Kernsymptome. Aufmerksamkeitsdefizit. mindestens 6 von 9 Kriterien müssen zutreffen!

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Transkript:

ADHS und Sucht Behandlungs- und Missbrauchsgefahr 27.02.2016 Alexandra Kutzelnigg Univ. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Medizinische Universität Wien

The Hidden Disorder Depression Anxiety Personality disorder Drug dependence ADHD Ramos-Quiroga JA et al. J Atten Disord 2012 Aug 22.

ADHD across Life Span Behavioural problems Academic problems Social maladaptation Poor self-esteem Legal problems Injuries, tobacco, SUD Comorbidities! Pre-school School age Adolescence Adult Behavioural problems Academic problems Social maladaptation Self-esteem Vocational problems Interpersonal relations Self-esteem Substance abuse, Comorbidities! Accidents mainly symptoms of inattention, less hyperactivity Barkley, 2006

Kernsymptome Aufmerksamkeitsdefizit 1. ist häufig unaufmerksam gegenüber Details, häufige Flüchtigkeitsfehler 2. ist häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit (beim Arbeiten, bei sonstigen Aktivitäten) aufrechtzuerhalten 3. hört häufig scheinbar gar nicht zu, auch wenn er/sie direkt angesprochen wird 4. führt Aufgaben/Pflichten am Arbeitsplatz nicht so zu Ende, wie sie erläutert wurden 5. ist häufig beeinträchtigt, Aufgaben, Vorhaben und Aktivitäten zu organisieren 6. vermeidet Arbeiten, die geistige Anstrengung erfordern 7. verlegt/verliert häufig wichtige Gegenstände (Schlüssel, Brille, etc.) 8. wird häufig von externen Stimuli abgelenkt 9. ist im Alltag (Termine, Telefonate, Verabredungen) oft vergesslich mindestens 6 von 9 Kriterien müssen zutreffen! DSM IV Checkliste nach Retz-Junginger, Retz & Rösler

Kernsymptome Hyperaktivität 10. zappelt häufig mit Händen oder Füßen oder windet sich beim Sitzen 11. hat Schwierigkeiten, längere Zeit sitzen zu bleiben (z.b. Kino, Theater) 12. fühlt sich häufig unruhig 13. kann sich schlecht leise beschäftigen / ist laut dabei 14. ist ständig in Bewegung und wirkt wie aufgezogen Impulsivität 15. häufig Probleme, abzuwarten, bis andere ausgesprochen haben 16. ist häufig ungeduldig und kann nicht warten, bis er/sie an der Reihe ist 17. unterbricht und stört häufig andere bei ihren Beschäftigungen 18. redet häufig exzessiv, ohne Rücksicht auf Reaktionen aus der Umgebung mindestens 6 von 9 Kriterien müssen zutreffen! DSM IV Checkliste nach Retz-Junginger, Retz & Rösler

Komorbidität adulte ADHD bei anderen psychiatrischen Diagnosen Disorder ADHD Rate Major Depression 1 20% Bipolare Störungen 2 15% GAD 3 20% Substanzabusus 4 25% Reevaluation therapieresistenter Patienten bzgl. ADHD 1. Alpert et al. Psychiatry Res. 1996. 2. Nierenberg et al. APA Presentation. 2002. 3. Fones et al., J Affective Dis; 2000 4. Wilens. Psych Clin N Am; 2003.

Relationship between ADHD and SUD over the Lifespan Wilens TE. New research on ADHD and substance use disorder. Presented at the 158th annual meeting of the American Psychiatric Association; May 21 26, 2005; Atlanta, Ga

ADHD and SUD Wilens TE, Biederman J, Mick E, et al. Attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) is associated with early onset substance use disorders. J Nerv Ment Dis 1997;185:475 482

ADHD and SUD in Adulthood Wilens TE. Attention-deficit/hyperactivity disorder and the substance use disorders: the nature of the relationship, subtypes at risk, and treatment issues. Psychiatr Clin North Am 2004;27:283 301

DD ADHD mit komorbider SUD Diagnostische Problembereiche: Überlappung der SUD und ADHD-Symptome - Intoxikation / Entzug - neuropsycholog. Defizite (transient/permanent) - SUD-Sympt. als ADHD missinterpretiert und umgekehrt (Risikoverhalten, etc.) weitere Begleiterkrankungen (Angsterkrankungen, affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen) Problem der retrospektiven Diagnose subthreshold ADHD (partielle Remission)

komorbide ADHD beeinflusst SUD-Verlauf früherer Beginn bzgl. Substanzabusus (1,2) häufiger drop-outs aus SUD-Behandlung (1,2,3,4,5) höhere Raten an anderen psych. Komorbiditäten (Angst, Depression, Persönlichkeitsstörungen) (1,2,3) weniger Remissionen bzgl. SUD (4,6) längerer Verlauf der SUD (=längerer Verlauf bis zur Remission) (4,5,6) schwerere SUD Verläufe (4,5,6) 1. Carroll KM, Rounsaville BJ. History and significance of childhood attention deficit disorder in treatment-seekin g cocaine abusers. Compr Psychiatry 1993;34:75 82 2. Schubiner H, Tzelepis A, Milberger S, et al. Prevalence of attention-deficit/hyperactivity disorder and conduct disorder among substance abusers. J Clin Psychiatry 2000;61:244 251; Levin FR, Evans SM, Kleber HD. Prevalence of adult attention-deficit hyperactivity disorder among cocaine abusers seekin g treatment. Drug Alcohol Depend 1998;52:15 25 3. Levin FR, Evans SM, Kleber HD. Prevalence of adult attention-deficit hyperactivity disorder among cocaine abusers seeking treatment. Drug Alcohol Depend 1998;52:15 25 4. Perez de los Cobos J et al. Pharmacological and clinical dilemmas of prescribing in co-morbid adult ADHD an d addiction BJCP 2012; 77: 337-356 5. Levin FR, Evans SM, Vosburg SK, et al. Im pact of attention-deficit hyperactivity disorder and other psychopathology on treatment retention among cocaine abusers in a therapeutic community. Addict Behav 2004;29:1875 1882 6. Wilens TE, Biederman J, Mick E. Does ADHD affect the course of substance abuse? findings from a sample of adults with and without ADHD. Am J Addict 1998;7:156 163

ADHD and SUD in Adults II Biederman J, Wilens T, Mick E, et al. Psychoactive substance use disorders in adults with attention deficit hyperactivity disorder (ADHD): effects of ADHD and psychiatric comorbidity. Am J Psychiatry 1995;152:1652 1658

Prädiktoren für SUD bei Adoleszenten mit ADHD komorbide bipolare Störung persistierende ADHD komorbide Störung des Sozialverhaltens / (antisoziale) Persönlichkeitsstörung Symptome des Aufmerksamkeitsdefizits im Rahmen der ADHD Wilens TE, Biederman J, Kwon A, et al. Risk of substance use disorders in adolescents with bipolar disorder. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2004;43:1380 1386 Wilens TE, Biederman J, Milberger S, et al. Is bipolar disorder a risk for cigarette smoking in ADHD youth? Am J Addict 2000;9:187 195

Prävention der SUD bei Jugendlichen mit ADHD Protektiver Effekt von medikamentösen Therapieoptionen (MPH, ATX) bzgl. späterer SUD? 2 Studien mit sign. protektiven Effekten 1 Studie mit moderat protektivem Effekt 2 Studien ohne protektiven Effekt 1 Studie mit nachteiligem Effekt lt. Metaanalyse insgesamt protektiver Effekt Wilens TE, Faraone SV, Biederman J, et al. Does stimulant therapy of attention-deficit/hyperactivity disorder beget later substance abuse? a meta-analytic review of the literature. Pediatrics 2003;111:179 185

What should be treated first? Adapted from Stahl s Illustrated Attention Deficit Hyperactivity Disorder, Cambridge University Press 2011, p55..

Problembereiche in der Therapie von ADHD & SUD zumindest jeder 5. Patient in einem SUD- Behandlungssetting leidet auch an einer (a)adhd: - sichere und wirksame Substanzen in der pharmakologischen Therapie der ADHD bei komorbider SUD? - Interaktionspotential zwischen Medikation und div. Substanzen? - Diagnose- / Therapiemöglichkeiten bei florider SUD? - evtl. non-medical use von ADHS-Medikation bzw. Weitergabe? - Gefahr der Exazerbation der SUD bzw. weiterer psychiatrischer Komorbiditäten - schlechtere Prognose der SUD bei unbehandelter, komorbider ADHD? Perez de los Cobos J et al. Pharmacological and clinical dilemmas of prescribing in co-morbid adult ADHD and addiction BJCP 2012; 77: 337-356

Pharmakotherapie bei ADHD & SUD I erste Publikationen: hpts. case reports rezente Studien: an größeren Stichproben, mit unterschiedlichen Substanzen doppel-blinde, placebo-kontrollierte Studien mit Stimulantien: - keine Besserung der SUD-Symptome - überwiegend Besserung der ADHD Symptomatik - keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse - keine Exazerbation der SUD - keine expliziten Hinweise bzgl. Weitergabe als Komplikation - langwirksame Formulierungen sollten bevorzugt eingesetzt werden (kein Abhängigkeitspotential: ATX, niedriges A.: OROS MPH, ER MPH, LDX) Schubiner H, Saules KK, Arfken CL, et al. Double-blind placebo-controlled trial of methylphenidate in the treatment of adult ADHD patients with comorbid cocaine dependence. Exp Clin Psychopharmacol 2002;10:286 294 Riggs PD, Hall SK, Mikulich-Gilbertson SK, et al. A randomized controlled trial of pemoline for attention-deficit/hyperactivity disorder in substance-abusing adolescents. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2004;43:420 429 Levin FR, Evans SM, Brooks DJ, et al. Treatment of methadone-maintained patients with adult ADHD: double-blind comparison of methylphenidate, bupropion and placebo. Drug Alcohol Depend 2006;81:137 148 Levin FR, Evans SM, Brooks DJ, et al. Treatment of cocaine dependent treatment seekers with adult ADHD: Double-blind comparison of methylphenidate and placebo. Drug Alcohol Depend 2007;87:20 29

Pharmakotherapie bei ADHD & SUD II Generelle Ergebnisse aus klinischen Studien (cave: methodische Heterogenität!) in Kurzzeitstudien meist geringere Effektivität der jeweiligen ADHD-Medikation bei Patienten mit ADHD & SUD im Vergleich zu Patienten ohne SUD meist keine Veränderung der SUD-Symptomatik unter ADHD-Med. (keine Verebsserung, aber auch keine Exazerbationen!) hohe Plazeboresponseraten in klinischen Studien (45-55%) weitere Einflussfaktoren: psychosoziale Interventionen, engmaschige Therapiesettings unspezifische Effekte? weitere methodische Problembereiche: keine Stratifizierung nach ADHS-Subtyp, Schweregrad der ADHS bzw SUD, etc. Perez de los Cobos J et al. Pharmacological and clinical dilemmas of prescribing in co-morbid adult ADHD and addiction BJCP 2012; 77: 337-356

Non-Stimulantien bei Patienten mit ADHD und SUD Non-Stimulantien als Therapie 1. Wahl: - Atomoxetin - Bupropion - Desipramin - Modafinil - Tricyclika - Clonidin, Guanfacin

Atomoxetine Efficacy in Adult ADHD and Alcohol Abuse Wilens et al. 2008 demonstrates robust effects of atomoxetine for reducing ADHD symptoms in adult ADHD patients with comorbid alcohol abuse and suggests a positive effect for reducing cumulative heavy drinking events over time *ES=Effect Size Wilens et al. Drug Alcohol Depend 2008;96:145-154.

Atomoxetine Efficacy in Adult ADHD and Alcohol Abuse (cont d) Cumulative Heavy Drinking Days 35 30 25 20 15 10 5 0 Atomoxetine Placebo Recurrent Heavy Drinking 0 20 40 60 80 100 Follow-up Time (Days) Event ratio=0.737 p=.0230 Wilens et al. 2008 demonstrates robust effects of atomoxetine for reducing ADHD symptoms in adult ADHD patients with comorbid alcohol abuse and suggests a positive effect for reducing cumulative heavy drinking events over time Wilens et al. Drug Alcohol Depend 2008;96:145-154.

Zusammenfassung ADHS & SUD ADHS = wichtiger Risikofaktor für Suchterkrankungen in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter! Wilens T. Psychiatr Clin North Am 2004; 27: 283-301 Für Patienten mit komorbiden Erkrankungen (Angst, Depression, BP, Persönlichkeitsstörungen) potenziert sich das Risiko für Suchterkrankungen Wilens T Prim Psychiatry 2004; 11:63-70 In der Gruppe der erwachsenen Suchtpatienten sind ADHS- Betroffene deutlich überrepräsentiert: ca. 15-25% der Suchtund Alkohol-Patienten erfüllen die Kriterien einer AADHS Wilens T Prim Psychiatry 2004; 11:63-70, Wilens T. Alcohol Health Res World 1998; 22: 127-130. Klinische Charakteristika und Verlauf von Suchterkrankungen werden maßgeblich durch eine komorbid bestehende ADHS beeinflusst: - früherer Krankheitsbeginn - rascheres Fortschreiten von Abusus zu Abhängigkeit - ungünstigere Remissionsraten und längerer Verlauf bis zur Remission bei ADHD Patienten Wilens et al. J Nerv Ment Dis 1997; 185: 475-82, Wilens et al. Am J Addict 1998; 7: 156-63.