Marktmacht und Milchpreisbildung Klaus Salhofer Lehrstuhl für VWL Umweltökonomie und Agrarpolitik Agrarwissenschaftliches Symposium 20. September 2010, TUM - Weihenstephan 1
Forschungsschwerpunkt Marktmacht Projekte: Preisbildung und Wettbewerb auf räumlich differenzierten Märkten Marktspannen und Marktmacht des österreichischen Lebensmittel- Einzelhandels am Beispiel von Milch Beteiligte Personen: Alfons Balmann, Marten Graubner Franz Sinabell Petra Huck, Ines Koller, Christoph Tribl (AWI), Klaus Salhofer 2
Inhalt 1 Motivation und Ziel 2 Theoretisches Modell 3 Empirisches Modell 4 Diskussion 3
Diskussion um gerechten Milchpreis 4
Marktmacht als Teil des Problems 5
Marktmacht in der Verarbeitungskette Konsument LEH Großhandel Molkerei LEH gegenüber Konsument LEH gegenüber Molkerei Molkerei gegenüber LW Landwirt Vorleistungen: z.b. Melkmaschinen Vorleistungen gegenüber LW 6
Ziel der Arbeit Zu untersuchen ob Molkereien gegenüber Landwirten Marktmacht besitzen und dies einen Einfluss auf die Auszahlungspreise hat. 7
Inhalt 1 Motivation und Ziel 2 Theoretisches Modell 3 Empirisches Modell 4 Diskussion 8
Landwirtschaft als spezieller Markt Landwirtschaftliche Produktion findet verstreut im Raum statt Produkte sind schwer, voluminös, verderblich Transportkosten relativ hoch Bsp.: Rohmilch wird nur über relativ geringe Distanzen transportiert Es kann räumliche Marktmacht entstehen 9
Eigenschaften des Milchmarktes Uniform delivered pricing und nicht Ab-Werk-Preis alle Landwirte bekommen den selben Auszahlungspreis Preisdiskriminierung! Überlappende Marktgebiete Erzeugergemeinschaften 10
Räumliches Monopson Molkerei als Monopsonist setzt den Erzeugerpreis abhängig von Transportkosten Molkereiabgabepreis Kosten der Rohmilch Verarbeitungskosten Erzeugerpreis Molkerei A Landwirte liegen entlang dieser Linie 11
Räumliches Duopson Molkereien im Wettbewerb setzen den Erzeugerpreis abhängig von Transportkosten Molkereiabgabepreis Verarbeitungskosten Verhalten des Konkurrenten Erzeugerpreis der Molkerei A Erzeugerpreisder Molkerei B Molkerei A Molkerei B 12
Wettbewerbsverhalten 1. Nichtkooperativer (Hotelling-Smithies) Wettbewerb: jeder Molkerei nimmt an, dass eine Änderung ihres Erzeugerpreises keinen Einfluss auf den Erzeugerpreis der anderen Firma hat es kommt zu gegenseitigem überbieten 2. Kooperativer (Price-matching) Wettbewerb: jeder Molkerei nimmt an, dass eine Änderung ihres Erzeugerpreises eine exakt gleiche Preisänderung des Konkurrenten mit sich zieht kooperatives Verhalten: implizite Kollusion (= das Ergebnis gleicht jenem einer Preisabsprache) 13
Rt ) Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Hans Eisenmann Zentrum Lösung des Modells ( r ) ( p u tr ) q ( r ) 14 u opt y (2 p 2(1 td ) y ) ( ) ( u, u HS ') 0 tr dr ) R y 0 ( R, u ) u ( p u 2 tr ) dr 1 2 u y R (2 (2 p 2 u 1 p y ) t d y y PM 0 u yp R * (2 2 ) 2 * 2 ( p u tr dr u d p u dt PM y u d ( ) y HS ( u, u') u 0 ( p d ( 1 0 u opt HS (2 p td ) ) 1 y HS ( u, u ') u ( p u 2 ) u tr ) dr 2
Theoretische Ergebnisse Erzeugerpreis höher bei nichtkooperativem Wettbewerb Profite der Molkereien geringer bei nichtkooperativem Wettbewerb Erzeugerpreis sinkt mit steigenden Transportkosten Erzeugerpreis sinkt mit steigender Distanz zwischen Molkereien 15
Theoretische Ergebnisse Preistransmission: in welchem Ausmaß wird eine Erhöhung der Molkereiabgabepreise an die Landwirte weitergegeben Vollständige Preistransmission nur unter vollkommenen Wettbewerb Unvollständige Preistransmission ist ein Indiz für Marktmacht Theoretische Ergebnisse Vollständige Preistransmission bei nichtkooperativem Wettbewerb Unvollständige Preistransmission bei kooperativem Wettbewerb Preistransmission steigt mit der Angebotselastizität für Rohmilch 16
Inhalt 1 Motivation und Ziel 2 Theoretisches Modell 3 Empirisches Modell 4 Diskussion 17
Empirischer Test Ist die Preistransmission sehr hoch, (nahe 1) deutet dies auf nichtkooperativen Wettbewerb hin. Ist die Preistransmission sehr niedrig, deutet dies auf kooperativen Wettbewerb hin. 18
Vektor-Fehlerkorrekturmodell Mit einem Fehlerkorrekturmodell wird die kurzfristige Dynamik eines sonst langfristig gleichgewichtigen Systems ausgewiesen, um so die Möglichkeit zu eröffnen diese getrennt voneinander zu betrachten (WIKIPEDIA) Idee: Der Erzeugerpreis und der Molkereiabgabepreis haben ein langfristiges Gleichgewicht, aber sie können kurzfristig von einander abweichen. Wir schätzen diesen Zusammenhang mittels Zeitreihenverfahren (Granger, 2003 Nobelpreis). 19
Vektor-Fehlerkorrekturmodell Dickey-Fuller Stationaritätstest Zeitreihen stationär durch Bildung der ersten Differenz Johansen Kointegrationstest es besteht ein langfristiger Zusammenhang zwischen dem Molkereiabgabepreis und dem Erzeugerpreis Granger Kausalitätstest: es besteht eine gegenseitige Beziehung zwischen Molkereiabgabepreis und Erzeugerpreis 20
Daten Monatliche Preise für Deutschland Januar 1997 - Dezember 2006 (120 Beobachtungen) Erzeugerpreis In Cent pro Kilogramm ZMP Molkereiabgabepreis Gewischter Durchschnittspreis von Frischmilch, Käse, Butter, Milchpulver In Cent pro Kilogramm ZMP 21
Daten 48 Wholesale price Molkereiabgabepreis 35 Erzeugerpreis Producer price 34 Cent/kilogram Cent/Kilogramm 46 44 42 40 38 Cent/kilogram Cent/Kilogramm 33 32 31 30 29 28 27 36 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 26 1998 2000 2002 2004 2006 Year Jahr Year 22
Ergebnisse Fehlerkorrekturmodell Δu t P t-1 0.0070*** (4.1370) Δu t-1 0.461*** (4.826) Δu t-2 0.004 (0.039) Δu t-3-0.165* (-1.861) Δp t-1 0.114*** (3.206) Δp t-2 0.118*** (3.361) Δp t-3 0.080** (2.204) u t Erzeugerpreis p t Molkereiabgabepreis Δp t 0.0055 (1.1401) 0.323 (1.180) 0.614** (2.067) -0.392 (-1.547) 0.011 (0.110) -0.065 (-0.646) 0.052 (0.507) 23
Ergebnisse Fehlerkorrekturmodell 1 Cent Preiserhöhung beim Molkereiabgabepreis bewirken Δu t P t-1 0.0070*** (4.1370) Δu t-1 0.461*** (4.826) Δu t-2 0.004 (0.039) Δu t-3-0.165* (-1.861) Δp t-1 0.114*** (3.206) Δp t-2 0.118*** (3.361) Δp t-3 0.080** (2.204) Δp t 0.0055 (1.1401) 0.323 (1.180) 0.614** (2.067) -0.392 (-1.547) 0.011 (0.110) -0.065 (-0.646) =0.312 Cent beim Erzeugerpreis 0.052 (0.507) Preistransmission sehr gering kooperatives Wettbewerbsverhalten 24
Inhalt 1 Motivation und Ziel 2 Theoretisches Modell 3 Empirisches Modell 4 Diskussion 25
Diskussion Theoretisches Modell zeigt, dass bei kooperativem Verhalten Erzeugerpreis geringer Preistransmission geringer Die empirische Analyse deutet darauf hin, dass im deutschen Molkereisektor die Preistransmission gering ist und daher kooperatives Wettbewerbsverhalten naheliegt. Durch Aufhebung des Quotensystems sollte sich die Preistransmission c.p. erhöhen. Dies hat einen positiven Einfluss auf den Erzeugerpreis. Ein weiterer Konzentrationsprozess im Molkereisektor muss sich nicht unbedingt positiv auf den Erzeugerpreis auswirken. 26
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Preistransmission bei nichtkoop. Wettb. Preistransmission Angebotselastizität 28