Bemerkenswerte Arten einiger Nassstellen auf altmärkischem Ackerland

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Transkript:

Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle 2009) 14: 49 54 49 Bemerkenswerte Arten einiger Nassstellen auf altmärkischem Ackerland Günter Brennenstuhl Zusammenfassung BRENNENSTUHL, G. (2009): Bemerkenswerte Arten einiger Nassstellen auf altmärkischem Ackerland. Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 14: 49 54. Die Artenzusammensetzung (Pflanzen) von Nassstellen auf Äckern im Altmarkkreis Salzwedel wurde dokumentiert. Die neophytische Art Bolboschoenus planiculmis hat sich auf einigen Äckern zum Problemunkraut entwickelt. Abstract BRENNENSTUHL, G. (2009): Remarkable plant species of wet places at farmland in the region Altmark. Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 14: 49 54. Plant species of wet places at arable farm land were analysed in the district Salzwedel (Germany, Saxony-Anhalt). Established populations of the neophyte Bolboschoenus planiculmis sometimes lead to problems in agriculture. 1 Einleitung Durch die Intensivierung des Ackerbaus, insbesondere durch die Entwässerung von staunassen Senken und quelligen Bereichen, sind Nassstellen (NS) in unserer Feldflur selten geworden. Sie können aber in Jahren mit überdurchschnittlichen Niederschlagswerten an prädestinierten Stellen wieder entstehen und dann oft mit einer interessanten und bemerkenswerte Arten aufweisenden Flora in Erscheinung treten. Die Vegetationsperiode 2008 bot zahlreiche Möglichkeiten zur Untersuchung solcher niederschlagsabhängiger NS. Während im langjährigen Mittel (1976 2008, Messstelle Salzwedel) für das Gebiet um Salzwedel 590 mm Niederschlag zu verzeichnen sind, wies insbesondere das Jahr 2007 mit 867 mm eine erhebliche Abweichung auf und übertraf damit sogar noch das Jahr 2002 (853 mm), in welchem das Jahrhunderthochwasser auftrat. Durch hohe Niederschlagsmengen im August, September und November 2007 wurde die Entstehung der NS eingeleitet. Hinzu kamen überdurchschnittliche Regenmengen im Januar, März und April 2008, so dass auch die Jahressumme mit 617 mm das 30jährige Mittel übertraf (vgl. Tab.). Unter diesen Bedingungen bildeten sich auf lehmig-tonigen, sandig-lehmigen und anmoorigen Böden NS aus. Zum Einen konnte im Herbst 2007 auf solchen Stellen kein Wintergetreide gesät werden und zum Anderen bildeten sich auf bereits bestellten Feldern staunasse Bereiche aus, auf denen die junge Saat auswinterte. Hingegen trockneten NS auf Ackerflächen, die für die Kultur von Mais und Hackfrüchten vorgesehen waren, noch vor deren Ausbringung ab, so dass diese wieder in die Bestellung einbezogen werden konnten. Von solchen Flächen liegen nur wenige Beobachtungen vor (NS 10 und 13). Durch die in der Altmark im Mai 2008 extrem Tabelle: Niederschlagsmengen an der Messstelle Salzwedel 2007 und 2008 in mm (l/m 2 ) Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr 2007 103 63 65 3 103 115 122 83 68 31 76 35 867 2008 83 33 81 51 14 42 82 78 32 64 23 34 617

50 Brennenstuhl: Bemerkenswerte Arten einiger Nassstellen auf altmärkischem Ackerland geringe Niederschlagsmenge (Salzwedel 14 mm) verloren die meisten NS ihren Charakter, blieben aber durch das Fehlen der Kulturfrucht und ihren auffälligen Bewuchs erkennbar. Nach der Ernte konnten fast alle NS wieder für die turnusmäßige Fruchtfolge vorbereitet werden, lediglich auf den NS 7, 11 und 15 blieben Bereiche unbearbeitet. Zahlreiche temporäre und meist kleinflächige NS in Winterkulturen waren durch einen Kamillenaspekt und das Vorkommen trivialer Segetalarten gekennzeichnet, sie werden in der nachstehenden Auflistung nicht berücksichtigt. Bis auf die NS 1 befinden sich die aufgeführten NS in der näheren Umgebung von Salzwedel. Bei der Beschreibung des Artenspektrums wird auf Trivialarten nur dann verwiesen, wenn sie die Physiognomie der NS prägen. Hingegen werden Arten, die für die Altmark als bemerkenswert bzw. selten anzusehen sind, aufgeführt. Die Nomenklatur folgt ROTHMALER et al. (2005). Hinsichtlich der Bolboschoenus maritimus-problematik wird auf BRENNENSTUHL (2009) verwiesen. Bei der Angabe B. m. s. l. konnte wegen fehlender Früchte noch keine eindeutige Zuordnung getroffen werden. 2 Untersuchte Nassstellen 1. SAW 3232/1 1,4 km O Ahlum, auf lehmig-tonigem Boden in ausgeprägter Muldenlage, intermittierend, ca. 300 m 2 in Rapskultur, zunächst Aspekt von Matricaria recutita, später von Tripleurospermum perforatum, Boden großflächig von Juncus bufonius bedeckt, artenreiche Begleitflora u. a. Gnaphalium uliginosum, Myosurus minimus, Plantago major subsp. intermedia, Rorippa palustris und Stachys palustris sowie zerstreute Vorkommen von Hypericum humifusum, Montia fontana subsp. chondrosperma, Peplis portula und Ranunculus sardous (Abb. 1), 1.6./ 21.6.2008. 2. SAW 3132/1 0,7 km SO Darsekau, ca. 1200 m 2 auf Maisacker, Herbizideinwirkung, ca. 80 % der NS mit Alopecurus geniculatus-dominanzbestand, außerdem Matricaria recutita, Juncus bufonius und Myosurus minimus sehr zahlreich, 14.6.2008. Abb. 1: Ranunculus sardous, Nassstelle 1 km O Ahlum, 21.06.2008.

Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle 2009) 14: 49 54 51 3. SAW 3132/1 1 km SW Siedenlangenbeck, ca. 400 m 2 in Zuckerrübenkultur, großflächiger Bestand von Poa trivialis, stellenweise Matricaria recutita bzw. Tripleurospermum perforatum die Physiognomie bestimmend. Als nennenswerte Begleitarten traten Poa annua, Juncus bufonius, Myosurus minimus, Gnaphalium uliginosum, Epilobium lamyi und Filago arvensis auf. 1.6.2008. 4. SAW 3132/1 0,7 km W Chüttlitz, ca. 500 m 2 im Raps, Matricaria recutita-aspekt mit viel Apera spica-venti, Elytrigia repens, Juncus bufonius, Plantago major subsp. intermedia und trivialen Segetalarten, selten wurden Anagallis arvensis, Gnaphalium uliginosum, Geranium dissectum, Epilobium ciliatum, E. hirsutum und E. lamyi beobachtet, 23.7.2008. 5. SAW 3132/1 1 km S Chüttlitz, ca. 300 m 2 im Winterweizen, im Herbst 2008 wieder kultiviert, großflächiger Dominanzbestand von Agrostis gigantea, randlich nur wenige triviale Segetalarten. Da A. g. im Habitus Apera spica-venti ähnelt, kann die Art auf Ackerstandorten leicht übersehen bzw. verwechselt werden. In der Datenbank Farn- und Blütenpflanzen Sachsen-Anhalt sind für das Kreisgebiet erst sechs Nachweise gespeichert, offensichtlich aber keine Ackervorkommen. 29.7.2008. 6. SAW 3132/2 1,5 km SW Chüttlitz, ca. 800 m 2, großflächiger, homogener Bestand von Echinochloa crus-galli auf einem Weizenfeld, nur im Randbereich wenige Begleitarten wie Tripleurospermum perforatum, Rorippa sylvestris, Plantago major subsp. intermedia und Stachys palustris. 31.7.2008. 7. SAW 3132/4 0,5 km SO Eversdorf, ca. 800 m 2 in Maiskultur, Zentrum (200 m 2 ) ganzjährig vernässt, hier Bolboschoenus planiculmis-aspekt mit artenarmer Begleitflora (u. a. Rorippa sylvestris und Rumex crispus), 1.6./9.8./24.8./1.11.2008. 8. SAW 3132/4 1 km NO Ziethnitz, ca. 350 m 2 auf einem Roggenfeld, im gering vernässten Zentrum Dominanzbestand von Bolboschoenus planiculmis, in den Übergangsbereichen spärlicher, hier Kamillenaspekt mit viel Juncus bufonius, 11.6./29.7.2008. 9. SAW 3132/4 2,5 km NO Ziethnitz, ca. 0,6 ha im Winterweizen, zwei unterschiedlich große Teilflächen, die große, südliche NS mit breitem, vergrastem Randbereich (Poa trivialis, P. annua, Agrostis stolonifera, Elytrigia repens, Dactylis glomerata, Apera spicaventi), im noch im Juni nassen Zentrum geringer Bestand von Bolboschoenus maritimus s. l., hier auch Glyceria fluitans, Veronica anagallis-aquatica, Juncus compressus, J. articulatus, Schoenoplectus tabernaemontani, Epilobium hirsutum und E. ciliatum, in den unvergrasten Randbereichen u. a. Myosurus minimus, Plantago major subsp. intermedia, Rorippa sylvestris, Anagallis arvensis, Avena fatua, Galeopsis tetrahit sowie großflächig ausgebildete Juncus bufonius-bestände, die kleine, nördlich gelegene Teilfläche (400 m 2 ) mit Apera spica-venti-aspekt, stellenweise Juncus bufonius bodendeckend, außerdem Epilobium hirsutum, E. parviflorum und E. tetragonum als auffällige Arten, 19.6./30.7./ 29.9.2008. 10. SAW 3133/1 2.5 km S Hoyersburg, ca. 300 m 2, Anfang Mai Ranunculus sceleratus-aspekt, kleinflächig Bolboschoenus maritimus s. l. (im benachbarten Graben B. m. s. str.), wenig Myosurus minimus und Potentilla anserina, vor der Maisaussaat gesamte Fläche kultiviert, im Winter 2008/09 erneut Ausbildung von NS, 13.5.2008/30.5.2009. 11. SAW 3133/1 1,5 km SW Ritze, ca. 650 m 2 in einem Maisfeld, seit einigen Jahren permanent, Zentrum im Winter überstaut, hier lockerer Bestand von Bolboschoenus planiculmis (80 m 2 ), durch die Bewirtschaftung aber bereits auf ca. 1,5 ha vorkommend (Abb. 2), der Frühjahrsaspekt mit viel Ranunculus sceleratus, Alopecurus geniculatus und Glyceria fluitans, im Sommer Persicaria lapathifolia, P. maculosa und P. hydropiper die Physiognomie prägend, mit Hypericum tetrapterum, Epilobium hirsutum, E. parviflorum, E.

52 Brennenstuhl: Bemerkenswerte Arten einiger Nassstellen auf altmärkischem Ackerland lamyi, E. tetragonum, Mentha arvensis, Rorippa sylvestris, Gnaphalium uliginosum und Plantago major subsp. intermedia vergesellschaftet, nach der Maisernte ca. 0,8 ha nicht kultiviert, im Winter 2008/09 Zentrum erneut überstaut, 3.6./26.8.2008/25.3.2009. 12. SAW 3133/1 2,8 und 3,4 km SO Hoyersburg, mehrere, unterschiedlich große Teilflächen, insgesamt ca. 0,6 ha umfassend, Ackerfläche (2007 Mais, 2008 Roggen) durch Grünlandumbruch entstanden. NS am SO-Rand (ca. 900 m 2 ) mit monodominantem Bestand von Bolboschoenus laticarpus, im Randbereich mit Kamillenaspekt und reichlich Persicaria maculosa, Juncus bufonius und Fallopia convolvulus sowie wenig Rorippa sylvestris, Plantago major subsp. intermedia und 5 Exemplaren Kickxia elatine (lt. Datenbank Farnund Blütenpflanzen Sachsen-Anhalt der einzige aktuelle Nachweis für das Kreisgebiet). Kleine NS (ca. 300 m 2 ) nahe O-Rand in der N-Hälfte des Ackers mit mehreren kleinen, inselartigen Beständen von Bolboschoenus laticarpus, dazwischen größtenteils Kamillenaspekt mit reichlich Chenopodium polyspermum. NS (ca. 500 m 2 ) im mittleren Teil der N Ackerhälfte mit einem großflächigen Dominanzbestand von Bolboschoenus maritimus s. str., im Umfeld Chamomilla recutita bzw. Persicaria maculosa Aspekt bildend, dazu viel Plantago major subsp. intermedia und wenige Exemplare Spergularia salina. Eine weitere NS im NW-Teil des Ackers (ca. 3500 m 2 ) mit einem großflächigen, dominanten Bestand von Bolboschoenus maritimus s. str. im Zentrum (bereits 1997 im Grünland nachgewiesen), übrige Fläche artenarm und mit geringer Deckung, neben einem Kamillensaum nur wenig Gnaphalium uliginosum, Epilobium tetragonum, Chenopodium polyspermum und Spergularia salina (15 Exemplare). Gesamte Ackerfläche im Herbst 2008 kultiviert, im Winter 2008/09 erneut überstaute Flächen entstanden, 20.9.2007/5.6./10.6./ 15.9.2008/30.3.2009. Abb. 2: Bolboschoenus planiculmis in Maiskultur SW Ritze (NS 11), 5.6.2008.

Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle 2009) 14: 49 54 53 13. SAW 3133/1 1,5 km SSO Hoyersburg, ca. 1000 m 2, im Sommer 2007 in einer Rapskultur entstandene NS, im Frühjahr 2008 mit Mais bestellt, auf der gesamten Fläche zwischen der Kulturfrucht sterile Pflanzen von Bolboschoenus maritimus s. l. (im angrenzenden Graben B. m. s. str.), im Herbst 2008 Getreide ausgesät, im April 2009 austreibende Knollen von B. m. s. l. beobachtet, 15.10.2007/13.7.2008/19.4.2009. 14. SAW 3133/1 1,5 km N Hoyersburg, ca. 300 m 2, seit 1990 Maisanbau, mehrere kleine Nass- und Fehlstellen (durch schwache Salzbeeinflussung), Herbizidbehandlung, auf den Freiflächen und zwischen der Kulturfrucht verbreitet Puccinellia distans mit wenigen Spergularia salina, 17.8.2008. 15. SAW 3133/4 0,5 km NW Bahnhof Pretzier, ca. 1 ha, nach der Getreideernte 2008 bis auf das Zentrum (0,4 ha) mit Raps bestellt, im Winter 2007/08 großflächig überstaut (Abb. 3) und erst spät trocken fallend, dadurch zonale Ausbildung der Vegetationsdecke, im Außenbereich Kamillen-Aspekt mit viel Juncus bufonius, Poa annua, Apera spica-venti, Plantago major subsp. intermedia und inselartigen Beständen von Elytrigia repens, selten traten Gnaphalium uliginosum und Rorippa sylvestris auf. Im lange überstauten Bereich hatte sich ein bodendeckender Teppich aus Plantago major subsp. intermedia mit Persicaria maculosa und Chamomilla recutita gebildet, vereinzelt wurden auch Alopecurus geniculatus, Schoenoplectus tabernaemontani, Ranunculus sceleratus, Juncus compressus und J. articulatus beobachtet. 6.4./1.7./27.12.2008. Abb. 3: Nassstelle 15 NW Bahnhof Pretzier, 7.4.2008.

54 Brennenstuhl: Bemerkenswerte Arten einiger Nassstellen auf altmärkischem Ackerland 3 Schlussbemerkung Wie vorstehende Ausführungen belegen, können NS auf Ackerflächen, auch wenn sie nur temporär vorhanden sind, bemerkenswerte und seltene Arten aufweisen. Da viele NS meist an den gleichen Stellen intermittierend auftreten, rekrutiert sich deren Bewuchs aus dem im Boden ruhenden Samenreservoir. So können auch Arten, die sonst von unseren Äckern längst verschwunden sind, wieder in Erscheinung treten und erneut reproduzieren. Die Nachweise von Kickxia elatine, Montia fontana subsp. chondrosperma, Hypericum humifusum, Peplis portula, Ranunculus sardous und Geranium dissectum werden für die altmärkische Segetalflora als bedeutend eingeschätzt. Dagegen sind die Vorkommen von Puccinellia distans, Spergularia salina und Bolboschoenus maritimus s.str. auf die leichte Salzbeeinflussung N von Salzwedel zurückzuführen. Von besonderer Bedeutung sind jedoch die Funde des bisher verkannten Bolboschoenus laticarpus und der für Sachsen-Anhalt neu nachgewiesenen Art B. planiculmis auf Ackerstandorten. Der Nachweis der Bolboschoenus-Taxa sollte als Anregung aufgefasst werden, auch anderswo alle Bolboschoenus maritimus s. l.-vorkommen (ROTHMA- LER et al. 2005: in Maisäckern in Ausbreitung) auf ihre Artzugehörigkeit zu überprüfen. Das Auftreten der Bolboschoenus-Arten ist zwar nicht zwangsläufig an NS gebunden, wird hier aber durch günstige Vorraussetzungen gefördert. Die hohe vegetative Vermehrungsrate, die Verteilung der Knollen auf dem Acker durch die Feldarbeiten und die Überdauerung in unterschiedlichen Kulturen bedingen das invasive Verhalten der Bolboschoenus-Taxa und rechtfertigen die unter Landwirten übliche Bezeichnung Problemunkraut. 4 Danksagung Frau Kathrin Hünig (Halle) danke ich für die Recherchen in der Datenbank Farn- und Blütenpflanzen Sachsen- Anhalt, sowie Frau Alice Hollo (Halle) für die Erledigung von Schreibarbeiten. 5 Literatur BRENNENSTUHL, G. (2009): Revision der Bolboschoenus maritimus- Vorkommen bei Salzwedel. Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt (Halle) 14: 39 47. ROTHMALER, W. (Begr.); JÄGER, E. J. & WERNER, K. (Hrsg.) (2005): Exkursionsflora von Deutschland. Bd. 4 Gefäßpflanzen: Kritischer Band. 10. Aufl. Elsevier München. Datenbank Farn- und Blütenpflanzen Sachsen-Anhalt (Stand: 18.3.2009). Deutscher Wetterdienst: Niederschlagsmengen an der Messstelle Salzwedel 2007 und 2008. Anschrift des Autors Günter Brennenstuhl Max-Adler-Straße 23 D-29410 Salzwedel