Weltweit führend: Die deutsche Lymphomforschung. Vernetzung als Erfolgsmodell

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Transkript:

Weltweit führend: Die deutsche Lymphomforschung Vernetzung als Erfolgsmodell Michael Hallek Michael Hallek (Köln) 10 Jahre Kompetenznetze in der Medizin Festvortrag am 11. Juni 2009 Seite 1

Inzidenz und Mortalität Maligner Lymphome Jedes Lymphom-Neuerkrankungen: Jahr erkranken rund 22.000 Jährlich rund 22.000 Menschen in Deutschland Menschen an einem malignen Lymphom. Hodgkin- Lymphom Non-Hodgkin- Lymphome Multiple Myelome 4.100 1.979 12.847 Morbus Hodgkin: Die relativen 5- Jahres-Überlebensraten liegen zwischen 87 % und 97 %. Die relative 5-Jahres- Überlebensrate beträgt bei Non- Hodgkin-Lymphomen 62 % bis 66 % Prozent. Chronische Lymphatische Leukämie 3.100 Jedes Jahr sterben mehr als 5.200 Menschen an einem Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Lymphom Quelle: Robert-Koch-Institut, Michael Hallek (Köln) Kompetenznetz Leukämien Seite 2

Ziele und Förderung Optimale Information, Behandlung und Betreuung für ALLE Lymphom-Patienten in Deutschland Vernetzung aller an Forschung und Versorgung Beteiligten stärken Mehr Patienten in Therapieoptimierungs-Studien ( interest independent trials = IIT) behandeln Wissensaustausch zwischen Wissenschaftlern, Ärzten, Patienten Förderung 1999-2009: ca. 14 Millionen Euro Michael Hallek (Köln) Seite 3

Informations Service Homepage (www.lymphome.de) Flyer (zu Studien im KML, Patienteninfo) Newsletter (2x jährlich) Information in der Öffentlichkeit Michael Hallek (Köln) Seite 4

Kooperationspartner und Vernetzung Industrie Studiengruppen Strahlentherapeuten Pathologen öffentliche Förderer, gemeinnützige Organisationen Zentrale niedergelassene Onkologen nicht-universitäre Krankenhäuser Universitätskliniken Grundlagenforscher Krankenkassen Patientenorganisationen Onkologische Kompetenznetze WINHO GmbH Cochrane Gruppe Michael Hallek (Köln) Seite 5

Studiengruppen Elf deutsche Lymphom-Studiengruppen Mitglied alle Lymphom- Arten vertreten. Sie führen 70 Therapieoptimierungs-Studien (IITs= interest independet trials) mit rund 14.000 Patienten jährlich durch. Rund 650 regionale Studienzentren kooperieren mit den KML- Lymphom-Studiengruppen. Zentrale virtuelle KML-Materialbank. Ein zentrales KML-Datenschutzkonzept Datenaustausch zu Forschungszwecken. Etablierung international gültiger Behandlungsstandards. Michael Hallek (Köln) Seite 6

Erfolge der KML-Studiengruppen Deutsche Studiengruppe Niedrigmaligne Lymphome (GLSG) und Ostdeutsche Studiengruppe für Hämatologie und Onkologie e.v. (OSHO): Die Überlebenszeit für Patienten mit follikulären Lymphomen im fortgeschrittenen Stadium hat sich durch Immuno-Chemotherapien verlängert. Michael Hallek (Köln) Quelle: Herold et al. J Clin Oncol 25, 1986-1992 (2007) Seite 7

DCLLSG: Fortschritte der Therapie Studie n CR OR Medikament Überleben Rai, NEJM 2000 CLB F 181 170 4% 20% 37% 63% 56 66 Eichhorst 2006 (CLL4) F FC 151 148 12% 25% 84% 95% 84* n.e. Hallek 2008 (CLL8) FC FCR 408 409 23% 45% 85% 93%? *ohne high risk Patienten Michael Hallek (Köln) Seite 8

Erfolge der KML-Studiengruppen Deutsche Studiengruppe Hochmaligne Non- Hodgkin Lymphome (DSHNHL): Heute sterben 50% weniger Patienten an aggressiven Lymphomen als noch vor zehn Jahren. Probability of event-free survival 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 07 2000 05 2001 09 2001 12 2002 R-CHOP CHOP p=0.00008 0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 Years after randomization 5.0 Michael Hallek (Köln) Seite 9

Erfolge der KML-Studiengruppen Deutsche Hodgkin Studiengruppe (GHSG): Die Prognose von Hodgkin Patienten in fortgeschrittenen Stadien hat sich entscheidend verbessert. 100 80 60 40 Alkylaters (1955) MOPP/ABVD (1988-93) 93) COPP (1975) BEACOPP (1993-99) 99) 20 0 No therapy (1940) 0 1 2 3 4 5 Years Michael Hallek (Köln) Quelle: Diehl et al. NEJM 2003 Seite 10

Dokumentierte, positive Auswirkungen von klinischer Spitzenforschung auf die klinische Versorgung Die deutschen klinischen Studiengruppen zu Leukämien und Lymphomen gelten als weltweit führend. Es wurde ein national und international akzeptierter Behandlungsstandard geschaffen. In internationalen Vergleichsstudien zum Outcome von Krebspatienten (EUROCARE 2008) sind Leukämien und Lymphome der einzige Bereich, in dem Deutschland den Spitzenplatz einnimmt. Michael Hallek (Köln) Seite 11

Die Spitzenstellung der klinischen Lymphom- Forschung in Deutschland ist bedroht Michael Hallek (Köln) Seite 12

12. AMG-Novelle und Folgen in Deutschland Extreme Bürokratisierung (in Deutschland mehr als in vielen anderen europ. Ländern) Verzehnfachung der Kosten Verlangsamung der Studienaktivierung um 1-2 Jahre Resultat: Weitgehende Monopolisierung des medizinischen Erkenntnisgewinns in Industriefinanzierten-Studien Michael Hallek (Köln) Seite 13

University Hospitals Köln - Bonn Therapieoptimierungs-Studien in der Onkologie warum? Studien der pharmazeutischen Industrie Standardtherapie Neues Medikament A Endpunkt: Zulassung von Medikament A. Nachteile: keine integrierte Therapieoptimierung, kein Langzeitfollow-up. 14

University Hospitals Köln - Bonn Therapieoptimierungs-Studien warum? Investigator initiated trials = Interest independent trials (IIT) Neues Medikament B Neues Medikament A Vorteile: Kompetitiver Vergleich, Langzeitfollow-up, Evidenz wird generiert unabhängig von wirtschaftlichen Interessen 15

University Hospitals Köln - Bonn Investigator initiated trials = Interest independent trials (IIT) B Standard Standard + B + A Standard A A B Vorteile: Kritische Prüfung des optimalen Therapiesequenz unabhängig von 16 wirtschaftlichen Interessen im klinischen Versorgungsalltag

Fazit: Dank und Verpflichtung Die Förderung des Kompetenznetzes Maligne Lymphome hat dazu beigetragen, der klinischen Forschung in diesem Bereich einen internationalen Spitzenplatz zu sichern. Dies hat die Versorgung der Lymphompatienten in Deutschland nachweislich verbessert. Die Aufgabe für die Zukunft liegt darin, diese Strukturen weiter zu fördern. Mit relativ wenig Geld (derzeitiges KML-Budget 250.000 Euro pro Jahr) und einer sinnhaften Einschränkung der Bürokratie bei der Durchführung von IITs könnte dies auch künftig sichergestellt werden. Michael Hallek (Köln) Seite 17