Verarbeitung von Emotionen im Gehirn was bedeuten die Erkenntnisse der Hirnforschung für die Beratung?

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Transkript:

Fachtag der LAG Erziehungsberatung am 4.11.2011 Zur Bedeutung der Emotionen im Beratungsprozess Verarbeitung von Emotionen im Gehirn was bedeuten die Erkenntnisse der Hirnforschung für die Beratung? Dr. med. Andreas Krüger Institut für Psychotraumatologie des Kindes- und Jugendalters www.ipkj.de

Fachdienstliche Aufgaben der Erziehungs- und Familienberatung (EB) (BKE 1/09) Beratung Prävention Psychodiagnostik, Therapie Hilfeplanung Vernetzung Familiengerichtliche Verfahren Einschätzungen nach 8a SGB VIII (BKE, 2006b)

Emotionen der Klienten Effizienz der eigenen Arbeit Beratung Prävention Psychodiagnostik, Therapie Hilfeplanung Vernetzung Familiengerichtliche Verfahren Einschätzungen nach 8a SGB VIII (BKE, 2006b)

Themen mit besonderer Bedeutung der Emotionen Motivation Beziehung Gewalt Frühe Hilfen

Erleben Bewerten Handeln: EB funktioniert über Emotionen

Grundzustände des Erlebens Wahrnehmen Denken Elementare Erlebniszustände Emotionen

Grundzustände des Erlebens Wahrnehmen Denken Elementare Erlebniszustände Emotionen

Elementare Erlebniszustände Hunger/Durst Wachheit/Müdigkeit Frieren/Schwitzen Schmerz Sexuelle Lust Aggression/Wut Fürsorge/Geborgenheit/Verlassenheitsgefühle

Elementare Erlebniszustände Hunger/Durst Wachheit/Müdigkeit Frieren/Schwitzen Schmerz Sexuelle Lust Aggression/Wut Fürsorge/Geborgenheit/Verlassenheitsgefühle

Grundzustände des Erlebens Wahrnehmen Denken Elemenatare Erlebniszustände Emotionen

Kognitive Emotionstheorie (Clore & Ortony, 2000; Scherer, 1999) Emotionen sind Bewertungszustände und haben immer eine kognitive Komponente. Sie beziehen sich auf das Erfassen der Bedeutung einer Situation - Hieraus ergeben sich (bewusst und unbewusst) Handlungsoptionen.

Emotion = psychophysiologischer Prozess Bewusste/unbewusste Wahrnehmung & Interpretation Gefühlserleben Spez. Kognitionen Physiologische Veränderungen Verhalten

Physiologische Veränderungen Herzfrequenz Fingertemperatur Hautwiderstand Muskelanspannung Lidschlag

Neuromodulatoren Adrenalin/Noradrenalin ( Stresshormone, Hab-Acht!) Serotonin ( Glückshormon, Entspannung) Dopamin ( Belohnungssystem, Antrieb) Acetylcholin ( Denkhormon ) Weitere Neuropeptide/-hormone

4 Grundgefühle (Goleman, 1995) 1. Angst 2. Freude 3. Wut 4. Trauer

1. Glück 2. Ärger 3. Verachtung 4. Zufriedenheit 5. Ekel 6. Verlegenheit 7. Aufgeregtheit 8. Scham 15 Emotionen (Ekman, 2004)

15 Emotionen (Ekman, 2004) 9. Schuldgefühl 10. Stolz bezüglich Erreichtem 11. Erleichterung 12. Trauer 13. Zufriedenheit 14. Sinneslust 15. Furcht

Längerfristige emotionale Zustände Trauer Eifersucht Romantische Liebe Elterliche Liebe (Ekman, 2004)

Basale emotionale Schaltkreise (Davidson, 1999) Annäherungssystem (approach system) Rückzugssystem (withdrawal system) Bedeutung des limbischen Systems

Motivation des Klienten - Annähern oder Rückzug antreten? (Weiner, 1994; Puca & Langens 2002) biogen Hunger, Durst, Sexualität soziogen (Maslow) Anschluss/Intimität (Oxytocin) Macht (Testosteron) Leistung/Selbstwirksamkeit (Bandura)

Furcht & unbewusst wahrgenommene Reize (Öhmann, 1999) Maskiert dargebotene Furchtbilder Reizsituation auf das limbisch-emotionale System Thema Gewalt in Familien Bedeutung der Furcht in der Beratungsarbeit

Gewaltphänomen in der EB Eltern gegen Kind Eltern untereinander Kinder gegen Eltern Kinder gegeneinander Gewalt in Institutionen

Traumatischer Stress und die klinischen Folgen Einfache Traumatisierung Posttraumatische Belastungsstörung Kindliche Erscheinungsformen (Scheeringa et al., 2001) Chronisch-komplexe Traumatisierung Entwicklungs-Traumastörung (Developmental Trauma Disorders) (van der Kolk, 2005) Dissoziative Störungen Bindungs- und Beziehungsstörungen (Brisch und Hellbrügge, 2005; Krüger & Reddemann, 2007)

Prävalenzraten PTBS 1,6 % (BRD, Essau et al., 1999) 9-11 J.: 0,3 % (GB, Ford et al., 1999) 9-12 J.: 9,2 % (USA, Lonigan et al., 2004) Erwachsene: 1-10% Ca. 6.000 Kinder & Jugendliche Opfer schwerer Gewalt in HH

Posttraumatische Belastungsstörung Notfallprogramm im Kopf (Krüger & Reddemann, 2007) 1. Übererregungszeichen 2. Intrusionen/überwältigende Erinnerungen 3. Vermeidung & Dissoziation + kindertypische Symptome

Robert, 7: Als ich den bösen Mann in der Post wieder gesehen hab, waren gleich die Bilder wieder da. Ich hab mich sogar an das Nummernschild erinnert. Da musste ich ganz viel weinen.

Erste Hilfe für die Seele

Psychoedukation

Traumapsychologische Psychoedukation Familie Kind / Jugendlicher Verständnis der Symptomatik Auswirkungen der Symptomatik Familie Schule Peers Freizeitleben Umgang mit der Symptomatik

Andreas Krüger, Elbe & Krueger Verlag

Andreas Krüger, Elbe & Krueger Verlag

Andreas Krüger, Elbe & Krueger Verlag

Umgang mit Dissoziationen

Andreas Krüger, Elbe & Krueger Verlag

Andreas Krüger, Elbe & Krueger Verlag

Andreas Krüger, Elbe & Krueger Verlag

Aus diesem Buch kommen die Bilder: Vielen Dank. www.ipkj.de (Bestellung über: www.elbekruegerverlag.de)

Fort-/Weiterbildung: www.ipkj.de www.elbekruegerverlag.de Mit freundlicher Unterstützung der Kroschke Stiftung für Kinder sowie HOME for kids e. V. entstanden Therapiezentrum für HH : www.ankerland.org