ABSTRACT In der heutigen Zeit ist es von Bedeutung Abläufe, Schritte, Handlungen, Prozesse und dergleichen nicht bloß durchzuführen oder zu setzen, sondern geordnet und mit System vorzunehmen, um in unserer Gesellschaft, die sich ständig weiterentwickelt, bestehen zu können. Dem Österreichischen Bundesheer stehen das Recht und die Pflicht zu, gemäß den gesetzlichen Bestimmungen die militärische Landesverteidigung zum Schutz des österreichischen Volkes durchzuführen und die Erhaltung der territorialen Integrität zu wahren. Damit dies möglich ist, müssen neue Methoden und Maßnahmen zur Problembewältigung adaptiert werden. Mit den Komponenten Zeit, Kosten und Qualität wird ein Prozess umschrieben, welcher Projektmanagement genannt wird und den Zweck und das Ziel hat, bei höchster Qualität eines Produktes die geringsten Kosten in kürzester Zeit zu erreichen. Die Durchführung von Vorhaben, die Routinedimensionen übersteigen, besitzt den Reiz neuer Herausforderungen und erhöhter Erfolgsaussichten. Gleichzeitig sind mit jedem ungewöhnlichen Projekt aber auch gesteigerte Chancen und Risiken verbunden. Vor allem wenn die Risiken zu spät erkannt werden, entstehen Schwierigkeiten, welche zu einem wirtschaftlichen Abenteuer führen können. Andererseits entstehen durch die Chancen Möglichkeiten, welche einen Aufschwung für den Betrieb herbeiführen können. Speziell im Österreichischen Bundesheer, wo es schwierig ist den Trends und den Richtungen der Wirtschaft zu folgen, wäre es von besonderem Interesse, sich neue Methoden anzueignen, mit denen es möglich ist, immer auf dem aktuellen Stand der Managementtechniken zu sein. Seit 1. Dezember 2002 gibt es eine neue Heeresgliederung. Zur Bearbeitung dieser Diplomarbeit wurde vom Verfasser nicht diese neue Gliederung herangezogen, da sie für den Zeitpunkt der Betrachtungen noch nicht relevant war. 1
Die forschungsleitenden Fragestellungen sind: Ist das Unternehmen Österreichisches Bundesheer für Projektmanagement geeignet? In welchen Bereichen oder Teilbereichen ist Projektmanagement anwendbar? Ist der betriebswirtschaftliche Ansatz von Projektmanagement der ideale Ansatz für? Wie erfolgt die Umgestaltung einer vorhandenen, altbewährten Struktur zu einer neuen, projektartigen Struktur? Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist, den möglichen Einsatzbereich von Projektmanagement im Bundesheer festzustellen bzw. jene Bereiche herauszufiltern, in denen Teilbereiche des Projektmanagements Anwendung finden können. Es werden anhand eines Beispieles mögliche Chancen und Risiken aufgezeigt und es soll geklärt werden, wie die bereits bestehende Struktur im Anlassfall zu einer in Projekten arbeitenden Struktur umgestaltet werden kann, bzw. auf welcher Ebene Projektmanagement sinnvoll anwendbar ist. Im Falle keiner vollständigen Eignung zum Projektmanagement wird untersucht, welche Arbeitsschritte aus dem Projektmanagement für das ÖBH anwendbar sind und auf welche Art und Weise diese in das bestehende System implementiert werden könnten. Durch die beim Österreichischen Bundesheer ständig auftretenden Diskussionen in der Beschaffungspolitik und den persönlichen Interessen des Verfassers entstand die Idee für diese Abschlussarbeit. Da die Möglichkeiten durch das knappe Budget begrenzt sind, ist mit geringem Input ein maximaler Output herbeizuführen. Um dieses Maximalprinzip verfolgen zu können, ist es notwendig, dass alle Dienststellen eine ausführliche und korrekte Planung anwenden. Mit dieser wissenschaftlichen Arbeit wird dem Leser ein Einblick in die Arbeitsweise von projektartigen Strukturen vermittelt und erklärt, wo und auf welche Art und Weise im Österreichischen Bundesheer Möglichkeiten für Projektmanagement entstehen könnten. Das Projekt Transporthubschrauberbeschaffung wird zur Veranschaulichung herangezogen. 2
Die Methodik dieser Arbeit ist empirisch-analytisch, wobei hauptsächlich Fachliteratur und Online-Quellen aus der Betriebswirtschaftslehre in Verbindung mit militärischen Fachzeitschriften und Artikeln verwendet wurden. Informationen von militärischen Fachkräften tragen nach Rücksprache und Auswertung ebenfalls zur Arbeit bei. Die Forschungstechnik ist sowohl strukturell-funktionell als auch qualitativ-interpretatorisch. Die Fragestellung, ob Projektmanagement für das Österreichische Bundesheer oder für Teile des Bundesheeres sinnvoll ist, inwieweit das Österreichische Bundesheer in seiner bestehenden Form für Projektmanagement geeignet ist und wie die Umgestaltung einer bereits bestehenden, hierarchischen Struktur zu einer projektartigen Struktur erfolgen könnte, ist die Basis für eine Untersuchung der folgenden Hypothese: Projektmanagement ist beim Österreichischen Bundesheer in mehreren Bereichen oder Teilbereichen anwendbar, wobei festzustellen ist, ob der betriebswirtschaftliche Ansatz von Projektmanagement der idealtypische Ansatz ist. Um das handlungsleitende Interesse verfolgen und die handlungsleitenden Fragestellungen bearbeiten zu können, ist es notwendig, Grundlagen des Projektmanagements zu kennen. Unter Projekt wird ein Vorhaben verstanden, welches sich aus einem fixen Starttermin, einem definierten Ziel und einem fixen Endtermin ergibt. Weitere Kriterien sind: Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit, zeitliche, finanzielle und personelle Begrenzung, Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben, Komplexität, Risiko, Neuartigkeit und interdisziplinärer Charakter der Aufgabenstellung. Das Österreichische Bundesheer besteht seit 1955. Früher waren Beschaffungsentscheidungen in großem Ausmaß weder notwendig noch vorhanden. Entwicklungsschritte lassen erkennen, dass gegenwärtige und zukünftige 3
Beschaffungsprogramme genau geplant werden müssen, um den Trends der Wirtschaft Folge leisten zu können. Alle Neubeschaffungen werden aus dem Verteidigungsbudget bezahlt. Dieses Budget ist knapp bemessen. Die Kernaufgabe des Österreichischen Bundesheeres ist die militärische Landesverteidigung. Um zusätzliche Aufgaben bewältigen zu können, ist eine finanzielle Umschichtung innerhalb des Bundesministeriums für Landesverteidigung notwendig. Projektmanagement ist beim ÖBH kein Fremdwort mehr, jedoch wird in überwiegender Anzahl in altbewährten und altgedienten Systemen gearbeitet. Die österreichischen Streitkräfte sind streng hierarchisch gegliedert und der Ablauf bei Beschaffungen erfolgt gemäß den Grundlagen des militärischen Rüstungsplanes. Dieser festgelegte Plan zur Neuanschaffung von Rüstung gliedert sich in die Planungs-, die Einführungs-, die Nutzungs- und die Ausscheidungsphase. Um altbewährte Arbeitsschritte oder Arbeitsmethoden mit Projektarbeit zu ersetzen, bedarf es einer Menge von Änderungen im bestehenden System. Eine Umgestaltung einer vorhandenen, altgedienten Struktur in eine neue, betriebswirtschaftlich moderne Struktur stößt oftmals auf Widerstand. Der Veränderungsprozess zu einer neuartigen Organisationsstruktur ist mit Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen zu bewerkstelligen. Einführungsbereiche und Veränderungsmanagement sind genau und sorgfältig festzulegen, zu koordinieren und zu timen. Mit Hilfe des Projektes der Beschaffung des Transporthubschraubersystems Black Hawk, wurde Projektmanagement im betriebswirtschaftlichen Sinne mit verglichen und analysiert. Daraus ergibt sich: Es besteht eine Gleichartigkeit des militärischen und privatwirtschaftlichen Projektmanagements, welche sich hauptsächlich auf die Basis bezieht. Gewisse Phasen des Projektmanagements sind beim österreichischen Militär anders definiert oder aufgrund von bestehenden Regelungen überflüssig. Die Kenntnisse der 4
betriebswirtschaftlichen Disziplin sind mangelhaft vorhanden. Der allgemeingültige Ansatz ist für eine Anwendung im ÖBH nicht der ideale. Grundsätzlich ist das Österreichische Bundesheer für projektmanagementorientiertes Arbeiten geeignet, da z.b. im Falle von Beschaffungen sämtliche für ein Projekt notwendige Kriterien erfüllt werden. Wegen der bestehenden Struktur und Kultur im Unternehmen sind Elemente des Projektmanagements jedoch nur in bestimmten Bereichen anzuwenden. Der für die Projektarbeit im ÖBH geeignete Bereich ist aufgrund des Planungsumfanges die oberste Führung. Eine Methode um Projektmanagement in die Organisation Österreichisches Bundesheer einzubringen ist jene, bei der ein Ast eines Hierarchiebaumes entnommen und in diesem, bereits mittels eines Projektes, das Projektmanagement eingeführt wird. Generell ist denkbar, dass Teile, Phasen oder Arbeitsschritte aus dem Projektmanagement entnommen werden und flexibel für Vorhaben und Tätigkeiten beim Österreichischen Bundesheer angewendet werden. 5