Was kann die Medizin?



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Transkript:

23.05.2014 Was kann die Medizin? Georg Griesinger Universität zu Lübeck Sektion für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Reproduktionsmedizinische Versorgung ~ 1,5 x 10 6 RT/Jahr ehandlungszyklen weltweit ~ 550 000 RT ehandlungszyklen in Europa IVF in Deutschland: ~1,0-1,4 x 10 6 Paare mit Subfertilität/Infertilität ~ 80 000 RT ehandlungszyklen/jahr ~11.000 Kinder/Jahr

>3% 2% 4% 2% nteil an geborenen Kindern

lter Die Paare in Kinderwunschbehandlung werden immer älter

Deutsches IVF Register, Jahrbuch 2012

Mittleres lter der Frauen bei erster ehelicher Geburt, 1965-2010 Statistisches undesamt, Wiesbaden

lter Wer benötigt social freezing?

Fertilität: bnahme mit dem lter

ltersabhängige Schwangerschaftschance über mehrere Zyklen (GV 2x/Woche, n=770) schwanger 0 Monate Dunson et al., Obstet & Gynecol 2004

70-80% schwanger innerhalb von 12 Monaten in der ltersgruppe 35-40 Rothman et al., Fertility and Sterility 2013

nteil natürlich steriler Frauen nach lter Eijkemans et al. Hum. Reprod. 2014 7% 12% 20%

Risiken der Hormonbehandlung Überstimulationssyndrome weitgehend vermeidbar

Schwere ovarielle Überstimulationsyndrome 1-4% aller IVF Zyklen 3 Todesfälle pro 100.000 ehandlungszyklen 1 Neue ehandlungsoption: gonist trigger & elektive Kryokonservierung aller Eizellen/Embryonen 1 raat et al., 2010

Drohende Überstimulationssyndrome sind weitgehend erkennbar und vermeidbar! Eizellspende uftreten von Überstimulationssyndromen: Konventionelles Vorgehen Neue ehandlung Retrospektive Studien 1 54/1190 (4,5%) 0/1322 (0%) Randomisierte Studien 2 25/230 (10,8%) 0/230 (0%) 1 odri 2009; Hernandez 2009; Shapiro 2007 2 cevedo 2006; Galindo 2009; Melo 2009; Sismanoglu 2009

Hocheffiziente Einfriermethoden Gefrierlagerung von unbefruchteten Eizellen social freezing Lagerung und Handel mit Eizellen

Die Vitrifikation: Ultra-schnelles Einfrieren Ice crystallization Vitreous, glassy state DPS EG+DMSO+0.4 M sucrose

Vitrifikation unterschiedlicher Entwicklungsstadien

Eizell-Spende Frisch vs. Gefroren

Randomisierte Studie: Eizellspende fresh vs. frozen Vitrifiziert N=231 Eizellen Frisch N=219 Eizellen p Überleben nach uftau 97% Fertilisierung 77% 82% 0,13 lastulierungsrate 49% 48% 0,87 Schwangerschaftsrate 48% Cobo et al., Fertil Steril 2011

Zukunft der Eizellspende CE = commercial egg banks Quaas et al., Fertil Steril 2013

Kommerzielle Eizell-anken in den US Quaas et al., Fertil Steril 2013

Kommerzielle Eizell-anken in den US Quaas et al., Fertil Steril 2013

Eizellspende in den US/lter der Patientin SRT 2011

SRT 2011

Spender und Empfänger Phänotypische Übereinstimmung Genetische Übereinstimmung (rray)

Matching Eizellspenderin Eizellempfängerin Partner Genetische Verwandtschaft? IVF: Gemeinsame nlageträgerschaft? Trägerin von Erkrankungen? PID PND OD: Gemeinsame nlageträgerschaft?

Genetische Übereinstimmung andelt et al., m J Hum Genet 1998 May;62(5):1137-52

Genetische Übereinstimmung nach Haplogruppen The merican Journal of Human Genetics, d. 69, S. 844.

Plattformen Technology Recombine Genotyping (Illumina) Counsyl Genotyping (ffymetrix) Good Start Genetics Sequencing (Illumina HiSeq) # Diseases 178 107 23 12 Natera # Mutations 984 495 N/ N/ SM Fragile X lpha Thalassemia Cystic Fibrosis 101 mutations >90% detection 100 mutations <90% detection 550+ mutations >95% detection? 127 mutations >90% detection Jewish Panel Complete Incomplete Incomplete Incomplete Customization Genetic Counseling Follow-up Information Cost Per Disease $1.96 $3.26 $17.17 $29.17

eispiel: Recombine Recombine: 1500 SNPs covering: 980 SNPs for 213 genetic diseases and 520 random SNPs for genetic matching. Take the sample DN extraction Prepare and process samples Report 30

Genetic disorders and screening Identification of patients at risk of transmitting a disorder 1. Direct detection of known mutations 2. Indirect detection Haplotype associated with disorder/disease risk Fully-characterised alteration of DN sequence slide courtesy of Prof. Dagan Wells, Oxford University

Single nucleotide polymorphism (SNP) microarrays Simultaneous analysis of 1000s of SNPs and/or mutations Probes for each SNP allele are attached to a slide DN sample slide courtesy of Prof. Dagan Wells, Oxford University

SNP microarrays T T G G T G G TT GC G G T T C T T T C Heterozygous Homozygous C/T for C allele slide courtesy of Prof. Dagan Wells, Oxford University

1500 SNPs 520 Random SNPs: ncestral Phenotype 980 SNPs: Dominant Recessive

Low Incidence Variable Spectrum High Detektion von 213 Erkrankungen Common, High Impact Groups defined by incidence and disease burden Jewish Heritage Low Disease urden Rare, High Impact High

Eizellspendeprogramm in Spanien: 400 Spenderinnen 80 Empfängerpaare 2 Spenderinnen ausgeschlossen wg. nlageträgerschaft für eine dominante Erkrankung 5,7% Risiko für autosomal rezessive Erkrankung (Spenderin und Mann) izpurua et al., Hum Reprod 2013 [abstract]

Single Embryo Transfer usweitung in allen europäischen Staaten

% Single Embryo Transfer 2009 80 70 65 70 60 50 40 49 42 43 53 30 20 10 22 23 13 0 European IVF Monitoring, Hum Reprod 2013

Single Embryo Transfer in den US SRT 2011

Voraussetzung für den single embryo transfer: Embryonenauswahl Morphologie (lastozystenkultur) Morphokinetik Genetik (PGS)

Morphokinetik

Morphokinetik Meseguer et al. Hum. Reprod. 2011

Morphokinetik: Hierarchisches Cluster timing of cell division to 5 cells duration of 3 cell stage duration of second cell cycle, cc2 Hoch Implantationsrate niedrig Meseguer et al. Hum. Reprod. 2011

Präimplantationsgenetisches Screening

Präimplantationsgenetisches Screening n= 15.169 lastozysten, comprehensive chromosome screening Franasiak et al. Fertil Steril 2013

Präimplantationsgenetisches Screening qpcr Microarray CGH Next Generation Sequencing

Neue Gameten In vitro Follikulogenese Xenotransplantationsmodelle Oogoniale Stammzellen

Oogoniale Stammzellen

griesing@uni-luebeck.de