WS 2017/2018. Dr. Sönke E. Schulz. 09. Januar 2018

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Transkript:

WS 2017/2018 Dr. Sönke E. Schulz 09. Januar 2018

C. Formelle (Organisations-)Privatisierung Bei der formellen bzw. Organisationsprivatisierung behält der originäre Aufgabenträger die ihm (obligatorisch oder fakultativ) zugewiesene Aufgabe, nimmt sie aber nicht durch eigene Behörden wahr, sondern gründet eine privatrechtliche Eigengesellschaft.

C. Formelle (Organisations-)Privatisierung Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen materieller und Organisationsprivatisierung Zwei Beispiele: Deutsche Flugsicherung Bundesdruckerei Trennung zwischen hoheitlichen Aufgaben und operativem Betrieb (der allerdings oft auch Hoheitsrechte voraussetzt): Bundesfernstraßen (neu), TollCollect (derzeit), Flugsicherung (derzeit)

C. Formelle (Organisations-)Privatisierung Abgrenzungsschwierigkeiten und Zusammenhang zwischen Organisationsprivatisierung und funktionaler Privatisierung Organisationsprivatisierung ohne funktionale Privatisierung kaum denkbar

D. Funktionale (Erfüllungs-)Privatisierung Die funktionale Privatisierung beschreibt die Einbindung Privater im Rahmen der Aufgabenwahrnehmung und vollzieht sich in der Regel durch zivilrechtliche Vereinbarung, ggf. auch durch eine Indienstnahme. Sie wird auch als»erfüllungsprivatisierung«bezeichnet. Der Staat behält die Leitungsverantwortung, dem Privaten werden vorbereitende oder durchführende Tätigkeiten überantwortet. Die Aufgabe verbleibt beim Träger öffentlicher Verwaltung, ihr Vollzug oder Teile desselben werden auf ein echtes Privatrechtssubjekt übertragen ; dieses ist Verwaltungshelfer und handelt entweder eigenverantwortlich oder weisungsgebunden.

E. Öffentlich-private Partnerschaften Charakteristisch sollen aus wirtschafts- und verwaltungswissenschaftlicher Perspektive folgende Faktoren sein : Lebenszyklusansatz: Die Vereinbarung einer längerfristigen Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Partnern ermöglicht die gemeinsame, kontinuierliche Optimierung der Leistungserbringung und der Betriebskosten sowie das Erreichen der gesetzten Ziele über die Laufzeit der Partnerschaft hinweg. Risikoteilung und -übertrag: Jeder Partner übernimmt die Risiken, die er aufgrund seiner Kernkompetenz am besten beherrschen kann. Anreizsysteme: Durch klar festgelegte Leistungs- und Qualitätsstandards, kombiniert mit leistungsorientierter Vergütung, können Leistungsverbesserungen realisiert werden. Effizienzund Innovationsanreize werden durch Gewinnmöglichkeiten für den privaten Partner gesetzt. Partnerschaftliche Kultur und Verantwortung: Durch eine frühzeitige Zieldefinition, die transparente Identifizierung möglicher Projekt-risiken, die Formulierung von Qualitäts- und Leistungsstandards wird eine vertrauensvolle, kontinuierliche Partnerschaft ermöglicht.

E. Öffentlich-private Partnerschaften (Rechtswissenschaftliches) Begriffsverständnis Eine unter rechtlichen Aspekten sowie im Kontext des Aufgabenbegriffs wichtige Differenzierung ist die zwischen institutionalisierten und ausschließlich vertragsbasierten öffentlich-privaten Partnerschaften.

E. Öffentlich-private Partnerschaften Maßgeblichkeit des Kriteriums der Partnerschaft Gleichlauf von Partnerschaft und Gesellschaft Dauerschuldverhältnis Gemeinsame Zwecksetzung Förderpflicht Durch den Gesellschaftsvertrag verpflichten sich die Gesellschafter gegenseitig, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes in der durch den Vertrag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere die vereinbarten Beiträge zu leisten.

E. Öffentlich-private Partnerschaften Einordnung in die Privatisierungsformen Trotz der Annäherung beider Erscheinungsformen sind öffentlich-private Partnerschaften von der materiellen (Aufgaben-)Privatisierung abzugrenzen: Bei der materiellen Privatisierung geht es um den vollständigen Verzicht eines Verwaltungsträgers, eine Aufgabe weiterhin in eigener Verantwortung wahrzunehmen, während bei einer öffentlich-privaten Partnerschaft der staatliche Charakter der Aufgabe unverändert bleibt. Hinzu kommt der Umstand, dass die öffentliche Hand den Privaten bei der materiellen Privatisierung nicht in einem Verhältnis der Kooperation gegenübersteht, es also am Element der»partnerschaft«fehlt. Auch die formelle (Organisations-)Privatisierung ist kein Anwendungsfall der öffentlich-privaten Partnerschaft, oft aber eine notwendige Vorstufe zur institutionalisierten Zusammenarbeit mit Privaten. Die formelle Privatisierung ist dadurch gekennzeichnet, dass bisher öffentlich-rechtlich wahrgenommene staatliche Aufgaben in privatrechtlichen Organisations- und Handlungsformen, aber unter allein staatlichem Einfluss fortgeführt werden. Aufgrund der fehlenden Einbindung weiterer Akteure fehlt ebenfalls das Element der»partnerschaft«.

E. Öffentlich-private Partnerschaften Besondere Bedeutung im Rahmen der öffentlich-privaten Partnerschaften besitzt die funktionale Privatisierung. Zentrales Merkmal ist nämlich, dass die Aufgabenwahrnehmung teilweise auf einen Privaten verschoben wird. Der Staat behält die Leitungsverantwortung, dem Privaten oder einer gemeinsamen Gesellschaft werden vorbereitende und/oder durchführende Tätigkeiten überantwortet. Es kennzeichnet die funktionale Privatisierung, dass die Verantwortlichkeit des Aufgabenträgers nicht im Sinne einer Erfüllungsverantwortung, sondern als (administrative) Gewährleistungsverantwortung fortbesteht.

F. Rekommunalisierung Als Rekommunalisierung werden Prozesse bezeichnet, in denen eine Privatisierung zuvor öffentlich-rechtlicher Aufgaben wieder rückgängig gemacht wird und diese erneut in staatliche (kommunale) Trägerschaft übergehen. Vielfach wird von einem»trend zur Rekommunalisierung«gesprochen ; insbesondere im Kontext auslaufender Gas- und Stromkonzessionsverträge wurde in den letzten Jahren der Versuch unternommen, Teile der Daseinsvorsorgeeinrichtungen wieder in Eigenregie zu übernehmen und zu führen. Allgemein: Umkehrung der Privatisierung ( Verstaatlichung ), hinsichtlich aller Formen denkbar

F. Rekommunalisierung

7. Verwaltungsorganisation Aufbauorganisation der Verwaltung und innerhalb der Verwaltung

7. Verwaltungsorganisation

7. Verwaltungsorganisation

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