Zukunft der Suchthilfe aus Sicht einer Landesregierung Dietrich Hellge-Antoni, 26. September 2013 Gliederung Strukturelle Herausforderungen Gesellschaftlicher Wandel Demographischer Wandel Migration Strategische Herausforderungen Hilfeplanung Vernetzung Wirkungsorientierung Operative Herausforderungen Alkohol Medikamente Illegale Drogen Verhaltenssüchte 2 von 27 1
Strukturelle Herausforderungen 3 von 27 Wandlungen Gesellschaftlicher Wandel 4 von 27 2
Konzepte im Wandel Eindimensionale Konzepte Persönlichkeitspsychologische Konzepte Psychiatrische Konzepte Psychoanalytische Konzepte Prozess- und interaktionsorientierte Konzepte Trias-Konzept Lernpsychologische Konzepte Entwicklungspsychologische Konzepte Sozialpsychologische Konzepte Soziologische Konzepte Sozialisationstheoretische Ansätze Risikofaktoren-Konzepte Biologische Risikofaktoren Psychische Risikofaktoren Familiäre Risikofaktoren Peer-Group als Risikofaktor Soziale Strukturen als Risikofaktoren Suchtprotektive Konzepte Minimierung der Risikoeinwirkung Eröffnung von Möglichkeiten 5 von 27 Herausforderungen Demografischer Wandel Bevölkerungszahl geht zurück Altersdurchschnitt wächst Druck auf Sozialversicherungssystem Auswirkungen auf die Infrastruktur 6 von 27 3
Herausforderungen Migration Bevölkerung in Deutschland 81,8 Mio. (2011) Migrationshintergrund haben 16 Mio. Menschen Insgesamt beträgt der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund fast ein Fünftel an der Gesamtbevölkerung. Bei Kindern unter zehn Jahren liegt dieser Anteil bei etwa einem Drittel. 7 von 27 Strategische Herausforderungen 8 von27 4
Zielgruppen Suchtgefährdete und Suchtkranke Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängige, problematische Glückspielende, Jugendliche, Erwachsene, Ältere, Angehörige Frauen und Männer in kultureller Vielfalt mit: psychischen Komorbiditäten Arbeitslosigkeit Wohnungslosigkeit Kindern (Erziehende) chronischen Mehrfachbelastungen Bildungs- und Ausbildungsbedarf Handicaps Schulden Gewalterfahrungen Justiziellen Belastungen gesundheitlichen Problemen Zielgruppen Problemlage 9 von 0 Spezialisierungen SGBXIII SGB II SGB VI SGB III LHO SGB XI SGB V 10 von 27 5
Sprachen Klientinnen und Klienten Patienten und Patientinnen Kunden und Kundinnen Gäste Gesamtplan Hilfeplan Förderplan Heil- und Kostenplan Pflegeplan 11 von 27 Anforderung an Suchthilfe Hilfebedarf Zielgruppen Kooperationsanforderung Suchthilfe 12 von 0 6
ICF International Classification of Functioning, Disability and Health Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit Systematisiert die Beschreibung der Barrieren sowie der Fördermöglichkeiten Eröffnet Perspektiven für das Handeln Handlungsleitend sind die Bedarfe, die sich aus der Diagnose ergeben 13 von27 Erfordernisse Finden einer gemeinsamen Sprache Einführung der ICF Verzahnung der Hilfesysteme Von Kooperation zu Vernetzung Wirkungsorientierung Von Input zur Wirkung 14 von 27 7
Operative Herausforderungen 15 von 27 Was soll erreicht werden? Regionaler und überregionaler Strukturen kooperierender Hilfesysteme wird entsprochen Regionale Spezifika z.b. bezogen auf Zielgruppen, sozialem Kontext, Herkunft, werden berücksichtigt: Angebotsvielfalt wird ausgebaut Regionale Unterversorgung wird wirksam begegnet Komplementäre Versorgung: Orientierung am Bedarf der Klient/innen 16 von 27 8
Alkohol Konsummuster Rauschtrinken 17 von 0 Alkohol Problembeschreibung: Die überwiegende Anzahl der Erwachsenen und Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren konsumiert Alkohol. Die 18- bis 24-jährigen haben den größten Anteil an problematischen Alkoholkonsumentinnen und Alkoholkonsumenten. Zwischen dem frühen Alkoholkonsum (vor dem 14. Lebensjahr) und der später konsumierten Menge scheint es belegbare Zusammenhänge zu geben. Das Konsumverhalten der weiblichen und männlichen Hamburger gleicht sich zunehmend an. 18 von 27 9
Alkohol Folgerungen: Menschen mit erkannten Problemen im Umgang mit Alkohol müssen frühzeitig erreicht werden. Maßnahmen zur frühen Intervention müssen weiterentwickelt werden. Prävention und Aufklärung muss zielgruppenspezifisch ausgestaltet werden. 19 von 27 Medikamente Problembeschreibung: Benzodiazepine stellen die größte Medikamentengruppe mit Missbrauchspotential dar. Medikamente werden zu 49% nicht leitliniengerecht verordnet und in einer Weise verschrieben, die Nebenwirkungen und Abhängigkeit verursacht. Der überwiegende Teil sind Patientinnen. Das Durchschnittsalter liegt bei 67 Jahren. 20 von 27 10
Medikamente Erfordernisse: Fehlverschreibungen müssen erkannt werden. Über die Risiken von Langzeitverordnungen ist aufzuklären. Insbesondere die Altenhilfe muss sensibilisiert und fortgebildet werden. Die Einrichtungen der Suchthilfe müssen diese Thematik mehr in den Focus rücken. Die durch die Suchthilfe erreichten Menschen müssen in adäquate Behandlung vermittelt werden. 21 von 27 Cannabis Problembeschreibung: Cannabis ist die am meisten konsumierte illegale Droge. Das Konsumverhalten von Cannabis weißt geschlechts- und kulturspezifische Unterschiede auf. Cannabiskonsum ist in Metropolen weit verbreitet. Bei einem Viertel bis ein Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten ist eine Abhängigkeit zu vermuten. 22 von 27 11
Cannabis Erfordernisse Die Prävention muss zielgruppenspezifisch ausgerichtet werden. Maßnahmen zur frühen Intervention, dort wo der Konsum auffällt, z. B. Schule, Ausbildungsstelle, Jobcenter, müssen intensiviert werden. Die Suchthilfe muss Konzepte für jugendspezifische Angebote weiterentwickeln. 23 von 27 Andere illegale Drogen Problembeschreibung: In Hamburg ist, mit Ausnahmen von Amphetaminen und Ecstasy, ein rückläufiger Trend des Konsums zu beobachten. Die Anzahl junger Klientinnen und Klienten mit einer Opiatabhängigkeit ist gering, die ältere Generation der Opiatabhängigen weist zunehmend geriatrische Krankheitsbilder auf. Die Zahl der Drogentodesfälle konnte gesengt werden. Unter den Todesfällen findet sich eine zunehmende Zahl von Personen die auch Substitutionsmittel konsumierten. 24 von 27 12
Andere illegale Drogen Erfordernisse: Das zunehmende Durchschnittsalter der Opiatkonsumentinnen und Opiatkonsumenten erfordert eine Weiterentwicklung der Konzepte hinsichtlich der Versorgung von pflegebedürftigen Klientinnen und Klienten. Bezogen auf die Todesfälle mit Medikamenten zur Substitution sind Ursachen und Risiken zu identifizieren und Handlungsansätze zu entwickeln. 25 von 27 Sog. Verhaltenssüchte Problembeschreibung: Die Zahl der Betroffenen scheint zu steigen, zumindest steigt die Zahl der Hilfesuchenden an. Im Bereich Glücksspiel scheinen kulturelle Hintergründe von besonderer Bedeutung. Die Abhängigkeit von elektronischen Medien nimmt in der öffentlichen Diskussion einen großen Raum ein. Es fehlt aber noch an Diagnosekriterien. 26 von 27 13
Sog. Verhaltenssüchte Erfordernisse: Personen mit problematischem Glücksspielverhalten müssen früher erreicht werden. Es sind kultursensible Beratungskonzepte zu entwickeln. Der Umgang mit elektronischen Medien ist weiter zu erforschen. Schnellschüsse sind zu vermeiden. 27 von 27 28 von 0 14