Hohe Investitionen auf geringer Faktenbasis. Eine Studie zur Zukunft des Media- und Kommunikationsmanagements



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Transkript:

Hohe Investitionen auf geringer Faktenbasis Eine Studie zur Zukunft des Media- und Kommunikationsmanagements in Unternehmen Stand 18. Oktober 2012 1

Hohe Investitionen auf geringer Faktenbasis Eine Studie zur Zukunft des Media- und Kommunikationsmanagements in Unternehmen Wer heute Wettbewerbsvorteile gewinnen will, muss professionell mit seinen Zielgruppen kommunizieren. Das gilt nicht nur für klassische Marketingbranchen wie Konsumgüter, sondern auch für Energieanbieter, Banken und andere Wirtschaftszweige. Unternehmen müssen in diesem Zusammenhang vor allem zwei Aufgaben lösen: Die richtigen Medien und Kommunikationskanäle auswählen sowie deren Nutzung planen, steuern und kontrollieren (Mediamanagement) Effektive Kommunikationsmaßnahmen für alle Medien und Kanäle entwickeln (Kommunikationsmanagement). I. AUSGANGSFRAGEN UND METHODIK DER STUDIE Das Umfeld für das Media- und Kommunikationsmanagement hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Insbesondere die Digitalisierung hat zu einem starken Anstieg der nutzbaren Mediakanäle geführt. Kaum jemand kauft heute noch ohne vorbereitende Internetrecherche, ergänzend zu Fach- oder Testzeitschriften lesen viele Kunden Nutzerkommentare in den verschiedensten Foren. Deshalb müssen Mediaund Kommunikationsmanager heute 30 Kanäle oder mehr bedienen, wo sie früher oft nicht mehr als fünf zur Verfügung hatten. Für werbetreibende Unternehmen stellt sich daher eine Reihe von Fragen, beispielsweise: Wie lassen sich Organisationsstrukturen und Prozesse am besten an die neue Kommunikationswelt anpassen? Wie ändern sich Jobprofil und Anforderungen an Kommunikationsund Mediamanager? Welche Fähigkeiten braucht das Media- und Kommunikationsmanagement als Ganzes? Wie sieht die Zusammenarbeit mit Agenturen in Zukunft aus? Um diese und ähnliche Fragen zu beantworten, haben die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) und die Marketing & Sales Practice von McKinsey & Company gemeinsam eine umfassende empirische Studie durchgeführt. Hierbei befragten sie nicht nur Akteure aus werbetreibenden Unternehmen, sondern auch aus Media- und Werbeagenturen sowie aus Medienunternehmen in zwei Phasen (Abb. 1 und 2): 2

Phase 1 (qualitativ). Auf Grundlage einer Reihe von Interviews mit 27 Topmanagern/Entscheidern (v.a. Vorstände, Geschäftsführer und Marketingleiter) formulierten die Autoren der Studie Hypothesen zu den derzeit größten Herausforderungen im Media- und Kommunikationsmanagement. Phase 2 (quantitativ). Mithilfe einer Umfrage unter 122 werbetreibenden Unternehmen, Agenturen und Medien validierten die Autoren ihre Hypothesen, formulierten Stoßrichtungen und erarbeiteten ein Zielmodell für das Media- und Kommunikationsmanagement der Zukunft. Befragt wurden überwiegend Geschäftsführer/CEOs bzw. Marketingleiter/CMOs oder Marketingmanager. Die Studie wurde in 2 Phasen durchgeführt 2011 2012 Qualitative Phase Generieren von Thesen Quantitative Phase Schärfung der Thesen und Ableitung von Zielmodellen Vorgehen Ergebnis Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Einzel- und Gruppeninterviews mit Entscheidern aus werbetreibenden Unternehmen, Media- und Kreativagenturen, Mediahäusern und Auditoren Analyse von Sekundärquellen n = 27, stabile Gesamtaussagen 5 Thesen zu einem zukunftsorientierten Mediaund Kommunikationsmanagement Dez. Jan. Febr. März April Mai Juni Schriftliche Fragebogenuntersuchung (online) mit Marketingentscheidern n = 122, davon 86 Unternehmen, 36 Agenturen und Medienunternehmen Validierung der 5 Thesen Zielmodell und Handlungsempfehlungen Abbildung 1: Phasen der Studie 3

Die Stichprobe deckt ein breites Spektrum an werbetreibenden Unternehmen und deren Marktpartnern ab Anteil an Befragten in Prozent 1 Werbetreibende Unternehmen 71 Media-/Kreativagenturen Medienunternehmen 13 16 Größe Marketingbudget (in Mio. EUR) Umsatz (in Mio. EUR) Umsatz (in Mio. EUR) < 10 10-45 45-100 100-150 > 150 1 9 14 9 66 < 10 10-25 25-45 > 150 6 31 31 31 45-100 100-150 > 150 5 5 90 Branche Konsumgüter Bank und Versicherung Gesundheitswesen/ Pharma und Chemie Automobilindustrie und Transport/Logistik Handel 10 9 2 2 59 Teil eines größeren Agenturnetzwerks Unabhängige/inhabergeführte Agentur 44 56 TV-Sender Verlag (Tageszeitungen) Verlag (Publikumszeitschriften) Radiosender Onlinemedien 30 10 20 15 5 Telekommunikation 2 Außenwerbung 15 Dienstleistungen 6 Sonstige 5 Sonstige 8 Position Geschäftsführer/CEO Marketingleiter/CMO Marketingmanager Sonstige 17 20 20 43 Geschäftsführer/CEO Account Director Sonstige 13 19 69 Geschäftsführer/CEO Marketingleiter Vertriebsleiter Sonstige 5 5 5 85 1 n = 122 Abbildung 2: Stichprobenzusammensetzung in Phase 2 II. MEDIA- UND KOMMUNIKATIONSMANAGEMENT HEUTE: HERAUSFORDERUNGEN IN EINEM SICH RAPIDE WANDELNDEN UMFELD Die in Phase 1 geführten umfassenden Interviews machten bereits deutlich, in welchem Spannungsfeld das Media- und Kommunikationsmanagement heute agiert. Dieses Gesamtbild ließ sich in fünf Thesen zusammenfassen: These 1. Die Veränderungsprozesse im Media- und Kommunikationsmanagement sind deutlich schneller geworden. 2. Das Media- und Kommunikationsmanagement soll und muss stärker unternehmerische Verantwortung übernehmen. Zitate von Topmanagern Es ist zu einer Erosion des Werts historisch aufgebauten Wissens gekommen. Es ist völlig unklar, wie das Marketing in einigen Jahren aussehen wird. Unternehmen müssen ihre Agenturen steuern, nicht umgekehrt. Die Werbetreibenden kümmern sich viel zu sehr um weiche Fakto- 4

ren, vernachlässigen gleichzeitig aber die großen Zahlungsströme. 3. Ein neuer Typus des Media- und Kommunikationsmanagers wird benötigt. 4. In Agenturen sollte es zu einer Renaissance der funktionalen Expertise kommen. 5. Das Media- und Kommunikationsmanagement selbst muss seinen Wertbeitrag messbar machen bevor es andere tun. Statt angelernten Marketern, die heute häufig in den entsprechenden Positionen sitzen, brauchen wir mehr Manager mit Fachwissen. High Potentials gehen kaum noch ins Marketing. Die Agenturen sind nach wie vor exzellent in Sachen Kreativität, verzetteln sich aber zunehmend mit Themen wie Integration und Strategie. Die Spezialisierung auf Agentur- Seite wird sich weiter verstärken müssen. Um den Erfolg des Marketings zu messen, werden auf Finance und Controlling teils obskure Kennzahlen vorgeschlagen. Von einer medienübergreifenden Währung sind wir nach wie vor weit entfernt. Solche Thesen und Zitate zeigen bereits, dass offenbar Handlungsbedarf besteht. Diesen galt es nun genauer einzugrenzen, die Thesen zu validieren und mögliche Handlungsempfehlungen quantitativ zu untermauern. In Phase 2 wurde daher die Basis der Studie verbreitert mit einer schriftlichen Onlinebefragung unter 122 Topentscheidern darunter 86 Vertreter von werbetreibenden Unternehmen (die zusammen Marketingbudgets von rund 4 Mrd. EUR steuern), sowie 16 Vertreter von Agenturen und 20 von Medienunternehmen. Auf diese Weise ließen sich die Thesen in vier von fünf Fällen bestätigen und in jedem Fall konkretisieren (Abb. 3). 5

In Phase 2 konnten die Thesen konkretisiert werden These aus Phase 1 Konkretisierung in Phase 2 Die Veränderungsprozesse im Media- und Kommunikationsmanagement sind deutlich schneller geworden Das Media- und Kommunikationsmanagement soll und muss stärker unternehmerische Verantwortung übernehmen Ein neuer Typus des Media- und Kommunikationsmanagers wird benötigt In Agenturen sollte es zu einer Renaissance der funktionalen Expertise kommen Das Media- und Kommunikationsmanagement selbst muss seinen Wertbeitrag messbar machen bevor es andere tun Ja, zudem schätzen Unternehmen ihre Fähigkeit, auf diese Veränderungen zu reagieren, deutlich höher ein als ihre Marktpartner. Insbesondere hinsichtlich neuer Medien besteht eine Lücke zwischen Relevanz und Expertise Ja, aber die Ressourcenausstattung entspricht kaum der Bedeutung des Marketings für den Unternehmenserfolg. Auch schätzen Marktpartner die Möglichkeiten des Marketings, unternehmerisch zu agieren, als deutlich geringer ein Ja, zudem stimmen Unternehmen und Marktpartner zu, dass Koordinationskompetenz in Zukunft entscheidend sein wird. Es sind Manager mit Fachwissen statt "Autodidakten" gefragt die Attraktivität einer Tätigkeit im Marketing stagniert jedoch Nein, aber es gibt keine eindeutige Präferenz für integrierte Kommunikation oder Spezialisierung. Die Unternehmen sind zufrieden mit ihren Agenturen und speziell im Mediabereich stark auf deren Expertise angewiesen Ja, zudem zweifeln insbesondere die Marktpartner an der Fähigkeit der Unternehmen, Marketingerfolge messbar zu machen und beim Topmanagement zu platzieren Abbildung 3: Hypothesen in Phase 1 und 2 der Studie Hierbei identifizierten die Autoren der Studie vor allem drei Problemfelder für das Media- und Kommunikationsmanagement: Entwertung von Wissen. 77% der Media- und Kommunikationsmanager sind der Ansicht, dass die Komplexität ihrer Disziplin in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen ist. Mit dieser Entwicklung haben die Unternehmen nicht Schritt gehalten: Während hinsichtlich klassischer Kanäle wie TV, Radio und Außenwerbung ein gewachsenes Wissen besteht, gibt es Kompetenzlücken gerade bei den Kanälen, die aus Sicht der Werbetreibenden in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden beispielsweise bei Mobile Marketing und Social Media. Fehlende Faktenbasis. Nur 15% der Unternehmen geben an, ein klares Verständnis davon zu haben, welchen Erfolgsbeitrag einzelne Kommunikationskanäle leisten. Die Marktpartner in Agenturen und Medienunternehmen sind noch deutlicher: Nur 3% trauen den Unternehmen dieses Verständnis zu. Mangelndes Topmanagement-Involvement. In weniger als der Hälfte der Unternehmen entspricht die hierarchische Position des Kommunikationsmanagements seiner Bedeutung für den Unternehmenserfolg, bei kleineren Werbetreibenden gilt das sogar nur für ein Drittel. Und: In weit über der Hälfte aller Unternehmen kennt das Topmanagement nicht die zentralen Fakten zur Media- und Kommunikationsstrategie 6

III. STOSSRICHTUNGEN: KOMPETENZAUFBAU ALS ZENTRALES MITTEL Aus den genannten fünf Thesen der Phase 1 haben die Autoren der Studie fünf grundsätzliche Stoßrichtungen abgeleitet. Die Befragten der Phase 2 konnten diese bereits nach ihrer Wichtigkeit bewerten (Abb. 4). Daraus ergab sich folgende Reihenfolge der Stoßrichtungen: Welche der 5 Stoßrichtungen den Unternehmen besonders wichtig ist, hängt vom Marketingbudget ab Priorisiertes Zielsystem (Mittelwert 1 ) Worauf würden Werbetreibende 10% mehr Marketingbudget verwenden? 1. 2. 3. 4. Medialeistung verbessern Kompetenzen auf- und ausbauen Kreativleistung steigern Faktenbasis verstärken 5. Wirkungsmessung optimieren 17 16 16 16 17 17 15 14 15 15 19 13 14 18 15 23 Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) Marketingbudget 10-45 Mio. EUR (n = 32) Marketingbudget > 45 Mio. EUR (n = 23) Mittelwert aller Unternehmen 26 36 39 41 1 Mittelwert der Konstantsummenskala (vergeben wurden 100%) Abbildung 4: Priorisierung der fünf Stoßrichtungen Hierbei wird deutlich, dass nicht allen werbetreibenden Unternehmen dasselbe wichtig ist. So entschieden sich vor allem Unternehmen mit kleinerem oder mittlerem Marketingbudget (unter 10 bzw. unter 45 Mio. EUR) dafür, zusätzliches Budget in höhere Medialeistung zu investieren. Betrachtet man dagegen nur Unternehmen mit großem Werbebudget (ab 45 Mio. EUR), steht der Ausbau von Kompetenzen im Media- und Kommunikationsmanagement an erster Stelle. Im Folgenden werden die fünf Stoßrichtungen detaillierter betrachtet und Maßnahmen genannt, mit denen das jeweilige Ziel am besten zu erreichen ist. Auch hier differenzieren die Autoren wieder zwischen Unternehmen mit verschieden großen Marketingbudgets. 7

1. Medialeistung verbessern Hintergrund: Viele werbetreibende Unternehmen haben Mediastrategie, -planung und -einkauf fast vollständig ausgelagert (Abb. 5). Mediastrategie, -planung und -einkauf wurden zu einem hohen Grad outgesourct < 10 Mio. EUR (n = 31) Nutzung von Mediaagenturen 1 Entwicklung Mediastrategie Komplett in-house Komplett outgesourct 5,6 5,8 5,9 Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Operative Mediaplanung Mediaeinkauf Effizienzmessung/ Erfolgskontrolle 5,7 6,0 6,3 6,2 5,9 6,1 5,3 4,8 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "Aufgabe wird komplett in-house bewerkstelligt" bis 7 = "komplett outgesourct" Abbildung 5: Outsourcing im Mediamanagement Dies ist Standard im Mediamanagement und grundsätzlich auch nicht problematisch. Gleichzeitig jedoch schätzen die werbetreibenden Unternehmen, dass sie beispielsweise über Mediaeinkaufskonditionen zu wenig wissen und zwar zu Recht, wie die Einschätzung von Agenturen und Medienunternehmen verdeutlicht (Abb. 6). Offenbar ist also mehr unternehmensinterne Expertise erforderlich. 8

Werbetreibende schätzen die Transparenz hinsichtlich der Mediaeinkaufskonditionen als gering ein Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) Transparenz über Mediaeinkaufsrabatte und Sicherheit, jederzeit optimale Einkaufskonditionen zu haben 1 2,0 3,9 4,0 6,0 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 6: Transparenz hinsichtlich Mediaeinkaufskonditionen Empfehlungen: Damit Investitionen in Medialeistung künftig möglichst gut wirken, sollten Unternehmen ihre Mediaagenturen aktiver steuern. Hierzu muss nicht jeder Mediamanager selbst einen Mediaplan schreiben können er sollte die Vorschläge seiner Agentur aber verstehen und sie mit Alternativen vergleichen können. Insgesamt sollte jedes Unternehmen genug interne Mediaplanungskompetenz aufbauen, um zu Folgendem in der Lage zu sein: Die Mediastrategie aktiv mitzugestalten Agenturempfehlungen zu hinterfragen und zu verbessern Klare Benchmarks/Erwartungen an die Agenturen zu formulieren. Den Umfrageergebnissen zufolge schätzen kleinere Werbetreibende diesen Kompetenzaufbau als nicht so wichtig ein. Das birgt Risiken, denn ohne hinreichende Expertise in der Mediaplanung besteht die Gefahr, zusätzliches Mediabudget nicht effektiv zu investieren. 2. Kompetenzen auf- und ausbauen Hintergrund: Fast alle Akteure (Werbetreibende, Agenturen, Medienunternehmen) stimmen der Aussage zu, dass das Media- und Kommunikationsmanagement in den vergangenen fünf Jahren deutlich anspruchsvoller geworden ist (Abb. 7). 9

Die Anforderungen im Media- und Kommunikationsmanagement nehmen stetig und immer schneller zu Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget Das Mediamanagement ist heute deutlich anspruchsvoller als vor 5 Jahren 1 6,2 6,3 6,1 6,3 5,9 < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) Das Kommunikationsmanagement ist heute deutlich anspruchsvoller als vor 5 Jahren 1 5,6 5,9 6,0 6,2 6,0 77% der Media- und Kommunikationsmanager sind der Ansicht, dass die Komplexität ihrer Disziplin in den vergangenen 5 Jahren stark gestiegen ist 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 7: Entwicklung der Anforderungen im Media- und Kommunikationsmanagement Zudem erwarten alle Marktteilnehmer, dass der Wandel weiterhin so schnell oder sogar noch schneller voranschreiten wird wie bisher. Das mag zunächst trivial klingen ( Alles wird immer komplexer. ), doch es hat greifbare Auswirkungen auf die werbetreibenden Unternehmen. Insbesondere wird deren vorhandenes Wissen entwertet. Anders gesagt: Sie haben zwar viele Kompetenzen, doch liegen diese vor allem bei Kanälen, deren Bedeutung tendenziell abnimmt, beispielsweise bei Print- und TV- Werbung. Das Kompetenzniveau für Kanäle mit steigender Bedeutung ist dagegen eher gering, beispielsweise bei Mobile Marketing und Social Media (Abb. 8). 10

Zwischen der zukünftig erwarteten Relevanz einzelner Medien und den entsprechenden Kompetenzen klafft eine Lücke Sponsoring Postalisches Direktmarketing Klassische TV-Werbung Printwerbung Tageszeitungen -0,5-1,0-1,8-2,0 Zukünftige Relevanz geringer als vorhandene Kompetenz Einschätzung der werbetreibenden Unternehmen 1 Printwerbung Magazine -2,1 Mobiles Marketing 2,0 Elektronisches Direktmarketing Social Media Bewegtbildwerbung im Internet SEO/SEM 2 1,4 1,2 1,0 1,0 Zukünftige Relevanz größer als vorhandene Kompetenz 1 Differenz zwischen wahrgenommener Relevanz und Kompetenz der Unternehmen hinsichtlich des jeweiligen Mediums; erhoben auf einer 7-Punkte- Skala von 1 = "sehr geringes Know-how/stark sinkende Relevanz" bis 7 = "sehr großes Know-how/stark steigende Relevanz" 2 SEO = Suchmaschinenoptimierung, SEM = Suchmaschinenmarketing Abbildung 8: Vergleich von Kompetenzen und erwarteter zukünftiger Relevanz ausgewählter Kanäle Die folgende Matrix zeigt, wie sich Kompetenzen und Relevanz bei Unternehmen mit unterschiedlich hohem Marketingbudget verteilen (Abb. 9). 11

Vergleich von wahrgenommenem Relevanzanstieg und wahrgenommener Kompetenz Kompetenz 1 TV Unternehmen mit Marketingbudget < 10 Mio. EUR 10-45 Mio. EUR > 45 Mio. EUR 6,5 TV 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 TZ TZ TZ PZ PZ Banner PZ Radio OOH TV Radio OOH OOH Radio Onlinevideo Banner Social SEO/SEM 2 Onlinevideo SEO/SEM Banner E-Mail Social SEO/SEM 2 Social Onlinevideo E-Mail E-Mail 0 0 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 Relevanz 1 1 Frage Relevanz: "Im Folgenden würden wir gerne wissen, wie Sie die Relevanz einzelner Medien bzw. Kommunikationsformen für die Markenkommunikation in den nächsten Jahren einschätzen. Bitte benutzen Sie für Ihre Antwort eine Skala von 1-7 (1 = "stark sinkende Relevanz", 7 = "stark steigende Relevanz")." Frage Kompetenz: "Im Folgenden würden wir gerne wissen, wie Sie die Kompetenz/das Know-how in Ihrem Unternehmen (hinsichtlich der Funktionsund Wirkungsweise, des Managements, und des effizienten Einkaufs) bezüglich einzelner Medien bzw. Kommunikationsformen einschätzen."; bitte benutzen Sie für Ihre Antwort eine Skala von 1-7 (1 = "sehr geringes Know-how vorhanden", 7 = "sehr starkes Know-how vorhanden")." 2 SEO = Suchmaschinenoptimierung, SEM = Suchmaschinenmarketing QUELLE: McKinsey Abbildung 9: Vergleich von wahrgenommenem Relevanzanstieg und wahrgenommener Kompetenz Empfehlungen: Werbetreibende Unternehmen haben also erhebliche Kompetenzlücken zu schließen. Reines Training on the Job greift hierbei aber zu kurz. Denn die Befragten glauben entgegen landläufiger Meinung offenbar nicht, dass Marketing jeder (lernen) kann (Abb. 10). 12

Es ist schwierig, die vor diesem Hintergrund erforderlichen Fachkenntnisse "on the job" zu lernen Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Im Kommunikationsmanagement lassen sich die erforderlichen Fachkenntnisse leicht "on the job" lernen 1 3,0 2,9 3,3 3,4 3,0 Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) Im Mediamanagement lassen sich die erforderlichen Fachkenntnisse leicht "on the job" lernen 1 3,6 3,3 3,0 3,3 3,1 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 10: Einschätzung zum "On-the-job"-Lernen im Media- und Kommunikationsmanagement Empfehlungen: Um die richtigen Kompetenzen bereitzuhalten und um aktuellen wie künftigen Herausforderungen bestmöglich gewachsen zu sein, sollten werbetreibende Unternehmen auf eine Mischung aus interner und externer Fachkompetenz setzen. In jedem Fall kommt es aber darauf an, wirklich kompetente Leute mit dieser anspruchsvollen Aufgabe zu betrauen. Hierbei wäre zunächst zu analysieren, welche Disziplinen für das jeweilige Unternehmen am relevantesten sind anhand der Höhe der heutigen Ausgaben und anhand der Erwartungen der künftigen Bedeutung verschiedener Kanäle. Für diese Disziplinen sollten die Unternehmen Expertise aufbauen. Hierbei werden vor allem große Unternehmen erfahrene Fachleute einstellen gleichzeitig aber auch Lernmöglichkeiten für die bestehenden Mitarbeiter bereitstellen. Kleinere Unternehmen (ebenso wie größere Unternehmen bei weniger relevanten Fragen) können extern auf Spezialwissen zugreifen, etwa indem sie sich branchenübergreifend mit Kollegen austauschen oder externe Experten hinzuziehen (Abb. 11). 13

Kompetenzen: Spezialwissen ist notwendig durch eine Kombination von Maßnahmen wird es verfügbar Maßnahmen 1 zum Auf- und Ausbau von Kompetenzen Marketingbudget < 10 Mio. EUR Marketingbudget 10-45 Mio. EUR Marketingbudget > 45 Mio. EUR Lernmöglichkeiten für bestehende Mitarbeiter zur Verfügung stellen 5,1 Lernmöglichkeiten für bestehende Mitarbeiter zur Verfügung stellen Externe, spezialisierte Mitarbeiter mit medienspezifischer Expertise einstellen 5,5 Austausch mit Kollegen aus anderen Branchen forcieren Netzwerk an externen Dienstleistern etablieren, welches das Management beratend unterstützt Externe, spezialisierte Mitarbeiter mit medienspezifischer Expertise einstellen 5,0 4,5 Externe, spezialisierte Mitarbeiter mit medienspezifischer Expertise einstellen Austausch mit Kollegen aus anderen Branchen forcieren Netzwerk an externen Dienstleistern etablieren, welches das Management beratend unterstützt 4,7 4,7 4,5 Lernmöglichkeiten für bestehende Mitarbeiter zur Verfügung stellen Austausch mit Kollegen aus anderen Branchen forcieren Verbesserung der Karriereperspektiven, um High Potentials zu gewinnen und langfristig zu binden 5,4 5,3 4,8 Verbesserung der Karriereperspektiven, um High Potentials zu gewinnen und langfristig zu binden 4,3 Verbesserung der Karriereperspektiven, um High Potentials zu gewinnen und langfristig zu binden 4,5 Netzwerk an externen Dienstleistern etablieren, welches das Management beratend unterstützt 4,6 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "vollkommen ungeeignet" bis 7 = "sehr geeignet" Abbildung 11: Priorisierte Maßnahmen zum Ausbau von Kompetenzen Es gilt also, Kompetenzen aus verschiedenen Quellen zu nutzen, um die vorhandenen Lücken bestmöglich zu schließen. Das bedeutet jedoch auch, dass die Unternehmen in der Lage sein müssen, diese Quellen zu koordinieren und zu integrieren. Diese Fähigkeit zur Orchestrierung wird auch von den Werbetreibenden selbst als entscheidende Qualifikation der Zukunft gesehen (Abb. 12). 14

Integrations- und Koordinationskompetenz nimmt an Bedeutung zu Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Die Fähigkeit, verschiedene interne und externe Kompetenzen zu koordinieren, wird bedeutender 1 4,3 4,8 4,5 3,8 3,5 Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 12: Entwicklung der Bedeutung von Integrations- und Koordinationskompetenz 3. Kreativleistung steigern Hintergrund: Unternehmen stellen an Kreativagenturen zwei tendenziell widersprüchliche Anforderungen. Einerseits sollen die Agenturen alle kommunikativen Disziplinen im Sinne integrierter Kommunikation beherrschen, andererseits sollen sie auch tiefgehende Expertise in jeder einzelnen Disziplin bereithalten. Tatsächlich liefern aber nur wenige Agenturen Bestleistungen in beiden Gebieten. Deshalb stehen die Werbetreibenden häufig vor der Wahl. Aus der Umfrage ergibt sich hierzu zwar kein eindeutiges Bild, aber eine leichte Präferenz für integrierte Kommunikation (Abb. 13). 15

Unternehmen votieren weder eindeutig für Full-Service- Angebote im Sinne integrierter Kommunikation noch für Spezialisierung Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Kreativagenturen sollten das gesamte Leistungsspektrum im Sinne einer integrierten Kommunikation abbilden 1 4,8 5,5 4,4 Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) auf einzelne Fachdisziplinen spezialisiert sein 1 3,4 4,0 3,4 3,8 3,8 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 13: Bevorzugter Agenturtyp 16

Aufschlussreich war bei den Analysen zu dieser Stoßrichtung auch, wie die Werbetreibenden die Leistungen der Agenturen einschätzen: Unabhängig vom Typ der Agentur sind die Werbetreibenden mit deren Leistungen im Durchschnitt durchaus zufrieden und zwar noch mehr, als dies die Agenturen selbst vermuten (Abb. 14). Mit den Agenturleistungen sind die Unternehmen zufriedener, als die Agenturen vermuten Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Zufriedenheit mit der Leistung der herangezogenen Kreativagenturen 1 4,3 4,6 5,1 4,2 3,9 Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) 4,7 Zufriedenheit mit der Leistung der herangezogenen Mediaagenturen 1 3,5 4,3 5,5 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" 2 Statement: "Unser Unternehmen hat die notwendigen Kompetenzen, Tools und Daten, um zukünftigen Veränderungen und Herausforderungen im Media- und Kommunikationsmanagement effektiv zu begegnen." Abbildung 7: Zufriedenheit mit Agenturen Empfehlungen: Künftig sollten die Werbetreibenden nicht nur kritisieren, sondern auch anerkennen, was die Agenturen leisten. Eine solche Feedbackkultur im Sinne eines beständigen Dialogs scheint momentan noch vielerorts zu fehlen. Wie schon bei den Mediaagenturen (s.o. Stoßrichtung 1) ausgeführt, sollten die Unternehmen jedoch auch in der Lage sein, Agenturempfehlungen jederzeit zu hinterfragen. Zudem scheint die starke Präferenz für Full-Service-Agenturen nur bedingt nachvollziehbar, weil sich ja gerade für einzelne Disziplinen Kompetenzlücken herausgestellt haben: Spezialisierte Agenturen könnten solche Kompetenzlücken schließen, während die Unternehmen selbst die verschiedenen Maßnahmen wieder verstärkt selbst orchestrieren sollten dies ist schließlich eine Kernaufgabe des Media- und Kommunikationsmanagements. Bei der Frage nach den geeignetsten Maßnahmen, um die Kreativleistung zu verbessern, votieren die Unternehmen dann auch selbst für Agenturen mit tiefgehender Expertise in einzelnen Disziplinen im Widerspruch zur beschriebenen generellen Präferenz für Full-Service-Agenturen (Abb. 15). 17

Kreativleistung: Fachdisziplinen sollten die Unternehmen auch weiterhin outsourcen, die Orchestrierung aber eher selbst übernehmen Maßnahmen 1 zur Steigerung der Kreativleistung Marketingbudget < 10 Mio. EUR Marketingbudget 10-45 Mio. EUR Marketingbudget > 45 Mio. EUR Verpflichtung von Kreativagenturen mit Expertise/ Exzellenz in spezifischen Kommunikationsdisziplinen Verpflichtung von Kreativagenturen mit Expertise/ Exzellenz in spezifischen Kommunikationsdisziplinen 5,0 Verpflichtung von Kreativagenturen mit Expertise/ Exzellenz in spezifischen Kommunikationsdisziplinen 4,7 Ausbau und Verbesserung von Pre-Tests 4,6 Ausbau und Verbesserung von Pre-Tests 4,6 Ausbau und Verbesserung von Pre-Tests 4,5 Stärkere Involvierung von Endkunden in die Entwicklung der kreativen Leitidee 4,0 Stärkere Involvierung von Endkunden in die Entwicklung der kreativen Leitidee 3,5 Stärkere Involvierung von Endkunden in die Entwicklung der kreativen Leitidee 4,3 Verpflichtung einer Full- Service-Agentur, die das gesamte Kommunikations-/ Mediaspektrum abdeckt Ausbau unternehmensinterner Expertise (z.b. Inhouseagentur) 3,8 3,1 Ausbau unternehmensinterner Expertise (z.b. Inhouseagentur) Verpflichtung einer Full- Service-Agentur, die das gesamte Kommunikations-/ Mediaspektrum abdeckt 3,3 3,3 Ausbau unternehmensinterner Expertise (z.b. Inhouseagentur) Verpflichtung einer Full- Service-Agentur, die das gesamte Kommunikations-/ Mediaspektrum abdeckt 3,8 3,8 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "vollkommen ungeeignet" bis 7 = "sehr geeignet" Abbildung 15: Priorisierte Maßnahmen zur Steigerung der Kreativleistung 4. Faktenbasis verstärken Hintergrund: Besonders bei kleineren Werbetreibenden bestätigen die Teilnehmer der Studie, dass das Media- und Kommunikationsmanagement nicht über genug Ressourcen verfügt und auch die hierarchische Position im Unternehmen unzureichend ist (Abb. 16). 18

Besonders Unternehmen mit kleinem Marketingbudget bemängeln geringe Ressourcen und schlechten Status des Media- und Kommunikationsmanagements Selbsteinschätzung In den letzten 5 Jahren wurde verstärkt in die Funktion des Mediamanagements investiert 1 3,3 4,4 5,2 3,1 2,8 Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Die hierarchische Position des Mediamanagements entspricht ihrer Bedeutung für den Unternehmenserfolg 1 Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen (n = 20) 3,2 3,2 5,0 5,6 3,6 In den letzten 5 Jahren 4,4 wurde verstärkt in die Funktion des Kommunikations- 4,8 managements investiert 1 3,2 3,5 des Kommunikationsmanagements entspricht ihrer Bedeutung für den Unternehmenserfolg 1 4,6 4,5 5,5 3,1 2,7 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 16: Investitionen in das Media- und Kommunikationsmanagement und hierarchische Position des Mediaund Kommunikationsmanagements Ein wesentlicher Grund hierfür ist offenbar die fehlende Faktenbasis: Der Mehrwert des Media- und Kommunikationsmanagements lässt sich deshalb in vielen Unternehmen kaum kommunizieren im Ringen um Ressourcen kommen dann oft andere Funktionen zum Zuge, die ihren Return on Investment schlüssiger belegen können. Es geht also darum, eine solide datengestützte Grundlage zu bilden, anhand derer das Media- und Kommunikationsmanagement argumentieren kann, beispielsweise bei Budgetverhandlungen und gegenüber dem Controlling. Empfehlungen: Welche Maßnahmen hierfür am geeignetsten sind, hängt von der Größe des Unternehmens ab. Große Unternehmen sollten vor allem darauf setzen, Kunden- und Transaktionsdaten besser verfügbar zu machen und besser auszuwerten. Dagegen haben bei kleinen Unternehmen grundlegende Marktforschungsdaten Priorität. Grundsätzlich ist faktenbasiertes Marketing in großen Unternehmen bereits deutlich weiter verbreitet als in kleinen. 5. Wirkungsmessung optimieren Hintergrund: Nur wenige Unternehmen geben an, ein klares Verständnis davon zu haben, welchen Mehrwert einzelne Kommunikationsmaßnahmen leisten (Abb. 17). Noch deutlich kritischer sehen dies die Agenturen und Medienunternehmen die 19

natürlich als Dienstleister in der Lage sein sollten, den Mehrwert verschiedener Kanäle selbst besser zu vermitteln. In jedem Fall ist diese mangelnde Transparenz ein Kernproblem für das Media- und Kommunikationsmanagement, denn ohne entsprechende Wirkungsmessung kann man Investments kaum zielgerichtet steuern. Das Media- und Kommunikationsmanagement leidet unter einer mangelnden Faktenbasis Selbsteinschätzung Werbetreibende Unternehmen Marketingbudget < 10 Mio. EUR (n = 31) 10-45 Mio. EUR (n = 32) > 45 Mio. EUR (n = 23) Werbetreibende Unternehmen Fremdeinschätzung Media-/Kreativagenturen (n = 16) Medienunternehmen(n = 20) haben ein klares Verständnis, welchen Erfolgsbeitrag einzelne kommunikative Maßnahmen leisten 1 3,8 4,4 4,5 3,5 2,7 Nur 15% der Unternehmen geben an, ein klares Verständnis davon zu haben, welchen Erfolgsbeitrag einzelne Kommunikationskanäle leisten und nur 3% der Marktpartner trauen dies den Unternehmen zu 1 Mittelwert auf einer 7-Punkte-Skala von 1 = "stimme überhaupt nicht zu" bis 7 = "stimme voll und ganz zu" Abbildung 8: Verständnis des Erfolgsbeitrags einzelner kommunikativer Maßnahmen Empfehlungen: Unternehmen, Medien und Agenturen sollten gemeinsame Standards dafür entwickeln, wie sich der Mehrwert von Investitionen in die Kommunikation messen lässt (Abb. 18). Hierbei können sie auf bewährte Ansätze zurückgreifen, die jedem Werbetreibenden einen geeigneten Einstieg ermöglichen: Unternehmen mit geringerem Kommunikationsbudget sollten sich darauf konzentrieren, wenige, aber zentrale Größen zu messen (Absatzzahlen und Kommunikationskennzahlen wie Recall/Recognition, aber auch Markenimage). Unternehmen mit größerem Kommunikationsbudget stehen vor einer breiten Palette von Ansätzen, die bedarfsgerecht eingesetzt werden können (bis hin zu ökonometrischer Modellierung, die Marketinginputs mit -outputs, insbesondere ökonomischen Effekten, in Beziehung setzt). 20