Neue Wege schulbibliothekarischer Arbeit nach PISA

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Wir, die an dieser Schule Beschäftigten, geben uns durch dieses Leitbild einen gemeinsamen Rahmen für unsere Ziele und für unser berufliches Handeln.

Transkript:

Neue Wege schulbibliothekarischer Arbeit nach PISA Prof. Birgit Dankert Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg Praktische Grundlagen der Schulbibliotheksarbeit - neue Anstöße und Ansätze nach PISA Seminar von dbv/ekz/hdm Stuttgart Reutlingen 27.-28.10.2004

Die PISA-Ergebnisse machen deutlich, dass vielfältige Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz deutscher Schüler und Schülerinnen ergriffen werden sollten. Ansatzpunkte hierfür sind zum einen die Förderung von Informationsverarbeitungskompetenz durch Vermittlung von Textverarbeitungsstrategien, zum anderen die Entwicklung von Leseinteresse. (PISA 2000) Schulische und außerschulische Förderung von Lesekompetenz sollte unter anderem an zwei Punkten ansetzen: die Verbesserung der Informationsverarbeitung beim Lesen durch die Vermittlung von Lesestrategien und Regulationstechniken und der langfristigen Entwicklung von Lesefreude und Leseinteresse. (PISA 2000)

INDIKATOREN FÜR EXISTENZ UND QUALITÄT DER SCHULBIBLIOTHEK Nach dem UNESCO-Manifest Lehren und Lernen mit der Schulbibliothek 2000 Gesetzliche Grundlagen Professionelle Leitung und Führung Einbindung in das pädagogische Programm Mindestniveau der Ausstattung

SCHULBIBLIOTHEK INTERNATIONAL Erfolgsindikatoren Schweiz: ins Belieben der Kommune gestellt, Personal und Gehalt frei verhandelt; Österreich: 1.500 neue Schulbibliotheken in 10 Jahren; oft gleichzeitig ÖB, oft kirchliche Träger, Lehrer mit freier Zusatzqualifikation, Förderung vom Bund; Dänemark: Bibliotheksgesetz; Schulbibliotheksgesetz; Schulbibliothek neben ÖB, Lehrer mit Zusatzqualifikation, in Schulprogramm integriert; Finnland: Bibliotheksgesetz, enge Kooperation von Schule und ÖB, wenig Schulbibliotheken, früher Zugang zu wissenschaftlichen Bibliotheken, Förderprogramme durch das Ministerium für Erziehung Großbritannien: immer in Trägerschaft der Schule; enge Verknüpfung mit Schulcurriculum, immer neben ÖB, staatliche Förderprogramme; Lehrer mit Zusatzausbildung.

SCHULBIBLIOTHEKEN IN DEUTSCHLAND Rahmenbedingungen Föderalismus Differenzierung von Schultypen und Schulstufen Dienstrecht nationale, regionale und lokale Bibliotheksstruktur

TYPEN VON SCHULBIBLIOTHEKEN IN DEUTSCHLAND schulbibliothekarische Aktivitäten öffentlicher kommunaler, wissenschaftlicher und kirchlicher Bibliotheken Bibliotheken in schulischer Trägerschaft Kombination von Schul- und öffentlicher Bibliothek Personal: Lehrer, Bibliothekare, Schulverwaltungspersonal, Schüler, ehrenamtliche Helfer 10 15% deutscher Schulen verfügen über eine kontinuierlich geführte Schulbibliothek.

PORTALE IN DIE SCHULBIBLIOTHEK Personal-Ressource: Lehrverpflichtung, Ehrenamt Content-Ressource: freies Lesen, Leseförderung, Lehrplan-Themen Skill-Ressource: Recherche-Technik, Informationskompetenz Politik-Ressource: Ganztagsschule, Landesprogramme Finanz-Ressource: Schulhaushalt, Sonderprogramme von Politik und Wirtschaft

NEUE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR SCHULBIBLIOTHEKEN Autonomie / Budgetierung / Standards und Normen Ganztagsschule / Öffnung für kulturelle Aktivitäten Recherche und Informationskompetenz als Basisqualifikation Allianzen zwischen öffentlichen und privaten Trägern privatrechtliche Verträge überspringen föderative, kommunale und arbeitsrechtliche Hürden

EINRICHTUNG UND ERWEITERUNG DER SCHULBIBLIOTHEK Indikatoren Schulressourcen: Stärken stärken Politische Vorgaben: Subsidiaritätsvorgaben prüfen Nutzung bibliothekarischer Infrastruktur: strategische Allianzen Integration zentraler Dienstleistungen: Prinzip Baukasten

AUSBILDUNG = FORTBILDUNG = AUSBILDUNG I Ausbildung: Studiengänge im Bereich Bibliotheks-, Informations-, Medienwissenschaft Berufsausbildung im dualen System für den Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste * Segment der Kern-Curricula und Inhalte zu Sonderformen öffentlicher Bibliotheken Studiengänge zur Lehrerausbildung Literaturkenntnis, Methodenvermittlung, Qualitätssicherung, Evaluationsmethoden Erweiterungs- und Masterstudiengänge der Lehrerausbildung * Medienpädagogik; Informationstechnologie

AUSBILDUNG = FORTBILDUNG = AUSBILDUNG II Pädagogische Fortbildung: praxisbezogene bibliothekarische Kompetenzen Bibliothekarische Fortbildung: für Pädagogen: allgemeine Kenntnisse und Kompetenzen des Bibliotheksmanagements in konzentrierter Form für Bibliothekare: pädagogische, medienkundliche, kultur- und schulpolitische Zusatz-Kompetenzen

AUSBILDUNG = FORTBILDUNG = AUSBILDUNG III Das aktuelle virtuelle Curriculum Ziel, Aufgaben, Leitbild der Schulbibliothek als politisches Programm Strategien politischer Überzeugungsarbeit Abgleichung föderativer Rahmenbedingungen mit schulbibliothekarischen Konzeptionen vor Ort Change-Management, Gründung, Ersteinrichtung Mitarbeiterakquise und -qualifikation

SCHULBIBLIOTHEKARISCHE AKTIVITÄTEN BEST PRACTICE DEUTSCHLAND Medienkisten Klassenführungen Unterricht / Recherche in der Bibliothek Medienpräsentation in der Schule Teilhabe an Projekttagen, Schulfesten, Jugendbuchwochen und anderen Lese- / Medieninitiativen Desiderat: verbindliche, nachhaltige, kontinuierliche Serie von Angeboten mit steigenden Anforderungen, die immer auch einzeln sinnvoll einsetzbar und verfügbar sind

DIE VIRTUELLE SCHULBIBLIOTHEK Visitenkarten: Websites von Schulen und Bibliotheken http://www.gs-bergedorf.de/ http://www.buecherhallen.de Verlinkte Informationen: http://www.leseforum.bayern.de http://www.bildungsserver.de http://www.schulmediothek.de http://www.schulbibliothek.at Leseförderung als Kulturpolitik: http://www.lesefoerderung-bw.de Zentrale Dienste: http://www.ekz.de http://www.fachstellen.de Aus- und Fortbildung: http://www.lehrer-online.de http://www.bibweb.de

SCHULBIBLIOTHEKARISCHE ZUKUNFTSSZENARIEN Kooperationsvarianten Schule / Bibliothek / virtuelle Offerten Zusammenwachsen von Prinzip Schule und Prinzip Bibliothek Medienmarkt hinterfragt Medienorganisation von Schule und Bibliothek