Gehölzbiotope in unserer Landschaft - Ökologische Bedeutung, Schutzbestimmungen und sich daraus ergebende Anforderungen an die Pflege

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Transkript:

Gehölzbiotope in unserer Landschaft - Ökologische Bedeutung, Schutzbestimmungen und sich daraus ergebende Anforderungen an die Pflege Vortrag M. Zorzi, Umweltzentrum Kreis Schwäb. Hall zum Seminar am 28-1-14 der Akademie für Natur- und Umweltschutz in BW

Gehölzbiotope was gehört dazu? Hecken (linear, kompakte Form, dicht, ausgeprägt als Nieder-, Strauch- und Baumhecken) Baumgruppen/-reihen, Alleen, (Obst-)Baumwiesen Gehölze (flächig, Sträucher und Bäume gemischt, auch mit Saum und lichterem Innenbereich)

Ökologische Bedeutung 1. Artenschutz: Gehölzarten, ferner Kulturobst- Sorten Frühblüher in Hecken und Gehölzen, Pflanzen der Säume Pflanzen des Extensivgrünland es seltene Halbschattenarte n Hohler Lerchensporn Purpur-Knabenkraut Sauerdorn / Berberitze Acker-Wachtelweizen

Weiter Artenschutz: Bienen- und Hummelweide saugenden Insekten (insbes. Wanzenarten) Heuschrecken Schmetterlingsraupennahrung Lauf- und Holzkäfer Schillerfalter (Raupe frisst an Weiden) Feuerwanzen Goldglänzender Laufkäfer

Weiter Artenschutz: Amphibien Reptilien Versteck/Nestplatz für Säugerarten Brutplatz zahlreicher seltener Vogelarten Im Winter Schutzraum für zahlreiche Arten am Boden, im Gebüsch, in Stammhöhlen Erdkröte Zauneidechse Feldhase Neuntöter

Bereiche hoher Vielfalt Saumeffekt Grenzlinieneffekt

Biotopverbund Leitstrukturen/Orientierungslinien in der Landschaft für jagende und wandernde Arten Ausbreitungslinien Tiere/Pflanzen Trittsteinbiotope

Kleinklimatische Wirkung Windbrecher: Abschwächung der mechanischen Wirkung und somit Schäden Schutz vor Austrocknung der umgebenden Böden Dämpfung von Temperaturextremen (insbesondere Streuobstgürtel um Siedlungen) dunkler Heckenkörper mit Heizkörperwirkung im Winter (aus MLR-10-87: 31)

Boden- und Gewässerschutz Stopp von Erosion/Bodenaustrag Filterwirkung im/am Gewässer Erlenwurzeln im Bach Ufergehölz

Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichtes Überlebensareal von Nützlingen Raum für vorgezogenen Vermehrungszyklus von Nützlingen Feldwespe Marienkäfer

Rechtliches allgemeiner Schutz von Gehölzen, Schutzgebiete Verboten ist, Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen Hecken und Feldgehölze sind Geschützte Biotope nach Biotopschutzgesetz nach folgenden Voraussetzungen: Hecken länger als 20 m, Feldgehölze mehr 250 qm, beide naturnah und heimische Arten. Möglich ist auch ein Einzelschutz als Naturdenkmal (Schutzfläche ist kartografisch festgelegt). Im Zweifel Information bei der UNB einholen und Pflege abstimmen! Beschilderung ist nicht verlässlich. Häufig sind Gehölze auch geschützter Bestandteil eines Landschaftsoder Naturschutzgebietes Informationen bei der UNB einholen! Auch hier empfiehlt es sich, Pflegemaßnahmen abzustimmen.

Es ist verboten, Artenschutzrecht wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören

Weitere Regelungen: nicht erlaubt ist das Verbrennen auf dem Gehölzbiotop das Mulchen der Hecke mit Zudecken der Biotopfläche Was droht? Verstöße gegen das Tötungsverbot können als Straftat verfolgt werden. Verfolgung eines Vergehens nach dem Umweltschadensgesetz

Anforderungen an die Pflege: Hecken und Gehölze müssen den in/auf/an ihnen lebenden Arten eine dauerhaften Lebensraum bieten, deswegen: Schutzstatus abfragen, ggf. Pflege mit UNB abstimmen abschnittsweise Pflege (maximal 1 Drittel pro Pflegeeinheit) genügend Zeit zwischen den Pflegeeinheiten (mindestens 3 5 Jahre) ökologische Gesamtsituation beachten Wichtige Biotopelemente, Altholz und Höhlenbäume erhalten Vergewissern, dass Nester / Höhlen /Spalten nicht besiedelt sind. Im Zweifelsfall einen Biologen bzw. Sachverständigen einschalten Verzicht auf Mulchen Rasches Abräumen der Schnittgutes

Foto-Beispiele So nicht: Rückschnitt auf 100 % der Fläche

So nicht: übermäßige Rücknahme Bachgehölz bis auf wenige Erlenstangen

So nicht: 2. Pflegeintervall schon nach 1 Jahr

So nicht: Brusthohes Auf-den-Stock-setzen

So nicht: Einseitiger Rückschnitt gemäß Lichtraumprofil

So nicht: Fällung von Bäumen mit Spechthöhlen / Horsten

So nicht: völlige Beseitigung des Unterwuchses

Richtig: Abschnittsweises niederes Auf-den-Stock-setzen

Richtig: in den gepflegten Abschnitten zusätzlich Erhalt von starken Überhältern / Einzelbäumen

Vielen Dank!