Sind unsere Städte alterskompatibel? Ergebnisse des ExWoSt-Sondergutachtens Barrierefreie Stadtquartiere Mone Böcker raum + prozess, Hamburg in Kooperation mit Uta Bauer Büro für integrierte Planung, Berlin
Inhalt Handlungsbedarf Systematisierung von Barrieren im Stadtquartier Strategien zum Barriereabbau Barrieren lokal identifizieren Quartierskonzepte aufstellen Abbau von Barrieren organisieren Barrierefreiheit als Kommunikationsaufgabe Handlungsempfehlungen
Thesen Unsere Städte sind alterskompatibel, d.h. anpassungsfähig. Entscheidender ist die Antwort auf die Frage, ob wir die Städte alterskompatibel gestalten. Das Kriterium Alter allein reicht nicht aus, um den Handlungsbedarf zu definieren.
Handlungsbedarf
Thesen Was ist das Ziel? Barrierefrei ist die ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe erreichbare, zugängliche und nutzbare gebaute und soziale Umwelt. Das Ziel ist selbständige Mobilität und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen im Stadtquartier. Die Zielgruppe Alle gibt es nicht. Unterschiedliche Erfahrungswelten, Fähigkeiten, Zugänge müssen beim Barriereabbau mitgedacht werden.
Handlungsbedarf Lebensstile? Bildung? Einkommen? Erfahrungswelten? Jung Körperliche Fähigkeiten? Alt Berufstätigkeit? Kulturelle Herkunft? Sprache? Familienbindungen?
Handlungsbedarf weniger Junge, mehr Alte Dekonzentration der Hochbetagten flächendeckend barrierereduziert statt punktuell barrierefrei
Bausteine des Gutachtens
Bausteine des Gutachtens
Bausteine des Gutachtens
Barrieren haben viele Gesichter baulich, materielle Barrieren: städtebauliche Strukturen bauliche Ausführung von Gebäuden und Wegen Ausstattung, Gestaltung temporäre Barrieren soziale, mentale Barrieren: soziale Nutzungen Sicherheit + subjektive Empfindungen Information, Kommunikation finanzielle Ressourcen zeitliche Festlegungen gesetzliche Vorschriften
Barrieren in unterschiedlichen Gebietstypen Beispiel: historische Innenstädte Akteure: Einzeleigentümer, Gewerbetreibende, heterogene Bewohnerschaft typische Barrieren enge Straßenräume, schmale, tlw. zugeparkte Gehwege, unebener Straßenbelag Treppenstufen zu Haus- und Ladeneingängen kostenpflichtige Nutzung des öffentlichen Raumes
Strategien zum Barriereabbau Barrieren lokal identifizieren Quartierskonzepte aufstellen Abbau von Barrieren organisieren Barrierefreiheit als Kommunikationsaufgabe: informieren, motivieren, kommunizieren
Barrieren lokal identifizieren Bewohnerschaft und lokale Akteure beteiligen systematische stadtteilbezogene Defizitanalysen erarbeiten gemeinsam angemessene Lösungen aushandeln Akzeptanz herstellen Gutes Beispiel: Stadtteilcheck München Auf Herz und Rampen prüfen! (www.herzundrampen.de)
Quartierskonzepte aufstellen Barrierefreiheit systematisch planen integrierte Quartierskonzepte erarbeiten Insellösungen vermeiden in Nutzungsketten denken vom Wohnzimmer zum Wochenmarkt Maßnahmen und Standards für Alltagsaufgaben z.b. mit dem Denkmalschutz aushandeln Gutes Beispiel: Zielnetzplanung historische Innenstadt Stralsund
Abbau von Barrieren organisieren Barrierefreiheit als Querschnittsaufgabe innerhalb der Kommune organisieren Kooperationen mit Wohnungswirtschaft, Gastronomen, Einzelhändlern organisieren Maßnahmen sukzessive im Laufe von Umbauprozessen umsetzen, Huckepackverfahren Gutes Beispiel: Nette Toilette
Barrierefreiheit als Kommunikationsaufgabe motivieren Verständnis wecken Image von Barrierefreiheit verbessern Informieren akteursspezifische Informationen entwickeln Gutes Beispiel: Qualitätssiegel Generationenfreundliches einkaufen kommunizieren Barriereabbau kommunizieren Gutes Beispiel: interaktiver Stadtplan KOMM Münster Gutes Beispiel: interaktives Melde- und Feedbacksystem Maerker-Brandenburg
Schlussfolgerungen Barrierefreiheit im Stadtquartier ist kein erreichbarer Zustand, sondern Ziel eines kontinuierlichen, alltäglichen Prozesses! Barrieren im Diskurs mit Bevölkerung und lokalen Akteuren identifizieren Strategien festlegen ( Routineaufgaben, stadtteilbezogen) Barrierefreiheit in der Fläche zu Ende denken passgenaue Maßnahmen und Lösungen aushandeln Maßnahmen schrittweise umsetzen über gute Taten reden und informieren,
Handlungsempfehlungen Räumliche Schwerpunkte setzen - Ausweisung von Stadtquartieren mit besonderem demografischen Handlungsbedarf. Mindeststandards zur Barrierefreiheit in öffentlichen Räumen (Straßen, Wege, Plätze) in den Landesbauordnungen anpassen. Städtebaufördermittel an die Erarbeitung integrierter Quartierskonzepte zur Barrierefreiheit knüpfen. Finanzielle Ressourcen für prozessbezogene Aufgaben erschließen Instrument der Verfügungsfonds nutzen! Freiwillige stadtteilbezogene Qualitätssicherungsverfahren fördern.
Ergebnisse des Sondergutachtens Barrierefreie Stadtquartiere Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Wissenschaftliche Begleitung Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Bearbeitung Mone Böcker raum + prozess www.raum-prozess.de Uta Bauer Büro für integrierte Planung Berlin www.bipberlin.de