Grundlagen und Anwendung der ICF(CY) Aktuelles im BTHG Bedarfsermittlungsverfahren Prof. Dr. med. Andreas Seidel Sonja Schneider Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin B.A. (FH)
Vorstellung Prof. Dr. med. Andreas Seidel Sonja Schneider Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin B.A. (FH)
Einführung Überblick Möglichkeiten und Grenzen beim Arbeiten mit der ICF Von ICF-orientierter Diagnostik zur Bedarfsermittlung Bedarfsermittlung und Hilfeplanung
Vorerfahrungen Gab es in ihrer Arbeit bisher Schnittpunkte mit der ICF oder Bedarfsermittlungsverfahren?
Ziele der Fortbildung Kenntnis um Struktur und Organisation der ICF Möglichkeiten der Anwendung Philosophie der ICF Grundhaltung Stärkung des Professionalisierungsaspektes Argumentationsgrundlage
Einführung Grundlagen & Hintergründe der ICF (-CY)
ICF nach WHO 2001 International Classification of Functioning, Disability and Health Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 7
ICF- CY nach WHO 2007 International Classification of Functioning, Disability and Health - Children and Youth Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 8
ICF Allgemeines Ziel der ICF-Klassifikation ist, in einheitlicher und standardisierter Form eine Sprache und einen Rahmen zur Beschreibung von Gesundheitsund mit Gesundheit zusammenhängenden Zuständen zur Verfügung zu stellen. Sie definiert Komponenten von Gesundheit und einige mit Gesundheit zusammenhängende Komponenten von Wohlbefinden (wie Erziehung/Bildung und Arbeit). (ICF-CY, Hollenweger und Kraus de Camargo, S. 29) 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 9
Familie der Klassifikationen in der WHO ICIDH 1980 2001 deutsch 2005 ICF ICF-CY 2007 deutsch 2011 ICD ICD10 ICD10-GM 1929 1992 2004 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 10
Das Krankheitsfolgemodell von WOOD als Grundlage der ICIDH (1980) International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps Krankheit / Störung P. Keller führt zu Schädigung impairment kann führen zu Fähigkeitsstörung disability kann zu Behinderung führen kann führen zu Soziale Beeinträchtigung hanidcap 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 11
ICIDH ICF Konzept Grundmodell Orientierung P. Keller Kein übergreifendes Konzept Krankheitsfolgemodell defizitorientiert Es werden Behinderungen klassifiziert Konzept der funktionalen Gesundheit bio-psycho-soziales Modell der Komponenten von Gesundheit ressourcen- und defizitorientiert Es werden Bereiche klassifiziert, in denen Behinderungen auftreten können. Es können positive und negative Bilder der Funktionsfähigkeit erstellt werden. 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 12
Das biomedizinische Krankheitsbild Jede Erkrankung besitzt eine spezifische Ursache zeichnet sich durch eine bestimmte Grundschädigung aus hat typische äußere Zeichen (Symptome) hat beschreibbare und vorhersagbare Verläufe P. Keller 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 13
Funktionale Gesundheit Eine Person ist funktional gesund, wenn vor ihrem gesamten Lebenshintergrund (Konzept der Kontextfaktoren) ihre körperlichen Funktionen (einschließlich des mentalen Bereichs) und Körperstrukturen denen eines gesunden Menschen entsprechen. (Konzepte der Körperfunktionen und -strukturen) sie nach Art und Umfang das tut oder tun kann, wie es von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem erwartet wird. (Konzept der Aktivitäten) sie ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Art und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Schädigungen der Körperfunktionen/-strukturen und Aktivitätseinschränkungen erwartet wird. (Konzept der Teilhabe) 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 14
Funktionale Gesundheit und Kontextfaktoren Kontextfaktoren (Umweltfaktoren, personbezogene Faktoren) können sich auf die funktionale Gesundheit positiv auswirken (Förderfaktoren) negativ auswirken (Barrieren) Daher sind bei der Beurteilung der funktionalen Gesundheit einer Person stets ihre Kontextfaktoren zu berücksichtigen 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 15
Verschiedene Sichtweisen auf Behinderung Medizinisches (bio) Modell Behinderung ist Folge einer Krankheit, eines Traumas oder eines anderen Gesundheitsproblems Behinderung ist ein Problem der Person Behandlung des Betroffenen Heilmittelverordnung Thema der Gesundheitspolitik soziales Modell Behinderung ist hauptsächlich ein gesellschaftlich verursachtes Problem Behinderung ist kein Merkmal der Person, sondern ein komplexes Geflecht von Bedingungen, von denen viele vom gesellschaftlichen Umfeld geschaffen werden Veränderung der Einstellungen Durchsetzung der Menschenrechte politisches Thema 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 16
Konsequenz Das medizinische Modell allein kann Auswirkungen von Gesundheitsproblemen entsprechend der Diagnose nach ICD 10 als Einschränkung der Teilhabe nicht ausreichend beschreiben. Dies ist erst im Rahmen eines bio-psychosozialen Modells möglich wie es in der ICF konzipiert ist. 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 17
Die ICF in fünf Minuten Quelle Bild: http://max-fit.nl/10-gezonde-maaltijden-binnen-5-minuten/
Das bio-psycho-soziale Modell der ICF Gesundheitsproblem (Gesundheitsstörung oder Krankheit) b Körperfunktionen und s -strukturen a Aktivitäten p Teilhabe e Umweltfaktoren personbezogene Faktoren 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 19
ICD
Teilhabeorientierung
Kontextorientierung
ICF- CY Organisation und Struktur Körperfunktionen Körperstrukturen Lebensbereiche Aktivitäten Partizipation/Teilhabe Kontextfaktoren Umweltfaktoren personbezogene Faktoren 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 24
ICF- CY Organisation und Struktur Die Komponenten mit Präfixen Körperfunktionen Körperstrukturen Lebensbereiche Aktivitäten Partizipation/Teilhabe Kontextfaktoren Umweltfaktoren personbezogene Faktoren b für body functions s für body structures d für life domains a für activities p für participation e für environmental factors 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 25
ICF-CY b body functions Körperfunktionen sind die physiologischen Funktionen von Körpersystemen 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 26
ICF-CY s body structures Körperstrukturen sind anatomische Teile des Körpers wie Organe, Gliedmaßen und ihre Bestandteile 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 27
ICF-CY p participation Teilhabe (Partizipation) ist das Einbezogensein einer Person in eine Lebenssituation bzw. einen Lebensbereich 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 28
ICF-CY a activities Aktivitäten sind die Ausführung einer Aufgabe oder Handlung in einem Lebensbereich durch eine Person 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 29
ICF-CY e environmental factors Umweltfaktoren Faktoren der materiellen, sozialen und verhaltensbezogenen Umwelt 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 30
ICF-CY Gesamter Lebenshintergrund einer Person personbezogene (persönliche) Faktoren Eigenschaften und Attribute der Person (z.b. Alter, Ausbildung, Lebensstil, Motivation, Geschlecht, genetische Prädisposition) 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 31
bio-psycho-soziales Modell ICF H. Philippi a activities a Aktivitäten personbezogene activities sind die Ausführung personbezogene Faktoren d Aktivitäten einer Aufgabe oder beschreiben Faktoren die life domains Handlung d p in einem Eigenschaften und Attribute Lebensbereiche Lebensbereich durch ICD10 einer Person. life domains participation eine Person. Lebensbereiche Teilhabep b e participation Teilhabe environmental factors body functions ist das Einbezogensein Umweltfaktoren bilden Körperfunktionen b s e einer die Person in eine materielle, soziale und sind die body physiologischen Lebenssituation bzw. functions environmental Funktionen von Körpersystemen einschließlich Körperstrukturen body structures einstellungsbezogene einen Lebensbereich. Körperfunktionen s factors Umwelt ab, in der Menschen Umweltfaktoren der psychologischen sind body Teile structures des Körpers, leben und ihr Dasein Funktionen. wie Körperstrukturen Organe, Gliedmaßen entfalten. und ihre Teile. 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 32
bio-psycho-soziales Modell ICF H. Philippi a activities ICD10 d Aktivitäten personbezogene Faktoren life domains b Funktionsfähigkeit d / Behinderung p 1. Lernen + Wissensanwendung body functions s 2. Allgemeine life domains Anforderungen participation e + Integrität / Schädigung body structures Aufgaben Lebensbereiche Teilhabe 1. ZNS + mentale Funktion environmental factors Integrität / Schädigung 3. Kommunikation 2. Sinne + Schmerz begünstigende Faktoren / Barrieren 3. Stimme + Sprache 1. ZNS + mentale Funktion 4. Mobilität 4. Herz, Blut, Immunsystem, 2. Sinne + Schmerz 5. 1. Selbstversorgung Produkte + Technologien b e Atmung 3. Stimme + Sprache 6. 2. Häusliches Natürliche Leben vom Menschen 5. Verdauung, bodyhormone functions 4. Herz, Blut, Immunsystem, 7. Interpersonelle veränderte environmental Umwelt Interaktion + 6. Urogentialtrakt Körperfunktionen 3. Unterstützung Atmung s Beziehungen factors + Beziehungen 4. 7. Muskel, Skelett 5. Verdauung, Umweltfaktoren Einstellungen body Hormone 8. Bedeutende Lebensbereiche structures 5. Dienste + Systeme 8. Haut 6. Urogentialtrakt 9. Gesellschaft Körperstrukturen 7. Muskel, Skelett 8. Haut 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 33
(WHO, 2001 Deutsche Version, S.173) 34
(WHO, 2001 Deutsche Version, S.174) 35
Makroebene UN-BRK ICF BTHG http://inklusion-wenn-dannrichtig.de/
Zeitschiene BTHG
Definition SGB IX, 2 (2001-2017) Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn diese Beeinträchtigung zu erwarten ist. www.fortbildung-teilhabe.de / Schaumberg & Seidel GbR 2018
2 Abs. 1 SGB IX - neuer Behinderungsbegriff
2 Abs. 1 SGB IX - neuer Behinderungsbegriff Beeinträchtigung/en Teilhabestörung/en Barrieren Seidel / Schaumberg, Weimar 11.02.2017 BTHG, Eingliederungshilfe und ICF 40
118 SGB IX n.f. Instrumente der Bedarfsermittlung (ab 1.1.20) ICF
ICF im Bundesteilhabegesetz
Vertiefung Möglichkeiten und Grenzen beim Arbeiten mit der ICF
Fallbeispiel
bio-psycho-soziales Modell ICF ICD10 personbezogene Faktoren d life domains Lebensbereiche a activities Aktivitäten p participation Teilhabe H. Philippi b body functions Körperfunktionen s body structures Körperstrukturen e environmental factors Umweltfaktoren 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 45
bio-psycho-soziales Modell ICF b _ (_). _ 0 nicht vorhanden 1 leicht ausgeprägt 2 mäßig ausgeprägt 3 erheblich ausgeprägt 4 voll ausgeprägt 8 nicht spezifiziert 9 nicht anwendbar H. Philippi Ausmaß 0-4% 5-25% 25-49% 50-95% 96-100% b body functions Integrität / Schädigung 1. ZNS + mentale Funktion 2. Sinne + Schmerz 3. Stimme + Sprache 4. Herz, Blut, Immunsystem, Atmung 5. Verdauung, Hormone 6. Urogentialtrakt 7. Muskel, Skelett 8. Haut 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 46
bio-psycho-soziales Modell ICF s _ (_). _ Ausmaß Art Lokalisation Ausmaß 0 nicht vorhanden 1 leicht ausgeprägt 2 mäßig ausgeprägt 3 erheblich ausgeprägt 4 voll ausgeprägt s body structures Körperstrukturen 1. ZNS + mentale Funktion 2. Sinne + Schmerz 3. Stimme + Sprache 4. Herz, Blut, Immunsystem, Atmung 5. Verdauung, Hormone 6. Urogentialtrakt 7. Muskel, Skelett 8. Haut 8 nicht spezifiziert 9 nicht anwendbar H. Philippi 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 47
bio-psycho-soziales Modell ICF e _ (_). + _ e _ (_). _ Ausmaß* 0 nicht vorhanden 1 leicht ausgeprägt 2 mäßig ausgeprägt 3 erheblich ausgeprägt 4 voll ausgeprägt 8 nicht spezifiziert 9 nicht anwendbar H. Philippi 0-4% 5-25% 25-49% 50-95% 96-100% e environmental factors Umweltfaktoren 1. Produkte + Technologien 2. natürliche vom Menschen veränderte Umwelt 3. Unterstützung + Beziehungen 4. Einstellungen 5. Dienste + Systeme 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 48
Kontextfaktoren Ute Steding-Albrecht 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 49
bio-psycho-soziales Modell ICF d _ (_). a _ (_). d _ (_). H. Philippi Leistung (Performanz) 0 nicht vorhanden 1 leicht ausgeprägt 2 mäßig ausgeprägt 3 erheblich ausgeprägt 4 voll ausgeprägt 8 nicht spezifiziert 9 nicht anwendbar Leistungsfähigkeit (Kapazität) 0-4% 5-25% 25-49% 50-95% 96-100% d life domains Lebensbereiche 1. Lernen + Wissensanwendung 2. Allgemeine Anforderungen + Aufgaben 3. Kommunikation 4. Mobilität 5. Selbstversorgung 6. Häusliches Leben 7. Interpersonelle Interaktion + Beziehungen 8. Bedeutende Lebensbereiche 9. Gesellschaft 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 50
Aktivitäten a www.lego.com 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 51
Teilhabe p www.lego.com 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 52
Chancen und Grenzen der ICF Mit der ICF können funktionale Befunde und Symptome auf den drei Ebenen angegeben werden: 1. Beeinträchtigung der Teilhabe in bestimmten Lebensbereichen. Sie können zu den Umweltfaktoren in Beziehung gesetzt werden. 2. Einschränkungen bestimmter Aktivitäten 3. Schädigungen bestimmter Funktionen oder Strukturen 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 53
Chancen und Grenzen der ICF 4. Die ICF ist keine Klassifikation funktionaler Diagnosen 5. Sie ist kein Assessment-Instrument. Auf ihrer Grundlage können jedoch solche Instrumente entwickelt bzw. weiterentwickelt werden 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 54
Zusammenfassung Die ICF ist (nur) eine Klassifikation, ein Ordnungssystem zur Beschreibung der aktuellen Gesundheit. Die uns fremde ICF-Sprache muss erst gelernt werden und kann dann aber interdisziplinär eingesetzt werden. Die Anwendung der ICF bietet daher Chance und Möglichkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die ICF ist geeignet zur Formulierung von Förder- und Behandlungszielen unter Einbeziehung der Lebensbereiche / Lebenssituation. 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 55
Anwendung Von ICF-orientierter Diagnostik zur Bedarfsermittlung
Darf ich als Fachkraft einer spezifischen Disziplin alle Dimensionen beurteilen?
Wer beurteilt das Problem? Die Kodierung soll aus der Sicht der Person, deren Situation beschrieben wird, erfolgen. Ein wichtiges Ziel der ICF und der ICF-CY ist es, die Auskunftsperson miteinzubeziehen in der Feststellung der Art und des Ausmaßes ihrer Funktionsfähigkeit im Kontext ihrer Umwelt... Bei sehr jungen Kindern können primäre Bezugspersonen stellvertretend antworten (WHO, 2011, S. 21) L. Simon 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 58
ICF als integratives Werkzeug im SPZ H. Philippi 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 60
ICF als integratives Werkzeug im SPZ H. Philippi Abbildung aller Dimensionen Organisationshilfe Kommunikationshilfe Wichtung eines komplexen Geschehens Basis für Handlungsplan und Zielformulierung 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 61
ICF Perspektivwechsel Von Bedeutung für die interdisziplinäre Arbeit ist der Wechsel der Behandlungsstrategien Arzt / Psychologe / Therapeut bestimmend, dominierend Patient / Eltern passiv, erduldend Strategie ursächlich, kurativ Berater, Begleiter, Teammitglied aktiv, eigenverantwortlich bio-psycho-sozial O. Kraus de Camargo 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 62
ICF & Soziale Diagnostik Diagnostik sozialer Teilhabe Theoretische Rahmung durch ICF Professionalisierung
ICF & Soziale Diagnostik Eco-Map Netzwerkkarte Ressourcenkarte Lebenslinie...
Umsetzung der ICF in Deutschland Beispiele zur Verbesserung der Praktikabilität der ICF: Entwicklung von Kurzformen und Checklists Entwicklung von Core Sets für bestimmte Krankheitsbilder 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 65
Core-Sets Core-Sets sind eine spezielle Auswahl von Items aus der ICF, die für ein bestimmtes Krankheitsbild oder eine Altersgruppe relevant sind. Wie z.b.: Diabetes Tumorerkrankungen Epilepsien Neurologische Erkrankungen CP ADHS, Autismus,... in Arbeit 09.11.2018 PD Dr. med. Heike Philippi, SPZ Frankfurt Mitte, vae e.v. ICF-Arbeitsgruppe der DGSPJ Gestaltung Impulslabor 66
Anwendung Bedarfsermittlung & Hilfeplanung
Anwendung der ICF in Bedarfsermittlungsverfahren (BEV) http://www.fwg-net.de/pages/seisofrei.und-bleib-dran.php
WARUM? ICF orientiertes Arbeiten macht Spaß Entlastet Bereichert - Lernen miteinander Kann ökonomisch sinnvoll sein ( Umbau statt Anbau )
Philosophie der ICF Gemeinsame Sprache ICF Dokumentation
ICF im Bundesteilhabegesetz
ICF & Teilhabeplanung Die ICF verlangt eine Berücksichtigung der Wechselwirkungen, zum Beispiel: Beeinflussen personbezogene Faktoren (nicht in ICF codiert - z.b. Alter, Lebensstil) Umweltfaktoren (materiell, sozial und einstellungsbezogen) Umweltfaktoren beeinflussen rückwirkend auch personbezogene Faktoren Auch Einstellung des Umfeldes hat Folgen Beispiel: Tatsache in eigener (ambulant betreuten) Wohnung zu wohnen (anstatt im Heim) hat Wirkung auf Lebensstil, den Hilfebedarf und eigene Einstellung
ICF & Teilhabeplanung Anwendung von ICF alleine, ist noch keine Teilhabeplanung Teilhabeplanung kann mit Grundlage der ICF jedoch entwickelt werden Teilhabeplanung sollte weiter gehen : Ziele von NutzerInnen, die durch Unterstützungen erreicht werden sollen Einschätzung erforderlicher Hilfen Festlegung des Vorgehens Einschätzung Fachleistungsstunden & Kosten Evaluation
ICF & Teilhabeplanung Hilfeplanung implizierte bisher: was kann Mensch nicht? Ausgleich von Defiziten/Defizitorientierung Hilfeplanung und neue Orientierungen: was kann ein Mensch und was kann er nicht?/ressourcenorientierung Durch Berücksichtigung des bio-psycho-soziales Modells, der jeweiligen Wechselwirkungen sowie entsprechender ICF-Codes ist eine bio-psychosoziale Sichtweise und eine gemeinsame Sprache zur Einschätzung jeweiliger Beeinträchtigungen und Fähigkeiten möglich
Gedankenabfolge WIE finde ich als professionelle/r HelferIn heraus, WANN, WO, WIE & IN WELCHEM Bereich ein Mensch Unterstützung benötigt? WIE bemesse ich den individuellen Hilfebedarf einzelner Personen? WIE werden BEV praktisch umgesetzt? ZIELE: Selbstbestimmung, Partizipation, Potentialentfaltung, Transparenz & Personenzentrierung
Bedarfsermittlungsverfahren Standardisierte Instrumente zur Erfassung des individuellen Hilfebedarfs Anhand von diesen Verfahren wird Hilfebedarf quantifiziert Transparenter Nachweis des Hilfebedarfs für Kostenträger, KlientInnen sowie professionelle Fachkräfte Anwendung in vielen verschiedenen Bereichen, sowohl ambulant als auch stationär Clausen & Eichenbrenner (2010) 76
Aktueller Stand BEV Deutschland. Viele unterschiedliche Verfahren im Umlauf. BENi (Niedersachsen) IHP (Rheinland). THP (Rheinland-Pfalz). HMB-Verfahren ITP (Thüringen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern) IBRP (Berlin). These: Ein einheitlicher Standard von Bedarfsermittlungsverfahren deutschlandweit fördert Professionalität, Chancengleichheit, Teilhabe, Partizipation und Transparenz!
Anforderungen an die UnterstützerInnen im Bedarfsermittlungsprozess Kenntnis der UN-BRK und damit zusammenhängender aktueller rechtlicher Grundlagen (BTHG) Grundverständnis der ICF und des Konzeptes der funktionalen Gesundheit (bio-psycho-soziales Modell) Personenzentrierte Arbeitsweise Interdisziplinärer Austausch & Zusammenarbeit Transparenz 78
Gedankenabfolge WIE finde ich als professionelle/r HelferIn heraus, WANN, WO, WIE & IN WELCHEM Bereich ein Mensch Unterstützung benötigt? WIE bemesse ich den individuellen Hilfebedarf einzelner Personen? WIE werden BEV praktisch umgesetzt? ZIELE: Selbstbestimmung, Partizipation, Potentialentfaltung, Transparenz & Personenzentrierung
Mikroebene Praktische Ebene der Umsetzung Fokus liegt auf der Anwendung BEV: Transfer in alltägliche Praxis, gemeinsames Erarbeiten von Zielen, Kommunikation mit Kooperationspartnern Strukturierung komplexer Sachverhalte BEV: Netzwerkarbeit, tragfähige Beziehung, vom IST- Zustand zum SOLL-Zustand
Beispielverfahren ITP Integrierter Teilhabeplan (Ki/Ju)
Beispiel ITP: BEV in der Eingliederungshilfe Grundsatz des ITP Personenzentrierung Geschichte Start: Modellprojekt Ziel: flächendeckende Anwendung Selbstorganisationszirkel
Beispiel ITP: BEV in der Eingliederungshilfe Freistaat Thüringen Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit (2013)
ITP & ITP Kids Fallbeispiel
Teilhabeplanung ist weniger ein Instrument als eine veränderte Praxis nach Gromann 86
Kenntnis um Struktur und Organisation der ICF Möglichkeiten der Anwendung Philosophie der ICF Grundhaltung Stärkung des Professionalisierungsaspektes Argumentationsgrundlage & Inkompetenskompensationskompetens
Unterlagen/Quellen/Bücher ICF und ICF-CY der WHO (WHO, DIMDI) Schuntermann: Einführung in die ICF, ecomed-verlag BAR Praxisleitfäden ICF (kostenlos im Netz) ICF-Checklisten, Arbeitsgruppe ICF-CY Part Child Projekt / DGSPJ (AG ICF-CY, Leitung: H. Philippi) Kraus de Camargo/Simon: Die ICF-CY in der Praxis, Huber Verlag Waage: Erfassung der Teilhabe bei Vorschulkindern mit Frühförderung, Springer Verlag Pretis: ICF basiertes Arbeiten in der Frühförderung, Reinhardt Verlag http://wp.vae-kontexte.de/icf-cy-handlungswissen-fuer-die-praxis 88
Literatur / Quellen Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (2017). Bundesteilhabegesetz Kompakt. Die wichtigsten Änderungen im SGB IX. Abgerufen von: https://www.bar-frankfurt.de/fileadmin/dateiliste/publikationen/sonstiges/downloads/bthg-kompakt.pdf Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2018). Häufige Fragen zum BTHG. Abgerufen von: http://www.bmas.de/shareddocs/downloads/de/pdf-schwerpunkte/faq-bthg.pdf? blob=publicationfile&v=12 Clausen, J. & Eichenbrenner, I (2010). Soziale Psychiatrie. Grundlagen, Zielgruppen, Hilfeformen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer. Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (2005). ICF International Classification of Functioning, Disability and Health. Abgerufen von http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf/ Dettmers, S (2017). ICF-orientierte Diagnostik sozialer Teilhabe als konzeptionelle Begründung sozialtherapeutischer Interventionen. In A. Lammel & H. Pauls (Hrsg.), Sozialtherapie, Sozialtherapeutische Interventionen als dritte Säule der Gesundheitsversorgung (S. 71-95). Dortmund: Verlag modernes Lernen. Institut für personenzentrierte Hilfen (o.j). Abgerufen von: https://www.personenzentrierte-hilfen.de/node/261 Lammel, A. & Pauls, H. (Hrsg.) (2017). Sozialtherapie, Sozialtherapeutische Interventionen als dritte Säule der Gesundheitsversorgung. Dortmund: Verlag modernes Lernen. Landeswohlfahrtsverband Hessen. Der integrierte Teilhabeplan ITP Hessen (o.j.). Abgerufen von: https://www.lwvhessen.de/soziales-perseh/perseh/integrierter-teilhabeplan.html Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (o.j.). Integrierter Teilhabeplan (ITP). Einführung eines Integrierten Teilhabeplans (ITP) für Menschen mit Behinderungen in Thüringen. Abgerufen von: http://www.thueringen.de/th7/tmasgff/soziales/itp/ 89
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit [d160]