KU Mediation: Außergerichtliche Konfliktregelung in Zivilsachen Ass.-Prof. Dr. Ulrike Frauenberger-Pfeiler Ao. Univ.-Prof. Dr., Marie Curie-Fellow
Grundsätzliches Termine Montag/Dienstag 14.11. 13.12.2011 11.00 (pünktl.) bis 13.00 im Sem 20 Vortragende Ass.-Prof. Dr. Ulrike Frauenberger-Pfeiler, Institut für Zivilverfahrensrecht ao. Univ.-Prof. Dr., Marie Curie-Fellow, Institut für Arbeits- und Sozialrecht Unterlagen: online über http://zvr.univie.ac.at/wahlfachkorbmediation Prüfung: schriftlich am 13.12.2011, 90 Minuten 2
Themenüberblick Einheit 1 (14.11. - MR): Einführung, Begriffe und Spielarten der Mediation Einheit 2 (15.11. MR): Europa und die Welt Einheit 3 (21.11. MR): Europa und die Welt Einheit 4 (22.11. UF): Österreich Einheit 5 (28.11. UF): Österreich Einheit 6 (29.11. UF): Österreich Einheit 7 (5.12. UP): Österreich Einheit 8 (6.12. MR): Deutschland Einheit 9 (12.12. MR): Neuseeland/Australien Einheit 10 (13.12.) PRÜFUNG 3
Mediation - Begriffsdefinition Unterstützung einer Verhandlung durch einen neutralen Helfer (den Mediator), der seine Tätigkeit als Dienstleistung für die Verhandlungsparteien (die Medianden) ausübt und der keine Entscheidungsbefugnis besitzt (Haft, HB Mediation 69) Mediation ist ein auf Freiwilligkeit der Parteien beruhendes Verfahren, bei dem ein Vermittler ohne Entscheidungsgewalt die Kommunikation zwischen den Parteien systematisch mit dem Ziel fördert, eine von den Parteien selbstverantwortete Lösung des Konfliktes zu ermöglichen (Hopt/Steffek, Mediation 12) 4
Elemente der Mediation Konflikt Freiwilligkeit mögliches Problem: Mediationsverpflichtung aus Vertrag/Gesetz/richterliche Anweisung systematische Förderung der Kommunikation zwischen den Parteien selbstverantwortliche Lösung bzw fehlende Entscheidungsmacht Hybridmodelle Vertraulichkeit des Mediators/der Medianden? Neutralität/Allparteilichkeit Qualität/Qualifikation des Mediators 5
Abgrenzung zu anderen Formen der ADR Schiedsgerichtsbarkeit (arbitration): Entscheidungsgewalt des Dritten Schlichtung (conciliation): schwierig, zumeist stärkerer Einfluß auf Verfahren und Ergebnis, (unverbindlicher) Schlichtungsspruch Verhandlung (negotiation) Moderation (facilitation) Tatsachenermittlung (fact-finding) Mini-Trial Ombudsverfahren Aber auch Abgrenzungsprobleme zu anwaltlicher, seelsorgerischer und therapeutischer Tätäigkeit 6
Kurze Entwicklungsgeschichte der modernen Mediationsbewegung 1947 - US-Arbeitsrecht: Federal Mediation and Conciliation Service (FMCS) www.fmcs.gov 1960/70 Access to Justice-Movement, insb Florence Access to Justice Project 3 Wellen (Alexander, Global Trends in Mediation 5) 1. Welle: Rechtshilfe (legal aid) 2. Welle: Kollektive Rechtsdurchsetzung (class actions) 3. Welle: ADR als Alternative zur gerichtlichen Rechtsdurchsetzung 1976 Pound Conference Prof. Sander: multi-doorcourthouse Seitdem vor allem gerichtsnahe Mediation als wichtiger Schrittmacher 7
Ziele der Mediation Effiziente Konfliktlösung Zeit und Kosten Entlastung der Justiz Verbesserung des Zugangs zum Recht (access zu justice) Selbstverantwortliche Lösungsfindung Transformation der Beziehung zwischen den Konfliktparteien Veränderung der Konfliktkultur in einer Gesellschaft Lockerung der sozialen Kontrolle 8
Arten der Mediation Mediations-Meta-Modelle zur Erklärung der unterschiedlichen Zugänge zur Mediation Einflußreich: Riskin 1994 original grid ; Riskin 2003 (New) Old Grid, New New Grid Rolle des Mediators und Problemdefinition Entscheidungsbefugnis des Mediators: verfahresorientiert, substanziell, meta-verfahrensorientiert Andere Ansätze N. Alexander, Mediation Meta-Modell 9
Klassische Kategorisierung von Mediationsmodellen klassische ( passive ) Mediation (faciliative mediation) Interessenbasiertes Verhandeln: Fisher/Ury, Getting to Yes ( Harvard Methode ) Vergleichsorientierte Mediation (settlement mediation) Enge Problemdefinition, zumeist bei gerichtsnaher Mediation aktive Mediation (evaluative mediation) Mediator schätzt Chancen der Parteien ein und mach uu auch Entscheidungsvorschläge Transformative Mediation Folger/Bush, The Promise of Mediation Ermöglichung von Ermächtigung (empowerment) und Erkennen des Konfliktpartners (recognition) 10
Forschung über Mediation Empirische Forschung über das was der Mediation: was passiert tatsächlich? Problem: Vertraulichkeit Problem: dynamisches Feld, bei dem die Theorie der Praxis hinterherhinkt Relativ viele Forschungsergebnisse über Vergleichsquoten, Zufriedenheit, Zugang zum Recht Problem: Vergleichsbasis kaum Experimente möglich, dh den selben Konflikt auf unterschiedliche Art lösen zu lassen bzw Variablen zu ändern (zb Geschlecht der Parteien/des Mediators, Art des Konfliktes) 11
Probleme bei der Vergleichbarkeit empirischer Daten Alexander, What s Law Got To Do With It?, Bond Law Review 2001/2, Article 5 6 Thesen für die unterschiedliche Rezeption gerichtsnaher Mediation in Deutschland und Australien Civil Law vs. Case Law Regulierung juristischer Berufe Effizienz des gerichtlichen Rechtsdurchsetzungssystems Fehlen klarer Terminologie Mediative Elemente der Richterrolle Theorielastigkeit der Juristenausbildung 12