Vater Mutter Kind Übereinstimmung beruflicher Interessen in der Familie. Christian Tarnai & Alexandra Langmeyer (Universität der Bundeswehr München)

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Transkript:

Vater Mutter Kind Übereinstimmung beruflicher Interessen in der Familie Christian Tarnai & Alexandra Langmeyer (Universität der Bundeswehr München) 5. Münchner Tagung für Familienpsychologie 15.2.-16.2.2008

Einfluss der Eltern auf die Kinder? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Genetischer Einfluss (Anlage/Umwelt) Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung (Erikson) Lernen am Modell (Bandura) Erziehung / Erziehungsstil / Familienklima (Baumrind, Schneewind) Bindung (Bowlby) Bereitstellung von Ressourcen (Bourdieu) Familie als wichtigste primäre Sozialisationsinstanz (Hurrelmann)

Einfluss der Eltern auf die Berufswahl Einfluss der Eltern auf Studien- und Berufswahl Studien- und Berufswahl: Neben Geschlechtsrollenorientierung, Prestige des Berufs und Fähigkeiten der Person sind die Interessen bedeutend (Gottfredson, 1981, 2002). Folglich auch Einfluss der Eltern auf die beruflichen Interessen bzw. Interessenorientierungen (Holland, 1973, 1997)

Persönlichkeits- und Interessenorientierungen nach Holland (1) Tarnai & Langmeyer (5. MTFP, München 2008) R realistic: Praktisch-technische Orientierung Personen dieses Typs bevorzugen Tätigkeiten, die Kraft, Koordination und Handgeschicklichkeit erfordern und zu konkreten, sichtbaren Ergebnissen führen. Sie weisen Fähigkeiten und Fertigkeiten vor allem im mechanischen, technischen, elektrotechnischen und landwirtschaftlichen Bereich auf, während sie erzieherische oder soziale Aktivitäten eher ablehnen. I investigative: Intellektuell-forschende Orientierung Personen dieses Typs bevorzugen Aktivitäten, bei denen die Auseinandersetzung mit physischen, biologischen oder kulturellen Phänomenen mit Hilfe systematischer Beobachtung und Forschung im Mittelpunkt steht. Sie weisen Fähigkeiten und Fertigkeiten vor allem im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich auf.

Persönlichkeits- und Interessenorientierungen nach Holland (2) Tarnai & Langmeyer (5. MTFP, München 2008) A artistic: Künstlerisch-sprachliche Orientierung Personen dieses Typs bevorzugen offene, unstrukturierte Aktivitäten, die eine künstlerische Selbstdarstellung oder die Schaffung kreativer Produkte ermöglichen. Ihre Fähigkeiten liegen vor allem im Bereich von Sprache, Kunst, Musik, Schauspiel und Schriftstellerei. S social: Soziale Orientierung Personen dieses Typs bevorzugen Tätigkeiten, bei denen sie sich mit anderen in Form von Unterrichten, Lehren, Ausbilden, Versorgen oder Pflegen befassen können. Ihre Stärken liegen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Persönlichkeits- und Interessenorientierungen nach Holland (3) Tarnai & Langmeyer (5. MTFP, München 2008) E enterprising: Unternehmerische Orientierung Personen dieses Typs bevorzugen Tätigkeiten und Situationen, bei denen sie andere mit Hilfe der Sprache oder anderer Mittel beeinflussen, zu etwas bringen, führen, auch manipulieren können. Ihre Stärken liegen im Bereich der Führungs- und Überzeugungsqualität. C conventional: Konventionelle Orientierung Personen dieses Typs bevorzugen Tätigkeiten, bei denen der strukturierte und regelhafte Umgang mit Daten im Vordergrund steht, z.b. Aufzeichnungen führen, Daten speichern, Dokumentationen führen, mit Büromaschinen arbeiten u.ä. (ordnend-verwaltende Tätigkeiten). Ihre Stärken liegen im Bereich rechnerischer und geschäftlicher Fähigkeiten.

Hexagonales Modell von Holland Realistic Investigative Conventional Artistic Enterprising Social

Weitere Grundannahmen Hollands Konsistenz Stimmigkeit, die durch die Nähe im Hexagon bestimmt wird: unmittelbare bzw. benachbarte Nähe = hohe Konsistenz Differenziertheit Interessensprofil mit eindeutigen Höhen und Tiefen, d.h. klar abgegrenzte Struktur Kongruenz Passung bzw. Übereinstimmung von Interessen (verschiedener Personen oder Person Umwelt)

Definition des Holland-Codes Bestimmung der Person- und/oder Umweltorientierung: größte Übereinstimmung von Merkmalen und Interessen = Individueller Persönlichkeitstyp R-Typ, I-Typ, A-Typ,. Differenzierte Beschreibung des Persönlichkeitstyps: Hinznahme der zweit- und drittgrößten Ähnlichkeit 3 Letter-Code z.b. RIE-Typ, ESC-Typ, Tests: AIST/ UST (Bergmann & Eder, 1992), Explorix (Jörin, Stoll, Bergmann & Eder, 2003) oder Experten- bzw. Inwohnerbefragung

Einordnung von Studienfächern Realistic: Investigative: Artistic: Social: Enterprising: Conventional: Bauingenieur (RIE), Maschinenbau (RIC) Mathematik (IRS), Biologie (ISA) Theaterwissenschaften (ASI), Publizistik (AIS) Erziehungswissenschaft (SAE), Psychologie (SAI) BWL (ECI), Marketing (EAC) VWL (CIE), Rechtswissenschaften (CES)

Probleme der Holland-Codes Die Interessentypen sind nicht gleich verteilt (Berufe/ Geschlecht): z. B. bei den Berufen: Code Anzahl Berufe Realistic (R) 10 708 Investigative (I) 2 551 Artistic (A) 570 Social (S) 6 064 Enterprising (E) 10 405 Conventional (C) 5 999 Verschiedene Arten der Bestimmung können zu verschiedenen Codes führen: AIST EXPLORIX

Entwicklung der beruflichen Orientierungen Interessenorientierungen entwickeln sich in Abhängigkeit von kulturellen und personalen Umgebungseinflüssen. Eltern als primäre Sozialisationsinstanz sind eine prägende Umwelt für die Entwicklung der Orientierungen. Personen streben nach Umwelten, in denen sie ihre Interessen verwirklichen können.

Fragestellung 1 Eltern zählen zu den stärksten Einflussfaktoren der kindlichen Umwelt: strukturieren die Umwelten entsprechend ihren eigenen Orientierungen konfrontieren ihre Kinder früh und intensiv mit eigenen RIASEC-typischen Aktivitäten, Gegenständen, Personen, etc. beeinflussen in besonderem Maße die Entwicklung der Interessenorientierungen ihrer Kinder Überprüfung der Fragestellung: Stimmen Orientierungen von Eltern und Kindern überein?

Fragestellung 2 Stimmen die Interessen der Eltern überein, liegt eine homogene Umwelt vor. Laut Hollands Theorie übernehmen die Kinder die Interessen der Eltern in diesem Fall eher. Überprüfung der Fragestellung: Sind übereinstimmende Elternpaare prägender?

Bisherige Befunde zur Übereinstimmung (1) Übereinstimmung Eltern Kinder: Uneinheitliche Befunde: - Mittlere Ähnlichkeiten zwischen Müttern und Töchtern, sowie Vätern und Söhnen (Miller, 1994) - Übereinstimmung der Orientierungen beider Eltern mit Tochter, Vater mit Sohn am stärksten, kein Zusammenhang Mutter mit Sohn (Grandy & Stahmann, 1974) - Übereinstimmung der Interessen der Eltern mit Kinder, nicht: Mutter mit Tochter (DeWinne, Overton, Schneider, 1978) - Zusammenhänge zwischen den Interessen der Eltern und der Kinder: bei Vätern stärker als bei Müttern, bei Töchtern höhere Zusammenhänge als bei Söhnen stärkster Zusammenhang: Väter mit Töchtern (von Maurice, 2004) meist Ähnlichkeit zu Vater nachgewiesen

Bisherige Befunde zur Übereinstimmung (2) Auswirkung der elterlichen Übereinstimmung: - Je homogener die Familie, desto eher sind die Interessen von Eltern und Kindern zusammenhängend (von Maurice, 2004) - Töchter übernehmen die Orientierungen der übereinstimmenden Eltern eher als Söhne (Schneider, DeWinne & Overton, 1980) Homogene Umwelt führt zu Kongruenz

Stichprobe Erhebung bei Studierenden sozialwissenschaftlicher Studienfächer. Dominanz sozialer (Holland-Code S) und künstlerischer Orientierungen (Holland-Code A). Testdaten der Probanden, deren Eltern und Geschwister. Probanden Geschwister Summe Sohn Tochter Sohn Tochter Summe nur Vater 6 10 16 4 4 8 nur Mutter 6 25 31 9 10 19 Mutter und Vater 16 64 80 20 26 46 Summe 28 99 127 33 41 73

Methode und Operationalisierung Erfassung der beruflichen Interessen: Allgemeiner Interessen-Struktur-Test (AIST) von Bergmann & Eder (1992) Der AIST erfasst die 6 Orientierungen nach Holland (1985) mit 60 Tätigkeiten, die mit einem fünfstufigen Antwortformat entsprechend des subjektiven Interesses beurteilt werden. Erfassung von demographischen Daten

Verteilung der Typen in der Stichprobe Probanden und Geschwister Probanden R I A S E C Summe nur Vater 0 2 8 5 1 0 16 nur Mutter 1 0 9 17 3 1 31 Mutter und Vater 0 1 37 37 4 1 80 Summe 1 3 54 59 8 2 127 Geschwister R I A S E C Summe nur Vater 1 3 1 1 1 1 8 nur Mutter 4 4 4 2 3 2 19 Mutter und Vater 7 4 10 13 8 4 46 Summe 12 11 15 16 12 7 73

Verteilung der Typen in der Stichprobe Eltern Mutter R I A S E C Summe nur Mutter 1 1 5 9 14 1 31 Mutter und Vater 0 1 23 28 24 4 80 Summe 1 2 28 37 38 5 111 Vater R I A S E C Summe nur Vater 6 3 1 1 1 4 16 Mutter und Vater 18 12 6 4 13 27 80 Summe 24 15 7 5 14 31 96

Arten der Bestimmung der Ähnlichkeit Bestimmung der Ähnlichkeit bzw. der Kongruenz zweier Orientierungen (u.a.): Kongruenzberechnung auf Basis der Haupttypen (Individueller Persönlichkeitstyp) Typologische Maße (Zener-Schnuelle-Index; Iachan-Index) Formmaße (Produkt- Moment-Korrelation) Distanzmaße (Cronbachs D 2 ) Geometrisches Maß (Vergleich von Vektoren)

Bestimmung des Orientierungstyps (1) Die sechs Orientierungen bestimmen als unterschiedlich gerichtete Kräfte in der Form von Vektoren die Gestalt des Feldes. Ein aus der Feldanordnung abgeleiteter Gesamtvektor bildet durch seine Lage die vorherrschende Interessenorientierung ab (Eder, 1998).

Bestimmung des Orientierungstyps (2) Profildarstellung Felddarstellung 130 R 120 120 110 100 C 110 I 90 75 80 70 R I A S E C E 115 90 100 A S

Bestimmung der Ähnlichkeit (1) Die Ähnlichkeit von zwei Vektoren wird mit dem Kosinus des Winkels zwischen beiden Vektoren berechnet. Vektor 1 α cos α Vektor 2 cos (180 ) = -1; d.h. keine Übereinstimmung cos (90 ) = 0; d.h. mittlere Übereinstimmung cos (0 ) = 1, d.h. völlige Übereinstimmung Tarnai & Langmeyer (5. MTFP, München 2008)

Bestimmung der Ähnlichkeit (2) R Vektor 1 C I α cos α Vektor 2 E S A Bilden die Vektoren einen Winkel < 90, gelten diese als übereinstimmend. Zwischen den Orientierungen besteht Konsistenz

Beispiel 1: Vater - Mutter Kind R Vater C I Kind Mutter Vater, Mutter und Kind liegen innerhalb von 90 Vater, Kind < 90 E A Kind, Mutter < 90 Vater, Mutter< 90 Übereinstimmung Vater, Mutter und Kind S

Beispiel 2: Vater - Mutter Kind R Vater C I Mutter Vater, Mutter und Kind liegen nicht innerhalb von 90 Vater, Kind > 90 Kind, Mutter < 90 Vater, Mutter< 90 E S Kind A Übereinstimmung der Eltern, Mutter mit Kind, aber nicht Vater mit Kind

Ergebnis: Eltern + Kinder 100 Übereinstimmung mit Mutter 90 80 81.1 70 64.1 60 50 40 35.9 Proband Geschwister 30 20 18.9 10 0 Übereinstimmung Keine Übereinstimmung N(Pb)=111(100%) N(Gw)= 64(100%)

Ergebnis: Eltern + Kinder Übereinstimmung mit Vater 100 90 80 Kein signifikanter Unterschied bei Geschwistern 70 60 50 40 33.3 40.7 66.7 59.3 Proband Geschwister 30 20 10 0 Übereinstimmung Keine Übereinstimmung N(Pb)= 96 (100%) N(Gw)= 54(100%)

Ergebnis: Eltern + Kinder Übereinstimmung mit Mutter Übereinstimmung mit Vater 100 100 90 80 81.1 90 80 70 60 64.1 70 60 66.7 59.3 50 40 30 35.9 50 40 30 33.3 40.7 20 18.9 20 10 10 0 Übereinstimmung Keine Übereinstimmung 0 Übereinstimmung Keine Übereinstimmung N (Pb) = 111 N (Gw) = 64 Proband Geschwister Proband Geschwister N (Pb) = 96 N (Gw) = 54

Ergebnis: Probanden + Geschwister 100 Übereinstimmung mit Geschwistern (Geschlecht Proband unbeachtet) 90 80 70 60 50 40 30 45.1 11.0 Geschwister weiblich Geschwister männlich 20 10 0 18.3 Übereinstimmung 25.6 Keine Übereinstimmung N(Pb)=82(100%) N(WG)=46 N(MG)=36 Tarnai & Langmeyer (5. MTFP, München 2008)

Ergebnis: Eltern + Kinder + Geschwister 60 Übereinstimmung der Eltern 50 8.7 40 30 20 43.5 21.7 Keine Übereinstimmung der Geschwister Übereinstimmung Geschwister 10 26.1 0 Übereinstimmung der Eltern Keine Übereinstimmung der Eltern N(Pb m. Gw) =46 Tarnai & Langmeyer (5. MTFP, München 2008)

Ergebnis: Eltern + Kinder + Geschwister Bei Übereinstimmung der Eltern + Übereinstimmung der Geschwistern: Übereinstimmung mit Mutter und Vater 100 90 80 75 70 65 60 50 40 35 Probanden Geschwister 30 20 20 10 0 Übereinstimmung mit Mutter Übereinstimmung mit Vater N = 20

Resümee und Ausblick Die Orientierungen der Probanden und ihrer Geschwister stimmen mit denen ihrer Mütter überein. Entgegen der Theorie entsprechen die Orientierungen der Probanden nicht denen ihrer Väter. Mögliche Ursache: S/A- Studienfächer Stimmen Geschwister in ihren Orientierungen überein, so sind die Geschwister meist weiblich. Stimmen die Eltern in ihren Orientierungen überein, so stimmen auch die Geschwister überein (entsprechend der Theorie), diese stimmen allerdings im einzelnen wiederum überwiegend mit der Mutter überein.

Literatur Bergmann, C. & Eder, F. (1992). Allgemeiner Interessen-Struktur-Test. Göttingen: Beltz. Bergmann, C. & Eder, F. (1999). Allgemeiner Interessen-Struktur-Test / Umwelt-Struktur- Test. Manual (AIST/UST), 2. korrig. Aufl. Göttingen: Beltz Test. Betsworth, D., Cooper, C., Grotevant, H., Hansen, J.,Scarr, S. & Weinberg, R. (1994). Genetic and Environmental Influences on Vocational Interests Assessed using Adoptive and Biological Families and Twins Reared Apart and Together. Journal of Vocational Behavior, 44, 263-278. DeWinne, R.F., Overton, T.D. & Schneider, L.J. (1978). Types Produce Types - Especially Fathers. Journal of Vocational Behavior, 12, 140-144. Eder, F. (1998). Differenziertheit der Interessen als Prädiktor der Interessenentwicklung. In J. Abel & Ch. Tarnai, Pädagogisch psychologische Interessenforschung in Studium und Beruf (S. 63-77). Münster: Waxmann. Grandy, T.S. & Stahmann, R.F. (1974). Types Produce Types: An Examination of Personality Development using Holland s Theory. Journal of Vocational Behavior, 5, 231-239. Holland, J.L. (1985). Making Vocational Choices. A Theory of Vocational Personalities and Work Environments. Englewood-Cliffs, NJ: Prentice-Hall. Hurrelmann, K. (2002). Einführung in die Sozialisationstheorie (8. vollst. überarb. Aufl.). Weinheim: PVU. Maurice, v. J. (2004). Generationenübergreifende Interessenrelationen im Spielgel einer Theorie der Person-Umwelt-Passung. Unveröffentlichte Dissertation, Universität Trier. Miller, M.J. (1994). Congruence between Parent s and Children s Three-Letter Holland Codes. Psychological Reports, 74, 1387-1390. Nagy, G. (2005). Berufliche Interessen, kognitive und fachgebundene Kompetenzen: Ihre Bedeutung für die Studienfachwahl und die Bewährung im Studium. Unveröffentlichte Dissertation, Freie Universität Berlin.

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