FACHVERBAND WERKZEUGINDUSTRIE e. V. Pressemitteilung zur Sonderausstellung Unter falscher Flagge Produktpiraterie in der Welt des Werkzeugs im Deutschen Werkzeugmuseum Remscheid vom 2. Juli bis 24. August 2014 Elberfelder Str. 77 42853 REMSCHEID Postfach 10 03 62 42803 REMSCHEID Telefon 0 21 91/4 38-21 Telefax 0 21 91/4 38-79 E-Mail fwi@werkzeug.org Internet www.werkzeug.org 2. Juli 2014 *FWI-Aktuell*FWI-Aktuell*FWI- Aktuell* FWI-Aktuell 04 / 2014 Sonderschau im Werkzeugmuseum zeigt Originalprodukte und Kopien Am 2. Juli 2014 wurde im Deutschen Werkzeugmuseum Remscheid unter dem Titel Unter falscher Flagge Produktfälschungen aus der Welt der Werkzeuge wurde eine Sonderausstellung von Originalprodukten und ihren Kopien eröffnet. Der Fachverband Werkzeugindustrie e. V. macht damit zum wiederholten Mal auf das Plagiate-Problem aufmerksam, von dem deutschen Werkzeug- und Dübelhersteller stark betroffen sind. Vorgeschichte Das Plagiate-Problem in der deutschen Werkzeugindustrie ist wahrscheinlich so alt wie der Industriezweig selbst. Schon immer wurden erfolgreiche Produkte und Marken von Wettbewerbern kopiert und vermeintlich preiswerter angeboten als die qualitativ hochwertigen Originale. Doch erst die Globalisierung brachte eine neue Dimension des Problems. In den 1980er Jahren stieg der Import von Werkzeugen aus Billiglohnländern darunter in erster Linie China sprunghaft an. Unter den importierten Werkzeugen waren auch viele Kopien von Original- Werkzeugen, die auf den deutschen und europäischen Märkten bereits erfolgreich eingeführt waren. Zunächst hielt man seitens der deutschen Hersteller dies noch für ein punktuelles und temporäres Phänomen.
2 Schnell wurden jedoch das wahre Ausmaß und die verursachten Schäden deutlich. Grund genug für den FWI, auf der Eisenwarenmesse 1988 die erste Plagiate- Ausstellung unter dem Motto»Plagiate 'Komplimente', die uns keine Freude machen«zu organisieren. Der Titel war eine Anspielung auf die damals noch weit verbreitete Meinung, ein möglichst perfektes Plagiat sei abgeleitet aus der asiatischen Kultur als große Ehrenbezeugung an den Meister, den Schöpfer eines erfolgreichen und damit nachahmenswerten Originals zu verstehen. Dieses Argument wurde lange Zeit als Entschuldigung für die Vielzahl der aus Asien stammenden Plagiate herangezogen. Die Realität sah schon 1988 anders aus:»i m so ashamed«, die überlieferte Reaktion eines asiatischen Besuchers der FWI- Sonderschau, zeigt das bereits damals vorhandene Unrechtsbewusstsein in den Herkunftsländern der Plagiate. FWI-Geschäftsführer Rainer Langelüddecke erinnert sich an den Bericht eines Unternehmers auf einer damaligen FWI-Vorstandssitzung: Seine Firma verzeichnete unerklärliche, starke Anstiege der Reklamationsquoten, bis ein aufmerksamer Mitarbeiter der Reparaturabteilung die Ursache feststellte: Qualitativ minderwertige Kopien der eigenen Produkte, die äußerlich nur in kleinsten Details von den Originalen unterscheidbar waren. Doch dies war bei weitem nicht der einzige Fall. Immer mehr Firmen meldeten Kopien ihrer Produkte und Verletzungen ihrer Marken und Patente. Der FWI verstärkte einerseits seine Öffentlichkeitsarbeit. So fand die Plagiate-Sonderschau von 1988 eine Fortsetzung auf der Eisenwarenmesse und der Hannover Messer 1994 unter dem Motto Oft kopiert und nie erreicht Lacoste, Rolex, deutsches Werkzeug. Dieser Titel verdeutlichte, dass nicht nur die in der Öffentlichkeit zumeist als Beispiele bemühten Luxusmarken Opfer von Produktfälschungen waren und sind, sondern dass auch andere Branchen wie die Werkzeugindustrie stark betroffen sind. In den Jahren 1999, 2001 und 2006 folgten weitere Sonderschauen. Doch auch die konkrete Unterstützung von betroffenen Mitgliedsfirmen durch den FWI wurde intensiviert. Gleichfalls 1994 erschien die erste Auflage des FWI- Leitfadens Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie mit einer Einführung in die verschiedenen Schutzrechte und einer Sammlung praktischer Erfahrungen der Mitgliedsfirmen beim erfolgreichen Vorgehen gegen Plagiate vor allem auf Messen. Weiterhin wurde der gegenseitige Austausch der Mitgliedsfirmen in Arbeitskreisen des FWI und des europäischen Werkzeugverbandes CEO organisiert.
3 Plagiate-Schau Sag Nein zur Kopie vertrau dem Original auf der Eisenwarenmesse 2014 Die diesjährige Sonderausstellung im Werkzeugmuseum, die bereits unter dem Titel Sag Nein zur Kopie vertrau dem Original erfolgreich auf der Internationalen Eisenwarenmesse 2014 präsentiert wurde, gibt wieder einen guten Überblick über typische Fallkonstellationen aus der Werkzeug- und Dübelindustrie. Immer öfter werden erfolgreiche Produkte im direkten Auftrag der bisherigen deutschen bzw. europäischen Abnehmer kopiert mit dem Argument, der bisherige Hersteller sei zu teuer. Dass es bei der Qualität, Sicherheit und Funktionalität der Kopien oft Defizite gibt, zeigen zum Beispiel gefälschte Dübel, die sich anders als die Originale im Hohlraum nicht sicher verknoten. Besonders problematisch sind zunehmende Fälschungen von Prüfzeichen. Ein Beispiel ist die Prüfmarke für Dübelbohrer der Prüfgemeinschaft Mauerbohrer e. V. Diese Organisation geht konsequent gegen solche Fälschungen ihrer fast weltweit geschützten Prüfmarke vor, um Sicherheitsprobleme zu verhindern und das Vertrauen der Anwender in die Prüfzeichen nicht zu gefährden. So wurden durch Razzien bei chinesischen Herstellern in den letzten Jahren mehrere zehntausend gefälschte Bohrer und Verpackungen beschlagnahmt und zerstört. Diese Razzien wurden vorbereitet durch verdeckte Ermittlungen direkt in verdächtigen Firmen. Immer verbreiteter ist auch die Praxis, vor der Produktion von Produktfälschungen zunächst Bilder und Beschreibungen der zu kopierenden Produkte aus den Katalogen der Originalhersteller in einen eigenen Katalog zu übernehmen, um so Bestellungen für die Fälschungen zu erhalten und diese erst dann zu produzieren. Schäden für Hersteller, Anwender und Gesellschaft Herstellung, Vertrieb und Erwerb von gefälschten Produkten sind kein Kavaliersdelikt. Den Herstellern entgeht nicht nur der unmittelbar verlorene Umsatz, wenn Fälschungen anstelle von Originalen gekauft werden. Weitaus problematischer ist, dass durch die schlechtere Qualität der Fälschungen das teilweise über Jahrzehnte sorgsam aufgebaute Image des Herstellers des Originals leidet. Auch die Bereitschaft zur Entwicklung neuer Produkte mit einem höheren Anwendernutzen sinkt, wenn die Hersteller befürchten müssen, durch Fälscher um die Früchte ihrer Arbeit gebracht zu werden. Auch die Anwender sind langfristig Verlierer dieser Entwicklung, da die Plagiate oft nicht den gleichen
4 Nutzen bieten wie die Originalprodukte oder sogar ein Sicherheitsrisiko darstellen. Nicht zuletzt gehen dem Staat Steuereinnahmen verloren. Wirksame Schutzmaßnahmen Für die Hersteller ergibt sich die Notwendigkeit, ihre Produkte und Marken möglichst gut durch eingetragene Schutzrechte abzusichern und konsequent gegen alle Verstöße vorzugehen. Dies ist inzwischen auch in China möglich. So können dort auf Basis einer in China eingetragenen Marke Razzien gegen verdächtige Firmen organisiert werden. Dabei gefundene Fälschungen werden beschlagnahmt und vernichtet. Oft werden auch Strafen gegen die Unternehmen ausgesprochen. Eine anschließende gerichtliche Verfolgung in China ist jedoch nach wie vor sehr aufwändig. Aufgrund von Lücken in den chinesischen Gesetzen ist es oft nicht möglich, den eigentlichen Hersteller zu identifizieren und gegen diesen vorzugehen. Über die deutschen und europäischen Regierungen und Behörden setzt sich der FWI seit Jahren dafür ein, dass solche Probleme in deren bilateralen Verhandlungen mit China angesprochen werden. Erste Erfolge zeigen sich nun beim kürzlich überarbeiteten chinesischen Markengesetz. Bewährt hat sich die Einschaltung der chinesischen Zollbehörden, die bei den Ausfuhrkontrollen gefälschte Produkte beschlagnahmen können. Mit der diesjährigen Sonderschau bringt der FWI erneut das fortbestehende Plagiate-Problem der deutschen Werkzeug- und Dübelindustrie in die Öffentlichkeit. Mehr Problembewusstsein bei Händlern und Endanwendern schaffen : dies ist für Rainer Langelüddecke das Hauptziel der Sonderschau. Seit 2004 finden traditionell im Sommer Sonderschauen im Deutschen Werkzeugmuseum statt, die gemeinsam mit dem FWI organisiert werden. Gezeigt wurden bislang unter anderem innovative Schraubwerkzeuge, Zangen, Dübel und Holzbearbeitungswerkzeuge sowie die Vielfalt der Maschinenmesser. Zu sehen ist die Sonderschau bis zum 24. August 2014 im Deutschen Werkzeugmuseum Remscheid, Cleffstr. 2-6 (www.werkzeugmuseum.org).
5 Die Aktivitäten und Angebote des FWI (Fachverband Werkzeugindustrie e. V.) sind auf der Web-Site www.werkzeug.org veröffentlicht. Gewerbliche Einkäufer und private Endverbraucher erhalten unter www.werkzeugsicherheit.de aktuelle Informationen rund um die Sicherheit von Werkzeug und deren gesetzlichen Grundlagen. Aktuelle Informationen aus dem FWI und von seinen Mitgliedern sind unter www.werkzeugnachrichten.de zu finden. Rund 120 Werkzeughersteller mit Produktion in Deutschland sind im FWI organisiert. Führende deutsche Hersteller aus den Bereichen Handwerkzeug, Maschinenwerkzeug sowie Dübel- und Baubefestigungstechnik gehören dem FWI an. Die Erhaltung der breiten Vielfalt von deutschen Werkzeugherstellern, die Gestaltung eines fairen Wettbewerbs sowie die Stärkung des Produktionsstandortes Deutschland sind vorrangige Ziele des Verbands. Darüberhinaus sind 45 außerordentliche Mitglieder im FWI. Sie sind z. T. Industrieunternehmen mit Nähe zum Werkzeug, aber auch Dienstleister und ausländische Unternehmen zählen hierzu. Der FWI hat Kooperationen mit sechs weiteren Fachverbänden geschmiedet. Hersteller von Technischen Bürsten und von Holzschrauben sind ebenfalls Mitglieder im FWI. Hinweis: Um die Neutralität Ihrer Berichterstattung zu gewährleisten, bitten wir Sie darum, nicht ohne Absprache Produktfotos als Illustration Ihrer Beiträge zu verwenden. Kontakt: Rainer Langelüddecke, Geschäftsführer FWI Elberfelder Str. 77 42853 Remscheid Postfach 10 03 62 42803 Remscheid Telefon: 0 21 91/4 38-21 Telefax: 0 21 91/4 38-79 E-mail: fwi@werkzeug.org Internet: www.werkzeug.org www.werkzeugnachrichten.de www.deutscheswerkzeug.de www.werkzeugsicherheit.de