Lernen heisst selbst tun: Dem Lernen auf der Spur

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Transkript:

Lernen heisst selbst tun: Dem Lernen auf der Spur Elternvereinigung Hochdorf Hochdorf, Aula Avanti 14. Januar 2014 Dr. phil.-nat. Willi Stadelmann 1 Referat

1. Allgemeines 2. Vererbung und Stimulation 3. Lernen aus Sicht der Neuropsychologie 4. Begabung und Intelligenz 5. Frühe Förderung und lebenslanges Lernen 6. Emotion und Lernen 2 Referat

1. Allgemeines «Es gibt auf Dauer nur etwas, was teurer ist als Bildung: keine Bildung» John F. Kennedy 3 Referat

Was wir über Lernen wissen, wissen wir aus der Pädagogik, der Pädagogischen Psychologie, der Unterrichtspraxis. Die Neurowissenschaften haben bisher keine neue Dimension des Lernens entdeckt. Sie sind aber in der Lage, Einsichten über Lernen kritisch zu durchleuchten, in Frage zu stellen, zu ergänzen und zu untermauern. Sie tragen damit viel zum Wissen über Lernen bei. 4 Referat

Das Wort lernen geht ethymologisch auf das Indogermanische lais zurück, was Spur bedeutete. Im Gotischen hiess lais : ich weiss. Kluge, Ethymologisches Wörterbuch, de Gruyter 1975 5 Referat

Man kann einen Menschen nicht lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu tun es in sich selbst zu entdecken es in sich selbst zu wecken Galileo Galilei 1564-1642 6 Referat

«Lernen ist nicht nur ein passives Empfangen, sondern ein aktives Fürwahrhalten, Fürwerthalten und Fürschönhalten; Lehren ist nicht ein Vermitteln von Kenntnissen und Inhalten, sondern der Anstoss zum Selber-Glauben und zu eigener Einsicht; überhaupt ist Erziehung nicht Fremdgestaltung, sondern Selbstgestaltung der Person durch Einsicht, Wahl und Entscheidung.» Augustinus (353-430) zitiert nach: Böhm, W.: Aurelius Augustinus und die Entdeckung der Person. In: Ders.: Entwürfe zu einer Pädagogik der Person. Gesammelte Aufsätze. Bad Heilbrunn (Julius Klinkardt) 1997 b (S. 110) 7 Referat

Ziel aller didaktischer Massnahmen ist die Stimulation der Lernenden zum Selbst- Tun. Lernen heisst Selbst- Tun Lehren heisst Anregung zum Selbst- Tun Äusserliches Tun Verinnerlichtes Tun 8 Referat

2. Vererbung und Stimulation Vererbung Förderung: Stimulation (soziale Umwelt) lebenslanges Lernen 9 Referat

«Unsere Biologie legt fest, was aus uns werden könnte. Was aber tatsächlich aus uns wird, hängt von den Erfahrungen ab, die wir im Lauf unseres Lebens innerhalb des jeweiligen kulturellen Raumes machen, in den wir hineinwachsen.» Gerald Hüther: Was wir sind und was wir sein könnten. S. Fischer Frankfurt am Main 2011 S.120 10 Referat

Abkehr von: «Ich bin, was ich bin» hin zu: «Ich bin, was das Umfeld und meine Disposition mir ermöglichen» «Ich bin, was ich aus meinen Möglichkeiten mache» J. Renzulli, 1978 11 Referat

3. Lernen aus Sicht der Neuropsychologie 1 Das Gehirn verändert sich beim Lernen physisch: Jeder Mensch hat seine eigene Lernbiografie. 2 Vielseitige Tätigkeiten fördern die Hirnentwicklung - ein Leben lang. 12 Referat

Aus: Martin Meyer: Fittes Gehirn. Universität Zürich 13 Referat

Vester 1972 Axon Synapse Dendrit 14 Referat

Aus: Martin Meyer: Fittes Gehirn. Universität Zürich 15 Referat

16 Referat

Use it or lose it Begin early and your brain gets big 17 Referat

Zug um Zug werden auf diese Weise die komplizierten Nervenzellverschaltungen in den verschiedenen Regionen aufgebaut. Die von den Sinnesorganen ankommenden Erregungsmuster werden dabei benutzt, um immer stabilere und und zunehmend komplexer werdende innere Bilder in Form bestimmter Verschaltungsmuster in den verschiedenen Hirnregionen zu verankern. Sehbilder Tast- und Körperbilder Hörbilder Geruchsbilder Bewegungs- und Handlungsbilder Gerald Hüther: Was wir sind und was wir sein könnten. (2011) S. Fischer S. 41/42 18 Referat

Das Gehirn ist das Resultat seiner Benutzung (Biografie) Wichtigkeit des Vorwissens und Vorverhaltens für die Didaktik aller Stufen. Neues muss andocken können. Redundanz. 19 Referat

4. Begabung: s s Potenzial eines Individuums zu ungewöhnlicher oder auffälliger Leistung Stimulation Interaktionsprodukt: Individuelles Potenzial steht in Wechselwirkung mit der sozialen Umgebung. nach Margrit Stamm (1999): Begabungsförderung in der Volksschule Umgang mit Heterogenität. Trendbericht SKBF Nr. 2, S.10ff (zurückgehend auf Heinrich Roth/Hans Aebli,1968) 20 Referat

Begabung ist keine Konstante! Begabungsförderung ist ein Leben lang möglich und nötig. Begabung ist kulturabhängig. 21 Referat

Begabung ist der umfassende Begriff. Intelligenz ist das messbar gemachte Produkt von Begabung (IQ- Messung) Intelligenz ist angewandte, realisierte Begabung 22 Referat

«Hochbegabte» sind Menschen, die ein Leben lang hoch stimulierbar für hohe Potenzial- und Leistungsentwicklung sind. 23 Referat

Hochbegabung: «Es gibt keine allgemein verbindliche Auffassung darüber, wie viele Personen in einer Bevölkerung als hoch begabt bezeichnet werden können oder ab welchem Messergebnis ein Mensch hoch begabt ist.» IQ = 130 bzw. 2% der Bevölkerung ist willkürlich. IQ- Messungen genügen nicht zur Erfassung des Begabungs-Prozesses. 24 Referat

«Die Strasse zum Erfolg besteht aus einem jahrelangen, zielstrebigen Üben» Heiner Gembris (Hg) Begabungsförderung und Begabungsforschung in der Musik. IBFM Lit Berlin (2010) S.54 25 Referat

Ericsson et al. 2007 26 Referat

Fazit: Heterogenität Gruppen von Menschen sind nie homogen. Heterogenität ist natürlich. Heterogenität lässt sich durch Selektion nicht vermeiden. 27 Referat

5. Frühe Förderung und lebenslanges Lernen Lernen in früher Jugend unterscheidet sich vom Lernen bei Erwachsenen darin, dass Erfahrungen und Lernprozesse im kindlichen Gehirn viel massivere und auch dauerhaftere Spuren hinterlassen als im erwachsenen Gehirn. 28 Referat

Die Geschwindigkeit der neuronalen Musterbildung aufgrund neuer Erfahrungen ist vielmehr im ersten Jahrzehnt maximal und nimmt danach deutlich ab. Spitzer; Medizin für die Bildung. (2010) Spektrum S. 115 29 Referat

Selbst in Ländern mit relativ homogenen Schulbedingungen lassen sich interindividuelle IQ- Unterschiede auf den Schulbesuch zurückführen. Frühere Einschulung wirkt sich auf die Intelligenzentwicklung vorteilhaft aus: So hatten 10- jährige Kinder, die ein Jahr früher eingeschult worden waren, sowohl in den sprachlichen als auch in den nichtsprachlichen Tests einen um etwa vier Punkte höheren IQ als ihre gleichaltrigen Kameraden. (Hervorhebung WS) Neubauer/Stern: Lernen macht intelligent. 178 2007 30 Referat

Modellvorstellung für den Unterschied zwischen kindlichem Lernen und Erwachsenenlernen: Kindliches Lernen: Stabile Grund- Strukturen aufbauen Erwachsenenlernen: Strukturen ergänzen, erweitern, verbinden. Reflektieren, Lernstrategien anwenden 31 Referat

Paradoxon: Je mehr vorhanden ist, desto mehr geht hinein 32 Referat

6. Emotionen und Lernen Emotionen/Gefühle müssen gelernt, entwickelt, gefördert werden; auch das Lernen von Emotionen widerspiegelt sich in der Vernetzung des Gehirns. Auch hier werden von der Kindheit an Potenziale entwickelt, die sich auf emotionelles Verhalten und emotionelles Lernen ein Leben lang auswirken. 33 Referat

Gefühle sind Wächter am Tor des Bewusstseins und des Lernens und am Tor der Erinnerung. 34 Referat

6.1 Das limbische System 35 Referat

Limbus (lat.) = Saum Gerhard Roth, 2003 36 Referat

dass das limbische System, aber nicht das rationale System der Grosshirnrinde, einen direkten Zugriff auf diejenigen Systeme in unserem Gehirn hat, welche letztendlich unser Handeln bestimmen. Das limbische System hat gegenüber dem rationalen corticalen System das erste und das letzte Wort ( ) Der Grund hierfür ist, dass alles, was Vernunft und Verstand als Ratschläge erteilen, für den, der die eigentliche Handlungsentscheidung trifft, emotional akzeptabel sein muss. Es gibt also ein rationales Abwägen ( ) es gibt aber kein rationales Handeln. Am Ende eines noch so langen Prozesses des Abwägens steht immer ein emotionales Für oder Wider. G. Roth: Aus Sicht des Gehirns. Frankfurt am Main (2003) S. 162 37 Referat

Starke Erlebnisse werden vom Gedächtnis anders behandelt als persönlich belanglosere. Sie werden fester und tiefer gespeichert. 38 Referat

Motivation Ein aktuelles leistungsmotiviertes Handeln findet besonders dann statt, wenn die Tendenz Hoffnung auf Erfolg die Tendenz Furcht vor Misserfolg überwiegt. Walter Edelmann: Lernpsychologie Beltz 2000 S. 254 39 Referat