Jacqueline Heidel, B.Sc. Pflegewissenschaft (FH)

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Transkript:

06.04.2019 Was ist professionelles Pflegehandeln aus professionstheoretischer Sicht? Welche Bedeutung haben professionstheoretische Überlegungen für das sogenannte Theorie-Praxis- Verhältnis? Ergebnisse meiner BA

Mein Erkenntnisinteresse: praktische Umsetzung professionellen Pflegehandelns stärkere Verknüpfung theoretischen Lernens mit dem Lernen in der Praxis schwieriger personeller /struktureller Rahmenbedingungen demografischer Wandel und dem damit verbundenen Anstieg pflegebedürftiger Menschen (Wieteck 2016, Statistisches Bundesamt 2017, BMFSFJ 2009) Neugestaltung der Berufsbildungsprozesse durch die generalistische Pflegeausbildung Akademisierung der Gesundheitsfachberufe. 06.04.2019 2

Mein Erlebnis aus der Praxis: Eigenes Foto, Einverständniserklärung liegt vor Eigenes Foto, Einverständniserklärung liegt vor 06.04.2019 3

Folgende Fragestellungen haben sich daraus für mich als Pflegende und als Lehrende ergeben? Was bedeutet das eigentlich für das Theorie- Praxis- Verhältnis? gespanntes Verhältnis von Theorie und praktischer Tätigkeit mangelnde Reflexion Irritationen Zwei-Varianten-Lernen Was wäre in dieser Situation eine professionelle Handlung gewesen? kollegialer / fachlicher Austausch Offenheit für Neues Reflexion des eigenen Handelns adäquate Ausweichstrategien 06.04.2019 FICHTMÜLLER, F. & WALTER, A. 2007

Warum scheint das Theorie-Praxis- Verhältnis so problembehaftet? 2-Varianten- Lernen Pflege in Begleitung PAL / Lehrende Theoriewissen als richtiges Pflegen bezeichnet Irritationen Lernende und PflegeexpertInnen Theorie =praxisfern/ zeitaufwändig Lernende = Herausforderung? situationsferne Lehre? alltägl. Pflegepraxis als nicht richtig bezeichnet Teamintegration FICHTMÜLLER, F. & WALTER, A. 2007 06.04.2019 5

Professionelles Pflegehandeln doppelte Handlungslogik (in Anlehnung an Oevermann 1996) Theorieverstehen: Orientierung an evidenzbasiertem Regelwissen (Theorien, Konzepte, Leitlinien) Pflegewissenschaften Bezugswissenschaften Fallverstehen: individuelles Fallverstehen (Erfahrung, implizites Wissen intuitives, leibliches, persönliches Wissen, Situation und Kontext) Verschränkung von Theorie (Wissen) und Praxis (Handeln) unter Beachtung von Autonomie/Lebenspraxis Lernangebote, mit Ansatz an Erfahrungen und Wahrnehmungen der Lernenden Tun Sie das? Walter 2015, Friesacher 2015, Remmers 2000 06.04.2019 6

Was muss sich verändern? politische/gesetzliche Rahmenbedingungen Gesetze zur Ausbildung von Praxisanleiter*innen angemessene Personalstärke für die Anleitungen Finanzierung "Dieses Foto" von Unbekannter Autor ist lizenziert gemäß CC BY-SA schulischer/organisatorischer Rahmen Lernortkooperation, Tandemunterricht, Schüler-Cafés, Curricula, Modelle zum Fallverstehen kollektiver Austausch "Dieses Foto" von Unbekannter Autor ist lizenziert gemäß CC BY-SA Die Ebene des Lernens in der Schule/Praxis Lernangebote, situationsorientiertes Lernen, Schulstation, Mentoring, Schüler leiten Schüler an etc. Sorgen/Nöte der Schüler*innen beachten eigenes Bild, Einverständnis liegt vor 06.04.2019 7 u.a. Bohrer 2009

Was bedeutet das nun für uns Lehrende und Praxisanleitende?- Meine abgeleiteten Implikationen eigenes Verständnis für professionelle Pflege kontinuierliche Weiterbildung aller Pflegebeteiligten kollektiver fachlicher Austausch zwischen Lehre und Praxis Fokus auf Pflegephänomenen statt medizinischer Expertise Abgrenzen des professionellen Pflegens gegenüber anderen Professionen fachliche Expertise aus der Praxis für 3. Lernort nutzen 06.04.2019 8

Was bedeutet das nun für uns Lehrende und Praxisanleitende?- Meine abgeleiteten Implikationen Möglichkeiten für fachlichen und ethischen Austausch in die Ausbildung fest integrieren praktisches Arbeiten in Tandemformation in der Pflegepraxis Reflexion der eigenen Lehrtätigkeit 06.04.2019 9

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln. Herbert Spencer (1820-1903), Philosoph 10

Literatur Demografieportal des Bundes und der Länder: Anzahl der Pflegebedürftigen steigt vor allem bei den Hochbetagten. Online verfügbar unter https://www.demografieportal.de/shareddocs/informieren/de/zahlenfakten/pflegebeduerftige_anzahl.html, zuletzt geprüft am 04.04.2019. Fichtmüller, Franziska; Walter, Anja (2007): Pflegen lernen. Empirische Begriffs- und Theoriebildung zum Wirkgefüge von Lernen und Lehren beruflichen Pflegehandelns : mit zahlreichen Tabellen. Zugl.: Berlin, Humboldt-Univ., Diss., 2006. Göttingen: V&R unipress. Friesacher, Heiner (2015): Wider die Abwertung der eigentlichen Pflege. In: intensiv 23 (04), S. 200 214. DOI: 10.1055/s-0035-1556893. Oevermann, Ulrich (2017): Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns. In: Arno Combe und Werner Helsper (Hg.): Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns. 9. Auflage 2017. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp- Taschenbuch Wissenschaft, 1230), S. 70 182. Remmers, Hartmut (2000): Pflegerisches Handeln. Wissenschafts- und Ethikdiskurse zur Konturierung der Pflegewissenschaft. @Bremen, Univ., Habil.schr., 1998. 1. Aufl. Bern: Huber (Reihe Pflegewissenschaft). 06.04.2019 11

Literatur Schüler, Gerhard; Reiche, Ralf; Raven, Uwe; Klaes, Lothar; Weidner, Frank; Rottländer, Ruth et al. (2008): Pflegeausbildung in Bewegung. Ein Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Pflegeberufe. Schlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung. Hg. v. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Deutschland / Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands (Bonn); Deutsches Institut für Angewandte Pflegeforschung. Berlin. Online verfügbar unter https://www.dip.de/fileadmin/data/pdf/material/pib_abschlussbericht.pdf, zuletzt aktualisiert am 04.04.19. Wieteck, Pia (2016): PFLEGEPERSONAL. SACHVERSTÄNDIGENEINSCHÄTZUNG Die Einschätzung gibt einen aktuellen Überblick über die angespannte Pflegepersonalsituation in deutschen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sowie den aktuellen Versorgungsdefiziten. Hg. v. Deutscher Bundestag Ausschuss für Gesundheit. Online verfügbar unter https://www.bundestag.de/blob/482792/9b75a614f406cb1546ce3e6bfb2e871c/18_14_0221-5-_gute-arbeit--- gute-versorgung_esve-wieteck-data.pdf, zuletzt geprüft am 04.04.2019 Walter, A. (2015):Der phänomenologische Zugang zu authentischen Handlungssituationen ein Beitrag zur empirischen Fundierung von Curriculumentwicklungen.In: bwp@ Spezial 10 Berufsbildungsforschung im Gesundheitsbereich, hrsg. v. Weyland, U./Kaufhold, M./Nauerth, A./Rosowski, E., 1-22. Online: http://www.bwpat.de/spezial10/walter_gesundheitsbereich-2015.pdf 06.04.2019 12