Wohin steuert der Wohnungsmarkt? Entwicklungen und Anforderungen

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Transkript:

Wohin steuert der Wohnungsmarkt? Entwicklungen und Anforderungen Dr. Justin Kadi TU Wien, Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik Justin.Kadi@tuwien.ac.at Verein für Wohnbauförderung, Krems, April 2018

Gliederung des Vortrags 1. Was sind aktuelle Entwicklungen und Probleme am österreichischen Wohnungsmarkt? 2. Wie ist das Regierungsprogramm aus Sicht der aktuellen Entwicklungen und Probleme zu bewerten?

Gliederung des Vortrags 1. Was sind aktuelle Entwicklungen und Probleme am österreichischen Wohnungsmarkt? 2. Wie ist das Regierungsprogramm aus Sicht der aktuellen Entwicklungen und Probleme zu bewerten?

Aktuelle Rahmenbedingungen der Wohnpolitik Sinkende Reallöhne in unteren Einkommensgruppen, besonders seit der Finanzkrise Geringes Wachstum, niedrige Zinsen Prekäre Arbeitsverhältnisse, Teilzeit, hohe Arbeitslosigkeit Bevölkerungswachstum, aber regional differenziert: Hohes Wachstum in Ballungsräumen Steigender Bedarf an preiswertem Wohnraum, vor allem in Ballungsräumen

Einkommensentwicklung Nettojahreseinkommen unselbständig Beschäftigter 2008-16 (2008=100) Median: +15,6% 1. Quartil: +5,9% 3. Quartil: +17,6% Inflation: +14,3% 100,00 103,25 103,44 102,3 100,70 100,47 105,7 104,35 99,23 110,5 108,3 106,12 107,33 100,23 100,45 112,2 113,4 108,94 110,15 102,30 102,81 115,70 114,3 105,97 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 1. Quartil Median VPI 2005

Veränderung Bevölkerungsstand Entwicklung 2006-2016 Welche Regionen wachsen bis 2050 am stärksten? Schwechat Innsbruck-Stadt Graz (Stadt) Wiener Neustadt (Stadt) Gänserndorf- Wien Eisenstadt (Stadt) Wien Umgebung 34% 33% 30% 30% 30% 29% 27% 26% Q: Gartner, Hametner 2017 Q: Statistik Austria.

Wanderungsgewinne in Ballungsräumen

Neubau: Mehr freifinanziert, weniger gefördert 80.000 Wohnbauförderung und Wohnungsbewilligungen in Ö 1992-2016 70.000 60.000 50.000 Freifinanziert: 58,2% 40.000 30.000 20.000 Freifinanziert: 21,7% 10.000-1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wohnungsbewilligungen Geförderte Wohnungen Freifinanzierte Wohnungen Q: Statistik Austria, IIBW, Förderstellen der Länder. Eigene Darstellung. Bewilligungen exklusive Auf, Zu, und Umbautätigkeit in Wien.

Hürden für Gemeinnützigen Wohnbau Hohe Grundstückspreise in Ballungsräumen Anstieg der Baukosten Bauvorschriften

Grundstückspreise Beispiel Wien Schlechte städtische Lage: 600 Kostenlimit für sozialen Wohnbau: 235-300 Gute städtische Lage: 1.200 Beste städtische Lage: 2.400 Q: Ritt, 2014.

Grundstückspreise Q: Statistik Austria 2017

Grundstückspreise Salzburg Entwicklung der Preise 2009-2014 Durchschnittspreis pro m2 Bauland % Änderung zum Vorjahr 2009 408 +10,1 2010 490 +20 2011 513 +4,7 2012 562 +9,6 2013 493-33,5 2014 788 +59,9 Durchschn. jährlicher Zuwachs +11,7 Q: Stadt Salzburg 2015

Baukosten Baukostenindex Wohnhaus- und Siedlungsbau (Gesamtbaukosten) Veränderung 2015=100 zum Vorjahr 2015 100,0 1,5 2016 100,6 0,6 2017 104,1 3,4 Q1 2015 99,4 1,7 Q2 2015 100,2 1,9 Q3 2015 100,4 1,6 Q4 2015 99,8 0,7 Q1 2016 99,3 0,1 Q2 2016 100,7 0,4 Q3 2016 101,1 0,7 Q4 2016 101,5 1,7 Q1 2017 103,1 3,8 Q2 2017 104,0 3,3 Q3 2017 104,2 3,1 Q4 2017 105,1 3,5 Veränderung 2015=100 zum Vorjahr Feb.17 103,0 3,8 Mär.17 103,4 4,2 Apr.17 103,9 4,1 Mai.17 104,2 3,1 Jun.17 103,9 2,8 Jul.17 103,9 2,8 Aug.17 104,2 3,1 Sep.17 104,6 3,6 Okt.17 105,0 3,9 Nov.17 105,2 3,6 Dez.17 105,1 3,0 Jän.18 105,9 3,0 Feb.18 106,0 2,9 Q: ÖNB Baupreis- und Baukostenindex

Bauvorschriften Vorschriften für energieeffizientes Bauen GBV Untersuchung: Niedrigstenergie- und Passivwohnhäuser nicht wirtschaftlich (höhere Investitionskosten übersteigen laufende Energieeinsparungen) Kostentreibende bautechnische Auflagen (Barrierefreiheit, Brand- und Schallschutz, Stellplatzverpflichtung, etc.) Baukosten 2004/5-2010/11 um 1/3 gestiegen

Wohnen als Anlageprodukt Anstieg freifinanzierter Neubau auch getrieben durch Etablierung von Wohnen als Anlageprodukt freifinanziertes Eigentum Anleger- bzw. Vorsorgewohnungen, v. a. in Städten hohe Renditeerwartungen und Preise Finanzialisierung von Wohnen (Heeg, 2014): Zunehmende Verflechtung von Wohnungs- und Finanzmärkten Transformation von Wohnungen von Gebrauchsgut zu Finanzprodukt Immobilien als Anlageprodukt wie andere auch ( Betongold in Zeiten niedriger Zinsen)

Wohnen als Anlageprodukt Finanzialisierung auch relevant für Bestand! Investitionen in private Mietwohnungen mit hoher Renditeerwartung treibt Preise und verknappt preiswertes Angebot weiter!

Wohnen als Anlageprodukt: Beispiel Wiener Zinshausmarkt Jährliches Transaktionsvolumen Wiener Zinshäuser (in Mio. ) 1600 Millionen 1400 1200 1000 800 680 1.047 809 909 914 1.175 886 1.336 1.079 600 400 200 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: Otto, mehrere Jahre, eigene Berechnung, Darstellung

Wohnen als Anlageprodukt: Beispiel Wiener Zinshausmarkt Jährliches Transaktionsvolumen Wiener Zinshäuser (in Mio. ) 1600 Millionen 1400 1200 1000 800 680 1.047 809 909 914 1.175 886 1.336 1.079 600 400 200 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q: Otto, mehrere Jahre, eigene Berechnung, Darstellung

Wohnen als Anlageprodukt: Beispiel Wiener Zinshausmarkt Jährliches Transaktionsvolumen Wiener Zinshäuser (in Mio. ) Millionen 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 680 1.047 809 909 914 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 1.175 War 2003 Wien noch die teuerste Stadt mit der 886 niedrigsten Rendite in Europa, ist sie heute die billigste Stadt mit der höchsten Rendite CBRE Chef Ridder gegenüber DerStandard, 9. März 2018, Onlineausgabe 1.336 1.079 Q: Otto, mehrere Jahre, eigene Berechnung, Darstellung

Mieten DURCHSCHNITTLICHER HAUPTMIETZINS (INKL. UST.) IN EURO PRO M² - ÖSTERREICH ALLE SEKTOREN ALLE SEKTOREN PRIVAT GEMEINDE GBV + 32,4% + 41,6% + 21,6% + 23,7% 3,91 5,18 4,37 6,19 3,24 3,94 3,71 4,59 2008 2016 2008 2016 2008 2016 2008 2016 Q: Statistik Austria, Mikrozensus

Befristete Mietverträge nehmen rasch zu Q: Statistik Austria 2017

Wohnkostenbelastung 45 40 35. nach Einkommensgruppen niedrig <60% Median 30 25 nach Gemeindegrößenklasse Wien Andere Gemeinden > 100.000 EW Gemeinden >10.000 und <100.000 EW 35 30 25... nach Rechtsverhältnis GBV Private Miete 30 25 20 15 10 5 Alle mittel 60-180% Median hoch >180% Median 20 15 10 5 Alle Gemeinden <=10.000 EW 20 15 10 5 Alle Wohnung seigentu m 0 Anteil der Wohnkosten in % des Haushaltseinkommens 0 Anteil der Wohnkosten in % des Haushaltseinkommens 0 Anteil der Wohnkosten in % des Haushaltseinkommens Q: EU-SILC, Statistik Austria 2017, eigene Darstellung

Zwischenfazit: Aktuelle Entwicklungen und Probleme Einkommensentwicklung und Stadtwachstum schafft hohe Nachfrage nach preiswertem Wohnraum in Ballungszentren Trend im Neubau zu freifinanziertem (hochpreisigem) Neubau Hürden für gemeinnützigen Neubau (Grundstückskosten, Baukosten und Bauvorschriften) Anlageprodukt Wohnen erhöht Preise in Neubau und Bestand Fehlendes Angebot im preiswerten Neubau und Finanzialisierung von Bestand treibt private Mieten Befristungen erhöhen Unsicherheit und treiben Mieten Mangel an preiswertem Angebot trifft vor allem Einkommensschwache in Städten die privat mieten

Gliederung des Vortrags 1. Was sind aktuelle Entwicklungen und Probleme am österreichischen Wohnungsmarkt? 2. Wie ist das Regierungsprogramm aus Sicht der aktuellen Entwicklungen und Probleme zu bewerten?

Regierung als Anwalt der Immobilienwirtschaft? Aktuelle Forderung des ÖVI Treffsicherheit im sozialen Wohnbau erhöhen Länder und Gemeinden sind aufgerufen, ihre kommunalen Wohnungsvergabe- und Wohnbauförderungssysteme einer Evaluierung zu unterziehen und entsprechende Maßnahmen zu setzen Faires Mietzinsbildungssystem bei umfassenden Sanierungen. Investitionen in umfassende Sanierungen ( ) in der Mietzinsbildung durch Anwendung des angemessenen Mietzinses berücksichtig[en] Aufhebung des Lagezuschlag-Verbots in den Wiener Gründerzeitvierteln Neuregelung der Eintrittsrechte Abschaffung des Mietadels Attraktivierung von Vermietungen durch Verkürzung des Vorsteuerberichtigungszeitraumes von 20 auf 10 Jahren. Regierungsprogramm Soziale Treffsicherheit und fairen Interessensausgleich sicherstellen Mehr Gerechtigkeit im sozialen Wohnbau sicherstellen: regelmäßige Mietzinsanpassungen für Besserverdiener im kommunalen und gemeinnützigen Wohnbau Mietzinsbildung: Marktkonforme Miete bei Neubauten und Gesamtsanierungen des Gebäudes auf zeitgemäßen Standard. Aufhebung des Verbots des Lagezuschlags in Gründerzeitvierteln zur Herstellung fairer Verhältnisse Abschaffung des Mietadels durch zeitgemäße Ausgestaltung der Eintrittsrechte Mietkauf-Modelle forcieren: Verkürzung des Vorsteuerberichtigungszeitraumes von 20 auf 10 Jahre

Verschärfungen beim sozialen Wohnbau Fehlbelegerabgabe: Mehr Gerechtigkeit im sozialen Wohnbau sicherstellen: regelmäßige Mietzinsanpassungen für Besserverdiener im kommunalen und gemeinnützigen Wohnbau. Adäquate Antwort auf aktuelle Probleme? - Höhere Mieten: schafft keine neue preiswerte Wohnung - Umzug: Zusätzliche Nachfrage am privaten Markt fördert Mietsteigerung - Umzug: Residualisierung des Sozialsektors, Stigmatisierung und sinkende Akzeptanz - Hoher Verwaltungsaufwand

Eigentumsförderung: Mietkaufoption fördern Mietkauf als sozial orientierter Start ins Eigentum (...). Die Transparenz gegenüber dem Wohnungsnutzer soll erhöht und die Rahmenbedingungen für die Begründung des Anspruchs auf Eigentumsoption dem aktuellen Marktumfeld angepasst werden. Adäquate Antwort auf aktuelle Probleme? - Schafft keine neue preiswerte Wohnung - Verkleinerung des preiswerten Segments durch Verkauf sozialer Bestände - Fördergelder werden nicht im Kreislauf des sozialen Wohnungssektors gehalten - Bei Vermietung nicht mehr sozial gebunden: öffentliche Förderung zur privaten Vermögensbildung über teure Mieten

Liberalisierung des MRG: Lagezuschlag Aufhebung des Verbots des Lagezuschlags in Gründerzeitvierteln zur Herstellung fairer Verhältnisse Adäquate Antwort auf aktuelle Probleme? - Schafft keine neue preiswerte Wohnung - Bis zu 100.000 Wohnungen in Wien werden teurer - Je nach Lage erwartbare Mietsteigerungen in Gründerzeitvierteln zwischen 1,36 und 3,34 /m² - Einkommensschwache Haushalte besonders betroffen: Häufiger in Gründerzeitvierteln ohne Lagezuschlag

Was bleibt offen im Regierungsprogramm? Wie geförderten, sozial langfristig gebundenen Wohnbau wieder ankurbeln in Zeiten niedriger Zinsen und steigendem Bedarf? Was bedeuten die neuen Pläne für die WBIB für den geförderten Wohnbau? Wie steigende Bodenpreise in Ballungsräumen in den Griff bekommen? Widmungskategorie, Planwertabgabe, Bodenbeschaffungsgesetz, anderes? Wie sicherstellen dass keine Privatisierung von sozial gebundenem Wohnraum via Mietkaufoption? Welche rechtlichen Maßnahmen um Wohnen als Anlageprodukt unattraktiver zu (MRG, Befristungen, Lagezuschläge als Stellschrauben)? Was können die Rezepte einer sozial gerechten Wohnungspolitik sein?

Danke für die Aufmerksamkeit! Kontakt: Justin Kadi Fachbereich Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik TU Wien Justin.Kadi@tuwien.ac.at