Mikroökonomie I (Märkte und Unternehmen)



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Transkript:

1 Mikroökonomie I (Märkte und Unternehmen) I. Einführung: Märkte (Varian, Ch. 1, Ch. 15, Ch. 16) Was ist Mikroökonomie? Nachfrage, Angebot und Marktgleichgewicht. II. Die Unternehmung im Wettbewerb (Varian, Ch. 17-22) Produktionstechnologie Gewinnmaximierung Faktornachfrage Kostenminimierung Kostenkurven Angebotskurven III. Marktmacht (Varian, Ch. 23, Ch. 25, Ch. 26) Monopol Oligopol Die Vorlesung orientiert sich an Varian, H.R., Intermediate Microeconomics: A Modern Approach, New York-London: Norton. Die in Klammern angeführten Kapitelverweise beziehen sich auf die 3. Auflage, 1993. (Deutsche Übersetzung: Varian, H.R., Grundzüge der Mikroökonomik, München-Wien: Oldenbourg)

2 0. Was ist Mikroökonomie? Mikroökonomie analysiert Verhalten von Wirtschaftsobjekten, Interaktion von Wirtschaftssubjekten Wirtschaftssubjekte: Haushalte (Konsumenten) Firmen (Unternehmen, Produzenten) Ausweitung auf andere Bereiche: Politiker, Beamte, Medien etc. (Ökonomische Theorie der Politik, der Bürokratie etc.) Verhalten: Rationalverhalten (Homo oeconomicus setzt Mittel optimal zur Zielerreichung ein Entscheidungstheorie) alternative Ansätze: z.b. experimentelle Ökonomie Interaktion von Angebot und Nachfrage auf einzelnen Märkten (Partialanalyse) aller Wirtschaftssubjekte auf allen Märkten (Allgemeines Gleichgewicht)

3 1. Nachfrage Welche Menge (= wieviele Einheiten) q eines Gutes wird gekauft (nachgefragt), wenn der Preis für eine Einheit des Gutes p ist? Dieser Zusammenhang wird durch die Nachfragekurve q = D (p) (bzw. kurz q (p)) beschrieben. Normalfall: D ( p) < 0 (statt D ( p) verwenden wir auch dq dp oder q ( p)).

4 Inverse Nachfragekurve (= Kurve der marginalen Zahlungsbereitschft bzw. Grenznutzenkurve ): Welchen Preis p ist ein Konsument (sind Konsumenten) für die 1., 2.,..., q-te Einheit des Gutes zu zahlen bereit? p = P (q) (kurz p (q)) mit dp dq (= p ( q )) < 0.

5 Brutto-Konsumentenrente (Gross-consumer s surplus) Die Summe der Zahlungsbereitschaften für q Einheiten eines Gutes wird als Maß für die Wohlfahrt (den Nutzen ) verwendet, welche die Nachfrage dieser Einheiten den Konsumenten stiftet. Dieses Maß wird Brutto-Konsumentenrente (Grossconsumer s surplus) genannt. Es entspricht der Fläche unter der Nachfragekurve.

6 (Netto-) Konsumentenrente ([Net-]Consumer s surplus) Brutto-Konsumentenrente (Summe der Zahlungsbereitschaften) KR b ( q) - Ausgaben für Konsum q ( = pq ) = (Netto-) Konsumentenrente ( Zahlungsbereitschaftsüberschuß ) KR( q) = KR ( q) p q q b = ps () pq () = [ Ps () pq ()] ds s= 1 0 q

7 Preiselastizität der Nachfrage Wie sensibel reagiert die Nachfrage nach einem Gut auf Preisänderungen? Elastizität = Relative (prozentuelle) Änderung der abhängigen Variable Relative (prozentuelle) Änderung der unabhängigen Varible dq dp dq ε = = q p dp p q (analog sind andere Elastizitäten definiert: Kreuzpreis-, Einkommenselastizität etc. ). Achtung: ε hängt davon ab, welcher Punkt auf der Kurve betrachtet wird (Punktelastizität)

8 Beispiel 1: Lineare Nachfragekurve q = a - bp Beispiel 2: Iso-elastische Nachfragekurve q = Ap γ mit γ > 0.

9 Individuelle und aggregierte Nachfragekurve horizontale Addition

10 2. Angebot Welche Menge q eines Gutes wird zum Verkauf angeboten, wenn der Preis p ist? Dieser Zusammenhang zwischen Menge und Preis wird durch die Angebotskurve beschrieben: q = S( p) mit S'( p) (bzw. dq / dp ) > 0.

11 Produzentenrente (Producers s surplus) Die Angebotskurve kann auch in der umgekehrten Richtung gelesen werden (inverse Angebotskurve PS ( q )): Damit die q-te Einheit auf den Markt kommt, muß mindestens der Preis p = PS ( q) geboten werden. PS ( q) entspricht also dem Wert der q-ten Einheit für den Anbieter. (Wir werden später zeigen, daß dieser Wert den Grenzkosten der q-ten Einheit entspricht). Erlös aus dem Verkauf von q Einheiten (= pq) - Summe des Wertes der q Einheiten für den Anbieter = Produzentenrente (PR)

12 3. (Wettbewerbs)märkte Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage. Im Wettbewerbsmarkt (man spricht auch von polypolitischem Markt oder vollkommenem Wettbewerb) sind Anbieter und Nachfrager Preisnehmer. Marktgleichgewicht [ E = q p ] an, daß Angebot = Nachfrage, d.h. (, ) : Der Preis paßt sich so S( p ) = D( p ). p... Gleichgewichtspreis q... Gleichgewichtsmenge

13 Ungleichgewichte (wenn p p ) vorübergehend (bis Preis an p angepaßt) bei Verzerrung von Märkten durch Politik oder Marktunvollkommenheiten Angebotsüberschuß: S( p') D( p') >0 wenn p'> p. Beispiele: Politisch auferlegte Mindestpreisregelungen ( p p > p min ) verhindern Absinken von p auf p. Ökonomisch bedingte Preisrigiditäten verhindern Absinken des Preises. (Vgl. z.b. Arbeitsmarktdiskussion).

14 Nachfrageüberschuß: S( p') D( p') <0 wenn p'< p. Beispiel: Höchstpreisregelungen ( p p < p max ) verhindern Anstieg von p auf p. (Vgl. z.b. Wohnungsmarkt etc.)

15 Effizienz des Marktgleichgewichts Bei einem vollkommenen Markt * gilt: Sozialer Überschuß (SÜ) = Konsumentenrente (KR) + Produzentenrente (PR) ist im Marktgleichgewicht maximal. * Keine Marktmacht, keine unvollkommene Information, keine externen Effekte!

16 Der Deadweightloss als Maß für den Wohlfahrtsverlust infolge ineffizienter Marktergebnisse: Bei p' p gilt: SÜ( p') < SÜ( p ) Der Verlust des sozialen Überschusses, der durch das Abweichen von p vom Gleichgewichtspreis p entsteht, entspricht der Fläche des Dreiecks AEB. Dieser Effizienzverlust wird oft auch deadweightloss (DWL) genannt. Achtung: Effizienz (SÜ) vs. Verteilung zwischen PR und KR!

17 Komparativ-statische Analyse Durch Änderung von Nachfragebedingungen (z.b. steigende Einkommen führen zu Marktausweitung, Ersatzprodukte zu einem Rückgang der Nachfrage) Angebotsbedingungen (z.b. steigende oder fallende Inputpreise, Steuern, Subventionen) ändert sich das Marktgleichgewicht. Vergleicht man Marktgleichgewichte, die sich aus verschiedenen exogenen Bedingungen ergeben, spricht man von komparativ-statischer Analyse. (Die dynamische Analyse der Anpassungsreaktionen auf exogenen Änderungen wird dabei vernachlässigt).

18 Beispiel: Kostensteigerungen Auswirkung hängt davon ab, wie elastisch Nachfrage und Angebot sind.

19 Beispiel: Auswirkungen einer spezifischen Mengensteuer mit Steuersatz τ. Steueraufkommen: τq τ = A + B Rückgang der Konsumentrente: A + C Rückgang der Produzentenrente: B + D Deadweightloss (auch Excess burden der Steuer τ genannt): C + D