Dr. Jörg Lesczenski Goethe-Universität Frankfurt am Main Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

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Transkript:

Dr. Jörg Lesczenski Goethe-Universität Frankfurt am Main Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Gebunden am zwei Kulturen ( Toni Pierenkemper) Sie stützt sich auf das wissenschaftliche Handwerk, das theoretische Rüstzeug und die Fragestellungen sowohl der Geschichts- als auch der Wirtschaftswissenschaft (partiell auch der Soziologie) Brückenfunktion

Was ist die richtige Methode, um wirtschaftshistorische Erkenntnisse zu gewinnen? Theorieorientierter historisch-narrativer Ansatz Aus historischen Beobachtungen werden ökonomische Regeln abgeleitet New Economic History, Cliometrie Ökonomische Modelle oder theoretische Vorannahmen werden mit historischem Material überprüft, das umfangreich statistisch aufbereitet wird

Was ist die richtige Methode, um wirtschaftshistorische Erkenntnisse zu gewinnen? Neue Institutionenökonomik Ökonomisches Handeln von Akteuren wird in Abhängigkeit von Institutionen und ihren Funktionsregeln untersucht Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte Kulturwissenschaftlich informierte bzw. erweiterte Wirtschaftsgeschichte (Hartmut Berghoff/Jakob Vogel)

Definitionen: André Steiner: Wirtschaftsgeschichte befasst sich mit der historischen Entwicklung sowohl des wirtschaftlichen Handelns der Menschen als auch der materiellen Grundlagen der Gesellschaft. Peter Borscheid: Wirtschaftsgeschichte untersucht das ökonomische Handeln der Menschen in Abhängigkeit von der demographischen Entwicklung, des Wirtschaftssystems, der natürlichen Ressourcen, des institutionellen Rahmens aus Gesetzen, Sitten und Normen, u.a.m.

Dimensionen der Wirtschaftsgeschichte: Makroökonomische Perspektive Bevölkerung und Wirtschaft, Wachstum und Konjunktur, Strukturwandel, Geld und Kredit, etc. Mikroökonomische Perspektive Branchen, Unternehmen, private Haushalte Politische Perspektive: Staat und Wirtschaft, Wirtschaftsordnung, Wirtschaftspolitik

Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Weltwirtschaft, Globalisierung; Finanzmärkte, Finanzund Wirtschaftskrisen; Weltwirtschaftskrise 1929 Unternehmerbiographien als Dauerbrenner Geschichte des Kapitalismus Konsumrevolution als Voraussetzung für den Kapitalismus westeuropäischer Prägung Varieties of Capitalism Geschichte von KMU s und mittelständischer Familienunternehmen

Relevanz des Themas: Hohe volkswirtschaftliche Bedeutung von KMU S Hidden Champions haben ihren Stammsitze zumeist in kleineren Städten und Gemeinden Glokalisierung in Vergangenheit und Gegenwart

Relevante Bestände in Kommunalarchiven: Presseausschnittsammlungen zu lokalen Unternehmerfamilien und KMU S Nachlässe Quellen zur lokalen Umwelt der Unternehmen (Infrastrukturpolitik etc.) Quellen zum kommunal- und kulturpolitischen Engagement von Mittelständlern Vereinswesen

Wünschenswert ist die Sammlung unternehmenshistorischer Kernbestände: Serielle Quellen: Geschäftsberichte, Firmenzeitschriften, Image- und Produktbroschüren; evtl. auch: Vorträge, Materialien zu Firmenjubiläen, Interviews Kommunalarchive könnten eine Scharnierfunktion zwischen KMU, Wirtschaftshistorikern und der Öffentlichkeit wahrnehmen: Sensibilisierung der Unternehmen für die Bedeutung historischer Überlieferungen

Vortragsreihen zur lokalen Wirtschafts- und Industriegeschichte regelmäßige Gesprächs- oder Arbeitskreise mit Archivaren, Unternehmern und Vertretern aus Wissenschaft und Bildung Artikelserien zur einzelnen Unternehmen in Kooperation mit der örtliche Presse