Migranten und Gesundheitswesen ethische Aspekte Wien, 16.11.2011 CD 2011



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Bitte beantworten Sie die nachfolgenden Verständnisfragen. Was bedeutet Mediation für Sie?

Transkript:

Migranten und Gesundheitswesen ethische Aspekte Wien, 16.11.2011 Christiane Druml christiane.druml@meduniwien.ac.at

Definition? Migration ist so alt wie die Menschheitsgeschichte: - Die Migranten? heterogene Zielgruppe; Nationalität allein ist kein Merkmal ( zweite Generation?) - sozioökonomischer und demografischer Hintergrund - Bildung - Daten & Statistiken notwendig!

To do-liste - Bewusstsein schaffen - Informationen geben - Zutrittbarrieren erkennen und beseitigen - Kulturelle Barrieren erkennen und beseitigen - Sprachbarrieren erkennen und beseitigen - Selbstbestimmung fördern - Aufnahme des Themenbereichs in die Curricula des Medizinstudiums und der Pflegeausbildung durchsetzen

Migration und Gesundheit Ethische Problemstellung - Migranten sind eine vulnerable Gruppe und - Migranten haben höhere Gesundheitsrisiken in ihrem gesamten Lebenszyklus daher besteht: - Erhöhter Handlungsbedarf in der Versorgung - Berücksichtigung spezifischer Bedürfnisse - Prinzip der Versorgungsgerechtigkeit

(Inter)nationale Regelungen - Europäische Sozialcharta zum Recht auf Gesundheitsschutz 1961 (Art.11) - Biomedizinkonvention des Europarates 1998 (Art 3) - EU Grundrechtscharta 2000 (Art. 21 und 22) - Patientenrechte -

Divergierende Wertauffassungen führen f zu Entscheidungs- und Interessenskonflikten

Interkulturelles Arzt/Patientenverhältnis Information schwer erreichbare Zielgruppe eventuell Migranten sans papiers - Zugangsbarriere - Mangelnde muttersprachliche Informationen über Möglichkeiten für Prävention und Behandlung im Gesundheitssystem - Innovative Lösungen benötigt

Interkulturelles Arzt/Patientenverhältnis Kommunikation - Sprachliche Barrieren Dolmetscher (Zufallsdolmetscher: Familie, Besucher, med.personal bis zu Reinigungskräften) fehlende Sprachkenntnis und auch mangelnde Neutralität und - Folge oft falsche oder Über diagnostik, häufiger Arztwechsel - Fehler (Verwechslungen)!

Interkulturelles Arzt/Patientenverhältnis Kommunikation - kulturspezifische Argumentation oder Haltung: graduell unterschiedlicher und nicht kategorisch unterschiedlicher ethischer Konflikt Interkulturalität erlangt eine neue ethische Dimension (Ilhan Ilkilic, Institut für GTE in der Medizin, Mainz)

Kulturelle Barrieren: interkulturelles Arzt/Patientenverhältnis - Medicine and Culture auch schon innerhalb der EU-Länder unterschiedlich - Individuum versus Familienautonomie - Religiöse Bestimmungen (Speisevorschriften, Fasten, ) - Kulturelle Grenzen des Schamgefühls (gleichgeschlechtliches Personal?) - Unterschiede in der Altenbetreuung

Selbstbestimmungsrecht - Aufklärung und Einwilligung in die Behandlung - Welches Autonomiekonzept ist für die Lösung von Konflikten geeignet? - Prinzipienethik (Beauchamp & Childress) - Patientenautonomie - Andere Modelle? - Familienautonomie?

Selbstbestimmungsrecht Voraussetzungen - Kognitiv und emotional entscheidungsfähig (kompetent) sein - So informiert sein, dass man versteht worum es geht - Die Entscheidung ohne Steuerung durch andere treffen und sie auch durchsetzen

Weitere Massnahmen in diesem Kontext

Studien und Strategien - Fragestellungen mit wissenschaftlichen Mitteln bearbeiten - Klinische Studien konzipieren und nach Zustimmung der Ethikkommission durchführen - Einschlägige Diplomarbeiten fördern - Spezifische Fragestellungen in Symposien diskutieren (zb Konsanguine Ehen 2010)

Wachsendes Problem auf dem Gebiet der Migration - Migration von Ärzten und Pflegepersonen - Brain drain oder brain circulation? - Ausbildung und anschliessende Migration? - Lösungsmodelle? - Spezialfälle: - zb 24-Stunden Pflege

Weitere Diskussionen zum Deutscher Ethikrat: Thema - Migration und Gesundheit Kulturelle Vielfalt als Herausforderung für die medizinische Versorgung; Jahrestagung 2010

Wo wird noch diskutiert?

Danke für f r Ihre Aufmerksamkeit! BIOETHIKKOMMISSION