Die Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge zur Medizin und Zahnmedizin

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Transkript:

Die Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge zur Medizin und Zahnmedizin Prof. Dr. Martin R. Fischer Prof. Dr. Reinhard Hickel Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren! Vielen Dank für die Gelegenheit, hier über unsere Initiativen zur Erstellung eines Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloges für die Medizin (NKLM) und Zahnmedizin (NKLZ) berichten zu dürfen. Das Projekt NKLM läuft schon seit einigen Jahren aufgrund eines Antrages des Hochschulausschusses der Kultusministerkonferenz an die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und an den Medizinischen Fakultätentag (MFT). Ich werde Ihnen heute den Weg, den wir bislang gegangen sind, vorstellen und denen danken, die mitgewirkt haben. Die Entwicklung steht jetzt an einem Punkt, an dem die Fakultäten und die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in die Entwicklung einbezogen werden sollten. Wozu brauchen wir NKLM und NKLZ? Es gibt eine Reihe von Argumenten jenseits der Gegenstandskataloge des Instituts für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP): Wir würden gern über das Faktenwissen hinaus im Rahmen eines Konsensprozesses beschreiben, welche Kompetenzen von einer Ärztin oder einem Arzt zum Zeitpunkt der Approbation erwartet werden dürfen (Absolventenprofil). Mit diesem Absolventenprofil kann die Kooperation mit den Weiterbildungseinrichtungen erleichtert werden, wenn bereits in der Ausbildung be- 1

kannt ist, was die Anforderungen der medizinischen Weiterbildungspraxis sein werden. Als Ziel ist ein Kerncurriculum für die medizinische Ausbildung zu Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie professionellen Haltungen vorgesehen, welches als Grundlage für die Diskussionen der jeweiligen Curriculumsentwicklung an den Medizinischen Fakultäten dient und auch für die Auswahl und Eingangsqualifikation und für die Gestaltung der Weiterbildungscurricula in der Diskussion mit den zuständigen Landesärztekammern, den Weiterbildungsbefugten und den medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Schließlich wird in der politischen Debatte um die Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten, aber auch von anderen Berufen in der Gesundheitsversorgung eine Positionierung verlangt. Gegenwärtig wird gerade diese Diskussion besonders intensiv von den Vertretern jenseits der Ärzteschaft geführt. Kompetenzen sind dabei, nach Weinert, die verfügbaren oder erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können. Für die medizinische Ausbildung sollen für ein Kerncurriculum die Kompetenzen aus der Berufswelt von Ärztinnen und Ärzten und aus den Anforderungen der Gesellschaft abgeleitet werden. In diesem Sinne werden im NKLM und NKLZ zentrale Kompetenzen in Form von Arztrollen zusammengefasst, welche sich aus Teilkompetenzen und Lernzielen zum medizinischen Wissen, zu klinischen Fähigkeiten und Fertigkeiten und zu professionellen Haltungen zusammensetzen. Die verwendeten Referenzen sind natürlich die gültige Approbationsordnung für Ärzte mit ihrer Novellierung 2012, die Richtlinie der Europäischen Union (2005/36/EG), die (Muster-)Berufsordnung und (Muster-)Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte, die Gegenstandskataloge des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) für den ersten und zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung und internationale 2

Rahmenwerke und Lernzielkataloge aus den Niederlanden, der Schweiz, Großbritannien, Schottland und Kanada. Sowohl die nationalen Lernzielkataloge der Schweiz als auch der Niederlande beziehen sich explizit auf das Can-MEDS 2005 Physician Competency Framework, was auch für NKLM und NKLZ eine wichtige Referenz im Hinblick auf die Arztrollen darstellt. Schließlich werden verschiedene fach- und fakultätsbezogene Lernzielkataloge mit herangezogen. Das gemeinsame Ziel von GMA und MFT ist es, mit dem NKLM/NKLZ zwar einen nationalen Lernzielkatalog für ein Kerncurriculum zu erstellen, damit aber die fakultätsspezifischen Lernzielkataloge nicht überflüssig zu machen. Sie sollen einander ergänzen. Für die Organisation des Entwicklungsprozesses wurde 2009 ein Lenkungsausschuss, bestehend aus drei Bänken, geschaffen. Darin sind der MFT und die GMA mit jeweils acht Vertretern stimmberechtigt vertreten. Mandatierte (beratende) Vertreter aus den Ministerien (BMG, BMBF, KMK, GMK), den medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der HRK, der BÄK, des VUD und der Vertretung der Medizinstudierenden (bvmd) stehen für die verschiedenen Interessengruppen (Abb. 1). Das Abstimmungsverfahren trägt dem komplexen Charakter der Lenkungs-, Projekt- und Arbeitsgruppen Rechnung. Die Lenkungsgruppe NKLM bearbeitet, modifiziert und beschließt die von der GMA-Projektgruppe vorgelegten Arbeitspapiere. Sie ist mit allen Interessengruppen besetzt und soll erarbeitete Vorschläge möglichst einstimmig verabschieden. Stimmberechtigt sind die Vertreter vom MFT und von der GMA. Die weiteren Interessenvertretungen haben eine beratende Stimme. Die Geschäftsordnung wurde am 21. Januar 2010 beschlossen und ist seitdem gültig. Die Sitzungen der Lenkungsgruppe sind nicht öffentlich, jedoch können Gäste zugelassen werden. Die GMA-Projektgruppe NKLM ist die Arbeitsebene. Sie ist mit Experten besetzt, einschließlich kooptierten Persönlichkeiten und soll inhaltliche Vorschläge nach Kompetenzen strukturiert für die Lenkungsgruppe erarbeiten. Es gibt derzeit 21 aktive Arbeitsgruppen mit über 120 Teilnehmern, die sich Gedanken über die einzelnen Teile des Kataloges machen. 3

Die Konsensfindung erfolgt nach den Grundsätzen der AWMF- Leitlinienarbeit, d. h. eine Arbeitsgruppe bzw. ein Expertenpool, dem u. a. Absolventen des MFT-MME-Studienganges angehören, bewerten die GMA- Vorschläge per Delphi-Verfahren und ergänzen. Die MME-Absolventen arbeiten je nach Erfahrung in der GMA-Projektgruppe NKLM mit. Akad. für Hochschulmedizin (AHM) des MFT Leiter: Hickel (LMU) Stellvertr.: Resch (HD), Dieter (Dresden) Lenkungsgruppe NKLM Kollegiale Leitung: Hickel (AHM) und Fischer (GMA) 8 Vertreter des MFT 8 Vertreter der GMA Mitglieder aus Institutionen GMA Projektgruppe NKLM Leitung: Fischer (LMU München) kompetenz-bezogene Unterarbeitsgruppen; Aufgabe: Erstellung von von Beschlussvorlagen f für die Lenkungsgruppe NKLM Arbeitsgruppen (Kompetenzgruppen): Besetzt mit Experten aus allen GMA Aussch ü üssen, plus Projektstudenten MME, plus kooptierte Experten Redaktionell verantwortlich sind 4-6 Mitglieder (einer/eine davon federführend) Lernziel-Expertenpool (u.a. MME-Absolventen aus Fakultäten in Deutschland) Vertreter des MFT: AHM-Leiter/MFT-Präsidium: Hickel (LMU) AHM-Vorstand: Resch (Heidelberg) AHM/AG Lehre: Dieter (Dresden) MFT-Präsidium/AG Lehre: Pfeilschifter (Frankfurt) MFT: Roessner (Magdeburg) AG Lehre: Heidecke (Greifswald) Lammerding-Köppel (Tübingen) Handwerker (Erlangen) Vertreter der GMA: GMA-Vorstand: Fischer (LMU München) GMA-Vorstand: Schiozawa (Tübingen) GMA-Vorstand: Gulich (Ulm) GMA-Vorstand: Schäfer (Bochum) GMA-Grundlagenlehre: Hampe (Hamburg) GMA-Ausschussvorsitzende: Jünger (Heidelberg) GMA-Ausschussvorsitzender: Stosch (Köln) GMA-Ausschussvorsitzende: Georg (Berlin) Vertreter von Institutionen: AWMF: Treede (Mannheim) BÄK: Güntert (Berlin) BMBF: Hausdorf (Berlin) BMG: Beppel (Bonn) bvmd: Fleischmann (Jena) HRK: Zervakis (Bonn) KMK: Hörlein (München) GMK: Prütting (Düsseldorf) VUD: Fleig (Leipzig) WR: Lottmann (Köln) Abb. 1: Organigramm Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Medizin (NKLM) Die Koordination läuft über die GMA-Geschäftsstelle NKLM. Durch die Robert-Bosch-Stiftung wurden der GMA für zwei Jahre ein Sekretariat und 4

eine wissenschaftliche Mitarbeiterin finanziert. Dafür sind wir sehr dankbar, denn das gibt uns die Möglichkeit, die jetzigen Aufgaben professionell und mit hinreichender technischer Ausstattung zu bearbeiten. Wir haben zeitliche Meilensteine für das Medizinstudium definiert und in unseren Gremien intensiv diskutiert, und es geht nun darum, diese Meilensteine als Zwischenschritte auf dem Weg zur ärztlichen Approbation mit Kompetenzen zu untersetzen. Die neu eingeführte Grundlagenkompetenz ist nicht mit dem M1-Examen zu verwechseln. Hier ist die systematische Wissensgrundlage gemeint, die man benötigt, um klinische Dinge tun zu können. Die Wissenschaftskompetenz entspricht einer Methodenkompetenz und ist in etwa einer Promotionsreife äquivalent. Der Begriff der Famulaturkompetenz wurde und wird diskutiert. Die Zahnmediziner haben in ihrem Studium dafür den Begriff der Patientenreife definiert. Wir meinen damit die klinische Basis, die man auf einer Station als Famulant haben muss, um sinnvoll tätig werden zu können. Die PJ-Kompetenz erklärt sich selbst, und die Weiterbildungskompetenz ist für uns mit der Approbation identisch. Wir haben für unseren Katalog drei Kompetenzebenen festgelegt: 1. Faktenwissen (Was?) 2. Handlungs- und Begründungswissen (Wie und Warum?) 3. Handlungskompetenz a. Unter Aufsicht selber tun b. Selbständig tun können. Dabei haben wir uns an den Katalogen des Auslands orientiert, jedoch in der Ebenenfestlegung auch eigene Wege beschritten. Wir haben uns nicht nur über Meilensteine und Kompetenzebenen Gedanken gemacht, sondern auch über die Frage des Prüfens von Kompetenzen, denn Handlungskompetenzen sind nicht durch MC-Examina zu prüfen. Auch dafür wird der NKLM Empfehlungen enthalten, die sich gegenwärtig in der Diskussion befinden. 5

Die 21 Arbeitspakete sind in Abbildung 2 als Graphik zusammengefasst. In der Mitte (Abschnitt I) stehen die Kompetenzrollen einer Ärztin oder eines Arztes. Auf beiden Seiten stehen die Aspekte, auf die wir im Studium vorbereiten, bzw. für die wir Kompetenzen ausbilden wollen. Die linke Seite (Abschnitt II) enthält die Aufgliederung des Wissens für den medizinischen Experten. Im Gegensatz zum Schweizer Katalog haben wir die Prinzipien normaler Struktur und Funktion hier mit aufgenommen. Ähnliches gilt für den Punkt pathogene Mechanismen/Pathophysiologie. Die rechte Seite (Abschnitt III) enthält dann die patientenzentrierte Gesundheitsversorgung. Das entspricht in der Struktur dem GKII des IMPP, wir wollen das aber nicht primär fachbezogen beschreiben, sondern diese Inhalte fachunabhängig formulieren. Abschnitt I Kompetenzrollen und Teilkompetenzen Prinzipien normaler Funktion & Struktur Pathogene Mechanismen Klinisch Praktische Fähigkeiten Diagnostische Verfahren Therapeutische Prinzipien Notfälle Ethik & Recht Prävention & Gesundheitsförderung Abschnitt II medizinisches Wissen, klinische Fähigkeiten und professionelle Haltungen Medizinischer Experte Gelehrter Kommunikator Zusammenarbeit Gesundheitsberater & fürsprecher Verantwortungsträger & Manager Professionelles Handeln Anlässe für ärztliche Konsultationen Erkrankungen Abschnitt III Patientenzentrierte Gesundheitsversorgung Abb. 2: Die Struktur und Inhalte der Abschnitte I bis III Einige der 21 Arbeitspakete sind bereits fertig gestellt, andere sind noch in Bearbeitung, und bei einigen wird noch um konsensfähige Formulierungen und Strukturierungsfragen gerungen. 6

Im Oktober 2012 wollen wir eine präliminäre Fassung, die dann auch für die Fachgesellschaften und die Fakultäten tauglich ist, fertigstellen, die zwar dann noch zu verfeinern sein wird, aber schon die wesentlichen Aspekte enthält. Einige Worte zum Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ). Die Diskussion um die Neufassung der Zahnärztlichen Approbationsordnung (AppO-Z) läuft schon seit einigen Jahren, der NKLZ soll eine wichtige Handreichung sein, wenn die neue AppO-Z in Kraft tritt. Anlass für den NKLZ war ein zusätzlicher Antrag vom Hochschulausschuss der KMK. Auch für den NKLZ wurde ein Lenkungsausschuss analog zum NKLM aufgebaut. Seine konstituierende Sitzung war am 11.10.2011, auf der auch die Geschäftsordnung festgelegt wurde. Unser Ziel besteht für den NKLZ darin, möglichst im Gleichklang mit NKLM zu arbeiten. Vieles kann dabei übernommen werden, eine Verzahnung mit der GMA-Geschäftsstelle des NKLM und der vorhandenen Informationstechnologie erleichtert die Arbeit zusätzlich. Wir verfolgen das Ziel, den NKLZ gleichzeitig mit dem NKLM fertigzustellen. Das Organigramm ähnelt naturgemäß mit wenigen Unterschieden - dem des NKLM (Abb. 3). Es gibt viele Synergien mit dem NKLM. Die Arbeitspakete sind bis auf die Pakete 14 bis 16 die gleichen wie beim NKLM. Auch die Kompetenzlevels sind gleich. Die Unterschiede in den Arbeitspaketen 14 bis 16 beziehen sich auf klinische Informationsgewinnung, Diagnose und Behandlungsplanung sowie erkrankungsbezogene Therapien und gehen damit auf spezifische zahnmedizinische Strukturen ein. Dank gebührt an dieser Stelle der DGZMK und der BZÄK für die finanzielle Unterstützung, die der NKLZ-Geschäftsstelle zugutekommt. 7

Akad. für Hochschulmedizin (AHM) des MFT Leiter: Hickel (LMU) Stellvertr.: Resch (HD), Dieter (Dresden) Lenkungsgruppe Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) Kollegiale Leitung: Hickel (AHM), Fischer (GMA), Reichert (VHZMK ) Stimmberechtigte Mitglieder Beratende Mitglieder Projektgruppe Nationaler Kompetenzbasierter Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) Leitung: Hahn, Wenz (AKWLZ) kompetenz-bezogene Unterarbeitsgruppen; Aufgabe: Erstellung von Beschlussvorlagen für die Lenkungsgruppe NKLZ Arbeitsgruppen (Kompetenzgruppen) Lernziel-Expertenpool aus deutschsprachigen Fakultäten Stimmberechtigte Mitglieder: AHM-Leiter/MFT-Präsidium: Hickel (LMU München) AHM/AG-Lehre: Dieter (Dresden) GMA-Vorstand: Fischer (LMU München) GMA-Vorstand: Schäfer (Bochum ) MFT-Präsidium/AG-Lehre: Pfeilschifter (Frankfurt) MFT: Grätz (Zürich) AKWLZ: Hahn (Freiburg) AKWLZ: Haak (Leipzig ) DGZMK: Hoffmann (Dresden ) DGZMK: Kahl-Nieke (Hamburg) DGZMK: Schliephake (Göttingen) VHZMK: Lisson (Homburg) VHZMK: Rammelsberg (Heidelberg) VHZMK: Reichert (Regensburg) Beratende Mitglieder: AWMF: Wagner (Mainz) BMBF: Schnorr (Berlin) BMG: Beppel (Bonn) BMG: Suhr (Bonn) BMVg: Bieber (Bonn) BZÄK: Engel (Berlin) BZÄK: Frank (Berlin) BdZM: Heinitz (Berlin) GMK: Marschall (München) KMK: Hörlein (München) VUD: Raab (Düsseldorf) WR: Biffar (Greifswald) Abb. 3: Organigramm des NKLZ. Wesentliche Unterschiede zum NKLM sind die Beteiligung der VHZMK und der BZÄK statt der BÄK, eine kollegiale Leitung aus drei Personen, die Einbeziehung der Studierendenvertreter aus der Zahnmedizin und die Projektgruppenleitung durch die AKWLZ anstatt der GMA. 8

Einige Worte zur Arztrolle des Gelehrten (engl. Scholar): Der Begriff geht auf den unlängst verstorbenen Ernest Boyer, Präsident der Carnegie Foundation, zurück, der eine Gliederung in vier übergeordnete Kompetenzen vorschlug, die wir in unseren Katalogen aufgenommen und weiterentwickelt haben: LEBENSLANG LERNENDER Professionelles Handeln durch stetiges Weiterlernen aufrechterhalten und verbessern KRITISCHER ANWENDER Wissenschaftliche Informationen und ihre Quellen kritisch evaluieren und in geeigneter Weise auf eigenes Handeln anwenden Als LEHRENDER für verschiedene Zielgruppen (z. B. Patienten, Studierende) fungieren INNOVATOR einen Beitrag leisten zur Entstehung, Verbreitung, Anwendung und Translation neuer Erkenntnisse und Praktiken Die Umsetzung der Kompetenzen und Lernziele für die Rolle des Gelehrten als kritischer Anwender sind in Abbildung 4 beispielhaft als Ausschnitt dargestellt. Kompetenz Lernziel 2.1 Die Prinzipien der kritischen Qualitätskriterien wissenschaftlichen Arbeitens und Bewertung wissenschaftlicher Quellen Störgrößen benennen und erkennen methodenkritische Kenntnisse bei der Planung und Auswertung wissenschaftlicher Studien nutzen die Möglichkeiten und Grenzen des medizinischen Erkenntnisgewinns kritisch hinterfragen 2.2 Erhebung und kritische Bewertung von primärer Evidenz zu einer medizinischen Fragestellung 2.3 Integration von auf kritischer Bewertung basierenden Schlussfolgerungen in den ärztlichen Alltag sich die notwendigen wissenschaftlichen Informationen zur Beantwortung einer medizinischen Fragestellung beschaffen die verfügbaren Informationen kritisch hinterfragen und hinsichtlich ihrer Evidenz für die eigene Fragestellung abschätzen das eigene Handeln methodenkritisch hinterfragen evidenzbasierte klinische Entscheidungen treffen und Daten auch mit der jeweils vorliegenden Evidenz in Beziehung setzend kritisch beurteilen wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse allgemeinverständlich darstellen Abb. 4: Kompetenzen und Lernziele für den Gelehrten als kritischer Anwender 9

Die Fakultäten erlangen hier Gestaltungsspielraum, um diese Kompetenzen und Lernziele im jeweiligen Rahmen auszugestalten und umzusetzen. Dann sollten wir wieder voneinander lernen und die besten Varianten möglichst verallgemeinern. Ich meine, dass wir in der wissenschaftlichen Methodenausbildung noch ein großes Verbesserungspotential besitzen, und vielleicht hilft der NKLM/NKLZ dabei, diese zu verbessern. Der NKLM/NKLZ will das Kerncurriculum Medizin und Zahnmedizin definieren. Um das Kerncurriculum wird sich ein Wahlcurriculum entwickeln. Dessen Ausgestaltung wie auch die Ausgestaltung der Lehrveranstaltungen des Kerncurriculums obliegt den Fakultäten. Der NKLM/NKLZ will die Scharnierfunktion zur Weiter- und Fortbildung verbessern und dabei die fakultären Lernzielkataloge mit einbinden (Abb. 5). Wahlcurriculum NKLM Kerncurriculum (Pflicht- & Wahlpflichtfächer ÄAppO) fachärztliche Weiterbildung & berufsbegleitende Fortbildung spezifische Lernzielkataloge (fach-, themen- oder disziplinbezogen) Abb. 5: Zusammenspiel von Kern- und Wahlcurriculum und Einwirkung der Lernzielkataloge Unser Plan sieht eine Synchronisation von NKLM und NKLZ vor. Mit Hilfe des MFT soll eine einfach zu nutzende Datenbank aufgebaut werden, die eine Verknüpfung des NKLM/NKLZ mit den fakultären Lernzielkatalogen 10

möglich macht. Perspektivisch wollen wir zu einer Basis für eine Diskussion der Ärztinnen und Ärzte über Kompetenzen mit den anderen Berufen der Gesundheitsversorgung beitragen. Ab Herbst 2012 soll die Diskussion der Entwürfe mit den Fachgesellschaften und den Fakultäten beginnen. Entsprechend des Vorschlages des MFT- Präsidenten soll eine abschließende Empfehlung der Lenkungsgruppe so rechtzeitig abgegeben werden, dass auf der MFT-Mitgliederversammlung 2013 die Zustimmung und die Verbreitung der ersten Version des NKLM und des NKLZ beschlossen werden können. Dafür ist noch viel Arbeit zu leisten. Vielen Dank! 11

Diskussion Debatin Die vorgestellte Arbeit ist eine wichtige Plattform. Wie soll eine Verzahnung des Ausbildungscurriculums mit der Weiterbildung erfolgen? Ist dort eine Orientierung an den Weiterbildungscurricula der Ärztekammern intendiert? Fischer Es ist als eine Handreichung gedacht. Das kanadische CanMEDS-Modell kommt aus der Weiterbildung und hat sich sehr verbreitet. Die Rollen geben gute Anhaltspunkte, über Dinge zu sprechen, die nicht am Ende des Studiums aufhören und in der Weiterbildung plötzlich ganz anders anfangen. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass die Absolventen nicht genügend auf das Gesundheitswesen, welches ihnen als tägliche Praxis auf einer Station entgegentritt, vorbereitet sind. Hier sind Defizite auch in den Strukturen der Fakultäten zu überwinden. Bitter-Suermann Bei Berücksichtigung des Sachverhaltes, dass mehr als 100 Experten gegenwärtig an den Katalogen arbeiten, verbietet sich jetzt eine Detaildiskussion um Einzelpunkte. Das Rad sollte nicht neu erfunden werden. Wie soll der Prozess der Einbeziehung der Fachgesellschaften und Fakultäten gestaltet werden, dass einerseits die Prinzipien demokratischer Entscheidungsfindung gewahrt bleiben, andererseits nicht jeder Aspekt in langen neuen Beratungen in Frage gestellt wird? Fischer In den kommenden zwölf Monaten wird die entscheidende Phase liegen. Der Rohentwurf sollte in den nächsten zwei Monaten aus der Lenkungsgruppe freigegeben werden. Dann könnten aus jeder in 27 benannten Fachgesellschaft ein bis zwei Vertreter eingeladen werden, die den Rohentwurf durchsehen. Danach wird er durch die AWMF an die Fachgesellschaften weitergeleitet und auch den Fakultäten zur Kenntnis gegeben. Der Abstimmungsprozess an sich ist wertvoll. Eine Voraussage, wie intensiv die Produkte NKLM und NKLZ dann tatsächlich genutzt werden, wäre jetzt vermessen. Der Prozess darf auch nicht zu kompliziert werden. Gefährlich wäre es, jetzt durch Subgebiete großer Fächer einen Diskussionsprozess um 12

die Wichtigkeit und Abbildung einer Subdisziplin zu beginnen, der wenig Substanz, aber viel Zeitverlust mit sich bringen würde. Die Entscheidung, was in das Kerncurriculum, was in das Wahlcurriculum und was in die Weiterbildung kommen soll, ist schon schwierig genug. Bitter-Suermann Es sollte jetzt die Zustimmung des MFT und der anderen Instanzen gegeben werden, damit ein Vorangehen möglich wird. Die Lenkungsgruppen sollten Zeiten vorgeben, in denen die Fachgesellschaften ihre Kommentare abgeben können. Diese Zeiten sollten nicht länger als drei Monate betragen. Hickel In den Festlegungen im Lenkungsausschuss wurde ein solches Zeitfenster schon besprochen. Ab Oktober 2012 soll die Lesefassung des Rohentwurfes innerhalb von drei bis vier Monaten durch die wissenschaftlichen Fachgesellschaften beraten werden. Wenn wesentlicher wissenschaftlicher Input kommt, muss dieser aufgenommen werden. Es wird dagegen nicht möglich sein, alle Einzelinteressen von etwa 150 Fachgesellschaften zu berücksichtigen. Das muss dann Sache der Fakultäten sein, die in ihren Wahlcurricula solche Wünsche aufgreifen können. 13