Anmerkungen des allgemeinen Berichterstatters Guy Haug



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1 Anmerkungen des allgemeinen Berichterstatters Guy Haug Ich glaube, dass meine Rolle hier nicht darin besteht, eine Zusammenfassung der von den Berichterstatter/innen der Workshops vorgetragenen Zusammenfassungen abzugeben, sondern halte es für nützlicher, einige persönliche Anmerkungen zu dem machen, das ich gesehen und gehört habe und was meines Erachtens ein wenig vernachlässigt wurde. 7 Anmerkungen, jede davon mit einer oder mehreren Schlussfolgerungen. 1. Eine begründete Initiative Ein Vierteljahrhundert nach dem Anstoß des ERASMUS-Programms hat sich der damals angekündigte Mobilitätsbegriff fest etabliert und ausgebreitet. Einerseits wurden erstaunliche Ergebnisse erzielt, andererseits wurden jedoch auch die Grenzen des Systems erkennbar. Inzwischen ist es notwendig geworden, die akademische Mobilität in der EU und in der ganzen Welt neu zu überdenken: Der Zeitpunkt ist gut gewählt, und die französische Präsidentschaft hat die Gelegenheit dazu genutzt - Bravo! 2. Es gibt nicht nur Erasmus Nichts liegt mir ferner, als das Erasmus-Programm zu schmälern, aber um die Mobilitäten zu fördern, müssen die Ziele und Modalitäten der einzelnen Formeln präzisiert und in den Rahmen des zu bildenden europäischen Hochschul- und Forschungsraums gestellt werden. - Zunächst muss unterschieden werden zwischen innereuropäischer Mobilität deren Bedeutung für die Schaffung eines europäischen Bewusstseins bzw. Zusammengehörigkeitsgefühls hervorgehoben wurde und den Kern der Debatten auf dieser Konferenz bildete und der Mobilität in der ganzen Welt, was unter den Gesichtspunkten der

2 Solidarität und der Wettbewerbsfähigkeit zur Verstärkung dessen, was als der äußere Aspekt des EHR bezeichnet wird, erfolgen soll. - Weiterhin muss differenziert werden zwischen der Mobilität, die darauf abzielt, Hochschulkredite auf den verschiedenen Qualifikationsstufen (kurzes Studium, erste Diplom, Master und natürlich auch Doktorat) zu erhalten, je nachdem, ob sie auf ein Studium, ein Praktikum oder eine Abschlussarbeit bzw. ein Doktorat abzielt. - Außerdem gibt es eine Mobilität, die auf nachhaltigen Kooperationsvereinbarungen beruht und eine Mobilität, die von solchen Vereinbarungen eingerahmt ist, sowie eine (in vielen Ländern zahlenmäßig die häufigste) Mobilität, die von den Studierenden selbst beschlossen wurde, insbesondere, um einen Diplom im Ausland zu erhalten. Ich bemerkte in diesen beiden Tagen eine gewisse Konfusion zwischen diesen verschiedenen Mobilitätsarten und appelliere an die universitären Akteure und Behörden, genau zwischen ihnen zu unterscheiden, um sie besser zu verwenden insbesondere in den Texten, die auf europäischer Ebene diese Mobilitäten verstärken sollen. Jeder Mobilitätstyp ist effektiv nutzvoll, wenn gewünscht wird, die Mobilität von der Ausnahme zur Regel zu machen und wenn jeder Studierende effektiv einen Anspruch auf Mobilität haben soll. In Frankreich beispielsweise macht das Erasmus-Programm ca. 25.000 von den insgesamt 70.000 mobilen Studierenden pro Jahr aus. Das ist zwar recht viel, aber daneben muss auch die Mobilität ohne Erasmus-Programm berücksichtigt werden. Um den Rahmen der Mobilität zu verbessern, ist es auch unerlässlich, dass die Bildungsministerien die Unterstützung der anderen Ministerien, insbesondere der Außenministerien (Ausstellung der Visa) und der Finanzministerien (Drohung der Besteuerung der Erasmus Mundus Stipendien oder Forschungszuwendungen) erhalten.

3 3. Es muss von den tatsächlichen Kapazitäten und Motivationen ausgegangen werden Aus den Debatten ergab sich ein sehr breites Einvernehmen über das Ziel, die Mobilitäten zu verstärken, jedoch auch über die Notwendigkeit, die tatsächlichen Kapazitäten der Einrichtungen zu berücksichtigen, die Motivationen sowie die mobilitätsorientierten und nicht mobilitätsorientierten Verhalten besser zu analysieren und zu verstehen und die aktuellen Hindernisse zu erkennen bzw. zu beseitigen, die die Mobilität bremsen, um zu vermeiden, dass unrealistische Ziele festgelegt werden, oder dass man in eine Situation gerät, in der die Mobilität zum Selbstzweck wird. Die Hochschulen sind nicht auf eine Explosion der Mobilitätszahlen vorbereitet: Sie haben im Allgemeinen weder die Programme, noch die Vereinbarungen, Verwaltungsstrukturen, Unterkunftsmöglichkeiten, Verfahren und Budgets dazu. Um entsprechend handeln zu können, ist es wichtig zu wissen, dass nicht alle Studierenden gleichermaßen vorbereitet sind (insbesondere auf sprachlicher Ebene) und dass nicht alle Aufenthaltsorte gleich attraktiv und valorisierend sind. Die europäischen Mobilitätsprogramme müssen sich besser an die Entwicklungen in der Welt des Studiums und an die Realitäten des lebenslangen Lernens anpassen insbesondere an immer mehr Studierende, die eine Arbeit oder eine Familie haben und an den sehr großen Unterschied zwischen den Lebenshaltungskosten und der Höhe der Stipendien zwischen den einzelnen europäischen Ländern. Zum Thema Kredit-Mobilität wurde die Bedeutung hervorgehoben, die Studierenden vor dem Auslandsaufenthalt zu informieren (u.a. auch über den Mehrwert, der mit der Mobilität zusammenhängt), die Transparenz in den Mobilitätsverträgen (die endlich einheitlich gestaltet sein sollten) und die Anerkennung der in der Mobilität erworbenen Kredite (was eine transparente

4 institutionelle Frage und in allen Hochschulen veröffentlicht sein und nicht von den Interpretationen und Bestimmungen jedes einzelnen Lehrenden abhängen sollte). Es gibt Ideale, die weiter verfolgt werden müssen nicht als Ziele, die erreicht werden können, sondern als Bezugspunkte für die beteiligten Akteure: Mehr Mobilität mit besserer Qualität, ausgeglichenerem Austausch und stärkerer Beteiligung der weniger gut darauf vorbereiteten Gruppen. 4. Die Mobilitätsnachfrage stimulieren, aber auch das Mobilitätsangebot verbessern Die Verstärkung der Mobilität hängt nicht nur von einer Stimulation der Mobilitätsnachfrage seitens der Studierenden (durch bessere Information, Dienstleistungen und Finanzierung), sondern auch von einem besseren Mobilitätsangebot ab. Dieser Punkt wurde nicht so ausführlich besprochen wie die Formeln zur Erhöhung der Nachfrage, scheint mir jedoch ebenso wichtig zu sein. Einer der Schlüsselpunkte für eine größere Mobilität in Europa besteht darin, flexibles Studiengänge in Übereinstimmung mit den Bologna-Grundsätzen bedarfsgerecht vorzusehen, darin - von der Lizenz an - Mobilitätsfenster vorzusehen und die gemeinsamen oder fremdsprachigen, insbesondere englischsprachigen Programme, Module und Sommerkurse zu vermehren. Unter diesem Gesichtspunkt glaube ich an die Nützlichkeit einer Emulation zwischen den Gastländern, damit die dortigen Universitäten und Regierungen angemessene Studienkurse und attraktive Bedingungen anbieten. Ein weiterer Schlüsselpunkt besteht darin, die Personen zu valorisieren, die die Auslandsaufenthalte organisieren und erleichtern, sowie diejenigen, die dazu beitragen, sie bereits von der Zeit vor dem Studium an zu ermöglichen: Die Mobilität der Lehrkräfte an den Universitäten und anderen Hochschulen und die Mobilität des Verwaltungspersonals sollte endlich die ihnen zustehende

5 Beachtung erhalten umso mehr, als Anzeichen der Resignation erkennbar sind, die generell auf eine fehlende Anerkennung der internationalen Tätigkeiten in der Laufbahn der Lehrenden zurückzuführen ist. 5. Die Mobilität hat auch ihre institutionellen Kosten Bei all diesen Fragen sollte jedoch nicht übersehen werden, dass die Mobilität mit spezifischen Kosten verbunden ist nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Bildungsinstitutionen und dass die Finanzierung an beiden Fronten entscheidend bleibt. Man kann ins Auge fassen, die Hilfe mengenbedingt zu modulieren und den Betrag und das Auszahlungsdatum der Stipendien vorher zu bestimmen. Man kann mehr Regionen, Länder, Stiftungen oder Unternehmen auffordern, Mobilitätsstipendien zu gewähren, insbesondere um die Starrheit oder Dürftigkeit der europäischen Stipendien zu kompensieren. Eine der innovativsten Ideen wäre die Schaffung eines europäischen Mobilitätsfonds, der von verschiedenen öffentlichen und privaten Organismen gebildet würde und mit dem die unterschiedliche Behandlung der Studierenden je nach Herkunfts- und Zielort verringert werden könnte. Es besteht eine echte Gefahr, dass im Bemühen, die Mobilität zu stimulieren, nur deren direkte Kosten berücksichtigt werden und nicht ausreichend auf die institutionellen Kosten geachtet wird, die mit der Vorbereitung und Organisation der Mobilität, der Verknüpfung der Studienprogramme, der Information der potentiellen Auslandskandidaten, der Integration der im Ausland eintreffenden Studierenden, der Schaffung einer einheitlichen Plattform für die ins Ausland gehenden und die dort eintreffenden Studierenden sowie der Unterkunftsbeschaffung verbunden sind, wozu auch die Valorisierung der enormen Arbeit des lehrenden und nicht lehrenden Personal hinzuzurechnen ist. 6. Mobilität als Teil der institutionellen Internationalisierungsstrategie

6 Unter der Perspektive einer vollwertigen Europäisierung bzw. Internationalisierung bildet die materielle Mobilität zwar ein wesentliches, jedoch nicht das einzige Hebelelement. Sie muss auch in eine explizite und nachhaltige Strategie der jeweiligen Bildungseinrichtung eingebettet sein. In dieser Hinsicht bemerkte ich ein starkes Zögern vor dem Potential, das als virtuelle Mobilität als Ergänzung oder Vorbreitung zu einer materiellen Mobilität bezeichnet wird, und nur wenige Verweise auf die Bedeutung einer Internationalisierung der Hochschulen, um dort die Kontakte zwischen Ausländern und insbesondere zwischen in- und ausländischen Studierenden zu vermehren. In Verbindung mit den Aufforderungen zu mehr Mobilität müssten die Hochschulen aufgefordert werden, das außergewöhnliche Potential besser zu nutzen, das die Anwesenheit von ausländischen bzw. aus dem Ausland zurückkommenden Studierenden, Lehrenden und Forschern darstellt. Hierzu wurden einige bemerkenswerte Fälle von guten Praktiken erwähnt, aber auf diesem Gebiet sind noch viele Tätigkeiten zu entwickeln, um die Personen, die nicht ins Ausland gehen, und die, die zu einem Auslandsaufenthalt stimuliert werden müssen, anzusprechen. 7. Qualitatives und quantitatives Wachstum der Mobilität Abschließend möchte ich noch ein Wort zur Beziehung zwischen qualitativem und quantitativem Wachstum äußern, zwischen denen in den meisten Fällen keine Antinomie, sondern eine Synergie besteht: Die Qualität des Bildungsangebots auf allen Stufen, die der Dienstleistungen zur Mobilität (zu denen insbesondere auch die Anerkennung der Studien und die Visa gehören) und die der finanziellen Hilfen sind eine unerlässliche Voraussetzung für eine effektive und nachhaltige Ausweitung der quantitativen Mobilität. Mehrfach wurde die Korrelation zwischen der Stärke der partnerschaftlichen

7 Zusammenarbeit und der Qualität der Mobilität erwähnt, insbesondere was die Anerkennung des Studiums im Ausland betrifft. Die Mobilität und ihre Qualität müssten zu den Kriterien gehören, die zur Bewertung der Hochschulen und deren Internationalisierung sowohl im Rahmen ihrer internen Systeme zur Verbesserung der Qualität, als auch bei den externen Bewertungs- und Akkreditierungsverfahren dienen. Die Qualität der Mobilität sollte so früh wie möglich ihren angemessenen Platz in den ESG (European Standards and Guidelines) finden. Dies würde ein wertvolles Werkzeug für die Schaffung von Vertrauen zwischen den gastgebenden und aufnehmenden Hochschulen darstellen, selbst wenn sie keine nachhaltigen partnerschaftlichen Beziehungen pflegen und sich gegenseitig nicht sehr gut kennen. Es könnte sich auch als sehr nützlich erweisen, auf freiwilliger Basis eine Bewertung der Mobilität auf der Stufe der Bildungsinstitutionen zu entwickeln, und warum nicht sogar denen, die es verdienen, ein Qualitätslabel zu verleihen. Dabei ist es selbstverständlich, dass dies nicht ohne die Beteiligung der mobilen und nicht mobilen Studierenden jeder Institution geschehen dürfte. Ich hoffe, dass diese Anmerkungen für diejenigen unter Ihnen nützlich sind, die die Aufgabe - und die Chance - haben, die zweite Phase der Entwicklung von Mobilitätsprogrammen im Europäischen Hochschulraum 20 Jahre nach dem ersten Anstoß und für die 20 kommenden Jahre zu entwickeln. Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass dieses Vorhaben gelingt. Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit