Kalkulation bearbeitet von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Pick.1 Vorbemerkungen.1.1 Berechnungsgrundlagen Die Kalkulationsbeispiele sind vereinfacht mit stark gekürztem Leistungsverzeichnis dargestellt. Das LV enthält nur die Hauptpositionen. Daher sind die ermittelten Kosten und Preise nicht direkt in die Praxis übertragbar. Die Beispiele sind so angelegt, dass die Grundlagen und die Rechenvorgänge leicht nachvollziehbar sind. Die Kalkulationen sind mit Hilfe des Tabellenkalkulationsprogramms Excel 2000 von Microsoft erstellt. Dieses Programm ist lediglich als Rechenhilfe eingesetzt, nicht als vollwertiges Baukalkulationsprogramm. Das Format der Rechenblätter orientiert sich an den in der Praxis üblichen Formularen für die Kalkulation von Hand. Auf den Einsatz und die Vorführung von EDV-Programmen für die Kalkulation von Bauleistungen wurde bewusst verzichtet. Diese mächtigen sogenannten Branchenprogramme umfassen das gesamte Zahlenwerk einer Bauunternehmung. Sie sind zum Verständnis und zur Erlernung der Kalkulation von Bauleistungen ungeeignet. In den Beispielen werden bei der Darstellung der Zahlenwerte die in der Praxis üblichen Schreibweisen verwendet: Stunden mit (hochgestelltem) h, auch wenn über der Spalte die Dimension z.b. 17,5 h Stunden steht, um Verwechslungen mit sicher auszuschließen oder 17,5 h Euro-Beträge mit der Dimension, in Berechnungen ohne Dimension in den folgenden Formen: Euro-Beträge auf Cent ausgeschrieben, immer mit 2 Stellen z.b. 258,00 Euro-Beträge auf volle gerundet (nicht zulässig bei Preisen, z.b. Einträgen im LV) z.b. 258,- Tausend Euro, z.b. in der Leistungsmeldung z.b. 12 T Alle Beispiele basieren auf den Stammdaten einer Musterbaufirma (s. Abschnitt 13 Kalkulation in Zahlentafeln für den Baubetrieb [.1]): Stundenansätze Gerätekosten Materialkosten Fremdleistungskosten. Diese Stammdaten müssen in der Musterbaufirma vorhanden sein. Sie können vom Kalkulator nicht verändert werden. Die Daten werden für jedes Objekt ausgewählt und in Objektdateien abgelegt. Dort können sie verändert werden. Für das Verständnis der Kalkulationsbeispiele wird die Kenntnis der Bauverfahren (Arbeitsablauf, Geräteeinsatz, Schalsysteme usw.) vorausgesetzt..1.2 Lohnkosten Tariflöhne: Der letzte Lohntarif ist zum 01.04.2005 ausgelaufen. Er wurde im Juni 2005 neu verhandelt und am 2.07.2005 von den Parteien angenommen. Ergebnis: Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 3 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich ab 01.01.2006, dadurch Lohnreduzierung von 2,5 %. Tarifliche Arbeitszeiten im Sommer (April bis November) 41 Stunden, im Winter (übrige Monate) 38 Stunden.
.1 Vorbemerkungen 147 Die Löhne und Gehälter steigen in den alten Bundesländern zum 01.04.2006 um 1,0 %. Ab 01.0.2005 werden als Übergangslösung 7 monatliche Einmalzahlungen von 30,00 gezahlt. Das entspricht etwa 1 % Lohnsteigerung. Mindestlohntarifvertrag: Die tariflichen Mindestlöhne sind zugleich gesetzliche Mindestlöhne. Lohngruppe 1 für Ungelernte (Werker) 10,20 /Stunde, Lohngruppe 2 für Gelernte (Fachwerker, Maschinisten und Kraftfahrer) 12,30 /Stunde, in den neuen Bundesländern 8,80 /Stunde bzw.,80 /Stunde. Die Mindestlöhne unterliegen nicht der Tariferhöhung. Zum 01.0.2006 und zum 01.0.2007 ist eine Erhöhung um jeweils 0,10 /Stunde vereinbart. Lohnzusatzkosten für 2006: Basis 8 % für 2005, s. [.1] Tafel 13.4. Für 2006 ergibt sich eine Änderung der bezahlten Feiertage von 8 auf 11, da weniger Feiertage auf Samstage oder Sonntage fallen (siehe Bild.1). Daraus resultiert eine Erhöhung der anteiligen Soziallöhne von 4,0 % um 1,5 % auf 5,5 % (11 Feiertage/200 produktive Arbeitstage). Für 2006 ergeben sich für die Unternehmer Absenkungen: Aus der Verschiebung der Krankenkassenbeiträge zu Lasten der Arbeitnehmer 0,45 %, aus dem Wegfall des Lohnausgleichs ab 01.01.2006 0,4 % und durch die Verringerung der Urlaubsvergütung um die bisherigen bauspezifischen Ausgleichsbeträge 0,4 %, zusammen etwa 3,8 %. Lohnzusatzkosten für 2006: 8 % + 1,5 % 1,25 % = 8,25 %. In den Beispielen wird für 2006 8 % angesetzt. Bild.1 Produktive Arbeitstage 2006
148 Kalkulation.1.3 Gerätekosten Die Gerätekosten werden nach den Rechenansätzen der Baugeräteliste 2001 [.2] mit beitriebsinternen Erfahrungswerten für den Kaufpreis, die Nutzungsdauer (Nutzungsjahre und Vorhaltemonate) und die Reparaturkosten ermittelt. Der Zinssatz wird marktgerecht angenommen. Der Gerätekostenindex auf der Basis 2000 = 100 lag 2005 bei 105, für 2006 wird 106 angesetzt. Aus der Erhöhung der tariflichen Arbeitszeit ergibt sich eine Änderung der monatlichen Vorhaltestunden von 170 auf 175..1.4 Stoffkosten Die Preise für Baustoffe sind weitgehend konstant (s. [.1] Tafel 13.14). Ausnahme: Baustahl. Hier ergaben sich für 2005 gegenüber 2002 Schwankungen zwischen 150 % (Januar bis Juni 2005) und 200 % (Juni bis September 2004). Eingesetzt wurden die Preise von Ende 2005. Der Kalkulator muss die Preisentwicklung am Baustoffmarkt sehr genau verfolgen und den Ansatz für die Bauzeit vorschätzen. Ölprodukte steigen ebenfalls stark. Der Preis für Diesel wird mit 1,00 /Liter angesetzt, mit der zurzeit gültigen Mehrwertsteuer 1,16 /Liter..2 Einzelberechnungen.2.1 Gerätekosten Mobilbagger (Leistungsgerät) für das Projekt Kanalbau: Anlegen der Stammdaten Bezeichnung: Hydraulikbagger auf Rädern, EDV: MOBILBAGGER HYD Hersteller: Caterpillar Typ: M 315 Kennwert nach BGL [.2] : Motorleistung 1 kw Werte nach BGL: Grundgerät BGL-Gruppe: BGL.-Nr.: Bagger ohne Ausleger, Zusatzausrüstungen und Löffel D.1.01 Hydraulikbagger auf Rädern > 6 t Eigengewicht D.1.01.1 (Kennwert 1 KW) Zusatzgeräte und Zusatzausrüstungen Zusatzgeräte: Auslegerunterteil und Auslegeroberteil, Tieflöffel. Zusatzausrüstungen: Schildabstützung, Überlastwarneinrichtung und Lasthaken am Tieflöffel für Kranarbeiten. Die Daten werden ebenfalls der BGL entnommen. Bild.2
.2 Einzelberechnungen 14 Bild.2 Auszug aus der Baugeräteliste 2001 [.2], Zusammenstellung für Mobilbagger
150 Kalkulation Stammwerte: Die Vorhaltemonate werden in der BGL von 60 bis 55 Monate angegeben. Für die Beispiele werden wie üblich- die höheren von -Werte angesetzt. Daraus ergeben sich die niedrigeren Prozentsätze für Abschreibung und Verzinsung. Die Werte für Gewicht und Kosten müssen interpoliert werden, da in der entsprechenden Tabelle die Daten für 80 und 100 kw angegeben sind. Interpolation: Beispielrechnung für das Grundgerät Kennwertdifferenz der Tabellenwerte 100 kw 80 kw = 20 kw Kennwertdifferenz zwischen unterem Tabellenwert und Gerät 1 kw 80 kw = 11 kw Gewicht 13.500 kg + 11/20 (15.500 kg 13.500 kg) = 14.600 kg Mittlerer Neuwert A 133.000,00 + 11/20 (17.000,00 133.000,00) =158.300,- Reparaturkosten R = r A = 1,6 % 158.300,00 = 2.533,- /Monat Abschreibung und Verzinsung K = k A = 2,0 % 158.300,- ( von -Wert) = 3.166,- /Monat Die gleichen Berechnungen werden für die Zusatzgeräte und Zusatzausrüstungen durchgeführt. Aus der Summe ergeben sich die Stammwerte. Bild.3 Gerätekarte, Stammdaten für einen Mobilbagger
.2 Einzelberechnungen 151 Betriebsstoffkosten Für Betriebsstoffe wird der Dieselverbrauch mit 0,18 Liter/kWh eingesetzt, der Dieselpreis mit 1,00 /Liter (ohne Mehrwertsteuer). Für Schmier- und Pflegestoffe wird ein Zuschlag von 12 % addiert. Die Ansätze für den Verbrauch sollten im Unternehmen laufend überprüft werden, die Kraftstoffkosten müssen der Preisentwicklung vorausschauend für die jeweiligen Einsatzzeiträume angepasst werden. Rüstkosten Für Auf- und Abladen sowie für An- und Abbau von Einrichtungen fallen keine Kosten an, da das Gerät im arbeitsbereiten Zustand selbstfahrend zur Baustelle gelangt. Ansatz für das Projekt mit BGL-Werten Bild.4 Die Stammdaten des Gerätes werden für die Kalkulation in das jeweilige Projekt übernommen und aktualisiert und angepasst. Die Werte der BGL 2001 sind auf der Grundlage des Basisjahres 2000 mit dem Index i = 100 % ermittelt. Sie müssen für die Kalkulation mit dem Gerätekostenindex für das Baujahr des Projektes korrigiert werden. Der Gerätekostenindex wird für 2006 mit 106 % erwartet. aktueller Wiederbeschaffungswert = i x A = 1,06 20.74,- = 222.572,- aktuelle Abschreibung und Verzinsung: K = 2,05 % 222.572,- = 4.563,- /Monat aktuelle Reparaturkosten: Für die Kalkulation sind für den in der BGL angegebenen Lohnanteil der Reparaturkosten noch die lohnbezogenen Zuschläge und die Werkstattumlage zu ergänzen. Der Lohnanteil der Reparaturkosten r L beträgt nach BGL 60 %. Der lohnbezogene Zuschlag LZK für 2006 wird im Unternehmen für 2006 mit 8 % angesetzt, der Werkstattzuschlag r W mit 10 %. Der Zuschlag auf den Lohnanteil der Reparaturkosten ergibt sich daraus zu r LZ = LZK + (100 + LZK) r W /100 = 0,8 + 1,8 0,10 = 108 % gesamte Reparaturkosten in % des Wiederbeschaffungswertes in % r gesamt = r (1 + r L r LZ ) = 1,6 (1 + 0,60 108/100) = 2,64 % Reparaturkosten: R = 2,64 % 222.572,- = 5.876,- /Monat Vorhaltekosten: K + R = 10.43,- /Monat Kfz-Steuer und -Versicherung entfallen, da das Gerät zulassungsfrei ist und als selbstfahrende Arbeitsmaschine im Rahmen der Betriebshaftpflicht versichert ist. Kosten des Gerätes (Angabe bei Leistungsgeräten je Stunde, Ergebnisse gerundet): Vorhaltekosten je Vorhaltestunde: 10.43,- /Monat/175 Stunden/Monat = 60,00 /Stunde Betriebsstoffkosten je Einsatzstunde: 1 kw 0,18 Liter/kWh 1,00 /1 1,12 = 18,40 /Stunde
152 Kalkulation Bild.4 Gerätekarte, projektbezogene Daten mit BGL-Ansätzen für den Bagger Ansatz für das Projekt mit betriebsinternen Werten Bild.5 Nach Vorgabe der BGL sollen die dort angegebenen Werte für den Anschaffungspreis, die Abschreibung und Verzinsung und die Reparaturkosten im Unternehmen laufend geprüft und aktualisiert werden. Im Beispiel ergeben sich für den Bagger aus den Erfahrungen des Unternehmens folgende Abweichungen: BGL-Ansatz Betriebl. Ansatz Basisjahr x 2000 2006 Gerätkostenindex i x 100 106 kalkulatorischer Zinssatz p 6,5 % 4,5 % Kaufpreis K i x 100 % 75 % der BGL Nutzungsjahre n 7 Jahre 120 % der BGL = 8,4 Jahre Vorhaltemonate v 60 Monate 120 % der BGL = 72 Monate Reparaturkosten r 1,6 % 50 % der BGL = 0,8 % Lohnanteil der Reparaturkosten 60 % 60 % Mit diesen Werten reduzieren sich die Vorhaltekosten für den Bagger auf 28,00 /Stunde, das sind etwa 50 % des BGL-Wertes.
.2 Einzelberechnungen 153 Bild.5 Gerätekarte, projektbezogene Daten mit betriebsinternen Ansätzen für den Bagger Turmdrehkran (Bereitstellungsgerät) für das Projekt Bürogebäude: Anlegen der Stammdaten aus der BGL Bild.6 Bezeichnung: Turmdrehkran mit Laufkatzausleger, EDV: TURMKRAN LAUFKATZ Hersteller: Potain Typ: Citykran MC 85 B Kennwert nach BGL [.2]: Nennlastmoment 77 tm Grundgerät : BGL-Gruppe: BGL.-Nr.: Kran mit Gegengewichtsballast, ohne Turmstück und Zentralballast C.0.10, Turmdrehkrane mit Laufkatzausleger C.0.10.0077 (Kennwert 77 tm) Zusatzgeräte und Zusatzausrüstungen: Zusatzgeräte: Turmstücke, Kreuzrahmen und Fahrwerke, Zusatzausrüstung: Funkfernsteuerung. Die Daten werden ebenfalls der BGL entnommen. Der Zentralballast ist nicht in der BGL angeführt. Aus dem technischen Datenblatt ergeben sich 25 t, Kostenansatz 100,- /t. Für den Ballast werden die Abschreibung und Verzinsung, aber keine Reparaturkosten angesetzt. Stammwerte: Bild.7 Die Vorhaltemonate werden in der BGL von 60 bis 55 Monate angegeben. Für die Beispiele werden wie üblich- die höheren von -Werte angesetzt. Daraus ergeben sich die niedrigeren Prozentsätze für Abschreibung und Verzinsung. Die Werte für Gewicht und Kosten müssen interpoliert werden, da in der entsprechenden Tabelle die Daten für und 71 und 80 tm angegeben sind. Beispielrechnung für das Grundgerät:
154 Kalkulation Kennwertdifferenz der Tabellenwerte 80 tm 71 = tm Kennwertdifferenz zwischen unterem Tabellenwert und Gerät 77 tm 71 tm = 6 tm Gewicht 15.500 kg + 6/ (16.500 kg 15.500 kg) = 16.200 kg Mittlerer Neuwert A = 130.500,00 + 6/ (150.000,00 130.500,00) = 143.500,- Reparaturkosten R = r A = 1,1 % 143.500,00 = 1.578,50 /Monat Abschreibung und Verzinsung K = k A = 2,1 % 143.500,- ( von -Wert) = 3.013,50 /Monat Die gleichen Berechnungen werden für die Zusatzgeräte und Zusatzausrüstungen durchgeführt. Aus der Summe ergeben sich die Stammwerte. Betriebsstoffkosten Für Betriebsstoffe wird der Stromverbrauch mit 0,25 kw/kwh eingesetzt. Das bedeutet, dass im Durchschnitt die Summe aller Motoren zu 25 % der Zeit mit Volllast arbeitet. Der Preis für Baustrom wird mit 0,14 /kwh (ohne Mehrwertsteuer) angenommen. Für Schmier- und Pflegestoffe wird ein Zuschlag von 10 % addiert. Die Ansätze für den Verbrauch sollten im Unternehmen laufend überprüft werden, die Baustromkosten müssen der Lage der Baustelle (Versorgungsunternehmen) und der Preisentwicklung vorausschauend für die jeweiligen Einsatzzeiträume angepasst werden. Rüstkosten Für Auf- und Abladen fallen nach betriebsinternen Erfahrungen 0,2 h/t und für die Montage und Demontage 50 h an.