und Deutschlands auf. Drei weitere der nachgewiesenen Arten werden in der Vorwarnstufe geführt. Auch ohne Berücksichtigung der 8 Dichte (wie in dem Verfahren nach WILMS et al. 1997 ) kann aus der Anzahl der gefährdeten Brutvogelarten als Kriterium der Strukturvielfalt des Untersuchungsgebietes ebenfalls kein Hinweis auf eine mehr als geringe Bedeutung des Gebietes gezogen werden. Vorkommen planungsrelevanter Arten Nach den Empfehlungen der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland für den fachlichen Untersuchungsrahmen zur naturschutzfachlichen Beurteilung von 9 geplanten Windenergieanlagen (VSW FFM 2010 ) kann sich die Bewertung eines Gebietes bezüglich der Bedeutung als Vogellebensraum auf die maximal 22 im Anhang der Empfehlung genannten, selektiv-qualitativ zu erfassenden Vogelarten gründen. 5 6 7 8 9 enthält 241 streng geschützte Vogelarten, die allerdings nur zum kleinen Teil in Deutschland heimisch sind enthält 94 streng geschützte Vogelarten enthält 193 Vogelarten WILMS, U. et al. (1997): Verfahren zur Bewertung von Vogelbrutgebieten in Niedersachsen. In: Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 6/1997 VSW FFM (STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE FÜR HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND, 2010): Fachlicher Untersuchungsrahmen zur Erfassung der Avifauna für die naturschutzrechtliche Beurteilung von geplanten Windkraftanlagen. Empfehlungen, Stand Mai 2010

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 32 SCHMAL + RATZBOR Als Bewertungskriterien könnten demnach - immer bezogen auf diese planungsrelevanten Arten - herangezogen werden: die Vielfalt des Artenbestandes die Bestandsdichte das Vorkommen von Arten mit hoch spezialisierten Lebensraumansprüchen das Vorkommen gefährdeter Arten Von den im UG nachgewiesenen oder vermuteten Arten ist ausschließlich der Rotmilan im Anhang der Empfehlung enthalten. Die Vielfalt des Bestandes planungsrelevanter Arten ist mit einer Art als gering anzusprechen. Lediglich im Umfeld des erweiterten UG ergibt sich mit den zusätzlichen Vorkommen von Schwarzmilan, Schwarzstorch, Wanderfalke und Uhu eine höhere Vielfalt planungsrelevanter Arten. Die Bestandsdichte des Rotmilans im UG entspricht dem Durchschnitt vergleichbarer Landschaftsräume, ist also mittel. Während der drei Erfassungsperioden wurden vier Rotmilanreviere im 3 km-radius um das Vorhabensgebiet festgestellt, ein weiteres befand sich außerhalb. Der Rotmilan weist - gemessen an anderen, als planungsrelevant eingestufte Arten (z.b. Schwarzstorch, Wanderfalke) - keine hoch spezialisierten Lebensraumansprüche auf. Das Vorkommen solcher Arten ist demnach für das UG ebenfalls als gering zu bewerten. Für das Umfeld des erweiterten Planungsgebietes ergibt sich mit den hochspezialisierten, planungsrelevanten Arten Schwarzstorch, Wanderfalke und Uhu mindestens eine mittlere Bedeutung. Der Rotmilan als planungsrelevante Greifvogelart ist weder in der Roten Liste für Brutvögel Hessen noch in der für Deutschland als gefährdet eingestuft. Auch das Vorkommen gefährdeter, planungsrelevanter Arten ist somit als gering zu bewerten. Die Bedeutung des Gebietes als Lebensraum für die nach den Empfehlungen der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (VSW FFM 2010) planungsrelevanten Vogelarten ist demnach auf einer dreistufigen Skala (gering, mittel, hoch) der untersten Stufe gering zuzuordnen. Zusammenfassung der Bewertungsansätze Für die Bedeutung des Untersuchungsgebietes als Brutvogellebensraum ergibt sich nach den o.g. Bewertungsansätzen auf einer dreistufigen Bewertungsskala von gering bis hoch: Vorkommen von Rote-Liste-Arten (nach WILMS et al.1997) - geringe Bedeutung des Gebiets Vorkommen von Arten besonderer Bedeutungs- und Schutzkategorien -mittlere Bedeutung des Gebiets Artenvielfalt der gefährdeten Arten - geringe Bedeutung des Gebiets Vorkommen planungsrelevanter Vogelarten nach den Empfehlungen der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland - geringe Bedeutung des Gebietes. Unter Berücksichtigung aller dargestellten Bewertungsansätze ergibt sich insgesamt eine geringe Bedeutung des Untersuchungsgebietes für Brutvögel. Das Vorkommen von wertbestimmenden, störungsempfindlichen bzw. planungsrelevanten Vogelarten im Umfeld des erweiterten UG, also außerhalb des 3 km-radius um das Vorhabensgebiet deutet an, dass die Wertigkeit des UG geringer als die der umgebenden Landschaft sein könnte.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 33 SCHMAL + RATZBOR 6 Flächen- bzw. Raumnutzung Bei den erfassten Vogelarten handelt es sich um Arten des Offenlandes (Feldlerche), des strukturierten Offenlandes mit Waldrändern und Feldgehölzen (Rotmilan, Mäusebussard, Wespenbussard, Turmfalke, Sperber) sowie um Arten der größeren Feldgehölze und zusammenhängenden Wälder (Waldlaubsänger, Spechte, best. Eulen). Mit dem Teichrohrsänger kommt ein Röhrichtbewohner hinzu. Darüber hinaus brütet in der weiteren Umgebung des Untersuchungsgebietes ein Schwarzstorchpaar als typische Waldbewohner. Die Offenlandart Feldlerche nutzte überwiegend weit verteilt die großen Ackerschlägen im Nordosten des Untersuchungsgebietes. In der südöstlichen Feldflur, die etwas kleinteiliger strukturiert und mit einzelnen Gehölzen durchsetzt ist, konnte sie nicht festgestellt werden. Drei Reviere des Rotmilans wurden im Untersuchungsgebiet (3.000-m-Radius um das Vorhabensgebiet) in der Brutzeit 2009 und vier Reviere in den Brutzeiten 2010 und 2011 festgestellt und die entsprechenden Brutbereiche (2009) und Brutplätze (2010 und 2011) (bei Elmarshausen, südlich von Ehringen und am Üffel) erfasst. Die Raumnutzung durch die Brutpaare am Üffel (bei Niederelsungen) und südliche von Ehringen war in allen drei Jahren im Wesentlichen gleich. Auch die Raumnutzung des Rotmilanpaares bei Elmarshausen entsprach sich in den Erfassungsjahren 2009 und 2010. Im Jahr 2011 hat sich dieses Revier jedoch nach Osten verlagert und der Brutplatz am Südrand des Rödeser Bergs wurde nicht mehr genutzt. Das im Jahr 2010 erstmals erfasste Revier östlich von Nothfelden wurde auch 2011 in entsprechender Weise kartiert. Insgesamt weist die Raumnutzung durch Rotmilane über die drei Jahre eine hohe Kontinuität auf, insbesondere wenn auch das außerhalb des UG gelegene Revier bei Gasterfeld, welches ebenfalls in allen drei Erfassungsjahren konstant vorhanden war, einbezogen wird. Darüber hinaus gibt es Nachweise auf weitere Horste des Rotmilans im Untersuchungsgebiet, die jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit in keinem der drei Jahre genutzt wurden. Am Filtz wurden zwei ursprünglich von Rotmilanen angelegte Horste in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander festgestellt, von denen im Jahr 2011 jedoch nur noch einer vorhanden und wie im Vorjahr ungenutzt war, sowie knapp außerhalb des Untersuchungsgebietes nordwestlich von Niederelsungen. Dort sind zwei ursprünglich von Bussarden angelegte Horste in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander vorhanden. Bei diesen Horsten handelt es sich wahrscheinlich um Wechselhorste der jeweiligen Rotmilan-Revierpaare, die zu Beginn der Brutperiode angelegt wurden, oder um vormals genutzte Horste. Diese Horste bzw. die dort beobachteten Flugbewegungen geben keinen Hinweis auf weitere Revierpaare im Untersuchungsgebiet. Außerhalb des Untersuchungsgebietes befinden sich weitere Horste, aus denen es auch zu Einflügen in das Erfassungsgebiet kommen kann. Die festgestellten Revierpaare nutzen den Raum nahezu idealtypisch. Die bekannten Horste befinden sich am Rande des Waldes in erhöhter Position. Von dort aus werden die unmittelbar angrenzenden Offenlandbereiche zum Nahrungserwerb angeflogen. Die jeweiligen bebauten Siedlungsräume sind in das Revier mit eingeschlossen. Einzig das Revierpaar mit dem Horst südlich von Ehringen nutzt größere Waldflächen westlich des Burgberges. Als Nahrungshabitat dürften hier vor allem die in den Wald eingeschnittenen offenen Bachtäler von Bedeutung sein. Zwischen diesen linearen Offenlandbereichen werden Waldflächen überflogen. Waldüberflüge im Bereich des Kammes des Rödeser Bergs sind nicht festgestellt worden. Der Kernbereich des nordwestlichen Reviers bei Ehringen zieht sich parallel zur Straße L 3075 bzw. der Bahnlinie bis etwa 1-2 km in die westlich gelegene Feldflur und umfasst auch die gesamte Ortschaft Ehringen. Die Feldflur sowie die Gewässer werden regelmäßig zur Nahrungssuche überflogen. Beim Abfliegen des Tales der Erpe sowie des Tales zwischen Ehringen und Niederelsungen kommt es in diesem Revier teilweise auch zum Überfliegen der angrenzenden Waldbereiche. Der Nistplatz dieses Paares befindet sich im Bereich des

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 34 SCHMAL + RATZBOR Waldstückes südlich von Ehringen am Landsberg in unmittelbarer Nachbarschaft zum vorhandenen Windpark. Im nordöstlichen Revier am Üffel befindet sich der Kernbereich eindeutig entlang der Dase zwischen Nieder- und Oberelsungen. Auch hier wird die Feldflur regelmäßig überflogen. Die Dase-Niederung bildet einen Aufenthaltsschwerpunkt. Der Nistplatz dieses Brutpaares befindet sich am Randhang des Üffels. Im südlichen Revier bei Elmarshausen nutzen die Rotmilane in den Jahren 2009 und 2010 kontinuierlich den Bereich entlang der Erpe, des Mühlenwassers und des Dusebaches zwischen Elmarshausen und Wolfhagen überwiegend bis zur L 3075 als Westgrenze des Reviers. Im Jahr 2011 wurde der Teil westlich der K94 zwischen Wolfhagen und Elmarshausen nicht mehr genutzt, vielmehr erstreckte sich das Revier nun entlang der Erpe und des Lohbachs über Philippinental hinaus bis außerhalb des 3.000 m-radius um das Vorhabensgebiet. Der in den Jahren 2009 und 2010 genutzte Nistplatz am Südrand des aufsteigenden Waldgebietes nordöstlich von Elmarshausen wurde im Jahr 2011 nicht mehr genutzt. Auch das Revier östlich von Nothfelden liegt nur mit einem Teilbereich innerhalb des UG. Dort umfasst es die Feldflur zwischen Filtz bzw. L3214 und Großem Bärenberg. Der zugehörige Horst entspricht offenbar dem in den Hinweisen der Staatlichen Vogelschutzwarte dargestellten Brutplatz östlich von Altenhasungen am Südrand des Großen Bärenbergs. Mäusebussardreviere wurden im Jahr 2011 nicht erneut erfasst. In den Vorjahren wurden fünf Reviere dieser Art innerhalb des 3.000-m-Radius festgestellt. Sie erstreckten sich regelmäßig von den erfassten Brutplätzen am Waldrand in das Offenland hinein, konnten aber anhand der Sichtungen der fliegenden Vögel nicht klar abgegrenzt werden. Die beiden Brutreviere westlich von Niederelsungen haben große Überschneidungen, da die beiden Brutplätze am Ostrand des Waldes nur etwa 250 m Abstand zueinander haben. In einem Jahr befand sich ein Bussardhorst auf dem ansteigenden, westlichenteil des Rödeser Berges im Bereich deutlich eingeschnittener Bachtäler deutlich unterhalb des Projektgebietes. Die beobachteten Abflüge waren erkennbar westlich orientiert. Der Brutplatz des Wespenbussards befand sich im Jahr 2010 im Bereich des Waldstückes am Landsberg in unmittelbarer Nachbarschaft zum vorhandenen Windpark südlich von Ehringen. Während der Erfassungstage im Jahr 2010 konnten Individuen dieser Art nur selten beobachtet werden, im Jahr 2011 wurden keine Wespenbussarde gesichtet. Von daher lassen sich nur aus der allgemeinen Lebensweise Rückschlüsse zur Raumnutzung ziehen. Da die Art i.d.r.. über strukturiertem Offenland mit Dauervegetation jagt, der Brutplatz sich aber im westlichen Randbereich des Waldes befindet, werden die Tiere vermutlich die offenen Flächen des Erpetals und die nordwestlich angrenzenden, ausgedehnten Kalk-Halbtrockenrasen auf dem Scheid, einem Muschelkalkrücken zwischen Ehringen und Volkmarsen, der die Habitatansprüche der Art in idealer Weise erfüllt, zur Jagd nutzen. Das Untersuchungsgebiet - wie auch das Vorhabensgebiet im Wald - werden unter diesen Voraussetzungen wahrscheinlich nicht überflogen, da vergleichbar attraktive Nahrungshabitate auf der südöstlichen Seite des Rödeser Berges nicht vorhanden sind. Der Turmfalke nutzt das Offenland westlich des Rödeser Berges, ist aber auch in anderen Offenlandbereichen wahrscheinlich. Sperber, mit einem Revier im UG vertreten, wurden ausschließlich im Wald und am Waldrand nördlich des Vorhabensgebietes gesehen. Die Vorkommen des Waldlaubsängers verteilten sich recht gleichmäßig in den Waldflächen des engeren Untersuchungsgebietes. Das Vorkommen des Teichrohrsänger beschränkt sich auf einen Teich am Westrand des UG. Schwarzspecht, Grünspecht und Buntspecht wurden im

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 35 SCHMAL + RATZBOR Wald rund um das Vorhabensgebiet, nicht aber im Vorhabensgebiet selbst nachgewiesen. Dagegen befindet sich ein Revier des Waldkauzes innerhalb des Vorhabensgebietes, jedoch nicht unmittelbar im Bereich eines geplanten Anlagenstandortes. Diese waldbewohnende Singvögel (Waldlaubsänger sowie Spechte und Eulen) haben hoch spezialisierte Lebensraumansprüche. Vor allem nutzen sie die besonderen klimatischen Bedingungen des Waldes. Diese Arten verlassen nur ausnahmsweise den schützenden Wald. Insofern werden Sie von den Auswirkungen der sich über der Waldkrone drehenden Rotoren der Windenergieanlagen in der Regel nicht berührt. Im Bereich der geplanten Anlagenstandorte befinden sich keine Höhlenbäume, die von Spechten und Eulen als Brutstätten genutzt werden könnten. Waldlaubsänger nutzen keine standortfesten Reviere sondern bauen jährlich neue, bodennahe Backofennester, so dass trotz möglicher Überbauung von kleinen Teilflächen innerhalb des Waldes mit (ehemaligen) Neststandorten der Fortbestand der Reviere nicht betroffen ist. Insgesamt wird das unterschiedlich strukturierte Untersuchungsgebiet entsprechend seiner Eignung als Lebensraum. Greifvögel jagen in der Regel in den Offenlandbereichen. Die geschlossenen Waldflächen haben für die erfassten Greifvögel keine Bedeutung als Nahrungshabitat und werden nur randlich bzw. zwischen benachbarten eingeschnittenen Talräumen überflogen. Dagegen beschränken sich die Waldvögel auf die Waldbestände, die sie i.d.r. durchaber nicht überfliegen. Nach Angaben der Staatlichen Vogelschutzwarte (VSW-FFM) besiedelte ein Schwarzstorch- Brutpaar nordöstlich der Autobahn A44 am Escheberg mehrere Wechselhorste. Weitere Brutpaare sind in Nordhessen bekannt. Auch das Erpetal und die vom Rödeser Berg zufließenden kleinen Bäche sowie die daran vereinzelt gelegenen Fischteiche werden von Schwarzstörchen als Nahrungsbiotop genutzt. Die direkte Verbindung zwischen dem Brutbereich des Schwarzstorchs am Escheberg und den Bachtälern des Erpesystems verläuft über dem Rödeser Berg. Die geplanten Anlagen stehen im rechten Winkel als Reihe zwischen dem Horststandort und den etwa 7,5 km bis 9 km entfernten potentiellen Nahrungshabitaten des Schwarzstorchs im Erpesystem. Die Entfernung der geplanten Windenergieanlagen zum Horst beträgt etwa 6,8 km. In keinem der drei Erfassungsjahre konnten während der KartiertermineTiere dieser Art weder in den potenziellen Nahrungsbiotopen beobachtet werden - was aufgrund der heimlichen Lebensweise auch nur selten glückt - noch konnten Überflüge von Schwarzstörchen festgestellt werden - die besonders augenfällig sind. Insofern ist es wahrscheinlich, dass die im Erpetal gesichteten Schwarzstörche aus anderen Brutrevieren stammen. Waldbewohnende Singvögel, wie Waldlaubsänger, sowie Spechte und Eulen haben hoch spezialisierte Lebensraumansprüche. Vor allem nutzen sie die besonderen klimatischen Bedingungen des Waldes. Diese Arten verlassen nur ausnahmsweise den schützenden Wald. Insofern werden Sie von den Auswirkungen der sich über der Waldkrone drehenden Rotoren der Windenergieanlagen in der Regel nicht berührt. 7 Prognose möglicher Auswirkungen des Vorhabens Neben der in Kapitel 5 durchgeführten Bewertung des Brutvogelbestandes bzw. der Bedeutung des untersuchten Gebietes wird im Folgenden vertiefend auf die oben genannten und für das Gebiet wertbestimmenden Vogelarten eingegangen. Dabei wird die Bestandsgröße und Bestandsentwicklung der jeweiligen Population sowie aufgrund der zur Zeit besten wissen-

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 36 SCHMAL + RATZBOR schaftlichen Erkenntnisse die allgemeine Empfindlichkeit der Arten gegenüber der Windenergienutzung dargestellt. Auf dieser Grundlage wird beurteilt, ob durch das Vorhaben eine überdurchschnittliche nachteilige Auswirkung auf den wertbestimmenden örtlichen Bestand ausgehen könnte. Die im Folgenden nicht behandelten Vogelarten - sind grundsätzlich unempfindlich gegenüber Windenergieanlagen (z.b. Waldlaubsänger u.a. Waldarten) und haben ihre Brutreviere in Sonderstrukturen (Röhrichte) außerhalb der Vorhabensflächen (z.b. Teichrohrsänger); - sind trotz vereinzelter Kollisionen grundsätzlich unempfindlich gegenüber dem artspezifischen Risiko von Kollisionsfolgen (Mäusebussard, Turmfalke, Sperber) bei grundsätzlich geringem Meideverhalten; - haben ihre Horste in einer so großen Entfernung zum geplanten Vorhaben, dass eine eingehende Betrachtung für die Zulässigkeitsentscheidung nicht erforderlich ist. Die entscheidungserheblichen Vogelarten Feldlerche, Rotmilan, Wespenbussard und Schwarzstorch sowie Eulen und Spechte werden hinsichtlich ihrer allgemeinen Empfindlichkeit gegenüber den Auswirkungen von Windenergieanlagen näher betrachtet. Aus den Bestandsnachweisen sowie den Ansprüchen und den Lebensweisen der Arten wird abgeleitet, ob am vorgesehenen Standort des Windparks oder in seinem Umfeld Bereiche mit besonderer Bedeutung oder besonderer Empfindlichkeit für die einzelnen Arten vorliegen. 7.1 Feldlerche Status und Bestand Für die Feldlerche wird ein deutschlandweiter Bestand von 2,1-3,2 Mio. Brutpaaren 10 angenommen (SÜDBECK et al. 2007). Die Feldlerche kommt in Hessen als Jahresvogel, Zugvogel und Überwinterer vor. Sie ist regelmäßiger Brutvogel in für sie geeigneten Lebensräumen in weiten Teilen des Landes in einer Größenordnung von mehr als 10.000 11 Brutpaaren (STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE HESSEN 2006). Empfindlichkeit gegenüber WEA In der zentralen Funddatei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesumweltamt Brandenburg 12 (DÜRR 2011) ist diese Art mit Stand 19.01.2011 mit 51 Kollisionsopferfunden aufgeführt. In Hessen ist bislang kein Schlagopfer der Feldlerche gefunden und gemeldet worden. Selbst wenn man eine hohe Dunkelziffer annähme, blieben Kollisionen mit WEA in Anbetracht der Bestandgröße und anderer, für die aktuelle Verbreitung wirksamerer Faktoren, wie die Art der landwirtschaftlichen Bodennutzung, ohne Auswirkungen auf den lokalen Bestand dieser Art. Nach diversen Untersuchungen in bestehenden Windparks ist absehbar, dass Feldlerchen keine nennenswerte Meidereaktion auf den Betrieb von WEA zeigen (Auswertung in REICHENBACH 10 11 12 SÜDBECK, P., BAUER H.G., BOSCHERT M., BOYE P., KNIEF W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung 30.Nov. 2007. IN: Berichte zum Vogelschutz (44), S. 23ff STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND & HGON (2006): Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, 9. Fassung Stand Juli 2006 DÜRR, T. (2011): Vogelverluste an Windenergieanlagen in Deutschland, Daten aus der zentralen Funddatei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesumweltamt Brandenburg, Stand 19.Januar 2011

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 37 SCHMAL + RATZBOR 13 et al.2005). Möglicherweise gehen bei WEA im Offenland in Folge der Anlage von Fundamenten, Wegen und Stellflächen potenzielle Brut- und Nahrungshabitate der bodenbrütenden Feldlerche verloren. Die betroffenen Habitatflächen wären aber nur ein kleiner Teil wesentlich größerer Brutreviere, in denen jährlich neue Nistplätze genutzt oder neue Nester an anderen Plätzen gebaut werden. Bei der gegebenen Brutdichte haben die Bodenbrüter hinreichende Ausweichmöglichkeiten, ohne dass sich die Brutdichte signifikant verändern würde. Damit wäre die Funktion der betroffenen Lebensstätten weiterhin erfüllt. Standortbezogene Beurteilung Im Untersuchungsgebiet befinden sich die Brutplätze der Feldlerche außerhalb der Vorhabenfläche, so dass auch keine geringfügigen Auswirkungen des geplanten Vorhabens zu besorgen sind. Der Bestand dieser Art ist im Projektgebiet vom Vorhaben nicht betroffen, da dieses im Wald und damit außerhalb ihres lokalen Verbreitungsgebietes geplant ist. 7.2 Rotmilan Status und Bestand Der Rotmilan fällt unter Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie (VS-RL) und ist im Anhang I VS-RL aufgeführt. Er ist nach Art. 7 BNatSchG eine streng geschützte Art. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands wurde der Rotmilan 2002 noch in der Vorwarnliste verzeichnet. Mit der Aktualisierung der Roten Liste (2007) wurde er als ungefährdet eingestuft. Die Bestände sind großräumig stabil und der Erhaltungszustand günstig. Die Anzahl der Rotmilan-Brutpaare in Deutschland wird aktuell auf 10.500 bis 14.000 eingeschätzt. In Hessen beträgt die Bestandsgröße etwa 900-1.100 BP (STAATLICHE VOGEL- 14 SCHUTZWARTE HESSEN, R.-PF. UND SAARLAND 2006 ). Die Bestandsdichte (in Brutpaare / 100 km²) ist in Hessen regional unterschiedlich mit Werten zwischen 1,0 und 8,8 BP/km² für die 1980er Jahren, Mitte der 1990er Jahre wurden auch Dichten von bis zu 12 BP/km² festgestellt. 15 Der hessische Bestand des Rotmilans wird als stabil eingeschätzt (HGON 1993-2000). Lebensweise und Ursachen von Bestandsveränderungen Regionale Bestandsrückgänge, insbesondere in Ostdeutschland, in den 1990er Jahren dürften im Wesentlichen auf geänderte Formen der Landbewirtschaftung, insbesondere den starken Rückgang des Anbaus von Futtergetreide (Anm.: gemeint ist der Rückgang des Feldfutteranbaus, 16 insbes. der Luzerne mit portionsweisem Schnitt) zurückzuführen sein (ABBO 2001, S. 161). 17 MAMMEN (1998) hebt als Ursache für deutliche Rückgänge beim Bruterfolg der Rotmilane seit 13 14 15 16 17 REICHENBACH, N. & STEINBORN, H. (ARSU, 2005): Langzeituntersuchung zum Konfliktthema Windkraft und Vögel, 4. Zwischenbericht und REICHENBACH, M. & STEINBORN, H. (ARSU, 2007): Langzeituntersuchung zum Konfliktthema Windkraft und Vögel, 6. Zwischenbericht. Im Auftrag der MMJ GmbH. STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND & HGON (2006): Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, 9. Fassung Stand Juli 2006 HESSISCHE GESLLSCHAFT FÜR ORNITHOLOGIE UND NATURSCHUTZ (HGON) (1993-2000): Avifauna von Hessen. Echzell. ABBO (2001) (Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. - Natur und Text, Rangsdorf MAM M EN, U. (1998): Zentrale Datenbank für Greifvögel. In: Der Falke 45, Heft 6, S. 164ff

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 38 SCHMAL + RATZBOR 1990 neben veränderten landwirtschaftlichen Produktionsweisen auch das Abdecken von Mülldeponien hervor. Für die zukünftige Entwicklung bei fortschreitendem Klimawandel wird prognostiziert, dass die Bestände des Rotmilans in Süd- und Mitteleuropa stark abnehmen und seinen Verbreitungsschwerpunkt in den westlichen und nördlichen Ostseeraum verlagern. Die derzeitig flächenhaften Vorkommen in Ost-, Mittel- und Süddeutschland sowie Frankreich, Italien und Spanien könnten zukünftig infolge der Lebensraumveränderung aufgegeben werden und auf eher punktuelle 18 Bestände in höheren Lagen beschränkt sein (HUNTLEY et al. 2008). Mit den Lebensraumverlusten wird ein deutlicher Bestandsrückgang verbunden sein (vgl. Abb. 13). Abbildung 13: Verbreitung des Rotmilan in Europa: links heute, rechts Prognose (HUNTLEY et al. 2008) Rotmilane bauen ihre Horste vorwiegend am Waldrand auf hohen Bäumen, macherorts werden auch kleinere Feldgehölze oder Baumreihen als Brutplätze genutzt. Die Jagd nach Beute erfolgt im Offenland, wobei je nach Angebot an Beutetieren das Jagdrevier unterschiedlich groß sein kann. Für das Forschungsprojekt Greifvögel und Windenergieanlagen: Problemanalyse und Lösungsvorschläge wurden im Teilprojekt Rotmilan insgesamt fünf Rotmilane mit Horststandorten nahe Windparks auf der Querfurter Platte (nahe Halle/Saale) und am Druiberg (nahe Badersleben, Sachsen-Anhalt) telemetriert und ihre Flugbewegungen ausgewertet (NABU 19 2008). Die Flugbewegungen eines der Rotmilane fanden zu 95 % auf einer Fläche von 5 km² statt. Das dabei überflogenen Gebiet war ca. 4 km lang und ca. 2 km breit und umfasste den überwiegenden Teil der Windparkfläche sowie deren unmittelbar angrenzenden Bereich. Ein anderer Rotmilan hatte eine weitaus größere home range von 76 km² Größe, wobei hier sowohl eine Windparkfläche als auch der Horststandort innerhalb des gesamten genutzten Gebietes eine eher randliche Lage aufwiesen. Keines der Überfluggebiete war auch nur annähernd kreisförmig mit einem mittig liegenden Horst. Vielmehr wichen die sehr unterschiedlich geformten Nutzungsflächen alle sehr deutlich von der idealisierten Kreisform ab. Ein 18 19 HUNTLEY, B., R. E. GREEN, Y. C. COLLINGHAM & S. G. W ILLIS (2008): A Climatic Atlas of European Breeding Birds. - Durham University & RSPB/BirdLife International. NABU (2008) Michael-Otto-Institut im NABU und Ökotop GbR: Greifvögel und W indkraftanlagen: Problemanalyse und Lösungsvorschläge. Teilprojekt Rotmilan. (FKZ 0327684). Abbildungen einer PPT-Präsentation einer Tagung der Projekt begleitenden Arbeitsgruppe vom 03.04.2008 in Berlin, unveröffentlicht.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 39 SCHMAL + RATZBOR Einfluss der Anlagenstandorte auf die Raumnutzung durch Rotmilane wurde bei der Untersuchung ebenfalls nicht deutlich. In der intensiven ackerbaulichen Nutzung der Flächen kann ein bestandsbeschränkenden Faktor für Rotmilanbrutpaare gesehen werden. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen weisen im Verlauf der Vegetationsentwicklung eine wechselhafte Bedeutung für die Rotmilan auf. Wintergetreide beispielweise erreicht in Frühjahr sehr schnell Bestandsschluss und die möglichen Beutetiere des Rotmilan sind innerhalb der dichten Bestände für ihn nicht auffindbar oder bejagbar. Nur im frühen Frühjahr und nach der Ernte können diese Flächen erfolgreich bejagt werden. Raps- oder Maisfelder kommen ebenfalls über längere Zeiten des Jahres nicht für die Rotmilan jagd in Frage. Grünlandflächen werden mehrmals im Jahr und oft kleinparzelliger gemäht und haben dementsprechend eine höhere Eignung. Hackfruchtäcker sind weniger geschlossen im Bestand, Schwarzbrachen werden bevorzug überflogen und bejagt. Im Zuge von flächenbezogenen Verhaltensbeobachtungen (NABU 2008) wurde festgestellt, dass neben der besonderen Bevorzugung von Grenzstrukturen Flächen mit niedrigem Bewuchs präferiert werden. Sie ermöglichen dem Rotmilan die Jagd auf Mäuse. Die Raumnutzung und die Reviergröße des Rotmilans orientiert sich an der landwirtschaftlichen Bodennutzung und damit am Futterangebot. In dem durch den Rotmilan genutzten Raum stehen sowohl von Jahr zu Jahr als auch im Jahresverlauf wechselnd, jeweils nur ein räumlich und quantitativ wechselnder Teil der Gesamtfläche zur Verfügung. Die artspezifische Reaktionsfähigkeit des Rotmilans befähigt ihn, dieses wechselnde Angebot der Kulturlandschaft - auch unter Einfluss weiterer Rahmenbedingungen wie inner- oder zwischenartlicher Konkurrenz - erfolgreich zu nutzen. 20 Nach den Angaben von HÖTKER et al. (2004) ist zu ermitteln, dass jedes Jahr deutschlandweit etwa 12.600 Jungvögel flügge werden. Anhand von Funden beringter Rotmilane schätzt man die Sterblichkeit im ersten Lebensjahr auf 45 % (also 5.700 Tiere), im zweiten Lebensjahr auf 33 % (also 2.300 Tiere) im dritten Lebensjahr auf 25 % (also 1.150 Tiere). Das maximal erreichbare Lebensalter liegt bei 30 Jahren. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei frei lebenden Vögeln beträgt aber nur knapp 3 Jahre. Jährlich werden etwa 3.450 Tiere geschlechtsreif und können Ausfälle bei den brütenden Individuen ersetzen. Bei gleichbleibender Bestandsgröße sterben jährlich etwa 12.600 Tiere oder wandern dauerhaft ab. Verhalten und Empfindlichkeit gegenüber WEA Rotmilane zeigen keine Meidung von Windparks und nutzen die zwischen den Anlagen befindlichen Flächen zur Jagd. Brutplätze des Rotmilans können im Umfeld von WEA in 21 22 wenigen hundert Meters Entfernung liegen (MAMMEN 2007, MAMMEN & MAMMEN 2008, 23 MÖCKEL & WIESNER 2007 ). In der Statusdarstellung des Rotmilanbestandes seitens der IUCN 20 21 22 23 HÖTKER, H., K. -M. THOMSEN U. H. KÖSTER (2004): Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel Fakten, Wissenslücken, Anforderungen an die Forschung, ornithologische Kriterien zum Ausbau von regenerativen Energiegewinnungsformen. Hrsg. Michael-Otto-Institut im NABU, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz; Förd.Nr. Z13-684 11.5/03 MAM M EN, U. (2007): Der Rotmilan als prioritäre Art des Vogelschutzes in Deutschland und Mitteleuropa. Vortrag beim Artenschutzsymposium Rotmilan der Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz in Schneverdingen (NNA) am 10.-11. Oktober 2007 ) MAM M EN, U. U. K. MAM M EN(ÖKOTOP GbR)(2008): Einschätzung der Situation des Rotmilans im Bereich des Vorranggebietes Lohberg westlich von Vacha. Im Auftrag der Gemeindeverwaltung Unterbreizbach. Unveröffentl., Halle Juli 2008. MÖCKEL R., WIESNER T. (2007): Zur W irkung von Windkraftanlagen auf die Brut- und Gastvögel in der Niederlasitz (Land Brandenburg). In: OTIS Zeitschrift für Ornithologie und Avifaunistik in Brandenburg und Berlin, Band 15 Sonderheft

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 40 SCHMAL + RATZBOR 24 (2007) wird als hauptsächliche Bedrohungen des Bestandes eine direkte oder indirekte Vergiftung, insbesondere in den Überwinterungsgebieten, und die Reduzierung der Nahrungsgrundlagen durch Veränderungen der landwirtschaftlichen Anbauweisen benannt. Weiterhin spielen Elektroleitungsverluste, Jagd und Fallen, Entwaldung, Eiersammeln und vielleicht auch eine Verdrängung durch den konkurrenzstärkeren Schwarzmilan eine Rolle. Die Schlagopfer bei Windkraftanlagen sind dort nicht angesprochen und fallen nicht unter die hauptsächlichen Bedrohungen des Bestandes. Diese Einschätzung deckt sich mit der Tatsache, dass seit etwa 1997 mit geringer Variabilität konstante Bestandszahlen des Rotmilans einer drastischen Zunahme der Windenergieanlagen, sowohl in ihrer Anzahl als auch hinsichtlich ihrer Höhe und Nennleistung, gegenüber stehen. Wenngleich nicht als bestandsbedrohend einzustufen, verunglücken Rotmilane relativ häufiger 25 an Windenergieanlagen als andere Vogelarten (DÜRR 2011). In Hessen sind bislang bei einem 26 Bestand von 613 WEA (Stand 31.12.2010, DEWI 2011) acht Schlagopfer des Rotmilans gefunden und gemeldet worden (DÜRR 2011, Stand 19.01.2011). Je ein Tier wurde in den Jahren 1998, 2001, 2003, 2004, 2005, 2006, 2009 und 2010 tot aufgefunden. Hinsichtlich des Rotmilans ermittelt sich die Kollisionswahrscheinlichkeit mit WEA bundesweit und unter Berücksichtigung einer Dunkelziffer durch die Verzehnfachung der gefundenen Unfallopfer auf etwa 1:200. Wird bei der Einschätzung der Dunkelziffer nicht HÖTKER et al. 27 28 (2004) sondern MAMMEN & MAMMEN (2008) gefolgt, so erhöht sich die Eintrittswahrscheinlichkeit auf 1:100. MAMMEN wendet zu Recht ein, dass in den östlichen Bundesländern Sachsen-Anhalt (2.000 bis 2.800), Mecklenburg-Vorpommern (1.400 bis 2.400 BP) und Brandenburg (1.100 bis 1.350 BP) der Rotmilanbestand deutlich höher ist, als in den anderen Flächenbundesländern (jeweils ca. 800 bis 1.000 BP) und dass deshalb die Kollisionswahrscheinlichkeit für diese Länder gesondert auf 1:35 ermittelt werden müsse. Folglich ist für Hessen eine Eintrittswahrscheinlichkeit von weniger als 1:200 oder 0,005 bzw. 0,5 % anzunehmen. Nach der guten fachlichen Praxis der Umweltplanung wäre diese Ereigniswahrscheinlichkeit als unwahrscheinlich (Eintrittswahrscheinlichkeit zwischen 0 % und 5 %) 29 (SCHOLLES in FÜRST / SCHOLLES 2008, S.371) zu klassifizieren. Bestände mit großer Populationsreserve werden durch Minimumfaktoren in ihrem Lebensraum beschränkt. Aus den Ursachen der Bestandsveränderung des Rotmilans ist herzuleiten, dass - nachdem die direkte Bejagung als limitierender Faktor entfallen war - insbesondere die 24 25 26 27 28 29 IUCN (2007): International Union for Conservation of Nature and Natural Resources http://www.iucnredlist.org/search/details.php/13554/summ DÜRR, T. (2011): Vogelverluste an Windenergieanlagen in Deutschland. Daten aus der zentralen Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg. Stand: 19.01.2011. DEW I GM BH(2011): Status der Windenergienutzung in Deutschland - Stand 31.12.2010 HÖTKER, H., K. -M. THOMSEN U. H. KÖSTER (2004): Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel Fakten, Wissenslücken, Anforderungen an die Forschung, ornithologische Kriterien zum Ausbau von regenerativen Energiegewinnungsformen. Hrsg. Michael-Otto-Institut im NABU, gefördert vom Bundesamt für Naturschutz; Förd.Nr. Z13-684 11.5/03 MAM M EN, U. U. K. MAM M EN(ÖKOTOP GbR)(2008): Einschätzung der Situation des Rotmilans im Bereich des Vorranggebietes Lohberg westlich von Vacha. Im Auftrag der Gemeindeverwaltung Unterbreizbach. Unveröffentl., Halle Juli 2008. FÜRST/SCHOLLES (Hg., 2008): Handbuch Theorien und Methoden der Raum- und Umweltplanung

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 41 SCHMAL + RATZBOR Änderung der landwirtschaftlichen Bodennutzung die Nahrungsgrundlage für örtliche Bestände in erheblichem Umfang verschlechtert hat. Daraus folgert, dass der Minimumfaktor für den Rotmilan in Deutschland die Reviere sind. Genau genommen sind es die sicheren Brutplätze mit hinreichenden Nahrungsressourcen in ausreichender Nähe. Dies betrifft vor allem die Jungenaufzucht während der Nestlingszeit. Die artspezifische Variabilität im Territorialverhalten des Rotmilans beinhaltet ökologische Mechanismen, die in der Regel eine den Bruterfolg schädigende Überbesiedlung einer Region durch Verdrängung verhindern. Das Verhalten wird durch Umweltfaktoren, insbesondere das Nahrungs- oder Brutplatzangebot, bestimmt. Dabei setzen sich meist erfahrene Brutvögel durch. Das Ergebnis dieses Mechanismus ist die Populationsreserve, aus der heraus, als weiteres Ergebnis, verwaiste Reviere wieder besiedelt werden. Insofern wirken sich Individualverluste im Regelfall nicht unmittelbar auf den Brutbestand aus. Erst wenn die Sterblichkeit nicht mehr vom Bestandszuwachs - in Deutschland werden jährlich etwa 3.450 Tiere geschlechtsreif - ausgeglichen werden kann, sinkt das Alter, in dem erstmalig gebrütet wird. Dieses Phänomen tritt auch auf, wenn neue Lebensräume erschlossen werden. Rotmilane werden im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. In Deutschland brüten sie in der Regel im vierten Lebensjahr. In der Schweiz, in der in den letzten Jahren die ursprünglichen Lebensräume wieder besiedelt wurden, brüten sie im dritten Lebensjahr. In England, Schottland und Wales, wo Rotmilane sich zur Zeit sehr stark ausbreitet, brüten sie bereits im zweiten Lebensjahr. Erst wenn die Populationsreserve 30 aufgezehrt ist, sinkt der Brutbestand bzw. verkleinern sich die Brutareale (NNA 2007). Um Wissenslücken zu schließen, aber auch um der Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland nach Art 12 Abs. 4 der FFH-Richtlinie nachzukommen, wurde ein Forschungsvorhaben durch das BMU gefördert. Die Felduntersuchungen wurden im Wesentlichen 2008 31 bis 2010 durchgeführt. Die Endergebnisse werden zur Zeit erarbeitet. Zwischenergebnisse sind den projektbegleitenden Arbeitsgruppen vorgestellt worden und im Internet veröffentlicht. Diese Forschungsergebnisse belegen erstmalig wissenschaftlich aufgearbeitet die Folgen der Windenergienutzung für Seeadler (Felduntersuchungen noch nicht abgeschlossen), Rotmilan und Wiesenweihe. Zusätzlich wurden die Effekte von Windparks auf die Trends der Populationsentwicklung weiterer Arten untersucht. Auf 225 Monitoringflächen unterschiedlicher Größe, verteilt über das ganze Bundesgebiet, wurden die Populationsdaten von Rotmilan, Schwarzmilan, Seeadler, Mäusebussard, Wespenbussard, Baumfalke, Turmfalke, Habicht, Sperber und Rohrweihe erhoben (Monitoring 32 of European Raptors and Owls ). Die Ergebnisse wurden in Beziehung gesetzt zu Daten von Windenergieanlagen und Windparks. Die Leistung und die Zahl von WEA ist im Betrachtungszeitraum 1991-2006 erheblich gestiegen. Die Bestandsgröße, die Bestandsdichte und der Bruterfolg der betrachteten Greifvögel blieb in diesem Zeitraum weitgehend stabil. Beim Seeadler wurde eine erhebliche Bestandszunahme festgestellt. Andere Arten, wie Turmfalke, Wespenbussard oder Baumfalke, wiesen Schwankungen der Bestandsgröße im Rahmen von 5% pro Jahr auf. Es konnten keine signifikanten Korrelationen zwischen der Entwicklung der Windenergienutzung in Deutschland und dem Bestand, der Bestandsdichte und dem Bruterfolg 30 31 Norddeutsche Naturschutzakademie NNA (2007): Artenschutzsymposium Rotmilan der Alfred-Töpfer-Akademie für Naturschutz in Schneverdingen (NNA) am 10.-11. Oktober 2007 Michael-Otto-Institut im NABU (in Vorbereitung): Greifvögel und Windkraftanlagen: Problemanalyse und Lösungsvorschläge (FKZ 0327684). Gefördert vom BMU, Ergebnisse veröffentlicht unter http://bergenhusen.nabu.de/forschung/greifvoegel/ (Aktuelle Abfrage v. 04.04.2011). 32 Monitoring of European Raptors and Owls, veröffentlicht unter (Aktuelle Abfrage 04.04.2011). http://www.greifvogelmonitoring.de

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 42 SCHMAL + RATZBOR der untersuchten Arten festgestellt werden (RASRAN, HÖTKER, MAMMEN, DÜRR 2008 34 RASRAN, MAMMEN, GRAJETZKY 2010 ). Die bisherigen Forschungsergebnisse belegen, dass hinsichtlich der relevanten Greifvögel, einschließlich des Rotmilans, keine Folgen von Kollisionen einzelner Individuen an WEA oder andere Auswirkungen der Windenergienutzung auf Bestand und Bruterfolg dieser Arten mit wissenschaftlichen Methoden feststellbar sind. Standortbezogene Bewertung Das Untersuchungsgebiet mit einer Größe von ca. 40 km² umfasst drei Reviere des Rotmilans weitgehend vollständig sowie Teilbereiche eines weiteren Reviers. Dies entspricht mit ca. 8,75 BP/100 km² im Vergleich zu anderen Gebieten in Nordhessen (vgl. HGON 1993-2000) 35 einer mittleren Dichte. Hinsichtlich der Flächennutzung des Rotmilans im Untersuchungsgebiet kann festgestellt werden, dass die Flächen des Projektsgebietes nicht zum Nahrungsraum für den Rotmilan gehörten. Das Projektgebiet ist kein Teil eines Rotmilanrevieres. Die Rotmilane nutzten die Offenlandflächen im Umfeld des zusammenhängenden Waldes als Jagdgebiet, die einzelnen Brutpaare blieben aber auf ihren jeweiligen Seiten des Waldes. Lediglich das nordwestliche Brutpaare wurde mehrfach seitlich der den Wald querenden Kreisstraße auch über Waldflächen beobachtet, blieb dabei aber im näheren Umfeld der Straßen. Die Fläche des Projektgebietes wurde in der Kartierzeit nicht vom Rotmilan überflogen. An den nahegelegenen Waldrändern nördlich und östlich des Vorhabensgebietes befanden sich keine Brutplätze des Rotmilans. Besondere räumliche Schwerpunkte der Jagd wurden während der Kartierzeit im Bereich der Fließgewässer und Grünlandflächen festgestellt. Mit Beginn der Ernte und im Zusammenhang mit anderen Tätigkeiten der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung werden die Flächennutzungen durch den Rotmilan im Bereich des Offenlandes variieren. Der Bestand des Rotmilans im Untersuchungsgebiet ist vom Vorhaben nicht betroffen. Die Reviere der Rotmilanbrutpaare befinden sich randlich des zusammenhängenden Waldgebietes. Die inneren Waldflächen gehören nicht zu den Nahrungsräumen der Rotmilane und werden im Bereich des Projektgebietes und der großflächig angrenzenden Bereiche in der Brutzeit nicht von Rotmilanen überflogen. 33 und 33 34 35 RASRAN, L., HÖTKER, H., MAM M EN, U. (2008a): Effext of wind farms on population trends and breeding success of Red Kites and other birds of prey RASRAN, L., HÖTKER, H., DÜRR, T. (2008b): Analysis of collision victims in Germany Beide Vorträge in: Birds of Prey and Windfarms: Analysis of Problems and possible solutions. Documentation of an international workshop in Berlin, 21st and 22nd October in Berlin RASRAN, L. (2010a): Teilprojekt Greifvogelmonitoring und W indkraftentwicklung auf Kontrollflächen in Deutschland RASRAN, L, M AM M EN, U. & GRAJETZKY, B. (2010b) Modellrechnungen zur Risikoabschätzung für Individuen und Populationen von Greifvögeln aufgrund der Windkraftentwicklung Beide Vorträge mit Präsentation auf der Abschlusstagung des Projekts Greifvögel und Windkraftanlagen: Problemanalyse und Lösungsvorschläge am 08.11.2010 in Berlin HESSISCHE GESLLSCHAFT FÜR ORNITHOLOGIE UND NATURSCHUTZ (HGON) (1993-2000): Avifauna von Hessen. Echzell.

Brutvogelkartierung WP Wolfhagen 2009, 2010, 2011 43 SCHMAL + RATZBOR 7.3 Wespenbussard Status und Bestand Der Wespenbussard ist ein regelmäßig hier brütender heimischer Vogel mit Schwerpunkt des Vorkommens in Osteuropa. Er ist eine Art des Anhangs 1 der EG-Vogelschutzrichtlinie und nach Art. 7 BNatSchG eine streng geschützte Art. In der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel von Deutschland wurde er bis zum Jahr 2006 als ungefährdet, in der Neufassung des Jahres 2007 in der Vorwarnliste (V) geführt. Als Risikofaktoren sind dort verstärkte, direkte, konkret absehbare, menschliche Einwirkungen beschrieben. In der Roten Liste Hessen wird die Art unverändert (1997, 2006) in der 36 Vorwarnstufe geführt (STAATL. VOGELSCHUTZWARTE u. HGON 2006). Die Bestandsgröße des Wespenbussards in Deutschland liegt aktuell bei etwa 3.800 bis 5.000 37 Brutpaaren (SÜDBECK et al 2007). Dies entspricht fast exakt der Bestandschätzung aus dem Jahr 38 1999 von 3.800 bis 5.200 Brutpaaren (BAUER et al 2002 ). In Hessen wird der Bestand nach den Angaben der Roten Liste von 2006 auf 500 bis 600 Brutpaare geschätzt (STAATL. VOGEL- SCHUTZWARTE u. HGON 2006). Dagegen schätzt HORMANN (zitiert in MEBS u.schmidt 2006) 39 den hessischen Brutbestand auf 300 bis 400 Brutpaare. Abbildung 14: Schätzwerte des Wespenbussard-Brutbestandes in den Bundesländern (MEBS UND SCHMIDT 2006) 36 37 38 39 STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND SAARLAND & HGON (2006): Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens, 9. Fassung Stand Juli 2006 SÜDBECK, P., BAUER H.G., BOSCHERT M., BOYE P., KNIEF W. (2007): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung 30.Nov. 2007. IN: Berichte zum Vogelschutz (44), S. 23ff BAUER, H.-G., P. BERTHOLD, P. BOYE, W. KNIEF, P. SÜDBECK U. K. W ITT (2002): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands 3., überarbeitete Fassung, 8.5.2002. Ber. Vogelschutz 39: 13 60. MEBS, TH.; SCHMIDT, D. (2006): Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Biologie, Kennzeichen, Bestände.