Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra Modul Entwicklungen fördern Vorlesung Sportpädagogik Baustein 3 Wie können Menschen zum Sporttreiben bewegt werden? Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes SS 2018 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 1
Gliederung 1. Was versteht man unter Sportpädagogik? 2. Was ist Sport? 3. Was versteht man unter Bildung und Erziehung? 4. Wie kann die Sportpädagogik in die Bewegungskultur einführen und für das lebenslange Sporttreiben motivieren? 5. Inwieweit kann der Sport die Persönlichkeitsentwicklung fördern? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 2
Gliederung Wie viele Menschen treiben Sport? Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen Sport? Welche Bedeutung haben Einstellungen und Motive? Wie kann man Einstellungen und Motive erfassen? Wie kann man Verhalten verändern? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 3
TKK-Studie 2016 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 4
TKK-Studien im Vergleich 2007 2013 2016 Antisportler 20 20 18 Sportmuffel (selten Sport) 24 32 30 Gelegenheitssportler (1-3 h / Woche) 34 27 29 Freizeitsportler (3-5 h/ Woche 16 13 14 Intensivsportler (> 5 h/ Woche) 6 6 7 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 5
BAT-Freizeitforschungsinstitut Sport? Angaben in Prozent 2000 2008 Nicht-Sportinteressierte 35 31 Sportinteressierte 31 21 Gelegenheitssportler 15 18 Aktivsportler 18 29 Leistungssportler 1 1 (Opaschowski, 2008) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 6
Robert Koch-Institut 2014 kein Sport < 2 h/ Woche 2-4 h / Woche > 4 h / Woche Frauen 34,3 25,1 23,3 17,3 Männer 34,2 19,3 21,1 25,4 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2014). Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie»Gesundheit in Deutschland aktuell 2012«. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: Autor. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 7
Opaschowski (2000) Opaschowski (2008) Zusammenfassung Nichtsportler Gelegenheitssportler Einmal pro Woche 52 15 19 66 18 30 RKI (2014) 34 22 44 TKK (2007) 52 27 19 TKK (2013) 44 34 22 TKK (2016) 48 29 21 Mehrmals pro Woche Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 8
Die Deutsche Nichtbeweger-Studie Die Datenerhebung wurde durch die Barmer Krankenkasse finanziert. Repräsentative Daten über Bewegungsverhalten und empfundene Barrieren zu mehr Bewegung bei Erwachsenen wurden über das GfK I-Panel zum Thema Sport und Bewegung Ende des Jahres 2005 erhoben. Das I-Panel befragt regelmäßig 10.000 deutsche Jugendliche und Erwachsene in Privathaushalten, teils auf schriftlichem Wege, teils online. Das Panel ist reprä sentativ nach regionalen und soziodemografischen Merkmalen und zeichnet sich durch hohe Rücklaufquoten (n = 9457 > 80 %) aus. Rütten (2007) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 9
Die Deutsche Nichtbeweger-Studie Ausreichend Bewegung = körperliche Aktivitäten im Alltag, bei denen Sie mindestens ein bisschen außer Atem kommen, z. B. die Sie während der Arbeit machen, um von einem Ort zum Anderen zu gelangen oder die Teil Ihrer Haus- und Gartenarbeit sind (z. B. zügiges Gehen, zügiges Radfahren, Gartenarbeit, Hausarbeiten). Nicht-Beweger Ausreichend-Beweger 2087 7370 22 % 78 % Rütten (2007) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 10
Gliederung Wie viele Menschen treiben Sport? Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen Sport? Welche Bedeutung haben Einstellungen und Motive? Wie kann man Einstellungen und Motive erfassen? Wie kann man Verhalten verändern? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 11
Nichtbewegen, Geschlecht und Alter OR = Odds Ratio = Verhältnis der Betroffenen/Nichtbetroffenen OR 1 = keine Unterschiede; OR > 1 = stärkere Betroffenheit; OR < 1= geringere Betroffenheit (Rütten, 2007) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 12
Nichtbewegen und Schulbildung Rütten (2007) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 13
Nichtbewegen und Haushaltseinkommen Rütten (2007) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 14
Nichtbewegen und Barrieren Rütten (2007) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 15
Die Ausreden der Couch-Potatoes Prozent Fehlende Motivation 50 Krankheit, Übergewicht 37 keine Zeit (beruflich) 35 schlechtes Wetter 34 keine Zeit (familiär) 25 fehlende Trainingspartner 22 zu teuer 17 kein Interesse 11 Verletzungsgefahr 11 schäme mich 6 scheue den Leistungsvergleich 6 (TK-Studie 2016) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 16
Begründungen sportbezogener Inaktivität Älterer Person physische Ebene: Fitness, Gesundheit, Krankheit psycho-physische Ebene: zu anstrengend psychische Ebene: fehlende positive Erwartungen, Umwelt soziale Ebene: negatives Altersbild, fehlende soz. Unterstützung ökologische Ebene: Beruf, Zeitmangel, fehlende Angebote historische Ebene: ungünstige sportbezogene Sozialisation (Schick, 1998) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 17
Primäre und sekundäre Barrieren Älterer Primäre Barrieren (prohibitors): Faktoren, die die Sportausübung verhindern Sekundäre Barrieren (limitors): Faktoren, die die Sportausübung behindern überwiegend überwindbare sekundäre Barrieren behindern bei Älteren die Sportausübung insbesondere bei mangelnder intrinsischer Motivation (z. B. fehlende positive Erwartungen) (Schick, 1998) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 18
Gliederung Wie viele Menschen treiben Sport? Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen Sport? Welche Bedeutung haben Einstellungen und Motive? Wie kann man Einstellungen und Motive erfassen? Wie kann man Verhalten verändern? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 19
Beweggründe für das Sich-Bewegen Motive und Motivation Affekt Antrieb Bedürfnis Drang Einstellung Gefühl Interesse Lust Stimmung Trieb Wille Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 20
Motivation Umfassende Bezeichnung für bewusste und unbewusste, angeborene und erlernte psychische Prozesses und Zustände, die die Umgangssprache mit den Begriffen Affekt, Antrieb, Bedürfnis, Drang, Einstellung, Gefühl, Interesse, Lust, Stimmung, Trieb, Wille, Wunsch usw. beschreibt (Gabler, 2003, S. 377). Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 21
Motivation Motivation ist ein situationsabhängiges, aktuelles und möglicherweise kurzfristiges Geschehen. Man bezeichnet damit alle aktuellen Faktoren und Prozesse, die unter gegebenen situativen Anregungsbedingungen zu Handlungen führen und diese bis zum Abschluß in Gang halten (Eberspächer, 1982, S. 53). Beckmann et al. (2009, S.. 512) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 22
Motiv Der Erklärungsbegriff Motiv soll auf überdauernde Voreingenommenheiten kognitiver Prozesse verweisen, mit denen die einzelnen Individuen die gleiche Situation verschieden auffassen und den Ausgang ihres Handelns und dessen Folgen verschieden bewerten (Heckhausen, 1974, zitiert nach Eberspächer, 1982, S. 53). Mit dem Begriff Motiv wird das Dispositionelle, das Persönlichkeitsspezifische, das Überdauernde an der Motivation hervorgehoben (Gabler, 2003, S. 377). Ein Motiv ruft Verhalten hervor und gibt ihm Energie und Richtung. Wenn ein Motiv wirksam wird, befinden wir uns im Zustand der Motivation (Atkinson, et al. 2001, S. 343). Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 23
Faktoren der Motivation Personengebundene Aspekte Persönlichkeitseigenschaften Allgemeine Grundbedürfnisse und Motive Sportbezogene Einstellungen Fähigkeiten und Fertigkeiten Situationsbezogene Aspekte Aufforderungscharakter der Aufgabe Barrieren (objektiv und subjektiv) etc. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 24
http://niklasbringtdieweltinordnung.wordpress.com/2012/03/19/abraham-maslow-und-seine-pyramide/ Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 25
Extrinsische und intrinsische Motivation Ausmaß, in dem die Zielintension mit persönlichen Interessen und Werten übereinstimmen external: Gründe für Aktivität kommen von außen introjiziert: Gründe werden akzeptiert, sind aber noch nicht verinnerlicht identifiziert: Gründe sind verinnerlicht intrinsisch: Gründe liegen im Sporttreiben selbst Göhner und Fuchs, 2007, S. 10 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 26
Sporttreiben als Bestandteil des Lebenskonzepts Sport muss Sinn machen (Nitsch, 1986) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 27
Flow - eine spezielle Form der intrinsischen Motivation Csikszentmihalyi, M. (1987). Das flow-erlebnis: Jenseits von Angst und Langeweile. Stuttgart: Klett-Cotta. Was bringt Menschen dazu stunden- oder tagelang ein und derselben Tätigkeit (z. B. Felsklettern, Schachspielen, Computerspielen, Operieren etc.) nachzugehen und dabei Raum und Zeit zu verlieren? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 28
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 29
Kennzeichen von Flow Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein Selbstvergessenheit, Transzendenz mit Leichtigkeit konzentrieren Handlung und Umfeld kontrollieren unmittelbare und eindeutige Rückmeldungen verändertes Zeitgefühl klar strukturierte Handlungen eindeutige Ziele Fähigkeiten entsprechen den Anforderungen der Situation Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 30
Einstellung Eine Einstellung ist ein mentaler und neuraler Bereitschaftszustand, der durch die Erfahrung strukturiert ist, und einen steuernden oder dynamischen Einfluß auf die Reaktionen eines Individuums gegenüber allen Objekten und Situationen hat, mit denen dieses Individuum eine Beziehung eingeht (Allport, 1935, zitiert nach Triandis, 1975, S. 4). (Triandis, 1975, 5) Einstellungen sind mentale und neurale Bereitschaftszustände, die immer auf ein bestimmtes Objekt oder ein bestimmtes Verhalten, wie z. B. sportliche Aktivität, bezogen sind. Sie beinhalten kognitive, affektive und verhaltensorientierte Aspekte. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 31
Gliederung Wie viele Menschen treiben Sport? Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen Sport? Welche Bedeutung haben Einstellungen und Motive? Wie kann man Einstellungen und Motive erfassen? Wie kann man Verhalten verändern? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 32
Sportbezogene Einstellungsskalen Attitude Towards Physical Activity Skalen von Kenyon (1968) ATPA-D-Skalen zur Erfassung der Einstellung gegenübersportlicher Aktivität und Motivpräferenzliste von Singer, Eberspächer, Bös & Rehs (1980) Siehe: http://www.sportpaedagogik-sb.de/motive.html ATPA-D-Skalen (Fragebogen zur Motivation gegenüber dem Sporttreiben) von Schwenkmezger et al. (2000) Siehe: http://www.sportpaedagogik-sb.de/atpad.html Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 33
Motivpräferenzliste nach Singer et al. (1980) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 34
Eigene Untersuchung zu sportbezogenen Einstellungen bei Jugendlichen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 35
Fragestellungen Unterscheiden sich Jugendliche unterschiedlicher Nationalität hinsichtlich ihrer Einstellungen gegenüber dem Sporttreiben? Lassen sich aufgrund der Ausprägung der verschiedenen Einstellungsdimensionen unterschiedliche Cluster identifizieren? Wie lassen sich diese Cluster beschreiben? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 36
Personenstichprobe N M (Jahre) SD (Jahre) Gesamtstichprobe 1274 16,5 0,9 Jungen 680 16,5 0,9 Mädchen 594 16,4 0,9 Deutschland 278 16,1 1,2 England 131 17,0 0,7 Japan 152 16,8 0,4 Luxemburg 94 16,5 1,0 Syrien 200 16,0 0,0 Peru 230 16,3 0,8 Chile 189 17,1 0,7 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 37
Variablenstichprobe ATPA-D-Skalen (Schwenkmezger et al., 2000) Erfassung der Einstellung in den Dimensionen: Geselligkeit Kartharsis Gesundheit Risiko Ästhetik Askese Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 38
Sportbezogene Einstellungen bei Jugendlichen im internationalen Vergleich 27 26 25 24 23 Einstellungsscores 22 21 20 19 18 17 16 15 14 Japan Luxemburg Deutschland Syrien England Peru Chile Geselligkeit Katharsis Gesundheit Risiko Ästhetik Askese Einstellungsdimension Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 39
Ergebnis der Varianzanalyse F p Partielles Eta-quadrat 1. Einstellungsdimension 275,6 0,000 0,18 2. Geschlecht 34,3 0,000 0,03 3. Nation 6,7 0,000 0,03 Interaktion 1 x 2 59,4 0,000 0,05 Interaktion 1 x 3 21,3 0,000 0,09 Interaktion 2 x 3 3,4 0,003 0,02 Interaktion 1 x 2 x 3 3,1 0,000 0,01 Eta-Quadrat Interpretation < 0,06 = kleiner Effekt, 0,06-0,14 = mittlerer Effekt, > 0,14 = großer Effekt Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 40
30 Ergebnis der Clusteranalyse 28 26 24 22 Einstellungsscores 20 18 16 14 12 10 C1: Gesellige, wettkampfferne Wenigsportler (n=237; 66 % Mädchen; 56 % maximal einmal pro Woche Sport) C2: Mehrperspektivische Allroundsportler (n=329; 66 % Jungen; 81 % mindestens drei Mal pro Woche Sport) C3: Ästheten ohne Leistungsambitionen (n=439; 57 % Mädchen; 50 % mindestens drei Mal pro Woche Sport) C4: Mehrperspektivische Wettkämpfer ohne Ästhetikbezug (n=269; 72 % Jungen; 73 % mindestens drei Mal pro Woche Sport) 8 Geselligkeit Katharsis Gesundheit Risiko Ästhetik Askese Einstellungsdimension Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 41
Mittlerer Einstellungswert 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 Japan Luxemburg Deutschland Syrien England Peru Chile Ergebnis der Varianzanalyse 1 2 3 4 Cluster Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 42
Zusammenfassung die globale Verbreitung eines einheitlichen Sportbildes durch die Medien führt zu vergleichbaren Vorstellung von dem was Sport ist die Einstellungen gegenüber dem Sporttreiben sind weltweit relativ unabhängig von den kulturellen, religiösen, finanziellen Rahmenbedingungen sowie der Ausprägung des Leistungssportsystem die medial vermittelten Erwartungen und die persönlich gesammelten Erfahrungen führen zur Entwicklung spezifischer Einstellungsmuster Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 43
Sporttypen nach Sudeck (2011) Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 44
http://www.zssw.unibe.ch/befragungen/sportberatung/motivtypenbeschreibung_2010.pdf http://www.zssw.unibe.ch/befragungen/sportberatung/bmzi_klein.pdf Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 45
Gliederung Wie viele Menschen treiben Sport? Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen Sport? Welche Bedeutung haben Einstellungen und Motive? Wie kann man Einstellungen und Motive erfassen? Wie kann man Verhalten verändern? Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 46
FIT-Stufen-Modell Four Steps from Inactivity to Activity Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 47
Brehm, et al. 2010 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 48
Maßnahmen entsprechend der Modellvorstellung 1. Absichtslos 2.Nachdenken 3. Vorbereitung 4. Ausprobieren 5. Fluktuieren 6. Aufrechterhaltung Informieren und motivieren (z. B. Trimm- Dich-Aktion des DSB 1970) personenbezogene Informationen; Vorteile des neuen Verhaltens aufzeigen Barrieren relativieren; Angebote machen; konkrete und realistische Ziele formulieren Schnupperangebote; Kompetenzüberzeugungen entwickeln und Spaß vermitteln Rückfallprophylaxe; ermutigen Neues auszuprobieren; Unterstützungssysteme aufbauen; Motivbündel entwickeln Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 49
Gliederung Wie viele Menschen treiben Sport? Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen Sport? Welche Bedeutung haben Einstellungen und Motive? Wie kann man Einstellungen und Motive erfassen? Wie kann man Verhalten verändern? Konsequenzen Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 50
Sport muss Spaß machen Opaschowski, 2008 Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 51
Was ist Spaß? Spaß bedeutet umfassende Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse, Erwartungen, Einstellungen und Motive Die Gründe für das Sporttreiben sind sehr unterschiedlich Ein Motiv alleine reicht nicht aus, um eine dauerhafte Sportpartizipation zu gewährleisten Gesundheitsmotiv ein gutes Einsteiger-, aber ein schlechtes Dabeibleibermotiv Motivation zum Sporttreiben im Zuge der Zeit auf eine breitere Basis stellen, indem Motivbündel entwickelt werden. Mehrperspektivisch auch im Gesundheitssport arbeiten Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 52
Bedürfnisorientiertes Arbeiten im Sport Menschen dort abholen, wo sie stehen Analyse der Gesundheit und Fitness Analyse der bisherigen sportlichen Sozialisation Analyse der Stufe der Verhaltensintention und -änderung Analyse der Einstellungen und Erwartungen Differenzierte bedürfnisorientierte Programme anbieten persönliche Fähigkeiten und Fertigkeiten müssen mit Anforderungen korrespondieren Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 53
Leistungsmotivation Motivieren durch differenzierte Verstärkung Motivieren durch Erhöhung des Aufforderungscharakters der Aufgabenstellung Motivieren durch Schaffung von Realisierungsmöglichkeiten für Eigeninitiative "Es macht also einen Unterschied, ob man sich herumgestoßen sieht, sich als Spielball äußerer Kräfte fühlt oder ob man sich als Herr seines Handelns erlebt" (Heckhausen 1976, S. 588). Nicht Alles vorgeben. Selbstbestimmt handeln lassen! Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 54
Zusammenfassung Erschließung der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur beinhaltet die intrinsische Motivation zum lebenslangen Sporttreiben Externale Gründe (z. B. Gesundheit) müssen ergänzt oder abgelöst werden von intrinsischen Beweggründen Sporttreiben muss Bestandteil des Lebenskonzepts sein. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 55
Literatur Atkinson, R. L., Atkinson, R. C., Smith, E. E., Bem, D. J., & Nolen-Hoeksema, S. (2001). Hilgards Einführung in die Psychologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Beckmann, J., Fröhlich, S., & Elbe, A.-M. (2009). In. W. Schlicht, & B. Strauß (Hrsg.), Grundlagen der Psychologie (S.511-562). Göttingen: Hogrefe. Brehm, W., Duan, Y. P., Mair, T., Strobl, H., & Tittlbach, S. (2010). Körperlich-sportliche Aktivität als Gesundheitsverhalten: Das FIT- Stufen-Modell. Bayreuther Beiträge zur Sportwissenschaft Heft 12. Bayreuth: Universität. Conzelmann, A. (2012). Das Berner Motiv- und Zielinventar im Freizeit- und Gesundheitssport. Anleitung zur Bestimmung von Motivprofilen und motivbasierten Sporttypen. Universität Bern. URL : http://www.zssw.unibe.ch/befragungen/sportberatung/bmzi_klein.pdf Csikszentmihalyi, M. (1987). Das flow-erlebnis: Jenseits von Angst und Langeweile. Stuttgart: Klett-Cotta. Eberspächer, H. (1982). Sportpsychologie. Reinbek bei Hamburg: rororo. Gabler, H. (2003). Motivation. In P. Röthig, & R. Prohl, Sportwissenschaftliches Lexikon (S. 377). Schorndorf: Hofmann. Göhner, W., & Fuchs, R. (2007). Änderung des Gesundheitsverhaltens. MoVo-Gruppenprogramme für körperliche Aktivität und Gesunde Ernährung. Göttingen: Hogrefe. Kenyon, G. S. (1968a). A conceptual model for characterising physical activity. Research Quarterly, 39, 96 105. Kenyon, G. S. (1968b). Six scales for assessing attitude toward physical activity. Research Quarterly, 39, 566 574. Kurz, D. (2000). Pädagogische Perspektiven für den Schulsport. Körpererziehung, 50, 72 78. Kurz, D. (2004). Von der Vielfalt sportlichen Sinns zu den pädagogischen Perspektiven im Schulsport. In E. Balz & P. Neumann (Hrsg.), Mehrperspektivischer Sportunterricht (S. 57-70). Schorndorf: Hofman. NITSCH, J. (1986). Zur handlungstheoretischen Grundlegung der Sportpsychologie. In: GABLER, H./ NITSCH, J.R./ SINGER, R. (Hrsg.): Einführung in die Sportpsychologie. Hofmann, Schorndorf, 188-270. Opaschowski, H. W. (1995). Neue Trends im Freizeitsport. Hamburg: B. A. T. Freizeitforschungsinstitut. Opaschowski, H. W. (2008). Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Gütersloh: Gütersloher Verlagsgruppe. Pahmeier, I. & König, A. (1997). Zur Bedeutung der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit für die Teilnahme an Gesundheitsprogrammen. psychologie und sport, 4, 135 150. Robert Koch-Institut (Hrsg) (2014) Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie»Gesundheit in Deutschland aktuell 2012«. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: Autor. Rütten, A., Abu-Omar, K., Adlwarth, W., & Meierjürgen, R. (2007). Bewegungsarme Lebensstile. Zur Klassifizierung unterschiedlicher Zielgruppen für eine gesundheitsförderliche körperliche Aktivierung. Gesundheitswesen, 69, 393-400. Schwarzer, R. (1992). Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Göttingen: Hogrefe. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 56
Singer, R., Eberspächer, H., Bös, K., & Rehs,, H.-J. (1980). Die ATPA-D-Skalen. Eine deutsche Version der Skalen von Kenyon zur Erfassung der Einstellung gegenübersportlicher Aktivität. Bad Homburg: Limpert. Steffgen, G., Fröhling, R. & Schwenkmezger, P. (2000). Motive sportlicher Aktivität. Psychometrische Untersuchungen einer Kurzform der ATPA-D-Skalen. Sportwissenschaft, 30, 408 421. Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Passung von Sportprogrammen: Explizite Ziele und Motive als Moderator von Befindlichkeitsveränderungen durch sportliche Aktivität. Sportwissenschaft, 41, 175-189. Sudeck, G., Lehnert, K. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Sporttypen Auf dem Weg zur Personenorientierung im zielgruppenspezifischen Freizeit- und Gesundheitssport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 18(1), 1-17. Triandis, H. C. (1975). Einstellungen und Einstellungsänderungen. Weinheim: Beltz. Willimczik, K. (2007). Die Vielfalt des Sports. Sportwissenschaft, 37, 19-37. Wydra, G. (1985). Entwicklung und Evaluation eines didaktischen Modells der Sporttherapie im Bereich stationärer Heilbehandlungen. Inauguraldissertation Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universität Heidelberg. Anderson, L. W. & Krathwohl, D. R. (2001). A taxonomy for learning, teaching and assessing. A revision of Bloom s taxonomy of educational objectives. New York: Longman. Krathwohl, D. R., Bloom, B. S. & Masia, B. B. (1978). Taxonomie von Lernzielen im affektiven Bereich. Weinheim: Beltz. Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 57