Elmar Zeller Layered Process Audit (LPA) Leitfaden zur Umsetzung
Zeller Layered Process Audit (LPA)
Elmar Zeller LAYERED PROCESS AUDIT (LPA) Leitfaden zur Umsetzung
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National biblio grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Vervielfältigung des Buches, oder Teilen daraus, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmi gung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter V erwendung elek tronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. 2013 Carl Hanser Verlag München http://www.hanser-fachbuch.de Lektorat: Lisa Hoffmann-Bäuml Herstellung: Thomas Gerhardy Satz: Kösel, Krugzell Umschlaggestaltung: Stephan Rönigk Druck & Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg Printed in Germany ISBN 978-3-446-43790-6 E-Book-ISBN 978-3-446-43745-6
Ich widme dieses Buch meinen langjährigen und grandiosen Geschäftspartner Florian Rösch, der viel zu früh gestorben ist.
Vorwort Vor einigen Jahren wurde ich durch den Vorstand eines großen Unternehmens aufge fordert, eine Qualitätsinitiative mit der Methode Layered Process Audit (LPA) zu unter stützen. Ich kannte die Methode damals noch nicht und stand dem Ganzen eher skep tisch gegenüber. Noch eine Auditmethode? Doch die Skepsis verflog und die Begeisterung wuchs. Sehr schnell erkannte ich, dass LPA einfach anzuwenden ist und enorme Ver besserungen bei der Einhaltung von Standards oder Vorgaben in allen Unternehmens bereichen erreicht werden können. Nach und nach lernte ich noch viele weitere Vorteile von LPA kennen, beispielsweise verbessert sich die Kommunikation zwischen den Be teiligten, Führungskräfte und Mitarbeiter rücken näher zusammen, was auch die Moti vation und Verantwortungsbewusstsein von beiden steigert, nicht umsetzbare Vorgaben werden entdeckt und können verbessert werden etc. Viele, viele Vorteile bei vergleichs weise äußerst geringem Einsatz! Es überrascht daher nicht, dass viele Unternehmen mit ihren Führungskräften und Mit arbeitern LPA bereits erfolgreich einsetzen und die Rückmeldungen durchwegs positiv sind. Dieses Buch ist aus der Praxis für die Praxis geschrieben und wendet sich an alle, die sich mit der Verbesserung von Prozessen und mit der Einhaltung von Vorgaben beschäf tigen. Dies können Qualitäts- oder Prozessmanager sein, aber auch Führungskräfte oder einfach schlicht an dem Thema Interessierte. Das Werk zeigt, was bei der Einführung zu beachten ist, wie LPA Schritt für Schritt umgesetzt wird, stellt die Vorteile der Methode dar und beleuchtet Hintergründe. Viele Beispiele, Checklisten und Tipps erleichtern dabei den Praxistransfer. Es handelt sich also um einen konsequent praxisorientierten und konkreten Leitfaden zur Umsetzung. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit der Methode Layered Process Audit! Mich begeistert LPA nach wie vor und ich bin überzeugt davon, dass der Funke schnell überspringen wird. Neu-Ulm, Herbst 2013 Elmar Zeller
Inhalt 1 Einleitung............................................. 1 2 Layered Process Audit (LPA) einführen.................... 7 2.1 Fachliche Voraussetzungen..................................... 2.2 Organisatorische Voraussetzungen.............................. 2.3 Varianten einer LPA-Einführung................................. 2.4 Projektschritte für die Einführung und die beteiligten Personen...... 2.5 Eignung und Prozessauswahl.................................... 2.6 Leitfragen für die Einführung von LPA............................ 8 11 22 23 26 39 3 LPA umsetzen......................................... 43 3.1 Ablauf....................................................... 3.2 Elemente eines LPA-Systems.................................... 3.3 Wirksamkeit mit dem Layered Process Review erkennen............. 43 44 50 4 Unterschiedliche Auditformen im LPA..................... 53 4.1 4.2 4.3 4.4 Hierarchische Audits........................................... Basis-Audits.................................................. Level Audits.................................................. Reverse Audits................................................ 53 55 57 57 5 Geeignete Layer und Frequenzen finden................... 59 5.1 Vertikale und horizontale Struktur............................... 5.2 Frequenzen für LPA-Stichproben................................. 60 65 6 69 Prüfpunkte, Fragen, Checklisten und Visualisierung......... 6.1 Prüfpunkte finden und Fragen formulieren........................ 69 6.2 Statische und dynamische LPA-Checklisten........................ 78 6.3 LPA-Checklisten: Aufbau und Beispiele........................... 83 6.4 Visualisierung der LPA-Ergebnisse............................... 104
X 7 Inhalt LPA, Layered Process Review und internes Audit........... 113 7.1 Vergleich zwischen LPA und internen Audits...................... 114 7.2 Layered Process Review: Wirksamkeit eines Prozesses überprüfen.... 118 7.3 Anforderungen aus Normen und Technischen Spezifikationen mit LPA umsetzen............................................. 121 8 LPA und Prozessmanagement............................ 143 8.1 Was bedeutet Prozessmanagement?.............................. 8.2 Kein Prozessmanagement vorhanden............................. 8.3 Prozessmanagement ist nicht gleich Prozessmanagement............ 8.4 Prozessmanagement fördern.................................... 143 146 148 152 9 LPA-Einführung Beispiel aus der Kunststoffindustrie....... 167 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 9.7 Zielsetzung und Überblick...................................... Layer, Frequenz und Beteiligte................................... Layer 1...................................................... Nicht erfüllte Vorgabe.......................................... Layer 2, 3 und 4............................................... Maßnahmenverfolgung......................................... Auswertung.................................................. 168 171 172 177 179 183 185 10 LPA bei rollenorientierter Layer-Struktur.................. 187 10.1 Phasen- und Gate-Modell....................................... 10.2 Rollen, Prozessbeschreibung und Templates (Formulare)............ 10.3 Auditfrequenzen, Prüfpunkte, Fragen und Visualisierung............ 10.4 Wirksamkeit überprüfen....................................... 189 191 199 206 Literatur................................................. 213 Index.................................................... 215 Der Autor................................................. 221
1 Einleitung Layered Process Audit (LPA) ist eine einfache Methode, um die Umsetzung von Prozes sen und Vorgaben auf allen Ebenen und Bereichen in den Unternehmen zu verbessern und damit die Leistungsfähigkeit der Organisation zu steigern. Layer steht dabei für die unterschiedlichen Führungsebenen im betrachteten Prozess. Process Audit bezieht sich auf die Art der Bewertung, ob ein Prozess wie vereinbart umgesetzt wird und seine Ergebnisse erreicht. Bei Layered Process Audit geht es um die konsequente Einhaltung von Standards in unseren Fabriken. Rainer E. Schmückle, Chief Operating Officer, Mercedes Car Group (2007) LPA kann ergänzend, aber auch unabhängig vom klassischen Qualitätsmanagementsys tem eingesetzt werden. Ein konsequent eingeführtes Layered-Process-Audit-System erreicht eine verbesserte Umsetzung von Standards in den unterschiedlichsten Prozessen im Unternehmen und damit auch bessere Ergebnisse. Als Standards sind dabei festgelegte Vorgehen, deren Nichteinhaltung zu Verschlechterung in Qualität, Zeit oder Kosten führen kann, zu ver stehen. In den Unternehmen werden dafür unterschiedliche Begriffe wie Standards, Pro zesse, Abläufe, Vorgehen, Festlegungen, Vorgaben, Anweisungen, Prozessparameter etc. verwendet. Prozesse ohne formulierte geeignete Standards bekommen mit Layered Process Audit sehr schnell einfache Vorgaben, die die wichtigsten Festlegungen für den Prozess bein halten. Ebenso werden nicht umsetzbare Prozessvorgaben und -standards schnell er kannt und können entsprechend verändert werden. Die Methode LPA wurde ca. zur Jahrtausendwende parallel von DaimlerChrysler und Toyota entwickelt. DaimlerChrysler setzte sie zum ersten Mal im Jahr 2000 in einem Getriebewerk in Kokomo, Indiana ein und
2 1 Einleitung Toyota zur ähnlichen Zeit in einer Motorenfabrik in West Virginia. Bei den Original-Equipment-Manufacturern (OEM) wie zum Beispiel Chrysler Group, General Motors, Automotive Components Holdings, Mahle, Timken Company, Inteva Products, LLC oder BorgWarner ist LPA eine Forderung an die Lieferanten geworden. Zielsetzungen von LPA sind: Die Umsetzung von Standards in Prozessen verbessern und sichern. Transparenz über den Umsetzungsstand der geprüften Standards schaffen. Öffentliches Einfordern der Standards als wichtigen Teil der Führungsaufgabe errei chen. Klare Formulierung der wichtigen Standards durch die Führungskraft vorgeben. Ungeeignete Standards erkennen und verändern. Die richtigen und auch veränderten Standards für eine hohe Produktqualität erken nen und einführen. Durch die Einführung von LPA wird auch noch eine große Anzahl von weiteren Vorteilen erreicht: Die geforderten Standards werden durch die Formulierung der Prüfpunkte für die LPA-Checklisten eindeutig definiert und verweisen gegebenenfalls auf weitere Vorga bedokumente. Für die Führungskräfte und Mitarbeiter entsteht durch die Durchführung der LPA Klarheit darüber, was die wirklich wichtigen Standards oder Regeln sind. Systematische Ursachen, die eine Umsetzung der Standards verhindern, werden erkannt und können beseitigt werden. Die Führungsebenen auf den unterschiedlichen Layern erhalten ein größeres Ver ständnis für Prozesse, deren Anforderungen und auch Behinderungen. Der Fokus in der Ursachenanalyse wechselt von den Menschen, die scheinbar etwas nicht getan haben, auf die Organisation, die Führung oder die Prozesse, die das Umsetzen nicht ermöglichen. Betroffene Mitarbeiter können aktiv mithelfen, Lösungs- und Verbesserungsvor schläge zu finden. LPA zeichnet sich durch drei voneinander abhängige zentrale Vorgehensweisen aus: 1. Führungskräfte aus definierten unterschiedlichen Hierarchieebenen (Layer) über prüfen mit Hilfe von einfachen Checklisten mit Prüfpunkten die Einhaltung von Stan dards, Regeln und Vorgaben (Process). Dies geschieht in Form von regelmäßigen kurzen Gesprächen (Audit) mit ihren Mitarbeitern, die zwischen zwei bis zehn Minuten dauern. 2. Entdeckte Abweichungen oder nicht umgesetzte Standards oder Vorgaben werden gemeinsam zwischen Führungskraft (Auditor) und Mitarbeiter (Auditierter) sofort korrigiert. Wenn dies nicht möglich ist, müssen entsprechende andere Maßnahmen
1 Einleitung 3 im betroffenen Bereich oder in zuliefernden Prozessen eingeleitet werden, denn es gibt eine Vorgabe, die nicht umsetzbar ist. 3. Die Durchführung, die Ergebnisse und die umgesetzten oder eingeleiteten Maßnah men aus den Audits werden vor Ort durch entsprechende Visualisierungen für alle Mitarbeiter im betroffenen Bereich sichtbar und transparent gemacht. Diese Prinzipien sind einzeln angewandt nichts Neues für die Unternehmen. Es ist oder sollte normale Führungsaufgabe sein, die Umsetzung von Vorgaben bei den eigenen Mitarbeitern zu überprüfen. Es ist auch nichts Neues, dass bei Abweichungen Sofort maßnahmen eingeleitet werden und sich die Führungskraft mit dem Mitarbeiter die Zeit nimmt, die Vorgabe gemeinsam, auch im Sinne von Lernen, umzusetzen. Ebenso nicht unbekannt ist, dass Audits oder deren Ergebnisse mit ihren Maßnahmen visualisiert werden. Neu ist an der Methode, dass in einer einfachen Logik und systematischen Konsequenz Prozesse mit ihren Vorgaben durch die Kombination und Wirkung der drei Prinzi pien zwangsläufig zur Umsetzung gebracht werden. Es wird zum Standard, dass die Führungskraft die Einhaltung der Regeln in einer Konsequenz überprüft und entspre chend reagiert. Und für den Mitarbeiter wird es zum Standard, die festgelegten Regeln täglich und tatsächlich zu erfüllen. Neu ist auch, dass die Methode sehr schnell von den betroffenen Bereichen auf- und angenommen wird. Layer 1: in der Regel Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben; führt zumeist keine Audits durch Layer 2 bis Layer n: Mitarbeiter mit Führungsaufgaben, führt Audits durch Bild 1.1 zeigt eine einfache Layer-Struktur mit vier Layern. Layer 1 wird als der unterste Layer auditiert und führt keine LPA selbst als Auditor durch. Die dicken Linien zeigen hierarchische LPA zwischen Vorgesetzen und Mitarbeitern. Die gestrichelten Linien sind Basis-LPA, bei denen eine übergeordnete Führungskraft zusätzliche Audits im Layer 1 durchführt. Durch die Einbindung der Führungskräfte der unterschiedlichen Hierarchieebenen wird deutlich, dass die Umsetzung der gemeinsamen Vorgaben keine freiwillige Leis tung eines Mitarbeiters ist, sondern eine Voraussetzung für leistungs- und qualitätsfä hige Prozesse. Die Standards werden regelmäßig von den Führungskräften gefordert und müssen von den Mitarbeitern tatsächlich umgesetzt werden. Layered Process Audit unterstützt dabei folgende allgemeingültige Regeln der Zusammenarbeit: sage das, was ist, tue das, was du sagst, und wenn du es nicht schaffst, gib rechtzeitig Bescheid.
4 1 Einleitung Geschä sführung Layer 3 Abteilungsleiter Teamleiter Teamleiter Layer 4 Teamleiter Mitarbeiter, Umsetzung im Prozess Teamleiter Layer 2 Layer 1 Bild 1.1 Einfache Layer-Struktur mit vier Layern An einem LPA beteiligt sind immer Führungskräfte, die die Audits durchführen, und Mitarbeiter, die am Audit teilnehmen. Zumeist sind bereits Prozessverantwortliche bestimmt, diese können dann im Rahmen der LPAs Input für die LPA-Prüfpunkte geben und die Verantwortung für die bereichsübergreifende Umsetzung der Standards über nehmen. Es empfiehlt sich, einen übergeordneten LPA-Koordinator zu bestimmen. Dieser sollte die Kompetenz für die Methode aufbauen, diese weiterentwickeln und alle LPA-Entwicklungen im Unternehmen begleiten. Zentrale Elemente von Layered Process Audit Führungskraft als Auditor LPA-Checklisten mit Prüfpunkten und Fragen Durchführung der Audits sowie Korrektur und Maßnahmen bei nicht umsetzbaren Vorgaben Visualisierung der Ergebnisse und Maßnahmen anhand der Ampel farben: Grün: Die abgefragte Vorgabe ist umgesetzt. Gelb: Die abgefragte Vorgabe war nicht umgesetzt, konnte aber während des Audits korrigiert werden. Rot: Die abgefragte Vorgabe war nicht umgesetzt und konnte durch die direkt Beteiligten auch nicht umgesetzt werden (Maßnahme nötig).