Perspektive 2020/ Maßnahmenbündel für eine zukunftssichernde Klimapolitik in der Steiermark

Ähnliche Dokumente
Arbeitsgruppe C02 Fußabdruck Ökoprofit-Unternehmen

Energiestrategie Österreich

Fahrplan 2050 Ein Pfad zu mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit bei geringen Treibhausgas-emissionen

Gesamtergebnis. Klimaschutz-Index Tabelle 1. Table 1: Punkt- Einzelwertung zahl** Trend Niveau Politik. 21 Irland 55,6. 41 Korea, Rep.

41 R Korea, Rep. 48,7. 42 W Österreich 48,2. 43 T Slowenien 48,1. 44 R Italien 48,0. 45 W Russland 48,0. 46 U Bulgarien 47,5.

Das Bundesland Wien weist 2010 einen Anteil von 20,7% Personen ohne österreichische Staatsangehörigkeit auf. Zusätzlich ist dies das Bundesland mit de

Paris wie geht s weiter?

Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft im Jahr 2014

Austrian Energy Agency

Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft 2015

WIFO ÖSTERREICHISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG. Policy Brief: Analysen zur österreichischen Energiebilanz 2017.

Energiebericht Steiermark 2017

Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft Abteilung III/2 (Stand 28. November 2017)

Erste vorläufige Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft 2015

Weltklimabericht Bedeutung und Folgen für die Steiermark 1. Oktober 2013 Graz

Die Energiewende kommt was tun?

EU-Richtlinie für Erneuerbare Energien

Klimaschutzbericht 2015

index 2013 Klimaschutz-Index Komponenten 7,5% 10% 7,5% 10% 10% 10% 4% 4% 20% 30% Emissionsniveau 10% 10% 30% Entwicklung der Emissionen KLIMASCHUTZ

Eine Neuordnung der Abgaben und Umlagen auf Strom, Wärme und Verkehr

Zukünftige Relevanz neuer Energieumwandlungstechnologien aus ökonomischer Sicht

Alternative Finanzierung des EEG-Umlagekontos , Agora Energiewende

Arbeitslosigkeit nach der Finanz- und Wirtschaftskrise (Teil 1)

Europäische Energie- und Klimapolitik

index 2014 Klimaschutz-Index Komponenten Komponenten des Klimaschutz-Index 7,5 % 20 % Klimapolitik 30 % Emissionsniveau 10 % 5 % 5 % 5 %

Zukunft der Kohle Wie kann der Wandel gelingen? Impuls

STATISTIKEN ZU MIGRATION IN TIROL

Industriestandort Österreich Wie geht es weiter?

Wirtschaftsforum der SPD, Berlin, 14. Februar 2017 Klimaschutz nach Paris Nationale Ziele und Perspektiven

Energiepolitik in einem komplexen und dynamischen Umfeld

Elektrische Energiespeicher Förderung Land Steiermark 2016

DEKARBONISIERUNG DER INDUSTRIE

Energie aus Abfall in Europa

ZUSAMMENFASSUNG. Energie- und Emissionsszenarien. energiewirtschaftliche Modellierung

index 2016 Klimaschutz-Index Komponenten Komponenten des Klimaschutz-Index 30 % Emissionsniveau 10 % 20 % 4 % 4 % KLIMASCHUTZ Nationale Klimapolitik

Energiepreise und Wärmewende Fachveranstaltung: 5 Jahre energetischer Umbau im Quartier Potsdam, 26. Januar 2017

Fokus Berlin: Anforderungen an die Energieversorgung in einer Metropolregion

Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft im Jahr 2008

Armutsgefährdungsquoten vor und nach Sozialleistungen (Teil 1)

Eheschließungen und Scheidungen (Teil 1)

Verkehr der vernachlässigte Sektor der Klimapolitik?

Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft im Jahr 2012

Frauen in politischen Spitzenpositionen der EU-Staaten sowie im EU-Bereich

Kyoto Zielerreichung Klimapolitik 2020

Daten zur Entwicklung der Energiewirtschaft im Jahr

Aktuelles zur oö. Energiepolitik - Energiebericht 2017 liegt vor

Verbraucher in Europa Eine große Spannweite an Verbraucherstatistiken Preisniveaus, Einkaufen, Wohnen und vieles mehr

Öffentlicher Schuldenstand*

Klimaschutz in Wien: Neue Ziele bis 2020

Der Einfluss der Energiepolitik auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie

Das Klimaschutzgesetz und seine Umsetzung Ein Beitrag Nordrhein-Westfalens zur Energiewende

Erwerbstätigenquoten nach Anzahl der Kinder*

Industriestandort Österreich: Rückblick und Ausblick

41 T Korea, Rep. 52,3. 42 T Niederlande 51,4. 43 T Japan 51,1. 44 E Bulgarien 51,1. 45 T Argentinien 50,8. 46 T Tschech.

AKTUELLE ARBEITSMARKTLAGE Oktober 2016

AKTUELLE ARBEITSMARKTLAGE Februar 2017

AKTUELLE ARBEITSMARKTLAGE August 2016

Gebäudeerneuerung als zentrale Strategie für die Energie- und Klimaziele bis 2050

Materialsammlung Pressekonferenz. Über das BIP hinaus Österreich auf dem Prüfstand erweiterter Wohlfahrtsmaße. Pressekonferenz

Bürger der Europäische Union

Gebäudebestand und Gebäudemodell für Deutschland

HERBSTPROGNOSE 2016 WICHTIGE WIRTSCHAFTSINDIKATOREN

Monatlicher Treibstoff-Newsletter 8/2010

Arbeitsmarktsituation in Österreich. 1. Juni 2007

5/ Januar Forschung- und Entwicklungsintensität in den EU-Mitgliedstaaten (FuE-Ausgaben als % des BIP)

Andererseits reichte der Anteil von Frauen die 65 Jahre oder älter sind von 12% in Irland und 13% in Zypern bis zu 23% in Deutschland und Italien.

PRESSEMITTEILUNG EUROPÄISCHE KOMMISSION. Brüssel, 19. März 2013

Energiebericht Steiermark 2016

Frauen in politischen Spitzenpositionen der EU-Staaten sowie im EU-Bereich

Weiter so in der alten EU?

Weiter so in der alten EU?

Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen im europäischen Vergleich

Nationale und internationale Verpflichtungen zum Klimaschutz. Jakob Wiesbauer-Lenz BMLFUW, I/4

Forschung, Energie INDUSTRIE - INVESTITIONEN. Nach Industriefachverbänden in EUR / Person. Fachverband

Bioenergie Dipl.-Ing. Dr. Horst Jauschnegg

Nationale und internationale Klimaschutzpolitik aus wirtschaftspolitischer. Perspektive. Vortrag von MR Werner Ressing

Drei Szenarien: RWE 18/017 gkl Seite 1

BRUTTOINLANDSPRODUKT JE EINWOHNER/-IN 2018*

ZUKUNFT DER GASVERSORGUNG

Selbstständigenquote im EU-Vergleich - Alle Wirtschaftszweige

AKTUELLE ARBEITSMARKTLAGE Juli 2016

CO 2 -Emissionen in Österreich in detaillierter Darstellung

Szenarien bis 2020 und 2030

Treibhausgas-Bilanz 2015

Energieabhängigkeitsquote* (Teil 1)

Kosten und weitere Auswirkungen energiepolitischer Szenarien

Analyse ambitionierterer Klimaschutz- Ziele bis 2020

WINTERPROGNOSE 2016 WICHTIGE WIRTSCHAFTSINDIKATOREN (a) Reales Bruttoinlandsprodukt (jährl. prozentuale Veränderung) Durchschnittswert

PISA Lesekompetenz (Teil 1)

FRÜHJAHRSPROGNOSE 2017 WICHTIGE WIRTSCHAFTSINDIKATOREN (a) Reales Bruttoinlandsprodukt (jährl. prozentuale Veränderung) Durchschnittswert

SMART ENERGY WORKSHOP KONSTANZ 2015 ENERGIEBEDARF DER REGION KONSTANZ

ENERGIEUNION UND KLIMAPOLITIK

Entwicklung der Beschäftigung im EU-Vergleich

Top 5 Nettozahler und Nettoempfänger in der EU

Die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse DENA-LEITSTUDIE INTEGRIERTE ENERGIEWENDE IWO-Symposium Zukunftsperspektive flüssige Brennstoffe

Klimaschutz & Deutsche Kohlepolitik

Selbstständige im EU-Vergleich - Alle Wirtschaftszweige

Unterbeschäftigung (Teil 1)

Energiewirtschaft im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz und Leistbarkeit

Transkript:

Perspektive 2020/2030 26 Maßnahmenbündel für eine zukunftssichernde Klimapolitik in der Steiermark Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes Ausgabe 2010

Die Autorinnen und Autoren 2 Barbara Amon Institut für Landtechnik, BOKU Wien Landwirtschaft Gabriel Bachner Andrea Damm Brigitte Gebetsroither Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz Mobilität Mobilität Gesamt-Projektmanagement und Mobilität Wolf Grossmann Wegener Zentrum für Klima und Systemanalyse Globalen Wandel, Universität Graz Maximilian Lauer Institut für Energieforschung, Energiebereitstellung Joanneum Research Lukas Liebmann Wegener Zentrum für Klima und Mobilität Globalen Wandel, Universität Graz Gottfried Kirchengast Wegener Zentrum für Klima und Wissenschaftlicher Sprecher Globalen Wandel, Universität Graz Angelika Kufleitner Wegener Zentrum für Klima und Mobilität Globalen Wandel, Universität Graz Raimund Kurzmann Institut für Technologie- und Regionalpolitik, Ökonomische Wirkungen Joanneum Research Franz Prettenthaler Institut für Technologie- und Regionalpolitik, Ökonomische Wirkungen Joanneum Research Stefan Schleicher Wegener Zentrum für Klima und Wissenschaftliche Leitung Globalen Wandel, Universität Graz Thomas Schinko Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz Emissionsbilanzen und Landwirtschaft Hans Schnitzer Institut für Prozesstechnik, TU Graz Produktion Daniel Steiner Institut für Energieforschung, Energiebereitstellung Joanneum Research Karl Steininger Wegener Zentrum für Klima und Projektleitung Globalen Wandel, Universität Graz Wolfgang Streicher Institut für Wärmetechnik, TU Graz Gebäude Florian Tatzber Institut für Wärmetechnik, TU Graz Gebäude Michaela Titz Institut für Prozesstechnik, TU Graz Produktion Andreas Türk Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Universität Graz und Institut für Energieforschung, JR Energiebereitstellung und Emissionsbilanzen Redaktionelle Verantwortung Erläuterungen zum Klimaschutzplan Steiermark 2010, Teil 1 Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes Stefan Schleicher und Karl Steininger, Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, Karl-Franzens Universität Graz Zitationshinweis: Wegener Zentrum, TU Graz, Joanneum Research (2010), Erläuterungen zum Klimaschutzplan Steiermark 2010, Teil 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes, Studie im Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung, Graz, Mai 2010.

Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung... 8 1.1. Die Motivation: Die neue EU Energie- und Klimapolitik... 8 1.2. Die Herausforderung: Krisenresistentere Strukturen für Wirtschaft und Energie... 8 1.3. Die Umsetzung: Die steirischen Klimaschutzziele... 8 1.3.1. Das steirische Klimaschutzziel für Treibhausgase... 9 1.3.2. Das steirische Klimaschutzziel für erneuerbare Energie... 9 1.3.3. Das steirische Klimaschutzziel für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation... 9 2. Der Klimaschutzplan Steiermark: Aufgaben und Zielsetzungen 10 2.1. Die Aufgabe: Konsensfähige Restrukturierungsstrategien... 10 2.2. Die Arbeitsschritte: Bestandsaufnahme, Szenarien und Maßnahmen... 11 2.2.1. Der Prozess: Einbindung der Steirischen Stakeholder... 12 2.3. Die Ausgangsbasis: Die bestehenden Energie-Studien für die Steiermark... 12 2.4. Die Rahmenbedingung des Bundes: Die Energiestrategie Österreich... 13 3. Die Bestandsaufnahme: Die aktuelle Emissionssituation der Steiermark... 14 3.1. Die Emission von Treibhausgasen... 14 3.1.1. Die gesamten Treibhausgasemissionen... 14 3.1.2. Die Unterschiede bei CO 2 - und Nicht-CO 2 -Emissionen... 16 3.2. Die CO 2 -Emissionen der Sektoren... 17 3.2.1. CO 2 -Emissionen aus der Verwendung von Energie... 17 3.2.2. CO 2 -Emissionen aus der Bereitstellung von Energie... 19 3.2.3. Die besondere Position der Steiermark... 19 3.3. Strukturen der steirischen Energiewirtschaft... 20 3.3.1. Die Verwendung von Energie... 20 3.3.2. Die Bereitstellung von Energie... 21 4. Die Zielwerte für 2020 und danach: Die Beschlüsse der EU und die Perspektiven der internationalen Klimapolitik... 24 4.1. Die 2020-Ziele des Energie- und Klimapakets der EU... 25 4.1.1. Das 2020-Ziel der EU für Treibhausgase... 25 4.1.2. Das 2020-Ziel der EU für Erneuerbare... 28 4.2. Die Aussagen des G8-Gipfels von 2009... 29 4.3. Die neue Energie- und Klimapolitik der USA... 29 4.4. Die verbindlichen Ziele für Österreich... 30 4.5. Die verbindlichen Ziele für die Steiermark... 30 4.5.1. Das steirische Klimaschutzziel für Treibhausgase... 31 4.5.2. Das steirische Klimaschutzziel für erneuerbare Energie... 31 4.5.3. Das steirische Klimaschutzziel für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation... 31 5. Die Restrukturierungsaufgabe: Szenarien für die Zielerreichung 34 5.1. Emissionsziele für den ETS Sektor...34 5.1.1. Die Exponiertheit der Steiermark im EU ETS... 34 5.1.2. Entwicklung des EU ETS... 34 5.1.3. Handlungsspielraum auf Bundesländer-Ebene... 35 3 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

4 5.2. Emissionsziele für den Nicht-ETS Sektor... 35 5.3. Basisziel-Szenario Steiermark... 36 5.3.1. Die Abgrenzung der Zielsektoren für steirische Emissionsziele... 36 5.3.2. Die Annahmen des Basisziel-Szenarios... 37 5.3.3. Die Zielwerte für das Basisziel-Szenario... 37 5.4. Innovationsziel-Szenario Steiermark... 38 5.4.1. Die Annahmen des Innovationsziel-Szenarios... 38 5.4.2. Die Zielwerte für das Innovationsziel-Szenario... 38 5.5. Referenz-Szenario Steiermark... 39 5.5.1. Die Annahmen des Referenz-Szenarios... 39 5.5.2. Die Aussagen des Referenz-Szenarios... 40 5.6. Der Restrukturierungsbedarf für die Zielerreichung... 41 6. Perspektive aus 2100: Anforderungen an die Steiermark... 42 6.1. Die geforderte Emissionsminderung von Treibhausgasen und ihre Konsequenzen... 42 6.1.1. Die zentralen erneuerbaren Energieträger... 43 6.1.2. Der Übergang auf Erneuerbare... 44 6.2. Die Umorientierung zur 1 % Gesellschaft... 45 6.2.1. Gebäude... 45 6.2.2. Verkehr... 46 6.2.3. Produktion und Dienstleistungen... 47 7. Die Identifikation von Restrukturierungsstrategien... 48 7.1. Die kaskadische Analyse des Energiesystems... 48 7.2. Der Ansatz des Backcasting... 49 7.3. Die Suche nach Technology Wedges... 50 8. Die Handlungsoptionen: Die Gestaltungsmöglichkeiten des Landes... 52 8.1. Die Ausgangssituation bei Gebäuden... 53 8.1.1. Gebäudebestand... 54 8.1.2. Energieverbrauch in Gebäuden... 57 8.1.3. Veränderungs- und Entwicklungsspielräume... 59 8.2. Die Ausgangssituation beim Verkehr... 61 8.2.1. Personenverkehr... 62 8.2.2. Güterverkehr... 66 8.2.3. Gestaltungsbereiche... 67 8.3. Die Ausgangssituation in der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft... 69 8.3.1. Treibhausgasemissionen... 69 8.3.2. Zukünftige Entwicklungen und Gestaltungsbereiche... 71 8.4. Die Ausgangssituation bei der Produktion... 73 8.4.1. Energieverbrauch im Produktionsbereich... 73 8.4.2. Trends und Gestaltungsbereiche... 75 8.5. Die Ausgangssituation bei Elektrizität und Wärme... 76 8.5.1. Struktur der derzeitigen Bereitstellung... 76 8.5.2. Aktuelle Entwicklungen und zukünftige Pläne... 78 8.6. Die Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf den Lebensstil... 80 8.6.1. Aufgaben für eine starke Klimapolitik... 80 8.6.2. Der Klimastil im "Klimaschutzplan Steiermark"... 82 Literatur... 83 Annex... 86

A.1 Die Einbettung des vorliegenden Teils 1 der Erläuterungen in den Klimaschutzplan Steiermark... 86 A.2 Detaildaten zur ETS Zuteilung... 87 A.3 Emissions- und Energiedaten Steiermark... 89 A.3.1 Bestandsaufnahme und Ausgangssituation... 89 A.3.2 Wirkung der Maßnahmenbündel bis 2020/2030... 91 5 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Abbildungsverzeichnis 6 Abbildung 2-1: Stufen des Klimaschutzplans Steiermark... 11 Abbildung 3-1: THG-Emissionen nach Gasen... 15 Abbildung 3-2: Dynamik der THG-Emissionen... 15 Abbildung 3-3: CO 2 - Emissionen... 16 Abbildung 3-4: Nicht-CO 2 - Emissionen... 17 Abbildung 3-5: CO 2 - Emissionen aus der Produktion... 18 Abbildung 3-6: CO 2 - Emissionen aus dem Verkehr... 18 Abbildung 3-7: CO 2 - Emissionen der Sonstigen Sektoren... 19 Abbildung 3-8: CO 2 -Emissionen aus der Energieversorgung... 19 Abbildung 4-1: Aufteilung des EU-Ziels für Treibhausgase... 26 Abbildung 5-1: Steirische CO 2 -Emissionen im ETS und Nicht-ETS Sektor in 2006... 34 Abbildung 5-2: Basisziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren... 37 Abbildung 5-3: Innovationsziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren... 38 Abbildung 5-4: Referenz-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren... 40 Abbildung 5-5: Restrukturierungsbedarf für die Zielerreichung... 41 Abbildung 7-1: Die kaskadische Struktur des Energiesystems... 49 Abbildung 8-1: Wirkungsdiagramm der Einflussparameter auf THG-Emissionen im Gebäudebereich. 54 Abbildung 8-2: Nutzungsflächen nach Gebäudetypen und Bauperioden, Steiermark... 54 Abbildung 8-3: Anteile der Wohnnutzfläche nach unterschiedlichen Altersklassen von Gebäuden, ausgewählte Bezirke der Steiermark... 55 Abbildung 8-4: Spezifischer Heizenergiebedarf [kwh/m 2 a] nach Gebäudetypen und Bauperioden, Steiermark... 56 Abbildung 8-5: CO 2 -Emissionen nach Gebäudetypen und Bauperiode [kt/a] in der Steiermark... 57 Abbildung 8-6: Energieträgermix bei Wohngebäuden 2001, Steiermark... 58 Abbildung 8-7: Entwicklung der Motorisierung Steiermark und Österreich [Pkw/1.000 Einwohner]... 62 Abbildung 8-8: Siedlungsdichte steirischer Gemeinden [Einwohner je km 2 ]... 63 Abbildung 8-9: Auspendlerquote nach steirischen Gemeinden [in %]... 63 Abbildung 8-10: Verkehrsaufkommen im Personenverkehr nach Verkehrsmittel und Bundesländer 2005 [Anteil der Wege in %]... 64 Abbildung 8-11: Wege nach Weglänge (in Entfernungsklassen) und Verkehrsmittel der Steirerinnen und Steirer [Anteil der Wege in %]... 65 Abbildung 8-12: Güteraufkommen nach Bundesländern 2005 [Mio. Tonnen]... 67 Abbildung 8-13: THG-Emissionen der Landwirtschaft [kt CO 2 e]... 70 Abbildung 8-14: THG-Emissionen des Sektors Sonstige"... 71 Abbildung 8-15: Energieverbrauch nach Energieträgern im Produktionsbereich in der Steiermark... 74 Abbildung 8-16: Energieintensität in der Sachgüterproduktion in der Steiermark und in Österreich... 74 Abbildung 8-17: Energiebedarf nach Sektoren... 75 Abbildung 8-18: Energieeinsatz zur Energieumwandlung (Umwandlungseinsatz) in der Steiermark 2007 [TJ]... 76 Abbildung 8-19: Umwandlungseinsatz erneuerbare Energieträger in der Steiermark 2007 [TJ]... 77 Abbildung 8-20: Ergebnis der Energieumwandlung (Umwandlungsausstoß) in der Steiermark 2007 [Anteile in % der TJ]... 78 Abbildung 8-21: Konzept einer ganzheitlichen Klimapolitik... 81 Abbildung 8-22: Maßnahmen im Bereich Klimastil... 82

Tabellenverzeichnis Tabelle 3-1: Verbrauch an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [TJ]... 20 Tabelle 3-2: Struktur des Verbrauchs an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [Prozent-Anteile] 21 Tabelle 3-3: Struktur der Bereitstellung des Brutto-Inlandsverbrauchs [TJ]... 22 Tabelle 4-1: Die Reduktionsziele der EU-Mitgliedsstaaten für den Nicht-ETS-Bereich... 27 Tabelle 4-2: Die Ziele der EU-Mitgliedsstaaten für erneuerbare Energie... 28 Tabelle 5-1: Basisziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren... 37 Tabelle 5-2: Innovationsziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren... 39 Tabelle 5-3: Treibhausgas-Emissionen der Steiermark bis 2007... 39 Tabelle 5-4: Referenz-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren... 40 Tabelle 6-1: Energieverbrauch der Steiermark 2007 nach Sektoren... 44 Tabelle 8-1: Typ und Anzahl der Nichtwohngebäude... 59 Tabelle 8-2: Fahrleistung [Kfz-km], Treibstoffverbrauch [l/100km] und Motorisierungsgrad [Pkw/1.000 EW] im Bundesländervergleich... 64 Tabelle 8-3: Fahrleistung [Mio. Kfz-km] und Verkehrsleistung [Mio. P-km] 2005 in der Steiermark nach Binnen-, Quell-, Ziel- und Transitverkehr... 66 Tabelle 8-4: Fahrleistung [Mio. Kfz-km] und Verkehrsleistung [Mio. t-km] 2005 nach Binnen-, Quell-, Ziel- und Transitverkehr in der Steiermark... 66 Tabelle 8-5: Güteraufkommen in der Steiermark [Mio. t] 2005... 67 Tabelle 8-6: Entwicklung des steirischen Viehbestandes 1970-2008... 70 Tabelle 8-7: Umwandlungseinsatz nach Energieträgern 2007 [TJ]... 77 Tabelle 8-8: Gruppierung erneuerbarer Energieträger... 78 Tabelle A-1: ETS Zuteilungen Steirischer Unternehmen... 87 Tabelle A-2: THG-Emissionen der Steiermark nach Verursachern... 89 Tabelle A-3: THG-Emissionen der Steiermark nach Gasen... 89 Tabelle A-4: Struktur der Bereitstellung des Brutto-Inlandsverbrauchs [TJ]... 90 Tabelle A-5: Verbrauch an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [TJ]... 91 Tabelle A-6: Struktur des Verbrauchs an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [Prozent-Anteile] 91 Tabelle A-7: THG-Emissionsniveau der Zielsektoren im Basisbündel... 92 Tabelle A-8: THG-Emissionsniveau der Zielsektoren im Innovationsbündel... 92 Tabelle A-9: Endenergie-Nachfrage in den Zielsektoren im Basisbündel... 92 Tabelle A-10: Endenergie-Nachfrage in den Zielsektoren im Innovationsbündel... 93 7 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

1. Zusammenfassung 1.1. Die Motivation: Die neue EU Energie- und Klimapolitik Der Klimaschutzplan Steiermark soll das sichtbare Ergebnis eines politikbegleitenden Dialogs sein, mit dem für das Land Steiermark die für ein klimagerechtes und zukunftsfähiges Gesellschafts-, Wirtschafts- und Energiesystem erforderlichen Maßnahmen identifiziert und konsensfähig gemacht werden. Motivation dafür gibt das im Dezember 2008 vom EU-Parlament beschlossene Energie- und Klimapaket, das weitesten Teilen der gesamten EU-Politik eine neue Orientierung geben wird. 8 ZUSAMMENFASSUNG 20 + 20 in 2020 sind die Ziele, die sich die EU gesetzt hat: Bis 2020 sollen die Treibhausgase gegenüber 1990 um 20 Prozent reduziert und der Anteil von erneuerbarer Energie im Endenergieverbrauch auf 20 Prozent erhöht werden. Die EU ist bereit, das Treibhausgas-Reduktionsziel auf 30 Prozent anzuheben, falls innerhalb eines Nachfolgeabkommens des Kyoto-Protokolls Länder wie die USA, China und Indien sich zu einem verbindlichen Reduktionsziel entschließen. 1.2. Die Herausforderung: Krisenresistentere Strukturen für Wirtschaft und Energie Das EU Energie- und Klimapaket ist keineswegs nur aus Gründen des Klimaschutzes konsensfähig geworden. Die zunehmende Verletzbarkeit der Energieversorgung aufgrund sinkender Fördermengen bei Erdöl und Erdgas innerhalb der EU, die damit verbundene erhöhte Auslandsabhängigkeit samt allen politischen Komplikationen, nicht zuletzt aber auch die Vision einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der EU haben diesem Politikpaket einen zusätzlichen argumentativen Unterbau geliefert. In diesem Sinn sollen mit dem Klimaschutzplan Steiermark Innovationsimpulse für die Steiermark ausgelöst werden. Das Ziel ist die Entwicklung eines Masterplans für das Land Steiermark, um damit nicht nur die im Energie- und Klimapaket der EU für 2020 formulierten Ziele für weniger Treibhausgas-Emissionen und mehr erneuerbare Energieträger zu erreichen, sondern auch Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen zu fördern, die zukünftigen Krisen resistenter begegnen können. 1.3. Die Umsetzung: Die steirischen Klimaschutzziele Der vorliegende Teil 1 der Erläuterungen des Klimaschutzplans Steiermark enthält eine umfassende Bestandsaufnahme und Analyse der Treibhausgasemissionen der Steiermark,

eine Dokumentation der von der EU und anderen Staaten konsensfähig gemachten Ziele für die Energie- und Klimapolitik für 2020 und danach, eine Darstellung der daraus resultierenden Restrukturierungsaufgaben für die Zielerreichung in der Steiermark, sowie eine Diskussion der Haupteinflussbereiche der steirischen Politik. Folgende Vorschläge für die Konsensfindung der politischen Umsetzungsstrategien im Rahmen des Klimaschutzplans Steiermark stellen wir zur Diskussion: 1.3.1. Das steirische Klimaschutzziel für Treibhausgase Die Steiermark übernimmt verbindliche Ziele für die Verwendung von Energie und die damit verbundenen Emissionen für den nicht vom EU Emissionshandel erfassten Bereich der steirischen emittierenden Aktivitäten. Das betrifft vor allem die Bereiche Mobilität und Gebäude. Die Reduktionsziele auf Landesebene sind identisch mit jenen auf Bundesebene und erfordern somit eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von jedenfalls 16 Prozent bis 2020 gegenüber dem Wert von 2005. Für den Fall eines globalen Abkommens ist die EU bereit, ein höheres Reduktionsziel bis 2020 einzugehen, aus dem sich ein Reduktionsziel auf Landesebene in Höhe von 33 Prozent ableiten lässt. Für die Reduktion in der Steiermark ist aufgrund der gesetzlichen Kompetenz jedoch auch der Bund mitverantwortlich. 1.3.2. Das steirische Klimaschutzziel für erneuerbare Energie Die Steiermark unterstützt die Ausweitung von erneuerbarer Energie im Minimum mit jenem Ausmaß, das dem Beitrag der Steiermark an der gesamtösterreichischen Brutto-Wertschöpfung entspricht (12,5 Prozent). Entsprechend den derzeit verfügbaren Daten bedeutet dies eine Ausweitung der erneuerbaren Energie für den energetischen Endverbrauch in Österreich von 328 PJ im Jahr 2008 auf 388 PJ im Jahr 2020. Die Steiermark trägt daher mit einer Ausweitung der erneuerbaren Energie im Ausmaß von zumindest 7,5 Petajoule zu diesem österreichweiten Ziel bei. 1.3.3. Das steirische Klimaschutzziel für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation 9 Für jene Bereiche in Industrie und Energiebereitstellung der steirischen Wirtschaft, die dem EU Emissionshandel unterliegen, gilt der gleiche Grundsatz wie auf europäischer Ebene bezüglich der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit: Aus der Energie- und Klimapolitik sollen keine Anreize zur Verlagerung von Produktionsstandorten ausgehen, hingegen Anreize zur Sicherung von Produktionsstandorten durch Förderung innovativer klimagerechter Technologien geschaffen werden. Die Steiermark verstärkt die Innovationsanreize für den Übergang zu zukunftsfähigen Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen, deren technologische Orientierungen höchste Energieproduktivität und der Übergang zu erneuerbaren Energien sind. Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

2. Der Klimaschutzplan Steiermark: Aufgaben und Zielsetzungen DER KLIMASCHUTZPLAN STEIERMARK Die EU hat mit dem im Dezember 2008 beschlossenen Energie- und Klimapaket weitreichende Weichenstellung für die Restrukturierung der europäischen Wirtschaft gesetzt. Bis 2020 wird die EU ihre Treibhausgas(THG)-Emissionen um 20% gegenüber 1990 reduzieren, bzw. sogar um 30%, wenn es zu einem umfassenden internationalen Abkommen zur Klimapolitik kommt. Auf dem G8-Gipfel 2009 wurde in Übereinstimmung mit dem EU-Ziel für eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 2 Grad Celsius für die Industriestaaten bis 2050 eine Reduktion der Treibhausgase um 80% vorgeschlagen. Diese klimapolitischen Ziele und die dafür erforderlichen energiepolitischen Strategien sollen zu Wirtschaftsstrukturen führen, die in vieler Hinsicht krisenresistenter sind. Der Klimaschutzplan Steiermark soll die dafür erforderlichen Innovationen in einem politikbegleitenden Dialog konsensfähig machen. 2.1. Die Aufgabe: Konsensfähige Restrukturierungsstrategien Mit dem Klimaschutzplan Steiermark sollen Innovationsimpulse für die Steiermark ausgelöst werden. 10 Strukturen für eine krisen-resistente Wirtschaft Langfristige Ziel- Orientierung für heutige Investitionen: EU Klimaziele und energetische Versorgungssicherheit Das Ziel sind Wirtschaftsstrukturen, die nicht nur den im Energie- und Klimapaket der EU für 2020 formulierten Zielen für weniger Treibhausgas-Emissionen und mehr erneuerbaren Energieträgern entsprechen, sondern insgesamt die Wirtschaft krisenresistenter machen. Dies betrifft insbesondere auch die Versorgungssicherheit (Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Importen) und die soziale und wirtschaftliche Absicherung (Verringerung der Abhängigkeit von internationalen Energiepreisfluktuationen). Der Klimaschutzplan Steiermark soll das sichtbare Ergebnis eines politikbegleitenden Dialogs sein, mit dem die für ein zukunftsfähiges Energie- und Wirtschaftssystem erforderlichen Maßnahmen identifiziert und konsensfähig gemacht werden. Die Markierungspunkte für die Strukturen von Energie und Wirtschaft sind sehr deutlich für 2020 in dem im Dezember 2008 beschlossenen Energie- und Klimapaket der EU ablesbar. Aufgrund der langfristigen Weichenstellungen, die heute durchgeführte Investitionen für die nächsten Jahrzehnte bei Gebäuden, Infrastruktur und Energiebereitstellung auslösen, ist mindestens eine Perspektive bis 2030 erforderlich. Der G8-Gipfel im Juli 2009 hat erstmals Perspektiven bis 2050 vorgestellt, die aus den Erfordernissen der Klimapolitik und der Versorgungssicherheit

von Energie motiviert sind. Am UN Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember 2009 wurde das Ziel der EU, den globalen Temperaturanstieg mit 2 Grad Celsius zu begrenzen, übernommen, ohne sich jedoch auf eine globale Architektur der Klimapolitik zu einigen. Damit wird die Aufgabe, nach regionalen und innovativen Technologien zu suchen noch größer, um damit auch die künftige Wettbewerbsfähigkeit abzusichern. Diese sichtbaren Orientierungen für den Restrukturierungsbedarf der derzeitigen Wirtschaftsstrukturen sind die Basis für den Klimaschutzplan Steiermark. Gesucht werden Entscheidungsgrundlagen für die Gestaltung der Landespolitik, die in den Schlüsselbereichen Produktion, Mobilität, Wohnen und Energiebereitstellung jene innovativen Vorgänge unterstützen, die insgesamt die Struktur der steirischen Wirtschaft erneuern sollen. Entscheidungsgrundlagen für die Landespolitik 2.2. Die Arbeitsschritte: Bestandsaufnahme, Szenarien und Maßnahmen Das den Klimaschutzplan Steiermark begleitende Forschungsprojekt sieht fünf Arbeitsschritte vor. die in Abbildung 2-1 dargestellt werden. Schritt 1: Bestandsaufnahme Treibhausgase Zielszenarien 2020/2030 Referenzszenario 2020/2030 Schritt 2: Potenziale der Emissionsreduktion in den einzelnen Bereichen Schritt 3: Maßnahmen und Maßnahmenbündel Schritt 4: Konkreter Umsetzungsplan 11 Schritt 5: Begleitendes Monitoring Abbildung 2-1: Stufen des Klimaschutzplans Steiermark Die folgenden fünf Arbeitsschritte korrespondieren mit den fünf Stufen des Klimaschutzplans Steiermark: Im ersten Schritt erfolgt eine Bestandsaufnahme der Ausgangssituation der steirischen Treibhausgasemissionen, die Definition eines Zielpfades der Emissionen bis 2020 und 2030 in einem Basisziel-Szenario Steiermark, sowie der Vergleich mit einem Referenz-Szenario, das ausschließlich vergangene Entwicklungen fortschreibt, um die Tragweite der notwendigen Änderungen zu signalisieren. Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DER KLIMASCHUTZPLAN STEIERMARK Im zweiten Schritt werden absehbare chancenreiche Veränderungen und Potenziale für die Schlüsselsektoren Produktion, Mobilität, Gebäude, Energiebereitstellung, Land- und Forstwirtschaft und Abfallwirtschaft sowie Klimastil ermittelt. Im dritten Schritt werden die in sich konsistenten Maßnahmenbündel mit unterschiedlichem Erreichungsgrad der Ziele geschnürt, wobei neben dem Basisziel- Szenario noch ein ambitionierteres Innovationsziel-Szenario behandelt wird. Der vierte Schritt nimmt die Konkretisierung des ermittelten Maßnahmenbündels durch die Erstellung eines Umsetzungsplans vor. Schließlich soll nach dem politischen Beschluss des Klimaschutzplans Steiermark in einem fünften Schritt in einem projektbegleitenden Monitoring die Erreichung der Ziele kontrolliert werden. Der vorliegende Teil 1 der Erläuterungen behandelt die erste Stufe des Klimaschutzplans Steiermark. Er hat somit die Bestandsaufnahme, die für die Steiermark relevanten Reduktionsziele der Treibhausgasemissionen sowie das Referenz-Szenario zum Inhalt. 2.2.1. Der Prozess: Einbindung der Steirischen Stakeholder Die wissenschaftlichen Ergebnisse wurden im Rahmen eines projektbegleitenden Stakeholderprozesses präsentiert und diskutiert. Dazu fanden Diskussionsrunden mit Vertreter/innen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Interessensvertretungen in Form von Runden Tischen (29.5.2009, 9.10.2009, 5.3.2010 und 11.5.2010) und Workshops statt. Den Runden Tischen lag jeweils ein Zwischenbericht entsprechend den Schritten des Klimaschutzplans zu Grunde. Die Stellungnahmen der am Runden Tisch und den Workshops teilnehmenden Personen wurden jeweils in die Endversionen der Zwischenberichte eingearbeitet. Zusätzlich zu diesem Stakeholder-Prozess wurden im Rahmen des landesinternen Projektes klimark Workshops zu den einzelnen Bereichen Gebäude, Mobilität, Produktion, Energiebereitstellung und Lebensstil (Klimastil) durchgeführt, deren Ergebnisse ebenfalls in den Klimaschutzplan Steiermark einflossen. 12 2.3. Die Ausgangsbasis: Die bestehenden Energie-Studien für die Steiermark Der Klimaschutzplan Steiermark berücksichtigt die Ergebnisse bereits existierender energie- und klimapolitischer Strategien und Studien. Der Energieplan 2005-2015 ist die energiepolitische Leitlinie des Landes Steiermark (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2005). Er umfasst insgesamt zehn Maßnahmenbereiche: Energieversorgungssicherheit Elektrizität Fernwärme und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung Großverbraucher Gewerbe sowie KMU öffentliche Hand

Haushalte und Kleinverbraucher Verkehr Abfallwirtschaft und Sektor übergreifende Maßnahmen Auf Basis dieses Energieplans gab es in der Steiermark einige weitere Initiativen, die mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen energie- und klimapolitische Umsetzungsstrategien erarbeiteten. In dem von den Sozialpartnern erstellten Konzept Energiestrategie 2020 Möglichkeiten und Realitäten von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in der Steiermark (Pressl et al., 2009) werden Optionen für die steirische Energiewirtschaft und versorgung aufgezeigt und die bis 2020 mobilisierbaren Potenziale an heimischen erneuerbaren Energieträgern abgeschätzt. Im Landtag Steiermark wurden Anträge zum klima- und energiepolitischen Konzept Weiß-grüner Weg beschlossen, fokussierend u.a. auf den Fernwärmeausbau, Bioenergie und Energieeffizienz. Im Rahmen des Projektes Impuls Styria: Energie 2025 (Spitzer et al., 2009) wurden in einem breiten Diskussionsprozess, der Vertreter der Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden einbezog, realpolitisch gut umsetzbare Optionen diskutiert. Der Klimaschutzplan baut auf folgenden Strategien und Studien auf: Energieplan 2015, Energiestrategie 2020, Weiss-Grüner Weg, Impuls Styria: Energie 2025 Die übereinstimmend in den genannten Unterlagen als wesentlich betrachteten Maßnahmenbereiche wurden in das Synthesepapier Energiestrategie Steiermark 2025 (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2009) übernommen. Die Maßnahmen werden dort zudem nach Möglichkeit im Hinblick auf Investitionskosten, notwendige Fördermittel des Landes, Beschäftigungseffekt, Energieeinsparung und CO 2 -Minderung quantifizierend abgeschätzt. 2.4. Die Rahmenbedingung des Bundes: Die Energiestrategie Österreich Im März 2010 wurde die Langfassung der Energiestrategie Österreich publiziert (BMWFJ und BMLFUW, 2010), die einen Überblick gibt, wie für Österreich insgesamt die EU-Ziele der Treibhausgasreduktion und Erhöhung des Anteils an Erneuerbaren erreicht werden sollen. Für jene Aufgabengebiete, bei denen die Länder (Mit-) Verantwortung haben, werden im vorliegenden Klimaschutzplan Steiermark die Maßnahmen für das Bundesland Steiermark konkretisiert. 13 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

3. Die Bestandsaufnahme: Die aktuelle Emissionssituation der Steiermark DIE AKTUELLE EMISIONSSITUATION DER STEIERMARK Aktuellste THG- Emissionsdaten für die Steiermark für 2007 verfügbar Die Treibhausgasemissionen der Steiermark folgen seit 1990 einer Dynamik, die weitgehend identisch mit jener für ganz Österreich ist. Die aktuellen Emissionsmengen liegen um mehr als ein Fünftel über den Zielwerten für die Kyoto-Periode 2008 2012. Pro Kopf der Wohnbevölkerung werden in Österreich 10,5 Tonnen CO 2 e emittiert, in der Steiermark um 12 Prozent mehr. Pro 1 Mio. Euro Wertschöpfung fallen in Österreich 355 Tonnen CO 2 e an Emissionen an, in der Steiermark ist diese Emissionsintensität um ein Viertel höher. Die vergleichsweise hohe Emissionsintensität ist vor allem durch die energie- und emissionsintensive Grundstoffindustrie in den Bereichen Stahl, Papier und Zement bedingt. 3.1. Die Emission von Treibhausgasen Augrund der aktuellsten Emissionsdaten, die für Österreich für das Jahr 2007 verfügbar sind (UBA 2009a) und für die Steiermark aus der Bundesländer- Luftschadstoffinventur (UBA 2009b) und der Steirischen Energiebilanz für 2007 ermittelt wurden, beschreiben die nachfolgenden Analysen die Ausgangspositionen für die österreichische und steirische Klimapolitik. 3.1.1. Die gesamten Treibhausgasemissionen 14 Österreich emittierte 2007 87,0 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalente (t CO 2 e) an Treibhausgasen. Diese werden nach dem globalen Erwärmungspotential (Global Warming Potential GWP) normiert und umfassen 85,1 Prozent Kohlendioxid (CO 2 ) mit einem GWP von 1, 6,7 Prozent Methan (CH 4 ) mit einem GWP von 21, 6,3 Prozent Distickstoffmonoxid (N 2 O) mit einem GWP von 310 und 1,9 Prozent Fluor-Gase mit unterschiedlichen höheren GWP. Die Steiermark emittierte 14,1 Mio. t CO 2 e, wobei die Aufteilung auf die einzelnen Gase, wie aus Abbildung 3-1 ersichtlich, weitgehend den Werten für Österreich folgt.

Abbildung 3-1: THG-Emissionen nach Gasen Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) Abbildung 3-2 zeigt, dass die zeitliche Entwicklung der Emissionen seit 1990 in der Steiermark weitgehend identisch ist mit dem Verlauf für Österreich, zuletzt sind die Emissionen in der Steiermark jedoch etwas stärker abnehmend. Bis 2006 weisen die steirischen Emissionen einen Anstieg um 11 Prozent auf gegenüber 15 Prozent für Österreich. Tendenziell war die relative Position der Steiermark bei den THG-Emissionen von 1990 bis 2003 weitgehend unverändert mit Ausnahme einer relativen Erhöhung nach 1995. Seit 2003 erfolgte eine relative Reduktion gegenüber der österreichischen Entwicklung. In Abbildung 3-2 wird auch die weiterhin hohe Distanz der aktuellen Emissionen zum Kyoto-Zielwert sichtbar, der für die Periode 2008 bis 2012 im Durchschnitt ein Emissionsvolumen von 13 Prozent unter dem Wert für 1990 vorsieht. Österreich emittierte im Jahr 2007 um 24 Prozentpunkte (bezogen auf 1990) über diesem Ziel, was einen aktuellen Reduktionsbedarf von 19,2 Mio. t CO 2 e bedeutet. THG-Emissionen weiterhin deutlich über dem Kyoto-Ziel Index 1990 = 100 Treibhausgas-Emissionen 140 130 120 Österreich 110 Steiermark 100 90 Kyoto-Ziel für 2008-2012 80 1990 1995 2000 2005 2007 15 Abbildung 3-2: Dynamik der THG-Emissionen Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Steirische THG- Emissionen: pro Kopf um 12 % und pro Wertschöpfungseinheit um ein Viertel über dem Österreich-Schnitt DIE AKTUELLE EMISIONSSITUATION DER STEIERMARK Sehr aufschlussreich sind einige Indikatoren, mit denen die relative Position der Steiermark gegenüber Österreich abschätzbar wird: In der Steiermark leben 14,5 Prozent der österreichischen Wohnbevölkerung. Die Steiermark trägt mit 12,5 Prozent zum österreichischen Brutto-Inlandsprodukt bei. Der Anteil der Steiermark an den gesamten österreichischen Emissionen beträgt 16,2 Prozent, das sind 14,1 Mio t CO 2 e. Pro Kopf der Wohnbevölkerung werden in Österreich 10,5 t CO 2 e emittiert, in der Steiermark um 12 Prozent mehr. Pro 1 Mio. Euro Wertschöpfung fallen in Österreich 355 t CO 2 e an Emissionen an, in der Steiermark ist diese Emissionsintensität um mehr als ein Viertel höher. Somit wird sichtbar, dass die Steiermark sowohl pro Kopf, noch mehr aber pro Wertschöpfungseinheit eine deutlich über dem gesamtösterreichischen Durchschnitt liegende Intensität von Treibhausgasemissionen aufweist. 3.1.2. Die Unterschiede bei CO 2 - und Nicht-CO 2 -Emissionen Aus Abbildung 3-3 und Abbildung 3-4 ist die unterschiedliche Dynamik zwischen CO 2 - und Nicht-CO 2 -Emissionen erkennbar. Die rund 16 Prozent umfassenden Nicht-CO 2 -Emissionen weisen einen deutlich fallenden Trend auf, von dem auch die Steiermark nicht abweicht. 140 CO 2 -Emissionen Index 1990 = 100 130 120 110 100 Steiermark Österreich 90 80 1990 1995 2000 2005 2007 16 Schwerpunkt der notwendigen Politik auf CO 2 -Emissionen Nicht-CO 2 -Emissionen ohnehin mit fallendem Trend Abbildung 3-3: CO 2 - Emissionen Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) Der Schwerpunkt jeder Treibhausgaspolitik liegt somit bei den CO 2 -Emissionen, die weiterhin auf einem hohen Niveau liegen. Die beobachteten Rückgänge in den vergangenen zwei Jahren sind nämlich weitgehend dem geringeren Energieverbrauch aufgrund der besonders warmen Wintertage zuzurechnen und signalisieren somit noch keine strukturelle Verbesserung der Emissionsintensitäten.

Index 1990 = 100 140 130 120 110 100 90 Nicht-CO 2 -Emissionen Steiermark Österreich 80 1990 1995 2000 2005 2007 Abbildung 3-4: Nicht-CO 2 - Emissionen Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) 3.2. Die CO 2 -Emissionen der Sektoren Werden die gesamten CO 2 -Emissionen nach den einzelnen Sektoren Produktion Verkehr Sonstige Sektoren Energiebereitstellung im Detail betrachtet, so werden sowohl für Österreich als auch für die Steiermark signifikante Besonderheiten erkennbar. Die CO 2 -Emissionen eines Sektors stehen über die CO 2 -Intensität des Energiemixes in engem Zusammenhang zu dessen Energieverbrauch. 3.2.1. CO 2 -Emissionen aus der Verwendung von Energie Von den 11,8 Mio. t CO 2 -Emissionen der Steiermark stammen 45,0 Prozent aus dem Sektor Produktion, was ein Hinweis auf die hohe Emissionsintensität der steirischen Sachgüterproduktion ist. Abbildung 3-5 zeigt, dass die Dynamik der steirischen Emissionen weitgehend dem gesamtösterreichischen Verlauf entspricht. Im Sektor Produktion sind bis 2007 weiterhin steigende Emissionen feststellbar, wobei gegenüber 1990 der Zuwachs 23 Prozent für Österreich und 29 Prozent für die Steiermark ausmacht. 22,3 Prozent der steirischen CO 2 -Emissionen sind dem Sektor Verkehr zuzuordnen. Der in Abbildung 3-6 sichtbare, fast deckungsgleiche Verlauf mit den entsprechenden gesamtösterreichischen Emissionen ist vermutlich ein Hinweis auf die Schwierigkeiten, für ein Bundesland spezifische Verläufe zu identifizieren. Hohe CO 2 - Emissionsintensität in der steirischen Sachgüterproduktion Stark steigende Emissionen im Verkehr 17 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

180 CO 2 -Emissionen - Produktion Index 1990 = 100 160 140 120 100 Steiermark Österreich DIE AKTUELLE EMISIONSSITUATION DER STEIERMARK 80 1990 1995 2000 2005 2007 Abbildung 3-5: CO 2 - Emissionen aus der Produktion Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) CO 2 -Emissionen - Verkehr Index 1990 = 100 180 Steiermark Österreich 160 140 120 100 80 1990 1995 2000 2005 2007 Rückläufige Emissionen in den anderen Sektoren (d.h. vor allem Haushalte, Gewerbe und Dienstleistungen) Abbildung 3-6: CO 2 - Emissionen aus dem Verkehr Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) Die Sonstigen Sektoren, die hauptsächlich den Energieverbrauch von Haushalten, Gewerbe und Dienstleistungen umfassen, haben einen Anteil von 14,1 Prozent an den CO 2 -Emissionen der Steiermark. Dieser Bereich ist in der Steiermark gegenüber der gesamtösterreichischen Entwicklung deutlich rückläufig, wie aus Abbildung 3-7 ersichtlich. 18 Insgesamt wird aus Abbildung 3-5 bis Abbildung 3-7 die unterschiedliche Dynamik der Sektoren bezüglich der CO 2 -Emissionen deutlich. Extrem expandierten diese Emissionen im Sektor Verkehr, die sowohl für Österreich als auch für die Steiermark im Jahr 2005 um 82 Prozent über dem Wert von 1990 lagen und bis 2007 auf ein Plus von 74 Prozent für Österreich und 77 Prozent für die Steiermark zurück gingen.

180 CO 2 -Emissionen - Sonstige Sektoren Index 1990 = 100 160 140 120 Österreich 100 Steiermark 80 1990 1995 2000 2005 2007 Abbildung 3-7: CO 2 - Emissionen der Sonstigen Sektoren Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) Im Bereich Sonstige Sektoren, wo Temperatureinflüsse eine besondere Rolle spielen, ist im Jahr 2007 gegenüber 1990 für Österreich bei stagnierendem Verlauf ein Rückgang um 5 Prozent und für die Steiermark bei fallendem Trend eine Absenkung um 21 Prozent feststellbar. 3.2.2. CO 2 -Emissionen aus der Bereitstellung von Energie Eine Besonderheit weist die Steiermark im Bereich der Energieversorgung auf, wie Abbildung 3-8 zeigt. Während ab 1995 bis zum Jahr 2000 das Bundesland Steiermark deutlich relativ höhere CO 2 -Emissionen gegenüber den österreichischen Werten aufwies, änderte sich diese Position nach der Schließung von CO 2 - intensiven Kraftwerken. 180 CO 2 -Emissionen - Energieversorgung Index 1990 = 100 160 140 Steiermark 120 100 Österreich 80 1990 1995 2000 2005 2007 19 Abbildung 3-8: CO 2 -Emissionen aus der Energieversorgung Quelle: UBA (2009a) und UBA (2009b) 3.2.3. Die besondere Position der Steiermark Die Treibhausgasemissionen der Industrie sind innerhalb Österreichs sehr ungleich auf die Bundesländer verteilt. Einen bei weitem überproportionalen Anteil an den industriellen Treibhausgasemissionen haben die Bundesländer Oberöster- Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DIE AKTUELLE EMISIONSSITUATION Überproportionale Anteile der Steiermark an THG-Emissionen der Industrie und der Energiebereitstellung DER STEIERMARK Erdölprodukte sind wichtigster steirischer Endenergieträger, gefolgt von Erdgas und Elektrizität reich, Steiermark und Niederösterreich. Der Anteil an den Grundstoffindustrien Stahl, Papier, Zement ist dafür ausschlaggebend. Weitere Ungleichheiten in der Verteilung der Treibhausgasemissionen bestehen im Bereich der Energiebereitstellung. Während Niederösterreich einen hohen Anteil in der Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern aufweist, und in einigen Bundesländern (wie Tirol und Vorarlberg) Wasserkraft dominiert, liegt die Steiermark (gemeinsam mit Wien und Oberösterreich) mit einem Mix aus Wasserkraft und fossilen Energieträgern im Mittelfeld. 3.3. Strukturen der steirischen Energiewirtschaft 3.3.1. Die Verwendung von Energie Tabelle 3-1 zeigt für das Jahr 2007 die Verwendung von Energie in der Steiermark, wobei insgesamt 163.059 Terajoule (TJ) in den energetischen Endverbrauch gehen. Die Aufteilung nach Energieträgern und nach Sektoren ist aus Tabelle 3-2 ablesbar. Demnach sind Erdölprodukte weiterhin der wichtigste Energieträger mit einem Anteil von 35 Prozent, gefolgt von Erdgas und Elektrizität mit je 21 Prozent. Der Anteil der Erneuerbaren im Endverbrauch liegt bei 15 Prozent und Fernwärme und Kohle liegen bei je 4 Prozent. Nach Sektoren aufgeschlüsselt gehen 40 Prozent der Endenergie in die Produktion, 26 Prozent in den Verkehr, 31 Prozent in den Kleinverbrauch (Summe Haushalte und Dienstleistungen) und 3 Prozent in die Landwirtschaft. 20 Höchster energetischer Endverbrauch bei Industrie, gefolgt von Verkehr, priv. Haushalten und Dienstleistungen Produktion Verkehr Private Haushalte Landwirtschaft Öff. u. priv. Dienstl. Insgesamt Kohle 5.251 1 1.321 22 82 6.676 Erdölprodukte 4.509 38.545 11.020 1.726 1.308 57.106 Erdgas 26.981 1.648 3.069 31 2.753 34.482 Erneuerbare E. 6.826 1.014 13.368 1.609 1.372 24.189 Fernwärme 2.233 0 3.296 46 1.104 6.678 Elektrische E. 18.667 1.406 7.689 860 5.305 33.927 Insgesamt 64.466 42.613 39.762 4.294 11.924 163.059 Tabelle 3-1: Verbrauch an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [TJ]

Produktion Verkehr Private Haushalte Landwirtschaft Öff. u. priv. Dienstl. Insgesamt Kohle 3,2 0,0 0,8 0,0 0,1 4,1 Erdölprodukte 2,8 23,6 6,8 1,1 0,8 35,0 Erdgas 16,5 1,0 1,9 0,0 1,7 21,1 Erneuerbare E. 4,2 0,6 8,2 1,0 0,8 14,8 Fernwärme 1,4 0,0 2,0 0,0 0,7 4,1 Elektrische E. 11,4 0,9 4,7 0,5 3,3 20,8 Insgesamt 39,5 26,1 24,4 2,6 7,3 100,0 Tabelle 3-2: Struktur des Verbrauchs an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [Prozent-Anteile] Bezüglich der Verwendung der einzelnen Energieträger ergibt sich folgendes Bild: Erdölprodukte sind überwiegend Treibstoffe, aber rund ein Fünftel wird für Heizzwecke verwendet. Erdgas wird fast nur für Prozesse im Bereich der Industrieproduktion genützt, der Einsatz im Kleinverbrauch macht nur etwas mehr als zehn Prozent aus. Der geringe Anteil von Kohle im Endverbrauch entfällt ebenfalls fast nur auf die Produktion. Erneuerbare Energie im Endverbrauch entfällt zu zwei Drittel auf den Kleinverbrauch. Der geringe Anteil von Fernwärme wird zu zwei Drittel für Heizzwecke im Kleinverbrauch verwendet. Der Energieträger Elektrizität wird zu fast 60 Prozent von der Industrieproduktion in Anspruch genommen. 3.3.2. Die Bereitstellung von Energie Über die Struktur der Energiebereitstellung in der Steiermark informiert Tabelle 3-3. Im Jahr 2007 lag der Brutto-Inlandsverbrauch bei 206.662 Terajoule, mit einem Anteil von 22 Prozent bei erneuerbarer Energie, 6 Prozent bei importierter Elektrizität und 72 Prozent fossiler Energie. Rund 14 Prozent gehen bei der Transformation und Verteilung verloren. Den energetischen Endverbrauch erreichen 79 Prozent und 7 Prozent werden für nichtenergetische Prozesse eingesetzt. Bereitstellung von Energie in der Steiermark zu 72 % auf fossiler und zu 22 % auf erneuerbarer Basis 21 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Terajoule Prozentanteile DIE AKTUELLE EMISIONSSITUATION DER STEIERMARK Brutto-Inlandsverbrauch gesamt 206.662 100 Kohle 37.543 18 Erdölprodukte 66.252 32 Erdgas 45.079 22 Erneuerbare Energie 45.466 22 Netto-Import Elekrizität 12.323 6 Verluste und Eigenverbrauch 28.686 14 Endenergie 163.059 79 Kohle 6.676 3 Erdölprodukte 57.106 28 Erdgas 34.482 17 Erneuerbare Energie 24.189 12 Fernwärme 6.678 3 Elektrizität 33.927 16 Nichtenergetischer Verbrauch 14.917 7 Kohle 9.646 5 Erdölprodukte 5.272 3 Tabelle 3-3: Struktur der Bereitstellung des Brutto-Inlandsverbrauchs [TJ] 22

Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes 23

24 DIE ZIELWERTE FÜR 2020 UND DANACH 4. Die Zielwerte für 2020 und danach: Die Beschlüsse der EU und die Perspektiven der internationalen Klimapolitik 20 + 20 in 2020 sind die Meilensteine, die sich die EU gesetzt hat: Bis 2020 sollen die Treibhausgase gegenüber 1990 um 20 % reduziert und der Anteil von erneuerbarer Energie im Endenergieverbrauch auf 20 % erhöht werden. Das bedeutet für jene österreichischen Anlagen, die im EU Emissionshandelssystem (EU ETS) erfasst sind, ein europaweites Reduktionsziel von 21 Prozent bei den Treibhausgasen für 2020 gegenüber 2005. Für den nicht vom EU ETS erfassten Bereich gilt für Österreich ein Reduktionsziel von 16 Prozent gegenüber 2005. Bei erneuerbarer Energie hat Österreich den Anteil von 29 Prozent im Jahr 2008 auf 34 Prozent bis 2020 zu erhöhen. Sowohl vom G8-Gipfel als auch von den USA liegen Ziele für 2050 vor, die bis dahin eine Reduktion bei den Treibhausgasen um mindestens 80 Prozent in Industriestaaten unterstützen. Für die Steiermark werden die folgenden drei Klimaschutzziele vorgeschlagen: Das steirische Klimaschutzziel für Treibhausgase: Die Steiermark übernimmt verbindliche Ziele für die Verwendung von Energie und die damit verbundenen Emissionen für den nicht vom EU Emissionshandel erfassten Bereich der steirischen emittierenden Aktivitäten. Das betrifft vor allem die Bereiche Mobilität und Gebäude. Die Reduktionsziele auf Landesebene sind identisch mit jenen auf Bundesebene und erfordern somit eine Reduktion der Treibhausgasemissionen von jedenfalls 16 Prozent bis 2020 gegenüber dem Wert von 2005. Für den Fall eines globalen Abkommens ist die EU bereit ein höheres Reduktionsziel bis 2020 einzugehen, aus dem sich ein Reduktionsziel auf Landesebene in Höhe von 33 Prozent ableiten lässt. Für die Reduktion in der Steiermark ist aufgrund der gesetzlichen Kompetenz jedoch auch der Bund mitverantwortlich. Das steirische Klimaschutzziel für erneuerbare Energie: Die Steiermark unterstützt die Ausweitung von erneuerbarer Energie im Minimum mit jenem Ausmaß, das dem Beitrag der Steiermark an der gesamtösterreichischen Brutto-Wertschöpfung entspricht (12,5 %). Entsprechend den derzeit verfügbaren Daten bedeutet dies einen Beitrag der Steiermark an der Ausweitung der erneuerbaren Energie in Höhe von zumindest 7,5 Petajoule. Das steirische Klimaschutzziel für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation: Für jene Bereiche in Industrie und Energiebereitstellung der steirischen Wirtschaft, die dem EU Emissionshandel unterliegen, gilt der gleiche Grundsatz wie auf europäischer Ebene bezüglich der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit: Aus der Energie- und Klimapolitik sollen keine Anreize zur Verlagerung von Produktionsstandorten ausgehen. Die Steiermark verstärkt die Innovationsanreize für den Übergang zu zukunftsfähigen Wirtschaftsstruktu-

ren, deren technologische Orientierungen höchste Energieproduktivität und der Übergang zu erneuerbaren Energien sind. 4.1. Die 2020-Ziele des Energie- und Klimapakets der EU Das im Dezember 2008 vom EU-Parlament beschlossene Energie- und Klimapaket gilt in vielfacher Hinsicht als ein herausragender Meilenstein, der weitesten Teilen der gesamten EU-Politik eine neue Orientierung geben wird. Im Kern sieht dieses Politik-Paket konkrete Ziele bis 2020 für die Reduktion der Treibhausgase und die Ausweitung der Nutzung von erneuerbarer Energie vor. Es stellt sich jedoch heraus, dass ohne eine fundamentale Restrukturierung der europäischen Wirtschaft diese Ziele nicht erreichbar sind. Kommissionspräsident Baroso sprach deshalb von einer neuen industriellen Revolution, die mit diesen Beschlüssen zur Energie- und Klimapolitik in Gang zu setzen ist. Das EU Energie- und Klimapaket ist keineswegs nur aus Gründen des Klimaschutzes konsensfähig geworden. Die zunehmende Verletzbarkeit der Energieversorgung aufgrund sinkender Fördermengen bei Erdöl und Erdgas innerhalb der EU, die damit verbundene erhöhte Auslandsabhängigkeit samt allen politischen Komplikationen, nicht zuletzt aber auch die Vision einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der EU haben diesem Politikpaket einen zusätzlichen argumentativen Unterbau geliefert. Konkrete EU-Ziele für die Reduktion der Treibhausgase und den Anteil der Erneuerbaren erfordern eine neue industrielle Revolution In engem Zusammenhang mit dem EU-Paket sind die Beschlüsse der G8-Staaten bezüglich der langfristigen Ziele der Klimapolitik und des American Clean Energy and Security Act zu sehen, der im Juni 2009 die Zustimmung des US-Kongresses erhalten hat. Mit der Chiffre 20 + 20 in 2020 sind die zwei fundamentalen Ziele des EU Energieund Klimapakets beschrieben, das Reduktionsziel für Treibhausgase und der Anteil von erneuerbarer Energie. 4.1.1. Das 2020-Ziel der EU für Treibhausgase Das Reduktionsziel für Treibhausgase sieht bis 2020 eine Reduktion um 20 Prozent gegenüber 1990 vor. Die EU ist bereit, dieses Ziel auf 30 Prozent anzuheben, falls innerhalb eines Nachfolgeabkommens nach dem Ende der ersten Erfüllungsperiode des Kyoto-Protokolls in 2012 Länder wie die USA, China und Indien sich zu einem verbindlichen Reduktionsziel entschließen. Die Operationalisierung dieses Gesamtzieles für Treibhausgase erfolgt wie in Abbildung 4-1 dargestellt - getrennt für den Bereich der Wirtschaft, der dem EU Emissionshandelssystem (EU Emission Trading System EU ETS) unterliegt und den Nicht-ETS-Sektoren. Im EU ETS sind Anlagen der emissionsintensiven Industrien mit einer bestimmten Mindestgröße erfasst. Im ersten Schritt wird das Gesamtziel vom Bezugsjahr 1990 auf das Jahr 2005 umgelegt, was eine Gesamtreduktion von 14 Prozent bedeutet, weil die Emissio- 25 Treibhausgase: minus 20% bis 2020 (gegenüber 1990) bzw. minus 30% bei globalem Abkommen Emissionshandels (ETS-) Bereich: EUweit minus 21 % (gegenüber 2005) Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

nen der EU zwischen 1990 und 2005 bereits um rund sechs Prozent zurückgingen. Im zweiten Schritt wird das Gesamtziel zwischen dem ETS- und Nicht-ETS-Bereich aufgeteilt. Für den ETS-Bereich ist für die gesamte EU eine Treibhausgasreduktion gegenüber 2005 um 21 Prozent vorgesehen, für den Nicht-ETS-Bereich von 10 Prozent. DIE ZIELWERTE FÜR 2020 UND DANACH -20% (Bezugsjahr 1990) -14% (2005) ETS Nicht-ETS -21% (2005) -10% (2005) Österreich -16% (2005) Abbildung 4-1: Aufteilung des EU-Ziels für Treibhausgase Quelle: Europäisches Parlament (2008), EU Energie- und Klimapaket 26

CO 2 Emissionen 2005 [Mio. t CO 2 ] 2020 [Mio. t CO 2 ] 2020 (% Veränderung) EU gesamt 3.063 2.780-9,3% Belgien 87,0 73,9-15% Bulgarien 29,9 35,9 20% Dänemark 37,8 30,2-20% Deutschland 530,0 455,8-14% Estland 6,7 7,4 11% Finnland 35,9 30,2-16% Frankreich 429,1 369,0-14% Griechenland 62,6 60,1-4% Großbritannien 421,3 353,9-16% Irland 48,0 38,4-20% Italien 352,0 306,2-13% Lettland 8,3 9,7 17% Litauen 16,1 18,5 15% Luxemburg 10,7 8,5-20% Malta 1,5 1,5 5% Niederlande 131,4 110,4-16% Österreich 59,9 50,3-16,0% Polen 199,7 227,7 14% Portugal 50,8 51,3 1% Rumänien 81,2 96,6 19% Schweden 47,5 39,4-17% Slowakei 24,1 27,2 13% Slowenien 11,7 12,2 4% Spanien 258,0 232,2-10% Tschech. Republik 63,2 68,9 9% Ungarn 54,0 59,4 10% Zypern 4,8 4,6-5% Tabelle 4-1: Die Reduktionsziele der EU-Mitgliedsstaaten für den Nicht-ETS- Bereich Quelle: Europäisches Parlament (2008), EU Energie- und Klimapaket Ab 2013 werden jährlich abnehmende Emissionsrechte ausgegeben, die in 2020 diesem Ziel entsprechen. Diese Emissionsrechte werden für den Energiesektor weitgehend und für die restlichen Sektoren teilweise über Versteigerungen zu erwerben sein. Für die Verteilung der Emissionsrechte außerhalb der Versteigerung wird noch an den Prozeduren gearbeitet. Für den ETS-Bereich gibt es somit keine Reduktionsziele auf der Ebene der Mitgliedsstaaten. Im dritten Schritt werden nur für den Nicht-ETS-Bereich nationale Ziele festgelegt. Tabelle 4-1 zeigt, welche Ziele dabei für die einzelnen Mitgliedsstaaten vorgesehen sind. Das für Österreich für den Nicht-ETS-Bereich vorgesehene Reduktionsziel für 2020 beträgt somit 16 Prozent gegenüber 2005. Nicht-ETS-Bereich: Österreich minus 16 Prozent (gegenüber 2005) Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren an der Endenergie in Österreich auf 34 Prozent bis 2020 27 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

4.1.2. Das 2020-Ziel der EU für Erneuerbare Das Ziel der EU für erneuerbare Energie sieht eine Ausweitung des Anteils dieser Energieträger am (Brutto-)Endenergieverbrauch von derzeit 8,5 Prozent auf 20 Prozent vor. 28 DIE ZIELWERTE FÜR 2020 UND DANACH Aufmerksam zu machen ist vor allem auf die neue Definition dieses Anteils, nämlich der Bezug zur Endenergie (vermehrt um einige Komponenten für Verteilung und Eigenverbrauch). Anteil Erneuerbarer 2005 2020 Ziel Bulgarien 9,4% 16% Dänemark 17,0% 30% Deutschland 5,8% 18% Estland 18,0% 25% Finnland 28,5% 38% Frankreich 10,3% 23% Griechenland 6,9% 18% Großbritannien 1,3% 15% Irland 3,1% 16% Italien 5,2% 17% Lettland 34,9% 42% Litauen 15,0% 23% Luxemburg 0,9% 11% Malta 0,0% 10% Niederlande 2,4% 14% Österreich 23,3% 34% Polen 7,2% 15% Portugal 20,5% 31% Rumänien 17,8% 24% Schweden 39,8% 49% Slowakei 6,7% 14% Slowenien 16,0% 25% Spanien 8,7% 20% Tschechische Rep. 6,1% 13% Ungarn 4,3% 13% Zypern 2,9% 13% Tabelle 4-2: Die Ziele der EU-Mitgliedsstaaten für erneuerbare Energie Quelle: Europäisches Parlament (2008), EU Energie- und Klimapaket Damit erübrigt sich ein ursprünglich vorgesehenes explizites Ziel für Energieeffizienz. Es stellt sich nämlich heraus, dass sowohl die Limitierung bei fossiler Energie als auch die Knappheit bei erneuerbarer Energie einen starken Anreiz zur Erhöhung der Effizienz bei der Nutzung der Endenergie auslöst. Die EU wird noch 2009 einen eigenen Aktionsplan zur Energieeffizienz vorlegen. Vorgesehen ist ferner noch ein Anteil von 10 Prozent an THG-emissionsfreier Energie bei den Treibstoffen, wo neben biogener Energie auch elektrische Energie für Elektrofahrzeuge anrechenbar ist.

Für die Erreichung der Ziele für erneuerbare Energien wird ein Handelssystem vorgesehen, mit dem ein EU Mitgliedsland seine Ziele auch über verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in anderen EU-Ländern erfüllen kann. Die auf dem (Brutto-)Endenergieverbrauch basierenden Anteile der Erneuerbaren für 2005 und die für die einzelnen Mitgliedsstaaten differenzierten Ziele für 2020 werden in Tabelle 4-2 ausgewiesen. Österreich hat demnach seinen Anteil von Erneuerbaren auf 34 Prozent zu erhöhen. 4.2. Die Aussagen des G8-Gipfels von 2009 Am Gipfel der G8-Staaten (USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien Japan und Russland) von 8. -10. Juli 2009 in L Aquila wurden einige für die internationale Klimapolitik hochrelevante Beschlüsse gefasst. Die G-Staaten einigten sich darauf, das Ziel einer 80-prozentigen Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2050 für Industrieländer zu unterstützen. Das Basis-Bezugsjahr für die Reduktionen - ob 1990 oder ein späteres Jahr - ist am G8-Gipfel jedoch unklar geblieben. die Klimaerwärmung auf eine Erhöhung der globalen Mitteltemperatur um nicht mehr als 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu beschränken. Einig waren sich die G8-Staaten auch darin, dass zusätzliche finanzielle Mittel aufgewendet werden müssen, um dem Klimawandel zu begegnen bzw. diesen zu mildern. Das 2-Grad-Ziel wurde für die EU vom Europäischen Rat im Jahre 2008 als das langfristige indikative globale Klimaziel bereits angenommen. Die G8-Beschlüsse können daher als Erfolg für die EU gewertet werden. Das 2-Grad-Ziel wurde im Dezember 2009 auch in den Kopenhagen Accord aufgenommen. Am G8-Gipfel wurde betont, dass alle Länder und der Privatsektor eine Langzeitvision für ihre Investitionen entwickeln sollten. Die Erholung aus der Wirtschaftkrise müsse einhergehen mit signifikanten Änderungen der Investitionsmuster, die den Übergang zu CO 2 -armen Wachstumsmodellen ebnen. Im Speziellen wird die schnellere Implementierung bereits bestehender kosteneffizienter Technologien im energieerzeugenden Sektor, bei Gebäuden, in der Industrie und im Verkehr gefordert (G8 Summit 2009, 2009). 80 % THG- Emissionsreduktion bis 2050 für Industrieländer G8 übernehmen das EU Ziel, die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten CO 2 arme Wachstumsmodelle für Energieerzeugung, Gebäude, Industrie und Verkehr 29 4.3. Die neue Energie- und Klimapolitik der USA Mit dem American Clean Energy and Security Act of 2009, nach den Initiatoren als Waxman-Markey Bill bezeichnet, haben die USA sowohl national als auch international einen großen Schritt in Richtung einer progressiven Energie- und Klimapolitik gesetzt. Dieses Gesetz wurde vom Kongress im Juni 2009 mit knapper Mehrheit verabschiedet und wartet nun auf die Behandlung durch den Senat. Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Dieses Gesetz weist durchwegs Ähnlichkeiten mit dem EU Energie- und Klimapaket auf, beispielsweise bei der Installation eines Emissionshandelssystems, geht aber in anderen Aspekten weiter, beispielsweise bei der Formulierung von Reduktionszielen von 2020 über 2030 bis 2050. Emis syste USA DIE ZIELWERTE FÜR 2020 UND DANACH Zwei direkt verbindliche EU-Ziele für Österreich: Emissionen aus dem Nicht-ETS-Bereich und Erneuerbare ETS-Bereich bleibt im Blickfeld der Politik Mit seinen fast 1.000 Seiten ist dieses Gesetz zu einer umfassenden Konzeption für die Restrukturierung des Energiesystems der mächtigsten Wirtschaft der Welt geworden. 4.4. Die verbindlichen Ziele für Österreich Die aus dem EU Energie- und Klimapaket resultierenden Verbindlichkeiten zur Zielerfüllung betreffen direkt den Nicht-ETS-Bereich und die erneuerbare Energie. Somit ist für den Nicht-ETS-Bereich, der hauptsächlich Verkehr und den Kleinverbrauch umfasst, eine Reduktion der Treibhausgase bis 2020 um 16 Prozent gegenüber 2005 vorgesehen. Für die erneuerbare Energie gilt, dass bis 2020 deren Anteil von rund 23 Prozent im Jahr 2005 auf 34 Prozent am (Brutto-)Endenergieverbrauch zu erhöhen ist. Der Bereich mit den dem EU ETS zugeordneten Anlagen hat kein nationales Reduktionsziel. Es wäre aber irreführend daraus zu schließen, dass dieser Sektor nicht mehr im Blickfeld der Politik bleiben muss. Beispielsweise bewirkt eine unkontrollierte Expansion beim Verbrauch von Elektrizität wegen des Zukaufs von Emissionsrechten Preissteigerungen, die Kaufkraftverlust für Haushalte und Verschlechterungen in der internationalen Wettbewerbsposition bewirken können. 4.5. Die verbindlichen Ziele für die Steiermark 30 Keine direkte Zielvorgabe für ETS-Bereich für ein Bundesland Für die Verbindlichkeiten der Landespolitik hinsichtlich der Zielvorgaben des EU Energie- und Klimapakets gilt weitgehend eine analoge Argumentation wie für den Bund. Für jenen Bereich der Wirtschaft, der dem EU ETS unterliegt, liegt direkt keine Zielvorgabe auf der Ebene des Bundes und somit auch nicht auf der Ebene eines einzelnen Bundeslandes vor. Für den Nicht-ETS-Bereich gibt es wohl ein verbindliches Reduktionsziel von 16 Prozent für Österreich, jedoch keine Aufteilung dieses Ziels auf die einzelnen Bundesländer, ein sogenanntes Effort Sharing. Angesichts dieser offenen innerösterreichischen Entscheidung schlagen wir für den Klimaschutzplan Steiermark die nachfolgende Argumentation zur politischen Entscheidung über die Zielsetzungen des Landes für die Energie- und Klimapolitik vor.

4.5.1. Das steirische Klimaschutzziel für Treibhausgase Die Steiermark übernimmt verbindliche Ziele für die Verwendung von Energie und die damit verbundenen Emissionen für die nicht vom EU-Emissionshandel erfassten Bereiche. Das betrifft vor allem die Bereiche Mobilität und Gebäude. Die Reduktionsziele auf Landesebene sind identisch mit jenen auf Bundesebene und erfordern somit eine Reduktion von jedenfalls 16 Prozent bei den Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber dem Wert von 2005. Für diese Reduktion ist aufgrund der gesetzlichen Kompetenz jedoch auch der Bund mitverantwortlich. Das betrifft vor allem Mobilität und Gebäude Mitverantwortung des Bundes In der EU wird auch ein höheres Reduktionsziel bis 2020 diskutiert, aus dem sich ein Reduktionsziel für Österreich im Nicht-ETS-Bereich von deutlich über 25 Prozent ergeben könnte (wird die bisherige Aufteilung beibehalten würde das Ziel auf 33 Prozent lauten). Die Steiermark könnte entsprechende frühzeitige Weichenstellungen vornehmen, um damit langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern bzw. überhöhte Produktionskosten durch Stranded Investments zu vermeiden. 4.5.2. Das steirische Klimaschutzziel für erneuerbare Energie Die Steiermark unterstützt die Ausweitung von erneuerbarer Energie im Minimum mit jenem Ausmaß, das dem Beitrag der Steiermark an der gesamtösterreichischen Brutto-Wertschöpfung entspricht. Wird das Volumen der Erneuerbaren beispielsweise in Österreich um 100 Petajoule erhöht, dann trägt die Steiermark zu dieser Ausweitung zumindest mit 12,5 Prozent bei. Entsprechend den derzeit verfügbaren Daten bedeutet dies eine Ausweitung der erneuerbaren Energie für den energetischen Endverbrauch für Österreich von 328 PJ im Jahr 2008 auf 388 PJ im Jahr 2020. Die Steiermark trägt daher mit einer Ausweitung der erneuerbaren Energie im Ausmaß von zumindest 7,5 Petajoule zu diesem österreichweiten Ziel bei. Die Steiermark unterstützt die Ausweitung der Erneuerbaren mit zumindest 12,5 % der österreichweiten Erhöhung 4.5.3. Das steirische Klimaschutzziel für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation Für jene Bereiche in Industrie und Energiebereitstellung der steirischen Wirtschaft, die dem EU Emissionshandel unterliegen, gilt der gleiche Grundsatz wie auf europäischer Ebene bezüglich der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit: Aus der Energie- und Klimapolitik sollen keine Anreize zur Verlagerung von Produktionsstandor-ten ausgehen, hingegen Anreize zur Sicherung von Produktionsstandorten durch Förderung innovativer klimagerechter Technologien geschaffen werden. Die Steiermark verstärkt die Innovationsanreize für den Übergang zu zukunftsfähigen Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen, deren technologische Orientierungen höchste Energieproduktivität und der Übergang zu erneuerbaren Energien sind. Wettbewerbsvorteile für die Steiermark Nicht-ETS-Bereich: Reduktion der THG in der Steiermark um zumindest 16 % 31 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DIE ZIELWERTE FÜR 2020 UND DANACH Dies dürfte aufgrund des folgenden Zusammenhanges Wettbewerbsvorteile für die Steiermark bewirken. Die Steiermark exportiert in erheblichem Maß Güter; der Energieverbrauch (und damit die Emissionen) der Güterproduktion hat in der Steiermark einen relativ zum OECD-Schnitt überproportionalen Anteil. Im internationalen Kontext ist davon auszugehen, dass in Hinkunft güterspezifische Emissionen nicht dem Produzenten, sondern der Importregion angelastet werden. So sind für die Emissionsausweitung in China zwischen 2002 und 2005 bereits zu 50 % die chinesischen Exporte in Industrieländer verantwortlich, und werden diesen in Zukunft angerechnet werden. Damit werden Importregionen zunehmend strikt darauf achten, aus dem Weltmarktangebot nur solche Güter zu importieren, die eine spezifisch sehr geringe Emissionsbelastung mitbringen. Jene Regionen, die Klimapolitik flüchtige emissionsintenive Unternehmen aufnehmen, fallen damit im internationalen Wettbewerb existenzgefährdend zurück; jene Regionen wie die Steiermark, die ihren Unternehmen durch Innovationsförderung klimagasspezifische Wettbewerbsvorteile verschaffen, dürften ihre Wettbewerbsfähigkeit damit entscheidend erweitern. 32

Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes 33

5. Die Restrukturierungsaufgabe: Szenarien für die Zielerreichung 5.1. Emissionsziele für den ETS Sektor DIE RESTRUKTURIERUNGSAUFGABE Die Steiermark hat überdurchschnittlich viele Anlagen im EU-Emissionshandelssystem 5.1.1. Die Exponiertheit der Steiermark im EU ETS 46 Prozent der der CO 2 -Emissionen in der Steiermark sind durch 47 Anlagen vom EU Emissionshandelssystem (EU ETS) erfasst. Österreichweit ist dieser Anteil nur bei 36 Prozent (UBA, 2009). Betroffen sind vor allem große industrielle Anlagen sowie Quellen aus der Energieerzeugung (vgl. Abbildung 5-1). Da diese Anlagen der Europäischen Emissionshandelsrichtlinie unterliegen, ist die Einflussmöglichkeit der steirischen Politik begrenzt. Gemäß dem EU Energie- und Klimapaket müssen die dem EU ETS unterliegenden Sektoren europaweit ihre Emissionen bis 2020 in Summe um 21 Prozent gegenüber 2005 reduzieren. Nicht-ETS 54% ETS 46% Abbildung 5-1: Steirische CO 2 -Emissionen im ETS und Nicht-ETS Sektor in 2006 34 Quelle: Europäische Kommission, Community Independent Transaction Log (CITL) Die Steiermark war in der ersten Phase des EU ETS von 2005 bis 2007 in Summe leicht unterzugeteilt mit Emissionsrechten (d.h. in der Anfangszuteilung mit weniger Emissionsrechten ausgestattet, als tatsächlich verwendet wurden). Details zur Über- bzw. Unterzuteilung der einzelnen Sektoren und Firmen finden sich im Annex in Tabelle A-1. 5.1.2. Entwicklung des EU ETS Auf Grund einer im Energie- und Klimapaket der EU vorgesehenen Änderung der Europäischen Emissionshandelsrichtlinie muss der Sektor Energieerzeugung ab 2013 alle seine Emissionsrechte über Zertifikate ersteigern (auctioning). Für den Industriesektor ist der Anteil an Zertifikaten, die ersteigert werden müssen, geringer (von 30 % im Jahr 2013 bis 80 % im Jahr 2020). Für Firmen, die von Abwande-

rung (Leakage) betroffen sind, gibt es Ausnahmeregelungen: sie erhalten auch weiterhin die Zertifikate weitgehend kostenlos. Es ist zu erwarten, dass die meisten industriellen Unternehmen in der Steiermark unter diese Ausnahmeregeln fallen. Maximal die Hälfte der Emissionsreduktion könnten steirische Firmen auch durch Emissionsreduktion im Ausland (Zukauf von Zertifikaten aus Schwellen- und Entwicklungsländern) erreichen. Energiesektor muss ab 2013 alle Zertifikate ersteigern, für den Industriesektor gibt es Ausnahmen Die Mitgliedsstaaten haben die Möglichkeit, Anlagen unter 25.000 Tonnen CO 2 - Emissionen pro Jahr aus dem EU ETS herauszunehmen, wenn sie Ersatzmaßnahmen treffen. In der Steiermark würden dann rund 20 Anlagen aus dem ETS herausfallen, der Anteil an ETS Emissionen an den Gesamtemissionen würde sich dadurch aber kaum verringern. Die Entscheidung, Kleinanlagen aus dem EU-ETS herauszunehmen, ist den einzelnen Mitgliedsstaaten überlassen und wurde von Österreich noch nicht getroffen. 5.1.3. Handlungsspielraum auf Bundesländer-Ebene Da für die dem ETS unterworfenen Sektoren nur auf gesamt-europäischer Ebene aggregiert ein THG-Ziel vorgegeben ist, das erreicht werden muss, kann die Steiermark nicht für eine konkrete Zielerreichung der ETS-Betriebe innerhalb ihrer Landesgrenzen verantwortlich sein. Die Steiermark kann jedoch indirekt auf die Emissionen des ETS-Sektors Einfluss nehmen, indem etwa die Nachfrage der anderen Nicht-ETS Sektoren nach Elektrizität beeinflusst wird oder Innovationen bei Produkten und Prozessen im ETS- Sektor unterstützt werden. Auf Emissionen des EU-ETS Sektors vor allem indirekte Einflussnahme der Steiermark möglich Die Steiermark kann beispielsweise indirekt Einfluss nehmen auf den ETS-Bereich im Bereich der Sachgüter-Produktion insbesondere durch Förderung von F&E bei innovativen Technologien, wodurch grundsätzlich die Wettbewerbsposition der Steiermark gestärkt wird. Im Bereich der Energieerzeugung ist eine Einflussnahme insbesondere dadurch möglich, dass das Land Mehrheitseigentümer der Energie Steiermark ist, aber auch durch die Rolle in (Anlagen-)Genehmigungsverfahren. 5.2. Emissionsziele für den Nicht-ETS Sektor Hingegen gibt es für den Nicht-ETS-Bereich einen konkreten Zielwert für Österreich, nämlich die Reduktion der Treibhausgase in diesem Bereich um 16 Prozent bis 2020 gegenüber 2005. Für diese Zielerreichung im Nicht-ETS-Bereich werden sowohl Bund als auch Länder und Gemeinden entsprechende Maßnahmen setzen müssen. Der prioritäre Handlungsspielraum der Steiermark besteht daher für jene Emissionen aus dem Nicht-ETS-Bereich, für die auch die gesetzliche Kompetenz weitgehend oder überwiegend auf der Ebene des Bundeslandes liegt. Priorität auf jenen Maßnahmen im Nicht-ETS-Sektor, wo gesetzliche Kompetenz weitgehend oder überwiegend auf Bundeslandebene liegt 35 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DIE RESTRUKTURIERUNGSAUFGABE Starke Interaktion von ETS- und Nicht- ETS- Bereichen Im Bereich Gebäude (Raumwärme, Kühlung) hat das Bundesland eine Reihe von gesetzlichen Einflussmöglichkeiten, insbesondere bei Bauordnung, Wohnbauförderung und Raumordnung. Für das Gesamtziel in diesem Bereich bleibt der Bund mitverantwortlich, insbesondere durch seine Hebel Mietrecht, Wohnungseigentumsrecht und Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz. Im Bereich Verkehr sind die Handlungsmöglichkeiten des Bundeslandes geringer, sie beinhalten vor allem den Öffentlichen Verkehr und die Raumplanung. Hier liegt ein größerer Teil der Kompetenzen als bei den Gebäuden bereits beim Bund, insbesondere Steuergesetzgebung und Infrastruktur. Der ETS-Bereich und der Nicht-ETS-Bereich sind jedoch auch stark miteinander verwoben, so dass Treibhausgas-Emissions-Reduktionen im Nicht-ETS-Bereich auch von Entscheidungen im ETS-Bereich abhängen können, und umgekehrt. Zum Beispiel ist die Emissionsintensität im Gebäude-Sektor in Graz (Nicht-ETS) auch davon abhängig, in wie weit aus dem ETS-Bereich Fernwärme ausgekoppelt wird. Umgekehrt bestimmt auch die Möglichkeit der Fernwärme-Auskopplung, die durch das Land beeinflussbar ist, die Produktionsentscheidung in der Energieerzeugung mit (ETS-Bereich). 5.3. Basisziel-Szenario Steiermark In Szenarien werden nun Zielwerte für die steirischen Treibhausgasemissionen für 2020 und 2030 ermittelt. 36 5.3.1. Die Abgrenzung der Zielsektoren für steirische Emissionsziele Emissionsziele können nur jenen Teil der Treibhausgasemissionen betreffen, für den für Österreich durch das EU Energie- und Klimapaket ein Zielwert für 2020 vorliegt und für den Gestaltungsmöglichkeiten durch die Landespolitik bestehen, das ist der Nicht-ETS-Bereich. Die Sektoren Produktion und Energiebereitstellung sind weitestgehend vom ETS erfasst, deren Zielerreichung ist somit weitestgehend bereits institutionell kontrolliert. Aus operationalen Gründen nehmen wir diese beiden Sektoren zur Gänze aus der Definition des steirischen Zielwertes für Treibhausgasemissionen heraus. Die für die steirischen Emissionsziele entwickelten Szenarien betreffen somit die folgenden Zielsektoren: Verkehr Private Haushalte Landwirtschaft Private und öffentliche Dienstleistungen Für diese Bereiche hat die Steiermark durchaus Gestaltungsmöglichkeiten, wofür somit politisch verbindliche Maßnahmen möglich sind.

5.3.2. Die Annahmen des Basisziel-Szenarios Da das EU Energie- und Klimapaket dem Nicht-ETS-Bereich für 2020 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 16 Prozent bis 2020 gegenüber 2005 zuordnet, übernehmen wir diesen Wert für das Basisziel-Szenario. Für das Jahr 2030 gibt es noch kein explizites EU-Ziel für die Treibhausgasemissionen. Die EU hat jedoch ein indikatives Ziel einer Reduktion um 50 Prozent bis 2050 gegenüber 1990. Bei Unterstellung eines linearen Reduktionspfades von 2020 bis 2050 ergibt sich der Zielwert für 2030 mit einer Reduktion um 28 Prozent. Die Zielwerte betreffen die Treibhausgase insgesamt und beinhalten keine zusätzlichen Annahmen über die Aufteilung der zu reduzierenden Mengen auf die einzelnen Treibhausgase. Minus 16 Prozent gegenüber 2005 bis 2020 im Nicht- ETS-Bereich als Basisziel-Szenario 5.3.3. Die Zielwerte für das Basisziel-Szenario Unter den getroffenen Annahmen ergibt sich für die Zielsektoren die in Tabelle 5-1 und Abbildung 5-1 dargestellten Zielwerte für die Jahre 2020 und 2030. Treibhausgase [1.000 tco 2 e] 1990 2005 2007 2020 2030 Reduktion Reduktion absolut absolut geg. 2005 geg. 2005 Summe Zielsektoren 6.607 6.853 6.296 5.757-16% 4.939-28% Tabelle 5-1: Basisziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen 10,000 Basisziel-Szenario 1.000 t CO2e 8,000 6,000 4,000 6.607 6.853 6.296 199 2005 2007 2020 5.757 2030 4.939 37 2,000 0 1990 2000 2010 2020 2030 Abbildung 5-2: Basisziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

5.4. Innovationsziel-Szenario Steiermark 5.4.1. Die Annahmen des Innovationsziel-Szenarios DIE RESTRUKTURIERUNGSAUFGABE Als eine Orientierung der Größenordnung könnte hier das EU 2020 Ziel für den Fall eines globalen Klimaabkommens gelten, das eine 30% Reduktion der THG- Emissionen bis 2020 gegenüber 1990 vorsieht und eine 80% Reduktion bis 2050 gegenüber 1990. Das letztgenannte Ziel wurde auch auf dem G8-Gipfel 2009 angenommen. Innovationsziel- Szenario könnte langfristig Wettbewerbsfähigkeit steigern 30 %ige Reduktion bis 2020 gegenüber 1990 und 80 %ige Reduktion bis 2050 als Orientierung Da das globale Langfrist-Ziel der THG-Emissionsreduktion ein wesentlich höheres ist als die derzeitigen 2020-Vorgaben, könnte die Steiermark durch die Wahl eines Innovationsziel-Szenarios entsprechende Weichenstellungen schon frühzeitig vornehmen, um damit langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern bzw. überhöhte Produktionskosten durch Stranded Investments zu vermeiden. Durch stärkere Emissionsreduktion im Zielsektor Gebäude kann beispielsweise gleichzeitig auch ein Wettbewerbsvorteil in der Produktion von Materialien hochwertiger thermischer Sanierung oder Solarthermie ausgelöst werden. 5.4.2. Die Zielwerte für das Innovationsziel-Szenario Unter den getroffenen Annahmen ergeben sich für die Zielsektoren die in und Abbildung 5-3 dargestellten Zielwerte für die Jahre 2020 und 2030. 10,000 Innovationsziel-Szenario 1.000 t CO2e 8,000 6,000 4,000 6.607 6.853 6.296 199 2005 2007 2020 4.625 3.524 38 2,000 2030 0 1990 2000 2010 2020 2030 Abbildung 5-3: Innovationsziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen

Treibhausgase [1.000 tco 2 e] 1990 2005 2007 2020 Reduktion in % geg. 2005 2030 Reduktion in % geg. 2005 Summe Zielsektoren 6.607 6.853 6.296 4.625-33% 3.524-49% Tabelle 5-2: Innovationsziel-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen 5.5. Referenz-Szenario Steiermark Um ersichtlich zu machen, ob und in welcher Dimension es Anstrengungen bedarf, die mit dem Basisziel- und dem Innovationsziel-Szenario verbundenen Ziele zu erreichen, wird ein Referenz-Szenario erstellt. 5.5.1. Die Annahmen des Referenz-Szenarios Dieses Referenz-Szenario für die Steiermark wird unter folgenden transparenten und nachvollziehbaren Annahmen erstellt: Für die Zielsektoren, die für die steirischen Klimaschutzziele relevant sind, werden die Treibhausgasemissionen auf Basis der Trends der Vergangenheit bis 2020 und 2030 fortgeschrieben. Dabei werden nur Informationen verwendet, die aus der Vergangenheit ableitbar sind (vgl. Tabelle 5-3). Als Bestimmungsfaktor für die Emissionsentwicklung werden die bis 2007 beobachteten Zusammenhänge zwischen Emissionen und wirtschaftlicher Aktivität, gemessen an der Brutto-Wertschöpfung der Steiermark, gewählt. Somit enthält das Referenz-Szenario keine spezifischen Annahmen über konkrete Vorhaben der Zukunft, die in unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit der Verwirklichung vorhanden sind. Referenz-Szenario schreibt Trends bis 2020 und 2030 fort Treibhausgase [1.000 t CO 2 e] 1990 2005 2007 Verkehr 1.848 2.930 2.797 39 Kleinv erbrauch* ) 2.316 2.033 1.637 Landwirtschaft 1.580 1.339 1.363 Sonstige 863 551 499 Summe Zielsektoren 6.607 6.853 6.296 * ) Gebäude, mobile Geräte Tabelle 5-3: Treibhausgas-Emissionen der Steiermark bis 2007 Quelle: UBA (2009b) Dieses Referenz-Szenario ist damit keine Voraussage im Sinne einer konkret erwarteten Entwicklung. Dies deshalb, weil es viele Möglichkeiten gibt, wie sich die Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Struktur der steirischen Wirtschaft in den nächsten Jahren weiterentwickeln könne. Dies ist aber nicht Gegenstand der vorliegenden Aufgabenstellung für den Klimaschutzplan Steiermark. 5.5.2. Die Aussagen des Referenz-Szenarios Die unter den getroffenen Annahmen erhaltenen Ergebnisse für das Referenz- Szenario sind in der Tabelle 5-4 und Abbildung 5-4 ausgewiesen. DIE RESTRUKTURIERUNGSAUFGABE Treibhausgase [1.000 t CO 2 e] 1990 2005 2007 2020 2030 Summe Zielsektoren 6.607 6.853 6.296 6.473 6.862 Tabelle 5-4: Referenz-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen Die Aussagekraft eines solchen Szenarios darf nicht mit einer Voraussage einer erwarteten Entwicklung verwechselt werden. Es handelt sich um eine Fortschreibung von in der Vergangenheit beobachteten Zusammenhängen zwischen wirtschaftlicher Aktivität und Emissionen in den analysierten Zielsektoren, ohne Verwendung von Zukunftsinformationen. 10,000 Referenz-Szenario 1.000 t CO2e 8,000 6,000 4,000 6.607 199 6.853 6.296 2005 2007 6.473 6.862 2020 2030 2,000 0 1990 2000 2010 2020 2030 40 Abbildung 5-4: Referenz-Szenario der Treibhausgasemissionen der Zielsektoren Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen Referenz-Szenario nicht zu verwechseln mit einer erwarteten Entwicklung Die Aussagemöglichkeiten eines solchen Szenarios reiner Trend-Fortschreibung verringern sich mit zunehmendem zeitlichem Abstand zur Gegenwart. Die Ergebnisse für 2020 besitzen somit eine stärkere Aussagekraft als die Werte für 2030. Unter diesen Vorbehalten wird aber dennoch sichtbar, dass sowohl das Basis- Szenario, noch mehr aber das Innovations-Szenario beachtliche Anstrengungen für die Realisierung der Zielwerte erfordern.

5.6. Der Restrukturierungsbedarf für die Zielerreichung Mit der erläuterten Vorsicht bei der Interpretation des Referenz-Szenarios wird sichtbar, dass sowohl das Basis-Szenario, noch mehr aber das Innovations- Szenario beachtliche Anstrengungen für die Realisierung der Zielwerte erfordern. Die Abbildung 5-5 macht dies deutlich. Basis- und Innovationsziel erfordern beachtliche Anstrengungen Demnach erfordert die Zielerreichung des Basisziel-Szenarios gegenüber dem Referenz-Szenario bis 2020 zusätzliche Emissionsminderungen um 15 Prozent und um 44 Prozent bis 2030. Die Zielerreichung des Innovationsziel-Szenarios erfordert gegenüber dem Referenz-Szenario bis 2020 zusätzliche Emissionsminderungen um 35 Prozent und um 61 Prozent bis 2030. 10,000 Restrukturierungsbedarf für die Zielerreichung 1.000 t CO2e 8,000 6,000 4,000 Referenz Basisziel Innovationsziel 6,862 4,939 3.523 2,000 0 1990 2000 2010 2020 2030 Abbildung 5-5: Restrukturierungsbedarf für die Zielerreichung Quelle: UBA (2009b), eigene Berechnungen 41 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

6. Perspektive aus 2100: Anforderungen an die Steiermark 42 PERSPEKTIVE AUS 2100: ANFORDERUNGEN AN DIE STEIERMARK Neue industrielle Revolution Zur Erreichung des 2 Grad Zieles: Von 11 t Emissionen CO 2 e pro Kopf und Jahr auf 450 kg (d.h. Reduktion um Faktor 25) Emissionen pro Wertschöpfungseinheit müssen um Faktor 150 verringert werden (Jahr 2100) 6.1. Die geforderte Emissionsminderung von Treibhausgasen und ihre Konsequenzen Die geforderte Emissionsminderung von Treibhausgasen, um das 2 Grad Ziel der EU und des Kopenhagen Accord zu erreichen, ist so anspruchsvoll, dass die EU von einer neuen industriellen Revolution spricht. Die Emissionen sollen von global derzeit ungefähr 37 GtCO 2 e/a (Gigatonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr) auf weniger als 4 GtCCO 2 e/a zurückgeführt werden. Wegen der langen Lebensdauer von Gebäuden und Investitionen im Bereich Energieversorgung können Lösungen, die nur die Perspektive 2020 im Auge haben leicht in Konflikt mit langfristigen Erfordernissen geraten. Ansätze für die Jahre 2020 und 2030 müssen so gestaltet sein, dass sie die Etappenziele der Jahre 2020 bzw. 2030 erfüllen und das Erreichen der eigentlichen Ziele nicht verhindern. Hoch entwickelte Länder wie Österreich haben im Vergleich zu den meisten Entwicklungsländern hohe Emissionen, müssen also ihre Emissionen vergleichsweise stärker vermindern. Überdies haben nun große Entwicklungsländer wie China und Indien Nachholbedarf bei Emissionen geltend gemacht; sie wollen in ihrer Entwicklung nicht durch Auflagen aufgrund vergangener Emissionen der Industrieländer behindert werden. Langfristig wird eine plausible Regelung nötig sein, nachdem der Nachholbedarf der Entwicklungsländer angemessen berücksichtigt wurde. Wir legen im Folgenden gleiche Emissionsrechte pro Kopf zugrunde. Wie hoch dürfen die österreichischen Emissionen an Treibhausgasen im Jahr 2100 unter dieser Prämisse sein? Dazu muss die absehbare weitere Entwicklung der Weltbevölkerung berücksichtigt werden. Derzeit leben ca. 6,7 Mrd. Menschen. Es wird mit ca. 9 Mrd. Menschen für das Jahr 2100 gerechnet (Projektionen der UNO und weiterer Expertengruppen). Wenn 9 Mrd. Menschen zusammen die Maximalzahl von 4 GtCO 2 e/a emittieren, bedeutet dies Emissionen pro Kopf und Jahr von 450 kgco 2 e. Wenn für Österreich die derzeitige Bevölkerungszahl unterstellt wird, müssen die Emissionen hier von derzeit mehr als 90 MtCO 2 e/a (Megatonnen) auf 3.6 MtCO 2 e/a im Jahr 2100 zurückgeführt werden, eine Verminderung um zumindest den Faktor 25. Es erscheint für Österreich als realistisch, von einem anhaltenden Wirtschaftswachstum in diesem Jahrhundert auszugehen. Die spezifischen Emissionen, also Emissionen pro Einheit der Wertschöpfung (BIP), müssen entsprechend gesenkt werden. Wenn die österreichische Wirtschaft mit 2% pro Jahr wächst, vergrößert sie sich vom Jahr 2010 bis zum Ende dieses Jahrhunderts um den Faktor 6 (genauer: 5,94). Pro Einheit des BIP müssen die Emissionen dann zumindest um den Faktor 6x25, also 150, abgesenkt werden. Dies bedeutet eine Reduktion der spezifischen Emissionen (Emissionen pro Wertschöpfungseinheit) auf 1 Prozent des derzeiti-

gen Wertes, somit eine 1% Gesellschaft Österreich. Die Emissionen pro Person und Jahr betragen derzeitig etwa 11 tco 2 e. 6.1.1. Die zentralen erneuerbaren Energieträger Dieser zukünftige Zielwert der Emissionen ist sehr niedrig. Lebens- und Wirtschaftsformen müssen umgestaltet werden, um diese Emissionsziele zu erreichen. Der größte Teil der Emissionen wird durch Energienutzung bedingt. In den letzten Jahren sind mehrere Methoden zur Bereitstellung erneuerbarer Energien entwickelt worden, deren wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit absehbar ist, insbesondere Photovoltaik (PV) für die Stromerzeugung. Für das Jahr 2012 werden bei PV Kosten von 4,5 Cent/kWh erwartet; d.h. PV ist dann wettbewerbsfähig mit Kohlestrom (dies sind levelized electricity costs unter Berücksichtigung von Kapitalkosten und Abschreibung, ohne Bedienung und Wartung). Die Kosten pro kwh von Solarthermie für Stromerzeugung (ST) sind leicht höher als die von PV und fallen weniger rasch; aber dafür erlaubt ST Wärmespeicherung für seine Turbinen für Abend- und Nachtstunden um zusätzliche ca. 2-3 Cent pro kwh. Es hat sich gezeigt, dass diese alternativen Energieversorger in einer Weise unterschiedlich von Ausfällen ihrer Erzeugung durch Wolken, Windmangel und die Nachtstunden betroffen sind, dass die Ausfallzeiten durch Kombination von PV, ST und Wind deutlich verringert werden können. Für Photovoltaik wird für 2012 Konkurrenzfähigkeit mit Kohle in der Stromproduktion erwartet Die Versorgungssicherheit im Energiesektor wird zunehmend gefährdet, wozu neben der rasch weiter wachsenden Nachfrage auch Kriege in Ölförderländern und der zeitweise Lieferstopp für Erdgas aus Russland beitragen. Auch die Entwicklung der Energiepreise erscheint als unvorhersagbar. Parallel zur Verbilligung der Elektrizität aus PV & ST wird ein Anstieg der fossilen Energiekosten erwartet. Dieser könnte wegen rasch steigender Nachfrage massiv werden; denn der Bedarf wächst stark in China mit 1,5 Mrd. Menschen, Indien mit einer Bevölkerung von 1,2 Mrd. und den Next 11 (Begriff von Goldman-Sachs für sich gut entwickelnde Länder wie Indonesien, Pakistan usw.) mit zusammen 1,2 Mrd. Menschen. Diese Staaten umfassen zusammen somit fast die Hälfte der Menschheit. Die beiden Faktoren Versorgungssicherheit und verlässliche Preise verbessern die Chancen alternativer Energieversorgung dann, wenn letztere als deutlich verlässlicher und kostengünstiger erscheint. Dies ist bei dem derzeitigen Stand der Technik für Windkraft, PV & ST und solare Wärme erfüllt. Bei diesen vier Technologien fallen die Kosten pro Energieeinheit weiterhin. Ihre Kostenreduktionen durch learning by doing sind etwas unterschiedlich. Am raschesten gehen die Kosten pro kwh bei PV zurück, gefolgt von ST, am langsamsten bei Wind. Die Wettbewerbsfähigkeit dieser alternativen Energieversorger verbessert sich durch Kohlenstoffsteuern weiter. PV und ST haben gute Werte erreicht bezüglich Langlebigkeit, Wartungsarmut, Ressourcenverfügbarkeit und Kosten. Es sprechen also nicht nur Umweltgründe für alternative Energieerzeuger, sondern auch politische Erwägungen und die Versorgungssicherheit. Versorgungssicherheit und verlässliche Preise 43 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

44 PERSPEKTIVE AUS 2100: ANFORDERUNGEN AN DIE STEIERMARK Übergang auf Erneuerbare in Sektoren unterschiedlich möglich 6.1.2. Der Übergang auf Erneuerbare Die Treibhausgasemissionsziele bedingen langfristig einen weitgehenden Übergang zu ausschließlich erneuerbaren Energiequellen. Dieser Übergang ist in den einzelnen Sektoren unterschiedlich gut möglich. Tabelle 6-1 stellt den derzeitigen Energieverbrauch der Steiermark 2007 nach Sektoren dar. Spalte 2 gibt den gesamten energetischen Verbrauch (inklusive Strom) in Petajoule (PJ, 1015 Joule, 1 J = 1 Wsek) an, sowie die Elektrizitätsnachfrage daraus separat. Es zeigt sich zunächst, dass PV mit ST und Wind zusammen diesen derzeitigen Elektrizitätsbedarf (Zahlen in Klammern) nachhaltig decken könnten. In Spalte 3 wird der derzeitige nicht-elektrische Energieverbrauch angegeben. Spalte 4 gibt diesen nicht-elektrischen Energiebedarf sowie den Elektrizitätsbedarf in TWh an (1 TWh= 1012 Wattstunden), Spalte 5 den Anteil des jeweiligen Sektors an der Nicht-Elektrizitäts-Gesamtenergienachfrage. Spalte 6 gibt die zur Deckung dieses Energiebedarfs nötige Kapazität in MW an, für den derzeitigen nichtelektrischen wie für den Elektrizitätsbedarf. Spalte 7 ist eine Annahme darüber, wie viel von dieser derzeitigen nicht-elektrischen Energienachfrage in Zukunft durch Elektrizität aus PV, ST, Wind und solare Wärme gedeckt werden kann; Spalte 8 gibt den verbleibenden, nicht erneuerbar gedeckten Bedarf als Kapazität an. Dazu kommt noch ein nichtenergetischer Verbrauch von 14,9 PJ. Spalten-Nr. 2 3 4 5 6 7 8 Sektor Anteil des Energie Ersetzbarkeit Bedarf [PJ] Sektors an Kapazität Restbedarf ohne Nicht-el./el. durch (davon nicht-el. nicht-el./el. nicht-el. Elektrizität Bedarf [TWh] Elektrizität Elektr.) Gesamtbedarf [MWh] [MW] [PJ] [MWh] [%] Produktion 64,5 (18,7) 46 12,7 / 5,2 36 1450 / 594 725 725 Verkehr 42,6 (1,4) 41 11,4 / 0,4 32 1301 / 45 867 434 Haushalte 39,8 (7,7) 32 8,9 / 2,1 25 1016 / 240 1.016 0 Öff. u. priv. Dienstl. 11,9 (5,3) 7 1,8 / 1,5 5 205 / 171 205 0 Landwirtschaft 4,3 (0,9) 3 0,9 / 0,3 3 103 / 34 0 103 Gesamt 163 129 ~36 / 9,5 100 4075 / 1084 2.813 1.262 Tabelle 6-1: Energieverbrauch der Steiermark 2007 nach Sektoren Anmerkung zu Bedarf und Kapazität: 1 MW Kapazität kann pro Jahr (365 Tagen zu 24 Stunden) 365x 24 MWh = 8760 MWh an Strom erzeugen. Bei ST und PV sind für die Ermittlung der notwendigen Kapazität die nutzbaren Sonnenscheinstunden pro Jahr zu verwenden, die lageabhängig sind. Die nicht-elektrische Kapazität ist auf weniger als 1/3 absenkbar Verglichen mit anderen Regionen fällt auf, dass in der Steiermark der Anteil der Güterproduktion am Energieverbrauch mit 35 % sehr viel höher liegt als die sonst üblichen 10-15 %. Es ist davon auszugehen, dass letztlich die bei der Produktion entstehenden Emissionen dem jeweiligen Endnutzer der Güter angelastet werden, da es Regionen auf dem Globus geben muss, die darauf spezialisiert sind, die Güterproduktion zu erbringen. Diese Regionen können nicht durch eine Pro-Kopf Regelung zerstört werden. Die Kunden außerhalb dieser Regionen werden jedoch sehr daran interessiert sein, Güter einzukaufen, die ihnen nur eine sehr geringe CO 2 -Last bescheren. Die Güterproduzenten werden weltweit miteinander in dem

Aspekt konkurrieren, wer die besten, günstigsten und CO 2 -ärmsten Produkte anbietet. 6.2. Die Umorientierung zur 1 % Gesellschaft 6.2.1. Gebäude Nullenergiegebäude sind jetzt Stand der Technik; die monatliche Belastung (Kapitaldienst, Abschreibung, Betriebskosten) von konventionellen und Nullenergie- Gebäuden sind mittlerweile vergleichbar. Dies gilt für Wohngebäude genauso wie für Bürogebäude, auch für Hochbauten. Im Gebäudebereich kann folglich im Lauf dieses Jahrhunderts in einem, allerdings schwierigen und langen, Erneuerungsprozesses sein kompletter derzeitiger 30% Anteil des Verbrauchs an fossiler Energie eingespart werden. Nicht berücksichtigt ist hierbei jedoch der Energieaufwand für Erstellung und Abriss. Ein typisches Nullenergie-Gebäude spart seine Herstellungsenergie binnen etwa 14 Jahren wieder ein. D.h., bezogen auf 100 Jahre Lebensdauer des Gebäudes ist pro Jahr 7 % des Herstellungsenergieaufwandes anzurechnen. Dies ist möglicherweise mit der 1 %-Maxime nicht verträglich. Energieaufwand für Erstellung der Gebäude und Abriss zu beachten In den USA wird deshalb der Unterschied zwischen Zero Energy Buildings und Green Buildings gemacht. Letztere erzeugen über ihre Lebensdauer gerechnet auch die Energie, die für ihre Erstellung, Wartung und Abriss erforderlich ist. Eine Klima-verträgliche Energiebilanz ist die erste Anforderung, die ein Green Building erfüllen muss. Die zweite Forderung ist die nach Verwendung umweltgerechter und gut rezyklierfähiger Baumaterialien. Historische Gebäude sind nur sehr schwierig auf das Anforderungsniveau des Jahres 2100 nachrüstbar. Hier mögen neue Materialien wie Silica-Aerogel helfen, dessen Wärmedämmung (als U-Wert) 7-8 mal besser ist als der anderer Dämmstoffe wie Mineralwolle, Polystyrol (Styropor), Hyperlite und deutlich besser als Polyurethan. Bei der Isolierung historischer Gebäude ist ein deutlicher technischer Fortschritt zu erwarten. Die Förderung von Breakthrough Technologies in diesem Sektor erscheint als vielversprechend. Hier sollten insbesondere neuartige, von den bisherigen Technologien deutlich verschiedene Ansätze gefördert werden. Zum Beispiel Silica Aerogel erfüllt diese Forderung, da es fast um eine Größenordnung besser dämmt als etablierte Dämmmaterialien. 45 Beim derzeitigen Stand der Technik erscheinen Investitionen in Null- Energiegebäude als zukunftssicher, wohingegen Investitionen in Gebäude mit höherem spezifischem Verbrauch als riskant eingestuft werden müssen. Für die Gebäude sind längerfristig auch die Emissionen für Erstellung und Abriss von Gebäuden deutlich zu vermindern, z.b. durch andere Baumaterialien. Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

6.2.2. Verkehr Der Verkehrssektor hat die Verbrauchsgruppen Straßenverkehr, Bahn, Flug- und Schiffsverkehr. Im Straßenverkehr sind Kurz- und Langstrecken zu unterscheiden. Es ist zweckmäßig, den Energieverbrauch im Transportsektor in größeren räumlichen Einheiten als der Region Steiermark oder als das Land Österreich zu gliedern, da insbesondere durch Transitverkehr und für Luft- und Schiffstransporte einseitige Zurechnungen bzw. Unterlassungen erfolgen. 46 PERSPEKTIVE AUS 2100: ANFORDERUNGEN AN DIE STEIERMARK Perspektive Elektrofahrzeuge - 3 Mal höherer Wirkungsgrad als Verbrennungskraftmaschinen Der Durchschnittsenergieverbrauch nach Verbrauchsgruppen beträgt für die OECD: Straßenverkehr 81%, davon 51% Personenverkehr und 30% Fracht. Luftverkehr verbraucht 13%, Schifffahrt 2%, Eisenbahnen 2% und Pipelines 2%. Ungefähr 2/3 des Passagieraufkommens im Straßenverkehr ist durch kurze Strecken bedingt. Elektrofahrzeuge können bei ihrem derzeitigen Entwicklungsstand für kurze Entfernungen von maximal 100 km bis 150 km verwendet werden. Im Passagieraufkommen macht dies 2/3 von 51% aus, also 34% des gesamten Energieverbrauchs im Verkehrssektor. Ungefähr 1/3 des Frachtverkehrs erfolgt über kurze Entfernungen mit einem Energieverbrauchsanteil von 1/3 von 30%, also 10%. Langstrecken-Frachtverkehr verbraucht die anderen 20%. Insgesamt verbraucht Kurzstrecken-Straßenverkehr also 44% der gesamten Energie des Verkehrssektors. Diese 44% könnten mittels elektrischer Energie gedeckt werden, wenn Elektrofahrzeuge in entsprechendem Umfang verfügbar werden. Durch die rasche technische und preisliche Entwicklung von Elektrofahrzeugen in den letzten drei Jahren könnten Kurzstrecken schon derzeit komplett mit Elektrofahrzeugen erfüllt werden. Dies gilt auch für Busse im Nahverkehr. Mit besseren Batterien könnte der gesamte Straßenverkehr elektrisch betrieben werden, also alle 81% des Energiebedarfs elektrisch gedeckt werden. Die Verbesserung der Speicherkapazität der Batterien erfolgt langsam aber stetig. Kostenmäßig ist Elektrizität deutlich günstiger als fossile Treibstoffe, da Elektromotoren einen Wirkungsgrad von über 90 % erreichen, Verbrennungsaggregate etwa 30%. Elektrofahrzeuge verbrauchen also nur 30 % der Primärenergie von Verbrennungskraftmaschinen. Da Treibstoffe erheblich teurer sind als Kohle, und da Strom aus erneuerbaren Energieträgern mit jenem aus Kohle konkurrenzfähig wird, ist dies unmittelbar nachzuvollziehen. Die 2% Energieverbrauch von Pipelines werden vor allem von Pumpen verursacht, die im Fall von Erdgastransport oder flüssigen Treibstoffen zumeist durch das Transportgut selbst angetrieben werden (also z.b. durch Erdgasturbinen). Diese 2% sind kaum zu ersetzen. Mit der Verminderung des Verbrauchs von flüssigen Treibstoffen sinkt jedoch der Energieverbrauch durch Pipelines entsprechend. Eisenbahnen werden in vielen Ländern in größeren Teilen des Streckennetzes elektrisch betrieben. Eine volle Elektrifizierung erscheint jedoch als zu aufwändig. Auch hier verbleibt ein Restbedarf für Treibstoffe. Luft- und Schiffsverkehr werden weiterhin ihre 13 % bzw. 2 % an Treibstoffen verbrauchen.

Insgesamt verbleibt damit ein Restbedarf an Treibstoffen von etwa 16% des derzeitigen Energieverbrauchs im Transportsektor. Diese 16% sind langfristig nicht auf fossiler Basis akzeptabel. Hier wird Biosprit benötigt. Dafür bieten sich aus heutiger Perspektive möglicherweise Mikroalgen an, die pro Flächeneinheit etwa das 10-fache an Energieertrag im Vergleich zu Energiepflanzen erbringen und die schon jetzt Treibstoffe zu einem Kostenäquivalent von $65/Barrel Öl liefern können (Huntley und Redalje 2007). Mikroalgen benötigen, anders als Energiepflanzen, keine landwirtschaftlichen Flächen, so dass sie auch aus Gründen der Welternährungssituation nicht angreifbar sind. Boeing macht Flugversuche mit Flugtreibstoffen aus Mikroalgen und berichtet sehr gute Ergebnisse; der technologische Direktor von Boeing geht derzeit davon aus, dass der gesamte Luftverkehr auf Treibstoffe dieser Herkunft umgestellt werden wird. Verbleibender Treibstoffbedarf in Höhe von 16% des heutigen Wertes Kann der Verkehrsbedarf prinzipiell verringert werden? Sicherlich, Einsparungen und Umdispositionen sind immer möglich. Jedoch gibt es einen sehr gewichtigen, kompensierenden Grund, der den Verkehrsbedarf auch erhöht. Durch die zunehmende Spezialisierung und damit Arbeitsteilung nimmt der Güteraustausch zwischen immer weiter voneinander entfernten Regionen zu, und bedingt eine weitere Zunahme von Personen- und Frachtverkehr. Es ist von dieser Perspektive her wahrscheinlich und nur schwer vermeidbar, dass der Energiebedarf im Verkehrssektor insgesamt möglicherweise sogar überproportional zum Wirtschaftswachstum zunimmt. Verkehrsvermeidung ist jedenfalls ein wichtiger Faktor für die Verminderung von Energieverbrauch und Emissionen. Hier sind langfristig neue Konzepte in Architektur, Städtebau und Lebensgewohnheiten notwendig. 6.2.3. Produktion und Dienstleistungen Dienstleistungen erbringen einen weiterhin wachsenden Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Es wächst also die Wirtschaft, und ein immer größerer Anteil der Wirtschaftsleistung entfällt auf Dienstleistungen. Diese verbrauchen vor allem Elektrizität. Diese ist voll durch erneuerbare Erzeugung ersetzbar. In entwickelten Ländern wird etwa 1/3 des Primärenergieverbrauchs durch Elektrizitätserzeugung bedingt. Einige Sektoren in der Güterproduktion benötigen andere Energieträger als Elektrizität. Kohlenstoff spielt bei der Herstellung von Eisen und Zement eine wichtige Rolle als chemischer Reaktionspartner. Es gibt Zementarten, die mit wenig Kohlenstoff auskommen; insgesamt stellen diese beiden Produktkategorien aber eine besondere Herausforderung beim Übergang auf erneuerbare Energien dar. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass 76% des heutigen Energiebedarfs der Steiermark von der Art der Nachfrage her in Hinkunft (langfristig) aus erneuerbarer Elektrizität gedeckt werden kann. Es verbleibt ein erheblicher Bedarf für nicht-elektrische Energieträger in der Produktion, im Verkehr und in der Landwirtschaft (auch in Form von Dünger etc.). Hier gibt es hohen Entwicklungsbedarf. Kohlenstoffvermeidung stellt in einigen Sektoren besondere technologische Herausforderung dar 47 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

7. Die Identifikation von Restrukturierungsstrategien DIE IDENTIFIKATION VON RESTRUKTURIERUNGSSTRATEGIEN Langfristigkeit als neue Aufgabe: auch Nicht- Handeln hat Folgen Die Langfristigkeit der Ziele des EU Energie- und Klimapakets und die darüber hinausreichenden Perspektiven für 2030 und 2050 stellen der Politik eine völlig neue Aufgabe: Kaum ein anderes Politikthema hat eine derart lange Zeitdimension. Auch Nicht-Handeln hat in diesem Fall Folgen, denn die Investitionen von heute können sehr gut schon in wenigen Jahren sich als Stranded Investments erweisen oder ein Ansteigen der Auslandsabhängigkeit von Energie kann die damit verbundenen inhärenten politischen Konflikte weiter verschärfen. Eine zentrale politische Aufgabe wird deshalb sein, einen Konsens über Restrukturierungsstrategien zu finden, die sich als kompatibel mit den Klimaschutzzielen erweisen. Dafür schlagen wir in der methodischen Vorgangsweise folgende neue Wege ein: Das Energiesystem wird in seiner vollen Kaskade von den Energiedienstleistungen bis zur Primärenergie auf Handlungspotenziale untersucht. Von den Zielpunkten für 2030 oder 2020 werden durch Backcasting in die Gegenwart zurückführende Zielpfade gesucht. So genannte Technology Wedges beschreiben den Effekt von Technologieänderungen auf allen Stufen der Kaskade des Energiesystems und den damit verbundenen Emissionen. 7.1. Die kaskadische Analyse des Energiesystems Ausgangspunkt Energie- Dienstleistung Eine fundamentale Neuorientierung bei der Beurteilung von Energiesystemen ist durch die Fokussierung auf Energie-Dienstleistungen entstanden. Diese werden als Anfang und nicht Ende der Kaskade des Energiesystems gesehen und müssen somit auch bei jeder Diskussion über eine Restrukturierung den Ausgangspunkt bilden. Abbildung 7-1 gibt eine schematische Darstellung dieser kaskadischen Struktur des Energiesystems. 48 Bei den Energie-Dienstleistungen ist es naheliegend, entsprechend den damit verbundenen Aufgaben zwischen thermischen (Nieder- und Hochtemperatur), mechanischen (stationären und mobilen) und spezifisch elektrischen (Beleuchtung, Elektronik) Energie-Dienstleistungen zu unterscheiden, weil damit die Qualität der eingesetzten Energieträger zu beachten ist.

Abbildung 7-1: Die kaskadische Struktur des Energiesystems Die Anwendungstechnologien im Endverbrauch bestimmen mit der Höhe der Energie-Dienstleistungen die erforderlichen Mengen an Endenergie. So genannte Faktor-4- und Faktor-10-Technologien (das sind Technologien, die den Energieverbrauch um den Faktor 4 bzw. 10 senken) machen dabei Quantensprünge bei der Energieproduktivität möglich. Bei den Transformationstechnologien, die Elektrizität und Wärme aus Primärenergie bereitstellen, ist vor allem die kombinierte Erzeugung von Elektrizität und Wärme in hocheffizienten Cogeneration-Technologien von besonderer Relevanz. Welches Volumen und welche Art von Primärenergie erforderlich ist, wird erst am Ende der Kaskade des Energiesystems sichtbar, nachdem die Technologien für Anwendung und Transformation gewählt wurden. Anwendungs- und Transformations- Technologien bestimmen dann die tatsächlichen Energie-Flüsse 7.2. Der Ansatz des Backcasting Energieprognosen gehen traditionellerweise von der Information der Vergangenheit aus und extrapolieren diese Entwicklung in die Zukunft (Forecasting). Für Fragestellungen, die einen hohen Grad an Komplexität und Unsicherheit aufweisen und dennoch ein vorgegebenes Ziel jedenfalls zu erreichen ist, ist die Methode des Backcasting besser geeignet. Darin wird vom zukünftigen gewünschten Zielwert (in unserem Fall das angestrebte reduzierte Niveau der Treibhausgasemissionen) aus zurück geschlossen, welche Schrittfolge bis dorthin notwendig ist, um diese Zielerreichung sicherzustellen. Es werden alternative Technologie-Pfade zu diesem Zustand erarbeitet, wobei dafür kritische Faktoren und Veränderungen aufgezeigt werden. Diese Methodik erlaubt es, Handlungsanweisungen festzulegen und EntscheidungsträgerInnen zu agents eines erwünschten und nicht zu victims eines unerwünschten Zustands zu machen. Vom Zielwert zurück geschlossen 49 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

50 DIE IDENTIFIKATION VON RESTRUKTURIERUNGSSTRATEGIEN Der Wedge - Ansatz ist durch große Flexibilität in der Auswahl der Maßnahmen charakterisiert Baukasten von Maßnahmen für politische Entscheidungsträger Strukturelle Wedges und Action Wedges Berücksichtigung von Interaktionen bzw. Nicht- Additivität von Maßnahmen 7.3. Die Suche nach Technology Wedges Wird weltweit von dem derzeit vorhergesagten CO 2 -Emissionspfad ausgegangen, so würde es zu einer Verdoppelung der Emissionen bis 2054 kommen (relativ zu 2004), mit den damit einhergehenden signifikanten Folgen der Klimaerwärmung. Pacala und Socolow (2004) betonen in ihrer Arbeit zu Solving the Climate Problem, dass Maßnahmen zur Einsparung so schnell wie möglich ergriffen werden müssen, um eine Verdoppelung der CO 2 Emissionen zu verhindern. Eine kritische Konzentration von 450 ppm in der Atmosphäre darf tunlichst nicht überschritten werden. Pacala und Socolow (2004) gehen von einem Stabilization Triangle (Stabilisierungs-Dreieck) bzw. Reduction Triangle (Reduktions-Dreieck) aus, das sich aus der Differenz des vorhergesagten Emissionspfades und jenem Pfad bestimmen lässt, der sich aus dem Einfrieren bzw. Mindern der Emissionen ab dem gegenwärtigen Zeitpunkt ergibt. Dieses Stabilisierungs- oder Reduktionsdreieck kann seinerseits in weitere Dreiecke unterteilt werden, die jeweils für eine Kategorie von Maßnahmen steht. Die Dreiecke werden als sogenannte Technology Wedges bezeichnet. Pacala und Socolow (2004) identifizieren unterschiedliche Kategorien von Wedges, etwa erneuerbare Energieträger, oder die verstärkte Nutzung natürlicher Senken. Aus einer Wedge -Bibliothek können nun Portefeuilles von Maßnahmen-Bündeln zusammengestellt werden, die zur gesamten Emissionsreduktion beitragen können. Die Kategorien bzw. Maßnahmen sind je nach den nationalen bzw. regionalen Gegebenheiten und Energiestrukturen zu bestimmen. Für den Klimaschutzplan Steiermark werden ebenfalls Wedges identifiziert, die in ein Gesamtpaket geschnürt, das für unser Bundesland erwünschte Reduktions- Dreieck ergeben. Dabei wird zwischen strukturellen Wedges und Action Wedges unterschieden. Strukturelle Wedges sind Emissionsminderungen oder - erhöhungen ausgelöst durch externe (aus der Steiermark nicht steuerbare) Faktoren, wie die Verringerung des Heizenergiebedarfs durch Klimaerwärmung, während Action Wedges Bündel von politikinduzierten Emissionsminderungen (oder erhöhungen) darstellen. Ein Wedge berücksichtigt jeweils die Interaktionen von Maßnahmen, die der Implementierung dieses Wedges dienen können, und deren Nicht-Additivität. Das Wedge gibt die insgesamt mögliche Emissionsminderung an, und vermeidet Doppelzählungen, wie sie sich aus der einfachen Addition von Einzelmaßnahmen- Wirkung ergeben würde. So ist beispielsweise die Treibhausgasemissionsminderung im Bereich Raumwärme u.a. durch Wärmedämmung und/oder durch den Umstieg auf Biomasse-Energieträger möglich. Werden beide Maßnahmen gewählt, sind deren jeweilige THG-Reduktionspotenziale jedoch nicht addierbar, sondern überlappen einander. Das Wedge im Bereich Raumwärme berücksichtigt in seinem Reduktionspotenzial diese Überlappungen und gibt jeweils die tatsächlich mögliche THG-Emissionsreduktion an.

Für den Klimaschutzplan werden drei Typen von Action Wedges (Handlungsoptionen) unterschieden, je nachdem auf welchen der drei folgenden Bereiche sie sich beziehen: Energie-Dienstleistungen Anwendungstechnologien Transformationstechnologien Der Bereich Energie-Dienstleistungen enthält Wedges mit Maßnahmen, die Verhaltensänderungen herbeiführen (z.b. geänderte Raumordnung und weniger Wege im Verkehr) und Redundanzen reduzieren (z.b. Steuerungen). Der Bereich Anwendungs-Technologien bezieht sich auf eine Veränderung der Mengen-Effizienz (z.b. Verringerung von Anwendungs-Verlusten) und der Exergie-Effizienz (z.b. Niedertemperatur statt Elektrizität). Unter Transformations-Technologien fallen z.b. Co- und Poly-Generation. 51 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

8. Die Handlungsoptionen: Die Gestaltungsmöglichkeiten des Landes 52 DIE HANDLUNGSOPTIONEN Gebäude Der Energieverbrauch in Wohngebäuden der Steiermark für Heizung und Warmwasser ist über die letzten beiden Dekaden konstant geblieben. Eine Sanierungsrate von etwa 1% und verbesserte energetische Standards im Neubau konnten die kontinuierliche Ausweitung des Wohngebäudebestands durch Neubau, die Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße und einen Anstieg der Nutzfläche pro Person kompensieren. Der Gesamtenergiebedarf steirischer privater Haushalte stieg in den letzten beiden Dekaden um 9%, was auf einen steigenden Anteil der Nachfrage nach Strom zurückzuführen ist. Verkehr Entsprechend der raumstrukturellen besonderen Stellung der Steiermark und den daraus resultierenden Pendlerbewegungen weist die Steiermark nach Kärnten und dem Burgenland die dritthöchste Pkw-Dichte der österreichischen Bundesländer auf. Bereits Wege mit einer Weglänge bis zu 2 km werden von den Steirerinnen und Steirern zu 33 % mit dem Pkw zurückgelegt. Über 90% der Pkw-Fahrleistung und über 80% der Lkw-Fahrleistung in der Steiermark sind hausgemacht, d.h. sie werden durch Wege verursacht, die in der Steiermark beginnen und/oder enden. Produktion Die Energieintensität in der steirischen Sachgüterproduktion liegt zwar unter dem österreichweiten Schnitt ist aber jüngst entgegen dem österreichischen Trend gestiegen. Rund zwei Drittel des Energieverbrauchs in der steirischen Produktion entfallen derzeit auf drei exponierte Sektoren (Papier und Druck, Eisen und Stahlerzeugung, Steine und Erden bzw. Glas). Die Entwicklung des Energieverbrauches und damit der Treibhausgasemissionen des produzierenden Sektors in der Steiermark hängt vorwiegend von der allgemeinen Konjunktur und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ab.

Land-, Forst- und Abfallwirtschaft Die Landwirtschaft ist für rund 10% der steirischen THG-Emissionen verantwortlich. Für die zukünftige Entwicklung der landwirtschaftlichen THG- Emissionen erweisen sich die Entwicklung der Tierbestände (vor allem die Rinderzahlen), die damit einhergehenden Wirtschaftsdüngermengen, sowie die Art und Weise der Bodenbewirtschaftung als kritische Einflussfaktoren Die Forstwirtschaft zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Holz nicht nur ein wichtiger Energieträger sondern auch ein wichtiger Baustoff und Rohstoff für die weitere stoffliche Nutzung ist. Die Treibhausgasemissionen der steirischen Abfallwirtschaft sind trotz steigenden Restmüllaufkommens zuletzt gesunken. Zukünftige Emissionsminderungen im Bereich der Abfallwirtschaft können insbesondere durch eine Verstärkung der getrennten Sammlung, dem Trennen von Gewerbeabfällen und Hausmüll sowie der energetischen Nutzung von Ersatzbrennstoffen in besonders energieeffizienten Anlagen erreicht werden. Bereitstellung von Elektrizität und Fernwärme Als Primärenergieträger zur Produktion von Elektrizität und Fernwärme dominieren 2007 in der Steiermark zu nahezu gleichen Anteilen Kohle und Erneuerbare. Letztere teilen sich zu jeweils ca. 50 % auf Wasserkraft und biogene Brenn- und Treibstoffe, mit kleinen Beiträgen anderer Erneuerbarer auf. Die derzeit in der Steiermark genehmigten und geplanten thermischen Kraftwerksprojekte würden die derzeitige thermische Kraftwerkskapazität mehr als verdreifachen, und könnten grob die Hälfte des derzeitigen steirischen elektrischen Endenergieverbrauchs zusätzlich produzieren. Die Steiermark hat beachtliche Potenziale für erneuerbare Energien, die einer sorgfältigen Evaluierung hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit, ihrer technologischen Innovationsmöglichkeiten und ihrer Integration in die bestehenden Energiestrukturen bedürfen. 8.1. Die Ausgangssituation bei Gebäuden Einflussparameter für den steirischen Gebäudebestand und den sich daraus ergebenden Energiebedarf sowie die Treibhausgasemissionen sind einerseits die Entwicklung der Bevölkerung (Wirkung auf die THG-Emissionen des Sektors private Haushalte) und andererseits die Entwicklung der Wirtschaft (Wirkung auf die THG-Emissionen des Sektors öffentliche und private Dienstleistungen). Gebäude sind das Ergebnis des Wechselspiels von Neubau, Abriss und Sanierung über Generationen hinweg. Berücksichtigt man das individuelle Verhalten, die Veränderung in Heiz- und Kühlgradtagen durch den Klimawandel und die energetische Qualität der Gebäude ergibt sich der jährliche Energiebedarf, der je nachdem, wie er bereitgestellt wird, für die Gebäude-spezifischen Emissionen verantwortlich ist. Die unterschiedlichen Einflussgrößen sind in Abbildung 8-1 dargestellt. 53 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DIE HANDLUNGSOPTIONEN Abbildung 8-1: Wirkungsdiagramm der Einflussparameter auf THG-Emissionen im Gebäudebereich 8.1.1. Gebäudebestand Der Gebäudebestand lässt sich quantitativ aus der Grundstücks- und Wohnungszählung der Statistik Austria (2001) eruieren. Darin werden für die energetische Bewertung notwendige Daten nach Gebäudetyp, Nutzflächen und Bauperiode unterschieden (siehe Abbildung 8-2). Überwiegend Einund Zweifamilienhäuser; großer Bestand aus Bauperiode 1961 bis 1980 Nutzfläche in 1.000 m² 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1-2 Wohnungen 3-10 Wohnungen >11 Wohnungen Wohnungen in Nichtwohngebäude 54 1.000 0 Vor 1919 1919 bis 1944 1945 bis 1960 1961 bis 1980 1981 bis 1990 1991 bis 2001 Abbildung 8-2: Nutzungsflächen nach Gebäudetypen und Bauperioden, Steiermark Quelle: Statistik Austria (2004) Deutlich erkennbar sind der überwiegende Anteil der gebauten Nutzfläche in Einoder Zweifamilienhäusern und der Bauboom von großen Wohnhäusern im Zeitraum von 1961 bis 1980. Bei der Betrachtung müssen die unterschiedlich langen Zeitperioden berücksichtigt werden.

Es lassen sich regionale Unterschiede im Gebäudealter von Wohngebäuden innerhalb der Steiermark feststellen. So haben Bezirke mit einem hohen Bevölkerungszuwachs in den letzten Jahrzehnten (z.b. Graz-Umgebung) auch einen merkbar neueren Gebäudebestand als Bezirke die vom Bevölkerungsrückgang betroffen sind. Abbildung 8-3 zeigt die Anteile der Wohnnutzfläche für unterschiedliche Altersklassen von Gebäuden in ausgewählten steirischen Bezirken. 100% 80% 60% 40% 20% 1991 bis 2001 1981 bis 1990 1961 bis 1980 1945 bis 1960 1919 bis 1944 vor 1919 0% Graz Stadt Deutschlandsberg Liezen Graz Umgebung Hartberg Leoben Mürzzuschlag Radkersburg Abbildung 8-3: Anteile der Wohnnutzfläche nach unterschiedlichen Altersklassen von Gebäuden, ausgewählte Bezirke der Steiermark Quelle: Statistik Austria (2004) Hinsichtlich der energetischen Qualität von Wohngebäuden lässt sich aus Durchschnittswerten auf spezifische Heizenergieverbräuche schließen, die je nach Bauperiode und Gebäudetyp unterschiedlich sind. Abbildung 8-4 zeigt den spezifischen Heizenergiebedarf nach Gebäudetypen und Bauperioden. Erkennbar ist, dass für Gebäude, die unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg errichtet wurden, die Baustandards von damals zu heute durchwegs höherem Heizenergiebedarf führen als für Gebäude, die vor dem zweiten Weltkrieg errichtet wurden. Erst ab den achtziger Jahren zeigt sich eine stetige Verbesserung der energetischen Qualität von Wohngebäuden. Deshalb benötigen Bezirke mit neuerem Gebäudebestand wie etwa Graz-Umgebung tendenziell weniger Heizenergie als Bezirke mit einem älteren Gebäudebestand wie etwa Leoben. Der spezifische Heizenergiebedarf kann nur die energetische Qualität der Gebäudehülle verschiedener Gebäude untereinander vergleichbar machen, er gibt aber keinen Aufschluss über den tatsächlichen Verbrauch. Besser werdende energetische Gebäudestandards ab Bauperiode 1980+ 55 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DIE HANDLUNGSOPTIONEN Hohe CO 2 Emissionen bei Einund Zweifamilienhäusern Spezifischer Heizenergiebedarf [kwh/m²a] 250 200 150 100 50 0 1-2 Wohnungen 3-10 Wohnungen >11 Wohnungen Wohnungen in Nichtwohngebäude vor 1919 1919-1945 1945-1960 1961-1980 1981-1990 1991-2001 Abbildung 8-4: Spezifischer Heizenergiebedarf [kwh/m 2 a] nach Gebäudetypen und Bauperioden, Steiermark Quelle: Statistik Austria (2004) Für den Gesamtenergieverbrauch der privaten Wohnungen werden die Energiebilanzen der Statistik Austria verwendet. Diese beinhalten im Bereich Private Haushalte den Haushaltsstrombedarf, den Energiebedarf für Warmwasser und den Energiebedarf für die Wärmebereitstellung. Aus diesem Energiebedarf, dem ebenfalls in der Statistik ausgewiesenen verwendeten Energieträger und spezifischen Emissionsfaktoren aus dem Energiebericht der Bundesregierung von 2003 (BMWA 2004) lassen sich die CO 2 -Emissionen der privaten Haushalte ableiten. In Abbildung 8-5 sind sie gegliedert nach Gebäudetyp und Bauperiode dargestellt. Deutlich erkennbar ist der hohe CO 2 -Auststoß der steirischen Ein- und Zweifamilienhäusern die zwischen 1961 und 1980 erbaut worden sind und vielfach Wärme mit Heizöl bereitstellen. 56

CO2 Emissionen [kt/a] 420 370 320 270 220 170 120 70 20 1-2 Wohnungen 3-10 Wohnungen >11 Wohnungen Wohnungen in Nichtwohngebäude -30 vor 1919 1919-1945 1945-1960 1961-1980 1981-1990 1991-2001 Abbildung 8-5: CO 2 -Emissionen nach Gebäudetypen und Bauperiode [kt/a] in der Steiermark Quelle: Statistik Austria (2004), eigene Berechnungen. 8.1.2. Energieverbrauch in Gebäuden Der Energieeinsatz in privaten Haushalten wird in der Energiebilanz Steiermark im Wesentlichen durch Stichproben ermittelt. Österreichweit werden etwa 0,6 % aller Haushalte seit 2004 alle zwei Jahre befragt. Für 2006 haben beispielsweise knapp 12.000 Personen eine Auskunft an die Statistik Austria erteilt. Zuvor gab es in den Jahren 2000, 1997, 1993, 1989 und davor ebenfalls alle zwei Jahre eine Erhebung. Für die Jahre dazwischen wird der Energieverbrauch auf Basis durchschnittlicher Heizgradtage ermittelt. Es wird davon ausgegangen, dass aufgrund des gewählten Stichprobenumfangs der Stichprobenfehler bei den meisten Energieträgern gering gehalten wird. Aus der Energiebilanz ergibt sich, dass die steirischen Wohngebäude 2007 rund 25 % des gesamten steirischen Energiebedarfs für Raumwärme, Warmwasser und elektrische Dienstleistungen benötigten (Statistik Austria, 2008). Die Nichtwohngebäude aus dem Sektor öffentliche und private Dienstleistungen waren 2007 für etwa 7 % des steirischen Energieverbrauchs verantwortlich. Die steirischen Wohngebäude sind für 25 % des steirischen Energieverbrauchs verantwortlich 57 Für Nichtwohngebäude im Gewerbe und der Industrie lassen sich keine vergleichbaren Daten aus den Energiebilanzen nennen, da letztere in diesem Bereich auch Produktionsprozesse inkludieren und der Raumwärmebedarf daraus nicht abgeschätzt werden kann. In weiterer Folge behandelt der vorliegende Abschnitt daher nur die Wohngebäude (private Haushalte) und die Nichtwohngebäude aus dem Sektor öffentliche und private Dienstleistungen (Nichtwohngebäude). Der Energiebedarf der Nichtwohngebäude im Gewerbe und in der Industrie ist im Kapitel Produktion integriert. Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Energieverbrauch in Wohngebäuden (private Haushalte) Die Energieträger für die Bereitstellung der Endenergie umfassen erneuerbare Quellen, elektrische Energie, Gas, Fernwärme, Öl, und Kohle. Bezogen auf die Wohngebäude (private Haushalte) ergibt sich für die Steiermark 2001 ein in Abbildung 8-6 dargestellter Energieträgermix. 58 DIE HANDLUNGSOPTIONEN Deutlicher Rückgang von Kohle; Anstieg bei Strom, Gas, Fernwärme und bei erneuerbaren Energieträgern Der Strombedarf in Haushalten steigt kontinuierlich an, während der Heizenergiebedarf konstant bleibt Öl 31% Fernwärme 8% Kohle 5% Gas 9% Erneuerbare Energien 30% Elektrische Energie 17% Abbildung 8-6: Energieträgermix bei Wohngebäuden 2001, Steiermark Quelle: Statistik Austria (Energiebilanz 2001) Es ändert sich über die Zeit nicht nur der Gebäudebestand, sondern auch die Art und Weise, wie Wärme in Gebäuden bereitgestellt wird. Die erhobenen Energiebilanzen zeigen die Verschiebung der Zusammensetzung des Energieträgereinsatzes für private Haushalte. Die Entwicklung seit 1988 zeigt, dass die Verwendung von Kohle als Energieträger stark reduziert wurde, wohingegen Gas, Fernwärme, Erneuerbare und der Elektrizitätsbedarf leicht zugenommen haben. Der Gesamtenergiebedarf für Wohngebäude hat sich von 1988 bis 2006 (bereinigt um jährliche Differenzen in Heizgradtagen) etwa um 9 % erhöht. Der Energiebedarf für Heizen und Warmwasser der steirischen Wohngebäude ist trotz kontinuierlicher Ausweitung des Wohngebäudebestands durch Neubau, einer Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße und einem Anstieg der Nutzfläche pro Person etwa konstant geblieben. Für diese Entwicklung sind sowohl die energetische Sanierung als auch die höheren energetischen Standards im Neubau hauptverantwortlich. Da seit den 1990er Jahren nur noch sehr wenige Stromheizungen installiert wurden ist die Erhöhung von 9 % auf den Strombedarf von Geräten zurückzuführen, die nicht zur direkten Beheizung mittels Strom von Gebäuden eingesetzt werden.

Struktur der Nichtwohngebäude Für die Nichtwohngebäude fehlen für genauere Berechnungen die notwendigen Daten. Aus der Gebäude- und Wohnungszählung der Statistik Austria ist nur die Anzahl der Gebäude ersichtlich. Es fehlen Angaben zur Nutzfläche und Bauperiode der einzelnen Gebäudetypen um Auswertungen durchzuführen. Tabelle 8-1 zeigt die Anzahl der einzelnen Gebäudetypen. Daraus lassen sich jedoch nicht direkt Schlüsse auf den Raumwärmebedarf oder Strombedarf ziehen. Art der Nutzung Anzahl Bürogebäude 4.824 Gebäude des Groß oder Einzelhandels 5.859 Gebäude des Verkehrs- oder Nachrichtenwesens 635 Werkstätte, Industrie- oder Lagerhalle 11.365 Gebäude für Kultur- und Freizeitzwecke bzw. des Bildungs- oder Gesundheitswesens 2.458 Sonstige Gebäude 14.492 Tabelle 8-1: Typ und Anzahl der Nichtwohngebäude Quelle: (Statistik Austria, 2004) 8.1.3. Veränderungs- und Entwicklungsspielräume Sanierung und Neubau Um den Energiebedarf und somit auch die laufenden Kosten von bestehenden Gebäuden zu senken, müssen abgesehen von Änderungen im Verhalten der NutzerInnen, Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden. Die energetische Qualität des Neubaus hat sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte durch Maßnahmen in der Wohnbauförderung und zuletzt auch durch die vom österreichischen Institut für Bautechnik (OIB) entwickelten, bundesweiten OIB-Richtlinien deutlich verbessert. Aufgrund des konstanten Heizenergiebedarfs bei bisheriger Neubaurate muss die theoretische Sanierungsrate in den letzten Jahren bei etwa 0,8 % bis 1 % der Bestandsgebäude gelegen haben. Für die Analyse der Maßnahmen des Klimaschutzplans errechnet sich dieser Wert, wenn etwa 1 % des Gebäudebestandes mit einem für die jeweiligen Bauperioden üblichen Heizenergieverbrauch auf den vom Land Steiermark vorgegebenen Standard einer Umfassenden Sanierung saniert werden. Einzelne Sanierungsmaßnahmen werden in den Berechnungen zu einem Sanierungsbündel, das der Qualität einer Umfassenden Sanierung entspricht, rechnerisch zusammengefasst. 59 Bisherige Sanierungsrate bei etwa 1 Prozent des Bestands an Gebäuden Tatsächlich wurden etwa 0,2 % aller Wohnungen jährlich über die Förderstellen des Landes als Umfassende Sanierung abgewickelt (Land Steiermark, 2005-2008). Eine Kleine Sanierung erhielten rund 0,3 % bis 0,5 % der Wohnungen jährlich. Von einer Kleinen Sanierung wird dann gesprochen, wenn mindestens Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

DIE HANDLUNGSOPTIONEN Der Klimawandel wird bis 2050 zu einer 20 %- igen Reduktion des Heizenergiebedarfs führen eine energetische Maßnahme durchgeführt wird. Nimmt man an, dass drei Kleine Sanierungsmaßnahmen eine Umfassende Sanierung ergeben so wurden vom Land Steiermark etwa 0,3 % bis 0,4 %, aller Wohnung jährlich erfasst und gefördert. So muss bei 0,4 % bis 0,7 % der Wohnungen angenommen werden, dass die Sanierung nicht über die Schiene der Wohnbauförderung lief. Aus der Gebäude- und Wohnungszählung 2001 der Statistik Austria geht hervor, dass in der Periode 1991-2001 jährlich bei rund 1 % der Wohnungen die Fenster erneuert, bei rund 0,6 % der Wohnungen Wärmedämmmaßnahmen durchgeführt und bei rund 1 % das Heizsystem erneuert wurde. Aussagen über die Qualität und Umfang der Maßnahmen lassen sich aus dieser Quelle keine treffen. Klimawandel Der Energiebedarf von Gebäuden hängt eng mit den Witterungsbedingungen zusammen. So ist der rapide Rückgang des Energieträgerbedarfs 2007 zu einem großen Teil auf den überdurchschnittlich warmen Winter zurückzuführen. Für die Steiermark ist anzunehmen, dass durch den Klimawandel der Heizenergiebedarf bis 2050 um etwa 20 % zurückgehen wird. Dafür wird der Kühlbedarf geringfügig steigen. Energiepreise und Bewusstsein Der starke Energiepreisanstieg von 2007 und 2008 hat auch merkbar zu einer Steigerung des Energiebewusstseins geführt. In den privaten Haushalten liegt das größte Einsparpotential bei dem bzw. der Nutzer/in selbst, unabhängig von Bauperiode, Gebäudetyp und Ausstattung. Hohe Energiepreise machen Investitionen in die energetische Sanierung gleichzeitig aber auch rentabler. 60 Wirtschaftliches Potenzial für energetisch bessere Produkte Innovation und Wirtschaft Strenge Baugesetze, Energieeinsparung und Effizienz bieten der Wirtschaft Potenzial, neue und energetisch bessere Produkte auf den Markt zu bringen. Im Neubau gibt es einen Trend hin zu Passiv- und Nullenergiehäusern, wofür neue Baustandards und Technologien notwendig sind. Bei Bestandsgebäuden ist es notwendig alte Technologien durch neue umweltschonendere zu ersetzen und die Gebäudehüllen energetisch zu verbessern. Möchte sich die Wirtschaft durch die Entwicklungen im Gebäudesektor profilieren, so muss sie sich auf folgende Themen einstellen: Im Neubau wird die Holzbauweise zunehmend wichtiger, da hier eine gut entwickelte Industrie in der Steiermark vorhanden ist. Durch die Baugesetze und die Wohnbauförderung für Neubauten und Sanierung und die dadurch bedingte Weiterentwicklung von Dämm- und Bauteilsystemen werden hohe energetische Baustandards zur Normalität. Für die Beheizung werden Systeme notwendig, die Energieträger effizient nutzen und auch bei geringen Heizlasten noch effizient arbeiten können.

Es wird zum verstärkten Einsatz von Solarthermie für Warmwasser und Beheizung von Gebäuden kommen, die ohne Emissionen für deutlich mehr Energieunabhängigkeit sorgen kann. Der Anteil der Biomasse für die Raumheizung und Trinkwarmwassererwärmung wird sich durch die zukünftige Verfügbarkeit von kleinen automatischen Kesseln und der sich erweiternden Verfügbarkeit an Pellets- und Hackschnitzeln erhöhen. Es werden Be- und Entlüftungssysteme notwendig, die die Lüftungswärmeverluste reduzieren. Es werden ganzheitliche Sanierungskonzepte entwickelt, die es ermöglichen, den Energiebedarf von bestehenden Gebäuden massiv und kostengünstig zu reduzieren. Für den Einsatz in den Haushalten selbst müssen Geräte entwickelt werden, die bei gleichem Nutzen weniger Strom benötigen, damit das Stromverbrauchswachstum der letzten Jahrzehnte reduziert werden kann. Es muss qualifiziertes Personal vorhanden sein, um die Qualität und die Effizienz von Maßnahmen zu gewährleisten. Die energetische Qualität von Gebäuden muss sich im Erst- bzw. Wiederverkaufswert widerspiegeln. 8.2. Die Ausgangssituation beim Verkehr Die vom Verkehr erwartete Dienstleistung und damit der eigentliche Nutzen des Verkehrs ist der Zugang zu Menschen und Gütern. Je nach räumlicher Anordnung der Orte menschlicher Aktivitäten und ihrer verkehrlichen Erschließung ist für diesen Zugang mehr oder weniger Distanz zu überwinden und sind dafür unterschiedliche Verkehrsträger nutzbar. So kann z.b. die Nahrungsmittelversorgung je nach Gestaltung des Wohnstandorts fußläufig oder mit dem Fahrrad möglich sein, oder aber ein Pkw dafür erforderlich sein. Für die Erbringung der gleichen Dienstleistung (hier: Zugang zu Nahrung) fallen damit völlig unterschiedliche Energieund Treibhausgas-Emissionsmengen an. Ausgehend von der Analyse des Status Quo ist im Verkehr das Ziel redundante oder erzwungene Mobilität zu vermeiden, neue Mobilitätskonzepte nutzbar zu machen (von flexibel kaufbaren Mobilitätsdiensten bis zu einer besseren Integration von privatem und öffentlichem Verkehr), und attraktive Zukunftstechnologien verfügbar zu machen. Letzteres ist durchaus auch als Chance für den Automotive Sektor zu sehen. Das Verkehrssystem kann dabei ein wesentlicher integrativer Bestandteil des Gesamtsystems sein, z.b. können Batterien von Elektrofahrzeugen im Plug-In Betrieb die wichtigen zusätzlichen Speicheroptionen darstellen, die die Netzintegration von Erneuerbaren ermöglicht. 61 Treibhausgasemissionen des Verkehrs werden gemäß den UNFCCC Regeln dem Land angerechnet, in dem der Treibstoff getankt wird bzw. in dem für elektrische Antriebsarten die Elektrizität dafür produziert wird. Damit weichen Emissionen nach dieser Bilanzierung durchaus auch ab von den Emissionen die durch tatsächlich in einem Bundesland stattfindenden Verkehr verursacht werden; insbesondere bei international abweichenden Treibstoffpreisen besteht der Anreiz in Ländern mit relativ billigerem Treibstoff überproportional zu tanken (sowohl für Pkws, als auch insbesondere für Lkws). Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Nicht die getankte Menge, sondern der in der Steiermark generierte Verkehr ist beeinflussbar Durch das Bundesland direkt gestaltbar ist aber nicht die getankte Menge, sondern am ehesten der in einem Bundesland generierte Verkehr (Verkehrswege mit Ziel- und Endpunkt in einem Bundesland oder mit zumindest dem Ziel- oder dem Endpunkt im Bundesland). 8.2.1. Personenverkehr Neben individuellen sozioökonomischen Einflussfaktoren für Mobilität wie etwa Einkommen, Präferenzen, Alter oder Freizeitgestaltung sind objektive Bestimmungsfaktoren wie Siedlungsstruktur, Verkehrsinfrastruktur, Verfügbarkeit unterschiedlicher Verkehrsmittel oder die Preisstruktur maßgeblich für den Personenverkehr. DIE HANDLUNGSOPTIONEN Motorisierungsgrad [Pkw/1.000 EW] 600 550 500 450 400 350 300 250 200 1981 1986 1991 Steiermark 1996 2001 Österreich 2006 Abbildung 8-7: Entwicklung der Motorisierung Steiermark und Österreich [Pkw/1.000 Einwohner] Quelle: Statistik Austria (Kfz-Statistik) 62 Raumstruktur in der Steiermark von großer Bedeutung für das Verkehrsaufkommen In der Steiermark beobachten wir zwischen 1981 und 2008 ein unterdurchschnittliches Wachstum der Bevölkerung im Vergleich zu anderen Bundesländern bzw. zu Österreich gesamt, was das absolute Wachstum des Personenverkehrs tendenziell bremst. Jedoch ist im selben Zeitraum der Motorisierungsgrad in Pkw pro 1.000 Einwohner im Vergleich zum Österreich Durchschnitt überproportional gestiegen (Abbildung 8-7). Dies hängt vor allem mit den raumstrukturellen Gegebenheiten in der Steiermark zusammen, die durch eine Ansiedelung der Industrie und des Gewerbes in zentralen Regionen um die größten Städte und eine weit verstreute Siedlungsstruktur bedingt ist (siehe Abbildung 8-8). Dies führt zu einer zunehmenden Pendlerbewegung, oftmals verbunden mit einer Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr ganz allgemein, da in diesen Siedlungsstrukturen meist gute ÖV-Anbindungen fehlen. Abbildung 8-9 zeigt, dass lediglich 12 aller steirischen Gemeinden eine Auspendlerquote unter 40% der Erwerbstätigen am Wohnort aufweisen.

Abbildung 8-8: Siedlungsdichte steirischer Gemeinden [Einwohner je km 2 ] Quelle: Statistik Austria, grafische Darstellung: Wegener Zentrum Abbildung 8-9: Auspendlerquote nach steirischen Gemeinden [in %] Quelle: Statistik Austria, grafische Darstellung: Wegener Zentrum 63 Entsprechend der raumstrukturellen besonderen Stellung der Steiermark und den daraus resultierenden Pendlerbewegungen weist die Steiermark nach Kärnten und dem Burgenland die dritthöchste Pkw-Dichte der österreichischen Bundesländer auf (vgl. Tabelle 8-2). Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Duchschn. Fahrleistung [Kfz-km] Treibstoffverbrauch [l/100km] Pkw/ 1.000 EW Burgenland 14.255 7,78 581,4 Kärnten 14.133 8,05 631,0 Niederösterreich 13.217 7,94 547,3 Oberösterreich 13.005 7,81 569,3 Salzburg 13.631 8,19 527,8 Steiermark 14.075 8,02 574,3 Tirol 13.006 7,85 544,5 Vorarlberg 12.589 7,99 534,6 Wien 13.595 8,51 520,9 Österreich 13.462 8,04 546,3 64 DIE HANDLUNGSOPTIONEN Tabelle 8-2: Fahrleistung [Kfz-km], Treibstoffverbrauch [l/100km] und Motorisierungsgrad [Pkw/1.000 EW] im Bundesländervergleich Quelle: Statistik Austria (Mikrozensus 2007/2008 und Kfz-Statistik) Die hohe Pkw-Verfügbarkeit spiegelt sich auch in einer anteilig hohen Verwendung des Pkw für die zurückgelegten Wege wider. Anteil der Wege im Personenverkehr in % 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 11% 54% 4% 18% Fuß Rad MIV-Lenker MIV-Mitfahrer ÖV 14% 13% 15% 13% 14% 13% 14% 15% 10% 48% 5% 25% 10% 52% 52% 4% 4% 19% 21% 10% 10% 11% 11% 10% 46% 5% 25% 52% 4% 20% 46% 48% 4% 5% 25% 23% 27% 11% 42% 3% 16% 17% 10% 49% 4% 21% 0% Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien Österreich Abbildung 8-10: Verkehrsaufkommen im Personenverkehr nach Verkehrsmittel und Bundesländer 2005 [Anteil der Wege in %] Quelle: Daten aus Käfer et al. (2006), eigene Darstellung

Werden alle von der österreichischen Bevölkerung 2005 zurückgelegten Wege betrachtet (letzter Balken in Abbildung 8-10), werden rund 59% der Wege mit dem Pkw (als LenkerIn oder MitfahrerIn) zurückgelegt, der Rest verteilt sich auf Fußwege (21%), Radwege (4%) und den ÖV (17%). Erhebungsbasis ist die österreichische Bevölkerung ab 6 Jahren ohne Urlaubsverkehr und Fernreisen. Die Steiermark weist im Vergleich zu ganz Österreich einen höheren Anteil an Pkw Wegen mit 63% auf und liegt damit hinsichtlich der Nutzung des Pkws hinter dem Burgenland an zweiter Stelle (gemeinsam mit Nieder- und Oberösterreich). Der ÖV Anteil liegt mit 13 % unter dem Österreichwert, mit Fuß und Rad bewältigen die Steirer etwa gleich viel Wege wie die Österreicher gesamt gesehen. Fuß Rad MIV-Lenker MIV-Mitfahrer ÖV Wege nach Weglänge und Verkehrsmittel Stmk. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Total bis 1km 1-2km 2-5km 5-10 km 10-20 km 20-50 km über 50 km ÖV Anteil in der Steiermark unter dem Österreichwert Abbildung 8-11: Wege nach Weglänge (in Entfernungsklassen) und Verkehrsmittel der Steirerinnen und Steirer [Anteil der Wege in %] Quelle: Daten aus Herry und Sammer (1999), eigene Darstellung Die Anteile der Wege können auch nach Weglänge unterschieden betrachtet werden. Dabei zeigt sich, dass die Steirerinnen und Steirer bereits 23% aller Wege bis zu einer Distanz von nur einem (!) Kilometer mit dem Pkw durchführen, wohingegen 65% der Wege dieser Weglänge noch zu Fuß zurückgelegt werden. Bereits bei einer Weglänge von einem bis zu zwei km werden mehr als die Hälfte (54%) der Wege mit dem Pkw zurückgelegt (Lenker und Mitfahrer). Für alle Wege von bis zu 5 Kilometern zeigt sich auch kumuliert, dass bereits 43% mit dem Pkw (Lenker und Mitfahrer) durchgeführt werden. Die starke Verwendung des Pkw selbst auf kürzesten Strecken zeigt die derzeit starke Affinität der Steirerinnen und Steirer zum Pkw. Für Wege innerhalb der Steiermark (so genannter Binnenverkehr, vgl. Tabelle 8-3) und für Wege die entweder in der Steiermark beginnen ( Quellverkehr ) oder in ihr enden ( Zielverkehr ) wird insgesamt der Pkw etwa viermal so stark eingesetzt als der Öffentliche Verkehr (gemessen an den geleisteten Personen-Kilometern). Pkw oft für sehr kurze Distanzen eingesetzt 65 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Der durch die Steiermark durchgehende Transitverkehr macht im Pkw-Verkehr hingegen nur rund ein Zehntel aus (gemessen in Fahrzeug-Kilometern). Der weitaus überwiegende Anteil an in der Steiermark gefahrenen Pkw- Fahrzeugkilometern ist also hausgemacht (über 90%). Binnenverkehr Quell- und Zielverkehr Transitverkehr Summe Pkw (Mio. Kfz-km) 8.059 1.834 995 10.888 ÖV-Bus (Mio. P-km) (ohne Überland-Linien) 603 39 5 647 ÖV-Bahn (Mio. P-km) (ohne Straßenbahn) 507 306 135 948 Pkw gesamt (Mio P-km) ÖV gesamt (Mio P-km) 11.872 2.647 DIE HANDLUNGSOPTIONEN Tabelle 8-3: Fahrleistung [Mio. Kfz-km] und Verkehrsleistung [Mio. P-km] 2005 in der Steiermark nach Binnen-, Quell-, Ziel- und Transitverkehr Quelle: Daten aus Käfer et al. (2009), eigene Berechnungen 8.2.2. Güterverkehr Auch im Güterverkehr gilt, dass der überwiegende Anteil (81%) der Lkw- Fahrleistung (gemessen in Tonnen-Kilometern), die in der Steiermark erbracht wird, hausgemacht ist, also auf Wege innerhalb der Steiermark ( Binnenwege ) oder auf Wege, die hier enden oder beginnen entfällt. Der Transitverkehr ist hingegen für die verbleibenden 19% verantwortlich, also für knapp ein Fünftel (vgl. Tabelle 8-4). Binnenverkehr Quell- Zielverkehr Transitverkehr Summe 66 Relativ hohe Güterverkehrsaktivität in der Steiermark Lkw (Mio. Kfz-km) 270 274 204 748 Lkw (Mio. t-km) 2.968 1.663 1.115 5.865 Tabelle 8-4: Fahrleistung [Mio. Kfz-km] und Verkehrsleistung [Mio. t-km] 2005 nach Binnen-, Quell-, Ziel- und Transitverkehr in der Steiermark Quelle: Käfer et al. (2009) Die insgesamt hohe Güterverkehrsaktivität wird im inner-österreichischen Vergleich auch am hohen Güteraufkommen in der Steiermark sichtbar (vgl. Abbildung 8-12). Hier rangiert die Steiermark nach Nieder- und Oberösterreich aufgrund seiner Industrie- und Produktionsstruktur an dritter Stelle. Dargestellt ist hier auch der jeweils hohe Anteil des Straßengüterverkehrs. In der Steiermark werden 80% der anfallenden Güter auf der Straße transportiert. Da im Schienenverkehr tendenziell weitere Wegstrecken zurückgelegt werden, ersehen wir aus Tabelle 8-5, dass in der Verkehrsleistung (Tonnen mal zurückgelegte Strecke) der Anteil im Binnenverkehr noch stärker zugunsten der Straße verschoben ist. Beim in die Steiermark eintreffenden oder aus ihr abgehenden Verkehr (Quell- und Zielverkehr) hingegen weist die Bahn einen überdurchschnitt-

lichen Anteil auf. Insgesamt sind die modalen Anteile beim Güteraufkommen (in Tonnen) in der Steiermark 80% auf der Straße und 20% auf der Schiene. 120 Straße Schiene Güterverkehrsaufkommen [Mio. t] 100 80 60 40 20 0 5% 95% 19% 81% 13% 87% 21%% 79% 8% 92% 20% 80% 10% 90% 12% 88% 13% 87% Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Wien Abbildung 8-12: Güteraufkommen nach Bundesländern 2005 [Mio. Tonnen] Quelle: BMVIT (2007) Binnenverkehr bezogen auf das Bundesland Quell- Zielverkehr des Bundesland Summe (Verkehr mit Quelle und/oder Ziel im Bundesland ) Anteil der Verkehrsmittel Straße (Mio. t) 42,7 26,3 69,0 80% Schiene (Mio. t) 2,3 14,8 17,1 20% Tabelle 8-5: Güteraufkommen in der Steiermark [Mio. t] 2005 Quelle: BMVIT (2007) 8.2.3. Gestaltungsbereiche 67 Antriebstechnologien und alternative Treibstoffe Der Verkehrssektor ist jener Sektor, in dem in der Steiermark (auch allgemein in Österreich und weltweit) die Treibhausgasemissionen am stärksten anwachsen. Die bisherigen Gegenstrategien fokussierten auf Verbesserung der Antriebstechnologien und auf alternative Treibstoffe. Die erreichten verringerten Emissionen je Fahrzeug-Kilometer wurden bisher allerdings deutlich überkompensiert durch steigende Fahrleistungen. Weiters stoßen wir bei den biogenen Treibstoffen in der mengenmäßigen Verfügbarkeit global auf enge Grenzen, solange wir dafür agrarische Flächen benötigen, welche in Nutzungskonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen. Die Problematik der Flächenkonkurrenz verschärft sich durch eine Biogene Treibstoffe stoßen an Grenzen der Verfügbarkeit Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

68 DIE HANDLUNGSOPTIONEN Raumordnung gutes Steue- rungs- Instrument Zentrale Bedeutung kombinierter Verkehrsformen zunehmend in ihrem Lebensstil auf Fleischkonsum übergehende Weltbevölkerung. Es bleibt somit auch nach Antriebstechnologien und alternativen Treibstoffen ein offener Emissionsreduktionsbedarf im Verkehr, der einerseits groß und anderseits langfristig ist. Die Rolle der Raumordnung Über die Raumordnung sind Verkehrsvolumen und Modal Split besonders stark steuerbar. Die Wirkung entfaltet die Raumordnung dabei zwar erst mittel- und langfristig, in diesem Zeithorizont hat sie jedoch ein wesentliches Potenzial. Für eine haushälterische Siedlungsentwicklung und Raumordnung erwarten wir bereits im 20-Jahr Horizont eine den bisherigen technologischen Verbesserungen ebenbürtige (d.h. gleich hohe zusätzliche) Treibhausgasemissionseinsparung (Käfer und Steininger, 2008). Trotz dieses Wissens wurde der Einsatz der Raumordnung auf dieses Ziel hin bisher oftmals wenig bis gar nicht effektiv gestaltet. Integratives Verkehrssystem Die gezeigte Weglängenstruktur nach Verkehrsmitteln (mehr als die Hälfte der Wege mit einer Weglänge von 1 bis 2 Kilometern werden mit dem Pkw zurückgelegt) demonstriert das Potenzial für den Umstieg auf nicht-motorisierten Individualverkehr für kurze Wege. Wird insgesamt der Weg in einem Gesamtsystem betrachtet, so wird die Bedeutung kombinierter Verkehrsformen und flexibler Strukturen (Car Sharing und ÖV, Rufbusse für Umland, Bahn und Taxi etc.) zur Attraktivierung des ÖV zentral. Der Besitz eines Pkw kann durch die Benutzung einer Produkt- oder Mobilitätsdienstleistung ersetzt werden, wie etwa bei Car-Sharing. Infrastrukturausbau Unter den Zielsetzungen des Landes Steiermark (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2007) Verlässlichkeit und Berechenbarkeit nationaler und regionaler Verkehrspolitik über die Zeit von Legislaturperioden hinaus, insbesondere in der Frage von Investitionen. Nachhaltige Veränderung im Mobilitätsbewusstsein der Menschen, insbesondere hinsichtlich des öffentlichen Verkehrs und der Leistungssteigerung des Schienenverkehrs. werden zurzeit folgende Projekte im Infrastrukturausbau verfolgt. Im Eisenbahnverkehr der Ausbau der Neuen Südbahn/Pontebbana-Achse (Semmering-Basistunnel, Koralm) zur Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs und der angeschlossenen Standorte. Im Zuge der nächsten Revision der Trans- Europäischen Netze (TEN) wird auf europäischer Ebene eine Einbindung dieser Achse in Form einer Verlängerung der TEN Achse Nr. 23 angestrebt. Der Ausbau der Steirischen Ostbahn (mit Ungarn) und der Pyhrn-Schober-Achse (mit der

Tschechischen Republik und Slowenien) wird in internationaler Abstimmung zur Stärkung der West-Ost bzw. Nord-Südverbindung verfolgt. Im Straßenverkehr sind die zentralen Infrastrukturausbauprojekte die S7 (Fürstenfelder Schnellstraße), die S36 (Murtaler Schnellstraße), S37 (Klagenfurter Schnellstraße), die B320 (Ennstal Straße) und der A2 Knoten Graz-Ost mit Anschlussstellen. Ausbau des Angebots im Umweltverbund Mit dem S-Bahn-System Steirertakt wird seit 2005 der Eisenbahnverkehr in der gesamten Steiermark verbessert. Basis dafür ist ein durchgehender 30-Minuten- Takt auf den von Graz führenden Strecken bis Bruck an der Mur, Spielfeld/Straß, Fehring, Deutschlandsberg und Köflach sowie im obersteirischen Ballungsraum zwischen Leoben Bruck/Mur Kapfenberg. Das Konzept baut auf den im Abschnitt Infrastrukturausbau genannten Eisenbahn-Projekten stufenweise auf. Darüber hinaus sollen insbesondere zusätzliche Haltestellen und Nahverkehrsknoten im Bereich Graz, die Verbesserung von bestehenden Bahnhöfen und Haltestellen, der Ausbau des Grazer Straßenbahnnetzes und etwaige Streckenverbesserungen im übrigen Netz der Steiermark (Südbahn zwischen Kärnten und St. Michael, Ennstalbahn, Ausseer Bahn, Nebenbahnen und GKB) zu einer Gesamtattraktivierung des Schienenverkehrs beitragen, den Öffentlichen Verkehr dauerhaft stärken und zusätzliche Fahrgäste lukrieren. Im Vollausbau sollen im Großraum Graz rund 27.000 neue Fahrgäste pro Tag auf der Eisenbahn transportiert werden, was einem Plus von 80% gegenüber 2005 entspricht. Mit der Strategie Radverkehr Steiermark 2008-2012 (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2008) wird mit einem umfassenden Maßnahmenpaket in den Bereichen Infrastruktur, Bewusstseinsbildung und organisatorische Rahmenbedingungen das Ziel verfolgt, den Radverkehrsanteil in der Steiermark bis 2012 auf 12 % zu verdoppeln. 8.3. Die Ausgangssituation in der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft 8.3.1. Treibhausgasemissionen 69 Landwirtschaft Die Landwirtschaft wird in der Bundesländer-Luftschadstoffinventur als eigener Bereich in ihren Treibhausgas-Emissionen ausgewiesen (nicht aber die Forstwirtschaft). Im Jahr 2007 war die Landwirtschaft mit 1.363 kt CO 2 e für 9,6% der steirischen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (Umweltbundesamt, 2009b). 748 ktco 2 e stammen davon wiederum aus CH 4 Emissionen und 615 kt CO 2 e aus N 2 O- Emissionen (Umweltbundesamt, 2009). Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

1.600 1.400 N2O CH4 1.000t CO2e 1.200 1.000 800 600 400 200 DIE HANDLUNGSOPTIONEN 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Abbildung 8-13: THG-Emissionen der Landwirtschaft [kt CO 2 e] Quelle: Umweltbundesamt (2009b) Die wichtigsten Quellen landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen im Jahr 2007 stellen mit einem Anteil von 55% die direkten verdauungsbedingten CH 4 - Emissionen aus der Viehhaltung, sowie die CH 4 -Emissionen aus dem Wirtschaftsdüngermanagement dar, welche kausal von den Tierbestandszahlen abhängig sind (vergleiche Tabelle 8-6). Jahr Rinder gesamt Schweine Schafe Ziegen 1970 461,074 613,415 16,017 6,795 1980 454,640 817,338 27,032 4,212 1990 444,522 960,992 51,251 5,299 2000 363,341 867,757 58,237 7,782 2008 337,420 835,944 52,722 6,668 Tabelle 8-6: Entwicklung des steirischen Viehbestandes 1970-2008 Quelle: Statistik Austria und Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (2009) 70 Die zweite wichtige Quelle für landwirtschaftliche Treibhausgas-Emissionen stellen die N 2 O-Emissionen aus dem Wirtschaftsdüngermanagement sowie der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Böden dar. Sie repräsentieren im Jahr 2007 knapp 45% der landwirtschaftlichen Treibhausgas-Emissionen. In den Bereich Bodenbewirtschaftung fallen die Düngung mit organischem Stickstoffdünger, die chemische Stickstoffdüngung sowie sonstige direkte und indirekte Emissionen aus der Bodenbewirtschaftung, wie etwa Stickstoffauswaschung, Stickstoff fixierende Pflanzen (Leguminosen), Ernterückstände, Ausbringung von Klärschlamm, atmosphärische Deposition von Stickstoff und Gülle von Weidetieren. Sonstige Emissionen (mit Abfallwirtschaft) Die verbleibenden THG-Emissionen sind in der Bundesländer-Luftschadstoff- Inventur nach den UNFCCC Bilanzierungsregeln für die Steiermark im Sektor Sonstige enthalten. Dieser Sektor umfasst neben der Abfallwirtschaft auch Emissi-

onen aus der Anwendung von Lösungsmitteln. Letztere sind jedoch in der Regel eingeschränkt klimaschädlich. Der Fokus in unserer Arbeit liegt daher im Sektor Sonstige auf der Abfallwirtschaft. Da die Emissionen beider Entstehungsarten nicht getrennt ausgewiesen werden, ist in Abbildung 8-14 der Verlauf der THG- Emissionen des gesamten Sektors Sonstige dargestellt. 700 600 CO2 N2O CH4 1.000t CO2e 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Abbildung 8-14: THG-Emissionen des Sektors Sonstige" Quelle: Umweltbundesamt (2009b) Die wirksamste Emissionskomponente aus der Abfallwirtschaft ist das bei Faulprozessen entstehende Methan (CH 4 ) mit 384 kt CO 2 e im Jahr 2007. Die gesamten THG-Emissionen des Sektors Sonstige sind seit 2000 gesunken. Dem steht ein Anstieg der kommunalen Abfälle zwischen 2003 und 2008 um 18% also von 362 kg/ew auf 421 kg/ew gegenüber. Bei gesamthaftem Anstieg der Abfallmengen ist der Anteil des Restmülls von 31,3% auf 29,1% gesunken. Insgesamt setzt sich das kommunale Abfallaufkommen 2008 aus folgenden Abfallfraktionen zusammen: Verpackungen und kommunale Altstoffe (ca. 41%), Restund Sperrmüll (ca. 38%), biogene Abfälle (ca. 19%) sowie Elektro- und Elektroaltgeräte, Problemstoffe und Straßenkehricht. (ca. 2% ) (Land Steiermark, 2010). 8.3.2. Zukünftige Entwicklungen und Gestaltungsbereiche 71 Land- und Forstwirtschaft Die Landwirtschaft wird in den nächsten Jahrzehnten stärker als andere Sektoren von den direkten Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein und daher zahlreiche Anpassungen vornehmen müssen. Sei es durch den Einsatz neuer Kulturarten im Pflanzenbau, welche bessere Trockenheits- und Hitzeresistenzen aufweisen, durch Boden bzw. wasserschonende Bewirtschaftungsmethoden oder in ihrem Umgang mit Extremwetterereignissen. Dies stellt eine große Herausforderung für die Forschung, Politik, die zuständigen Institutionen und im Speziellen die Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Landwirte dar. Zudem gilt es auch, die wesentlichen Potenziale in der Landwirtschaft zur Reduzierung ihrer THG-Emissionen auszuloten und zu realisieren. Für die Landwirtschaft gibt die EU über die Lenkungsinstrumente Marktordnung und ländliche Entwicklung neue Herausforderungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik vor: Erhaltung der Biodiversität, Erosionsschutz, Grundwasserschutz und klimapolitische Ziele. Die damit verbundenen Umsetzungsmaßnahmen in der Steiermark haben jeweils auch Potenzial für relevante Treibhausgas- Emissionsminderungen. DIE HANDLUNGSOPTIONEN Für die zukünftige Entwicklung der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen erweisen sich die Entwicklung der Tierbestände (vor allem die Rinderzahlen), die damit einhergehenden Wirtschaftsdüngermengen, sowie die Art und Weise der Bodenbewirtschaftung (hauptsächlich der Einsatz an organischem und chemischem Stickstoffdünger) als kritische Einflussfaktoren. Handlungsoptionen der Steiermark zur Emissionsreduktion in der Landwirtschaft sind: effizienter Einsatz von Stickstoffdünger, schonende Methoden zur Bodenbearbeitung, Reduktion der tierbestandsabhängigen Emissionen, Landnutzungsänderung (beispielsweise weist Grünland wesentlich geringere THG-Emissionen auf als Ackerland) und verbessertes Wirtschaftsdüngermanagement bei Lagerung und Ausbringung. Darüber hinaus können auch die Ökologische Landwirtschaft und die Stärkung von regionalen Vermarktungsinitiativen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Forstwirtschaft zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Holz nicht nur ein wichtiger Energieträger sondern auch ein wichtiger Baustoff und Rohstoff für die weitere stoffliche Nutzung ist. Gerade durch die Kopplung von Holz als Baustoff und als Energieträger werden langfristig nachhaltige Lösungen geschaffen. 72 Die Forstwirtschaft stellt demzufolge gerade in der Steiermark ein Potenzial für den Klimaschutz in mehreren Dimensionen dar. Zum Einen stehen derzeit noch ungenützte Mengen nachwachsender Rohstoffe für den Einsatz als erneuerbare Energieträger zur Verfügung. Zum Anderen bieten forstwirtschaftliche Rohstoffe aber auch die Möglichkeit als materieller Rohstoff ein nachhaltiger Ersatz für bisher kohlenstoffintensiv hergestellte Einsatzstoffe zu sein. Etwa gilt es im Bereich der Gebäude nicht nur die im Betrieb der Gebäude verursachten THG-Emissionen zu senken bzw. überhaupt zu eliminieren, sondern langfristig auch die THG- Emissionen in der Herstellung der Baustoffe selbst zu verringern bzw. zu eliminieren. Holz als Baustoff kann hier Stahl, Beton, Ziegel, Zement ganz oder teilweise ersetzen. Bereits jetzt gibt es in Österreich in sonst keiner Region eine solche große Dichte etwa an Fertighausherstellern, die auf Basis von Holzkonstruktionen arbeiten. Ähnlich gibt es Potenziale in anderen Anwendungen, wie zb in der Herstellung und Gestaltung von Möbeln. Abfallwirtschaft Seit der Umsetzung des Ablagerungsverbotes mit 1.1.2004 werden in der Steiermark nur mehr mechanisch-biologisch vorbehandelte gemischte Siedlungsabfälle

auf Massenabfalldeponien abgelagert. Die heizwertreiche Fraktion wird dabei thermisch verwertet. Im Jahr 2008 konnten durch die Behandlung der Abfälle von der insgesamt angelieferten Restmüllmenge aus kommunalen und betrieblichen Abfällen von 254.000t Restmüll ca. 117.000 t bzw. 46% einer thermischen Verwertung zugeführt werden. 26% wurden auf Massenabfalldeponien abgelagert, 4 % wurde einer stofflichen Verwertung zugeführt der Rest sind Rotteverluste (Land Steiermark, 2010). Neben der Reduzierung des zu deponierenden Abfalls bedeutet das eine Vermeidung von Gewässer- und Bodenverunreinigung, und eine Reduzierung von Treibhausgasen (Methanvermeidung). Zukünftige Emissionsminderungen im Bereich der Abfallwirtschaft könnten also beispielsweise noch durch eine Verstärkung der getrennten Sammlung, dem Trennen von Gewerbeabfällen und Hausmüll sowie der energetischen Nutzung von Ersatzbrennstoffen in besonders energieeffizienten Anlagen erreicht werden. Weitere mögliche Maßnahmen sind die Verbesserung der Entsorgungslogistik, die in ihrer Treibhausbilanz aber dem Sektor Verkehr zugerechnet werden muss, die Einführung des e-goverments (Vermeidung von Papier), sowie eine verstärkte Nutzung von Biogas aus biogenen, nichtholzigen Abfallbestandteilen. Emissionsminderung durch Verstärkung der Abfalltrennung und energetische Nutzung von Ersatzbrennstoffen 8.4. Die Ausgangssituation bei der Produktion 8.4.1. Energieverbrauch im Produktionsbereich Im Jahr 2007 betrug der energetische Endverbrauch des Produktionsbereichs in der Steiermark 64.466 TJ. Dies sind 40 % des gesamten Energiebedarfs der Steiermark. Aufgrund eines eher geringen Anteils an erneuerbaren Energien ist die steirische Produktion einer der Hauptemittenten von Treibhausgasen. Die österreichweiten Trends setzten sich in den letzten Jahren zum Teil auch in der Steiermark durch, wie folgend beschrieben: Im Zeitverlauf ist ein deutlicher Rückgang der hoch emittierenden Energieträger zugunsten der Energieträger mit geringen Emissionen, im Speziellen Gas, ersichtlich. Der prozentuelle Anteil an erneuerbaren Energien ist von einem Anteil von 15% im Jahr 1989 auf knapp 7% im Jahr 2005 abgefallen. Seit diesem Tiefpunkt sind jedoch wieder eindeutige Trends zur Erhöhung des Anteils an Erneuerbaren zu erkennen. Im Gegensatz zur österreichischen Entwicklung sind in der Steiermark im Produktionsbereich eher geringe Zuwächse im Stromverbrauch zu erkennen (Abbildung 8-15). Beinahe drei Viertel des Energiebedarfs werden für Bereitstellung von thermischer Energie verwendet, 30 % dieser Wärme werden auf einem Temperaturniveau unter 100 C benötigt. 73 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

70.000 Kohle ÖL Gas Erneuerbare Fernwärme elektrische Energie 60.000 DIE HANDLUNGSOPTIONEN Starke Schwankungen in der Energieintensität der Sachgüter- Produktion Energieverbrauch [TJ] 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 Abbildung 8-15: Energieverbrauch nach Energieträgern im Produktionsbereich in der Steiermark Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen Hinsichtlich der Entwicklung der Energieintensität unterliegt der Produktionssektor in der Steiermark starken Schwankungen, welche sich sehr deutlich von den nationalen Daten abheben. 74 Energieintensität [Index 1990=100] 105 100 95 90 Österreich 85 Steiermark 80 75 70 1990 1995 2000 2005 Abbildung 8-16: Energieintensität in der Sachgüterproduktion in der Steiermark und in Österreich Quelle: Statistik Austria, JR InterReg eigene Berechnungen Vergleicht man die Entwicklung der Energieintensität der Sachgüterproduktion in der Steiermark mit der Österreichs, so liegt diese eindeutig unter dem Österreich weiten Trend (vgl. Abbildung 8-16) und ist seit 1990 um mehr als 20% gesunken. Die Fluktuationen in der Energieintensität sind auf die Struktur des Bereichs Produktion zurück zu führen. Die Verteilung des Energiebedarfs ist in Abbildung 8-17

zu sehen. Die 3 größten Sektoren (Papier und Druck, Eisen- und Stahlerzeugung, Steine/Erden/Glas) benötigten 2007 beinahe 2/3 des energetischen Endverbrauchs im Sektor Produktion. Bergbau Nahrungs- und Genußm, Tabak Sonstige produzierende Sektoren Papier und Druck Holzverarbeitung Bau Maschienenbau Steine und Erden, Glas Eisen- und Stahlerzeugung Abbildung 8-17: Energiebedarf nach Sektoren Quelle: Statistik Austria 8.4.2. Trends und Gestaltungsbereiche Die zukünftige Entwicklung des Energieverbrauches des produzierenden Sektors in der Steiermark lässt sich kaum voraussagen und hängt vorwiegend von der allgemeinen Konjunktur und möglichen Auswirkungen einer weiteren Globalisierung ab. In Bezug auf die anderen im Klimaschutzplan betrachteten Sektoren können aber folgende Abhängigkeiten erwartet werden: Ein starker Trend zu Niedrigenergiehäusern wird eine Änderung der Baumaterialien mit sich bringen und kann die Mengen der Zementproduktion beeinflussen. Weiters sind von diesem Trend Auswirkungen auf den Einsatz von Biomasse im Raumwärmesektor zu erwarten, da die zu erwartenden niedrigeren Leistungen zunehmend die Wirtschaftlichkeit von Nahwärmeversorgungen in Frage stellen werden. Wahrscheinlich sind auch Auswirkungen auf den Markt von Biomassekesseln, da sich bei einem sehr kleinen Wärmebedarf in Niedrigenergiehäusern Investitionen in Kessel, Heizungskeller und Kamin gegenüber einer elektrischen (Wärmepumpen-)Heizung erschwert rechnen werden. Die Automobilproduktion hat voraussichtlich ihr Produktionsmaximum zumindest bezüglich der Massen (wenn nicht auch der Stückzahlen) überschritten. Auch hier ist der Trend zu Leichtbauwerkstoffen (Kunststoffe, Aluminium, ) weiterhin zu erwarten. Derzeitige Konjunkturprogramme haben vielfach den Schwerpunkt in Infrastrukturmaßnahmen, einschließlich des Ausbaues des öffentlichen Verkehrs; hier sind Auswirkungen auf die Baustoffindustrie aber auch auf die Stahlindustrie (Schienen, Tunnelmaschinen, ) zu erwarten. 75 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Steigende Treibstoffpreise werden die Globalisierung geringwertiger Wirtschaftsgüter bremsen 8.5. Die Ausgangssituation bei Elektrizität und Wärme 8.5.1. Struktur der derzeitigen Bereitstellung Für die im Bundesland Steiermark erzeugte Elektrizität und Fernwärme wurden im Jahr 2007 Primär-Energieträger gemäß Abbildung 8-18 eingesetzt ( Umwandlungseinsatz ). Es dominierten somit Kohle (23.361 TJ) und Erneuerbare (21.277 TJ), gefolgt in einigem Abstand von Erdgas (9.186 TJ) und Erdöl (3.873 TJ). DIE HANDLUNGSOPTIONEN Strom und Fernwärme aus Kohle (40 %) und Erneuerbaren (37 %), Erdgas (16 %) sowie Erdöl (ca. 7 %) Erneuerbare Kohle Erdgas Erdöl Abbildung 8-18: Energieeinsatz zur Energieumwandlung (Umwandlungseinsatz) in der Steiermark 2007 [TJ] Quelle: Statistik Austria, Energiebilanz Steiermark 76

[TJ] Kohle 23.361 Erdöl 3.873 Gas 9.186 Erneuerbare 21.277 Brennbare Abfälle 6 Brennholz 1 biogene Brenn- und Treibstoffe 9.619 Umgebungswärme 107 Wasserkraft 11.183 Windkraft und PV 362 Summe 57.697 Tabelle 8-7: Umwandlungseinsatz nach Energieträgern 2007 [TJ] Tabelle 8-7 zeigt den Umwandlungseinsatz nach Energieträgern für fossile und erneuerbare Energieträger. Aus Abbildung 8 19 wird deutlich, dass innerhalb der Erneuerbaren die Wasserkraft die bedeutendste Quelle für den Umwandlungseinsatz ist, gefolgt von den biogenen Brenn- und Treibstoffen, im wesentlichen Holzhackgut aus forstlicher und industrieller Quelle, aber auch z.b. Biodiesel. Brennholz hingegen ist hier nicht von Bedeutung, es geht praktisch zur Gänze direkt in den Endenergieverbrauch. Windkraft und PV Brennbare Abfälle Brennholz Wasserkraft 77 biogene Brennund Treibstoffe Umgebungswärme Abbildung 8-19: Umwandlungseinsatz erneuerbare Energieträger in der Steiermark 2007 [TJ] Quelle: Statistik Austria (2008), Energiebilanz Steiermark Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Die Begriffe, unter denen in der Energiebilanz (wie auch in Abbildung 8-19) die erneuerbaren Energieträger gruppiert werden, sind durch die Vielfalt der berücksichtigten Einzelformen nicht selbsterklärend, weshalb Tabelle 8-8 die Zuordnung erläutert. Überkategorie Brennbare Abfälle Brennholz Biogene Müll, Sonstige Abfälle Einzelformen Hackschnitzel; Sägenebenprodukte; Waldhackgut; Rinde; Stroh; Ablauge der Papierindustrie; Biogas, Klärgas, Deponiegas; Klärschlamm; Rapsmethylester; Tiermehl und fett; DIE HANDLUNGSOPTIONEN Brenn- und Treibstoffe Umgebungswärme Wasserkraft Windkraft und Photovoltaik Energie aus Wärmepumpen; Geothermische Energie; Solarwärme Solarstrom;Windkraft Tabelle 8-8: Gruppierung erneuerbarer Energieträger Quelle: Statistik Austria In Abbildung 8-20 ist der Anteil der Elektrizität (24.704TJ) und der Fernwärme (7.259 TJ) am Umwandlungsausstoß (d.h. der erzeugten Sekundärenergieträger) dargestellt. Der Umwandlungsausstoß an Gichtgas aus der Stahlindustrie (ca. 6.800 TJ) wird hier nicht ausgewiesen, weil er in weiterer Folge zumindest zum Teil selbst als Umwandlungseinsatz für die Stromerzeugung verwertet wird und zum anderen Teil für den Sektor Energie (Eigenbedarf) verwendet wird. Fernwärme 23% 78 Elektrische Energie 77% Abbildung 8-20: Ergebnis der Energieumwandlung (Umwandlungsausstoß) in der Steiermark 2007 [Anteile in % der TJ] Quelle: Statistik Austria (2008), Energiebilanz Steiermark 8.5.2. Aktuelle Entwicklungen und zukünftige Pläne In der Steiermark hat sich in den letzten zehn Jahren im Zuge der Liberalisierung der Strommärkte und der Neuordnung der Energiewirtschaft eine Reduzierung der steirischen Kraftwerkskapazitäten ergeben. Die elektrische Gesamtleistung der

Wärmekraftwerke und Heizkraftwerke (ohne Eigenstromerzeugung in der Industrie) im Jahr 1999 betrug noch 1.211 MW, derzeit beträgt sie 410 MW (Mellach und Werndorf; Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2005). In nächster Zukunft ist ein starker Ausbau der Kapazität diskutiert bzw. vorgesehen (Gas-FHKW Mellach und Werndorf, in Diskussion auch Gas-FHKW Graz Puchstrasse). Die Wiederaufnahme des Betriebs des FHKW Voitsberg mit Steinkohle (330 MWe) steht ebenfalls zur Diskussion. Die Errichtung von zwei mit Erdgas betriebenen Fernheiz-Kraftwerksblöcken (je ca. 400 MWe) in Mellach hat bereits das Genehmigungsverfahren bestanden. Thermische Kraftwerkskapazität steigt mit den genehmigten und geplanten Anlagen auf das Dreifache Wenn alle konkreten Kraftwerksprojekte (zwei Mal Mellach und FHKW Graz- Puchstrasse) realisiert werden, und wie derzeit geplant, das bestehende FHKW Mellach (Steinkohle) weiterbetrieben wird, steigt die Kapazität der thermischen Energieerzeugungsanlagen (ohne Eigenstromerzeugung in der Industrie) von einer Gesamtleistung von derzeit 410 MWe auf voraussichtlich zukünftig fast 1500 MWe. Die Auswirkung des Ausbaus der Kapazitäten auf die Treibhausgasemissionen hängt stark von der Auslastung des Kraftwerksparks ab. Da die konkret geplanten zusätzlichen Kraftwerke mit Erdgas betrieben werden, und Erdgas im Vergleich zu Kohle niedrigere spezifische Emissionen verursacht, wird der Zuwachs der Treibhausgasemissionen nicht proportional mit der Kraftwerkskapazität steigen. 79 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

8.6. Die Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf den Lebensstil 1 Der Klimawandel und seine Folgen beeinflussen aufgrund der zunehmenden Dynamik viele grundlegende, globale Herausforderungen. Maßnahmen zum Klimaschutz müssen in den kommenden Jahren intensiviert werden, um mögliche negative Folgen für die Menschen und die Umwelt weitestgehend abzumindern. Wie bei vielen großen Veränderungen stehen meist die technischen Aspekte im Vordergrund, also hard facts. DIE HANDLUNGSOPTIONEN Zunehmend stellen wir fest, dass die technologischen Veränderungen nicht ausreichen. Diese führen in vielen Bereichen dazu, dass der erhoffte Vorteil durch Veränderung in unserem Verhalten zunichte gemacht wird. Vergleicht man dazu die Entwicklung von Automotoren, so sind diese in den letzten Jahren im Vergleich zu ihrer Leistungsfähigkeit immer effizienter geworden - aber wir fahren immer mehr und unsere Fahrzeuge nehmen an Gewicht und PS-Stärke zu und zwar mehr als die Einsparung durch die Effizienzsteigerung bei der Technologie gebracht hat (Rebound-Effekt). Der technologische Fortschritt wurde sozusagen durch unser nicht angepasstes Verhalten überkompensiert. Es geht also nicht nur darum, dass wir neue Technologien einsetzen, ja nicht einmal bloß darum welche das sind, sondern wie wir damit umgehen und mit welchem Verständnis wir Veränderungen vorantreiben. Bei einer derart grundlegenden Veränderungsdynamik geht es also auch um das Fundament jeder technologischen Maßnahme, es geht um die Haltungen der Menschen, letztlich um unseren Lebensstil. 8.6.1. Aufgaben für eine starke Klimapolitik Damit wird deutlich, dass eine zukunftsweisende Klimapolitik die Aufgabe hat, zwei Aspekte zu beachten: 80 Fragen des Lebensstils also jene Faktoren, die unser Verhalten und unsere Haltung hin zu einem klimaverträglicheren bzw. klimaschonenden Leben führen und technologisch, strukturelle Ansätze, die uns einen hohen Lebensstandard bei gleichzeitig geringer Auswirkung auf das Klima ermöglichen. Fragen des Lebensstils sind dabei das Fundament auf dem technologischstrukturelle Ansätze aufbauen. Nur wenn wir alle bereit sind ein klimafreundliches Verhalten auch zu leben, werden neue klimafreundliche Technologien am Markt auch eine Chance haben. 1 Dieses Kapitel wurde von Auftraggeberseite (Land Steiermark, Fachabteilung 17A) unter Einbindung von steirischen Umwelt-, Naturschutz- und entwicklungspolitischen Organisationen erstellt (Autorinnen und Autoren: Andrea Gössinger- Wieser, Kurt Schauer und Adelheid Weiland).

Abbildung 8-21: Konzept einer ganzheitlichen Klimapolitik Die Herausforderung ist sicherlich darin zu sehen, dass Fragen des Lebensstils die Voraussetzung für effektive Reduktion der Treibhausgase sind, selbst aber schwer bis gar nicht quantifiziert werden können. Dies ist bei technologisch, strukturellen Aufgaben viel leichter. So kann das Reduktionspotential beim Austausch von 1.000 Ölkessel in steirischen Einfamilienhaushalten ganz einfach berechnet werden, für ein Programm zur Sensibilisierung von EigenheimbesitzerInnen hin zu einem klimabewussteren Verhalten ist dies seriös kaum möglich. Es gibt sehr wohl gute quantifizierbare Einzelbeispiele: So konnte allein durch Beratung und bewusstes Verhalten der Energieverbrauch von steirischen Pflichtschulen im Rahmen des fifty-fifty Projektes ohne Investition im Durchschnitt um 20% gegenüber einer baugleichen Schule reduziert werden. Seitens der Verantwortungsträger werden von Klimaprogrammen klar definierte Reduktionsszenarien und einfach überschaubare Maßnahmen gefordert, daher fallen diese weichen Fragen des Lebensstils häufig unter den Tisch. Da nun Fragen des Klimawandels so tief in unseren Lebensalltag, in unsere Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten eingreifen und die Steiermark als die Grüne Mark auch eine besondere Vorbildwirkung hat, wurde beschlossen, Fragen eines klimafreundlichen Lebensstils als Teil des Klimaschutzplans Steiermark zu stellen. So soll sichergestellt werden, dass die Menschen bereit sind die technologisch-strukturellen-legistischen Ansätze der Themenbereiche (Gebäude, Mobilität, Produktion, Energiebereitstellung, Land-, Forstwirtschaft und Abfallwirtschaft) auch wirklich so aufgreifen, dass die übergeordneten Ziele des Klimaschutzplans auch erreicht werden können. 81 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

8.6.2. Der Klimastil im "Klimaschutzplan Steiermark" Das Kapitel Klimastil ist somit zentraler Teil einer ganzheitlichen Klimapolitik. Im Klimaschutzplan Steiermark umfasst dieses Kapitel all jene Maßnahmen, die notwendig und sinnvoll sind, damit die Menschen der Steiermark einen klimabewussteren Lebensstil einschlagen und damit die technologisch-strukturellen Ansätze auf eine hohe Bereitschaft der UmsetzerInnen und AnwenderInnen stoßen. DIE HANDLUNGSOPTIONEN Abbildung 8-22: Maßnahmen im Bereich Klimastil Alle technologischen, strukturellen und legistischen Maßnahmen sind auch im Klimaschutzplan Steiermark, wie üblich, Themenkapiteln zugeordnet. Diese sind notwendig, damit man die entsprechenden Angebote und Anforderungen rasch vorfindet. 82

Literatur Amt der Steiermärkischen Landesregierung (2005), Energieplan 2005-2015, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Juni 2005. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (2007), Wege in die Zukunft. Bedarf der Steiermark im Verkehrsbereich. Infrastrukturpapier des Landes Steiermark zur Vorlage an den Bund. Landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder, Graz, März 2007. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (2008), Strategie Radverkehr Steiermark 2008-2012. Fachabteilung 18A, Graz, März 2008. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (2009), Energiestrategie Steiermark 2025, Vorlage für die Steiermärkische Landesregierung. http://www.umwelt.steiermark.at/cms/dokumente/11140577_44162181/2e8c594c/ene rgiestrategie%20steiermark%202025.pdf Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) (2004), Energiebericht der österreichischen Bundesregierung 2003. Europäische Kommission (2008a), 20 und 20 bis 2020 Chancen Europas im Klimawandel, Mitteilungen der Kommission an das europäische Parlament, den Rat, den europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen, Komm(2008) 30 endgültig, Brüssel. Europäische Kommission (2008b), Begleitpapier zum Paket der Durchführungsmaßnahmen für die Ziele der EU in den Bereichen Klimawandel und erneuerbare Energie bis 2020, Arbeitspapier SEC(2008)85, Brüssel. Europäisches Parlament (2008), EU Energie- und Klimapaket. Texts adopted at the sitting of Wednesday 17 December 2008 by the Parliament. G8 Summit 2009 (2009), Documents of the G8 Summit 2009, http://www.g8italia2009.it/g8/home/g8-g8_layout_locale-1199882116809_atti.htm Käfer, A, Steininger, K. (2008), Raumordnung und Klimaschutz: Verkehrsentwicklung und Emissionsbilanz einer haushälterischen Standortentwicklung im Salzburger Zentralraum, Studie im Auftrag der Salzburger Landesregierung - Abteilungen Raumplanung sowie Umweltschutz, Trafico-Verkehrsplanung Käfer GmbH und Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz: Wien/Graz. Nakicenovic, N., and Schleicher, S. (Coordinators) (2008), Assessing Austria in the EU 2020 Target Sharing, Synthesis Report, Austrian Institute for Economic Research (WIFO), Wegener Center for Climate and Global Change, Vienna University of Technology, Austria, Pacala, S., Socolow, R. (2004): Stabilization Wedges: Solving the Climate Problem for the Next 50 Years with Current Technologies, in Science vol.305, S.968ff Pressl, J., Krautzer, T., Jauschnegg, H., Pilz, S., Verhounig, E. und Jilek, W. (2009), Energiestrategie 2020 Möglichkeiten und Realitäten von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in der Steiermark, Sozialpartner Steiermark. Schleicher, S., Steininger, K., Stockreiter, M. und Streicher, W. (2006), Innovation und Klima, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft, der Bundeswirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und des Verbands der Elektrizitätsunternehmen, Wien. Schleicher, S., Gebetsroither, B., Karner, A., Kettner, C., Köppl, A., Nakicenovic, N., Lang, R., Schnitzer, H., Steininger, K., Wallner, G. (2009), Energiestrukturen für 2020. Technisches Basisdokument für die österreichische Energiestrategie, WIFO, Wegener Zentrum, TU Graz, KWI, Montan Universität Leoben, TU Wien. 83 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Spitzer J., Prettenthaler F., Steiner D., Schinko, T., Jagl, A. (2009), Impuls: Energie 2025 Handlungsoptionen für die Energie- und Klimapolitik der Steiermark, Endbericht, www.impulsstyria.at Statistik Austria (2004), Gebäude und Wohnungszählung 2001: Hauptergebnisse Steiermark, Wien Statistik Austria und Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (2009), Allgemeine Viehzählung Stand 12.2.2009, Wien. Statistik Austria (2008), Energiebilanz Steiermark, Wien. Töglhofer C., Gobiet A., Habsburg-Lothringen C., Heimrath R., Michlmair M., Prettenthaler F., Schranzhofer H, Streicher W., Truhetz H. (2008), heat.at - die Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Österreich, Forschungsbericht, Graz. Umweltbundesamt (2009a): Muik, B.; Anderl, M.; Freudenschuß, A.; Kampel, E.; Köther, T.; Poupa, S.;Schodl, B.; Schwaiger, E.; Seuss, K.; Weiss, P.; Wieser, M.; Winiwarter, W. & Zethner, G.: Austria s National Inventory Report 2009. Submission under the United Nations Framework Convention on Climate Change. Reports, Bd. REP-0188. Umweltbundesamt, Wien. Umweltbundesamt (2009b): Anderl, M.; Gangl, M.; Gugele, B.; Ibesich, N., Köther, T., Muik, B, Poupa, S.; Pazdernik, K.; Schodl, B.: Bundesländer Luftschadstoff-Inventur 1990-2007. Datenstand 2009.Report, Bd. REP-0238. Wien. 84

Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes 85

Annex A.1 Die Einbettung des vorliegenden Teils 1 der Erläuterungen in den Klimaschutzplan Steiermark Die vorliegenden Erläuterungen zum Klimaschutzplan Steiermark 2010 Teil 1 sind folgendermaßen in das Gesamtprojekt eingebettet. Der Klimaschutzplan Steiermark gibt einen Gesamtüberblick über die Klimaschutzmaßnahmen der Steiermark. Teil 1 der Erläuterungen zum Klimaschutzplan zeigt Hintergründe, Ziele sowie Gestaltungsmöglichkeiten des Landes im Bereich Klimaschutz insgesamt auf. Detaildaten, zu Grunde liegende Analysen und Berechnungen sowie detaillierte Hintergrundinformationen in den untersuchten Bereichen sind in den Teilen 2-7 der Erläuterungen zum Klimaschutzplan angeführt. Die Erläuterungen können jederzeit über die Klimaschutzkoordination FA17A angefordert werden. ANNEX Klimaschutzplan Steiermark 2010 Erläuterungen Teil 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes Erläuterungen Teil 2: Gebäude Erläuterungen Teil 3: Mobilität Erläuterungen Teil 4: Land- und Forstwirtschaft, Abfallwirtschaft Erläuterungen Teil 5: Produktion Erläuterungen Teil 6: Energiebereitstellung Erläuterungen Teil 7: Klimastil Ein Lebensstil für unsere Zukunft Diese Erläuterung zum Klimaschutzplan Steiermark 2010 können jederzeit über die Klimaschutzkoordination FA17A elektronisch angefordert werden. Mag. a Andrea Gössinger-Wieser Klimaschutzkoordinatorin Amt der Steiermärkischen Landesregierung 86 Fachabteilung 17A - Energiewirtschaft und allgemeine technische Angelegenheiten Burggasse 9/ 1. Stock Fax: 0316/877-4569 E-mail: andrea.goessinger-wieser@stmk.gv.at

A.2 Detaildaten zur ETS Zuteilung 2005 2006 2007 Ø05/07 2005 2006 2007 Ø05/07 Zuteilung Tatsächliche Emissionen Energieerzeugung 2.341,3 2.341,3 2.341,3 2.341,3 2.383,5 2.077,3 1.490,3 1.983,7 Verbund KW 2 Pernegg 0,4 0,4 0,4 0,4 0,0 k.a. k.a. 0,0 Verbund KW Voitsberg 1.199,0 1.199,0 1.199,0 1.199,0 1.042,3 636,6 0,3 559,7 Verbund FHKW Werndorf 1 Wildon 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 Verbund FHKW Werndorf 2 Wildon 265,2 265,2 265,2 265,2 319,5 317,6 301,7 312,9 Verbund KW Zeltweg 59,6 59,6 59,6 59,6 0,3 0,3 0,1 0,3 Verbund FHKW Mellach 817,1 817,1 817,1 817,1 1.021,3 1.122,8 1.188,2 1.110,8 Fernwärme 128,3 128,3 128,3 128,3 115,9 102,5 112,2 110,2 FHKW Steirische Gas-Wärme Graz 20,0 20,0 20,0 20,0 16,0 24,5 13,7 18,1 KW CMST Thondorf Graz 96,8 96,8 96,8 96,8 91,5 66,6 84,0 80,7 FW Voitsberg Bärnbach 10,2 10,2 10,2 10,2 6,2 9,4 10,4 8,7 Wärmebetriebe Lactoprot Hartberg 1,2 1,2 1,2 1,2 2,3 1,9 4,0 2,8 voestalpine 2.741,9 2.741,9 2.741,9 2.741,9 2.704,6 2.715,4 2.785,9 2.735,3 Sinteranl., Hochöfen, Stahlwerk Donawitz 1.757,1 1.757,1 1.757,1 1.757,1 1.790,1 1.917,5 1.925,6 1.877,7 Energiepark Donawitz 984,8 984,8 984,8 984,8 914,5 797,9 860,3 857,6 andere Stahl- und Eisenproduzenten 68,4 68,4 68,4 68,4 79,1 82,4 89,6 83,7 Stahlproduktion Böhler Edelstahl Kapfenberg 27,5 27,5 27,5 27,5 30,4 32,1 33,8 32,1 Verbrennungsanlagen Böhler Edelstahl Kapfenberg 11,6 11,6 11,6 11,6 11,6 11,6 10,2 11,2 Breitenfelder Edelstahl Mitterdorf 8,5 8,5 8,5 8,5 12,1 12,3 15,0 13,1 Stahlwerk Marienhütte GmbH 20,8 20,8 20,8 20,8 25,0 26,5 30,7 27,4 Zement 544,9 600,5 600,5 582,0 450,1 621,8 707,8 593,2 Wietersdorfer & Peggauer Zement Peggau 191,5 191,5 191,5 191,5 208,1 188,7 222,8 206,5 Wietersdorfer & Peggauer Zement Wietersdorf 353,3 409,0 409,0 390,4 242,0 433,0 485,0 386,7 Papier 882,6 1.063,7 1.063,7 1.003,3 870,3 875,5 850,5 865,4 Zellstoff Pöls 54,2 54,2 54,2 54,2 52,1 55,8 49,6 52,5 Sappi Gratkorn 402,8 583,8 583,8 523,5 401,1 407,7 400,4 403,1 Norske Skog Bruck GmbH 225,7 225,7 225,7 225,7 227,5 216,1 210,2 217,9 Mayr Melnhof Karton Frohnleiten 148,3 148,3 148,3 148,3 136,7 142,7 138,1 139,2 Mondi Packaging Frohnleiten 44,6 44,6 44,6 44,6 49,5 49,8 48,7 49,3 Brigl & Bergmeister Niklasdorf 4,8 4,8 4,8 4,8 3,4 3,5 3,5 3,5 Spezialpapierfabrik Rosegg Koglhof 2,3 2,3 2,3 2,3 0,0 k.a. k.a. 0,0 Kalk 64,6 64,6 64,6 64,6 51,8 63,4 60,7 58,7 Wietersdorfer & Peggauer (Kalk) Peggau 64,6 64,6 64,6 64,6 51,8 63,4 60,7 58,7 87 Tabelle A-1: ETS Zuteilungen Steirischer Unternehmen Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

ANNEX Ziegelindustrie 71,2 71,2 71,2 71,2 75,9 72,6 78,2 75,5 Tondach Gleinstätten 19,6 19,6 19,6 19,6 20,7 21,3 20,9 20,9 Wienerberger Knittelfeld (Apfelberg) 8,5 8,5 8,5 8,5 9,7 10,2 11,0 10,3 Tondach Unterpremstätten 7,7 7,7 7,7 7,7 8,6 8,5 9,0 8,7 Wienerberger Fürstenfeld 6,8 6,8 6,8 6,8 10,2 9,9 11,3 10,5 Tondach Pinkafeld 13,5 13,5 13,5 13,5 16,6 13,6 17,5 15,9 Comelli Ziegel Kirchbach Maxendorf 14,9 14,9 14,9 14,9 10,0 9,1 8,5 9,2 Glas 61,9 61,9 61,9 61,9 56,6 44,7 51,1 50,8 Technoglas Voitsberg 8,7 8,7 8,7 8,7 6,6 6,5 6,3 6,5 Stölzle-Oberglas Köflach 34,1 34,1 34,1 34,1 34,3 34,6 42,1 37,0 Stölzle-Oberglas Bärnbach 19,2 19,2 19,2 19,2 15,7 3,6 2,7 7,3 Feuerfesterzeugnisse 328,0 328,0 328,0 328,0 272,6 281,5 303,0 285,7 Veitsch-Radex Trieben 22,7 22,7 22,7 22,7 20,0 21,4 23,1 21,5 Veitsch-Radex Veitsch 17,6 17,6 17,6 17,6 15,9 16,3 17,6 16,6 Veitsch-Radex Breitenau 287,8 287,8 287,8 287,8 236,6 243,7 262,3 247,5 Nahrungsmittelindustrie 12,6 12,6 12,6 12,6 7,5 7,3 7,1 7,3 Brau Union Göss Leoben 5,8 5,8 5,8 5,8 2,8 2,6 2,4 2,6 Brau Union Puntigam Graz 6,8 6,8 6,8 6,8 4,7 4,7 4,7 4,7 Holz 11,2 11,2 11,2 11,2 12,5 12,1 11,0 11,8 Nov opan-holzind Nachf. (Egger) Leoben 11,2 11,2 11,2 11,2 12,5 12,1 11,0 11,8 Fahrzeugbau 30,5 30,5 30,5 30,5 26,5 26,0 22,1 24,9 Magna Steyr Werk 1 Graz 13,4 13,4 13,4 13,4 14,1 13,6 10,8 12,8 Magna Steyr Werk 2 Graz 17,1 17,1 17,1 17,1 12,5 12,4 11,2 12,0 andere 10,3 10,3 10,3 10,3 8,9 4,7 4,7 6,1 Lias Fehring 10,3 10,3 10,3 10,3 8,9 4,7 4,7 6,1 Fortsetzung Tabelle A-1 88

A.3 Emissions- und Energiedaten Steiermark A.3.1 Bestandsaufnahme und Ausgangssituation THG-Emissionen Treibhausgase [1.000t CO 2 e] 1990 1995 2000 2005 2006 2007 Verkehr 1.848 1.910 2.252 2.930 2.772 2.797 Kleinv erbrauch* 2.316 2.206 1.991 2.033 2.018 1.637 Landwirtschaft 1.580 1.570 1.413 1.339 1.326 1.363 Sonstige 863 765 626 551 530 499 Produktion 4.600 4.985 5.067 5.650 5.747 5.853 Energiev ersorgung 2.422 2.893 2.704 2.829 2.482 1.932 Summe 13.629 14.329 14.053 15.332 14.875 14.081 * ) Gebäude, mobile Geräte Tabelle A-2: THG-Emissionen der Steiermark nach Verursachern Quelle: Umweltbundesamt (2009b) Treibhausgase [1.000t CO 2 e] 1990 1995 2000 2005 2006 2007 CO 2 1.800 1.669 1.464 1.343 1.317 1.297 CH 4 10.910 11.613 11.627 13.021 12.600 11.811 N 2 0 836 881 809 794 783 799 F-Gase 83 165 153 175 175 175 Summe 13.629 14.328 14.053 15.333 14.875 14.081 Tabelle A-3: THG-Emissionen der Steiermark nach Gasen Quelle: Umweltbundesamt (2009b) 89 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Energiebereitstellung Terajoule Prozentanteile ANNEX Brutto-Inlandsverbrauch gesamt 206.662 100 Kohle 37.543 18 Erdölprodukte 66.252 32 Erdgas 45.079 22 Erneuerbare Energie 45.466 22 Netto-Import Elekrizität 12.323 6 Verluste und Eigenverbrauch 28.686 14 Endenergie 163.059 79 Kohle 6.676 3 Erdölprodukte 57.106 28 Erdgas 34.482 17 Erneuerbare Energie 24.189 12 Fernwärme 6.678 3 Elektrizität 33.927 16 Nichtenergetischer Verbrauch 14.917 7 Kohle 9.646 5 Erdölprodukte 5.272 3 Tabelle A-4: Struktur der Bereitstellung des Brutto-Inlandsverbrauchs [TJ] Quelle: Statistik Austria (2008), Energiebilanz Steiermark. 90

Energieverbrauch Produktion Verkehr Private Haushalte Landwirtschaft Öff. u. priv. Dienstl. Insgesamt Kohle 5.251 1 1.321 22 82 6.676 Erdölprodukte 4.509 38.545 11.020 1.726 1.308 57.106 Erdgas 26.981 1.648 3.069 31 2.753 34.482 Erneuerbare E. 6.826 1.014 13.368 1.609 1.372 24.189 Fernwärme 2.233 0 3.296 46 1.104 6.678 Elektrische E. 18.667 1.406 7.689 860 5.305 33.927 Insgesamt 64.466 42.613 39.762 4.294 11.924 163.059 Tabelle A-5: Verbrauch an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [TJ] Quelle: Statistik Austria (2008), Energiebilanz Steiermark. Produktion Verkehr Private Haushalte Landwirtschaft Öff. u. priv. Dienstl. Insgesamt Kohle 3,2 0,0 0,8 0,0 0,1 4,1 Erdölprodukte 2,8 23,6 6,8 1,1 0,8 35,0 Erdgas 16,5 1,0 1,9 0,0 1,7 21,1 Erneuerbare E. 4,2 0,6 8,2 1,0 0,8 14,8 Fernwärme 1,4 0,0 2,0 0,0 0,7 4,1 Elektrische E. 11,4 0,9 4,7 0,5 3,3 20,8 Insgesamt 39,5 26,1 24,4 2,6 7,3 100,0 Tabelle A-6: Struktur des Verbrauchs an Endenergie in der Steiermark im Jahr 2007 [Prozent-Anteile] Quelle: Statistik Austria (2008), Energiebilanz Steiermark. A.3.2 Wirkung der Maßnahmenbündel bis 2020/2030 Die Maßnahmen der beiden Bündel (Basisbündel, Innovationsbündel) sind im Klimaschutzplan Steiermark zusammengestellt und im Detail in den Erläuterungen Teil 2 bis Teil 6 dargestellt. Im Folgenden werden die Auswirkungen dieser Maßnahmenbündel im Hinblick auf Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch wiedergegeben. 91 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

Treibhausgas-Emissionen in den Zielsektoren im Basis- und Innovationsbündel 1990 2005 2007 2020 2030 Reduktion Reduktion Treibhausgase nach Maßnahmen kt CO 2 e kt CO 2 e in % geg. 2005 kt CO 2 e in % geg. 2005 Verkehr 1.848 2.930 2.797 2.527-14% 1.856-37% Kleinv erbrauch* ) 2.316 2.033 1.637 1.139-44% 808-60% Landwirtschaft 1.580 1.339 1.363 1.232-8% 1.128-16% Sonstige 863 551 499 392-29% 289-48% Summe Zielsektoren 6.607 6.853 6.296 5.290-23% 4.082-40% ohne Maßnahme effiziente Fahrzeuge 5.713-17% 4.895-29% Tabelle A-7: THG-Emissionsniveau der Zielsektoren im Basisbündel Quelle: Umweltbundesamt (2009b), eigene Berechnungen ANNEX 1990 2005 2007 2020 2030 Reduktion Reduktion Treibhausgase nach Maßnahmen kt CO 2 e kt CO 2 e in % geg. 2005 kt CO 2 e in % geg. 2005 Verkehr 1.848 2.930 2.797 2.453-16% 1.781-39% Kleinv erbrauch* ) 2.316 2.033 1.637 965-53% 625-69% Landwirtschaft 1.580 1.339 1.363 1.232-8% 1.128-16% Sonstige 863 551 499 392-29% 289-48% Summe Zielsektoren 6.607 6.853 6.296 5.042-26% 3.823-44% inkl. fiskalpolitische Maßnahmen (Bund) 4.638-32% 3.557-48% Tabelle A-8: THG-Emissionsniveau der Zielsektoren im Innovationsbündel Quelle: Umweltbundesamt (2009b), eigene Berechnungen Energie in den Zielsektoren 92 1990 2005 2007 2020 2030 Reduktion Reduktion energetischer Endverbrauch [TJ] [TJ] in % geg. 2005 [TJ] in % geg. 2005 Kohle 7.272 1.662 1.425 567-66% 293-82% Erdölprodukte 42.515 57.917 52.598 40.067-31% 28.928-50% Erdgas 11.360 18.225 17.363 18.755 3% 17.116-6% Erneuerbare Energie 2.757 8.357 7.501 11.863 42% 10.176 22% Fernwärme 2.977 6.193 4.446 5.612-9% 5.871-5% Elektrische Energie 11.724 16.160 15.261 15.588-4% 14.663-9% Summe 78.605 108.514 98.593 92.452-15% 77.047-29% Tabelle A-9: Endenergie-Nachfrage in den Zielsektoren im Basisbündel Quelle: Statistik Austria (2008), eigene Berechnungen

1990 2005 2007 2020 2030 Reduktion Reduktion energetischer Endverbrauch [TJ] [TJ] in % geg. 2005 [TJ] in % geg. 2005 Kohle 7.272 1.662 1.425 537-68% 266-84% Erdölprodukte 42.515 57.917 52.598 38.487-34% 27.179-53% Erdgas 11.360 18.225 17.363 16.379-10% 14.585-20% Erneuerbare Energie 2.757 8.357 7.501 12.130 45% 9.193 10% Fernwärme 2.977 6.193 4.446 3.962-36% 3.064-51% Elektrische Energie 11.724 16.160 15.261 14.924-8% 13.598-16% Summe 78.605 108.514 98.593 86.418-20% 67.884-37% Tabelle A-10: Endenergie-Nachfrage in den Zielsektoren im Innovationsbündel Quelle: Statistik Austria (2008), eigene Berechnungen 93 Erläuterung 1: Hintergrund, Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten des Landes

94

IMPRESSUM Herausgeber: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung 17A, Energiewirtschaft und allgemeine technische Angelegenheiten Landhausgasse 7/5 8010 Graz Telefon: 0316/877-4124 Fax: 0316/877-4569 E-Mail: fa17a@stmk.gv.at Web: www.klimaschutz.steiermark.at Gesamtkoordination: Mag.a Andrea Gössinger-Wieser, FA17A Satz, Layout Institut für Geografie und Raumforschung, Mag. Daniel Blazej Heinrichstraße 36, A - 8010 Graz Bildquellen: Für die freundliche Überlassung der Fotos und deren Benutzungsrechte bedanken wir uns ganz herzlich bei: ÖBB Österreichische Bundesbahnen Andritz AG Landwirtschaftskammer Steiermark FA17A DI Wolfgang Jilek FA19D fotolia Graz, Juni 2010