Workshop Suizidprophylaxe. 24. Alzeyer Symposium Psychiatrie auf der Suche nach dem Patientenwohl

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Fallbeispiel 1: Herr Wolfgang Schmidt (suizidaler Patient) Bitte beantworten Sie für den Fall von Herrn Wolfgang Schmidt folgende Fragen:

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a) Was waren wichtige, prägende, stärkende, ermutigende und aufbauende, aber auch belastende Lebensereignisse?

Transkript:

24. Alzeyer Symposium Psychiatrie auf der Suche nach dem Patientenwohl 1

erfordert Offenheit und Interesse gegenüber dem Patienten als Menschen und seinem inneren Erleben! 2

Das innere Erleben in der suizidalen Krise ist geprägt durch: Einen unerträglich erlebten Schmerz, Gefühle der Minderwertigkeit und Hoffnungslosigkeit. 3

Leitsätze zum Umgang mit Suizidalität: Suizidversuche basieren oft auf subjektiven Bilanzen des eigenen Lebens, die meist korrigiert werden können. Dem Patienten muss klar gemacht werden, dass ein Suizidversuch nicht rückgängig gemacht werden kann. Die meisten Suizidversuche enthalten als wesentliches Element einen Appell an menschliche Bindung. Suizidäußerungen und Suizidversuche müssen immer ernst genommen werden. Nicht jeder Suizid kann verhindert werden 4

Beziehung und Kommunikation Die Gesprächsführung mit einem suizidalen Menschen sollte durch ein wohlwollendes verständnisvolles und vorbehaltloses Akzeptieren des Patienten gekennzeichnet sein. Dies bewirkt, dass der Patient die empfundene Ausweglosigkeit nicht verteidigen muss, was zur Stützung des Selbstwertgefühls und zur Minderung von Schuldgefühlen führt. Der Therapeut muss Hoffnung stellvertretend für den Patienten ausstrahlen. 5

Suizidgefährdung erkennt man am sichersten, indem man die Betroffenen danach fragt! Patienten greifen einfühlsam gestellte Fragen nach Gedanken von Hoffnungslosigkeit, Nichtigkeit, Sinnlosigkeit, Selbstzerstörung und Tod oft mit Erleichterung auf. 6

Um das Ausmaß der Suizidalität zu erfassen, sind folgende Fragestellungen möglich: Geht es Ihnen manchmal so schlecht, dass Sie auch daran denken, das Leben habe keinen Sinn mehr? Haben Sie schon daran gedacht, sich das Leben zu nehmen? Wie würden Sie es tun? Haben Sie bereits Pläne oder vorbereitende Handlungen vorgenommen? Halten Sie Ihre Situation für aussichts- und hoffnungslos? Was hält Sie noch im Leben? 7

Ruhe vor dem Sturm Eine wichtige Frage ist dann: Warum wollen sie jetzt leben Wer tatsächlich weiterleben will, wird dafür ohne weiteres einen Grund angeben können, während ein zum Suizid Entschlossener zu keiner befriedigenden Antwort fähig ist. 8

Maßnahmen der Krisenintervention: Akzeptieren des suizidalen Verhaltens als Notsignal Bearbeitung der gescheiterten Bewältigungsversuche Gemeinsame Entwicklung alternativer Problemlösungen für die aktuelle Krise Gemeinsame Entwicklung alternativer Problemlösungen für zukünftige Krisen Einbeziehung von Bezugspersonen (unter Berücksichtigung der individuellen Situation) 9

Häufige Fehler im Umgang mit suizidalen Patienten: Vorschnelle Tröstung: Das wird schon wieder, Sie kommen da schon wieder raus Verallgemeinerung: Partnerschaftsprobleme hat doch jeder mal gehabt Ratschläge: Suchen Sie sich doch einen neuen Arbeitsplatz Belehrung: Sie hätten sich schon viel früher Hilfe holen sollen Beurteilung: Da haben Sie aber auch einiges falsch gemacht Vorschnelle Aktivitäten entwickeln: Kommen Sie, wir rufen gleich mal Ihre Freundin an Ausfragen, Analysieren: Wie war das mit Ihrem Verhältnis zu Ihrem Vater? Kann es sein, dass 10

Zusammenfassung: Sich von Vorurteilen befreien Suizidgedanken taktvoll ansprechen Sich in den anderen hineinversetzen Behutsame Begleitung Bisherige Bemühungen wertschätzen Suizidpläne detailliert besprechen Beziehung und Hilfe anbieten Gemeinsam nach Lösungen suchen 11

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 12