studie Ausbildungsreport 2012 Hessen

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Transkript:

studie Ausbildungsreport 2012 Hessen www.dgb-jugend-hessen-thueringen.de

Impressum Herausgeberin: DGB-Jugend Hessen-Thüringen Anke Muth Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77 60329 Frankfurt www.dgb-jugend-hessen-thueringen.de Redaktion: André Schönewolf, Anke Muth, Holger Kindler, Thomas Repenning Datenanalyse: Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.v. Heiko Bennewitz und Oliver Dick isoplan-marktforschung GbR Saarbrücken / Berlin Jörg Kirchen, Markus Löhrhoff und Karsten Schreiber Gestaltung: Holger M. Müller - print & web info@holgermmueller.de www.holgermmueller.de Druck: Onlineprinters GmbH Rudolf-Diesel-Straße 10 91413 Neustadt a. d. Aisch Titelfoto: clipdealer.de / pumba1 2 Ausbildungsreport 2012

Inhalt Vorwort 5 1 Zusammenfassung 7 2 Einzelbewertungen 11 2.1 Ausbildungsinhalte 11 2.1.1 Betrieblicher Ausbildungsplan 11 2.1.2 Verrichtung von ausbildungsfremden Tätigkeiten 14 2.1.3 Ausbildungsnachweis 15 2.2 Fachliche Anleitung und Betreuung durch AusbilderInnen 16 2.3 Ausbildungszeiten und Überstunden 18 2.3.1 Wöchentliche Arbeitszeit 19 2.3.2 Anrechnung des Berufsschulunterrichts auf die Arbeitszeit 21 2.3.3 Regelmäßigkeit von Überstunden 22 2.3.4 Freizeitausgleich oder Bezahlung von Überstunden 24 2.3.5 Arbeitszeiten und Überstundenregelungen bei minderjährigen Auszubildenden 25 2.4 Ausbildungsvergütung 26 2.5 Persönliche Beurteilungen der Ausbildung 29 2.5.1 Die fachliche Qualität im Betrieb 29 2.5.2 Ausbildungsabbruch - Der letzte Ausweg 29 2.5.3 Zufriedenheit mit der Ausbildung 30 2.5.4 Zufriedenheit durch Interessenvertretung 31 2.5.5 Zufriedenheit durch Übernahme 33 3 Schwerpunkt 2012: Qualität der Berufsschule 34 3.1 Fachliche Qualität der Berufsschule 34 3.2 Vorbereitung auf die theoretische Prüfung 35 3.3 Ausstattung der Berufsschulen 36 3.4 Klassengröße in der Berufsschule 37 4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 39 4.1 Ausbildungsvergütung 40 4.2 Ausbildungsinhalte 41 4.2.1 Ausbildungsplan 41 4.2.2 Ausbildungsfremde Tätigkeiten 42 4.2.3 Führen des Ausbildungsnachweises 43 4.3 Ausbildungszeiten und Überstunden 44 4.3.1 Arbeits- und Erholungszeiten 44 4.3.2 Überstunden und Überstundenausgleich 47 4.4 Persönliche Beurteilung der Ausbildung 49 5 Auswertungsverfahren und Methodik 50 6 Anhänge 51 Ausbildungsreport 2012 3

4 Ausbildungsreport 2012

Vorwort Engagiert für Qualität in der beruflichen Ausbildung Liebe Leserin, lieber Leser zum dritten Mal befragt die DGB-Jugend in Hessen Jugendliche im dualen Ausbildungssystem nach ihrer Einschätzung zur Qualität der Ausbildung. Wie schätzen sie ihre Ausbildung ein? Stimmen die Rahmenbedingungen im Betrieb und der Berufsschule? Werden sie fair behandelt? Diese und weitere Leitfragen helfen, Aussagen zur Qualität der dualen Ausbildung in Hessen zu treffen. Insgesamt wurden in diesem Jahr 2.397 Befragungsbögen für Hessen ausgewertet. Die Befragung wurde unter Auszubildenden der 25 häufigsten Ausbildungsberufe durchgeführt. Einen Schwerpunkt haben wir in diesem Jahr auf Berufe aus dem Bereich des Handels gelegt: Kauleute im Einzelhandel, im Groß- und Außenhandel und VerkäuferInnen. Der DGB-Jugend ist es in den letzten Jahren gelungen, dass die Debatte um die Qualität der Ausbildung wieder so geführt wird, dass die Qualität auch tatsächlich verbessert werden kann. Es reicht eben nicht aus und lenkt von den wirklichen Problemen ab, wenn bei den Auszubildenden nur Defizite gesehen werden, welche den Ausbildungserfolg verhindern. Selbstverständlich kommen Jugendliche nach der Schule in einem Betrieb an und müssen sehr viel lernen. Doch Unternehmen brauchen auch Unterstützung, um die Auszubildenden zu einem qualitativ hochwertigen Abschluss zu führen. Stefan Körzell Vorsitzender DGB Hessen-Thüringen Der vorliegende DGB-Ausbildungsreport erfüllt zwei Funktionen: Er will jungen Menschen Orientierung bieten und eventuelle Missstände aufzeigen. Gleichzeitig dient er als Gradmesser für die Qualität in der Ausbildung in Hessen, indem er aufzeigt, ob die Qualitätsstandards eingehalten werden und wo es noch Nachholbedarf gibt. Unser Ziel ist es nicht, die Betriebe anzuklagen. Wir wollen aber, dass jungen Menschen eine echte Chance auf einen guten Einstieg in das Berufsleben gegeben wird. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Auszubildenden von heute die Fachkräfte von morgen sind, kommt der Ausbildung eine zentrale Rolle zu. Wir freuen uns, wenn dieser Ausbildungsreport die Diskussion über die Qualität der Ausbildung im Betrieb und in der Schule in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Für Fragen zur Studie oder als Ansprechpartner für alle an der Ausbildung Beteiligten stehen wir selbstverständlich zur Verfügung. Anke Muth Bezirksjugendsekretärin DGB-Jugend Hessen-Thüringen Ausbildungsreport 2012 5

6 Ausbildungsreport 2012

1 Zusammenfassung und Forderungen der DGB-Jugend Die Debatte um den sogenannten Fachkräftemangel ist ein wichtiger Bestandteil in der Diskussion um die Ausbildungssituation - sowohl in Deutschland als auch in Hessen. Gern verweisen ArbeitgeberInnen und allzu oft auch PolitikerInnen auf die angeblich mangelnde Ausbildungsreife von Jugendlichen, beschweren sich über defizitäre soziale Kompetenzen und konstatieren eine fehlende Leistungsbereitschaft der jungen Generation. Dies sind oft benutzte, aber empirisch nicht haltbare Argumente, um vom Mangel an Ausbildungsplätzen und einer unzureichenden Qualität der Ausbildung auf dem hessischen Ausbildungsmarkt abzulenken. Fehlende Ausbildungsplätze sind weiterhin ein bestimmendes Problem: Zum Ausbildungsbeginn am 1. September standen nach Angaben der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit insgesamt 43 148 BewerberInnen nur 32 941 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung. Während die Anzahl der BewerberInnen also um 5,7% im Vergleich zum Vorjahr angestiegen ist, gibt es bei den Ausbildungsplätzen einen Rückgang von 1,8%. Zeitgleich erleben wir, wie das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung in Deutschland zum Exportschlager wird und in Zeiten multipler Krisen und hoher Jugendarbeitslosigkeit auch in den europäischen Nachbarländern viel Zuspruch erfährt. Das duale Ausbildungssystem, also die gemeinsame Verantwortung von Betrieben und öffentlichen Schulen für die Berufsbildung, gilt nach wie vor als Vorzeigeobjekt. Doch gerade deswegen ist es unerklärlich, dass in Deutschland nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) der Anteil der Jugendlichen ohne Berufsabschluss seit vielen Jahren unverändert bei rund 15 Prozent liegt. 1 Insgesamt stellen die Ergebnisse des vorliegenden, mittlerweile dritten hessischen Ausbildungsreports eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr dar. Was zunächst nach einer erfreulichen Entwicklung klingt und suggeriert, dass die Unternehmen der demographischen Entwicklung mit einer Qualitätsoffensive begegnen, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein Trend hin zu höchst disparaten Entwicklungen zwischen den Ausbildungsberufen. Die Lücke zwischen Branchen, in denen eine gute Ausbildung möglich ist und solchen, in denen das nicht der Fall ist, wird immer größer. Daher haben wir es uns in diesem Report zur Aufgabe gemacht, dies an ausgewählten Stellen zu dokumentieren. 1 Vgl. Elisabeth M. Krekel, Joachim Gerd Ulrich: Jugendliche ohne Berufsabschluss Handlungsempfehlungen für die Berufliche Bildung, BIBB 2009, www.bibb.de/de/51639.htm Im Folgenden werden wir die zentralen Ergebnisse der Studie zusammenfassen. Als größter politischer Jugendverband hat die DGB-Jugend aber auch Vorstellungen von einem qualitativ hochwertigen Ausbildungsmarkt. Mit diesen Forderungen wollen wir im kommenden Wahljahr an die VertreterInnen der politischen Parteien herantreten und die offensive Auseinandersetzung suchen. Ausbildungsinhalte Für jeden Beruf gibt es einen rechtlich bindenden Ausbildungsrahmenplan, der die Ausbildungsqualität sichern soll. Er beschreibt detailliert, was zu welchem Zeitpunkt in der Ausbildung erlernt werden soll, damit zum Beispiel angehende Bürokaufleute auch tatsächlich ein Büro von innen sehen und nicht nur das Lager aufräumen. vorgeschrieben ist. - Ausbildungsreport 2012 7

1 Zusammenfassung und Forderungen der DGB-Jugend Nur wer den Plan für den eigenen Ausbildungsberuf kennt, kann aktiv am Gelingen mitwirken und darauf achten, dass im Betrieb alle notwendigen Dinge vermittelt werden, die auch für den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung von Bedeutung sind. Die DGB-Jugend fordert: konsequent anhand des Ausbildungsrahmenplans umgesetzt werden muss. Kenntnissen sowie ausreichende Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für AusbilderInnen. Arbeitszeiten Das duale System der Berufsausbildung lebt von der Kooperation der Lernorte Betrieb und Berufsschule. Auszubildende sind in einem Betrieb ausschließlich zur Ausbildung beschäftigt und nicht um reguläre Arbeitskräfte zu ersetzen. Überstunden sind nicht notwendig um die Ausbildungsinhalte des Ausbildungsrahmenplans zu vermitteln. noch einen Freizeitausgleich. Wenn Betriebe ausbilden, müssen damit hohe Qualitätskriterien und standards verbunden sein. Die Ausbildung ist dazu da, junge Menschen für das Berufsleben zu qualifizieren. Die DGB-Jugend fordert: sowie konsequenter Ausgleich von Überstunden durch Lohn oder Freizeit. der Auszubildenden. Jugendarbeitsschutz Für Auszubildende, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, gelten bezüglich der Arbeitszeiten die gesetzlichen Vorgaben des Jugendarbeitsschutzgesetzes (JArbSchG). Dort ist unter anderem festgelegt, dass minderjährige Auszubildende grundsätzlich maximal 40 Stunden wöchentlich und acht Stunden täglich arbeiten dürfen. Auch wenn Überstunden geleistet werden, dürfen diese Zeiten von einigen Ausnahmen abgesehen nicht überschritten werden ( 8 JArbSchG). weder einen finanziellen noch einen Freizeitausgleich bekommen. 8 Ausbildungsreport 2012

1 Zusammenfassung und Forderungen der DGB-Jugend Der Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung forderte Ausbildungshemnisse [ ] durch ein flexibleres Jugendarbeitsschutzgesetz abzubauen. Bereits seit einigen Jahren fordern Wirtschaftsverbände, wie z.b. der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), die Aushöhlung des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Dem bot in 2011 die sogenannte Bund-Länder-Arbeitsgruppe Einhalt, da sie die gesundheitlichen Risiken für die Auszubildenden für zu groß befindet. Damit wurde eine zentrale Forderung der DGB-Jugend erfüllt. Doch wie der Report dokumentiert, wird das Gesetz massiv verletzt. Die DGB-Jugend fordert: Ausbildungsvergütung und Übernahme Eine faire Ausbildungsvergütung ist ein erster Schritt für Jugendliche in ein unabhängiges Leben. In der Bezahlung drückt sich letztlich auch die Wertschätzung aus, die die ArbeitgeberInnen den Auszubildenden entgegenbringen. Eine zugesicherte Übernahme nach der Ausbildung ermöglicht es den Jugendlichen, ihr Leben langfristig zu planen. erhalten (im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre) 476 Euro, Bankkaufleute bekommen im Mittel 824 Euro. 9,1 Prozent parallel zur Ausbildung. Betrieb übernommen werden. Angesichts des viel zitierten Fachkräftemangels ist es unverständlich, warum die Übernahmequote insgesamt so niedrig ist. Die Tarifverhandlungen in 2012 brachten auf Druck der Gewerkschaften bereits erhebliche Verbessrungen. Die DGB-Jugend fordert: Zufriedenheit mit der Ausbildung Für den Report spielt auch der subjektive Eindruck der Auszubildenden selbst eine Rolle. Sie sind die Expertinnen und Experten. Sie können die Ausbildungsqualität am besten beurteilen. Ein wichtiger Faktor für die Ausbildungszufriedenheit ist die betriebliche Mitbestimmung. zufrieden. Auszubildende, in deren Betrieb eine Interessenvertretung besteht, sind zu 84,3 Prozent (sehr) zufrieden mit ihrer Ausbildung. Bei Auszubildenden, in deren Betrieb keine betriebliche Mitbestimmung stattfindet, sind es mit 64,8 Prozent deutlich weniger. Ausbildung in ihrer Freizeit zu erholen. Ausbildungsreport 2012 9

1 Zusammenfassung und Forderungen der DGB-Jugend Im Jahr 2012 stehen in den Betrieben die Wahlen zu den Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) an. Die Gewerkschaften informieren Auszubildende über die Bedeutung der Jugend- und Auszubildendenvertretungen und über Mitbestimmungsmöglichkeiten in den hessischen Berufsschulen, z.b. während der Berufsschultouren. Diese Kooperationen sind sinnvoll und sollten ausgebaut werden. Die DGB-Jugend fordert: von Ausbildungsberuf und Betrieb. auch für Auszubildende Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen deutlich erkennbar Zu fast allen Qualitätsmerkmalen, zu denen die Auszubildenden befragt wurden, gibt es deutlich unterschiedliche Ergebnisse zwischen den Ausbildungsberufen. In den folgenden Einzelbewertungen sind in der Regel die Berufe benannt, die den Durchschnitt spürbar heben oder senken. So kann man nachvollziehen, in welchen Berufen und Branchen die Qualität der Ausbildung am besten ist und wo Mängel vorherrschen. Für einen Überblick, in welchen Berufen tendenziell eher gut ausgebildet wird und in welchen große Mängel bestehen, wurden die Einzelbewertungen zu einer Gesamtbewertung der Auszubildenden zusammengefasst: Gesamtbewertung nach Ausbildungsberufen Abbildung 1: Gesamtbewertung nach Ausbildungsberufen. Folgende Berufe mit weniger als 35 Befragten wurden aus der Bewertung ausgeschlossen: Elektroniker/in, Friseur/in, Kfz-Mechatroniker/in, Steuerfachmann/-frau, Tischler/in. Berufe mit den besten Bewertungen Berufe mit mittleren Bewertungen Bürokommunikation Groß- und Außenhandel Fachangestellte/r Fachangestellte/r Berufe mit den schlechtesten Bewertungen Lebensmittelhandwerk Einzelhandel 10 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.1 Ausbildungsinhalte Gute Arbeit basiert auf einer guten Ausbildung. Angesichts des viel zitierten Fachkräftemangels ist es nicht nur erstaunlich, dass nicht einmal ein Viertel aller hessischen Betriebe ausbilden, sondern auch, dass mehr als jeder fünfte Jugendliche seine Ausbildung abbricht. 2 Anstatt die Gründe dafür offen zu diskutieren, wird die Schuld dafür schnell auf die Jugendlichen selbst geschoben, indem sie als nicht ausbildungsreif abgestempelt werden. Diese Sichtweise greift der DGB-Jugend Hessen-Thüringen zu kurz: Was tun eigentlich die Unternehmen für die Attraktivität der Ausbildung, damit junge Menschen auch motiviert sind, ihre Berufsausbildung erfolgreich abzuschließen? Die folgenden Darstellungen zeigen, wie die Auszubildenden die Rahmenbedingungen ihrer Ausbildung beurteilen. 2 vgl. BiBB (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011, S.183. 2.1.1 Betrieblicher Ausbildungsplan Grundlage der Ausbildung in einem Betrieb oder in einer Verwaltung ist der betriebliche Ausbildungsplan, der die Inhalte des Ausbildungsrahmenplans eines Ausbildungsberufs in die Gegebenheiten und Abläufe eines konkreten Betriebs übersetzt. Anhand des Ausbildungsplans sehen Auszubildende, AusbilderInnen und Berufsschule, welche Inhalte wann und von wem vermittelt werden. 14 des Berufsbildungsgesetzes verlangt von den Ausbildungsbetrieben einen solchen Ausbildungsplan zwingend. Von den befragten Auszubildenden haben nach eigenen Angaben nur 64 Prozent einen betrieblichen Ausbildungsplan. Davon geben nur 61 Prozent an, diesen gut oder sehr gut zu kennen. Ich habe einen Ausbildungsplan JA 64,0% NEIN 36,0% Abbildung 2: Teil meiner Ausbildung einen Ausbildungsplan.«Angaben in Prozent von 2.330 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 11

2 Einzelbewertungen Von den 246 Auszubildenden, die ihren Ausbildungsplan sehr gut kennen, geben insgesamt 91 Prozent an, dass der Ausbildungsplan immer oder häufig eingehalten wird. Dies zeigt, dass diese Wissensvermittlung gleich zu Beginn der Ausbildung ein wichtiger Faktor in der Sicherstellung guter Ausbildungsbedingungen ist. Einhaltung der Vereinbarungen aus dem Ausbildungsplan IMMER: 59,4% HÄUFIG: 31,6% Abbildung 3: werden... eingehalten«- Auswahl: n = 246 Antwortende, die ihren Ausbildungsplan sehr gut kennen, nach Berufen gewichtete Stichprobe MANCHMAL: 4,3% SELTEN: 4,0% NIE: 0,7% Auch die Größe des Betriebs spielt eine Rolle: So gaben rund 86 Prozent der Auszubildenden in Firmen mit über 500 MitarbeiterInnen an, dass sie einen Ausbildungsplan haben. Dieser Anteil nimmt mit sinkender Beschäftigtenzahl ab. Anhand der folgenden Darstellung werden auch die erheblichen Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen deutlich. 12 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen Ein Ausbildungsplan für den betrieblichen Teil liegt vor Bankkaufmann/-frau Mechatroniker/in Industriekaufmann/-frau Industriemechaniker/in Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Kaufmann/-frau im Einzelhandel Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Fachinformatiker/in Medizinische/r Fachangestellte/r Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Koch/Köchin Verkäufer/in Metallbauer/in Bürokaufmann/-frau Hotelfachmann/-frau Maler/in und Lackier/in Restaurantfachmann/-frau Anlagenmechaniker/in 97,6 86,8 81,6 75,9 75,6 74,9 73,2 69,9 69,2 64,2 61,0 60,9 60,0 56,1 54,0 50,5 47,4 43,8 36,5 Abbildung 4: betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor«, Angaben in Prozent von 2.180 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 13

2 Einzelbewertungen 2.1.2 Verrichtung von ausbildungsfremden Tätigkeiten Der Ausbildungsplan regelt eindeutig, welche Aufgaben und Tätigkeiten notwendig sind, um einen Beruf zu erlernen. Doch viel zu häufig werden Auszubildende während ihrer Ausbildungszeit zu Tätigkeiten herangezogen, die nichts mit ihrer eigentlichen Ausbildung zu tun haben und viele leiden darunter. 10,5 Prozent der Auszubildenden aber weitaus höher liegen, da bei 36 Prozent der Auszubildenden ein Ausbildungsplan nicht einmal vorliegt. Ausbildungsfremde Tätigkeiten SELTEN: 37,2% Abbildung 5: eindeutig nicht zu meiner Ausbildung gehören«- Angaben in Prozent von 1.009 Auszubildenden, die angaben ihren Ausbildungsplan sehr gut oder gut zu kennen und die auf obige Frage geantwortet haben, da nur diese objektiv einschätzen können, ob eine zu verrichtende Tätigkeit tatsächlich ausbildungsfremd ist, nach Berufen gewichtete Stichprobe. NIE: 34,5% MANCHMAL: 17,8% HÄUFIG: 6,2% IMMER: 4,3% Nicht selten hat das Verrichten von ausbildungsfremden Tätigkeiten zur Folge, dass die betroffenen Auszubildenden Probleme haben, ihre Prüfungen zu bestehen. Und selbst wenn die Abschlussprüfung gemeistert wurde, müssen diese Azubis bei ausbleibender Übernahme durch den Ausbildungsbetrieb befürchten, dass fehlende Kompetenzen in einem neuen Betrieb schonungslos aufgedeckt werden mit allen damit verbundenen Konsequenzen. 14 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.1.3 Ausbildungsnachweis Der Ausbildungsnachweis (umgangssprachlich: Berichtsheft) dient zur Dokumentation der Ausbildung. In ihm wird aufgezählt, was wie lange gelernt wurde. Die Ausbildungsbetriebe müssen kontrollieren, ob die Auszubildenden ihren Ausbildungsnachweis führen und diesen gegenzeichnen. Das Führen des Nachweises gehört zur Ausbildung. Der ArbeitgeberInnen müssen Auszubildenden in ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit geben das Berichtsheft zu führen. Dennoch geben 35,7 Prozent der Auszubildenden an, dass sie ihren Nachweis nie während der Arbeitszeit führen, nur 29,7 Prozent erledigen dies immer im Betrieb. Auch hier gibt es starke Unterschiede zwischen den Berufen. Während 76,3% der IndustriemechanikerInnen ihren Ausbildungsnachweis in der Regel während der Arbeitszeit führen, geben 69,4% der Zahnmedizinischen Fachangestellten an, dass sie ihr Berichtsheft so gut wie immer außerhalb ihrer Arbeitszeit schreiben. Führen des Ausbildungsnachweises während der Arbeitszeit Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Verkäufer/in Kaufmann/-frau im Einzelhandel Hotelfachmann/-frau Maler/in und Lackier/in Medizinische/r Fachangestellte/r Metallbauer/in Restaurantfachmann/-frau Anlagenmechaniker/in Koch/Köchin Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Bürokaufmann/-frau Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Fachinformatiker/in Industriekaufmann/-frau Bankkaufmann/-frau Mechatroniker/in Industriemechaniker/in 20 40 60 80 immer häufig manchmal selten nie Abbildung 6: (Berichtsheft) führe ich... während der Arbeitszeit«Angaben in Prozent von 2.184 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 15

2 Einzelbewertungen 2.2 Fachliche Anleitung und Betreuung durch AusbilderInnen Im Berufsbildungsgesetz ist die Frage der fachlichen Anleitung klar definiert. Nach 28 Abs. 1 Berufsbildungsge- Betrieben davon abgewichen. Der überwiegende Teil der Befragten gibt an, zumindest formal durch AusbilderInnen in der Ausbildung unterstützt zu werden (91,2 Prozent). Doch dass umgedreht fast jedem Zehnten keine AusbilderInnen zur Verfügung gestellt wird, ist ein alarmierender Zustand, der sich bei einem differenzierten Blick auf die einzelnen Berufe noch steigert: Dass 23,8% der FachverkäuferInnen im Lebensmittelhandwerk keine AusbilderInn zur Verfügung stehen, ist ein untragbarer Skandal. Anteil der Befragten, die angaben, eine(n) AusbilderIn zu haben Abbildung 7: Angaben in Prozent von 2.224 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Bankkaufmann/-frau Industriemechaniker/in Industriekaufmann/-frau Mechatroniker/in Bürokaufmann/-frau Kaufmann/-frau im Einzelhandel Koch/Köchin Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Metallbauer/in Hotelfachmann/-frau Verkäufer/in Fachinformatiker/in Restaurantfachmann/-frau Medizinische/r Fachangestellte/r Maler/in und Lackier/in Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Anlagenmechaniker/in Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk 0 20 40 60 80 100 16 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen unerlässliche Kriterien für eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Berufsausbildung, sondern sind darüber hinaus wirksame Mittel zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. Zufriedenheit mit der Betreuung durch Ausbilder/innen HÄUFIG: 36,2% IMMER: 38,5% MANCHMAL: 13,6% SELTEN: 7,3% NIE: 4,4% Abbildung 8: Arbeitsvorgänge zu meiner vollsten Zufriedenheit «- Angaben in Prozent von 2.141 antwortenden Auszubildenden, die im Betrieb eine/n Ausbilder/in haben, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 17

2 Einzelbewertungen 2.3 Ausbildungszeiten und Überstunden Auszubildende sind ArbeitnehmerInnen mit besonderem Status. Sie haben einen Ausbildungsvertrag unterschrieben und sind laut Berufsbildungsgesetz im Betrieb eingesetzt, um den Ausbildungsberuf zu erlernen. Dafür sind keine Überstunden notwendig. Das ist durch Ausbildungsrahmenpläne inhaltlich wie zeitlich abgesichert. Dennoch gehören überlange Arbeitszeiten und fest eingeplante Überstunden für viele Auszubildende zum Alltag. So geben 38,8 Prozent der Befragten an, regelmäßig Überstunden zu leisten. Jeder Fünfte (21,0 Prozent) muss wöchentlich 6 bis 10 Überstunden machen. Besonders erschreckend ist, dass es offenbar nach oben so gut wie keine Grenzen gibt und es Auszubildende gibt, die regelmäßig mehr als 20 Überstunden machen müssen. Auch hier ergeben sich wieder große Unterschiede zwischen den einzelnen Berufen. Es sind vor allem Hotels, Gaststätten und Lebensmittelgeschäfte, die zu den schwarzen Schafen in diesem Bereich zählen. Anzahl der regelmäßig geleisteten wöchentliche Überstunden 1-5 6-10 11-15 16-20 mehr als 20 Abbildung 9: Auszubildende mit Überstunden: Anzahl der regelmäßig geleisteten wöchentliche Überstunden nach Berufen. Angaben in Prozent von 826 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, die angaben Überstunden zu machen und Angaben zur Anzahl der wöchentlichen Überstunden machten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Bankkaufmann/-frau Mechatroniker/in Industriekaufmann/-frau Industriemechaniker/in Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Fachinformatiker/in Bürokaufmann/-frau Medizinische/r Fachangestellte/r Metallbauer/in Verkäufer/in Anlagenmechaniker/in Maler/in und Lackier/in Kaufmann/-frau im Einzelhandel Hotelfachmann/-frau Restaurantfachmann/-frau Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Koch/Köchin 0 20 40 60 80 100 18 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.3.1 Wöchentliche Arbeitszeit Der Großteil der Auszubildenden arbeitet wöchentlich bis zu 40 Stunden (80,1 Prozent). Immerhin 6,6 Prozent gaben an, sogar mehr als 45 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das verstößt gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz, Arbeitnehmer darf 8 Stunden nicht überschreiten.«aber auch für ältere Auszubildende müssten die Höchstarbeitszeiten des Jugendarbeitsschutzgesetzes gelten, wenn das Ausbildungsziel erreicht werden soll: Lernen für die Berufsschule und Vorbereitung auf Klausuren und Prüfungen finden in aller Regel privat statt und kommen deswegen zu den wöchentlichen Arbeitszeiten hinzu. Gesetzlicher Anspruch und Wirklichkeit jedoch gehen in vielen Betrieben, angesichts dieser Zahlen, immer noch weit auseinander. Wöchentliche Arbeitszeit in Stunden (einschließlich Berufsschule) Mechatroniker/in Industriemechaniker/in Industriekaufmann/-frau Bankkaufmann/-frau Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Bürokaufmann/-frau Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Medizinische/r Fachangestellte/r Fachinformatiker/in Metallbauer/in Anlagenmechaniker/in Verkäufer/in Kaufmann/-frau im Einzelhandel Maler/in und Lackier/in Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Restaurantfachmann/-frau Koch/Köchin Hotelfachmann/-frau 0 20 40 60 80 100 bis 40 über 40 Abbildung 10: Wöchentliche Arbeitszeit in Stunden (einschließlich Berufsschule) nach Berufen. Angaben in Prozent von 2.161 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 19

2 Einzelbewertungen Anlass zur Kritik gibt auch die Anzahl der Arbeitstage, die Auszubildende im Betrieb verbringen müssen. Immerhin 12,9 Prozent der befragten Auszubildenden arbeiten an mehr als 5 Tagen pro Woche im Betrieb. Die 1,5 Tage Berufsschulunterricht müssen dann regelrecht erkämpft werden oftmals erfolglos. Wöchentliche Arbeitstage im Betrieb (ohne Berufsschule) 3 bis 4 Tage 4,5 bis 5 Tage Abbildung 11: Wöchentliche Arbeitstage im Betrieb (ohne Berufsschule). Pro Woche arbeite ich im Betrieb Tage, Angaben in Prozent aller 2.357 Antwortenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. 5,5 bis 6 Tage 6,5 bis 7 Tage 1,6% 11,3% Lange ist ein solcher Ausbildungsalltag nicht durchzuhalten. Das belegen insbesondere die hohen Abbruchquoten unter den Auszubildenden, von denen im Kapitel 2.5.2 noch gesondert zu sprechen sein wird. Welchem Druck die Jugendlichen teilweise jedoch ausgesetzt sind wird auch daran deutlich, dass sich im Online-Forum der DGB- Jugend unter www.doktor-azubi.de Einträge finden lassen, wonach sich einige Auszubildende dazu gezwungen sehen, sich krankschreiben zu lassen, um alltägliche Erledigungen oder Ämterbesuche absolvieren zu können. Diesen Jugendlichen mangelt es in der Folge auch an Zeit zum Lernen für die Berufsschule oder gar für einen Ausgleich zum beruflichen Alltag mit Freunden oder in Vereinen und Verbänden. Der Druck auf die Auszubildenden steigt. Der Anteil aller Befragten, die manchmal, häufig oder immer Probleme haben, sich nach der Ausbildung, in ihrer Freizeit, zu erholen, hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen und liegt mittlerweile bei über 55 Prozent. Besonders häufig tritt dies in den Gastronomie- und Hotellerieberufen (67-73 Prozent) und bei Zahnmedizinischen Fachangestellten (69 Prozent) auf. Die Zunahme von psychischen Druck und ebensolcher wie physischer Erkrankungen durch eine Intensivierung der Arbeitswelt wird derzeit durch viele Studien dokumentiert. Zuletzt hatte die Studie Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten der DGB-Jugend vom Mai 2012 vergleichbare Ergebnisse für junge Beschäftigte unter 35 Jahren zu Tage gefördert: Hier waren es 70 Prozent, die angaben, regelmäßig Überstunden zu machen. 51% gaben an, unter Zeitdruck und Hetze zu arbeiten und 14% arbeiten in der Regel auch in ihrer Freizeit. Dass sich diese Befunde nun auch bei den Auszubildenden wiederfinden, ist ein alarmierendes Signal. 20 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.3.2 Anrechnung des Berufsschulunterrichts auf die Arbeitszeit Einige Auszubildende können ihre Berufsschulzeiten nicht auf die wöchentliche Arbeitszeit anrechnen, weil die Betriebe die im Ausbildungsvertrag festgeschriebenen Arbeitszeiten als rein betrieblich für sich reklamieren. 15 Prozent der Befragten geben an, dass sie schon Zeiten des Berufsschulunterrichts im Betrieb nacharbeiten mussten. richt und an Prüfungen freizustellen.«nur 78,7 Prozent der befragten Auszubildenden geben an, dass dies in ihrer Ausbildung durchgehend eingehalten wird. Am häufigsten tritt das Problem nach Aussagen der Auszubildenden in Betrieben mit 5 bis 10 Mitarbeitern auf (70,6 %). Nacharbeit der Zeiten des Berufsschulunterrichts NIE: 84,9% SELTEN: 6,3% MANCHMAL: 4,6% HÄUFIG: 1,4% IMMER: 3,0% Abbildung 12: muss ich im Betrieb nacharbeiten.«- Angaben in Prozent von 2.365 Auszubildenden, die auf diese Frage geantwortet haben, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Viele Auszubildende geraten dadurch in eine schwierige Situation. Denn wie die Leistungen in der Berufsschule zu erbringen sind, ist den Betrieben dann egal. Für sie zählt zuerst das betriebliche Engagement ihrer Azubis. Lassen aber irgendwann die schulischen Leistungen nach, werden Abmahnungen angedroht und eine mögliche Übernahme nach der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis rückt oftmals in weite Ferne. Die Gastronomie fällt hier besonders negativ auf: Angehende Restaurantfachleute geben nur zu 54,2 Prozent an, dass sie nie die Berufsschulzeiten nacharbeiten müssen. Bei der Frage, ob sie für die Berufsschule freigestellt werden, sagen nur 57,8 Prozent der KöchInnen, dass ihnen nie die Teilnahme am Unterricht verweigert wird. Ausbildungsreport 2012 21

2 Einzelbewertungen 2.3.3 Regelmäßigkeit von Überstunden Die Situation der Auszubildenden insgesamt ist nicht einfach. Schließlich wollen sie einen guten Eindruck hinterlassen und in den meisten Fällen nach Beendigung der Ausbildung in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Nur wenige trauen sich deshalb, Überstunden abzulehnen. 38,8 Prozent der befragten Auszubildenden leisten regelmäßig Überstunden. Regelmäßigkeit von Überstunden JA 38,8% NEIN 61,2% Abbildung 13: - Angaben in Prozent von 2.354 Antwortenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. 22 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen Dabei fällt auch hier ein Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und den geleisteten Überstunden auf. Tendenziell lässt sich festhalten: Je größer der Betrieb, desto niedriger die Zahl der durchschnittlichen Überstunden. Anzahl Überstunden nach Betriebsgrößenklassen (Mittelwert) 1-4 5,8 5-10 5,6 11-20 5,2 21-250 4,5 251-500 2,5 über 500 2,3 alle Betriebe 4,5 Abbildung 14: Angaben in Prozent von 2.224 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 23

2 Einzelbewertungen 2.3.4 Freizeitausgleich oder Bezahlung von Überstunden Damit Überstunden während der Ausbildung möglichst gar nicht erst entstehen, gibt es im Berufsbildungsgesetz ( 17) eine gesetzliche Regelung. Diese besagt, dass Überstunden besonders zu vergüten oder durch Freizeit auszugleichen sind. Doch auch hier gibt es einen Unterschied zwischen Theorie und (Ausbildungs-) Praxis. Rund 69 Prozent der Befragten geben an, die geleisteten Überstunden entweder finanziell vergütet zu bekommen oder die Möglichkeit zu haben, sie durch zusätzliche Freizeit auszugleichen. Jedoch erhalten 16 Prozent keinen Ausgleich für die geleisteten Überstunden. Wenn es hinsichtlich des Überstundenausgleichs keine klaren innerbetrieblich Regelungen gibt, also durch Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen, trauen sich viele Auszubildende nicht nach einem entsprechenden Ausgleich zu fragen. Dass 15,8 Prozent nicht wissen, ob und wie ihre Überstunden ausgeglichen werden, legt fehlende innerbetriebliche Regelungen nahe. Ausgleich von Überstunden FREIZEIT: 57,2% BEZAHLUNG: 11,4% WEDER NOCH: 15,7% Abbildung 15: werden diese mit Freizeit ausgeglichen / bezahlt / weder noch / weiß nicht.«- Angaben in Prozent von 2.156 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. ICH WEISS NICHT: 15,8% Dabei gaben über die Hälfte der angehenden Hotel- und Restaurantfachleute, die regelmäßig Überstunden machen, an, durchschnittlich mehr als 5 Überstunden pro Woche zu leisten. Zwei Drittel der KöchInnen mit Überstunden arbeitet mehr als 5 zusätzliche Stunden, 10,9 Prozent von ihnen sogar mehr als 15 zusätzliche Stunden. 24 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.3.5 Arbeitszeiten und Überstundenregelungen bei minderjährigen Auszubildenden Im Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG), das u.a. die Arbeitszeiten für Auszubildende regelt, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ist unter anderem festgelegt, dass minderjährige Auszubildende maximal 40 Stunden wöchentlich und acht Stunden täglich arbeiten dürfen. Auch wenn Überstunden geleistet werden, dürfen diese Zeiten auf keinen Fall überschritten werden ( 8 JArbSchG). Zudem müssen minderjährige Auszubildende für die Berufsschule von der Arbeit freigestellt und die Berufsschulzeit auf die Arbeitszeit angerechnet werden ( 9 JArbSchG). Weiterhin dürfen Jugendliche gemäß 15 JArbSchG nur an fünf Tagen in der Woche arbeiten. Umso erstaunlicher ist es daher, dass trotz dieser weit reichenden gesetzlichen Regelungen immerhin 13,5 Prozent der befragten Auszubildenden unter 18 Jahren angaben, durchschnittlich mehr als 40 Stunden zu arbeiten. Durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit der minderjährigen Auszubildenden 30-35: 13,0% BIS 30: 3,8% 35-40: 69,7% 40-45: 9,3% > 45: 4,2% Abbildung 16: Durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit (einschließlich Berufsschule) der minderjährigen Auszubildenden in Stunden. Angaben in Prozent von 371 antwortenden Auszubildenden unter 18 Jahren, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Dass vielfach gegen das Gesetz verstoßen wird, sieht man auch daran, dass ein Viertel der minderjährigen Auszubildenden regelmäßig Überstunden machen, von denen zwei Drittel (66,6 Prozent) hierfür einen Freizeitausgleich bekommen. Die Fünf-Tage Woche scheint ebenfalls nicht für alle Auszubildenden unter 18 Jahren die Regel zu sein. So gaben 14,9 Prozent der minderjährigen Auszubildenden an, mehr als fünf Tage pro Woche im Betrieb zu arbeiten. Auch andere Vorgaben des Jugendarbeitsschutzgesetzes werden offensichtlich nicht durchgängig eingehalten. So gaben 9,9 Prozent der befragten jugendlichen Auszubildenden an, die Zeiten des Berufsschulunterrichts zumindest in einzelnen Fällen im Betrieb nacharbeiten zu müssen, bei 6,7 Prozent ist es mindestens manchmal vorgekommen, dass sie überhaupt nicht für die Teilnahme am Berufsschulunterricht freigestellt wurden. Ausbildungsreport 2012 25

2 Einzelbewertungen 3 vgl. BMAS: Abschlussbericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Jugendarbeitsschutzgesetzes, Mai 2011. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, das Jugendarbeitsschutzgesetz zu überprüfen. Die schwarz- dungshemmnisse im Gastgewerbe werden durch ein flexibleres Jugendarbeitsschutzgesetz abgebaut.«damit wollte die Regierung einer zentralen Forderung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes nachkommen, die ihrerseits junge Auszubildende auch außerhalb der derzeit geltenden gesetzlichen Bestimmungen einsetzen wollten. Doch die Bund-Länder-Arbeitsgruppe erteilte der Regierung in ihrem Abschlussbericht eine klare Absage. Der Bericht verweist darauf, dass eine weitere gesetzlich erlaubte Ausdehnung der Arbeitszeit in die Abend- und weniger Jugendliche als bisher eine Ausbildung im Gastgewerbe anstreben würden«. 3 Dies stellt sicherlich einen Erfolg für die DGB-Jugend und ihre Kampagne Hände weg vom Jugendarbeitsschutzgesetz dar, allerdings legen die vorliegenden Ergebnisse nahe, dass die gesetzlichen Bestimmungen auch eingehalten werden müssen. Die Gewerkschaften werden sich dafür einsetzen, der Empfehlung des Abschlussberichtes zu folgen und Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz stärker zu ahnden. 26 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.4 Ausbildungsvergütung Auch Auszubildende sind darauf angewiesen, für ihre Tätigkeit eine angemessene Vergütung zu erhalten. Sie muss ein Auskommen der jungen Menschen ermöglichen, um den Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit zu schaffen. Häufig ist die Frage der Ausbildungsvergütung tarifvertraglich geregelt. Das Berufsbildungsgesetz fordert zudem dem Lebensalter der Auszubildenden so zu bemessen, dass sie mit fortschreitender Berufsausbildung, mindestens jährlich, ansteigt.«für tarifgebundene Ausbildungsbetriebe sind die tariflichen Vergütungen verbindliche Mindestbeträge, d.h. niedrigere Zahlungen sind hier unzulässig, übertarifliche Zuschläge dagegen möglich. Anders ist es bei nichttarifgebundenen Betrieben. Sie dürfen die in ihrer Branche und Region geltenden tariflichen Ausbildungsvergütungen nach derzeitiger Rechtsprechung um bis zu 20 Prozent unterschreiten. Die im Ausbildungsreport der DGB-Jugend dargestellten Ausbildungsvergütungen der bundesweit 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe sind Durchschnittswerte der Befragten über alle Ausbildungsjahre hinweg. Die Datenbank Ausbildungsvergütungen beim Bundesinstitut für Berufsbildung hat auf der Grundlage der unterschiedlichen Vereinbarungen aus über 600 Tarifbereichen in Deutschland die Vergütungsdurchschnitte pro Beruf ermittelt. Dass die tatsächlich gezahlte Vergütung jedoch von diesen tariflich geregelten Durchschnittswerten erheblich abweichen kann, zeigen die Angaben der befragten Auszubildenden. Sie verdienten im Gesamtdurchschnitt (alle Ausbildungsjahre) in Hessen 622,49 Euro pro Monat und damit weniger als im Gesamtdurchschnitt der Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung für 2011, das für die alten Bundesländer eine Höhe von 708 Euro über alle Branchen berechnet (Industrie und Handel: 781 Euro, Handwerk 583 Euro). 4 4 vgl. http://www.bibb.de/dokumente/ pdf/dav_entwicklung_der_ Gesamtverguetungsdurchschnitte_ 2011.pdf Ausbildungsvergütung nach Ausbildungsjahr 2012 2111 603,30 EUR 571,31 EUR 646,28 EUR 649,50 EUR 701,36 EUR 694,10 EUR 782,57 EUR 798,47 EUR 639,16 EUR 622,49 EUR 1. JAHR 2. JAHR 3. JAHR 4. JAHR GESAMT Abbildung 17: Ausbildungsvergütung nach Ausbildungsjahr (Durchschnittswerte) - Vergleich mit Vorjahr. Durchschnittliche Ausbildungsvergütung (brutto) in der Stichprobe nach Ausbildungsjahren, Angaben von 2.217 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 27

2 Einzelbewertungen Zwischen den verschiedenen Ausbildungsberufen bestehen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Ausbildungsvergütung. Ausbildungsvergütung nach Berufen Abbildung 18: Durchschnittliche Ausbildungsvergütung (brutto), Angaben von 2.076 Antwortenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Bankkaufmann/-frau Mechatroniker/in Industriemechaniker/in Industriekaufmann/-frau Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Fachinformatiker/in Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Metallbauer/in Kaufmann/-frau im Einzelhandel Bürokaufmann/-frau Verkäufer/in Hotelfachmann/-frau Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Koch/Köchin Medizinische/r Fachangestellte/r Restaurantfachmann/-frau Anlagenmechaniker/in Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Maler/in und Lackier/in 824 EUR 774 EUR 765 EUR 761 EUR 733 EUR 731 EUR 693 EUR 664 EUR 659 EUR 638 EUR 635 EUR 612 EUR 596 EUR 592 EUR 590 EUR 580 EUR 548 EUR 499 EUR 476 EUR In diesem Zusammenhang wurden die Auszubildenden in diesem Jahr erneut dazu befragt, ob sie zusätzlich zur Ausbildung noch einen Nebenjob haben. Dabei zeigte sich, dass insgesamt 12,9 Prozent der Befragten neben ihrer Ausbildung noch einer weiteren bezahlten Tätigkeit nachgehen. Selbst von den Unter-18-Jährigen arbeiteten 9,1 Prozent der Auszubildenden zusätzlich zu ihrer Ausbildung. Mindestens für diese Auszubildenden sind die Vergütungen zu gering, so dass sie weitere Arbeit auf sich nehmen müssen. 5 vgl. BiBB (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011, S. 252. Deutliche Unterschiede hinsichtlich der Ausbildungsvergütungen bestehen auch weiterhin zwischen den beiden Geschlechtern. Dem Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011 5 zufolge verdienten männliche Auszubildende im Jahr 2009 in den alten Bundesländern im Durchschnitt 702 Euro brutto im Monat, während weibliche Auszubildende durchschnittlich nur 667 Euro verdienten. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den neuen Bundesländern: Dort kamen männliche Auszubildende im Durchschnitt auf 628 Euro, während ihre Kolleginnen nur 584 Euro erhielten. 28 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.5 Persönliche Beurteilungen der Ausbildung In diesem Abschnitt steht die subjektive Gesamteinschätzung der Auszubildenden in Betrieb und Berufsschule im Vordergrund. Fühlen sich die Auszubildenden in der Ausbildung angemessen gefordert, ohne jedoch überfordert zu sein? Sind sie zufrieden mit der fachlichen Qualität ihrer Ausbildung in Betrieb und Berufsschule? Und wie zufrieden sind sie mit ihrer Ausbildung insgesamt? Haben sie Probleme, sich in ihrer Freizeit von der Ausbildung zu erholen? Fühlen sich die Auszubildenden korrekt behandelt? Wie hoch ist der Anteil derer, die in ihrer Branche bzw. ihrem Ausbildungsberuf verbleiben möchte? Und wie viele werden letztlich übernommen? Mit Hilfe der Ergebnisse zu diesen Fragen soll es gelingen, einen möglichst differenzierten Einblick in den Ausbildungsalltag junger Menschen zu erhalten. 2.5.1 Die fachliche Qualität im Betrieb 74,9 Prozent der befragten Auszubildenden sind mit der fachlichen Qualität in ihrem Ausbildungsbetrieb zufrieden chend oder mangelhaft und 15,7 Prozent bezeichnen sie als befriedigend. Fachliche Qualität der Ausbildung im Betrieb GUT: 43,4% SEHR GUT: 31,5% BEFRIEDIGEND: 15,7% AUSREICHEND: 6,0% MANGELHAFT: 3,3% Abbildung 19: in meinem Betrieb ist meiner Meinung nach «- Angaben in Prozent von 2.315 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. 2.5.2 Ausbildungsabbruch - Der letzte Ausweg Der Berufsbildungsbericht der Bundesregierung 2011 belegt: Deutschlandweit wird etwas mehr als jeder fünfte Ausbildungsvertrag (22,1 Prozent) vorzeitig gelöst. In der großen Mehrzahl der Fälle geht dabei die Initiative von den Auszubildenden aus und das trotz anhaltend hoher Nachfrage nach betrieblichen Ausbildungsplätzen. Dafür Ausbildungsreport 2012 29

2 Einzelbewertungen gibt es verschiedene Gründe: Nach Ergebnissen einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung aus dem Jahre 2002 waren es vor allem Probleme im Ausbildungsbetrieb (70 Prozent), die die Jugendlichen dazu veranlassten, den letzten Ausweg in einem Ausbildungsabbruch zu sehen. Angefangen bei Konflikten mit den AusbilderInnen bzw. BetriebsinhaberInnen (60 Prozent), der schlechten Vermittlung von Ausbildungsinhalten (43 Prozent) und Problemen mit den Arbeitszeiten (31 Prozent) bis hin zu ausbildungsfremden Tätigkeiten (26 Prozent) und persönlichen Gründen (46 Prozent), waren alle relevanten Ausbildungsproblematiken vertreten, die auch bei der Befragung zum Ausbildungsreport eine wichtige Rolle spielen. Von den Befragten des DGB-Ausbildungsreports 2012 geben 11,6 Prozent an, schon einmal eine Ausbildung abgebrochen zu haben. Dass die offizielle Quote höher ist, erklärt sich aus der Tatsache, dass nur junge Menschen befragt wurden, die sich schon (wieder) in einer Ausbildung befinden. Die am häufigsten genannten Gründe für den Abbruch sind Konflikte mit AusbilderInnen oder BetriebsinhaberInnen (von 45 Prozent der AbbrecherInnen genannt), persönliche Gründe (38 Prozent) und andere Vorstellungen vom Ausbildungsberuf (27 Prozent). 2.5.3 Zufriedenheit mit der Ausbildung Zwischen der Ausbildungszufriedenheit und den Kriterien, die zu Ausbildungsabbrüchen führen können, besteht offensichtlich eine deutliche Verbindung. So lässt sich ein enger Zusammenhang zwischen persönlicher Ausbildungszufriedenheit und der korrekten Behandlung durch die AusbilderInnen nachweisen. Von den befragten Aus- - Auch Überstunden oder häufige ausbildungsfremde Tätigkeiten haben Auswirkungen auf die Ausbildungszu- Zwischen den Berufen gibt es erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Zufriedenheit der Auszubildenden: Von den angehenden Bankkaufleuten und MechatronikerInnen sind 89,1 Prozent bzw. 88,9 Prozent der Auszubildenden tronikerinnen (63,6 Prozent), FachverkäuferInnen im Lebensmittelhandwerk (59 Prozent) und Restaurantfachleute (58,3 Prozent) bilden die Schlusslichter. 30 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen Zufriedenheit mit der Ausbildung nach Berufen Bankkaufmann/-frau Industriekaufmann/-frau Industriemechaniker/in Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Verkäufer/in Mechatroniker/in Anlagenmechaniker/in Bürokaufmann/-frau Metallbauer/in Fachinformatiker/in Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Koch/Köchin Kaufmann/-frau im Einzelhandel Maler/in und Lackier/in Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r Medizinische/r Fachangestellte/r Hotelfachmann/-frau Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Restaurantfachmann/-frau 0 20 40 60 80 100 sehr zufrieden zufrieden teilweise zufrieden eher unzufrieden sehr unzufrieden Abbildung 20: insgesamt «/ - Angaben in Prozent von 2.215 antwortenden Auszubildenden aus Berufen mit mehr als 50 Befragten, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. 2.5.4 Zufriedenheit durch Interessenvertretung Eine Interessenvertretung im Betrieb, also eine Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) oder ein Betriebs- bzw. Personalrat, ist für Auszubildende hilfreich. Dort finden sie KollegInnen, an die man sich mit Problemen wenden kann, welche die internen Strukturen des Betriebs kennen und dabei helfen können, die Positionen der Auszubildenden rechtlich abzusichern. Entsprechend lässt sich auch in diesem Jahr wieder ein Zusammenhang zwischen den Aussagen zur Gesamtzufriedenheit mit der Ausbildung und dem Bestehen einer Interessenvertretung im Betrieb feststellen. Auszubildende, in deren Betrieben es eine betriebliche Interessenvertretung gibt (das sind 38,2 Prozent), sind deutlich zufriedener als jene, die mit ihren Problemen im Betrieb allein fertig werden müssen (39,7 Prozent). Über ein Fünftel der Befragten (22,1 Prozent) kann jedoch keine Aussage darüber treffen, ob in ihrem Ausbildungsbetrieb überhaupt eine betriebliche Interessenvertretung existiert. Ausbildungsreport 2012 31

2 Einzelbewertungen Unter den befragten Auszubildenden, die auf eine betriebliche Interessenvertretung zurückgreifen können, geben Betrieben ohne Interessenvertretung waren dies nur 64,8 Prozent - und damit deutlich weniger. Umgekehrt sind Interessenvertretung an ihrer Seite wissen. Ohne diesen Beistand liegt der Anteil bei 10,7 Prozent und somit deutlich höher. Zufriedenheit mit der Ausbildung mit / ohne betriebliche Interessenvertretung sehr zufrieden zufrieden 21,4 % 38,2 % 64,1 % 43,3 % Abbildung 21: Zufriedenheit mit der Ausbildung in Korrelation zur Existenz einer betrieblichen Interessenvertretung. gibt es eine Interessenvertretung.«- Angaben in Prozent von 2.072 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. teilweise zufrieden eher unzufrieden sehr unzufrieden 2,1 % 6,5 % 0,7 % 4,3 % 12,9 % 24,5 % Häufig existieren betriebliche Interessenvertretungen allerdings nur in mittleren und Großbetrieben. Dies stellt Auszubildende bisweilen vor Schwierigkeiten: So geben 84,4 Prozent der Befragten aus Betrieben mit mehr als 500 MitarbeiterInnen an, über eine betriebliche Interessenvertretung zu verfügen, in kleinen Betrieben mit 5 bis 10 Mitarbeitern waren dies nur 11,5 Prozent. Eine hohe Ausbildungszufriedenheit durch das Vorhandensein einer betrieblichen Interessenvertretung ist demnach in mittleren und Großbetrieben eher gegeben als in Klein- und Kleinstbetrieben. Von den befragten Auszubildenden, die wussten, dass sie über eine Interessenvertretung verfügen, geben 63,8 Prozent an, dass sie mit der Arbeit der JAV oder des Betriebs- bzw. Personalrats sehr zufrieden oder zufrieden sind. 32 Ausbildungsreport 2012

2 Einzelbewertungen 2.5.5 Übernahme nach der Ausbildung 55,9 Prozent und damit die Mehrheit der Befragten gibt an, auch künftig weiter in ihrem Ausbildungsberuf tätig sein zu wollen. Zum Befragungszeitpunkt konnten jedoch lediglich 26,6 Prozent sicher sagen, dass sie in ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden. 65,8 Prozent hingegen können dazu keine Angabe machen, was der Tatsache geschuldet ist, dass in der vorliegenden Studie viele Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr befragt wurden. Aussagekräftiger ist an dieser Stelle die Studie Perspektiven durch Übernahme der DGB-Jugend, die im Juni 2012 erschienen ist. Dabei wurden insgesamt 882 hessische Auszubildende im dritten bzw. vierten Ausbildungsjahr befragt. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Insgesamt hatten nur 45 Prozent der Befragten eine Übernahmezusage. 28 Prozent wussten, dass sie nicht übernommen werden und weitere 27 Prozent hatten darüber keine Informationen und das obwohl sie zum Zeitpunkt der Befragung unmittelbar vor dem Abschluss ihrer Ausbildung stehen. Eine zeitlich unbefristete Übernahmezusage hatten lediglich 18 Prozent aller Befragten. 75 Prozent derer, die keine Übernahmezusage hatten, gaben an, keine berufliche Perspektive zu haben. Für alle Auszubildenden ohne unbefristete Übernahmezusage bleibt ein hoher Grad an Unsicherheit, mit dem sie sich heutzutage beim Eintritt in das Berufsleben konfrontiert sehen. Eine sichere Zukunftsperspektive jedoch ist gerade für junge Menschen extrem wichtig. Daher war es richtig, dass in den diesjährigen Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie sowie im Öffentlichen Dienst weitreichende Regelungen für zeitlich unbefristete Arbeitsverhältnisse im Anschluss an die Ausbildung in den Tarifverträgen festgeschrieben wurden. Die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden bleibt das beste Mittel gegen den drohenden Fachkräftemangel und somit auch weiterhin eine zentrale Forderung der DGB-Jugend Hessen-Thüringen. Ausbildungsreport 2012 33

3 Schwerpunkt 2012: Qualität der Berufsschule Die Rolle der Berufsschule im Rahmen einer dualen Ausbildung sollte nicht unterschätzt werden. Insbesondere kann guter Unterricht für viele Auszubildenden dazu beitragen, fehlende Ausbildungsinhalte und mangelnde fachliche Anleitung im Betrieb über die theoretische Wissensvermittlung wenigstens teilweise zu kompensieren. Zudem bietet die Berufsschule den Auszubildenden die Möglichkeit, ihren Wissensstand mit dem anderer KollegInnen aus verschiedenen Betrieben zu vergleichen. Auch können die LehrerInnen im Fall von Defiziten oder anderen Problemen im Ausbildungsalltag als VermittlerInnen eine wichtige Rolle spielen. Daher bedarf es erhöhter Anstrengungen, um eine bessere finanzielle und damit auch personelle Ausstattung der Berufsschulen als Investition in den Nachwuchs von Fachkräften zu begreifen und entsprechend umzusetzen. Ein Fragenblock widmete sich in der diesjährigen Befragung der Bewertung der Berufsschulausbildung durch die befragten Auszubildenden. 3.1 Fachliche Qualität der Berufsschule Die Mehrheit der befragten Auszubildenden (57,3 Prozent) betrachtet die fachliche Qualität des Unterrichts in der aus als im Vorjahr. Fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts GUT: 48,0% BEFRIEDIGEND: 27,4% Abbildung 22: Berufsschulunterrichts finde ich «- Angaben in Prozent von 2.363 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. SEHR GUT: 9,3% AUSREICHEND: 9,5% MANGELHAFT: 5,8% 34 Ausbildungsreport 2012

3 Schwerpunkt 2012: Qualität der Berufsschule 3.2 Vorbereitung auf die theoretische Prüfung Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass sich nur knapp die Hälfte der Befragten durch den Besuch der Berufsschule sehr gut oder gut auf ihre theoretische Prüfung vorbereitet fühlen. Ein gutes Drittel schätzt die Vorbereitung als befriedigend ein, und 14 Prozent fühlen sich nur ausreichend oder mangelhaft auf die Prüfung vorbereitet. Bewertung der Vorbereitung auf die theoretische Prüfung GUT: 43,8% BEFRIEDIGEND: 34,4% SEHR GUT: 7,3% AUSREICHEND: 10,1% MANGELHAFT: 4,4% Abbildung 24: Bewertung der Vorbereitung auf die theoretische Prüfung durch die Berufsschule. gut auf meine theoretischen Prüfungen vorbereitet:...«- Angaben in Prozent von 2.340 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe Ausbildungsreport 2012 35

3 Schwerpunkt 2012: Qualität der Berufsschule 3.3 Ausstattung der Berufsschulen Einer der Gründe für die schlechten Bewertungen ist in der nicht immer aktuellen Ausstattung der Berufsschulen zu sehen. In Zeiten rascher Weiterentwicklung von Techniken und Arbeitsweisen müssen für eine Ausbildung nach dem neuesten Stand der Technik nicht nur die Betriebe, sondern auch die Berufsschulen mit ihren Lehrmaterialien und ihrer Ausstattung ständig auf der Höhe der Zeit sein. Zwei Drittel der Befragten sind der Auffassung, dass Ausstattung ihrer Berufsschule hingegen als veraltet an. Diese äußerten sich deutlich unzufriedener mit der fachlichen Qualität des Berufsschulunterrichts. Während über 69 Prozent der Auszubildenden, die mit der Ausstattung sinkt dieser Anteil auf 23 Prozent, wenn die Auszubildenden mit der Ausstattung ihrer Schule unzufrieden sind. Fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts in Korrelation Ausstattung der Berufsschule Abbildung 24: Fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts in Korrelation zur Ausstattung der Berufsschule Berufsschulunterrichts finde ich Berufsschule ist auf dem notwendig aktuellen Stand um das Lernen im Unterricht erfolgreich zu unterstützen:... «- Angaben in Prozent von 2.311 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % 9,0 % 20,2 % 21,9 % 52,0 % 42,6 % 69,1 % 24,8 % 37,2 % 23,2 % Ausstattung der Berufsschule auf aktuellem Stand: IMMER / HÄUFIG MANCHMAL SELTEN / NIE Fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts ist... ausreichend / mangelhaft befriedigend gut / sehr gut 36 Ausbildungsreport 2012

3 Schwerpunkt 2012: Qualität der Berufsschule 3.4 Klassengröße in der Berufsschule Die Klassengröße in der Berufsschule hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Lernerfolg. Je kleiner die Klassen sind, desto intensiver können die LehrerInnen sich jedem bzw. jeder einzelnen Auszubildenden widmen. 58,3 Prozent der befragten Auszubildenden lernen in Klassen mit bis zu 20 Schülern. Entsprechend sagten auch 59,5 Prozent der Befragten, das die Klassengröße häufig oder immer eine gute Lernatmosphäre ermöglicht. Immerhin 41,7 Prozent müssen sich den Klassenraum hingegen mit mehr als 20 SchülerInnen teilen, entsprechend schlecht wird die Lernatmosphäre beurteilt. Klassengröße in der Berufsschule bis 20 58,3% über 20 41,7 % Abbildung 25: Angaben in Prozent von 2.317 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Werden die Klassen zu groß, so hat dies einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Lernatmosphäre in der Klasse und damit auch auf die Effektivität des Unterrichts. So erachtet eine große Mehrheit der befragten Auszubildenden gut. Dieser Anteil verringert sich kontinuierlich mit zunehmender Klassengröße. In Berufsschulklassen von mehr als 25 SchülerInnen ist lediglich noch gut ein Viertel der Auszubildenden (27 Prozent) mit der Lernatmosphäre als gut empfinden. Ausbildungsreport 2012 37

3 Schwerpunkt 2012: Qualität der Berufsschule Lernatmosphäre in Korrelation zur Größe der Berufsschulklassen Abbildung 26: eine gute Lernatmosphäre:... «nach Größe der Berufsschulklasse - Angaben in Prozent von 2.308 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % 7,9 % 10,9 % 23,1 % 35,3 % 32,2 % 37,9 % 69,0 % 56,9 % 26,8 % Zahl der Auszubildenden in der Berufsschulklasse: bis 20 21-25 über 25 Die Größe meiner Klasse ermöglicht eine gute Lernatmosphäre: selten / nie manchmal häufig / immer Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass auf Seiten der Auszubildenden eine Vielzahl von Faktoren Einfluss auf die Bewertung der fachlichen Qualität des Berufsschulunterrichts nehmen. Von großer Bedeutung sind dabei die infrastrukturellen Rahmenbedingungen an den einzelnen Schulen. Eine zeitgemäße Ausstattung der Berufsschulen mit Unterrichtsmaterialien, Schulbüchern, technischen Geräten und ähnlichem ist unabdingbar, wenn das Lernen im Unterricht erfolgreich unterstützt werden soll. Eine gute Ausstattung alleine sichert jedoch noch keinen qualitativ hochwertigen Berufsschulunterricht. Hierzu bedarf es in jedem Fall auch einer engen Kooperation und Abstimmung mit den ausbildenden Betrieben, damit das theoretische Wissen eine Relevanz für die berufliche Praxis gewinnen kann und somit zu nachhaltigen Lernprozessen einerseits und einem konkreten Wissenstransfer in den betrieblichen Alltag andererseits beitragen kann. Zudem sind Klassengrößen über 25 einer guten Schulausbildung abträglich. Schließlich darf neben der Einbindung der Ausbildungsbetriebe auch die Partizipation der Auszubildenden selbst bei der methodischen und inhaltlichen Gestaltung des Unterrichts nicht vergessen werden. Eine adäquate Beteiligung von SchülerInnen bei Fragen der Unterrichtsplanung und -gestaltung erhöht deren Motivation und kann auch bei knappen Kassen dazu beitragen, die Qualität des Berufsschulunterrichts zu verbessern und an den Bedürfnissen der SchülerInnen auszurichten. 38 Ausbildungsreport 2012

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel Die Ausbildungsbedingungen in den Handelsberufen, also Einzelhandels-, Groß- und Außenhandelskaufleute sowie VerkäuferInnen, sind in den vergangenen Monaten verstärkt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Es häufen sich Berichte die belegen, dass Auszubildende in Discountern und Supermärkten als volle Arbeitskräfte verplant werden und somit ungewollt reguläre Beschäftigung verdrängen. Gleichzeitig können Ausbildungsinhalte nicht vermittelt werden und der Druck auf die Auszubildenden in der Berufsschule aber auch im Betrieb nimmt zu. Auch im Beratungsforum der DGB-Jugend www.doktor-azubi.de schildern Auszubildende besorgniserregende Erlebnisse über ihre Ausbildung in diesen Berufen. Die Gewerkschaft ver.di hat es nun geschafft, mit Kampagnen wie Neulich bei Netto diese Missstände aufzudecken und öffentlich zu machen. Die Tätigkeiten des Berufsbildes Einzelhandelskaufleute und VerkäuferInnen ähneln sich auf den ersten Blick. Es gibt aber einige wichtige Unterschiede: die Ausbildung der VerkäuferInnen dauert zwei, die zu den Einzelhandelskaufleuten drei Jahre. Es leuchtet ein, dass die letztgenannte Ausbildung vor allem theoretisch fundierter ist und mehr kaufmännische Lernfelder (z.b. Buchhaltung) beinhaltet als die Ausbildung der VerkäuferInnen. Es gibt einen Trend, dass Unternehmen vermehrt junge Menschen zunächst als VerkäuferInnen ausbilden und erst bei entsprechender Führung und Noten, die Ausbildung im Bereich Einzelhandelskaufleute erfolgt. Die DGB-Jugend sieht darin eine unnötige und nicht hinnehmbare Verlängerung der Probezeit. Auf dem Arbeitsmarkt gelten dreijährig ausgebildete Einzelhandelskaufleute logischerweise als qualifizierter und kompetenter. Das bedeutet für die VerkäuferInnen, dass ihre kürzere Ausbildungsdauer den ArbeitgeberInnen als Argument dient, die Beschäftigten in niedrigere Lohngruppen einzustufen. Im vorliegenden Exkurs wurden 606 hessische Auszubildende aus den oben genannten Ausbildungsberufen befragt. Deren Antworten werden erstens mit den Aussagen der anderen befragten Berufsgruppen und zweitens auch untereinander verglichen. Denn die Bedingungen sind zwischen den verschiedenen Handelsberufen äußerst unterschiedlich, wie im Nachfolgenden dokumentiert wird. Ausbildungsreport 2012 39

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.1 Ausbildungsvergütung Die durchschnittliche Ausbildungsvergütung der Befragten in den Handelsberufen liegt über dem Mittelwert der anderen untersuchten Ausbildungsberufe. Am besten verdienen die Groß- und Außenhandelskaufleute, am Schlechtesten die VerkäuferInnen. Ausbildungsvergütung nach Ausbildungsjahr Kaufmann/-frau Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Verkäufer/in 623 EUR 667 EUR 729 EUR 683 EUR 718 EUR 605 EUR 692 EUR 809 EUR 1. Ausbildungsjahr 2. Ausbildungsjahr 3. Ausbildungsjahr Abbildung 27: Durchschnittliche Ausbildungsvergütung (brutto) in der Stichprobe nach Ausbildungsjahren, Angaben von 2.397 Antwortenden, davon 604 Auszubildende in den Handelsberufen, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Restliche Berufe 555 EUR 638 EUR 685 EUR Doch die Zahlen sind keinesfalls zufriedenstellend und liegen im Durchschnitt unter den geltenden Tariflöhnen: Der hessische Tarifvertrag für den Einzelhandel sieht im ersten Ausbildungsjahr 665 Euro, im zweiten 729 Euro und im dritten 832 Euro an Ausbildungsvergütung vor. Im Groß- und Außenhandel ergibt sich ein ähnliches Bild: Dort sind im ersten 718 Euro, im zweiten 782 Euro und im dritten 876 Euro vorgesehen. Dass alle Ausbildungsvergütungen unter den Tarifvereinbarungen bleiben, ist ein Hinweis auf fehlende Wertschätzung, welche die Unternehmen den Auszubildenden entgegen bringen. 40 Ausbildungsreport 2012

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.2 Ausbildungsinhalte 4.2.1 Ausbildungsplan Grundlage der Ausbildung in einem Betrieb ist der betriebliche Ausbildungsplan, der die Inhalte des Ausbildungsrahmenplans eines Ausbildungsberufs in die Gegebenheiten und Abläufe eines konkreten Betriebs übersetzt. Der 14 des Berufsbildungsgesetzes verlangt von den Ausbildungsbetrieben einen solchen Ausbildungsplan zwingend. Von den befragten Auszubildenden in den Handelsberufen haben nach eigenen Angaben nur rund 69 Prozent einen betrieblichen Ausbildungsplan immerhin ein höherer Anteil als bei den restlichen Ausbildungsberufen (63 Prozent). Besonders negativ fallen die VerkäuferInnen auf, die nur zu 60 Prozent einen betrieblichen Ausbildungsplan haben, während Groß- und Außenhandelskaufleute mit 75% deutlich darüber liegen. Vorliegen eines Ausbildungsplans Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel 73,2 % 74,9 % Verkäufer/in 60,0 % Handelsberufe gesamt 68,7 % Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 62,6 % Abbildung 28: betrieblichen Teil meiner Ausbildung liegt mir vor«, Angaben in Prozent von 2.330 antwortenden Auszubildenden, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 41

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.2.2 Ausbildungsfremde Tätigkeiten Viel zu häufig werden Auszubildende während ihrer Ausbildungszeit zu Tätigkeiten herangezogen, die nichts mit ihrer eigentlichen Ausbildung zu tun haben. Nur etwas mehr als ein Drittel (34,5 Prozent) aller befragten Auszubildenden gibt an, nie für ausbildungsfremde Tätigkeiten eingesetzt zu werden. Dabei schneiden die Handelsberufe mit rund 40 Prozent etwas besser ab als der Rest der Stichprobe mit rund 33 Prozent. Bei den VerkäuferInnen liegt dieser Anteil sogar bei 46 Prozent. Jedoch geben 7,3 Prozent der Einzelhandelskaufleute an, immer ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten zu müssen bei den anderen Berufen sind dies nur 4 Prozent. Ausbildungsfremde Tätigkeiten Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Verkäufer/in immer häufig manchmal selten nie Abbildung 29: eindeutig nicht zu meiner Ausbildung gehören«- Angaben in Prozent von 1.009 Auszubildenden, die angaben ihren Ausbildungsplan sehr gut oder gut zu kennen und die auf obige Frage geantwortet haben, da nur diese objektiv einschätzen können, ob eine zu verrichtende Tätigkeit tatsächlich ausbildungsfremd ist, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 42 Ausbildungsreport 2012

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.2.3 Führen des Ausbildungsnachweises Der Ausbildungsnachweis (umgangssprachlich: Berichtsheft) dient zur Dokumentation der Ausbildung. Das Führen des Nachweises gehört zur Ausbildung. Die ArbeitgeberInnen müssen Auszubildenden in ihrer Arbeitszeit die Möglichkeit geben das Berichtsheft zu führen. Auszubildende aus den Handelsberufen geben 49,4 Prozent an, dass sie ihren Nachweis nie während der Arbeitszeit führen. Bei den übrigen untersuchten Berufen gaben dies nur 32 Prozent an. Der Anteil derjenigen, die dies immer im Betrieb erledigen, liegt bei den Handelsberufen mit 22 Prozent deutlich unter dem der übrigen Berufe (32 Prozent). Am besten schneiden hier die Groß- und Einzelshandelskaufleute ab, die zu 36,4 Prozent das Berichtsheft immer während der Arbeitszeit führen und deren Anteil damit doppelt so hoch ist wie bei den VerkäuferInnen oder den Kaufleuten im Einzelhandel. Führen des Ausbildungsnachweises während der Arbeitszeit Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Verkäufer/in immer häufig manchmal selten nie Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 Abbildung 30: (Berichtsheft) führe ich... während der Arbeitszeit«- Angaben in Prozent von 2.340 antwortenden Auszubildenden, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 43

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.3 Ausbildungszeiten und Überstunden 4.3.1 Arbeits- und Erholungszeiten Vergleicht man die Handelsberufe insgesamt mit den übrigen Berufen, so stellt man bei der wöchentlichen Arbeitszeit kaum einen Unterschied fest: Etwa 20 Prozent arbeiten wöchentlich über 40 Stunden, obwohl dies bei weitem mehr ist als das Jugendarbeitsschutzgesetz vorgibt. Innerhalb der Handelsberufe gibt es jedoch deutliche Unterschiede: Während 26 Prozent der Einzelhandelskaufleute und 22 Prozent der VerkäuferInnen eine wöchentliche Arbeitszeit (einschl. Berufsschule) von mehr als 40 Stunden in der Woche angeben, sind es bei den Groß- und Außenhandelskaufleuten nur 13 Prozent. Wöchentliche Arbeitszeit in Stunden (einschließlich Berufsschule) Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel bis 40 Stunden über 40 Stunden Verkäufer/in Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Abbildung 31: Angaben in Prozent von 2.310 Antwortenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 44 Ausbildungsreport 2012

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel Die höhere Wochenstundenbelastung dieser beiden Berufe ergibt sich auch aus der höheren Anzahl von Arbeitstagen, die diese im Vergleich mit den übrigen Berufen leisten müssen. 21 Prozent der Einzelhandelkaufleute und 24 Prozent der VerkäuferInnen müssen an mehr als 5 Tagen in der Woche im Betrieb arbeiten. Bei den Groß- und Außenhandelskaufleuten müssen dies nur 3 Prozent. Wöchentliche Arbeitstage im Betrieb (ohne Berufsschule) Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel 3-4 Tage 4,5-5 Tage 5,5-6 Tage 6,5-7 Tage Verkäufer/in Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 Abbildung 32: Pro Woche arbeite ich im Betrieb Tage, Angaben in Prozent von 2.357 Antwortenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 45

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel Um sechs Wochen Urlaub im Jahr zu haben, muss bei einer 5-Tage-Woche für 30 Tage und bei einer 6-Tage-Woche dementsprechend für 36 arbeitsbelegte Tage Urlaub genommen werden. 43 Prozent der Einzelhandelskaufleute und 60 Prozent der VerkäuferInnen geben an, mehr als 30 Tage Urlaub im Jahr zu haben. Bei den Groß- und Außenhandelskaufleuten liegt dieser Anteil entsprechend einer überwiegenden 5-Tage-Woche nur bei zwei Prozent. So wird zumindest ein Teil der Mehrbelastung durch angepasste Urlaubsregelungen ausgeglichen. Urlaubstage pro Jahr Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel bis 20 21-25 26-30 über 30 Verkäufer/in Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Abbildung 33: Angaben in Prozent von 2.291 Antwortenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 46 Ausbildungsreport 2012

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.3.2 Überstunden und Überstundenausgleich Ein Drittel der Auszubildenden in den Handelsberufen gibt an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen. Innerhalb der Handelsberufe gibt es hierbei keine nennenswerten Unterschiede. Bei den Befragten aus den übrigen Berufen liegt dieser Anteil mit 40 Prozent sogar noch etwas höher. Die Intensität dieser Mehrbelastung unterscheidet sich bei den Handelsberufen jedoch erheblich: Während bei nur knapp acht Prozent der Groß- und Außenhandelskaufleute, die Überstunden leisten müssen, mehr als 5 Stunden pro Woche anfallen, liegt dieser Anteil bei den Einzelhandelskaufleuten mit 35 Prozent und bei den VerkäuferInnen mit 27 Prozent sehr deutlich darüber. Überstunden pro Woche Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Verkäufer/in 1-5 6-10 11-15 16-20 mehr als 20 Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 Abbildung 34:... Überstunden.«- Angaben in Prozent von 891 antwortenden Auszubildenden, die angegeben haben, regelmäßig Überstunden zu leisten, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Vergleicht man die Handelberufe insgesamt mit den übrigen Berufen, so ergeben sich beim Überstundenausgleich praktisch keine Unterschiede: Zwei Drittel geben an, die geleisteten Überstunden entweder finanziell vergütet zu bekommen (11 Prozent) oder die Möglichkeit zu haben, sie durch zusätzliche Freizeit auszugleichen (56 Prozent). Jedoch erhalten 16 Prozent keinen Ausgleich für die geleisteten Überstunden. Die übrigen 17 Prozent wissen nicht, ob und wie ihre Überstunden ausgeglichen werden. Das legt fehlende innerbetriebliche Regelungen nahe. Ausbildungsreport 2012 47

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel Innerhalb der Handelsberufe wird der Überstundenausgleich sehr unterschiedlich gehandhabt. Die bereits mit einer deutlich höheren Arbeitszeit und Überstundenintensität belasteten Einzelhandelskaufleute und VerkäuferInnnen erhalten mit 66 bzw. 61 Prozent darüber hinaus auch zu einem deutlich geringeren Anteil einen Freizeit- oder finanziellen Ausgleich für die anfallenden Überstunden als die Groß- und Außenhandelskaufleute mit 83 Prozent. Ausgleich von Überstunden Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Freizeitausgleich Bezahlung weder noch Ich weiß nicht Verkäufer/in Handelsberufe gesamt Abbildung 35: werden diese mit Freizeit ausgeglichen / bezahlt / weder noch / weiß nicht.«- Angaben in Prozent von 2.156 antwortenden Auszubildenden, nach Berufen gewichtete Stichprobe. Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 Hinsichtlich der Freistellung für die Berufsschule gibt es bei den Handelsberufen keine großen Unterschiede zu den übrigen Berufen. Zwischen 15und 20 Prozent der Befragten geben an, dass sie schon Zeiten des Berufsschulunterrichts im Betrieb nacharbeiten mussten. Auch bei der Frage, ob sie für die Berufsschule freigestellt werden, sagen bei den Handelsberufen 81 Prozent, dass ihnen nie die Teilnahme am Unterricht verweigert wird (übrige Berufe: 78 Prozent). 48 Ausbildungsreport 2012

4 Exkurs: Branchenschwerpunkt Handel 4.4 Persönliche Beurteilung der Ausbildung Bei der Beurteilung der fachlichen Qualität der Ausbildung im Betrieb gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Handelsberufen und den übrigen Berufen in der Befragung. Etwa drei Viertel bewerten diese mit rufen geben an, dass ihnen am Arbeitsplatz AusbilderInnen zur Verfügung stehen (übrige Berufe: 91 Prozent), die 75,6 Prozent). Auch die Gesamtzufriedenheit mit der Ausbildung liegt bei den Handelsberufen insgesamt nur geringfügig unter zu sein (Handelsberufe: 73,5 Prozent, übrige Berufe: 75,5 Prozent). Innerhalb der Handelsberufe sind jedoch Abstufungen erkennbar: Während Einzelhandelskaufleute nur zu 70 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden sind, sind es bei den Groß- und Außenhandelskaufleuten mit 78 Prozent deutlich mehr. Zufriedenheit mit der Ausbildung Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Verkäufer/in sehr zufrieden zufrieden teilw. zufrieden eher unzufrieden sehr unzufrieden Handelsberufe gesamt Zum Vergleich: Restliche Berufe aus TOP 25 0 20 40 60 80 100 Abbildung 36: insgesamt «/ - Angaben in Prozent von 2.370 antwortenden Auszubildenden, nach Ausbildungsberufen gewichtete Stichprobe. Ausbildungsreport 2012 49

5 Auswertungsverfahren und Methodik Die Befragung der Auszubildenden für die vorliegende Erhebung fand ganz überwiegend im Rahmen der so genannten Berufsschultouren der DGB-Jugend in Hessen statt. Dabei handelt es sich um Bildungsangebote der DGB-Jugend für Berufschulen. Sie wurde schriftlich vor Ort anhand des im Anhang dargestellten Fragebogens im Zeitraum von September 2011 bis Mai 2012 überwiegend klassenweise durchgeführt. Durch die regionale Streuung und die unterschiedliche Zusammensetzung der Berufsschulklassen sind maßgebliche Aspekte, wie etwa die Betriebsgröße, Tarifbindung, städtische/ländliche Lage in der Stichprobe zufällig verteilt. Insgesamt konnten die Angaben von 2.397 Auszubildenden der 25 laut Bundesinstitut für Berufsbildung meistfrequentierte Ausbildungsberufe des Jahres 2011 in die Auswertung aufgenommen werden. Um die Vergleichbarkeit der Angaben zu gewährleisten, wurden ausschließlich Erhebungsdaten von Auszubildenden, die sich innerhalb einer betrieblichen Ausbildung (duales System) befinden, in die Stichprobe einbezogen. Um in der Gesamtdarstellung Verzerrungen durch die Über- bzw. Unterrepräsentanz einzelner Berufe in der Stichprobe auszugleichen, wurden die einzelnen Berufe in den Auswertungen gemäß ihres tatsächlichen Anteils an Auszubildenden im Jahr 2011 gewichtet. 50 Ausbildungsreport 2012

6 Anhänge Verteilung der Auszubildenden nach Geschlecht WEIBLICH: 49,4% MÄNNLICH: 50,6% Abbildung 37: Angaben in Prozent von 2.379 antwortenden Auszubildenden, ungewichtet. Verteilung der befragten Auszubildenden nach Alter unter 18 16,8% 18-21 62,5% 22-25 16,2% über 25 4,5% Abbildung 38: Angaben in Prozent von 2.379 antwortenden Auszubildenden, ungewichtet. Ausbildungsreport 2012 51

6 Anhänge Verteilung der befragten Auszubildenden nach Betriebsgröße 1-4 9,1% 5-10 17,3% 11-20 16,6% 21-250 28,3% 251-500 9,6% Abbildung 39: Angaben in Prozent von 2.328 antwortenden Auszubildenden, ungewichtet. über 500 19,1% 52 Ausbildungsreport 2012

6 Anhänge Anzahl der befragten Auszubildenden nach Berufen Anlagenmechaniker/in Bankkaufmann/-frau Bürokaufmann/-frau Elektroniker/in Fachinformatiker/in Fachkraft für Lagerlogistik Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk Friseur/in Hotelfachmann/-frau Industriekaufmann/-frau Industriemechaniker/in Kaufmann/-frau für Bürokommunikation Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Koch/Köchin KFZ-Mechatroniker/in Maler/in und Lackier/in Mechatroniker/in Medizinische/r Fachangestellte/r Metallbauer/in Restaurantfachmann/-frau Steuerfachangestellte/r Tischler/in Verkäufer/in Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r 52 128 63 23 66 47 63 7 111 161 60 193 272 239 118 29 81 192 98 58 49 20 33 95 139 0 50 100 150 200 250 300 Abbildung 40: Angaben aller 2.397 befragten Auszubildenden. Ausbildungsreport 2012 53

6 Anhänge 54 Ausbildungsreport 2012