Das war so ein unbewusstes Lernen Ergebnisse der Evaluation des Smart-User-Programms in stationären Jugendhilfeeinrichtungen Prof. Dr. Silke Birgitta Gahleitner Alice Salomon Hochschule Berlin Heidemarie Hinterwallner, MA MA Donau-Universität Krems
Stand der Forschung: Jugendliche in stationären Einrichtungen Zweite Moderne: Wandel und Veränderungen sind häufiger, schneller, radikaler geworden, Individualisierung fortgeschritten Kinder- und Jugendhilfe als Unterstützung bei Belastungen in Familien Stationär untergebrachte Kinder und Jugendliche zählen zu Hochrisikogruppe, die u. a. von sexueller Gewalt durch digitale Medien betroffen sind
Konzept Smart-User- Schulung seit 2011 wird Smart User Peer2Peer Präventionsprogramm angeboten à Basis für Smart-User-Schulung Dauer: 10-monatiges Projekt Kick-Off-Kreativwochenende im März 2014 regelmäßige Treffen Abschlusswochenende im Dezember 2014 Zielgruppe dieses Programms: Kinder und Jugendliche sowie deren BetreuerInnen in den stationären Einrichtungen
Smart-User-Schulung: Inhalte setzt sich aus acht Modulen zusammen: Einführung in das Thema TäterInnenstrategien Think Before You Post Was macht Freundschaft aus Trau deinem Gefühl Was kannst du tun Eigene Grenzen Abschlussvorbereitung der Präsentation unterschiedliche didaktische Konzepte
Forschungsmethoden wissenschaftliche Begleitung des Smart User Konzeptes Befragung der Betroffenen Jugendliche PädagogInnen Quantitatives & Qualitatives Vorgehen: Fragebogen (vor & nach Schulung) Fokusgruppe (vor & nach Schulung) Einzelinterviews (retrospektiv) Gruppendiskussion (retrospektiv)
Methodische Herausforderungen echte Wirkungsforschung zu unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten war nicht möglich, wegen: vielen AbbrecherInnen einige Jugendliche stiegen zu einem späteren Zeitpunkt in Schulung ein - Fluktuation Unklarheiten, ob Kinder und Jugendliche zum nächsten Workshoptermin kommen werden
Quantitative Teilergebnisse
Sexuelle Belästigung im Internet über Sex reden Frage nach Aussehen des Körpers 39% 42% 57% 42% 43% 37% 57% 36% NOCH NIE Zusenden von Nacktfotos etc. Aufforderung zu sexueller Handlung vor Webcam 60% 71% 75% 18% 21% 25% JA ABER NICHT UNANGENEHM JA UND UNANGENEHM 79% 15% Aufforderung Nacktfoto etc. zu senden 69% 31% 64% 36% 0% 25% 50% 75% 100%
Reaktionen auf sexuelle Belästigung im Internet Person ignorieren / blockieren 0,974 0,93 es ignorieren 0,342 0,4 den Chat verlassen 0,789 0,8 beim Betreiber der Seite melden 0,6 0,737 schreiben: lass mich in Ruhe 0,4 0,711 VG1 VG2 Eltern informieren 0,447 0,47 nichts machen 0, 0,132 Vertrauensperson sagen Anzeige erstaven 0,33 0,526 0,6 0,553 0% 25% 50% 75% 100%
Wunsch nach mehr Information Datenschutz im Internet 0,2 0,579 Schutz vor Mobbing im Internet 0,27 0,5 Schutz vor sexueller BeläsYgung im Internet 0,33 0,711 Pornokonsum (was ist erlaubt, verboten, wie wirken Pornos?) 0,13 0,421 VG1 Internetbetrug (Abofallen, Phishing Mails) 0,4 0,658 VG2 Exzessives Computerspielen 0,13 0,447 Schutz vor Viren-, Trojanerbefall 0,33 0,789 0% 20% 40% 60% 80% 100% s
Pornos anschauen 57,9 % aus Gruppe 1 (n1=38) und 20 % aus Gruppe 2 (n2=15) bejahen diese Frage bei der Frage wie die Jugendlichen zu den Pornos kamen, war die häufigste Antwort Link/Werbung : 50 % (VG1, n1=38) und 53,3 % (VG2, n2=15)
Qualitative Teilergebnisse Teilnehmende Jugendliche Pädagogische Fachkräfte
Veränderungen durch die Schulung - Jugendliche Nutzungsverhalten Wissen Skills Entscheidungsfähigkeit
Wissenszuwachs Bewussterer Umgang mit dem Internet Also, früher habe ich halt täglich so irgendwelche Bilder hochgeladen, das mach ich jetzt auch nicht mehr, ich lade jetzt kaum noch Bilder hoch. Und ich poste auch eigentlich kaum was (GD2, Abs. 135-138) Ja, da habe ich mir noch nicht wirklich so Gedanken darüber gemacht, aber da bin ich jetzt mehr so bewusst dadurch (GD2, Abs. 54-56).
Einstellungs- und Bewusstseinsveränderung...ich geh da jetzt mit den Sachen, die ich weiß, das ist jetzt schon automatisch, dass ich beim Anmelden oder so, jetzt schon Häkchen wegmache jetzt sofort und so was. Das ist auch einfach normal geworden für mich. Also dadurch, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe, habe ich das auch gelernt. Und ich mach das jetzt auch einfach ganz, für mich ist es selbstverständlich, auch noch mal den Datenschutz so ein bisschen durchzulesen und ein paar Punkte so zu überfliegen, damit ich dann weiß, wo was hinkommt. (GD2, Abs. 117)
Verbesserung der Skills Ich hab nur ein Bild von mir drinnen, bei Facebook. Und ich hab auch alles gesperrt. Also dass Leute, die mich nicht als Freund haben oder so, dass die mich auch nicht sehen können (GD1, Abs. 127). Das war eben auch sehr wichtig für mich und dass, wenn Leute einen anschreiben oder ein FA-Angebot [Anmerkung: Freundschaftsangebot] machen, bei Facebook z. B., aber die keine gemeinsamen Freunde haben und einfach im Internet dann bestimmte Sachen und Themen ansprechen. Wie man sich da eben dagegen wehren kann, das habe ich auch noch gelernt (Einzel2, Abs. 26).
Soziale Kompetenz entspannte Atmosphäre durch Fachpersonal hoher Respekt, Wertschätzung erlebt... am Wochenende haben wir auch so gelernt, dass wir die Menschen akzeptieren, wie sie sind. Und mit denen auch so umgehen, weil, ob jetzt... hier ein kleiner Zwerg steht, sag ich mal, und mit mir redet, sehe ich ihn an, als wäre er auf einer Augenhöhe (Einzel2, Abs. 74).
Veränderungsrelevanz nach Ansicht der PädagogInnen?
Besonderheiten der Zielgruppe Pädagogische Fachkräfte in kürzeren Abständen und kürzeren Einheiten Workshops anbieten Gesamtdauer von 10 Monate ist nicht zielgruppenadäquat hohe Fluktuation der BewohnerInnen kaum Motivation durch hohe Fluktuation Unklarheit, ob Jugendliche nochmals zum Workshop kommen
Besonderheiten der Zielgruppe Pädagogische Fachkräfte Zielgruppe verlangt flexible Arbeitsweisen Peer-to-Peer-Weitergabe erscheint durch AbbrecherInnen schwierig Anpassung an Themen der Kinder und Jugendlichen Herausforderungen, die spezifisches (trauma- und beziehungs-)verstehendes Wissen und Kompetenzen erfordern Betreuungspersonal sollte noch mehr einbezogen werden
Schlussfolgerungen vor Schulung bereits Wissen vorhanden nach Schulung bewussterer Umgang mit Internet, Vertiefung des Wissens und der Skills anhand von Schulung Kompetenzen auf unterschiedlichen Gebieten eindeutig erweitert und erlangt Limitations: Zielgruppe benötigt verstehende Herangehensweise und ist methodisch schwer erfassbar spezifische Schulungen durch Innocence?
Bei weiterem Interesse und weiteren Fragen kontaktieren Sie... gahleitner@ash-berlin.eu heidemarie.hinterwallner@donau-uni.ac.at